WASSERPROJEKT – TAGEBUCH: KONFERENZ 19.SEPT 2022

(Letzte Änderung: 20.September 2022)

Kontext

Dieser Bericht ist Teil des Tagebuchs vom Wasser-Projekt.

Aufgabenstellung

Im Bericht von der Sitzung vom 5.September 2022 hatte es folgende Ergebnisfeststellung gegeben:

  1. Die Idee von Hugo mit dem Berliner Projekt ‘Gieß den Kiez’ [1] sollte in das Format unseres konkreten Vorgehensmodells eingepasst und dabei schrittweise in der Gemeinde Schöneck umgesetzt werden.
  2. Parallel soll ein übergreifendes Modell    am Beispiel der Wasserversorgung von Rhein-Hessen (80% Rheinwasser), von Frankfurt (ebenfalls x% Rheinwasser und y% Vogelsberg, z% ‘selbst’), und eben auch von Schöneck (Teil des Main-Kinzig Kreises) abbilden. Auch diese Modelle sind beliebig übertragbar.
  3. Wir gingen davon aus, dass wir bis zum Treffen am 3.Oktober (trotz Feiertag) erste Ergebnisse haben können.

Ergebnisse bis zum Treffen am 19.9.22

Dass Hugo an der Sitzung am 19.September nicht teilnehmen kann, erwies sich glücklicherweise als Fehlmeldung, er war da.

Die Aufgabe Nr.2 erwies sich überraschenderweise als schwer und nicht auf die Schnelle lösbar. Wie kann dies sein?

Bei dem Versuch, die Quelle // Julian Peters, “Wasserversorgung trotz Trockenheit: Wie geht das?“, “Rheinhessen geht das Trinkwasser nicht aus. Doch die Herausforderungen durch den Klimawandel sind immens, sagt Ronald Roepke, Chef der Wasserversorgung Rheinhessen-Pfalz.” , Allgemeine Zeitung, 22.8.2022// ernst zu nehmen und zu analysieren, zeigte sich nach und nach, dass die im Artikel aufgeführten ‚Fakten‘ für die Erstellung einer Ausgangslage nicht ausreichen. Für die weiterführende Frage, welche ‚Veränderungen‘ sich identifizieren lassen, anhand deren man ‚Voraussagen/ Prognosen‘ als Arbeitshypothesen erstellen könnte, habe es keinerlei verwertbare Ansatzpunkte. Dies führt zu folgender grundsätzlichen Fragestellung:

Verlust an Wirklichkeit – Was tun?

Die Nicht-Verfügbarkeit von Daten (so die ersten Analysen) vor dem Hintergrund des schon zuvor festgestellten ‚Überfluss an inkompatiblen Daten‘ wirft die grundsätzliche Frage auf, ob die Idee des Wasserprojektes sich dann noch aufrecht erhalten lässt. Unsere übergreifende Aufgabenstellung lautet ja: am Beispiel der Frage nach dem Wasser wollen wir den modernen Begriff einer nachhaltigen empirischen Theorie im Kontext eines Konzeptes von Bürgerwissenchaft 2.0 illustrieren und dadurch seine Machbarkeit zeigen.

Die Vorteile einer voll funktionstüchtigen nachhaltigen empirischen Theorie sind vielfältig, setzen aber voraus, dass es (i) überhaupt Daten gibt, die Minimalanforderungen erfüllen, und dass es (ii) minimale Veränderungsfeststellungen gibt, anhand deren man Prognosen konstruieren kann. Falls Prognosen unmöglich sind, ist selbst eine minimale Skizzierung einer möglichen Zukunft unmöglich. Daten ohne minimale mögliche Zukunftshypothesen besitzen keine ‚Bedeutung‘; sie sind beliebig. Jeder kann sich denken, was er will, und keine Deutung ist falsch.

In die bisherige Liste von projektspezifischen Links haben wir schon einige Dokumente aus allen Organisationsebenen (Kommune bis Bund) aufnehmen können, auch viele Medienberichte; natürlich konnten wir noch nicht alle eingehend analysieren. Die bisherigen Eindrücke deuten aber darauf hin, dass keines dieser Dokumente (auch nicht jenes vom Bundesumweltamt) die Anforderung (ii) nach Veränderungsfeststellungen erfüllt, nicht einmal die Forderung (i) nach Fakten für die aktuelle Zustandsbeschreibung. Sollte sich dieser erste Eindruck weiter erhärten, dann müssten wir konstatieren, dass wir zwar immer mehr Dokumente haben (das ist die ’symbolische Wirklichkeit‘), dass wir aber in Verbindung mit den Dokumenten kaum eine Verankerung in der ‚empirischen Realität‘ so besitzen, dass diese Verankerung uns Zukunftsprognosen erlauben. Ein solcher Befund würde bedeuten, wir leben in einem gesellschaftlichen Zustand, den man als VERLUST AN WIRKLICHKEIT umschreiben müsste. Kein sehr beruhigender Gedanke.

Thema am Abend des 19.9.2022

Wir werden nicht umhin kommen, am Abend zu klären, was wir in dieser Situation tun können: Müssen wir schlicht ‚die Segel streichen‘, weil wir mit unseren geringen Ressourcen in absehbarer Zeit diesen Wirklichkeitsverlust nicht ausgleichen können, oder ergibt sich aus diesem Befund eine veränderte Aufgabenstellung, die Sinn macht, und die irgendwie leistbar ist. Möglicherweise müssten wir dann den ‚Zeithorizont‘ des Projektes deutlich erweitern.

Ergebnis der Sitzung am Abend des 19.September 2022

(Die gesamte Sitzung (wie auch alle vorausgehenden Sitzungen) wurde als Videomitschnitt aufgezeichnet. Auf eine Veröffentlichung dieser Videomitschnitte haben wir seit der Sitzung 5.9.22 wegen dem hohen Datenaufkommen aber verzichtet. Für Forschungszwecke stehen diese Aufnahmen aber zur Verfügung).

Die Sitzung (Hugo, Sven (in Präsenz im INM), Gerd (in Präsenz im INM)) verlief sehr konstruktiv. Hier zusammengefasst die Ergebnisse (in der Sicht von Gerd; Korrekturen möglich).

  1. Das Fehlen an geeigneten Daten für Bürger im öffentlichen Raum erscheint als gravierend.
  2. Wir deuten dies als ein tiefer liegendes kulturelles Problem, dass wir in unserer Deutschen Gesellschaft nicht gewohnt sind, weder ‚prognosefähig‘ zu denken noch in ‚Vernetzung von Faktoren‘.
  3. Wir sind uns aber einig, dass wir anhand konkreter Fragestellungen Problembeschreibungen des Alltags erstellen möchten, die dies können.
  4. Daraus haben wir folgende Anforderungen abgeleitet:
    1. Jeder Bürger soll Beschreibungen von Situationen verstehen können und sollte in der Lage sein, selber solche Beschreibungen entweder selbst zu erstellen oder in bestehende Beschreibungen seine Erfahrungen und sein Wissen mit einzubringen.
    2. Diese Beschreibungen sollen (i) für eine bestimmte Situation in einem bestimmten Zeitraum als ‚zutreffend‘ entscheidbar sein und (ii) diese Beschreibung sollte so beschaffen sein, dass man dazu auf verständliche Weise ‚Prognosen‘ für einen möglichen — oder mehrere mögliche — zukünftigen Zustand erstellen kann.
    3. Aus Sicht der Wissenschaftsphilosophie sollen diese Beschreibungen die Anforderungen einer überprüfbaren nachhaltigen empirischen Theorie erfüllen.
    4. Aus Sicht des Alltagsverstehens sollen diese Beschreibungen wie ‚Spiele‘ genutzt werden können: (i) Man hat eine Ausgangslage, (ii) man hat Spielregeln, (iii) man hat Erfolgskriterien (Gewinn/ Verlust), und (iv) man hat eine Spielanleitung, wie man das Spiel spielt. (v) Spiele kann man beliebig oft wiederholen. (vi) Durch Spielen kann man individuell und als Gruppe lernen.
  5. Wir haben uns entschieden, am Beispiel der ‚Gieß den Kiez‘-Projektidee von Hugo für die Gemeinde von Schöneck (übertragbar auf andere Gemeinden, auch im Verbund mit Berlin und Frankfurt) dieses Problem konkret weiter zu bearbeiten und dabei die Forderung der Wissenschaftsphilosophie und die Idee mit dem Spielcharakter (wird heute oft ‚Gamification‘ genannt‘) so umzusetzen, dass jeder Bürger sie verstehen und sich praktisch beteiligen kann, wenn er will.
  6. Wir sehen darüber hinaus in dem Gamification-Ansatz die Möglichkeit, über das ‚Spielen‘ eine anspruchsvollere Weise des Umgangs mit Wirklichkeit einzuüben, als unsere Kultur es bislang gewohnt ist.

Aufgrund konkreter Umstände werden im Oktober keine öffentlichen Projektsitzungen stattfinden. Die nächste öffentliche Sitzung ist am 1.Montag im November 2022 , also am 7.November 2022, 19:00 – 22:00h