Archiv der Kategorie: Spiel

THEORIE-BOX: GRUNDBEGRIFFE ALS BAUKASTEN

(Letzte Änderung: 18.Mai 2023)

–!! Noch nicht abgeschlossen . Erläuterung der Diagramme fehlen !!–

KONTEXT

Dieser Text ist Teil des Lehrprojektes ‚Citizen Science für Nachhaltige Entwicklung‘ im Sommersemester 2023.

ZUSAMMENFASSUNG

Es werden die Begriffe ‚Fiktiv-Empirisch‘, ‚(Fiktive oder Empirische) Theorie‘ ohne und mit ‚Prognosen‘, ‚(Fiktive oder Empirische) Nachhaltige Theorie‘ mit ‚Prognosen‘ sowie ‚Spiel als Nachhaltige Theorie‘ aufeinander aufbauend eingeführt. Es folgt eine kurze Anleitung zur ‚Spielentwicklung‘ mit wissenschaftlicher Absicherung. Abschließen erste Überlegungen zur Natur, Herkunft und Rolle von ‚Präferenzen‘.

FIKTIV – EMPIRISCH

(FIKTIVE oder EMPIRISCHE) THEORIE

(FIKTIVE oder EMPIRISCHE) THEORIE mit PROGNOSEN

Dis bisherigen Konzepte erklären, was der Unterschied zwischen ‚fiktiv‘ und ‚empirisch‘ ist, und was die wichtigsten Elemente einer ‚Theorie‘ sind. Das Konzept ‚Nachhaltigkeit‘ kam noch nicht vor. Dieses ist aber heute — nahezu — ‚in aller Munde‘. Was soll man sich darunter vorstellen? Wie passt dies zu den bisherigen Konzepten?

NACHHALTIGKEIT: starke und einfache Nachhaltigkeit

Wie im einführenden Text zur Lehrveranstaltung ausführlich dargestellt wurde, verlangt die Ermöglichung des ‚Fortbestands‘ einer Population auf dem Planet Erde nicht nur die generelle Fähigkeit, die materiellen Strukturen des Lebens verändern zu können, sondern darüber hinaus auch ’steuernder Fähigkeit‘ durch mögliche ‚Bewertungen‘, welche der erkannten möglichen Optionen die ‚bessere‘ zu sein scheinen, um einen Fortbestand von möglichst vielen zu ermöglichen. Nur in solch einem Zusammenwirken von ‚Verfügbarkeit materieller Ressourcen‘ mit ‚Verfügbarkeit kognitiver und emotionaler Ressourcen für Bewertungen‘ erschießt sich eine ‚mögliche Zukunft‘.

In der ‚Tagesdiskussion‘ über Nachhaltigkeit beschränkt sich die Betrachtung von Nachhaltigkeit sehr oft nur auf die Frage der Verfügbarkeit von bestimmten ‚materiellen Ressourcen‘ (z.B. ‚Trink-Wasser‘, ‚Nahrung‘, ‚Energie‘) und deren möglichen ‚Erschöpfung‘ bzw. deren mögliche ’negativen Nebenwirkungen‘ (z.B. ‚Zerstörung von Biodiversität‘, ‚Vergiftung von Böden‘, ‚Vermüllung der Ozeane durch Plastik‘).

Diese eher eingeschränkte Perspektive des Diskurses über Nachhaltigkeit soll hier ‚einfache Nachhaltigkeit‘ genannt werden, und jene mit der umfassenden Perspektive ’starke Nachhaltigkeit‘.

(FIKTIVE oder EMPIRISCHE) NACHHALTIGE THEORIE

SPIEL als eine (FIKTIVE oder EMPIRISCHE) NACHHALTIGE THEORIE mit PROGNOSEN

THEORIE-BASIERTE SPIELE ENTWICKLUNG

Nach der Klärung der Grundbegriffe deutet sich an, in welcher Weise man ‚iterativ‘ ein ‚Spiel‘ zu einem Thema (zu einer Problemstellung) entwickeln kann. Hier in einem kurzen Überblick.

  1. Es gibt ein Thema/ eine Problemstellung (z.B. Bevölkerungsentwicklung).
  2. Es ist klar, auf welches Raumgebiet sich das Thema bezieht und es ist klar ab welchem Zeitpunkt man das Thema in seiner möglichen Dynamik betrachten will und in welcher zeitlichen Erstreckung hinter diesem Zeitpunkt (z.B. ab 2023 und dann ca. 30 Jahre, bezogen auf verschiedene Kommunen; mindestens eine Kommune pro Spieler))
  3. Für ein ‚Spiel‘ benötigt man minimale Bewertungen, wann eine Partei ‚gewonnen‘ und wann ‚verloren‘ hat. Man muss versuchen, mal mit einer möglichen Form von Bewertung zu starten (im Fall der Bevölkerungsentwicklung ist nicht so ganz klar, was ist ‚wünschenswert‘: mehr Einwohner, weniger, konstant, mehr Geburten, mehr Sterbefälle, …. Angenommen hier, man hat gewonnen, wenn man nach 30 Jahren die Zahl der Einwohner in seiner Kommune ‚möglichst konstant‘ gehalten hat.).
  4. Man muss eine Ausgangslage festlegen, mit der ein Spiel starten soll. Dazu gehören minimal folgende Elemente:
    • Wie viele Spieler (Spielparteien, Teams,…) können teilnehme? (z.B. vier, jeder mit mindestens einer Kommune)
    • Welche Eigenschaften charakterisieren die Ausgangslage? (z.B.: Anzahl der Einwohner einer Kommune, Geburtenrate bisher, Sterberate bisher, Zuzug bisher, Wegzug bisher, usw.)
  5. Man muss festlegen, welche ‚Veränderungen‘ bezogen auf eine Spielsituation möglich sind. Diese werden in Form von ‚Spielregeln‘ formuliert (Wer darf wann Was Wie tun?)(z.B. wann kann man die aktuelle Zahl der Einwohner E unter Berücksichtigung von Geburten, Sterbefällen, Zuzug und Wegzug in einer Kommune verändern. ).
  6. Man muss eine ‚Spielanleitung‘ formulieren, die beschreibt, wie man die Spielregeln anwenden soll. (z.B. z.B. indem man das Spiel in ‚Spiel-Runden‘ organisiert, jede Spielrunde ein Jahr repräsentiert, und jeder Spieler in einer Runde die Spielregeln auf seine Kommunen ’so und so‘ anwendet).
  7. Testen der bisherigen Annahmen mit richtigen Spielern, ob und wie gut es sich spielen lässt.
  8. Erkennen die Spiele-Entwickler (= Theorie-Produzenten), dass sich die bisherigen Annahmen noch ‚verbessern‘ lassen, dann kann man eine neue Version des Spiels festlegen und alle die Änderungen einarbeiten (Punkte 1-6), von denen man glaubt, dass sie helfen, die Gesamtwirkung des Spiels zu ‚verbessern‘.
  9. Man wiederholt den Punkt 7 (Testen).
  10. Sind die Spiele-Entwickler mit ihrem ‚Werk‘ zufrieden‘, dann geben sie das Spiel frei für den Gebrauch.

Sowohl vor Beginn der Spiele-Entwicklung als auch nach der Spiele-Entwicklung sollten die Spiele-Entwickler, die ja letztlich ‚Theorie-Entwickler‘ sind, klären, welche ‚Erklärungsfunktion‘ ihr Spiel erfüllen soll (vorher) bzw. erfüllt (nach Fertigstellung). Folgende Fragen können hilfreich sein:

  1. Welchen möglichen Bezug zur ‚realen Welt‘ (zu einer realen Kommune) sehen sie?
  2. Wie lassen sich die einzelnen Elemente ihres Spiels in die Sachverhalte der realen Welt abbilden?
  3. Was sind die ‚Stärken‘ ihres Spiels, was die ‚Schwächen‘?
  4. Was kann man aus dem Spiel ‚lernen‘?

Das folgende Schaubild kann den Prozess der Spielegenerierung im Kontext einer empirischen nachhaltigen Theoriebildung zusätzlich kommentieren.

Aus Sicht eines Teams — eine Gruppe von Bürgern, die versuchen, sich ein Bild von bestimmten Prozessen in ihrer Gemeinde zu machen — unterscheidet sich die Perspektive der Erstellung einer (empirischen nachhaltigen) Theorie und jener der Spielegenerierung einerseits, andererseits überlappen sie sich.

THEORIE

Um eine Theorie zu erstellen, müssen sie einerseits einen bestimmten Bereich ihrer Kommune näher untersuchen (Texte, Dokumente, Interviews, Fotos, Videos, spezielle Messungen, …), andererseits müssen sie versuchen, in die Vielfalt der Phänomene eine ‚Ordnung‘ hinein zu bringen (Welche Elemente? Welche Beziehungen? …). Die Ordnung ist ‚konzeptuell‘ und damit immer ‚fiktiv‘, die Beobachtungen sind mehr oder weniger ‚empirisch‘. Im Wechselspiel von ‚fiktiver Ordnung‘ und ‚empirischem Bezug‘ entstehen ‚Konzepte mit empirischem Bezug‘, im Grenzfall eine ‚empirische Theorie‘ (wobei eine ‚Theorie‘ — siehe oben — eine Reihe von strukturellen Merkmalen aufweist).

SPIEL

Bei der Entwicklung eines Spiels verläuft der Prozesse eher umgekehrt: man beginnt mit den ‚fiktiven Konzepten‘, die eine Theorie auszeichnen, und sucht dann dazu ‚passende konkrete Werte‘, die die Konzepte ‚konkret‘ machen. Diese konkreten Werte sind aber in der Regel keine direkten ‚empirischen Daten‘, da dies ein Spiel zu schwerfällig machen würden. Sie haben aber eine gewisse ‚Nähe‘ zu empirischen Phänomenen, so dass ein ‚Transfer‘ zu echten empirischen Phänomenen ansatzweise möglich ist. Bei einem guten Spiel lassen die benutzten Konzepte und die benutzten konkreten Daten aber so viel ‚Nähe‘ zur Realität erkennen, dass man durch das Spiel etwas von der unterstellten Realität im Spielen erkennen und damit über diese Realität lernen kann.

KREATIVES DESIGN

Gegenüber einer Theorie kommt beim Spiel noch eine spezielle Dimension hinzu: das kreative Design. Um die Konzepte und konkreten Werte eines Spiels realisieren zu können muss man dieses in ein ‚konkretes Geschehen umsetzen‘. Eine solche Umsetzung geschieht nicht 1:1, sondern es gibt einen riesigen ‚Raum an Möglichkeiten‘, wie diese Umsetzung stattfinden kann. Für die ‚Ausnutzung dieses Spielraums‘ braucht man das, was salopp ‚Fantasie‘ genannt wird, ‚Kreativität‘. Dies beruht auf Fähigkeiten, die nur begrenzt ‚erlernbar‘ sind. Die einen haben Sie mehr, die anderen weniger. Die gleichen Konzepte und konkreten Werte können im einen ‚Design‘ die potentiellen Spieler faszinieren, und im anderen eben nicht.

PRÄFERENZEN / BEWERTUNGEN/ WERTE … Was ist das? Wo kommen diese her?

(Letzte Änderung: 6.Mai 23)

Bislang wurde der Begriff ‚Nachhaltig‘ nur in Verbindung mit dem Begriff ‚Nachhaltige Theorie‘ verwendet. Eine Theorie wird als ’nachhaltig‘ bezeichnet, wenn ihre theoretisch möglichen Folgezustände (Prognosen, Inferenzen) mit ‚Präferenzen‘ (Normen, Werten, …) in Verbindung gebracht werden. Im Falle einer ‚fiktiven Theorie‘ sind diese Bewertungen dann auch mit einem Vorbehalt versehen: sie bewegen sich im Raum von Prognosen, deren empirischer Gehalt nicht geklärt ist. Im Falle einer Theorie mit nachgewiesenem empirischen Bezug wirken die Präferenzen direkt auf die reale Gestaltung der realen Welt. Sie sind sozusagen ‚folgenschwer‘. Solcherart empirisch gedeutete ‚Präferenzen‘ können sich als ‚falsch‘ erweisen und können damit das Leben real schädigen. Präferenzen haben daher ‚von sich aus‘ (‚a priori‘) nicht notwendigerweise einen absoluten Wahrheitsanspruch. Sie sind immer zurück-gebunden an den verfügbaren Wissensraum, der per se für Menschen ein ‚gewordener‘ ist, ‚endlich‘, ‚hypothetisch‘ und ‚aus sich heraus‘ keine absolute Wahrheit garantieren kann. Trotz ihres generischen fiktiven Charakters müssen sich Präferenz also ebenfalls über eine empirische Deutung ‚bewahrheiten’/ ‚bewähren’/ ‚beweisen‘.

Diese hier praktizierte Kopplung des Begriffs ‚Nachhaltigkeit‘ an einen expliziten Theoriebegriff ist natürlich nicht unausweichlich. Aber da die Struktur einer Theorie die bislang beste bekannte Form ist, um jedwede Form von vorfindlicher Realität ‚zum Sprechen zu bringen‘, soll der Begriff der ‚Nachhaltigkeit‘ hier bei ‚grundsätzlicher Sprechweise‘ immer als Bestandteil einer theoretischen Struktur gesehen werden, die maximal Voraussagen möglich macht.

Diese Überlegungen eröffnen aber eine Denkperspektive, die so bislang in den Überlegungen dieses Blogs noch nicht vorkam (auch nicht in den ‚benachbarten‘ Blogs ‚cognitiveagent.org oder uffmm.org).

Wie die kleine Skizze vom 6.Mai 23 andeutet, führen diese Überlegungen zum ‚Ursprungsort‘ von Präferenzen, und alles deutet darauf hin, dass dieser ‚im Menschen‘ zu suchen ist, und zwar an der Schnittstelle zwischen ‚bewusst – unbewusst‘. Das ‚Bewusstsein‘ ist quasi die ‚Außenseite‘ des ‚Inneren des Körpers‘, eine Art ‚Ereignismembran‘: während im Gehirn zu jedem Zeitpunkt unendliche viele Prozesse gleichzeitig stattfinden — genauso auch in allen anderen Bereichen der Körper-Galaxie –, ist uns selbst nur ein äußerst minimaler Bruchteil dieser Ereignisse ‚bewusst‘; alles andere ist ‚unbewusst‘. Und das, was uns ‚bewusst‘ ist, das sind nicht die ‚Ereignisse selbst‘, die sich im Körper abspielen, sondern das sind ‚Signale‘ im Gehirn, die vielfältige komplexe Transformationen auf dem Weg vom ‚Ereignis-Ursprung‘ zum ‚bewussten Ereignis‘ durchlaufen haben. Und es ist kein Wunder, dass sich die — bis heute kaum erforschte — Vielfalt der Zell-Galaxie des Körpers in ebenso vielfältigen bewussten Ereignissen ‚ausdrückt‘. Philosophen (einige) sprechen im Fall der ‚bewussten Ereignisse‘ auch gerne von ‚Phänomenen‘ als ‚Inhalte unseres Bewusstseins‘. Auch in der Philosophie hat sich herumgesprochen, dass diese ‚Phänomene‘ nicht die ‚ganze Wahrheit‘ repräsentieren; streng genommen repräsentieren sie überhaupt keine Wahrheit, sondern sind ‚Einzelereignisse‘ in einem kaum fassbaren Universum von — weitgehend unbewussten — anderen Ereignissen, die selbst kontinuierlichen Veränderungen unterliegen. Nur im Kontext dieses gigantischen Veränderungsstroms kann es Beziehungen geben, Muster, die auf zugrunde liegenden Strukturen verweisen.

Ohne die noch ausstehenden Überlegungen vorweg zu nehmen lässt sich aber erkennen, dass es innerhalb der bewussten Ereignismenge eine Teilmenge — von mehreren — gibt, die angesichts der Geschichte des menschlichen Handelns äußerst dominant erscheint: das sind jene Phänomene, die wir unter dem Begriff ‚Triebe/ Bedürfnisse‘ versammelt haben: ‚Hunger‘, ‚Durst‘, ‚Sexualtrieb‘, ‚Schlafen‘, … um nur einige zu nennen. Diese Triebe sind mit unserem Körper ‚einfach da‘, werden als solche auch nicht ‚in Frage gestellt‘, sondern sie gehen als stillschweigende ‚Prämissen‘ in alles Handeln und Denken mit ein. Dazu natürlich noch viele andere ‚Verhaltenstendenzen‘, die sich in unserer Körpergalaxie finden.

Langsam scheinen wir Menschen zu ‚erahnen‘, dass das Gesamtverhalten der menschlichen Population nicht nur alles andere Leben langsam zerstört, sondern auch unsere eigene Existenz real bedroht. Aber da unsere sogenannte ‚Rationalität‘ letztlich in unserer eigenen Körperlichkeit und der darin vorfindlichen ‚Dominanz des Unbewussten‘ lokalisiert ist, ist unser Gesamtverhalten letztlich — in der Wurzel — irrational. All unser bisheriges Wissen (auch nicht die neu errungenen digitalen Datentechniken) schützt uns vor unserer eigenen fundamentalen Irrationalität.

Vermutlich ist es zu einfach, diese ‚Irrationalität‘ als unser ‚biologisches Erbe‘ abzutun, da wir ja doch darüber hinaus schon irgendwie ‚rational‘ sein können. Ja, in der Tat, wir haben Fähigkeiten, die angeborene ‚Irrationalität‘ (die uns vielfach aber auch ‚im Leben‘ hält; ohne sie wären wir umgehend tot) ansatzweise zu ‚überwinden‘, indem wir unsere Irrationalität‘ in Handlungs- und Denkmuster ‚integrieren‘, die uns vom ‚Jetzt des Irrationalen‘ befreien, genauso wie unser ‚Gedächtnis‘ uns vom ‚Jetzt des Augenblicks‘ befreit.

Die bisherige Handlungsgeschichte der menschlichen Population liefert Hinweise auf solche Ansätze, aber da diese bislang nicht in eine allgemein anerkannte ‚Neue Gesamtsicht‘ eingearbeitet werden konnten (wer sollte dies tun?), agieren wir in unserem Alltag wie ‚Mücken angesichts des todbringenden Lichts‘.

Dieser Text wird an dieser Stelle beendet.

Es wird vermutlich einige Zeit brauchen, um diese neue Perspektive gedanklich weiter zu klären.

ANMERKUNGEN

[1] Siehe auch den ausführlichen Text hier: https://www.oksimo.org/2023/04/26/konzept-beispiel-zum-thema-bevoelkerungsentwicklung-teil-2-konzept-mit-realen-daten/

OKSIMO.R – Minimales Szenario

Autor: Gerd Doeben-Henisch (gerd@oksimo.org)

(Letzte Änderung: 7.Januar 2023)

KONTEXT

Dieser Text ist Teil des Buchprojektes „oksimo.R – Editor und Simulator für Theorien“.

ANFANGEN

Was man für ein minimales Szenario annehmen muss.
BILD 1: Elemente für ein minimales Szenario. Verschiedene ‚Akteure‘ befinden sich in einer gemeinsamen realen Umgebung. Sie verfügen über eine ’sinnliche Wahrnehmung‘ dieser Umgebung. Sie können Teile ihrer Körperoberfläche so verändern, dass ‚Bewegungen‘ entstehen. Jeder Akteur verfügt über ‚Emotionen‘ und hat ‚Bilder im Kopf‘. Sie verfügen über eine ‚gemeinsame Sprache‘.

Wenn man miteinander ein ‚Spiel‘ spielen will, dann braucht man in der Regel eine ‚Ausgangslage‘, mit der man beginnt. Dazu unterschiedliche ‚Materialien‘, die sich in der Ausgangslage befinden oder die man ‚hineinbringen‘ oder ‚herausnehmen‘ kann. Man benötigt ‚Mitspieler‘, die diese Situation teilen. Man braucht eine ‚Sprache‘, um sich verständigen zu können. Man braucht ‚Spielregeln‘ (= Bilder im Kopf), die beim Spielen ‚berücksichtigt‘ werden sollen. Man muss unterschiedliche ‚Spielhandlungen‘ (= Bewegungen) ausführen können, und man erlebt im Spiel, dass jeder Mitspieler — sehr unterschiedliche — Emotionen zeigt, die ihn beim Handeln beeinflussen.

Im realen Alltag ist dies nicht anders. Man könnte vielleicht sagen, dass ‚Spiele‘ idealisierte Alltagssituationen‘ darstellen; im Prinzip ist alles da, nur einfacher, abgeschlossener.

Im realen Alltag kann sich im Prinzip jederzeit nahezu alles ändern. Manchmal kurzfristig, manchmal langfristig. Akteure können kommen und gehen, werden krank oder alt. Das Wetter spielt verrückt; es gibt Jahreszeiten. Häuser, Strassen und Brücken werden gebaut oder abgerissen. Pflanzen wachsen und verschwinden. Menschen freuen sich, lachen, werden traurig, weinen, schreien, spielen verrückt.

Ohne die ’sinnliche Wahrnehmung‘ wüssten wir menschliche Akteure nichts von der ‚Welt da draußen‘, von der ‚Körperwelt‘, in der wir unseren eigenen Körper vorfinden. Menschen die blind sind, oder taub, keine Tastempfindungen haben, nicht riechen können … für die ist die Welt schwach, fern, immer wenig greifbar.

Was immer wir wahrnehmen, in uns existieren beständig allerlei ‚Emotionen‘; ein riesiges Spektrum von unterschiedlichen ‚Erregungszuständen‘, die uns ‚ausfüllen‘, die wir als eher ‚angenehm‘ oder ‚unangenehm‘ empfinden; sie kommen und gehen, ohne dass wir sie vollständig kontrollieren können. Und doch scheinen sie festen Gesetzen zu folgen …

Der menschliche Körper mit seinen verschieden Körperteilen, aber auch seine Oberfläche, lässt Veränderungen in Form von Bewegungen zu. Diese wirken z.T. auf den eigenen Körper, auf die eigene sinnliche Wahrnehmung zurück, z.T. verursachen diese Bewegungen aber auch Veränderungen in der Umgebung, hinterlassen Spuren auf dem Körper eines anderen menschlichen Akteurs. Kinder absolvieren im Laufe der Jahre ein riesiges Bewegungsprogramm, was im Erwachsenenalter nicht aufhört, nicht aufhören muss.

Kinder lernen sehr früh zu ’sprechen‘, einfach so, alleine, dann aber zunehmend auch in Gemeinschaft. Dieses Sprechen differenziert sich im Laufe der Jahre immer mehr in Wortschatz, Ausdruck, Betonung, Situationsbezug …

Ein und die gleiche Situation beschreiben unterschiedliche Menschen oft sehr unterschiedlich! Der eine sieht das Obst, der andere die Blumen, noch ein anderer das Auto, die Mauer, andere Menschen, Insekten …. Dies deutet daraufhin, dass wir die uns umgebende Welt nicht 1-zu-1 in uns aufbewahren, sondern nur Teile davon, abhängig von aktuellen ‚Interessen‘. Die ‚Welt in uns‘ ist daher normalerweise nur ein ‚Fragment‘ der realen Welt um uns herum, eine Welt, die ‚vereinfacht‘ wurde, die wir partiell meist wieder ‚erinnern‘ können, nicht immer. Und wir wissen auch, dass ‚Erinnerungen‘ sich ‚in uns‘ ändern können. Die ‚erinnerte Welt‘ kann so irgendwann ein ‚Eigendasein‘ führen: Die ‚Bilder in unserem Kopf‘ sind für uns real, sie repräsentieren für uns ‚die Welt‘, und wir merken nicht unbedingt, dass diese ‚Bilder in unserem Kopf‘ nicht die reale Welt ‚repräsentieren’…

Es ist also möglich — und vielleicht sogar der ‚Normalfall‘ — dass Menschen ‚Bilder in ihrem Kopf‘ mit sich herumtragen, die mehr oder wenige ‚falsch‘ sind; die zusätzlich mit unterschiedlichen ‚Emotionen‘ verknüpft sind, die möglicherweise ‚irreführend‘ sind; dass wir ‚Redeweisen‘ benutzen, die das ganze als ‚zutreffend‘ erscheinen lassen, welche dazu führen können, dass ‚Handlungen‘ zustande kommen, die von diesen wirklichkeitsfremden Voraussetzungen geleitet sind.[1]

Diese Überlegungen zeichnen ein — stark vereinfachtes — minimales Szenario, allerdings nur eine ‚Oberfläche‘. Wie man schon andeutungsweise sehen kann, gibt es hinter den ‚Oberflächenphänomenen‘ einen ‚Innenwelt‘ in den menschlichen Akteuren; natürlich auch in den — bislang nicht erwähnten — anderen ‚biologischen Akteuren‘, die mit uns diesen Planeten bevölkern. Ja, sogar in dem ‚a-biologischen‘ Material unseres Alltags: Steine, Metalle, Kunststoffe, totes Holz, … findet sich ein ‚Innenleben‘.

Dazu gibt es den weiteren Text ‚ANFANGEN: Die Innenseite der Außenseite‘, HIER.

KOMMENTARE

[1] Ich laufe ins wasserfreie Watt hinaus und werde plötzlich vom zurücklaufenden Wasser überrascht. Bis zum Strand schaffe ich es nicht mehr. Oder: Ich muss dringend zu einem Meeting, haste zu meinem Fahrrad; das aber ist nicht da, weil ein Freund sich das gerade mal ‚geborgt‘ hat. Oder: Wir essen in guter Laune in einem Restaurant, und die Nacht beschert vielen Übelkeit und Erbrechen; das Essen war verdorben. Oder: Ich träume von viel Geld, lasse mich auf einen Finanzberater ein, gebe diesem Geld, und das ganze Projekt entpuppt sich als ‚Schrottprojekt‘. Oder: Ich bestelle meinen Acker, benutze einen bestimmten Samen. Die Pflanzen fangen an zu wachsen, und dann gibt es zahlreiche Unwetter, die von den Pflanzen kaum Verwertbares übrig lassen. Oder: Jemand anderes erzählt mir eine Geschichte über böse Menschen, die die Welt beherrschen wollen (er sagt, er habe es gelesen), und deswegen muss er jetzt die eigene Regierung bekämpfen. …. Jeder kennt lange Listen von solchen Erlebnissen.

NACHHALTIGE EMPIRISCHE THEORIE – Verschiedene Formate: Theorie – Spiel – Theaterstück

(Letzte Änderung: 14.Dezember 2022 – 9.Januar 2023)

Autor; Gerd Doeben-Henisch (gerd@oksimo.org)

KONTEXT

Dieser Text ist Teil des Themas ANWENDUNGEN.

INHALT

In diesem Text werden drei Formate vorgestellt, wie man den Inhalt einer nachhaltigen empirischen Theorie (NET) mit anderen Menschen kommunikativ teilen kann.

Nachhaltige empirische Theorie – Spiel – Theaterstück

Wie schon in dem Text über die Umsetzung einer nachhaltigen Theorie im Rahmen einer Lehrveranstaltung deutlich wird, gibt es eine Strukturgleichheit (‚Isomorphie‘) zwischen der Struktur einer nachhaltigen empirischen Theorie und einem Spiel. Hier wird diese Strukturgleichheit nochmals aufgegriffen und durch Einbeziehung des Formats ‚Theaterstück‘ erweitert.

BILD: Hinweis auf die Strukturgleichheit (‚Isomorphie‘) zwischen den Formaten ‚Nachhaltige Empirische Theorie (NET)‘, ‚Spiel‘ und ‚Theaterstück‘.

Nachhaltiges Thema

Das Konzept ‚Thema‘ als ’nachhaltiges Thema‘ wird hier so interpretiert, dass die primären Betroffenen die Mitglieder der ‚Biosphäre‘ sind, die sich auf dem Planet Erde seit 3.5 Milliarden Jahre entfaltet, und dazu viele Dramen durchleben musste. Der Mensch als Lebensform ‚homo sapiens‘ ist ein Teil dieser Biosphäre. Während das ‚Meistern der Umgebung ‚Planet Erde“ in sich schon eine Herausforderung darstellt, hat die Biosphäre durch ihre explosionsartige Zunahme mit immer komplexeren Interaktionen sowohl mit dem Planet Erde wie auch ‚mit sich selbst‘ zu kämpfen. Durch die Verbreitung des ‚homo sapiens‘ über den gesamten Planeten und seiner besonderen ‚kollektiven Intelligenz‘ kommt der menschlichen Population eine besondere Verantwortung zu. Für die vielfältigen Phänomene der ‚Zerstörung‘ der Biosphäre und der ‚Ausnutzung‘ spezieller endlicher Ressourcen zeichnet speziell der homo sapiens verantwortlich. Die Meinungen verstärken sich, dass der Mensch zu einem Hauptfaktor der Gefährdung des Fortbestands der Biosphäre auf dem Planet Erde geworden ist.

Um hier mehr Klarheit zu gewinnen, wo genau was für den Fortbestand der Biosphäre auf dem Planeten passiert, ist es wichtig, sich gezielt bestimmte Regionen auf dem Planeten heraus zu greifen, sich den bisherigen ‚Verlauf‘ anzuschauen, um daraus Rückschlüsse für vorkommende ‚Veränderungen‘ zu gewinnen, mit Hilfe deren man dann hypothetisch ‚Prognosen‘ für ‚mögliche zukünftige Zustände‘ (= Zukunft, Zukünfte) zu gewinnen. Dabei wird es vermutlich nicht ausreichen, nur einzelne Regionen zu betrachten, sondern viele verschiedene Regionen und mögliche ‚Wechselwirkungen‘ unter diesen. Ferner muss man dem Faktor ‚Zeit‘ eine besondere Beachtung schenken: die Veränderungsprozesse auf dem Planeten und in der Biosphäre laufen auf einer großen Zeitskala ab zwischen Bruchteilen von Sekunden und vielen Millionen Jahren.

Akteure

Bei einem nachhaltigen Thema ist es wichtig, sich Klarheit zu verschaffen, wer genau die möglichen Akteure sind: jene, die in der Gegenwart für eine Gestaltung der Zukunft wichtig sind, und jene, die in der Vergangenheit wichtig waren. Die grobe Unterscheidung hier ist:

  1. Der Planet Erde selbst mit seiner Eigendynamik unabhängig von der Biosphäre
  2. Die Biosphäre mit ihren vielen Millionen verschiedenen ‚Lebensspezialisten‘. Der Homo sapiens ist ein Teil davon.

Kommunikationsform ‚(Nachhaltige) Empirische Theorie ((N)ET)‘

Wie im Text über die Anwendungsform ’nachhaltige Lehre‘ schon beschrieben wurde, ist das Format ‚empirische Theorie (ET)‘ eine Erkenntnisform, die der homo sapiens in seiner bisher ungefähr 300.000 Jahre dauernden Existenz auf dem Planeten Erde erst ‚kürzlich‘ (ca. im 17.Jahrhundert) entdeckt und dann immer weiter entwickelt hat.

BILD 2: Struktur einer ‚empirischen Theorie (ET)‘ und einer ’nachhaltigen empirischen Theorie (NET)‘.

Für eine weitere Erläuterung kann man dort nachlesen. An dieser Stelle soll diese Struktur hier nur nochmals ‚erinnert‘ werden, um die weiteren Gedanken zu den anderen ‚Formaten‘ der Kommunikation eines nachhaltigen Themas vorzubereiten.

Das Konzept ‚Kommunikation‘ ist hier von Bedeutung, da es bei allem, was ein einzelner homo sapiens tut und denkt, bei Vergrößerung der Anzahl der Mitglieder der Population, immer wichtiger wird, dass der einzelne seine Erfahrung, seine Gefühle und sein Denken ‚mit anderen teilen‘ kann, und zwar so, dass dieses ‚Teilen‘ eine Form von ‚Kooperation‘ ermöglicht. Sofern es in diesen Kooperationen um ‚gemeinsames Handeln in der gemeinsamen realen Welt‘ geht, muss dieses ‚Teilen von inneren Zuständen‘ eine ‚Form‘ haben, die eine Bezugnahme auf die ‚gemeinsam geteilte reale Welt‘ erlaubt, die ’nachvollziehbar‘ und ‚überprüfbar‘ ist. Ferner muss sie möglichst gute ‚Voraussagen (= Prognosen)‘ erlauben, damit ein ‚gemeinsames Handeln auf Zukunft hin‘ möglich ist.

In frühen Phasen der menschlichen Kultur war das ‚Erzählen von Geschichten‘ und ’spielerische Einübungen‘ fundamentale Formen des Lernens. Erst sehr spät, eben ab dem 17.Jahrhundert, fand das Konzept einer empirischen Theorie im Laufe der Jahrhunderte mehr Beachtung. Der Vorteil moderner empirischen Theorie ist das Absehen von allen ‚Emotionen‘ und die Fokussierung auf ‚Sachverhalte‘. Beim gemeinsamen ‚Überleben‘ kommt es aber auch auf ‚Emotionen‘ an, die helfen, Ängste zu überwinden, die Begeisterung wecken, um ‚Neues‘ auszuprobieren, usw.

Kommunikationsform ‚Spiel‘

Wie im Text zur ‚Anwendungsform Lehre‘ schon ansatzweise ausgeführt wurde, besteht zwischen einer ’nachhaltigen empirischen Theorie (NET)‘ und dem Format ‚Spiel‘ eine große strukturelle (‚isomorphe‘) Ähnlichkeit. Diese Gedanken sollen hier daher nicht wiederholt werden.

Interessant ist aber der Unterschied zwischen nachhaltiger empirischer Theorie und dem Format Spiel: eine empirische Theorie ist der Idee nach frei von Emotionen; sofern es ‚Wertvorstellungen‘ in einer menschlichen Population gibt, können diese als ‚akzeptierte Ziele‘ eine empirische Theorie in eine nachhaltige empirische Theorie verwandeln, indem das allgemeine Wissen über die Welt und ihre Dynamik dann mit bestimmten Zielvorstellungen verknüpft wird. Diese Zielvorstellungen selbst entspringen keiner empirischen Theorie sondern dem ‚kreativen Geist‘ von Menschen; diese Ziele können falsch sein. Ferner ist es nicht eigentlich Aufgabe einer empirischen Theorie, Emotionen hervor zu rufen.

Für das Zusammenleben von Menschen ist es aber beständig wichtig, auch genügend positive Emotionen zu teilen, um ein ‚Wir-Gefühl‘ zu erzeugen, das zu wichtigen Kooperationen befähigt. Damit diese ‚Emotionen‘ nicht ‚blind‘ sind oder gar zerstörerisch werden, sollte man diese mit jenen Formen von Erfahrung und Wissen verknüpfen, die sich in der bisherigen Geschichte ‚bewährt‘ haben bzw. die gute ‚Prognosen‘ erlauben. Genau diese Kombination aus ‚Emotionen‘ und ‚Wissen‘ kann man im Format Spiel sehr gut vermitteln: im gemeinsamen Spielen kann ‚Wissen um Sachverhalte‘ entstehen und es können im ‚gemeinsamen Tun‘ jene Emotionen zu Tage treten und durchlebt werden, die für Erfolg — und auch Misserfolg — so wichtig sind.

Das ‚ideale Spiel‘ hat also eine möglichst große Nähe zu ‚erprobtem Wissen‘ (sprich: empirischen Theorien), und erlaubt durch die Form des ‚gemeinsamen Tuns‘ die Erfahrung und das Trainieren jener Emotionen, die für einen gemeinsamen Erfolg grundlegend sind.

Kommunikationsform ‚Theaterstück‘

Ein ‚Theaterstück‘ als Kommunikationsform ist für viel weniger Menschen eine vertraute Form der Kommunikation als z.B. das Spiel.

Ein Theaterstück weist aber auch eine große Strukturähnlichkeit (Isomorphie) mit einer nachhaltigen empirischen Theorie auf (siehe das Schaubild 1).

Das Besondere am Theaterstück im Vergleich zum Spiel liegt — zumindest traditionellerweise — darin, dass ein Spiel durchgehend interaktiv ist, während das Theaterstück nicht-interaktiv einen kompletten Ablauf präsentiert.

Hier liegen starke Parallelen zu einer normalen empirischen Theorie: Der ‚Kern‘ einer empirischen Theorie bestehend aus ‚Anfangszustand, möglichen Veränderungsregeln und Prognosemechanismus, ist als solcher statisch und kaum verständlich. Erst wenn man mit Hilfe des Prognosemechanismus (das logische Folgern) die bekannten Veränderungsregeln auf den Anfangszustand anwendet, und dies immer wieder tut, so dass eine ganze ‚Folge/ Serie‘ von Zuständen entsteht, die zusammen eine ‚Simulation‘ bilden, dann entsteht mit der Simulation eine ‚Geschichte‘, der man ‚zuschaut‘, die man ‚erleben‘ kann. Für die Bürger, die diese ‚Geschichte erleben‘, kann dies unterschiedliche Gefühle auslösen, die dann wieder zu unterschiedlichen Handlungen führen können, z.B. dahin gehend, dass man den ‚Kern der Theorie‘ so ‚abändert‘, dass sich die ‚Geschichte ändert‘.

Im Fall eines Theaterstücks gibt es Autoren, die die ‚Zutaten‘ zum Theaterstück (= den Kern der Theorie) ‚festlegen‘, und dann aus diesen Zutaten einen ‚möglichen Ablauf‘ generieren, das eigentliche ‚Stück‘, das dann von Regisseuren, Schauspielern und vielen anderen Experten so umgesetzt wird, dass der zuschauende Bürger ein ‚maximales Erlebnis‘ bekommt: Erkenntnisse verknüpft mit Emotionen, die im Zuschauer entstehen können.

KOMMENTARE

[1] Aus mathematischer Sicht kann man die Idee von ‚Äquivalenzklassen‘ auf der Basis einer ‚Äquivalenzrelation‘ auch noch auf eine andere Weise analysieren: Wenn man eine ‚Kernstruktur‘ hat — wie z.B. ‚Nachhaltige Empirische Theorie‘ — dann kann man auch untersuchen, was mit dieser Struktur passiert, wenn man sie unterschiedlichen ‚Transformationen‘ unterwirft, z.B. die Transformation einer Theorie in ein ‚Spiel‘ oder in ein ‚Theaterstück‘. Welche Eigenschaften ändern sich dann, welche nicht.

ANWENDUNG – LEHRE

(4.November 2022 – 2.Februar 2023)

KONTEXT

Diese LEHR-Anwendung ist Teil des Themas Anwendungen.

Zum Konzept ‚Citizen Science für Nachhaltigkeit‘

Nach 5 Semestern Vorlauf unter dem Titel ‚Kommunalplanung & Gamification. Labor für mehr Bürgerbeteiligung‘ hat das Dozenten-Team Gerd Doeben-Henisch, Hans-Jürgen Schmitz und Tobias Schmitt von der Frankfurt University of Applied Sciences (FUAS) im Wintersemester 2022/23 die Lehrveranstaltung umbenannt in ‚Citizen Science für Nachhaltige Entwicklung‘. Dies erfolgte unter dem Einfluss einer intensiven Beschäftigung mit dem Thema ‚Nachhaltigkeit‘ und dem Wechselspiel mit der gesellschaftlichen Situation unter besonderer Berücksichtigung einer zunehmenden Digitalisierung gepaart mit einem stärker werdenden Einfluß von ‚Maschineller Intelligenz‘.[0]

Anwendungsperspektive

(Letzte Änderung: 2.Februar 2023)

Das Modul ‚Citizen Science für Nachhaltigkeit‘ versucht, aktuelle Strömungen der Weltgesellschaft aufzugreifen, und sie für eine Lehrveranstaltung nutzbar zu machen.

Für eine erste Orientierung sind die folgenden Begriffe von zentraler Bedeutung: ‚Nachhaltigkeit‘, ‚Empirische Theorie‘, ‚Nachhaltige Empirische Theorie‘, ‚Spiel‘ sowie ‚Citizen Science‘ (Bürgerwissenschaft).

Diese Themen werden in experimenteller Weise auf regionale Szenarien projiziert.

Nachhaltigkeit

Der Begriff der ‚Nachhaltigkeit‘ hat nicht zuletzt durch eine Serie von Konferenzen der Vereinten Nationen eine größere Bekanntheit bekommen. Am Beginn dieser Konferenzserie steht der — mittlerweile berühmte — ‚Brundtland Report‘ von 1987.[1] Im Brundtland Report hat eine internationale Kommission unter Leitung der damaligen Ministerpräsidentin Brundtland von Norwegen herausgearbeitet, unter welchen Bedingungen die Menschheit besser erkennen kann, wie eine mögliche zukünftige Welt aussehen müsste, die für alle Menschen lebenswert ist. Ein zentraler Punkt war darin, dass für die Klärung einer ‚Zukunft für alle‘ tatsächlich auch ‚alle Menschen‘ (die Bürger, Citizens) einbezogen werden müssen, da das vielfältige Wissen in der kleinen Schar der ‚institutionellen Experten‘ nicht ausreichend abgebildet wird. Hier liegt auch die Wurzel der Bedeutung des Begriffs ‚Diversity‘ (Vielfalt).[2]

Neben der ‚Diversity‘ (Vielfalt) erfordert ein ’nachhaltiges Denken‘ aber auch die Schlüsselkompetenz, auf der Basis des aktuellen Wissens ‚Voraussagen‘ (‚Prognosen‘) generieren zu können, anhand deren die Menschen zu einem bestimmten Zeitpunkt ein Stück weit in die ‚Zukunft‘ ‚voraus denken‘ können. Eine ‚mögliche Zukunft‘ existiert ja nicht als ein ‚Gegenstand‘, sondern nur in ‚unserem Denken‘ als ‚Möglichkeit‘. Denkerische Möglichkeiten sind mehr oder weniger vage, d.h. die ‚voraus gedachte Zukunft‘ muss durch den Gang der Ereignisse ‚bestätigt werden‘. ‚Vorausgesagte’/ ‚prognostizierte’/ ‚erhoffte‘ Zukunft ist daher immer mit einer gewissen ‚Unsicherheit‘ verknüpft.

(Nachhaltige) Empirische Theorie

Wenn man sich die Frage stellt, wie genau man sich das ‚Generieren einer Voraussage‘ vorzustellen hat, dann wird man auf das Konzept der modernen ‚Wissenschaft‘ verwiesen, das historisch in der Entwicklung der ‚empirischen Wissenschaft‘ gründet. Neben der ‚empirischen Wissenschaft‘ selbst, die in Europa grob im 16.Jahrhundert begann, gibt es auch von Anfang an eine philosophische Beschäftigung mit dem Thema, das gegen Ende des 19.Jahrhunderts, Anfang des 20.Jahrhunderts unter der Bezeichnung ‚Wissenschafts-Philosophie‘ bekannt wurde (in Deutschland auch gerne ‚Wissenschaftstheorie‘ genannt).

Von den vielen Namen, die hier zu nennen wären, gilt Karl Popper (1902 – 1994) als einer der populärsten Vertreter, wenngleich er von dem ‚Main Stream‘ in Wissenschaftsphilosophie deutlich abweicht. Besonders interessant ist sein ‚Spätwerk‘.[3],[4]. Einige Analysen zu Popper von Gerd Doeben-Henisch und dem Konzept einer empirischen Theorie finden sich in [5a-e].

Im Kern leistet eine empirische Theorie genau das, was man von ihr erwartet: Wenn eine Gruppe von Experten (Bürgern (Citizens)) in einem bestimmten Zeitraum in einem bestimmten Raumgebiet Beobachtungen (Messungen) vorgenommen haben, dann kann es passieren, dass sie in der Menge der Beobachtungen typische Muster (Beziehungen) identifizieren können, die sich als ‚Veränderungen‘ interpretieren lassen. Wenn solche entdeckten ‚Veränderungs-Muster‘ stabil genug sind, kann man mit diesen ‚Voraussagen’/ ‚Prognosen generieren. Diese Voraussagen müssen nach einem bestimmten transparenten Schema erfolgen. Bis zu einem gewissen Grad kann man solche Veränderungs-Muster dann auch auf die erfolgten Prognosen selbst wieder anwenden. Eine solche wiederholte Anwendung von Veränderungs-Mustern nennt man dann eine ‚Simulation.‘

Im Kontext der Nachhaltigkeit ist solch eine empirische Theorie von unschätzbarem Wert, befähigt sie doch die Bürger, zumindest eine dunkle Ahnung von der herannahenden Zukunft zu gewinnen. Allerdings, was eine empirische Theorie nicht leisten kann: sie sagt den Bürgern nicht, welche der vielen erkennbaren Möglichkeiten nun ‚erstrebenswert‘ ist und welche nicht. An dieser Stelle sind die Bürger herausgefordert, miteinander zu klären, welche der erkennbaren prognostizierten möglichen Zukünfte für sie ‚erstrebenswert‘ sind.[6]

Diese Kombination von ‚empirischer Theorie‘ und zusätzlicher Qualifikation von ‚erstrebenswerten Prognosen‘ soll hier ‚Nachhaltige Empirische Theorie‘ genannt werden.

Spiel(en) als Modell einer nachhaltigen Empirischen Theorie

Wer den Überlegungen zu ‚Nachhaltigkeit‘ und ‚Empirischer Theorie‘ soweit gefolgt ist, und wer jemals in seinem Leben ‚gespielt‘ hat, der wird sofort verstehen, dass ‚ein Spiel spielen‘ nichts anderes ist, als eine ’nachhaltige empirische Theorie‘ beispielhaft zu praktizieren. Dies sei hier kurz verdeutlicht. (Siehe auch: [11])

  1. Als Ausgangslage (IST-Situation) dienen einer empirischen Theorie empirische Daten aus einem empirischen Szenario. Im Fall eines Spiels kann dies auch ein reales Szenario sein (Übungsplatz, Fußballplatz,…), es kann aber auch ein ‚Spielbrett‘ mit ‚Spielmaterial‘ sein, oder eine Menge von Karten, oder …
  2. Als Veränderungsregel dienen in einer empirischen Theorie ‚Gesetze‚, die sprachliche Beschreibungen von Formen von Veränderungen darstellen, die bei der Erforschung von realen Szenarien gefunden wurden. Im Spiel sind dies die Spielregeln, die festlegen, wie man eine vorgegebene Spielsituation verändern darf.
  3. Die ‚Anwendung von Gesetzen‘ im Rahmen einer empirischen Theorie wird durch spezielle ‚Anwendungsvorschriften geregelt, zu der auch ein ‚logisches Folgerungsverfahren‚ gehört. Im Rahmen eines Spiels wird die Anwendung der Spielregeln im Spiel in einer Spielanleitung geregelt. Diese legt fest, wann man welche Regel wie anwenden darf, um eine aktuelle Spielsituation verändern zu dürfen.
  4. Während im Fall einer empirischen Theorie der ‚zeitliche Ablauf‘ durch die ‚empirische Realität‘ selbst geregelt ist (die empirische Welt verändert sich unabhängig von der Theorie von alleine), muss im Fall eines Spiels ein zeitlicher Ablauf künstlich hergestellt werden. Normalerweise geschieht dies durch Spielrunden, in denen alle beteiligten Akteure (die Spieler) durch Befolgung der Spielregeln im Sinne der Spielanleitung geordnet handeln. Aufgrund der Anwendung der Spielregeln wird eine neue Anordnung von Spielmaterial auf dem Spielbrett erzeugt. Dadurch entsteht eine ‚Folge von aufeinander folgenden Spielsituationen, die den Spielverlauf verkörpern. Ein Spielverlauf entspricht im Kontext einer Theorie einer Simulation (= eine wiederholte Anwendung der Gesetze).
  5. Während in einer normalen empirischen Theorie nur ‚mögliche Prognosen‘ generiert werden können ohne ‚Bewertungen‘, können Bürger mit Hilfe von möglichen Prognosen versuchen, diese zu bewerten im Sinne von ‚eher vermeiden‘ oder ‚eher anstreben‘. In dem Moment, wo Bürger eine solche ‚Klassifikation‘ von ‚möglichen prognostizierten Zukünften‘ vornehmen, versuchen sie, sich für ein nachhaltiges Verhalten zu entscheiden. In einem ‚Spiel‘ liegt genau das vor: Neben Startsituation, Spielregeln und Spielanleitung sind bestimmte ‚mögliche Zukünfte‘ als ‚Gewinnsituation‘ ausgezeichnet. Insofern eignet sich das Spielformat hervorragend zur Simulation von Nachhaltigkeitskonzepten.

Citizen Science (Bürgerwissenschaft)

Bleibt noch kurz zu erläutern, warum der Begriff ‚Citizen Science (Bürgerwissenschaft)‘ in diesem Kontext benutzt wird. Wie schon die Erläuterungen zum Begriff ‚Nachhaltigkeit‘ anklingen lassen, ist Nachhaltigkeit nur einlösbar, wenn ‚alle‘ Bürger mit ihren Erfahrungen und Wünschen beteiligt werden. Diese Beteiligung muss zusätzlich verknüpft sein mit der Anforderung, aus dem Wissen der Gegenwart ‚begründete Prognosen‘ ‚generieren zu können‘. Dies führt zum Konzept der empirischen Wissenschaft, das um die Dimension ‚Bewertung‘ ergänzt wird. Diese Kombination legt nahe, den Begriff der ‚Bürgerwissenschaft (Citizen Science)‘ neu zu prägen.

Von diesem umfassenden Konzept einer modernen Bürgerwissenschaft muss man jenes Konzept von Citizen Science abgrenzen, in dem die etablierten wissenschaftlichen Disziplinen sich der ‚Bürger‘ bedienen, um ihre Daten besser sammeln zu können.[7],[8]

Anwendung in einem Semesterkonzept

Es fragt sich, wie sich die zuvor eingeführten Konzepte ‚Nachhaltigkeit‘, ‚Empirische Theorie‘, ‚Nachhaltige Empirische Theorie‘, ‚Spiel‘ sowie ‚Citizen Science‘ (Bürgerwissenschaft) im Rahmen eines interdisziplinären Semesterprojekts praktisch nutzen lassen.[10]

Möglicher Semesteraufbau

Ein Semesteraufbau kann etwa wie folgt aussehen (Angenommen werden 8 Sitzungen mit jeweils zwei Doppelstunden):

  1. Bekanntwerden mit einem Thema (Sitzung 1)
  2. Vertraut werden mit dem Konzept ‚Theorie im Spielformat(Sitzung 2-3)
  3. Anwendung des Konzepts Spiel auf das eigene Thema (Sitzung 4-6)
  4. Testen des eigenen Spielentwurfs mit Hilfe anderer Teams (Sitzung 7)
  5. Bericht von den Ergebnissen mit Dokumentation des Spiels (Sitzung 8)

Überlegungen für eine mögliche Ausführung

In einem Kurs zur Nachhaltigkeit, in dem Teams lernen sollen, wie sie gemeinsam ein Thema nachhaltig angehen können, kommt es nicht darauf an, einen umfassenden Wissensstand zu entwickeln — was aufgrund der begrenzten Ressource Zeit praktisch nicht möglich ist — , sondern zu üben, wie ein Thema im Sinne der Nachhaltigkeit für einen nachhaltigen Handlungsprozess ‚aufgearbeitet‘ werden kann.

Dazu muss man sich klar machen, dass für ein nachhaltiges Verhalten folgende Schlüsselaufgaben gelöst werden müssen:

  1. Das Team muss sich einigen, in welchem räumlichen Bereich (Global, Kontinental, …) und für welchen Zeitraum es das vorgegebene Thema bearbeiten möchte.
  2. Das Team muss sich einigen, welche Ausgangslage (Startsituation) es für seine Analyse annehmen will.
  3. Das Team, muss sich einigen, welche Zielsituation es am Ende der gesetzten Zeitspanne ansetzen möchte.
  4. Das Team muss sich einigen, welche Art von Veränderungen es für seine Analyse akzeptiert.
  5. Das Team muss plausibel machen können, wie die angenommenen Veränderungen die Ausgangslage schrittweise in die Zielsituation überführt/ transformieren.

…. und Umsetzung in ein Spiel

Für die Umsetzung von aktuellem Wissen in ein Spiel empfiehlt sich dann ein inkrementelles Ausarbeiten. Man beginnt mit einem möglichst einfachen Szenario, das alle Elemente enthält: Ausgangslage, Spielregeln, Spielanleitung und ‚Gewinnkriterien‘ (= Ziel). Dann probiert man aus, wie diese Version Nr.0 funktioniert. Wenn man dann noch Zeit ‚übrig‘ hat und über weitere Informationen zum Thema verfügt, kann man diese erste Version Nr.0 erweitern zu Version 1. Und dies immer weiter, bis die verfügbare Zeit aufgebraucht ist.

Für potentielle ‚Spieler‘ des Spiels spielt es natürlich auch eine Rolle, ob das Spiel irgendwie ‚Spaß‘ macht, über ein Minimum an ‚Spannung‘ verfügt, und — natürlich — auch die Besonderheit des Themas erkenne lässt; letzteres verkörpert den Aspekt des Lernens.

und Testen

Für ein entwickelndes Team ist es wichtig, ein Feedback von ‚Anwendern‘ (Bürgern) zu bekommen. Im Idealfall schafft ein Team bis zur Sitzung 7 die Erstellung eines ersten spielbaren Prototyps ihres Spiels. Dann kann das Entwicklerteam sein Spiel von den anderen Teams testen lassen. Reicht die Zeit nicht aus, dann sollte mindestens ein ausgearbeitetes Konzept vorliegen, anhand dessen man abschätzen kann, wie das Spiel funktionieren würde. Dann würden die anderen Teams dieses Konzept bewerten. Mit solch einer qualifizierten Rückmeldung von ‚Anwendern‘ kann das Entwicklerteam sein Konzept/ sein Spiele-Prototyp weiter verbessern.

… Form einer Prüfung

In der Prüfung stellt das Team sein Spielkonzept vor und berichtet von seinem Lernprozess. Dazu gehört wesentlich ein Aufweis, wie die vorgegebene Problemsituation mit dem Spielkonzept und dem realisierten Spiel zusammen hängt.

Kommentare

[0] Siehe den Konferenzbericht von Gerd Doeben-Henisch (2023), REVIEW KONFERENZ: Partizipation und Nachhaltigkeit in der Digitalität, Zevedi-Konferenz des Projekts ‚Nachhaltige Intelligenz – Intelligenten Nachhaltigkeit‘, 7.-8.Dezember 2022, Fulda. URL: https://www.oksimo.org/2022/12/09/review-konferenz-partizipation-und-nachhaltigkeit-in-der-digitalitaet-7-8-dezember-2022/.

[1] UN. Secretary-General;World Commission on Environment and Development, 1987, Report of the World Commission on Environment and Development : note / by the Secretary-General., https://digitallibrary.un.org/record/139811 (accessed: July 20, 2022) (In einem besser lesbaren Format:  https://sustainabledevelopment.un.org/content/documents/5987our-common-future.pdf) Anmerkung: Gro Harlem Brundtland (ehemalige Ministerpräsidentin von Norwegen) war die Koordinatorin von diesem Report.(Dieser Text enthält die grundlegenden Ideen für alle weiteren UN-Texte)

[2] Der Aspekt ‚Diversity‘ spiel außerdem seit ca. 3.5 Milliarden Jahre eine fundamentaler Rolle bei der Entwicklung des Lebens auf dem Planet Erde.

[3] Karl Popper, „A World of Propensities“,(1988) sowie „Towards an Evolutionary Theory of Knowledge“, (1989) in: Karl Popper, „A World of Propensities“, Thoemmes Press, Bristol, (1990, repr. 1995)

[4] Karl Popper, „All Life is Problem Solving“, Artikel, ursprünglich ein Vortrag 1991 auf Deutsch, erstmalig publiziert in dem Buch (auf Deutsch) „Alles Leben ist Problemlösen“ (1994), dann in dem Buch (auf Englisch) „All Life is Problem Solving“, 1999, Routledge, Taylor & Francis Group, London – New York

[5a] Gerd Doeben-Henisch, „WISSENSCHAFT IM ALLTAG. Popper 1988/1990“, Journal: Philosophie Jetzt – Menschenbild, ISSN 2365-5062, 21.Februar 2022, URL: https://www.cognitiveagent.org/2022/02/16/wissenschaft-im-alltag-popper-1988-1990/

[5b] Gerd Doeben-Henisch, „WISSENSCHAFT IM ALLTAG. Popper 1989/1990“, Journal: Philosophie Jetzt – Menschenbild, ISSN 2365-5062, 21.Februar 2022, URL: https://www.cognitiveagent.org/2022/02/19/wissenschaft-im-alltag-popper-1989-1990/

[5c] Gerd Doeben-Henisch, „WISSENSCHAFT IM ALLTAG. Popper 1991/1994 (1999)“, Journal: Philosophie Jetzt – Menschenbild, ISSN 2365-5062, 21.Februar 2022, URL: https://www.cognitiveagent.org/2022/02/21/wissenschaft-im-alltag-popper-1991-1994-1999/

[5d] Gerd Doeben-Henisch, „POPPER – Objective Knowledge (1971). Summary, Comments, how to develope further“, eJournal: uffmm.org, ISSN 2567-6458, 07.March 22 – 12.March 2022, https://www.uffmm.org/2022/03/09/popper-objective-knowledge-1971-summary-comments-how-to-develope-further/

[5e] Gerd Doeben-Henisch, „POPPER and EMPIRICAL THEORY. A conceptual Experiment“, URL: eJournal: uffmm.org, ISSN 2567-6458, 12.March 22 – 16.March 2022, URL: https://www.uffmm.org/2022/03/12/popper-and-empirical-theory-a-conceptual-experiment/

[6] Im Jahr 2022 gilt es z.B. als erstrebenswert, die allgemeine Erhöhung der Erderwärmung unter 1.5 oC zu halten, oder die Biodiversität zu schützen, oder …

[7] Aya H.Kimura and Abby Kinchy (2016), Citizen Science: Probing the Virtues and Contexts of Participatory Research. In: Engaging Science, Technology, and Society 2 (2016), 331-361, DOI:10.17351/ests2016.099 (Den Hinweis auf diesen Artikel bekam ich von Athene Sorokowski)

[8] Warren Weaver, Science and the Citizens, Bulletin of the Atomic Scientists, 1957, Vol 13, pp.361-365. (Den Hinweis auf diesen Artikel bekam ich von Philipp Westermeier) Warren Weaver — einer der führenden Wissenschaftspromotoren in den USA der 50iger Jahre — hat darauf aufmerksam gemacht, dass die Ursprünge der modernen Wissenschaft in einer quasi ‚Bürgerbewegung‘ im England des 16.Jahrhunderts zu finden sind. Die Aktivitäten dieser Bürgerbewegung führte dann zur späteren ‚Royal Society‘, gegründet 1660 in London; mittlerweile ist diese die älteste wissenschaftliche Gesellschaft der Welt. Weaver macht weiterhin darauf aufmerksam, dass wir in der Gegenwart eine ‚Entfremdung‘ zwischen den sich immer mehr vereinzelnden wissenschaftlichen Disziplinen (man spricht sogar schon von ‚Wissenschafts-Silos‘) und den Bürgern einer Gesellschaft feststellen kann. Eine lebendige Demokratie braucht aber eine lebendige interaktive Beziehung zwischen den Bürgern und der Wissenschaft. Dies erfordert neue Kommunikations- und Wissensformen.

[9] Gerd Doeben-Henisch, (2023), REVIEW KONFERENZ: PARTIZIPATION UND NACHHALTIGKEIT IN DER DIGITALITÄT, 7.-8.DEZEMBER 2022, URL: https://www.oksimo.org/2022/12/09/review-konferenz-partizipation-und-nachhaltigkeit-in-der-digitalitaet-7-8-dezember-2022/

[10] Neuauflage des Moduls ‚Citizen Science für Nachhaltige Entwicklung‘ im SS2023 an der Frankfurt University of Applied Sciences.

[11] Hinweis auf eine Strukturelle Äquivalenz zwischen den Konzepten ‚Nachhaltige Empirische Theorie‘, ‚Spiel‘, und ‚Theaterstück‘ von Gerd Doeben-Henisch, 2023, NACHHALTIGE EMPIRISCHE THEORIE – VERSCHIEDENE FORMATE: THEORIE – SPIEL – THEATERSTÜCK, URL: https://www.oksimo.org/2022/12/14/nachhaltige-empirische-theorie-verschiedene-formate/ .

Anwendung – Weltmodell: Weltmodell Idee

(Letzte Änderung: 6.Okt 2022)

KONTEXT

Diese Weltmodell-Anwendung mit Schwerpunkt ‚Weltmodell Idee‘ ist Teil des Themas Weltmodell-Anwendungen.

Weltmodell

Was ist ein Weltmodell?

In diesem Text wird unter einem Weltmodell eine sprachliche Beschreibung unserer Welt verstanden, in der alle die Faktoren vorkommen, von denen die Beteiligten glauben, dass sie ‚wichtig‘ sind. Dazu gehört, dass auch die wechselseitigen Beeinflussungen benannt werden und dass es einen Weg gibt, die zeitliche Entwicklung aller Faktoren sichtbar zu machen. Idealerweise sind die wichtigen Faktoren quantifiziert. Es muss ferner klar sein, unter welchen transparenten Bedingungen ein Modell überprüfbar getestet werden kann.

Welches Modell wird genommen?

Die Menge möglicher Modelle ist je nach Betrachtungsposition nahezu beliebig groß. In diesem Text soll versucht werden, einerseits Anregungen aus dem Modell des Club of Rome von 1972 [2],[4] (was von Forrester ursprünglich entwickelt worden ist, 1971, [1]) zu nehmen, andererseits sollen die Erkenntnisse aus der neueren Evolutionsforschung aufgegriffen werden, die in vielem über die ursprünglichen Club-of-Rome Modelle hinausgehen.[8],[8.1]

Zusätzlich sollen Erkenntnisse der neueren Wissenschaftsphilosophie dahingehend aufgegriffen werden, dass dem ‚Rahmen‘ der Modellerzeugung und Modellanwendung Beachtung geschenkt wird. Dieser erweiterte Anwendungsrahmen hat hier den Namen Bürgerwissenschaft 2.0 und umschließt das explizite Konzept einer ’nachhaltigen empirischen Theorie‘ mit angemessener ‚Computerunterstützung‘.[10],[11],[12]

Mit Blick auf den Bereich Bildung (Schulen, Universitäten, Weiterbildung …) sollte auch dem Aspekt ‚spielerisch lernen‘ (gamification) Beachtung geschenkt werden. Komplexe Sachverhalte benötigen ‚Einführungen‘, und die Form des ‚Spiels‘ ist die älteste und intensivste Form des Lernens von komplexen dynamischen Zusammenhängen.[13]

Wie gehen wir vor?

Einerseits wird es eine Gruppe geben, die diese Ideen im INM vorantreibt und entwickelt. Andererseits wird es parallel interdisziplinäre Studierendenteams an der FUAS geben, die von Oktober 2022 bis Februar 2023 mit diesen Ideen experimentieren werden. Die Arbeit der im INM lokalisierten Gruppe wird öffentlich stattfinden und hier auf oksimo.org dokumentiert werden.

Welchen Nutzen kann diese Arbeit haben?

Sofern dieser Prozess kontinuierlich und öffentlich gelebt werden kann, können sich folgende Effekte einstellen:

  1. An Beispielen (von ganz einfach bis beliebig komplex) kann jeder sehen, was ein empirisches Modell ist, das zugleich eine Theorie ist, und wie man damit unser Bild von der Welt verbessern und auch überprüfen kann. Zugleich kann man sehen, wie solche Prozesse bewertet werden können.
  2. Insofern man Beispiele von Modellen hat, kann man diese auch auf konkrete Sachverhalte anwenden. Dabei entdeckt man sehr schnell, dass man bislang eigentlich viel zu wenig brauchbare Daten hat. Die Wasser-Anwendung in diesem Blog zeigt z.B., dass wir in Deutschland bislang ein echtes Probleme mit Daten haben; direkt gesagt: wir haben nicht wirklich brauchbare Daten!
  3. Anhand von Modellen und deren empirische Überprüfung kann man in direkten Kontakt mit anderen Bürgern kommen.

KOMMENTARE

(Die folgende Liste ist ‚dynamisch‘; sie wächst mit dem Fortgang des Projektes. Von vielen hunderten Quellen werden exemplarisch einige ausgewählt, um den Denkprozess anzustoßen)

[1] Jay W. Forrester (1971, 3.ed 1973), World Dynamics, Wright-Allen Press, Inc., 238 Main Street, Cambridge (MA)

[2] Donella H.Meadows, Dennis L.Meadows, Jørgen Randers, William W.Behrens III (1972), the limits to growth. A Report for THE CLUB OF ROME’S Project on the Predicament of Mankind, Universe Books, New York (NY)

[3] William L.Oltmans (1974), „Die Grenzen des Wachstums“. PRO UND CONTRA, Rowohlt Taschenbuch Verlag, Hamburg

[4] Dennis L.Meadows, William W.Behrens III, Donella H.Meadows, Roger F.Nail, Jørgen Randers, Erich K.O.Zahn, (1974), Dynamics of Growth in a finite World, Wright-Allen Press, Inc., 238 Main Street, Cambridge (MA)

[4.1] Cesare Marchetti (vom IIASA, International Institute for Applied Systems Analysis, Laxenburg (bei Wien)) (1984) im Interview mit der UMSCHAU Redaktion, Heft 4, SS.149-150 „Grenzen des Wachstums – noch weit entfernt“

[4.2] Dennis Meadows (1984) im Interview mit der UMSCHAU Redaktion, Heft 4, SS.111-114, „Die Grenzen des Wachstums – 12 Jahre danach“

[5] Donella H.Meadows, Dennis L.Meadows, Jørgen Randers (5.Aufl.1992), Die neuen Grenzen des Wachstums, Deutsche Verlags-Anstalt GmbH, Stuttgart (Original 1992: „Beyond the Limits“)

[6] Gerald O.Barney (from the Council on Environmental Quality and the Department of State) (1981, The Global 2000 Report to the President. Entering the Twenty-First century, Vol1+2, Blue Angel, Inc., Charlottesville (VA)

[7] Donella H.Meadows, Jørgen Randers, Dennis L.Meadows (2004), Limits to Growth. The 30-Year Update, Chelsea Green Pub lishing Company, White River Junction, Vermont

[7.1] Dennis Meadows im Interview mit Markus Becker von der Spiegel-Redaktion (2012), „Für eine globale Mobilmachung ist es zu spät. Das Buch „Die Grenzen des Wachstums“ ist die Bibel der Umweltbewegung: In der Studie warnte Dennis Meadows vor 40 Jahren vor der Ausbeutung der Erde und dem Kollaps der Weltwirtschaft. Im Interview erklärt er, warum er mit seinen düsteren Vorhersagen recht behalten wird.

[8] Matthias Glaubrecht (2019, 2021), Das Ende der Evolution. Der Mensch und die Vernichtung der Arten., Penguin Random House Verlagsgruppe FSC N001967

[8.1] IPBES (2019): Global assessment report on biodiversity and ecosystem services of the Intergovernmental Science-Policy Platform on Biodiversity and Ecosystem Services. E. S. Brondizio, J. Settele, S. Díaz, and H. T. Ngo (editors). IPBES secretariat, Bonn, Germany. 1148 pages. https://doi.org/10.5281/zenodo.3831673

[9] Thomas Schmoll (6.9.2022), Ein Felsblock zur Rettung der Welt, ntv, https://www.n-tv.de/politik/Globale-Strategien-zur-Rettung-der-Welt-Club-of-Rome-legt-neuen-Bericht-vor-article23561941.html /* Vor 50 Jahren legte der Club of Rome seine epochale Studie über „Die Grenzen des Wachstums“ vor. Sie bildete den Beginn ökologischen Denkens in globalen Zusammenhängen und weit in die Zukunft hinein. Ihr Nachfolger setzt auf Forderungen, die als Utopien erscheinen. */

[10] UN. Secretary-GeneralWorld Commission on Environment and Development, 1987, Report of the World Commission on Environment and Development : note / by the Secretary-General., https://digitallibrary.un.org/record/139811 (accessed: July 20, 2022) (In einem besser lesbaren Format: https://sustainabledevelopment.un.org/content/documents/5987our-common-future.pdf ) Anmerkung: Gro Harlem Brundtland (ehemalige Ministerpräsidentin von Norwegen) war die Koordinatorin von diesem Report.

[11] Aya H.Kimura and Abby Kinchy (2016), Citizen Science: Probing the Virtues and Contexts of Participatory Research, Engaging Science, Technology, and Society 2 (2016), 331-361, DOI:10.17351/ests2016.099

[12] Weitere Informationen zum Konzept einer ’nachhaltigen empirischen Theorie‘ mit angemessener Computerunterstützung (und im Kontext einer Bürgerwissenchaft 2.0) findet sich in der Rubrik ‚oksimo-R Theorie‘

[13] Arabella Wintermayr, 2.Okt. 2022, „Von interaktiven Filmen und narrativen Spielen – Der Kolumne Erster Teil. Film ab.“ Blog „wasted“, Wasted Media GmbH. URL: https://wasted.de/2022/10/spielfilm-die-story-ist-die-seele-eines-videospiels/?utm_source=pocket-newtab-global-de-DE (Zuletzt: 6.Okt 2022)

ERNÄHRUNG

[1] FOOD and AGRICULTURE ORGANIZATION der Vereinten Nationen, URL: https://www.fao.org/home/en/ , DATEN URL: https://www.fao.org/faostat/en/#data (Zuletzt: 6.Okt 2022);

[2] TAGESSPIEGEL, 5.Sept.2022, Von diesen Ländern hängt die deutsche Lebensmittelversorgung ab Die Invasion der Ukraine hat gezeigt, wie verflochten die globale Versorgungskette ist. Wegen fehlendem Weizen hungern ganze Landstriche. Wo kommt Deutschlands Essen her? Team: Vihang Jumle (Text und Recherche), Tanja Kunesch (Grafiken und Übersetzung), Lennart Tröbs(Design und Grafiken) URL: https://interaktiv.tagesspiegel.de/lab/von-reis-bis-schokolade-von-diesen-laendern-haengt-die-deutsche-lebensmittelversorgung-ab/ (Zuletzt: 6.Okt 2022);