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WALD-WERKSTATT – 26.März 2023

(Letzte Änderung: 7.April 2023, 15:00h)

KONTEXT

Der folgende Text ist Teil der Reihe ‚Bürger im Gespräch‘, in der Gemeinde Schöneck.

WALD-WERKSTATT – 26.März 2023

Der folgende Text ist ein Bericht von der Veranstaltung am 26.März 2023 verbunden mit Hinweisen auf Fragen, die sich daraus für die Zukunft des Waldes in der Gemeinde stellen. Ferner werden einige Ideen notiert, welche Aktionen sich aus den bisherigen Erkenntnissen nahelegen. Der Text ist eine Co-Produktion von Gerd Doeben-Henisch und Yvonne Heil.

Die Idee der Reihe

Zu Beginn erläuterte Gerd Doeben-Henisch kurz die Idee der Reihe „Bürger im Gespräch (BiG)“. Es geht nicht um eine ‚punktuelle Veranstaltung‘, nicht um rein punktuelle Themen, sondern wir möchten auf Dauer einen Gesprächsraum aufbauen, in dem nach und nach all jene Themen zur Sprache kommen können, die die meisten Bürger direkt betreffen. Gerd Doeben-Henisch gehört zwar zum Ortsverband der Grünen in Schöneck, ist dort auch im Vorstand, aber diese Gesprächsreihe ist gedacht als ‚überparteilich‘, da hier jeder Bürger mitsprechen können soll. Es geht nicht um eine bestimmte Partei sondern eben um jene Themen, die alle betreffen. Dazu wird es auch gehören, dass wir als Bürger die Bürger in der Gemeindevertretung oder im Ortsvorstand oder eben auch die Bürgermeisterin und Mitglieder der Verwaltung zum Gespräch mal direkt einladen, weil Bürger eben Fragen haben.

Kurzrückblick auf den 5.März 2023

In der Sitzung am 5.März 2023 hatten wir mit dem Thema Wald begonnen. Die meisten, die dabei waren, wussten nicht viel vom Wald, geschweige denn von ‚dem Wald zwischen Büdesheim und Kilianstädten‘. Als Yvonne Heil dann in ihrem Vortrag ein ganzes Panorama von ‚Wald‘ aus Sicht einer engagierten Naturschützerin in den Raum zauberte, da waren dann doch alle sehr beeindruckt.

Als Wissenschaftler hatte Gerd Doeben-Henisch ursprünglich die Idee, dass im Anschluss an die Sitzung vom 5.März 2023 eine Art ‚Simulation‘ zum Wald vorbereitet wird, mit der sich dann alle in der folgenden ‚Wald-Werkstatt‘ nochmals, eher auf spielerische Weise, mit dem Thema auseinander setzen können. Aber der Vortrag von Yvonne Heil hatte eine solche Breite und Vielfalt des Waldes aufgezeigt, dass es letztlich nicht möglich war, in der verfügbaren Zeit eine brauchbare Simulation bereit zu stellen. Aufgeschoben heißt jetzt aber nicht aufgehoben; es soll versucht werden, dies in absehbarer Zukunft doch hinzubekommen.

Allerdings, schaut man sich an, was andere Wissenschaftler bislang zum Thema Wald an Simulationen vorgestellt haben, dann kann man erkennen, dass auch alle anderen mit der Vielfalt des Waldes ein Problem haben. Das renommierte Thünen-Institut (das aus der Sicht der Holzwirtschaft arbeitet)(siehe: [1,2]) hat eine großangelegte Studie und Simulation zum gesamten Deutschen Wald versucht, und ist dabei auf vielfältige sowohl methodische wie auch empirische Probleme gestoßen. Man kann aus diesen Veröffentlichungen herauslesen, dass die aktuelle Datenlage und die Einfachheit der verfügbaren Modelle bislang eine wirklich erschöpfende und differenzierte Betrachtung noch nicht zulässt.

Dies bedeutet für die Bürger in Schöneck, Sie müssen die Sache mit ihrem Wald selbst in die Hand nehmen und sich kundig machen, was ‚ihr Wald‘ braucht. Einfach ist dies sicher nicht, aber vielleicht lohnend.

Bei der Überlegung, was bei Ausfall der Simulationsidee in der Kürze der Zeit als Option übrig bleibt an Möglichkeiten, um das Thema eher ’spielerisch‘ nochmals aufzugreifen, hatte dann Yvonne Heil eine Idee, die dann umgesetzt wurde.

Gelegenheit für Teilnehmer, Fragen zu stellen:

  1. Was ist ‚Simulation‘? [3]

PUB QUIZ FÜR WALDLER

Yvonne Heil griff eine Idee auf, die in Englischen Pubs sehr verbreitet ist: das Pub quiz. [4] In einem Pub werden Gruppen gebildet, die dann versuchen, Fragen zu beantworten. Es gibt Punkte für die Antworten, und am Schluss Gewinner. Oft wird das Quiz noch mit Geldeinsatz versehen oder mit alkoholischen Getränken ‚angereichert‘. Im Detail können die Formate stark variieren.

Im vorliegenden Fall wurden 3er-Gruppen gebildet, Yvonne Heil blendete über den Beamer Fragen ein und am Ende (nach 10 Fragen) konnten die Teams ihre Antworten vorstellen; anschließend gab es die richtigen Antworten, entweder direkt oder — bei komplexen Fragen — erst ein Schritt mit multiplen Möglichkeiten (‚multiple choice‘) und dann erst die Antwort.

Schon die Gruppenbildung lockerte die Stimmung sehr auf und es ging dann mit den Fragen und Antworten sehr lebhaft weiter.

Hier die 10 Fragen

Größenverhältnisse

  1. Frage
  • Wieviel Prozent der Landfläche der
    Bundesrepublik Deutschland bedeckt Wald?
  • Wieviel Prozent der Gemeindefläche
    Schöneck bedeckt Wald?

Abkürzungsdschungel

  1. Frage

Für was steht die Abkürzung
1) FFH

2) WBI

3) BWI

FFH

a) Forst-für-Horste
b) Flora-Fauna-Habitat
c) försterliche Fachhochschule
d) Fürst Freiherr zu Hochwalde

WKI

a) Wohltemperiertes Klavier
b) Erster Weltkrieg (Weltkrieg I)
c) Wilhelm-Klauditz-Institut
d) IATA-Code für Hwange Town Airport (Simbabwe)

BWI

a) Buchenwaldinvestition
b) Borkenkäfer-Wirtschaftlichkeits-Index
c) Brandwarnidikator
d) Bundeswaldinventur

Verantwortungsträger

  1. Frage
  • Wer ist Eigentümer des Schönecker Waldes?
  • Welche Eigentumsformen kennen wir?

Försterlatein

  1. Frage

1) Was ist eine Umtriebszeit?
2) Was verstehen wir unter Kluppe?
3) Was bedeutet Sukzession?
4) Was ist ein Zwiesel?

Umtriebszeit

a) Jahreszeit, in der sich das Wild gerne im Wald aufhält
b) Zeit, die das Wasser braucht, um in der Baumkrone verdunsten können
c) Lebenszeit von baumbewohnenden Käferarten
d) Zeit von Baumpflanzung bis zum Einschlag durch Holznutzung

Kluppe

a) Messinstrument zur Vermessung von Baumstämmen
b) Pilzart, wächst bevorzugt an Douglasien
c) altertümliche Beinbekleidung von Waldbewohnern
d) Sturmschäden, die in den Wintermonaten entstehen

Sukzession

a) natürlicher Prozess, bei dem Absterben und Heranwachsen nebeneinander passieren
b) natürlicher Prozess, bei dem während des Heranwachsens eine Naturkatastrophe passiert
c) künstlicher Prozess, bei dem Harvestereinsatz, Kahlschlag und Abtransport kalkuliert werden
d) künstlicher Prozess, bei dem eine KI zur Waldplanung eingesetzt wird

Zwiesel

a) Kreuzung von Zebra und Esel
b) Kommunikationsform von Buchenverbänden
c) Edelholz, welches einem Fermentationsprozess unterlegen war
d) wertmindernde Aufgabelung am Hauptstamm eines Nutzbaumes

Faunisten sind gefragt [5]

  1. Frage
  • Welches Tier ist trotz seines Namens ein
    Waldbewohner und was macht es 2023 so bedeutsam?
  • Ungefähre Größe in cm

a) Waldohreule, 2023 erstmals im Zirkus, 40 cm

b) Weinbergschnecke, Verbringungsverbot
(EuGH 1/2023), 2 cm

c) Gartenschläfer, Tier des Jahres2023, 15 cm

d) Strandkrabbe, große Population im März 2023
im Kellerwald gesichtet, 7 cm

Bauen, Wohnen, Leben

  1. Frage
  • Welche Baumart wird vom Schwarzspecht
    bevorzugt, um seine Höhle zu bauen?
  • In welcher Höhe müssen wir suchen?
  • Nenne drei weitere Spechtarten….

Gibt´s im Wald auch Bäume?

  1. Frage
  • Was versteht man unter Pionierbaumarten,
    wo trifft man sie an?
  • Wie alt kann eine Rotbuche werden?
  • Wo findet man Flatterulmen?

Naturschutzelemente

  1. Frage
  • Was bedeutet es, wenn ein H einen Baum kennzeichnet?
  • Nenne mindst. drei Kriterien, die ihn als
    solchen definieren.

Ein mit H gekennzeichneter Baum steht für

  1. Habitatbaum
  2. Harvester
  3. Hainbuche
  4. Heliumaustritt

Waldnutzung

Frage 9:

  • Was ist ein Plenterwald?
  • Was ist ein Altersklassenwald?

Plenterwald

a) Forst mit Einzelbaumentnahme
b) Forst ohne Baumentnahme
c) Forst mit massiver Baumentnahme
d) Forst ohne Einsatz von Pestiziden

Altersklassenwald

a) alle Bäume haben das gleiche Alter
b) alle Bäume haben verschiedenes Alter
c) Bäume einer Baumart müssen in Gruppen stehen
d) erst ab einem bestimmten Baumalter werden
Gruppierungen als Wald bezeichnet

Für die ganz Schlauen…

Frage 10:

  • Was ist ein Malakologe?
  1. Schneckenforscher
  2. Flechtenforscher
  3. Lehmforscher
  4. Strömungsforscher

War schon der Prozess der Antwortsuche in den Gruppen sehr lebhaft, führte dann die Phase der Bekanntmachung der richtigen Antworten und die Punktevergabe zu einem weiteren sehr intensiven und zugleich lockerem Gespräch.

Die richtigen Antworten werden an dieser Stelle nicht veröffentlicht, damit jeder die Chance hat, das ‚Abenteuer der Fragen‘ selbst durchleben zu können 🙂

Blitzfeedback – und Fragen, die sich stellen

Am Ende des anregenden und informativen Pub Quiz wurde nach einer spontanen Reaktion gefragt, wie das Ganze so gewirkt hat. Es gab einige Antworten, die — zusammenfassend — alle drei bisherige Veranstaltungen lobten, sie als informativ und anregend bezeichneten, und zugleich auch Vorschläge machten, wie das Ganze weiter gehen sollte. Ein Tenor war: das müsste noch viel mehr Bürgern in Schöneck bekannt gemacht werden, auch durch andere Veranstaltungsformate. Außerdem wurde das Thema Wald so vielfältig erlebt, dass vorgeschlagen wurde, noch weitere Veranstaltungen dazu zu machen, auch direkt im Wald. Auch eine Teilnehmerin, die das erste Mal dabei war, fand die Veranstaltung — auch ohne Kenntnis der vorausgehenden — sehr interessant, informativ und kurzweilig. Ein anderer Aspekt war die ‚Konkretheit‘ die man anhand des Themas und der Art der Veranstaltung erleben konnte. Demokratie ist nicht abstrakt, weit weg, sondern Demokratie findet dann doch konkret statt durch das Tun der Bürger, die miteinander reden und dann auch konkret handeln können. Das sich ‚Einmischen‘ zeigt dann auch ein wenig die ‚Komplexität‘, die in den Sachen liegt und hilft möglicherweise auch, die Komplexität von politischen Abläufe zu verstehen. Ein Mitglied der Bürgervertretung machte darauf aufmerksam, dass es bei den bisherigen Gesprächen mit dem Dienstleister für die Gemeinde (Hessen-Forst) meistens an genügend Kompetenzen auf Seiten des Gemeindevorstands und der Gemeindevertretungen gefehlt hat, neue Akzente zu setzen. Die Frage ist, wie man dies verbessern könnte. Bisher scheint das Thema ‚Ökonomie‘ das Thema ‚Ökologie‘ stark zu überlagern, dies obgleich der jährliche Nettoertrag nur bei ca. 20.000€ liegt. Es fragt sich, ob man den ‚Waldwirtschaftsplan‘ bzw. die alle 10 Jahre (!) stattfindende ‚Forsteinrichtung‘ nicht einvernehmlich ein wenig anders akzentuieren könnte.(Siehe [6],[7]) Ein anderer machte darauf aufmerksam, dass heute die ‚Interessen am Wald‘ so vielfältig geworden sind (… lange Liste von Beispielen …), dass man sich schwer tut, zu sehen, wie man dies alles ‚unter einen Hut‘ bringen kann.

Wie weiter?

Abschließend wurde nochmals die Frage gestellt, wie machen wir weiter? Im nachfolgenden Schaubild werden grob die verschiedenen Faktoren beleuchtet, die eine Rolle spielen.

Einmal die Bürger, die im Gespräch verschiedenen Themen aufgreifen, die viele betreffen. Dies tun sie unter Einbeziehung des verfügbaren Weltwissens, aber auch mit der Intention, ihre gewählten Vertreter (Gemeindevertretung, Ortsvorstand, Bürgermeisterin) ins Gespräch einzubeziehen, um durch mehr Gemeinsamkeit die Synergien im politischen Handeln zu verbessern.

In diesem Zusammenhang ergeben sich aus der Sitzung am 26.März 2023 eine Reihe von Anregungen, die hier angedeutete werden sollen.

Mögliche Folgeaktionen zum Thema Wald

Entsprechend dem Gesamtkonzept der Initiative ‚Bürger im Gespräch‘ besteht die Idee darin, dass jedes Thema, was in der Reihe mal vorgestellt worden ist, anschließend nicht von der Tagesordnung verschwindet, sondern (i) in Form von vielen einzeln Aktionen weiter entwickelt wird und (ii) mittel- und langfristig ein öffentliches ‚Daten- und Simulationsmodell‘ des Themas aufgebaut werden wird. In dem Maße, wie (i) und (ii) stattfinden, ergeben sich auch neue interessante Möglichkeiten, zu besonderen Anlässen (iii) ‚Veranstaltungen für die ganze Bevölkerung‘ zu organisieren.[8]

Einzelne Aktionen

  1. Waldführungen mit Kundigen des Naturschutzes
  2. Waldführung mit dem Förster
  3. Waldführung mit dem Jäger
  4. Gespräche mit den Mitgliedern der Gemeindevertretung über ‚Waldwirtschaftsplan‘ und ‚Forsteinrichtung‘

Erste Liste von Fragen zur Nachhaltigkeit, die Bürger gerne an die Mitglieder der Gemeindevertretung stellen würden:

  1. Wie viel Holz können wir entnehmen, um nachhaltig zu wirtschaften?
  2. Wie hoch ist die Vorratshaltung im Schönecker Wald?
  3. Welche Maßnahmen werden aktuell zur Stabilisierung des FFH-Schutzgebietes unternommen?[9]
  4. Wieviele Habitatbäume gibt es hier/ im Schönecker Wald?
  5. Ist klimaangepasstes Waldmanagement umsetzbar?
  6. Wie sieht die forstwirtschaftliche Nutzung für die nächste 50 Jahre aus?
  7. Wie hoch ist der Ertrag aus den geschlagenen Bäumen? Was ist unser Wald, holzwirtschaftlich betrachtet, wert?

Mittelfristige Ziele

Aufbau einer Datenbank und von Simulationen zum Thema Wald unter Einbeziehung eines Geo-Informations-Systems (GIS) in Zusammenarbeit mit der Gemeindeverwaltung

Alle zusammen

Bürgerveranstaltungen im Gemeindezentrum zu Themen des Waldes auf anregend, informative aber spielerische Weise.

PS: Blind obwohl man sieht?

Zu diesem Punkt gab es als Anhang ein paar Tage hier einen Text, der jetzt in den Philosophieblog ‚PHILOSOPHIE JETZT. Auf der Suche nach dem Neuen Menschenbild‘ migriert wurde. (Siehe: https://www.cognitiveagent.org/2023/04/07/koennen-wir-blind-sein-obwohl-wir-sehen/ )

ANMERKUNGEN

wkp := Wikipedia (de: Deutsch, en: Englisch)

[1] Elsasser P, Altenbrunn K, Köthke M, Lorenz M, Meyerhoff J (2020) Regionalisierte Bewertung der Waldleistungen in Deutschland. Braunschweig: Johann Heinrich von Thünen-Institut, https://literatur.thuenen.de/digbib_extern/dn062592.pdf

[2] Kerstin Altenbrunn, Peter Elsasser, 2021, Technische Dokumentation zum Modell ReWaLe (Regionalisierung des ökonomischen Wertes von Waldleistungen), Braunschweig : Johann Heinrich von Thünen-Institut, URL: https://www.econstor.eu/bitstream/10419/247278/1/1776316282.pdf

[3] Gerd Doeben-Henisch, Antwort auf die Frage: Was ist Simulation?: In der allgemeinen Fassung von Simulation hat man (i) eine ‚Ausgangslage‘ mit bestimmten Eigenschaften (z.B. Einwohnerzahl in Schöneck in 2023), dann (ii) verfügt man über ein ‚Wissen über mögliche Veränderungen‘ (z.B. Geburtenrate, Sterberate, Zuzug und Wegzug, …), und (iii) man weiß wie man das ‚Veränderungswissen‘ auf die angenommene Ausgangslage ‚anwenden‘ kann (dies nennt man in der Logik ‚folgern‘). Mit (i) – (iii) kann man dann das Veränderungswissen wiederholt auf die Ausgangslage und danach auf die ‚veränderte Ausgangslage‘ anwenden, so dass eine ganze Reihe von Situationen entsteht, die dann jeweils spätere Zeitpunkte des Zustands widerspiegeln (z.B. die Einwohner von Schöneck in 2033). Dabei ist es sinnvoll, zwischen ‚einfachen‘ Simulationen zu unterscheiden, wo die Sachlage umfassend beschreibbar, klar und abgrenzbar ist (wie z.B. bei den meisten Maschinen und Gebäuden) und jenen Simulationen, in denen viele veränderliche Größen auftreten, die prinzipiell nicht erschöpfend erfasst werden können (wie z.B. im Fall des Waldes).

[4] Für ‚pub quiz‘ siehe wkp-en: https://en.wikipedia.org/wiki/Pub_quiz#Jackpots

[5] Siehe ‚Fauna‘ in wkp-de: https://de.wikipedia.org/wiki/Fauna , Zitat: „Fauna (auch Tierwelt) bezeichnet die Gesamtheit aller natürlich vorkommenden Tiere in einem Gebiet oder im engeren Sinne alle Tierarten in diesem Gebiet.[1] Die Erforschung der Fauna ist die Aufgabe der Faunistik, die zugehörige Wissenschaft ist die Biogeographie. Wird der gesamte Planet Erde betrachtet, umfasst die Fauna sämtliche Tierarten, beispielsweise in der Paläontologie, wo man etwa von einer „Fauna der Kreidezeit“ spricht.“

[6]  Bewirtschaftungsplan (Maßnahmenplan) für das FFH-Gebiet „Wald zwischen Kilianstädten und Büdesheim“ ab 2013: https://natureg.hessen.de/resources/recherche/Schutzgebiete/RPDA/M_PLAN/4174.pdf

[7] Zu ‚Forsteinrichtung‘ siehe wkp-de: https://de.wikipedia.org/wiki/Forsteinrichtung, Zitat: „Die Forsteinrichtung (früher auch  Taxation  beziehungsweise  Forsttaxation  oder  Forstabschätzung  genannt) dient in der Forstwirtschaft der Betriebsregelung und ist damit ein Führungs- und Planungsinstrument für den Forstbetrieb. Sie beinhaltet die Erfassung des Waldzustandes, die mittelfristige Planung und die damit verbundene Kontrolle der Nachhaltigkeit im Betrieb. Darüber hinaus wird im Sinne eines Controllings der Vollzug im abgelaufenen Planungszeitraum den zugrundeliegenden Zielvorgaben gegenübergestellt.“

[8] Bei allem sollte man aber nicht aus den Augen verlieren, dass alle Aktiven im Kontext der Initiative ‚Bürger im Gespräch‘ Ehrenamtliche sind!

[9] Für ‚FFH Schutzgebiet‚ siehe wkp-de: https://de.wikipedia.org/wiki/FFH-Gebiet. Zitat: „Ein FFH-Gebiet (Abkürzung für Fauna-Flora-Habitat-Gebiet) ist ein Schutzgebiet in Natur- und Landschaftsschutz, das dem Schutz von Lebensraumtypen des Anhangs I der Richtlinie 92/43/EWG (Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie) bzw. Arten des Anhangs II der FFH-Richtlinie dient. FFH-Gebiete bilden gemeinsam mit den Europäischen Vogelschutzgebieten das Netzwerk Natura 2000.“

OKSIMO.R – DIE INNENSEITE DER AUSSENSEITE – Teil 2

Autor: Gerd Doeben-Henisch (gerd@oksimo.org)

(Letzte Änderung: 31.Januar 2023)

KONTEXT

Dieser Text ist Teil des Buchprojektes „oksimo.R – Editor und Simulator für Theorien“.

Die Innenseite der Außenseite

(Dieser Text ist eine unmittelbare Fortsetzung des Textes ‚Die Innenseite der Außenseite‘, Teil 1, Grundbausteine …)

Teil 2

Einrichtung Erster Strukturen

Auf den ersten Blick liefert der zuvor beschrieben galaktische Zellverband eines menschlichen Körpers keinen natürlichen Anhaltspunkt für ein irgendwie geartetes ‚Zentrum‘. Welche Zelle sollte wichtiger sein als eine andere? Jede ist aktiv, jede macht ihren ‚Job‘. Viele ‚reden‘ mit vielen. Es werden chemische Stoffe ausgetauscht oder mittels chemischem Stoffaustausch werden ‚elektrische Potentiale‘ erzeugt, die ’schneller‘ wandern können und die ‚impulsartige Ereignisse‘ erzeugen können, die dann wiederum chemische Stoffe aktivieren. Würde man dieses ‚Reden mit chemischen Stoffen und elektrischen Potentialen‘ künstlich hörbar machen, hätten wir eine Symphonie von 127 Billionen (127 x 10^12) Einzelstimmen …

Und doch, wenn wir unsere menschlichen Körper im Alltag erleben, dann sehen wir keine riesige Wolke galaktischen Ausmaßes von einzelnen Zellen, dann sehen wir ein ‚abgegrenztes Objekt‘ mit einer Oberfläche, die ’sichtbar‘ ist; ein Objekt, das ‚Geräusche‘ erzeugen kann, das ‚riecht‘, das ‚anfassbar‘ ist, das sich ‚verändern‘ und ‚bewegen‘ kann. Außerdem kann es ‚Dinge in sich hineinstopfen‘, und es kommen auch ‚Gase‘, ‚Flüssigkeiten‘ und ‚festere Bestandteile‘ aus ihm heraus. Ferner ist bei längerer Betrachtung offensichtlich, dass es Bereiche am Körper gibt, die auf ‚Licht‘ (Augen) reagieren, auf ‚Geräusche‘ (Ohren), auf ‚Gerüche‘ (Nase), auf ‚Berührung‘ (Haut), auf ‚Körperstellungen‘ (u.a. Gleichgewichtssinn), auf ‚Temperatur‘ (Haut), auf ‚chemische Zusammensetzungen von Stoffen im Mund‘ (Geschmacksorgane im Mund) und einiges mehr.

Diese alltägliche ‚Erfahrung‘ legt die Annahme nahe, dass sich die Zellen unseres menschlichen Körpers räumlich zu ’speziellen Netzwerken‘ verabredet haben [1], die einen hohen ‚Organisationsgrad‘ aufweisen, so ausgeprägt, dass diese Netzwerke wie ‚eine Einheit‘ erscheinen, wie ein ‚einziges System‘ mit ‚Input‘ und ‚Output‘, und wo zwischen Input und Output komplexe Prozesse ablaufen. Damit eröffnet sich die Möglichkeit, den galaktischen Raum der autonomen Zellen eines menschlichen Körpers als ein ‚Kollektiv von organisierten Systemen‘ zu betrachten, die untereinander in regem Austausch zu stehen scheinen.[2], [5],[6]

Bei modernen technischen Systemen wie z.B. einem Auto, einem Flugzeug, einem Computer gibt es eine ‚Meta-Ebene‘, von er aus das ganze System ‚gesteuert‘ werden kann. Im Auto das Lenkrad, die Bremse, die Gangschaltung usw., ähnlich im Flugzeug das Cockpit mit einer Vielzahl von Instrumenten, oder beim Computer die Eingabe-Geräte (Tastatur, Maus, Zeichenbrett, Mikrophon, …). Allerdings zeichnet sich seit Jahren eine immer weiter gehende ‚Autonomie‘ dieser technischen Geräte ab insoweit viele Steurungsentscheidungen des Menschen in ‚Subsysteme‘ verlagert werden, die dadurch immer mehr klassische Steuerungsleistung des Menschen ‚übernehmen‘.[7]

In einem menschlichen Körper gibt es ‚parallel‘ zu den vorhandenen Körpersysteme u.a. das ‚Nervensystem‘ mit dem ‚Gehirn‘ als zentralem Bereich, in dem viele ‚Signale von den Körpersystemen‘ zusammen laufen und von dem aus wiederum ‚Signale zu den Körpersystemen‘ ausgesendet werden. Das Gehirn mit dem Nervensystem scheint also ein eigenes System zu bilden, das die einlaufenden Signale in verschiedenen ’neuronalen Prozessen‘ verarbeitet und gleichfalls Signale aussendet, die ‚Wirkungen in den Körpersystemen‘ hervorrufen können.[8a],[8b] Aus der Sicht des ‚Funktionierens‘ kann man das Gehirn mit dem Nervensystem von daher als eine Art ‚Meta-System‘ verstehen, in dem sich Eigenschaften aller anderen ‚Körpersysteme‘ ‚abbilden‘, eine ‚prozesshafte Deutung‘ finden, und mit Hilfe dieser Abbildungen und Deutungen bis zu einem gewissen Grad beeinflusst (= ‚gesteuert‘) werden können.

Wie die modernen empirischen Wissenschaften immer mehr durch ihre Untersuchungen und anschließenden ‚Deutungen‘ ansatzweise ’sichtbar machen‘ (z.B. [5],[6]), haben die unterscheidbaren Körpersysteme selbst eine sehr hohe Komplexität mit einer ihnen eigenen ‚Autonomie‘ (Magen, Leber, Niere, Herz, …), die nur bedingt vom Gehirn beeinflussbar sind, die umgekehrt aber auch das Gehirn beeinflussen können. Dazu kommt ein kaum überschaubare Menge an wechselseitigen Beeinflussungen über die ungeheuren ‚Stoffströme‘ im Blutkreislauf und in den Körperflüssigkeiten.

Für den Kontext dieses Buches interessieren hier vor allem jene Strukturen, die wichtig sind für die ‚Koordinierung der verschiedenen Gehirne‘ mittels ‚Sprache‘ und eng damit verknüpft die ‚kognitiven‘ und ‚emotionalen‘ Prozesse im Gehirn, die dafür verantwortlich sind, welche ‚kognitiven Bilder im Kopf‘ entstehen, mit denen ein Gehirn ’sich selbst‘ und ‚alles andere‘ ‚interpretiert‘.

Wie den Menschen beschreiben?

Die Beschreibung der menschlichen Zell-Galaxie in der Art von ‚Subsystemen‘ mit ihrem eigenen ‚Input‘ und ‚Output‘ und dazu gehörigen ‚inneren Prozessen‘ — hier einfach ‚Systemfunktion‘ genannt — kann auf den ersten Blick ‚einfach‘ erscheinen, ’normal‘, oder auch nicht. Wir betreten mit dieser Frage die grundsätzliche Frage, wie wir überhaupt die menschliche Zell-Galaxie — also ‚uns selbst‘! — beschreiben können und darüberhinaus vielleicht beschreiben ’sollten‘: gibt es irgendwelche Kriterien, aufgrund deren wir eine ‚bestimmte Beschreibungsweise‘ bevorzugen sollten?

Wenn wir im Fall der Beschreibung der ‚Natur‘, der ‚realen Welt‘ vielleicht noch unterscheiden können zwischen ‚uns‘ und der ‚Natur‘ (was aber, wie sich später zeigen wird, ein nicht unerheblicher Trugschluss ist)), wird es bei der ‚Beschreibung von uns selbst‘ etwas schwieriger. Wenn man etwas beschreiben will, benötigt man bestimmte Voraussetzungen, um eine Beschreibung vornehmen zu können. Wie ist aber die Lage, wenn wir uns — mit noch zu klärenden Voraussetzungen — selbst beschreiben wollen? Beißt sich da nicht die berühmte ‚Katze in den eigenen Schwanz‘?

Im ’normalen Alltag‘ [9] sind typische Formen, mit denen wir ‚etwas anderes‘ beschreiben neben z.B. ‚Bildern‘, ‚Fotografien‘, ‚Videos‘, ‚Musik‘, ‚Körperbewegungen‘ und anderem, vor allem aber sprachliche Ausdrücke (gesprochen, geschrieben; Alltagssprache, Fachsprache; …).

Bleiben wir für einen Moment bei der ‚Alltagssprache (Deutsch, Englisch, Italienisch, …).

Als Kinder werden wir in eine bestimmte, schon bestehende Welt mit einem jeweiligen ‚Alltag‘ hinein geboren. In der Umgebung wird mindestens eine Sprache gesprochen. Wenn die Eltern zweisprachig sind sogar zwei Sprachen parallel. Wenn die Umgebung sich von der Sprache der Eltern unterscheidet dann vielleicht sogar drei Sprachen. Und heute, wo auch die Umgebung immer ‚inter-kultureller‘ wird, vielleicht sogar noch mehr als drei Sprachen …

Wie viele Sprachen auch immer gleichzeitig für einen Menschen auftreten, jede Sprache hat ihre eigenen ‚Regeln‘, ihr eigene ‚Aussprache‘, ihren eigenen ‚Kontextbezug‘, ihre eigenen ‚Bedeutungen‘. Diese Kontexte können sich ändern; die Sprache selbst kann sich ändern. Und wenn jemand nicht nur mit einer Sprache aufwächst, sondern mit mehr als einer, dann kann es ‚im Menschen‘, im ‚Sprecher-Hörer‘, natürlich zu vielfältigen Wechselwirkungen zwischen den verschiedenen Sprache kommen. Da dies heute an vielen Orten gleichzeitig mit immer mehr Menschen geschieht, gibt es noch kaum ausreichende Forschungsergebnisse, die diese Vielfalt in ihren Besonderheiten ausreichend beschreiben.

Wollen wir also ‚uns selbst‘ als ‚Teil der realen Welt‘ beschreiben, sollten wir zunächst mal akzeptieren und ‚bewusst annehmen‘, dass wir im Moment des Beschreibens nicht bei ‚Punkt Null‘ anfangen, nicht als ‚unbeschriebenes Blatt‘, sondern als ein biologisches System, das einen mehr oder weniger langen ‚Lernprozess‘ hinter sich hat. Dabei ist das Wort ‚Lernprozess‘ als Teil der Sprache, die der Autor benutzt, natürlich keine ’neutrale Buchstabenreihe‘, sondern ebenfalls ein ‚Wort‘ seiner Sprache, die er mit vielen anderen Sprechern des ‚Deutschen‘ teilt, und man muss davon ausgehen, dass jeder ‚Sprecher des Deutschen‘ mit dem Wort ‚Lernprozess‘ seine eigenen ‚individuellen Vorstellungen‘ verbindet. Und auch dieses Wort ‚Vorstellungen‘ ist so ein Wort, das als Teil der gesprochenen (und geschriebenen) Sprache normalerweise nicht ‚Bedeutungsfrei‘ daher kommt. Kurzum, sobald wir sprechen, sobald wir Worte in größeren Einheiten zu Aussagen verknüpfen, aktivieren wir eine Menge von ‚Wissen und Fertigkeiten‘, die ‚in uns‘ irgendwie ‚vorhanden‘ sind, die wir ‚automatisch‘ benutzen, und deren Nutzung im Normalfall weitgehend ‚unbewusst‘ ist.[10]

Wenn ich als Autor dieses Textes jetzt Aussagen in der Deutschen Sprache hinschreibe, lasse ich mich quasi von einer ‚Welle tragen‘, deren genaue Beschaffenheit und Wirksamkeit ich im Moment des Gebrauchs nicht vollständig erfassen kann (und das geht jedem Sprachbenutzer so). Ich kann allerdings, wenn ich mich geäußert habe, das Geäußerte anschauen (anhören), und dann schauen, ob und wie ich das in mir bekannte Kontexte einordnen kann. Da allerdings auch das ‚mir Bekannte‘ weitgehend ‚unbewusst‘ ist und nur bei geeigneten ‚Anregungen‘ vom ‚unbewussten Wissen‘ ins ‚bewusste‘ Wissen übergeht, ist die Aufgabe einer ‚Klärung des Redens‘ und der damit verknüpften ‚Bedeutung‘ immer nur fragmentarisch, partiell möglich. Das ‚bewusste Auge des Wissens‘ ist daher eher vergleichbar einer ‚leuchtenden Wissensblase‘ im schwarzen Meer des ‚unbewussten Wissens‘ oder des ‚Nicht-Wissens‘.

Fortsetzung

Sprache und Strukturen – Die Fiktion eines ‚Seins‘

KOMMENTARE

wkp := Wikipedia

[1] In der Mikrobiologie als Teil der Evolutionsbiologie hat man ansatzweise erkannt, wie die einzelnen Zellen während des ‚Wachstumsprozesses‘ mögliche Kooperationen mit anderen Zellen über chemische Stoffe ‚kommunizieren‘, die von ihrem jeweiligen individuellen ‚genetischen Programm‘ ‚kontrolliert‘ werden. Diese Prozesse kann man sehr wohl als ‚Austausch von Signalen‘ beschreiben, wobei diese ‚Signale‘ nicht isoliert auftreten, sondern durch das genetische Programm ‚in Beziehung gesetzt‘ werden zu anderen chemischen Stoffen und Prozessschritten. Durch dieses ‚In-Beziehung-Setzen‘ werden die an sich isolierten chemischen Signalträger in einen ‚Raum von Bedeutungen‘ eingebettet, aus dem heraus sie eine ‚Zuordnung‘ finden. Dieser Gesamtprozess erfüllt alle Anforderungen an eine ‚Kommunikation‘. Insofern erscheint es gerechtfertigt, von einer ‚Verabredung‘ zwischen den einzelnen Zellen zu reden, einer ‚Verständigung‘ darüber, ob und wie sie miteinander ‚kooperieren‘ wollen.

[2] Bei komplexen Verbindungen zwischen Zellen denkt man möglicherweise zuerst an die Zellen im Gehirn (‚Neuronen‘), von denen bestimmte Typen an die 1000 Dendriten (:= dies sind Fortsätze auf einem ‚Axon‘ und ein Axon ist der ‚Ausgang‘ an einem Neuron) haben können, wobei jeder Dendrit mehrere Synapsen beherbergen kann.[3] Da jede Synapse Endpunkt einer Verbindung zu einer anderen Synapsen sein kann, deutet sich an, dass hier ein komplexes Netzwerk in der Größenordnung von Billionen (10^12) Verbindungen in einem Gehirn existieren kann. Daneben gibt es aber auch das System der Blutgefäße, die den ganzen Körper durchziehen und die die ca. 36 Billionen (10^12) Körperzellen mit unterschiedlichen chemischen Stoffen versorgen.

[3] wkp [EN], Neuron, URL: https://en.wikipedia.org/wiki/Neuron, Abschnitt ‚Connectivity‘, Zitat: „The human brain has some 8.6 x 1010 (eighty six billion (DE: Milliarden)) neurons.[25] Each neuron has on average 7,000 synaptic connections to other neurons. It has been estimated that the brain of a three-year-old child has about 1015 synapses (1 quadrillion (DE: Billiarden)). This number declines with age, stabilizing by adulthood. Estimates vary for an adult, ranging from 1014 to 5 x 1014 synapses (100 to 500 trillion (DE: Billionen)).[26]

[4] wkp [DE], Wissenschaftliche Notation, URL: https://de.wikipedia.org/wiki/Wissenschaftliche_Notation. z.B. ’10^12 = Billion, 10^15 = Billiarde).

[5] Robert F.Schmidt, Gerhard Thews (Hrsg.), 1995, Physiologie des Menschen, 25.Auflage, Springer Verlag

[6] Niels Birbaumer, Robert F.Schmidt, 2006, Biologische Psychologie, 6.Aufl., Springer Verlag

[7] Berühmt das Beispiel des ‚Auto-Piloten‘ im Flugzeug, eine Software, die das gesamte Flugzeug ohne menschliches Zutun ’steuern‘ kann.

[8a] So wird die Stellung der Gelenke kontinuierlich zum Gehirn gesendet und für den Fall einer ‚gezielten Bewegung‘ wird die Menge der aktuellen Gelenkstellungen benutzt, um eine ‚geeignete Bewegung‘ anzustoßen, indem entsprechende Signale ‚vom Gehirn an die Muskeln‘ gesendet werden.

[8b] Wie neuere Forschungen zeigen, ist das Wechselspiel zwischen dem Gehirn un den übrigen Zellen im Körper aber möglicherweise noch dichter und umfassender, als man lange Zeit gedacht hat. Dies entdeckten Forscher, die einem Wechselspiel zwischen Tumorzellen und dem Gehirn auf die Spur gekommen sind: LINA ZELDOVICH, (12.Aug.2022), Cancer’s Got a Lot of Nerve. Tumors recruit the nervous system to help them spread. Scientists are looking for ways to stop it, in: NAUTILUS: SCIENCE CONNECTED, URL: https://nautil.us/cancer-has-got-a-lot-of-nerve-238530/?_sp=bfc8e1c5-77f0-4b75-b806-dd5c2fb84451.1675160065693

[9] Natürlich auch eine gewisse Fiktion, weil jeder letztlich bis zu einem gewissen Grad ’seinen Alltag‘ erlebt, der sich mit dem ‚Alltag eines anderen‘ nur teilweise überschneidet.

[10] Wenn Kinder in der Schule zum ersten Mal mit dem Konzept einer ‚Grammatik‘ konfrontiert werden, mit ‚grammatischen Regeln‘, werden Sie nicht verstehen, was das denn ist. Anhand von konkreten Sprachbeispielen werden sie zwar den einen oder anderen ‚grammatischen Ausdruck‘ mit sprachlichen Phänomenen ‚verknüpfen‘ können, aber wirklich verstehen werden sie das Konzept der Grammatik nicht. Dies liegt daran, dass die gesamten Prozesse, die sich im ‚Innern eines Menschen‘ abspielen, bis heute nur sehr rudimentär erforscht sind. Für die Formulierung einer alltagsnahen Grammatik reicht es auf keinen Fall.

[11] Karl Erich Heidoplh, Walter Flämig, Wolfgang Motsch (Hrdg.),(1980), Grundzüge einer Deutschen Grammatik, Akademie-Verlag, Berlin. Anmerkung: Die wohl bislang am weitesten systematisierte Grammatik des Deutschen, die von einem Deutschen Autorenkollektiv (damals noch DDR) erarbeitet worden ist. Gerade weil der Ansatz sehr systematisch war konnten die Autoren klar erkennen, dass die Grammatik als Beschreibung der ‚regelhaften Formen‘ dort ihre Grenzen erreicht, wo die ‚Bedeutung‘ der Ausdrücke in Spiel kommen. Da ‚Bedeutung‘ einen Sachverhalt umschreibt, der sich im ‚Innern des Menschen‘ abspielt (natürlich in intensiver Wechselwirkung mit Interaktionen des Körpers mit der Umgebung), ist eine umfassende objektive Beschreibung des Faktors Bedeutung in Interaktion mit den Formen immer nur partiell möglich.

REVIEW KONFERENZ: Partizipation und Nachhaltigkeit in der Digitalität, 7.-8.Dezember 2022

(Letzte Änderung: 4.Januar 2023)

Kontext

Dieser Text ist Teil des Review Bereichs von Citizen Science 2.0.

Inhalt

Im folgenden handelt es sich um einen Bericht und einen Kommentar zu einer Konferenz. Dieser Bericht repräsentiert eine Einzelmeinung. Sollten sich weitere Beteiligte explizit äußern, so könnte man den Bericht und den Kommentar entsprechend erweitern.

  1. Die Konferenz
  2. EINLEITUNG
    • Begrifflicher Kontext
    • Konzept Intelligenz
    • Konzept Nachhaltigkeit
    • Kontext Gesellschaft
    • Partizipation
  3. KONFERENZBEITRÄGE (Letzte Änderung: 4.Januar 2023)
    • Teil 1: Verwaltungen und die Herausforderung von Bürger:innenbeteiligung für Sozial- und Umweltverträglichkeit. Moderation: Prof‘in Dr. Birgit Blättel-Mink, Goethe-Universität Frankfurt am Main
    • Dr. Michael Zschiesche, Unabhängiges Institut für Umweltfragen (UFU): Digitalisierung in der Öffentlichkeitsbeteiligung – Stand und Perspektiven
    • Überleitender Kommentar
    • Prof. Dr. Frank Brettschneider, Universität Hohenheim Digitalisierung mit Bürger:innenbeteiligung / Bürger:innenbeteiligung mit digitalen Instrumenten
    • Podiumsdiskussion: Prof‘in Dr. Birgit Blättel-Mink, Goethe-Universität Frankfurt am Main, Prof. Dr. Jörn Lamla, Universität Kassel, Prof. Dr. Christian Schrader, Hochschule Fulda
    • Überleitung zu Teil 2
    • Teil 2: Citizen Science, Sustainability and Digitality
      Moderation: Prof. Dr. Matthias Söllner, Universität Kassel
    • Dr. Katrin Vohland, Naturhistorisches Museum Wien
      Citizen Science and Sustainability – Large expectations and Some Challenges
    • Prof. Dr. Yen-Chia Hsu, University of Amsterdam
      Empowering Local Communities Using Artificial Intelligence
    • Podiumsdiskussion: Prof. Dr. Gerd Döben-Henisch, Frankfurt University of Applied Sciences, Franziska Ohde, Goethe-Universität Frankfurt am Main, Prof. Dr. Matthias Söllner, Universität Kassel
  4. DISKUSSION NACH DER KONFERENZ
  5. AUSBLICK
  6. KOMMENTARE

Die Konferenz

Wie man aus der Programmankündigung ersehen kann, wurde diese Konferenz organisiert von der Projektgruppe „Nachhaltige Intelligenz –
Intelligente Nachhaltigkeit [NI-IN]“
des Zentrums für verantwortungsbewusste Digitalisierung (ZEVEDI). Es war die zweite Konferenz, die von dieser Forschungsgruppe organisiert worden ist. Der Autor dieses Textes ist Mitglied dieser Projektgruppe.

I. EINLEITUNG

Begrifflicher Kontext

Wie man aus dem Projektthema der NI-IN Projektgruppe ersehen kann, Enthält die Aufgabenstellung ein ‚Oberthema‘ mit „Nachhaltiger Intelligenz – Intelligenter Nachhaltigkeit“ und dazu eine Reihe von ‚Teilaspekten‘, die sich diesem Oberthema zuordnen lassen. Das Konferenzthema „Partizipation und Nachhaltigkeit in der
Digitalität“ kommt dabei mit diesem Wortlaut weder im Oberthema der Projektaufgabenstellung explizit vor noch in den aufgezählten Teilaspekten. Dies hat seinen Grund darin, dass während der Forschungsarbeit seit Juli 2021 die nicht ganz einfachen Begriffsfelder schrittweise analysiert worden sind und aufgrund dieser Analyse verschiedene strukturelle Bedeutungsfelder mit wichtigen strukturellen Beziehungen sichtbar geworden sind. Eine grobe Skizze der analysierten Begriffen mit Bedeutungsfeldern könnte man so umschreiben (Sicht des Autors; in den Augen der anderen Projektmitgliedern möglicherweise anders akzentuiert):

BILD: Begriffsfeld ‚Nachhaltigkeit – Intelligenz‘ mit Teilbereich ‚Fokus der Tagung‘

Schon die beiden Leitbegriffe ‚Nachhaltigkeit‘ und ‚Intelligenz‘ lassen sich ‚jeder für sich‘ nicht so ohne weiteres analysieren. Noch gewagter wird es, wenn man das ‚Zusammenspiel‘ betrachten will. Liebhaber der ‚klaren Verhältnisse‘ dürften an dieser Stelle dahin tendieren, die ‚Büchse der Pandora‘ erst gar nicht zu öffnen. Leidenschaftliche Forscher mit eingebauter Neugier und ein gewisser Risikobereitschaft fühlen sich aber vielleicht ‚angelockt‘. Fakt ist, dass die Projektgruppe versucht hat, sich diesem konzeptuellen ‚Dickicht‘ ein wenig zu nähern. Aufgrund der disziplinären Vielfalt der Projektgruppe gab es viele interessante Perspektiven, die zueinander finden mussten. Solch ein ‚zueinander finden‘, das zudem idealerweise in dem heute so modischen Format der ‚Transdisziplinarität‘ stattfinden sollte, braucht allerdings naturgemäß erheblich mehr Zeit, als wenn nur Fachkollegen einen Austausch pflegen. Im heutigen Professorendasein ist angesichts der vielfältigen Verpflichtungen Zeit aber Mangelware. Die Suche war somit von Beginn her endlich dimensioniert.

Konzept Intelligenz

Das Konzept Intelligenz ist bis heute weder im Bereich der biologischen Systeme noch im Bereich der nicht-biologischen Systeme, hier den Maschinen, hinreichend erklärt. Dies ist sehr misslich.

Während die Wissenschaften in den letzten 120 Jahren für biologische Systeme erste Konzepte entwickelt haben, die über alle biologische Systeme hinweg empirische anwendbar sind wie auch begrenzte Vergleiche zwischen biologischen Systeme hinsichtlich von definierten Intelligenzeigenschaften zulassen, kann man dies für die maschinellen Systeme nicht behaupten. Hier gibt es weder einen einheitlichen Intelligenzbegriff noch lassen die verschiedenen Begriffe einen einheitlichen Vergleich über alle Systeme hinweg zu. Die maschinellen Intelligenzbegriffe sind sehr speziell. Ein Vergleich zwischen biologischer und maschineller Intelligenz ist von daher in der Regel nicht einfach möglich.

Erschwerend kommt hinzu, dass nahezu alle Intelligenzbegriffe — für biologische wie auch maschinelle Systeme — Eigenschaften ‚individueller‘ Systeme beschreiben, niemals ‚kollektive Intelligenzleistungen‘! Im Falle von biologischen Systemen, die überwiegend in Populationen bzw. hochspezialisierten ‚Gesellschaften‘ auftreten, nützen diese individuellen Intelligenzbegriffe wenig. Eine irgendwie bizarre Situation: angekommen im ‚Anthropozän‘ in einer sogenannten ‚Wissenschaftsgesellschaft‘ weiß der Mensch bislang nicht so recht, was es mit seiner ‚Kollektiven Intelligenz‘ auf sich hat. Ein interessanter Ausgangspunkt auf dem Weg in eine unbekannte Zukunft.

Andererseits haben führende Forscher der maschinellen Intelligenz mittlerweile erkannt, dass maschinelle Intelligenz in der Zukunft nur dann für die menschliche Population von Nutzen sein kann, wenn besser verstanden wird, was genau diese kollektive menschliche Intelligenz ist, und wie in diesem — bislang noch wenig erforschten — Raum kollektiver Intelligenz maschinelle Intelligenz von Nutzen sein kann, um eine globale nachhaltige Biosphäre mit den Menschen als Teil davon zu ermöglichen. [3]

In diesem Zusammenhang muss man auch nochmals darauf hinweisen, dass das neue Konzept ‚Digitalität‘ in den Gesellschaftswissenschaften sich großer Beliebtheit erfreut, dass es aber in seinem Gehalt schwer bis gar nicht erläutert werden kann. Naheliegend ist, dass man die ‚Bedeutung‘ des Konzepts ‚Digitalität‘ im Interaktionsfeld von menschlicher Gesellschaft und jener ‚Technologie‘ ansiedelt, die oft ‚digitale Technologie‘ genannt wird. Der Begriff der ‚digitalen Technologie‘ ist aber ebenfalls ein ‚Bedeutungsmonster‘, da hier zunächst mal alles drunter fällt, was irgendwie in Beziehung gesetzt werden kann zu einer ‚Hardware‘, in der ‚digitale Baueinheiten‘ benutzt werden. Das reicht dann von einfachsten ‚Chips‘ zu komplexen Chips mit unterschiedlichsten Funktionalitäten, die in mehr oder weniger komplexen größeren Einheiten ‚verbaut‘ sind: diverse Maschinen, Maschinenaggregationen, Computernetzwerke, komplexe Rechenzentren, Fahrzeugen, Schiffen, Flugzeuge, Gebäude, medizinische Geräte, Waffensysteme, Gebrauchsgegenstände und vieles mehr. Jedes dieser technische System beinhaltet unterschiedlich Algorithmen von bis zu vielen Millionen Zeilen Code, die unfassbar viele verschiedene ‚Verhaltensweisen‘ dieser technische Systeme ermöglichen. Ein Versuch, die Vielzahl dieser Systeme — sowohl bzgl. der Hardware wie auch bzgl. der Software und dann auch bzgl. der daraus resultierenden Verhaltensdynamik — in ihrer Gesamtheit zu beschreiben ist schon im Ansatz gnadenlos zum Scheitern verurteilt. Dieses ‚Mega-Bedeutungsmonster‘ mit einem Konzept wie ‚Digitalität‘ ‚einzufangen‘, ihm dadurch seine ‚Ungeheuerlichkeit‘ zu nehmen, ist psychologisch verständlich, gaukelt aber eine Klarheit und Einfachheit vor, die es real schlicht nicht gibt. Tatsächlich haben wir als Gesellschaft ein akutes Problem, das sich durch ’schöne Worte‘ allein nicht befrieden lässt.

Konzept Nachhaltigkeit

Eine Analyse des Bedeutungsraumes des Konzepts ‚Nachhaltigkeit‘ ist — falls man den Vergleich überhaupt wagen will — um Dimensionen schwieriger als der Bedeutungsraum zum Konzept ‚Intelligenz‘.

Eine mögliche Strategie der ‚Begrenzung‘ des Bedeutungsraums ist der Blick auf die Konferenzen und Dokumente der Vereinten Nationen seit ca. den 1980iger Jahren, ein Ansatz, den die Projektgruppe zunächst gewählt hatte.

Am ‚populärsten‘ sind die 17 Entwicklungsziele der Agenda 2030. [1a,b] Wie aber schon mehrfach beobachtet, ist die Bedeutungsfestlegung der einzelnen Entwicklungsziele eher schwierig; ihre Beziehungen untereinander zeigen viele Konflikte; der tatsächliche Bezug zum Konzept ‚Nachhaltigkeit‘ ist nicht ganz klar: welche Art von Nachhaltigkeit ist gemein?

Folgt man der Entwicklung des UN-Konzepts zur ‚Nachhaltigkeit‘ rückwärts zu den ‚Anfängen‘, dann stößt man auf den sogenannten ‚Brundtland Report‘ von 1987. In ihm ringen die Verfasser um die grundlegende Idee, was Nachhaltigkeit bedeuten kann. [2]

Im Brundtland Report steht der Mensch im Zentrum der Überlegungen: letztlich ist es das ‚Verhalten‘ der Menschen, das ‚Auswirkungen‘ auf den Planet Erde wie auch auf die gesamte ‚Biosphäre‘ hat, von der die Menschen einen kleinen Teil bilden. Und beim Menschen wird das Verhalten entscheidend von seinem ‚Wissen‘ im allgemeinsten Sinne geprägt. Wissen kann ein differenziertes Verhalten ermöglichen, ob dies aber tatsächlich geschieht und wie genau, das entscheiden dann die aktuellen Emotionen mit all ihren Facetten.

Für das Konzept des Wissens ist zu beachten, dass es für eine minimale Beschäftigung mit einer möglichen Zukunft unabdingbar ist, dass das verfügbare Wissen sich in einem Zustand befindet, der nachvollziehbare und belastbare ‚Prognosen‘ möglich macht, andernfalls paralysiert sich das Wissen selbst: die Menschen taumeln dann gleichsam ‚in einer Wolke von Möglichkeiten‘ dahin, ohne klare Ziele, ohne brauchbare Abstimmungen.

Das einzige Format in der bisherigen Kulturgeschichte der Menschheit, das über diese Eigenschaft ’nachvollziehbarer und belastbarer Prognosen‘ bietet, ist das Konzept der ‚empirischen Wissenschaften‘.[4]

Kontext Gesellschaft

Die abstrakten Konzepte ‚Intelligenz‘ und ‚Nachhaltigkeit‘ können auf bestimmte ‚Strukturen‘ hindeuten, die ‚Realisierung‘ dieser Strukturen findet aber in konkreten gesellschaftlichen Systemen statt, deren Realitäten letztlich festlegen, was wie wann und wo real stattfinden kann.

Autoritäre Gesellschaftssysteme bieten andere Realisierungsbedingungen als ‚demokratisch verfasste‘ Systeme. ‚Verfassungen‘ präzisieren die ‚Rahmenbedingungen‘ für mögliches ‚legales Handeln‘ weiter, dazu Verfassungsorgane, eine Vielzahl von Verwaltungseinheiten, und vieles mehr . Die entsprechenden Text-Dokumente beschreiben mit mehr oder weniger ‚abstrakten Konzepten‘, was möglicherweise ‚konkret‘ stattfinden kann/ sollte oder auch nicht.

Eigentlich ist die Gesamtheit der Akteure einer Gesellschaft, die Gesamtheit der Bürger, der grundlegende ‚Souverän‘ für all diese ‚Festlegungen‘. Sobald aber dieser primäre Souverän dieses ‚System von Regeln‘ verabschiedet hat, hat er sich quasi ’selbst verpflichtet‘ und ist fortan auf diese Weise ein ‚kontrollierter primärer Souverän‘, dessen ‚Macht‘ — der regelbasierten Intention nach — nur noch innerhalb der vereinbarten Regeln wirksam werden sollte.

Ein fundamentales Charakteristikum einer regelbasierten Machtausübung — zumindest wie sie in Deutschland verstanden und praktiziert wird — besteht darin, dass der Bürger als Entscheider — ausgenommen von politischen Wahlen — praktisch eliminiert ist. Was immer ein Bürger fühlt, denkt, tut, es hat keinen offiziellen Einfluss mehr auf die ‚legalen Entscheider‘ auf allen Ebenen.

Im Idealfall sind die ‚legalen Entscheider‘ (i) offen für die Bedürfnisse der Bürger, für die Notwendigkeiten der Gestaltung von Kommunen, Landkreise usw., sie besitzen (ii) hinreichende Kompetenzen, um die jeweiligen Situationen angemessen beurteilen zu können, und (iii) sie sind fähig, in den vielfältigen Gremien Emotionen beiseite zu lassen und entscheiden nach dem verfügbaren Wissen. Falls diese Forderungen nicht angemessen erfüllt werden, hat die Gesellschaft beliebig viele Probleme.

Ohne Bezugnahme auf viele hier relevante Details kann man mit Sicherheit voraussagen, dass eine Nichterfüllung der Anforderungen (i) – (iii) — nennen wir diese Anforderungsliste das ‚Legalistische Entscheider Profil‘ — sich unmittelbar auf den Zustand einer ‚legal regulierten Gesellschaft‘ auswirken wird. So können z.B. aktuell gegebene Problemstellungen zu wenig erkannt werden, dementsprechend werden sie nicht bearbeitet, und können frühestens im zeitlichen Takt der ‚politischen Wahlen‘ neu angestoßen werden; und dann ist nicht sicher, dass die neu Gewählten die ungelösten Probleme dann aufgreifen werden. Für Problemstellungen mit einer Wirkgeschichte von vielen Jahren erscheint die Lage sogar tendenziell hoffnungslos.

Wer mit der Brille dieser kurzen Bemerkungen auf die aktuelle Situation der Bundesrepublik Deutschland schaut, und die lange Liste ungelöster Probleme der letzten Jahre anschaut, der kann möglicherweise den Eindruck gewinnen, dass …

Partizipation

Mit Blick auf das ‚legalistische Entscheider Profil‘ kann man — unter Berücksichtigung der Erfahrung von ca. 77 Jahren demokratische Gesellschaft in Deutschland — feststellen, dass keine der drei Anforderungen voll erfüllt wird. Eher muss man sagen, dass alle drei Anforderungen vielfach nicht erfüllt werden. Diese Nichterfüllung liegt nicht daran, dass die legalen Entscheider möglicherweise ‚unlautere Absichten‘ verfolgen (was im Einzelfall natürlich nicht ausgeschlossen werden kann und auch schon nachgewiesen wurde), sondern daran, dass die zahlenmäßig verschwindet geringe Menge der legalen Entscheider verglichen mit der ungeheure Menge der Bürger und der unfassbar vielen komplexen Problemstellungen objektiv nicht in der Lage ist, die Anforderungen (i) – (iii) auch nur annähernd zu erfüllen, selbst wenn die legalen Entscheider es ernsthaft wollten.

In dieser Situation bieten sich viele Antworten an. Die Skala reicht von ‚totaler Abschaffung dieses Systems‘ bis hin zu unterschiedlich moderierten Formen der ‚Partizipation‘ der Bürger.

Während die ‚totale Abschaffung‘ kurzfristig ein ‚relatives Übel‘ beseitigen würde (was möglicherweise aber gar nicht so rein ‚Übel‘ ist, wie man es unterstellt), würden wir uns im nächsten Moment im ‚totalen Chaos‘ wiederfinden, in dem eher nichts mehr gehen würde. Komplexität löst man nicht durch grobe Vereinfachungen.

Im Falle der Aktivierung von ‚unterschiedlich moderierten Formen der Partizipation‘ würde das System der ‚legalen Entscheider‘ im Prinzip erhalten bleiben, die einzelnen Anforderungen des ‚legalistischen Entscheider Profils‘ könnten aber deutlich besser als ohne Partizipation erfüllt werden.

An dieser Stelle setzt die Konferenz ein. Siehe dazu Teil 2:

II. KONFERENZBEITRÄGE

III. DISKUSSION NACH DER KONFERENZ

IV. AUSBLICK

KOMMENTARE

[1a] Weltgipfel für nachhaltige Entwicklung 2015: https://de.wikipedia.org/wiki/Weltgipfel_f%C3%BCr_nachhaltige_Entwicklung_2015

[1b] Entwurf des Ergebnisdokuments des Gipfeltreffens der
Vereinten Nationen zur Verabschiedung der Post-2015-
Entwicklungsagenda
: https://www.un.org/depts/german/gv-69/band3/ar69315.pdf

[2] UN. Secretary-General;World Commission on Environment and Development, 1987, Report of the World Commission on Environment and Development : note / by the Secretary-General., https://digitallibrary.un.org/record/139811 (accessed: July 20, 2022) (In einem besser lesbaren Format:  https://sustainabledevelopment.un.org/content/documents/5987our-common-future.pdf) Anmerkung: Gro Harlem Brundtland (ehemalige Ministerpräsidentin von Norwegen) war die Koordinatorin von diesem Report.(Dieser Text enthält die grundlegenden Ideen für alle weiteren UN-Texte)

[3] Michael L. Littman, Ifeoma Ajunwa, Guy Berger, Craig Boutilier, Morgan Currie, Finale Doshi-Velez, Gillian Hadfield, Michael C. Horowitz, Charles Isbell, Hiroaki Kitano, Karen Levy, Terah Lyons, Melanie Mitchell, Julie Shah, Steven Sloman, Shannon Vallor, and Toby Walsh. “Gathering Strength, Gathering Storms: The One Hundred Year Study on Artificial Intelligence (AI100) 2021 Study Panel Report.” Stanford University, Stanford, CA, September 2021. Doc: http://ai100.stanford.edu/2021-report.

[4] Neben der ‚empirischen Wissenschaft‘ selbst, die in Europa grob im 16.Jahrhundert begann, gibt es auch von Anfang an eine philosophische Beschäftigung mit dem Thema, das gegen Ende des 19.Jahrhunderts, Anfang des 20.Jahrhunderts unter der Bezeichnung ‚Wissenschafts-Philosophie‘ bekannt wurde (in Deutschland auch gerne ‚Wissenschaftstheorie‘ genannt).

Noch nicht fertig,

es wird dran gearbeitet 🙂

KM:MI – Philosophie & Informatik – oksimo und Nachhaltigkeit

UNIVERSELLE PROZESSPLANUNG
18.Januar 2022 – 21.Januar 2022, 15:10h
URL: oksimo.org
Email: info@oksimo.org

Autor: Gerd Doeben-Henisch (Email: gerd@oksimo.org)

KONTEXT

Auf dieser Seite wird das Thema ‚oksimo und Nachhaltikeit‘ erörtert. Der Post gehört zum Themenknoten Sicht von Philosophie und Informatik unter dem Themenknoten  Kollektive Mensch:Maschine Intelligenz [KM:MI]. Der Wurzelknoten ist der oksimo.org Blog.

INTENTION

Fragt man nach dem Rahmen, in dem das oksimo Paradigma zu verorten ist, dann gab es in der Entstehungszeit des Konzeptes viele unterschiedliche Antworten. Nach und nach schälten sich dann aber die ’nachhaltigen Prozesse‘ als Bezugspunkt heraus. Nachhaltige Prozesse waren schon länger im Visier der Evolutionsbiologie, speziell auch der Ökologie, und dann — ab einer UN Konferenz 1992 [0] — auch im Kontext gesellschaftlicher Prozesse. Seitdem zeigt sich immer mehr, dass ein Denken mit dem Konzept ’nachhaltiger Prozess‘ zu einem Schlüsselkonzept unserer Zeit wird: jeder einzelne ist ein Prozess; die Gesellschaft besteht aus einer Vielzahl von Prozessen; die ganze Biosphäre ist ein Prozess, ja, unser Heimatplanet, die Erde samt Sonnensystem und der Milchstraßen-Galaxie, dies sind alles Prozesse, die wechselwirken, und die Wirkungen erzeugen.[2], [2a,b]

Für das oksimo Paradigma von besonderer Bedeutung ist die Perspektive, dass die treibende Kraft in den gesellschaftlichen Prozessen der Mensch ist, sowohl als ‚Verursacher‘ wie auch als ‚Betroffener‘. Sein Verhalten wird durch den jeweiligen Kontext beeinflusst, primär aber von seinem ‚Verstehen‘ der Welt und seinem individuellen wie auch gemeinschaftlichem Verhalten. Die rasant ansteigende Komplexität seiner Welt macht es für den Menschen immer schwerer, sich zu einem angemessenen gemeinsamem Verhalten zusammen zu finden.[12]

OKSIMO UND NACHHALTIGKEIT

Infografik zum Thema ‚oksimo und Nachhaltigkeit‘

ANGENOMMENER KONTEXT ZUM OKSIMO-PARADIGMA

Natur

Nimmt man die Perspektive der ’nachhaltigen Entwicklung‘ ein, dann führen einen die Analysen über kurz oder lang zur Realität der Weltprozesse, die wir schlicht als ‚Natur‘ bezeichnen. Natur ist in diesem Text eine Art Sammelbegriff für alles, was wir vorfinden, bevor es das biologische Leben auf der Erde gab, und was sich weiterhin als eine Art ‚Gegenüber‘ zum biologischen Lebens darstellt.

Biologisches (resilientes) Leben

Mit der Entstehung des Lebens auf dem Planet Erde begann ein Prozess, den wir als ‚biologische Evolution‘ bezeichnen: ein bislang andauernder Prozess von Entstehen, Verändern und Vergehen von Lebensformen, die als Populationen vorkommen, die sich fortpflanzen können, und die über die Zeit artenspezifische Überlebensstrategien erkennen lassen. Solche in der Zeit überlebensfähige Systeme nennt man ‚resiliente Systeme‘.[3],[3a]

Kultur und Gesellschaft

Der Begriff der (biologischen) Population wird hier beschränkt auf jene Menge von biologischen Individuen, die sich durch eine gemeinsame Fortpflanzungsfähigkeit auszeichnen. In dem Maße, wie solche Populationen über einen Verhaltensraum verfügen, innerhalb dessen sie aufgrund von äußeren Ereignissen neue Verhaltensweisen ausbilden können, die untereinander imitiert, nachgeahmt und modifiziert werden können, die dann sogar von den Jüngeren über die Älteren (z.B. Müttern) wieder über die Jüngeren weiter gegeben werden können, in dem Maße wird hier von den Grundelementen von ‚Kultur‘ gesprochen. [1] Die verschiedenen Verhaltenselemente können grundsätzlich in verschiedene ‚Gesamtformate‘ eingebracht werden (‚Patriarchat‘ [4], ‚Matriarchat‘ [5], ‚Autoritär‘, ‚Kollegial‘, …). Diese Gesamtformate charakterisieren dann unterschiedliche ‚Gesellschaften‘.

Vernetzte Lernende Semiotische Triaden

Die Überschrift klingt nicht sehr lesefreundlich … aber es geht um einen Sachverhalt, der sich aus mehreren Faktoren zusammensetzt, wobei jeder beteiligte Faktor auf komplexe dynamische Sachverhalte verweist, die miteinander in Wechselwirkung stehen.

Im Zentrum des Begriffs stehen ’semiotische Akteure‘ [6a], [6b], wie es Menschen z.B. sind. Ein semiotischer Akteur ist in der Lage mittels ’sprachlicher Ausdrücke‘ — gesprochen und geschrieben, zusätzlich unterstützt durch Gesten — bestimmte ‚Bedeutungsinhalte‘ zu ‚kodieren‘ und dieser Ausdrücke an andere semiotischen Akteure zu übermitteln. Sofern alle Beteiligten eine hinreichend ‚ähnliche Kodierung‘ benutzen, können auf diese Weise — unterschiedlich gut — Gedanken, Emotionen, Pläne usw. ausgetauscht werden. In gegeben Situationen kann man den ‚Erfolg der Kommunikation‘ meist direkt anhand des stimulierten Verhaltens ‚überprüfen‘. Ein semiotischer Akteur kann solch eine Kommunikation aber nur realisieren, weil er drei Faktoren miteinander verknüpfen kann: (i) Der ‚Innenbereich‘ eines Akteurs (vor allem sein Gehirn mit den diversen Zuständen) [7ab]; (ii) Eine ‚Umgebung‘, die auf den semiotischen Akteur einwirkt bzw. z.T. vom semiotischen Akteur auch ‚verändert‘ werden kann (der eigene Körper ist für andere semiotische Akteure auch ein Teil der Umgebung!)[7a,b]; (iii) Die ‚Ausdrücke‘ eines Zeichensystems als Teil einer ‚Sprache‘. Ein semiotischer Akteur transformiert die Eindrücke der Umgebung in ein ‚inneres Modell‘ [8], das keine 1-zu-1 Abbildung darstellt und kann dann ‚intern‘ Aspekte von inneren Modellen in sprachliche Ausdrücke ‚abbilden (= kodieren)‘. Die internen Modelle der einzelnen Akteure unterscheiden sich in der Regel. Durch ‚Lernprozesse‘ erwirbt ein semiotischer Akteur sowohl sein ‚Weltwissen‘ wie auch die Zuordnung von Weltwissen und sprachlichen Ausdrücken. [9] Mit Blick auf die genannten drei Faktoren und das Lernen soll hier von einer ‚lernenden semiotischen Triade‘ [LST] gesprochen werden. Im Normalfall sind semiotische Triaden im Lernen zugleich ‚vernetzt‘, d.h. die Zuordnung von sprachlichen Ausdrücken zu Situationsmerkmalen — und damit verbundenen inneren Zuständen wie Emotionen, Gefühle, Stimmungen usw. — geschieht nicht in Isolation sondern in Gegenwart von anderen lernenden semiotischen Triaden. Insofern bilden lernende semiotische Triaden ein ‚Netzwerk‘ als ‚vernetzte lernende semiotische Triaden‘ [VLST].[10]

Will man also menschliche Gesellschaften verstehen, muss man immer die Realität der vernetzten lernenden semiotischen Triaden im Blick haben, ansonsten kann man gesellschaftliche Phänomene nicht zufriedenstellend erklären.

Kollektive Mensch:Maschine Intelligenz [KM:MI]

Interessanterweise gibt es bis heute keine allgemein akzeptierte und hinreichend aussagekräftige Theorie der menschlichen ‚Intelligenz‘, sehr wohl aber partielle Modelle, die einige Phänomene ganz gut beschreiben. Die Intelligenz wird im menschlichen Gehirn verortet, das eine ‚Arbeitsgemeinschaft‘ mit dem ganzen restlichen Körper bildet.

Zusätzlich gibt es seit ca. 75 Jahren einen neuen Typ von Maschinen [11], die man mit Texten füttern kann, die unterschiedlichste ‚Kommandos‘ enthalten, die man als Einheit ‚Algorithmus‘ oder ‚Programm‘ oder ganz allgemein als ‚Software‘ bezeichnet. Diese Kommandos repräsentieren eine Menge von Ausdrücken, die zu einer Sprache gehören, die man ‚Programmiersprache‘ nennt. 2022 gibt es mehr als 100 verschiedene Programmiersprachen. Maschinen, die man mit Texten von solchen Programmiersprachen ‚füttern‘ kann (man nennt dies meistens ‚Programmieren‘), können je nach Beschaffenheit der Maschine — man nennt eine programmierbare Maschine auch ‚Computer‘ und das Material des Computers ‚Hardware‘ — führt die ‚Ausführung‘ der Kommandos zu unterschiedlichen Maschinenzuständen, die sich dann unterschiedlich ’nach außen‘ auswirken können (Steuerung anderer Maschinen, Ausgabe von Bildern, Tönen, Sensitiv für Eingaben über eine Tastatur, für Signale von Sensoren usw.). Man unterscheidet grob rein ‚deterministische‘ Programme und solche die ’nicht-deterministisch‘ sind, weil sie entweder mit ‚Zufallszahlen‘ arbeiten oder im begrenzten Umfang ‚Lernen‘ können. Es hat sich eingebürgert, dass man von Programmen, die lernen können, sagt, sie seien ‚intelligent‘. Aber auch in diesem Fall gibt es bis heute keine allgemein akzeptierte Definition von ‚maschineller‘ Intelligenz.

Natürlich wäre es interessant, wenn programmierbare lernfähige Maschinen dem Menschen helfen könnten, alleine und in Gemeinschaft mit anderen die Prozesse der Gesellschaft in Wechselwirkung mit den anderen Prozessen so weit zu verstehen, dass man irgendwie Nachhaltig sein könnte, um auch noch in einer der vielen möglichen Zukünfte leben zu können. Dazu bräuchte man minimal eine einheitlichen Konzeption von Intelligenz auf Seiten des Menschen, auf Seiten der Maschine, und dann für eine ‚kollektive Mensch:Maschine Intelligenz‘.

DAS OKSIMO PARADIGMA UND SOFTWARE

Vor dem geschilderten angenommenen Kontext des oksimo Paradigmas sollen hier kurz einige Eigenschaften des oksimo Paradigmas und der Software beschrieben werden.

Oksimo Software

Text, Simulator, Ausgangslage, Ziele, Drehbuch

Der Unterschied zwischen dem Begriff des ‚Paradigmas‘ und dem Begriff der ‚Software‘ liegt darin, dass die oksimo ‚Software‘ der konkrete Text ist, der einem Computer ‚übergeben‘ wird, der diesen Text dann mit einer bestimmten Software genannt ‚Simulator‘ bearbeitet. Eine Hauptfunktion dieses Simulators besteht darin, den eingegebenen Text als ‚Simulation‘ zu zeigen: ausgehend von einer ‚Ausgangssituation‘ wird gezeigt, wie sich diese Ausgangslage mittels eingegebener ‚Veränderungsregeln‘ (die letztlich ein ‚Drehbuch‘ realisieren) schrittweise in einen ‚Zielzustand‘ verwandelt. Ob und wenn ja, in welchem Umfang, der Zielzustand erreicht wird, hängt letztlich vom Drehbuch ab.

Oksimo Paradigma

Handlungsraum

Gibt es eine oksimo Software, dann eröffnet diese Software ihren potentiellen Anwendern (Benutzern) einen oksimo-spezifischen ‚Handlungsraum‘. Damit ist gemeint, dass der Anwender in ‚Interaktion‘ mit der oksimo Software bestimmte Handlungen vornehmen kann. Die mögliche Beschaffenheit dieses ‚oksimo typischen‘ Handlungsraum definiert das ‚oksimo Paradigma‘.

Alltagssprache, Weltweit

Im Fall der Erstellung einer oksimo Software muss der Anwender ausschließlich ‚Alltagssprache‘ benutzen (z.B. ‚Deutsch‘, ‚Englisch‘, ‚Italienisch‘, …, ‚Russisch‘, … ‚Arabisch‘, … ‚Chinesisch‘, …’Zulu‘, “Xhosa‘, ‚Afrikaans‘, …). Eine Alltagssprache enthält alles, worüber Menschen sprechen können. Dies hat zur Folge, dass im Prinzip jeder Mensch ‚ohne spezielles Vorwissen‘ die oksimo Software benutzen kann. Man kann solch einen Text mit Alltagssprache ‚alleine‘ erstellen oder ‚zusammen mit anderen‘, als Gruppe, als Team, überall verteilt, nur durch das World Wide Web [WWW] (auch über mobile Endgeräte) verbunden.

Alltag, Zahlen, Mathematik

Durch die Benutzung der Alltagssprache ist das oksimo Paradigma mitten im ‚Alltag eingebettet‘. Alles kann zur Sprache kommen, was Menschen beschäftigt, in Form eines Textes, als Drehbuch, natürlich auch mit Zahlen (quantitativen Angaben), da Alltagssprache beliebig viel ‚Mathematik‘ zulässt.

Komplexe Dynamik sichtbar und erlebbar machen

Durch diese Offenheit des oksimo Paradigmas für die Breite des Alltags kann der Alltag nicht nur ‚zur Sprache‘ kommen, sondern durch die Anordnung des Alltags als ‚Drehbuch‘ (aktuelle Ausgangslage, mögliche Veränderungen, anvisierte Ziele, …) kann man auch die ‚im Alltag (implizit) wirkende Dynamik‘ sichtbar machen. Diese Alltagsdynamik kann sehr wohl ‚komplex‘ sein, so komplex, dass ein Anwender diese Komplexität ohne die Aufbereitung als eine oksimo Simulation normalerweise gar nicht erkennen, geschweige den ‚verstehen‘ kann. Das Verstehen ist im Fall einer Simulation auch meistens mit verschiedenen Emotionen begleitet, insbesondere dann, wenn man ein Drehbuch gemeinsam mit anderen erstellt bzw. als Simulation anschaut.

Multiple dynamische Ziele

Ein wichtiger Aspekt der Alltagsdynamik sind die — ausgesprochenen und unausgesprochenen — ‚Ziele‘, die in Akteuren wirksam sind. Solche Ziele können sich ‚ergänzen‘, können aber auch ‚gegensätzlich‘ sein; vor allem, sie können sich auch ‚jederzeit ändern‘. In der Zeit sind Ziele ‚kurzfristig‘ oder ‚langfristig‘. Von der ‚Gewichtung‘ her ’nicht so wichtig‘ oder ’sehr wichtig‘. Im oksimo Paradigma kann man solche Ziele direkt abbilden; man schreibt sie einfach auf, und dann wird während einer Simulation beständig überprüft, ob und wenn ja, wieweit, diese Ziele eingelöst werden. Dies erhöht die Transparenz der Alltagsdynamik erheblich. Als einzelner wird man kontinuierlich damit konfrontiert, dass die eigenen Ziele ’nicht alleine‘ sind und dass ihre Erreichung möglicherweise Kompromisse bzw. ‚Zielmodifikationen‘ verlangen wird.

Prognosen, Wahrscheinlichkeiten, Vielfalt

Liegt ein Drehbuch vor mit Ausgangslage, Zielen, und vorgeschlagenen Maßnahmen, dann kann man die in der Simulation sichtbar werdenden Folgezuständen auch als ‚Prognosen‘ verstehen: Wenn Du mit dieser Ausgangslage und diesen Maßnahmen arbeitest, dann wird solch ein bestimmter Folgezustand auftreten! Und da wir wissen, dass im Alltag die Dinge sich nicht immer genau so oder vielleicht überhaupt nicht ereignen, wie wir uns das gedacht haben, sondern oft ‚ganz anders‘, gibt es in oksimo die Möglichkeit, jede einzelne Maßnahme mit einer ‚Wahrscheinlichkeit‘ zu verknüpfen (z.B. in 4 von 5 Fällen geschieht A, es kann aber auch B in 5-4 vielen Fällen auftreten). Während im ‚realen Alltag‘ tatsächlich immer wieder etwas passieren kann, was man ‚in keiner Weise auf dem Plan hatte‘, ist die Ereignisbreite eines oksimo Drehbuchs an das verfügbare Wissen der Akteure gebunden. Man kann dies ein wenig dadurch verbessern, dass man möglichst unterschiedliche Akteure zusammenbringt, und/oder dadurch, dass man ‚Daten aus der realen Welt‘ über geeignete Sensoren in ein Drehbuch einbettet (integriert).

Geworden, Vielfalt, Lernen

Zu einem bestimmten Zeitpunkt ist jeder Akteur ein ‚Gewordener‘. Damit ist der Akteur nicht ‚unbestimmt‘, sondern ein ‚konkretes Etwas‘. Dieses konkrete Etwas ist eng verflochten mit jenem Alltag, in dem es geworden ist. Der betreffende Akteur kann durch diese konkrete Einbindung mit der Welt kommunizieren, interagieren, und die Welt im Lichte seines Gewordenenseins sehr spezifisch ‚verstehen‘. Da jeder ‚gewordene Akteur‘ per se ‚dynamisch‘ ist, weil er ‚altern‘ und ‚lernen‘ kann, wird es für sein Weltverständnis wichtig sein, dass er seinen Alltag und seinen Umgang mit dem Alltag immer wieder ändert, um sein ‚Lernen‘ lebendig zu halten. Vielfalt durch andere Menschen, andere Kontexte, durch ‚Experimente‘ und ‚Spielen‘ sind hier wichtige Zutaten für ein lebenslanges Lernen. Das oksimo Paradigma bietet hierfür gute Voraussetzungen: Alle Elemente eines Drehbuchs sind variabel; sie können jederzeit geändert und erweitert werden. Innerhalb einer Gruppe kann man Vielfalt erleben (wenn man sie zulässt :-)). Durch Einbeziehung von ‚Real-Welt-Daten‘ kann man die Vielfalt real erhöhen. So kann man sich vor allzu einfachen Weltbildern schützen.

Die ganze Welt neu miteinander denken

Wenn ein einzelner Akteur, eine ganze Gruppe, lokal oder verteilt über die ganze Welt, mit der oksimo Software im Format des oksimo Paradigmas arbeitet, dann gelingt dies unter Benutzung eines Browsers im World Wide Web von überall gemeinsam an Drehbüchern zu arbeiten. Und wenn man Leserechte erteilt, dann kann jeder sie lesen. Man kann ein Drehbuch auch als HTML-Seite formatiert direkt auf einem beliebigen Webserver platzieren (ähnlich wie bei Wikipedia), dann können alle mitlesen. Und wer diese Webseiten dann liest, kann sie auf Wunsch auch wieder in eine oksimo Simulation verwandeln … und sie als Simulation erleben. Da es in oksimo kein Problem ist, beliebig viele einzelne Simulationen (Drehbücher) auf ‚Knopfdruck‘ zu einer einzigen Simulation zu vereinigen, kann man sofort sehen, was passiert, wenn man diese neue Gesamt-Simulation ablaufen lässt: Sind die einzelnen Simulationen in der vereinigten Simulation ohne jeden Zusammenhang? Ergänzen sie sich? Entstehen Konflikte? Regen sie zum Weiterdenken an? Was ist mit der Vielfalt der Ziele? Sind die OK? Kann man da etwas ändern? Ist ein interessantes Ziel wahrscheinlich? Muss man das Problem doch ganz neu, ganz anders denken? usw. Mit oksimo kann die ganze Welt neu miteinander reden, miteinander Dinge erleben, miteinander neu denken, in Zusammenhängen, in Prozessen.

ANMERKUNGEN

wkp := Wikipedia

[0] UN 1992: Agenda 21: https://www.un.org/depts/german/conf/agenda21/agenda_21.pdf

[1] Siehe herzu z.B. die Position von Jablonka & Lamb: https://www.cognitiveagent.org/2022/01/16/kultur-bei-nicht-menschen-evolution-in-vier-dimensionen-nachhall-zu-jablonka-lamb-2017-2005/

[2] Theoretical Ecology in wkp-en: https://en.wikipedia.org/wiki/Theoretical_ecology

//* Theoretische Ökologie ist das Ergebnis einer Suche nach geeigneten formalen Konzepten, um die Vielfalt der Phänomene im Bereich Ökologie angemessen beschreiben zu können. Ein prominentes Beispiel in diesem Konzeptualisierungsversuch ist die Position von Ulanowicz [2a,b,c], der versucht hat, die Vielfalt durch Anwendung von thermodynamischen Konzepten zu fassen. Ein geniales Konzept zwischen ‚mechanistischem‘ und ’stochastischem‘ Denken. Was u.a. kaum bis gar nicht von ihm berücksichtigt wird, das ist der autopoietische Charakter aller biologischen Systeme, angereichert um vernetzte lernende semiotischen Triaden (siehe im Text). *//

[2a] Robert E.Ulanowicz in wkp-en: https://en.wikipedia.org/wiki/Robert_Ulanowicz

[2b] Robert E.Ulanowicz, (1986), Growth and Development – Ecosystems phenomenology, Springer (originally toExcel)

[2c] Robert E.Ulanowicz, (1997), Ecology: The Ascendant Perspective, Columbia University Press 

[3] Resilience in wkp-en: https://en.wikipedia.org/wiki/Resilience

//* Das Konzept ‚resilientes System‘ kommt — ähnlich wie das im Text ebenfalls benutze Konzept ‚Bedeutung‘ und ‚Semantik‘ — in einer Vielzahl von Disziplinen vor, und zwar ohne wirkliche Integration in ein Konzept. *//

[3b] Das Auftreten ‚biologischer Systeme‘ ist aber nicht so zu verstehen, dass das ‚Biologische‘ damit vollständig getrennt wäre von voraus bestehenden ‚Natur‘. Die primären biologische Lebensformen waren Einzeller, die aus einer Vielzahl von Molekülen bestehen, diese wiederum aus Atomen, diese wiederum … dies heißt, dass das der ‚reale Stoff‘ einer Zelle ’naturhaft‘ ist und die Eigenheiten dieses realen Stoffs beibehält. Eine Zelle repräsentiert allerdings eine ‚Organisationsform‘ der einzelnen Elemente, die es als solche ‚Organisationsform‘ vorher noch nicht gab. Aufgrund dieser neuartigen Organisationsform besitzt eine biologische Zelle eine Fülle von ’neuartigen Verhaltensweisen‘, die einen ’spezifisch Handlungsraum‘ ermöglichen, der sich — zwar in engster Verbindung mit den realen Bestandteilen, aber doch klar verschieden von ihnen — über Interaktionen mit der Natur und dem Biologischen die Realität der Welt verändert.

[4] Patriarchat in der wkp-de: https://de.wikipedia.org/wiki/Patriarchat_(Soziologie)

[5] Matriarchat in der wkp-de: https://de.wikipedia.org/wiki/Matriarchat

[6a] Semiotik in der wkp-de: https://de.wikipedia.org/wiki/Semiotik

[6b] Semiotics in wkp-en: https://en.wikipedia.org/wiki/Semiotics

[7a] Jakob Johann von Uexküll in wkp-de: https://de.wikipedia.org/wiki/Jakob_Johann_von_Uexk%C3%BCll

[7b] Jakob Johann von Uexküll in wkp-en: https://en.wikipedia.org/wiki/Jakob_Johann_von_Uexk%C3%BCll

[8] Mental Model in wkp-en: https://en.wikipedia.org/wiki/Mental_model

[9] Der Begriff der ‚Bedeutung‘ wird traditionellerweise der Perspektive der Semantik zugewiesen als einem Teilaspekt von Sprache. Bislang gibt es eine Vielzahl von Disziplinen, die sich unter dem Oberthema ‚Semantik‘ mit dem Phänomen der Bedeutung beschäftigen, allerdings fehlt noch eine einheitliche Theorie. Zum Einstieg in die Vielfalt siehe den Begriff ‚semantics‚ in wkp-en: https://en.wikipedia.org/wiki/Semantics

[10] Der Begriff der ‚vernetzten lernenden semiotischen Triade‘ fasst auf einer abstrakten Ebene verschiedene Phänomenbereiche zusammen, die funktional miteinander verbunden sind. Gleichzeitig sind die verschiedenen Phänomenbereiche aber auch ‚eigenständig‘ und folgen ihren phänomen-spezifischen Gesetzen! So unterliegt die ‚Außenwelt‘, die über Wahrnehmung und weiteren Interaktionen in Wechselwirkung mit dem Körper und dem Innenbereich eines semiotischen Akteurs steht, vielfachen Dynamiken, die ihrer ‚eigenen Logik‘ folgen. Eine semiotischer Akteur hebt diese Eigenlogik der Außenwelt nicht auf, sondern nutzt sie im Rahmen der Triade auf eigene Weise, sofern die Eigengesetzlichkeit der Außenwelt dies zulässt. Dies gelingt nur deswegen, weil die Dynamik der Außenwelt sehr viele ‚Freiheitsgrade‘ umfasst, die Varianten zulassen (z.B. ein ‚Stein‘ ist ein Stein, aber je nach räumlicher Lage ist er fest verkeilt mit seiner Umgebung oder als losgelöstes Stück im Raum bedingt bewegbar oder modifizierbar. Auf jeden Fall ist er für einen semiotischen Akteur begrenz nutzbar.).

[11] Computer, hier ‚Digital Computer‘, siehe wkp-en: https://en.wikipedia.org/wiki/Computer

[12] Döben-Henisch, G., (2006),  Reinforcing the global heartbeat: Introducing the planet earth simulator project In M. Faßler & C. Terkowsky (Eds.), URBAN FICTIONS. Die Zukunft des Städtischen. München, Germany: Wilhelm Fink Verlag, 2006, pp.251-263