BIG ZUKUNFT PLANEN – Bausteine

(Sept 2023 – Juli 2024)

KONTEXT

Dieser Text gehört zum BiG Thema ZUKUNFT PLANEN.

BiG ZUKUNFT PLANEN – Bausteine

(Letzte Änderung: 23.Sept 2023, 10:00h)

BILD : Das Bild skizziert 13 wichtige Dimensionen, die für das Thema ZUKUNFT PLANEN wichtig sind

Der folgende Text bietet nur eine kurze Erläuterung. Es wird Aufgabe des geplanten Gesprächsprozesses sein, diese Skizze mit mehr Leben zu füllen, so, dass jeder in der Lage ist, dies auf seine individuelle Alltagserfahrung anwenden zu können. Darüber hinaus wäre es schön, wenn das ‚wachsende Verständnis‘ eine gemeinsame Basis für etwas mehr ‚gemeinsame Planung‘ bereiten könnte. Aber, wir alle wissen, jeder Mensch besitzt die Freiheit, im nächsten Moment genau das Gegenteil von dem zu tun, was er vorher sich gedacht hat … allein schon deswegen bleibt die Zukunft ein Abenteuer.

(1,4,5,6) EINZELNER BÜRGER

Für jeden einzelnen Bürger gilt, dass sein individuelles Wissen (gemessen an dem allgemein verfügbaren Wissen) hoffnungslos begrenzt und in vielen Teilen veraltet ist. Dennoch zwingt ihn sein Alltag, ständig Entscheidungen zu treffen, trotz mangelhaftem und veralteten Wissen. Letztlich bleiben ihm daher primär seine sogenannten ‚Bauchgefühle‘, die sich aus einer Vielzahl von verschiedenen Bedürfnissen und Emotionen speisen.

(2) STRUKTUREN

Als einzelner Mensch kommen wir nicht im ‚luftleeren Raum‘ vor sondern sind von Geburt an in Strukturen eingebunden, die kaum oder nur sehr aufwendig veränderbar sind. Dazu gehören ‚reale‘ Strukturen wie die unseres Körpers und der gesamten ‚realen Welt‘ um uns herum. Aber auch ‚vom Menschen geschaffene Strukturen‘ (Institutionen, Behörden, Technik, …). Solche Strukturen können rein lokal sein oder überregional oder gar global. Am wichtigsten zu berücksichtigen ist aber wohl, dass alle diese Strukturen ‚dynamisch‘ sind, d.h. sie ändern sich kontinuierlich (wenngleich — verglichen mit dem Lebensalter eines Menschen — in manchen Fällen sehr langsam oder gar für Menschen kaum wahrnehmbar).

(3) WOLKE DES WISSENS

Der Mensch besitzt die Fähigkeit, das, was ihn ausmacht, was ihn umgibt, in symbolische Repräsentationen (Bilder, Texte) zu überführen. Diese können das Leben eines Menschen überdaueren. Dieses Wissen kann auf einzelne Personen (oder gar nur auf einen einzelnen) beschränkt sein, es kann sich auf bestimmte Institutionen, Abteilungen, Firmen usw. beschränken, oder aber findet Verbreitung in vielen Gruppen. Dieses symbolische Wissen kann sich verändern, ist gemessen an der Breite der Wirklichkeit generell sehr beschränkt, und es kann ‚irreführend‘ sein, wenn es die Dinge anders darstellt als sie sind.

(7) WISSENSFORMATE

Die symbolische Repräsentation von Wissen kann eine Vielzahl von Formaten annehmen, von denen nur die wenigstens daran interessiert sind, die Welt ’so darzustellen, wie sie ist‘. Meist wollen diese symbolischen Format nur ‚unterhalten‘, ‚Spannung erzeugen‘ oder gar bewusst ‚das individuelle Wissen‘ in den einzelnen ‚manipulieren‘. Deswegen ist es nicht unwichtig, zu wissen, wie ist eine symbolische Repräsentation entstanden? Ist dieses Wissen überhaupt ‚zutreffend‘? Wie kann man das Zutreffen (die Wahrheit) überprüfen? Wie kann man im Rahmen des Wissens ‚Voraussagen‘ über mögliche kommende Zustände machen? Wie hängen verschiedene Texte untereinander zusammen? Kann man verschiedene ‚wahres Wissen beanspruchende‘ Text zu einem einzigen Text vereinen?

(8) DIGITALISIERUNG

Seit der Mitte des 20.Jahrhunderts hat eine technologische Entwicklung eingesetzt, die heute pauschal als ‚Digitalisierung‘ bezeichnet wird. Dieses Phänomen ‚Digitalisierung‘ umfasst im Alltag viele unterschiedliche Dimensionen, die im konkreten Einsatz aber unauflöslich ineinander greifen. So findet sich an der ‚Wurzel‘ der Digitalisierung die sogenannte ‚Hardware (HW)‘, jenes Material, das es möglich macht, mit elektrischen Impulsen zu arbeiten. Diese Hardware zerfällt grob in Chips, Chip-Akkumulationen, Rechnern (Endgeräte und Server), und Netzwerke mit Rechnern als Knoten. Diese gesamte Hardware wird primär gesteuert mittels Software, die pauschal zu den ‚Betriebssystem‘ gerechnet werden; zu großen Teilen sind diese Betriebssysteme heute schon fest in den Chips einprogrammiert. Andere Software ermöglicht sogenannte ‚Anwendungsprogramme‘ für Benutzer. Der ‚Raum‘ zwischen Betriebssystemen und Anwendungssoftware ist vielfach in vielen ‚Schichten‘ organisiert, wo Ereignisse von Schicht zu Schicht weiter gereicht werden. Die Software heute ist in vielen Fällen so groß und komplex, dass kein einzelner Mensch mehr die gesamte Software kennt. Man benötigt also allein zur Entwicklung und Wartung von Software heute selbst wieder komplexe Softwaresysteme, weil ein einzelnes menschliches Gehirn mit dieser Komplexität vollständig überfordert ist. Um eine Interaktion zwischen Software und der realen Welt zu ermöglichen, gibt es sogenannten ‚Schnittstellen‘ (‚Interface‘); für einen normalen Benutzer wird die Digitalisierung nur anhand solcher Schnittstellen sichtbar. Alles andere bleibt ihm verborgen, und dieses ‚andere‘ sind geschätzt 99,999% oder mehr des gesamten Systems.

(9) HINTER DEM SYSTEM

‚Hinter der Schnittstelle‘ ist all das, was der normale Benutzer vom System nicht sieht. So kann man ‚hinter dem System‘, wenn man eine geeignete ‚Metaebene‘ installiert hat (und diese gibt es zuhauf), jedes noch so kleine Ereignis ‚am‘ und ‚im‘ im Prinzip registrieren, protokollieren und nach Wunsch auswerten. Konkret, man kann von jedem Benutzer des Systems, sobald er mit ihm ‚in Berührung kommt‘ (wer benutzt kein Handy?), nahezu alles protokollieren. So kann man wissen wo jemand wohnt, mit welchen Menschen Kontakte bestehen (wann, wie oft, wo, …), was der Inhalt des Kontakts war, welche Vorlieben jemand hat (auch sexuelle oder kriminelle), was er sich wünscht, wohin jemand in Urlaub fahren will, welche Menschen er gut oder schlecht findet, auch warum , und ganz viel mehr.

In den westlichen, noch nicht ganz diktatorischen Ländern, wird die digitale Welt weitgehend von einigen wenigen großen globalen Konzernen kontrolliert (ohne dass diese Konzerne selbst irgendwie ‚demokratisch kontrolliert‘ werden).

In China gibt es das aktuelle Extrembeispiel jener Art, wo eine allein herrschende politische Partei über die Digitalisierung unter Hilfe großer digitaler Konzerne sogar noch mehr kontrollieren kann: das Handy hat Zugriff auf den gesamten Alltag; im Alltag gibt es zusätzlich flächendeckende Kameras und andere Sensoren. In diesem System kann jederzeit festgestellt werden was jeder gerade wo tut. Zusätzlich wir jeder regelmäßig abgefragt. Mittels eines sozialen Bewertungssystems wird auch jeder gezielt in seinem Verhalten gesteuert. So kann ein einfaches ‚Faulenzen auf der Couch‘ zum ‚Delikt‘ werden.

(10, 11) BIG DATA & MASCHINELLES LERNEN (KI)

Diese immer mehr um sich greifende flächendeckende Überwachung ist nur möglich, weil es zusätzlich zur Digitalisierung im allgemeinen mindestens noch zwei weitere Entwicklungen gibt: ‚Big Data‘ und ‚maschinelles Lernen (ML)‘ (oft auch ‚KI = Künstliche Intelligenz‘ genannt).

Während maschinelles Lernen nicht unbedingt ‚Big Data‘ benötigt, so kann es BiG Data aber nur geben, weil es maschinelles Lernen gibt.

Das ‚maschinelle Lernen‘ (heute eher irreführend auch ‚künstliche Intelligenz‘ genannt) basiert auf Software (Algorithmen), die mittlerweile in der Lage sind, in unterschiedlichen digitalen Ereignissen ‚Muster‘ zu erkennen, die sich ‚wiederholen‘. Während das menschliche Gehirn bei bestimmten Sorten von Ereignissen schnell aussteigt, können die heutigen Rechner auch noch mit Milliarden, Billionen oder gar mehr Ereignissen umgehen. Auf diese Weise können diese Algorithmen also Strukturen noch dort erkennen, wo wir einfach passen müssen.

Wenn jetzt also eine globale Firma wissen will was die vielen Millionen (oder gar hunderte von Millionen oder mehr) Benutzer gerne so tun, dann braucht man neben dem ‚Erfassen‘ von Millionen von Ereignissen (Speichern) genau solche Algorithmen, die darin Muster erkennen können. Wie sich zeigt, gibt es Verhaltensmuster, die ganz viele Menschen ähnlich an den Tag legen (weil wir Menschen psychologisch gewisse Vorlieben haben; weil unsere Umgebung sich ähnlich verhält; weil Werbung uns Vorlieben einreden; weil …). Den meisten Kunden ist dies nicht unbedingt bewusst; sie halten sich selbst für originell, tatsächlich verhalten sie sich aber nach einem Schema wie viele tausende andere auch. Dazu kommt, dass jene Algorithmen, die die Firmen dann benutzen, um das Verhalten der Benutzer so zu steuern, dass sie den Firmen möglichst viel Geld einbringen, so ausgelegt sind, dass Sie — abhängig vom Verhalten der Benutzer –, bestimmte Ereignisse im System so steuern, dass genau die Vorlieben der individuellen Kunden angesprochen werden (z.B. man gewährt den Nutzern ‚kostenfrei‘ etwas, was sie gut finden, um auf diesem Umweg dann Einfluss auf anderes ausüben zu können, woran die Nutzer zunächst gar nicht denken).

Diese wenigen Sätze mögen vorab genügen. Die wirkliche Situation ist erheblich komplexer.

(12,13) ZUKUNFT PLANEN

Wie schon in den einführenden (erkenntnisphilosophischen) Überlegungen deutlich wurde, gibt es ‚Zukunft‘ nicht als irgendein ‚Objekt‘ im alltäglichen Sinne. Das, was wir mit ‚Zukunft‘ meinen existiert — wenn überhaupt — nur in unserem ‚Denken‘ über ‚mögliche Zustände‘, die es aktuell gerade nicht gibt.

Bedenkt man nun den Kontext, der soeben im vorausgehenden Text skizziert wurde, dann kann man zumindest ahnen, dass eine ‚brauchbare Planung der Zukunft‘ nicht ganz trivial ist.

Will man sich aber nicht abschrecken lassen und will wirklich ernsthaft versuchen, ‚Zukunft zu planen‘, dann wird man sich ernsthaft mit dem Thema ‚Wissensformate‘, ‚wahres Wissen‘, überprüfbares Wissen‘ auseinander setzen müssen und zusätzlich wird man heute das ganze Thema wohl mit den neuen Begriffen ‚Big Data‘ und ‚maschinelles Lernen‘ konfrontieren: Kann maschinelles Lernen tatsächlich helfen? Und falls ja: Wie genau?

Im Gesprächsprozess der nächsten Monate soll dies untersucht werden. Es bietet sich auch an, diese hier gewonnenen Erkenntnisse sowohl auf den Themenkomplex ‚Wasser‘ anzuwenden als auch auf die Frage, ob und wie hier in der Gemeinde ‚Zukunft geplant‘ wird bzw. geplant werden sollte. Natürlich steht zusätzlich der Anspruch im Raum, dass eine Planung heute auch ’nachhaltig‘ sein sollte, womit sich die Frage stellt, was das denn nun wieder bedeuten soll!

Auf geht’s, lasst uns planen…

Theorie – Software – Anwendungsformate