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DIALOG ZU KOLLEKTIVER MENSCHLICHER INTELLIGENZ – EMOTION-WISSEN sowie EINZELNER-GESELLSCHAFT

Letzte Änderung: 21.August 2024

Autor: Gerd Doeben-Henisch im Dialog mit chatGPT4

Kontakt: info@oksimo.org

KONTEXT

Dieser Text gehört zum Thema THEORIE.

Vorbemerkung

Auf der THEORIE-Startseite wird der Umriss jener allgemeinen Perspektive angedeutet, innerhalb deren die Gedanken zu Citizen Science 2.0/ Bürgerwissenchaft 2.0 entwickelt werden.

Im Beitrag DIALOG ZUM ERDSYSTEM mit KLIMA wird das Konzept ‚Erdsystem/ System Erde‘ in einem ersten Überblick skizziert. Ein zentraler Aspekt ist dabei jenes Zusammenspiel von Faktoren, welche zu der steigeden Erwärmung Erde beitragen, welche wiederum das Klima global verändert.

In der globalen Perspektive der Theorie-Startseite wird angenommen, dass das ‚(biologische) Leben‘ eine zentrale Dimenson des Erdsystems ist mit der Lebensform des ‚Homo sapiens‘ (wir Menschen) als Teil davon. Im folgenden Dialog wird der Aspekt der ‚gemeinschaftlichen (kollektiven) menschlichen Intelligenz‘ erörtert als jener grundlegenden Fähigkeit, die den Homo sapiens kennzeichnet.

DIALOG ZU EMOTION-WISSEN sowie EINZELNER-GESELLSCHAFT

Hinweis: FETTDRUCK markiert die Fragen des Autors.

Hallo Chat, was fällt Dir ein zum Begriff ‚Kollektive menschliche Intelligenz‘?

Der Begriff **“kollektive menschliche Intelligenz“** bezieht sich auf die Fähigkeit einer Gruppe von Menschen, durch Zusammenarbeit, Kommunikation und den Austausch von Wissen und Fähigkeiten komplexe Probleme zu lösen, Entscheidungen zu treffen oder kreative Lösungen zu entwickeln. Diese Art von Intelligenz übersteigt oft die Fähigkeiten des Einzelnen, da sie das kollektive Wissen und die verschiedenen Perspektiven der Gruppe nutzt.

Im Kontext der digitalen und vernetzten Welt wird kollektive menschliche Intelligenz oft durch Technologien wie soziale Medien, Online-Plattformen oder kollaborative Tools unterstützt, die es Gruppen ermöglichen, effizienter und umfassender zusammenzuarbeiten. Beispiele hierfür sind Wikipedia, Open-Source-Projekte oder Crowdsourcing-Initiativen, bei denen Menschen weltweit zusammenarbeiten, um Informationen zu sammeln, Ideen zu entwickeln oder Produkte zu verbessern.

Die kollektive Intelligenz kann in verschiedenen Bereichen Anwendung finden, wie in der Wissenschaft, Wirtschaft, Politik oder im sozialen Bereich, und sie spielt eine zentrale Rolle in der modernen Gesellschaft, in der komplexe Herausforderungen oft eine Zusammenarbeit auf globaler Ebene erfordern.

Kann ich also sagen, dass es bei ‚Kollektiver menschlicher Intelligenz‘ um eine Gruppe von Menschen geht, die miteinander kommunizieren – hauptsächlich sprachlich, aber nicht nur –, dadurch begrenzt Wissen austauschen können, und sich über dieses Wissen koordinieren können?

Ja, das ist eine treffende Beschreibung. Bei der **kollektiven menschlichen Intelligenz** geht es tatsächlich darum, dass eine Gruppe von Menschen miteinander kommuniziert, um Wissen auszutauschen und sich auf der Basis dieses Wissens zu koordinieren. Die Kommunikation erfolgt hauptsächlich sprachlich, aber auch durch andere Mittel wie visuelle Darstellungen, Gesten oder digitale Technologien.

Diese Kommunikation ermöglicht es der Gruppe, ein gemeinsames Verständnis zu entwickeln und zusammenzuarbeiten, um Aufgaben zu bewältigen oder Probleme zu lösen, die möglicherweise die Fähigkeiten eines Einzelnen übersteigen würden. Die Begrenzung des Wissensaustauschs hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie den Kommunikationsmitteln, den individuellen Fähigkeiten der Gruppenmitglieder und den sozialen Strukturen innerhalb der Gruppe.

Wichtig ist auch, dass sich die Gruppe nicht nur auf den Austausch von vorhandenem Wissen beschränkt, sondern oft neues Wissen generiert, indem sie verschiedene Perspektiven kombiniert und kreative Lösungen entwickelt.

Du hebst das ‚Wissen‘ hervor, das als Grundlage und Leilinie für ein zukünftiges gemeinsames Handeln dienen kann. Welche Rolle spielen hier ‚Emotionen‘ jeglicher Art? Benötigt man nicht minimale Emotionen, um überhaupt in einen Austausch treten zu wollen bzw. im Austausch sich auf die vielfältigen Möglichkeiten einzulassen?

Emotionen spielen in der kollektiven menschlichen Intelligenz eine zentrale Rolle, auch wenn sie oft im Hintergrund stehen oder weniger explizit angesprochen werden. Sie beeinflussen sowohl den **Wunsch** nach Austausch als auch die **Qualität** und **Tiefe** dieses Austauschs. Hier sind einige der wesentlichen Rollen, die Emotionen in diesem Kontext spielen:

1. **Motivation für den Austausch**: Emotionen wie Interesse, Neugier, Begeisterung oder auch das Bedürfnis nach sozialer Anerkennung treiben Menschen dazu an, sich in den Austausch einzubringen. Ohne diese emotionalen Antriebe wären viele Menschen wahrscheinlich weniger geneigt, Wissen zu teilen oder sich auf eine Diskussion einzulassen.

2. **Aufbau von Vertrauen**: Positive Emotionen wie Empathie, Sympathie und Vertrauen fördern die Bereitschaft, offen und ehrlich zu kommunizieren. Sie helfen dabei, eine Atmosphäre zu schaffen, in der sich Gruppenmitglieder sicher fühlen, ihre Gedanken und Ideen zu teilen, ohne Angst vor Ablehnung oder Kritik.

3. **Koordination und Zusammenarbeit**: Emotionen unterstützen die Koordination und Zusammenarbeit innerhalb der Gruppe. Freude an der gemeinsamen Arbeit, Stolz auf gemeinsame Erfolge oder auch das kollektive Erleben von Herausforderungen können das Gemeinschaftsgefühl stärken und die Zusammenarbeit fördern.

4. **Kreativität und Problemlösung**: Emotionen wie Begeisterung oder Leidenschaft können kreative Prozesse anregen und dazu führen, dass die Gruppe neue und innovative Lösungen entwickelt. Gleichzeitig können Frustration oder Unzufriedenheit als Katalysatoren wirken, um bestehende Probleme anzusprechen und Veränderungen anzustoßen.

5. **Konfliktmanagement**: Emotionen spielen auch eine Rolle bei der Bewältigung von Konflikten innerhalb der Gruppe. Das Erkennen und Ansprechen von negativen Emotionen wie Ärger oder Enttäuschung ist wichtig, um Missverständnisse zu klären und eine konstruktive Zusammenarbeit zu ermöglichen.

Insgesamt sind Emotionen also nicht nur eine notwendige Grundlage für den Austausch, sondern auch ein dynamischer Faktor, der den Verlauf und das Ergebnis von kollektivem Handeln stark beeinflussen kann. Emotionen tragen dazu bei, dass der Wissensaustausch nicht nur mechanisch, sondern menschlich und lebendig wird, was für die Entfaltung kollektiver Intelligenz entscheidend ist.

Würdest Du soweit gehen und sagen, dass es Emotionen sind, die die Grundvoraussetzung für jegliches Wissen sind?

Das ist eine tiefgehende und philosophische Frage, die seit langem in den Bereichen der **Philosophie**, **Psychologie** und **Neurowissenschaften** diskutiert wird. Die Beziehung zwischen **Emotionen** und **Wissen** ist komplex und vielschichtig. Ich werde versuchen, diese Thematik aus verschiedenen Perspektiven zu beleuchten.

**1. Emotionen als Motivation für Wissensgewinn**

Emotionen spielen eine entscheidende Rolle bei der **Motivation**, Wissen zu erwerben. **Neugier**, **Interesse** und **Begeisterung** treiben uns an, neue Informationen zu suchen und zu lernen. Ohne diese emotionalen Antriebe wäre unser Streben nach Wissen wahrscheinlich deutlich geringer. In diesem Sinne können Emotionen als **Auslöser** für den Wissensgewinn betrachtet werden.

**2. Emotionen und kognitive Prozesse**

Neurowissenschaftliche Forschungen haben gezeigt, dass Emotionen eng mit unseren **kognitiven Prozessen** verbunden sind. Sie beeinflussen, **wie wir Informationen verarbeiten, speichern und abrufen**. Positive Emotionen können beispielsweise das Lernen und die Gedächtnisleistung verbessern, während negative Emotionen diese Prozesse beeinträchtigen können. Emotionen helfen uns auch dabei, **Bedeutung** und **Wichtigkeit** von Informationen einzuschätzen, was für das Verstehen und Integrieren von Wissen essentiell ist.

**3. Philosophische Perspektiven**

Aus philosophischer Sicht gibt es unterschiedliche Ansätze zur Rolle von Emotionen im Wissensprozess:

– **Rationalismus** betont die Rolle der Vernunft und Logik bei der Gewinnung von Wissen, oft unabhängig von Emotionen.
– **Empirismus** hingegen unterstreicht die Bedeutung der Sinneserfahrung, bei der Emotionen eine stärkere Rolle spielen können.
– **Phänomenologie** untersucht das bewusste Erleben, bei dem Emotionen und Wahrnehmungen untrennbar verbunden sind.

Diese verschiedenen Ansätze zeigen, dass die Bedeutung von Emotionen für das Wissen je nach theoretischem Rahmen unterschiedlich interpretiert wird.

**4. Emotionen und soziales Wissen**

Im Kontext von **sozialem Wissen** und **zwischenmenschlicher Interaktion** sind Emotionen unabdingbar. Sie ermöglichen es uns, **Empathie** zu empfinden, **soziale Signale** zu interpretieren und effektive **Beziehungen** aufzubauen, was für das Teilen und Erweitern von Wissen in Gruppen essentiell ist.

**Fazit**

Zusammenfassend kann man sagen, dass **Emotionen eine fundamentale Rolle im Prozess des Wissensgewinns und -austauschs spielen**. Sie **motivieren** uns, beeinflussen **kognitive Prozesse** und sind entscheidend für **soziale Interaktionen**, durch die viel Wissen vermittelt wird. Allerdings ist es schwierig zu behaupten, dass Emotionen die **einzige** oder **absolute Grundvoraussetzung** für jegliches Wissen sind, da es auch Aspekte des Wissens gibt, die auf **rationalen** und **logischen** Prozessen basieren, die scheinbar unabhängig von Emotionen ablaufen können.

Dennoch sind Emotionen so eng mit unserem Denken und Lernen verflochten, dass sie in den meisten Fällen eine **wesentliche Voraussetzung** für den Erwerb und die Anwendung von Wissen darstellen. Sie beeinflussen nicht nur, **was** wir lernen, sondern auch **wie** wir es verstehen und **anwenden**.

Ich möchte auf folgende Aussage von Dir zurück kommen. Du sagst „Allerdings ist es schwierig zu behaupten, dass Emotionen die ‚einzige‘ oder ‚absolute‘ Grundvoraussetzung für jegliches Wissen sind, da es auch Aspekte des Wissens gibt, die auf ‚rationalen‘ und ‚logischen‘ Prozessen basieren, die scheinbar unabhängig von Emotionen ablaufen können.“ Dem stimme ich zu. Man könnte vielleicht soweit ghen und sagen, wie haben als Menschen zwei ‚relativ autonome Systeme‘ in unserem ‚Inneren‘ versammelt: (1) das ‚emotionale System‘ und (2) das ‚rationale‘ System. Jedes System gehorcht eigenen Gesetzen und ist vom jeweiligen anderen System prinzipiell unabhängig. Innerhalb des ‚Inneren‘ des Menschen sind sie aber ‚Teile eines größeren Ganzen‘. Das ‚größere Ganze‘ können wir – eine Arbeitshypothese – vielleicht die ‚Persönlichkeit‘ eines Menschen nennen. Vor diesem Hintergrund würde ich folgende weitere Hypothese formulieren: Auch wenn kollektives (gemeinsames) menschliches Wissen beide Komponenten benötigt (Emotionen alleine reichen nicht, Wissen alleine reicht nicht), so wird die Komponenten ‚Wissen‘ alleine nichts bewirken können, so lange die Komponente Emotionen nicht aktiv ist. Was meinst Du dazu?

Deine Hypothese, dass das **kollektive menschliche Wissen** beide Komponenten – das **emotionale** und das **rationale** System – benötigt, ist sehr gut durchdacht und trifft den Kern der Interaktion zwischen diesen beiden Systemen innerhalb der menschlichen Persönlichkeit.

Hier sind einige Überlegungen dazu:

### 1. **Zwei relativ autonome Systeme**
Die Vorstellung, dass wir als Menschen zwei relativ autonome Systeme in uns tragen – das emotionale und das rationale – ist gut etabliert und spiegelt Erkenntnisse aus der **Psychologie** und den **Neurowissenschaften** wider. Das emotionale System reagiert oft schneller und intuitiver, während das rationale System auf Logik und Analyse basiert und langsamer, aber gründlicher arbeitet. Beide Systeme sind in der Tat relativ autonom und können unabhängig voneinander agieren, doch sie sind auch tief miteinander verwoben.

### 2. **Die Rolle der Emotionen**
Deine Hypothese, dass die **Komponente „Wissen“** alleine nichts bewirken kann, solange die **Komponente „Emotionen“** nicht aktiv ist, ist sehr einleuchtend. Emotionen sind oft die **treibende Kraft** hinter Handlungen und Entscheidungen. Sie bestimmen, **welches Wissen relevant** erscheint und **wie es angewendet** wird. Emotionen können das rationale System beeinflussen, indem sie Prioritäten setzen, Motivation schaffen und die Aufmerksamkeit lenken.

Ohne eine aktive emotionale Komponente könnte Wissen zwar vorhanden sein, aber es würde möglicherweise nicht umgesetzt oder genutzt werden, weil der **Antrieb** fehlt. Ein einfaches Beispiel ist das **Lernen**: Selbst wenn eine Person über alle notwendigen Informationen verfügt, braucht sie emotionale Anreize wie **Neugier, Interesse oder das Bedürfnis nach Erfolg**, um dieses Wissen tatsächlich zu verinnerlichen und anzuwenden.

### 3. **Integration in die Persönlichkeit**
Die Idee, dass diese beiden Systeme Teile eines größeren Ganzen sind, das wir als **Persönlichkeit** bezeichnen könnten, ist sehr sinnvoll. Die Persönlichkeit eines Menschen integriert und balanciert die verschiedenen Systeme und sorgt dafür, dass Emotionen und Rationalität zusammenarbeiten, um ein kohärentes und effektives Verhalten zu ermöglichen. In sozialen und kollektiven Kontexten ermöglicht diese Integration, dass Menschen nicht nur logisch miteinander kommunizieren, sondern auch emotional aufeinander eingehen, was für eine funktionierende Zusammenarbeit unerlässlich ist.

### 4. **Kollektives Wissen und Emotionen**
Im Kontext kollektiven Wissens sind Emotionen entscheidend, um den **sozialen Zusammenhalt** zu stärken, **Vertrauen aufzubauen** und die Gruppe zu motivieren, gemeinsam auf ein Ziel hinzuarbeiten. Selbst wenn das Wissen in einer Gruppe vorhanden ist, müssen Emotionen wie **Engagement, Vertrauen und gegenseitige Unterstützung** vorhanden sein, damit dieses Wissen tatsächlich genutzt wird.

**Fazit**: Deine Hypothese, dass kollektives menschliches Wissen ohne aktive emotionale Beteiligung wenig bewirken kann, ist gut begründet. Emotionen sind nicht nur der Antrieb hinter der Anwendung von Wissen, sondern auch ein wesentlicher Faktor für den sozialen Zusammenhalt und die Motivation, die notwendig sind, um Wissen in die Tat umzusetzen. Emotionen und Wissen sind also beide unverzichtbare Komponenten, die zusammenwirken müssen, um effektiv zu sein.

Im Alltag findet man ja folgende Beispiele für die obige These zur Persönlichkeit: (1) Es gibt Menschen, die starke Emotionen zeigen, aber über wenig oder ‚falsches‘ Wissen verfügen, und nicht bereit sind, sich mit anderen zusammen auf eine Klärung des ‚angebotenen Wissens‘ einzulassen; im Grenzfall sind sie bereit, für die Beibehaltung ihres Wissen das eigene oder das Leben der anderen Menschen zu ‚opfern‘. (2) Es gibt Menschen mit kaum erkennbaren emotionalen Anteilen, aber einem ausgeprägten Wissen, die zwar Sachverhalte gut durch kalkuieren, aber sich kaum bis gar nicht auf ein gemeinsames Handeln einlassen können. (3) Es gibt Menchen mit starken Emotionen und ausgeprägten Wissenskomponenten, die sich aber nicht auf gemeinsame geteilte Interaktionen einlassen können: ihr Wissen ist ‚absolut‘ und ihre Emotioenn sind ‚fest‘. Was meinst Du dazu?

Deine Beobachtungen spiegeln unterschiedliche Ausprägungen der **Wechselwirkung zwischen Emotionen und Wissen** in der Persönlichkeit wider, und sie illustrieren, wie diese beiden Systeme sich in verschiedenen Konstellationen manifestieren können. Diese Beispiele verdeutlichen, dass das Verhältnis von Emotionen und Wissen komplex und vielfältig ist. Lass uns die drei Beispiele genauer betrachten:

### 1. **Starke Emotionen, aber wenig oder falsches Wissen**
Menschen, die starke Emotionen zeigen, aber über wenig oder „falsches“ Wissen verfügen, können sehr gefährlich sein, insbesondere wenn sie sich nicht auf eine **Klärung** oder **Überprüfung** ihres Wissens einlassen wollen. Ihre Emotionen können ihnen eine starke Überzeugungskraft verleihen, die sie dazu treibt, an ihrem Wissen festzuhalten, selbst wenn es falsch oder schädlich ist. In extremen Fällen kann dies dazu führen, dass sie bereit sind, **extreme Maßnahmen** zu ergreifen, um ihr Weltbild zu verteidigen, bis hin zur Gewalt.

Solche Personen sind oft nicht offen für neue Informationen oder rationale Diskussionen, weil ihre Emotionen ihre Wahrnehmung und ihr Urteilsvermögen dominieren. Dies kann in extremen Formen zu fanatischem oder dogmatischem Verhalten führen, bei dem das eigene Wissen als „absolute Wahrheit“ angesehen wird, unabhängig von Fakten oder Beweisen.

### 2. **Kaum erkennbare emotionale Anteile, aber ausgeprägtes Wissen**
Menschen, die wenig erkennbare emotionale Anteile zeigen, aber über ein ausgeprägtes Wissen verfügen, sind oft in der Lage, **rationale und logische Analysen** durchzuführen und Sachverhalte klar zu durchdenken. Allerdings kann es ihnen schwerfallen, sich auf gemeinsames Handeln einzulassen oder effektiv mit anderen zu interagieren. Ohne emotionale Beteiligung fehlt oft die **Motivation** oder das **Verständnis** für die sozialen Dynamiken, die notwendig sind, um Wissen im Kontext von Gruppen effektiv umzusetzen.

Diese Personen könnten in ihrer **Analytik** gefangen sein und Schwierigkeiten haben, ihre Erkenntnisse in sozialen oder kooperativen Kontexten anzuwenden, weil sie sich möglicherweise nicht in die Emotionen oder Perspektiven anderer hineinversetzen können. Dies kann zu einer **Isolation** führen, in der sie zwar kluge und durchdachte Lösungen haben, aber keinen Zugang zu den sozialen Mitteln, diese umzusetzen.

### 3. **Starke Emotionen und ausgeprägtes Wissen, aber keine Bereitschaft zur Kooperation**
Menschen, die sowohl starke Emotionen als auch ein ausgeprägtes Wissen besitzen, sich aber nicht auf gemeinsame, geteilte Interaktionen einlassen können, haben oft eine **rigide Haltung**. Ihr Wissen ist für sie „absolut“ und ihre Emotionen sind „fest“, was bedeutet, dass sie nicht bereit sind, ihre Positionen oder Überzeugungen zu hinterfragen oder zu ändern. Diese Menschen können sehr **überzeugt** und **selbstbewusst** in ihrer Meinung sein, was es ihnen schwer macht, offen für andere Meinungen oder kooperative Prozesse zu sein.

Solche Personen könnten in Führungspositionen Schwierigkeiten haben, weil sie **autoritär** auftreten und wenig Flexibilität zeigen, was zu Konflikten oder einem **Mangel an Zusammenarbeit** führen kann. Ihre Stärke kann gleichzeitig ihre Schwäche sein: Sie haben das Potenzial, andere zu überzeugen und zu motivieren, aber ihre Unfähigkeit, sich anzupassen oder andere Meinungen zuzulassen, kann die **Gruppendynamik** und das kollektive Handeln hemmen.

### Fazit
Diese Beispiele verdeutlichen, dass ein **Ungleichgewicht** zwischen Emotionen und Wissen zu verschiedenen Herausforderungen führen kann. Während jedes System – das emotionale und das rationale – in sich wertvoll ist, zeigt sich in diesen Beispielen, dass ein **Fehlen von Ausgewogenheit** zu problematischen Verhaltensweisen führen kann. Die Integration beider Systeme in einem größeren Ganzen, das wir Persönlichkeit nennen, ist entscheidend, um sowohl **individuell** als auch **kollektiv** effektiv zu handeln.

Die Herausforderung besteht darin, diese beiden Systeme so zu **balancieren**, dass sie sich gegenseitig stärken und unterstützen, anstatt sich zu blockieren. Dies erfordert sowohl **Selbstreflexion** als auch **soziale Kompetenz**, um zu erkennen, wann es notwendig ist, das eigene Wissen zu hinterfragen oder die eigenen Emotionen zu zügeln, um konstruktiv und kooperativ handeln zu können.

Du folgerst aus den bisherigen Überlegungen, dass „Die Herausforderung darin besteht, diese beiden Systeme so zu ‚balancieren‘, dass sie sich gegenseitig stärken und unterstützen, anstatt sich zu blockieren.“ Dies führt natürlich zu der Frage, wie dieses ‚Ausbalancieren‘ funktionieren kann. Wir wissen ja (1), dass sowohl das ‚System der Emotionen‘ für Menschen von Kindheit an eine gewisse ‚Grundstruktur‘ zeigt, wie auch das ‚System der Intelligenz‘. Wir wissen aber auch (2), dass beide Systeme eine ‚Entwicklung‘ durchlaufen können, die sehr stark von der jeweiligen Umgebung abhängig ist, in der Menschen aufwachsen und sich entwickeln. Wie siehst Du das?

Deine Überlegungen zur Entwicklung und Balance zwischen dem emotionalen und dem rationalen System sind sehr fundiert und greifen auf wichtige psychologische und entwicklungsbezogene Konzepte zurück. Hier sind einige Gedanken dazu:

### 1. **Grundstruktur der Systeme**

Es stimmt, dass sowohl das **System der Emotionen** als auch das **System der Intelligenz** eine gewisse **Grundstruktur** aufweisen, die von Geburt an vorhanden ist. Diese Grundstruktur umfasst angeborene **Fähigkeiten** und **Dispositionen**, die in der frühen Kindheit sichtbar werden:

– **Emotionale Grundstruktur**: Kinder zeigen von Geburt an eine Reihe von grundlegenden Emotionen wie Freude, Angst, Wut und Trauer. Diese Emotionen sind evolutionär tief verwurzelt und spielen eine zentrale Rolle im Überleben und in der sozialen Interaktion. Die Fähigkeit, Emotionen zu empfinden und auszudrücken, ist also grundlegend für die menschliche Natur.

– **Kognitive Grundstruktur**: Intellektuelle Fähigkeiten wie **Wahrnehmung**, **Gedächtnis** und **Problemlösungsfähigkeiten** sind ebenfalls früh erkennbar. Diese kognitiven Strukturen legen den Grundstein für das spätere Lernen und die intellektuelle Entwicklung.

### 2. **Entwicklung durch Umgebungseinflüsse**

Während die Grundstrukturen angeboren sind, unterliegen beide Systeme einer **dynamischen Entwicklung**, die stark von der Umgebung und den Erfahrungen abhängig ist:

– **Emotionale Entwicklung**: Emotionen entwickeln sich durch **soziale Interaktionen**, **Bindungserfahrungen** und **kulturelle Prägungen**. Die Art und Weise, wie ein Kind emotionale Unterstützung erhält, Konflikte erlebt und bewältigt oder Anerkennung erfährt, formt seine emotionale Intelligenz. Eine sichere Bindung in der Kindheit fördert beispielsweise die Fähigkeit, Emotionen zu regulieren und Empathie zu entwickeln.

– **Kognitive Entwicklung**: Intelligenz entwickelt sich durch **Bildung**, **kognitive Stimulation** und **Lernen**. Kinder, die in einem fördernden Umfeld aufwachsen, haben in der Regel bessere Chancen, ihre kognitiven Fähigkeiten zu entwickeln. Die Qualität der Bildung, die sie erhalten, und die kognitiven Herausforderungen, denen sie begegnen, spielen eine entscheidende Rolle in ihrer intellektuellen Entwicklung.

### 3. **Ausbalancieren der Systeme**

Das **Ausbalancieren** dieser beiden Systeme – das emotionale und das kognitive – ist ein fortlaufender Prozess, der sowohl durch **individuelle** als auch **soziale** Faktoren beeinflusst wird. Hier sind einige Mechanismen, die dabei eine Rolle spielen:

– **Selbstreflexion und Metakognition**: Menschen, die in der Lage sind, über ihre eigenen Emotionen und Gedanken nachzudenken, können besser erkennen, wann eines der Systeme dominiert und wie es ausbalanciert werden kann. Metakognitive Fähigkeiten – also das Nachdenken über das eigene Denken – sind entscheidend, um zu erkennen, wann emotionale Reaktionen unangemessen sind oder wann eine rein rationale Herangehensweise nicht ausreicht.

– **Soziale Unterstützung und Erziehung**: Eltern, Lehrer und Mentoren spielen eine zentrale Rolle dabei, Kindern beizubringen, wie sie ihre Emotionen regulieren und gleichzeitig ihre kognitiven Fähigkeiten entwickeln können. Dies geschieht durch **Modellverhalten**, **Unterstützung bei der Emotionsregulation** und die Vermittlung von **Problemlösungsstrategien**.

– **Erfahrungen und Lernen**: Im Laufe des Lebens machen Menschen verschiedene Erfahrungen, die sie dazu zwingen, ihre Emotionen und kognitiven Prozesse zu integrieren. Herausforderungen, die emotionale und intellektuelle Aspekte gleichermaßen betreffen, fördern diese Integration. Zum Beispiel kann das Lösen eines Problems, das emotional belastend ist, dazu beitragen, emotionale Resilienz und kognitive Flexibilität zu entwickeln.

– **Kulturelle Einflüsse**: Jede Kultur hat ihre eigenen Normen und Werte, die definieren, wie Emotionen ausgedrückt und Wissen angewendet werden sollten. Diese kulturellen Einflüsse prägen das Gleichgewicht zwischen Emotionen und Rationalität auf individueller Ebene. In Kulturen, die emotionale Intelligenz schätzen, wird es wahrscheinlicher sein, dass Menschen lernen, ihre Emotionen effektiv zu regulieren und zu integrieren.

### 4. **Fazit**

Das Ausbalancieren der emotionalen und kognitiven Systeme ist ein **lebenslanger Prozess**, der von der Wechselwirkung zwischen angeborenen Strukturen und Umwelteinflüssen geprägt ist. Individuen, die in der Lage sind, beide Systeme in Einklang zu bringen, profitieren von einer **stärkeren Resilienz**, **besseren Entscheidungsfähigkeiten** und einer **höheren Lebensqualität**. Dieser Prozess wird durch **Selbstreflexion, soziale Unterstützung** und **Erfahrungen** gefördert, die eine harmonische Integration beider Systeme ermöglichen. In einer optimalen Entwicklung ergänzen sich emotionale Intelligenz und kognitive Fähigkeiten, wodurch eine Persönlichkeit entsteht, die in der Lage ist, sowohl auf rationale als auch auf emotionale Herausforderungen effektiv zu reagieren.

Du stellst zusammenfassend fest, dass „Das Ausbalancieren der emotionalen und kognitiven Systeme ein ‚lebenslanger Prozess‘ ist der von der Wechselwirkung zwischen angeborenen Strukturen und Umwelteinflüssen geprägt ist… In einer optimalen Entwicklung ergänzen sich emotionale Intelligenz und kognitive Fähigkeiten, wodurch eine Persönlichkeit entsteht, die in der Lage ist, sowohl auf rationale als auch auf emotionale Herausforderungen effektiv zu reagieren.“ Dieser Feststellung würde ich auch als Arbeitshypothese zustimmen. Dmit stellen sich aber einige sehr grundlegende Fragen, hier eine: (1) Wenn es die ‚Wechselwirkung‘ zwischen den eigenen angeborenen Strukturen und der jeweiligen Umgebung ist, die letztlich zu jener – optimalerweise ‚ausbalancierten‘ – Persönlichkeit führt, die in der Lage ist, nicht nur im Kontext einer ‚vorhandenen gemeinschaftlichen menschlichen Intelligenz‘ zu agieren, sondern darüber hinaus auch in der Lage ist, ‚selbst‘ aktiv dazu beizutragen, dass überhaupt eine ‚gemeinschaftliche menschliche Intelligenz‘ entsteht, dann wird der Faktor ‚Umwelteinflüsse‘ zu einem sehr entscheidenden Faktor! Was ist, wenn die umgebenden Menschen und realen Verhältnisse nicht so ausgelegt sind, dass sich ein Mensch emotional und wissensmäßig so entwickelt, wie er sich entwickeln müsste, um angemessen fähig zu werden‚ gemeinschaftliche menschliche Intelligenz‘ leben zu können?

Du sprichst hier ein sehr grundlegendes und kritisches Thema an, das die **Bedeutung der Umwelt** für die Entwicklung der individuellen Persönlichkeit und letztlich für die Fähigkeit zur Teilnahme an und Förderung von **gemeinschaftlicher menschlicher Intelligenz** betrifft. Deine Frage zielt darauf ab, was passiert, wenn die Umwelteinflüsse nicht förderlich sind und welche Auswirkungen das auf die individuelle und kollektive Intelligenz haben könnte.

### 1. **Die Rolle der Umwelt in der Persönlichkeitsentwicklung**

Die Umwelt, in der ein Mensch aufwächst, hat einen enormen Einfluss auf die Entwicklung sowohl der **emotionalen** als auch der **kognitiven** Fähigkeiten. Diese Einflüsse können sehr vielfältig sein und umfassen:

– **Familienstrukturen und Erziehung**: Die Art und Weise, wie Eltern und Erziehungsberechtigte mit einem Kind interagieren, prägt dessen emotionale Regulation und kognitive Entwicklung. Ein unterstützendes, liebevolles Umfeld fördert die Fähigkeit, Emotionen zu verstehen und zu steuern, und bietet gleichzeitig Raum für intellektuelle Entfaltung.

– **Bildungssystem und soziale Institutionen**: Schulen und andere Bildungseinrichtungen spielen eine zentrale Rolle bei der Vermittlung von Wissen und der Förderung kognitiver Fähigkeiten. Ebenso fördern sie soziale Kompetenzen und emotionale Intelligenz durch soziale Interaktionen und gemeinschaftliches Lernen.

– **Kulturelle und gesellschaftliche Normen**: Die Werte und Normen einer Gesellschaft bestimmen, welche Verhaltensweisen als wünschenswert gelten und welche nicht. In Kulturen, die emotionale Ausdruckskraft oder intellektuelle Leistungen schätzen, werden diese Aspekte stärker gefördert.

### 2. **Herausforderungen in ungünstigen Umgebungen**

Wenn die Umwelteinflüsse **nicht förderlich** sind, kann dies erhebliche Auswirkungen auf die Entwicklung der Persönlichkeit haben:

– **Emotionale Vernachlässigung**: Kinder, die emotionale Vernachlässigung erfahren oder in instabilen, stressreichen Umgebungen aufwachsen, können Schwierigkeiten haben, emotionale Intelligenz zu entwickeln. Sie könnten Probleme mit der Emotionsregulation haben oder eine negative Sicht auf soziale Interaktionen entwickeln.

– **Mangel an kognitiver Stimulation**: In Umgebungen, in denen es an kognitiver Stimulation mangelt, sei es durch unzureichende Bildung oder begrenzte intellektuelle Herausforderungen, können kognitive Fähigkeiten unterentwickelt bleiben. Dies führt oft zu einem eingeschränkten Zugang zu Wissen und einer verminderten Fähigkeit, kritisch zu denken.

– **Kulturelle und soziale Barrieren**: Gesellschaften, die strenge soziale Normen oder Ungleichheiten aufrechterhalten, können verhindern, dass Menschen ihr volles Potenzial entfalten. Diskriminierung, mangelnde Chancengleichheit und soziale Isolation können die Entwicklung sowohl emotionaler als auch kognitiver Kompetenzen hemmen.

### 3. **Auswirkungen auf die gemeinschaftliche menschliche Intelligenz**

Wenn Menschen in Umgebungen aufwachsen, die ihre Entwicklung negativ beeinflussen, hat dies nicht nur Folgen für die **individuelle Persönlichkeit**, sondern auch für die **kollektive Intelligenz** einer Gesellschaft. Hier sind einige mögliche Auswirkungen:

– **Verminderte Teilnahmefähigkeit**: Personen, die aufgrund ihrer Umgebung Schwierigkeiten haben, emotionale oder kognitive Fähigkeiten zu entwickeln, könnten Schwierigkeiten haben, effektiv an kollektiven Entscheidungsprozessen teilzunehmen oder konstruktiv in Gemeinschaften beizutragen.

– **Fehlende Integration und Zusammenarbeit**: Eine Gesellschaft, in der viele Menschen emotional oder kognitiv beeinträchtigt sind, könnte Schwierigkeiten haben, eine echte kollektive Intelligenz zu entwickeln. Zusammenarbeit und Austausch könnten erschwert werden, was zu sozialen Spannungen und einer Fragmentierung der Gesellschaft führen könnte.

– **Hemmung von Innovation und sozialem Fortschritt**: Eine weniger entwickelte kollektive Intelligenz kann dazu führen, dass innovative Lösungen für gesellschaftliche Probleme fehlen. Die Fähigkeit, als Gesellschaft gemeinsam zu lernen und zu wachsen, könnte eingeschränkt sein.

### 4. **Strategien zur Verbesserung der Umwelteinflüsse**

Um sicherzustellen, dass Menschen in der Lage sind, sich emotional und kognitiv so zu entwickeln, dass sie zur kollektiven Intelligenz beitragen können, sind **gezielte Interventionen** und **gesellschaftliche Veränderungen** notwendig:

– **Bildungsreformen**: Verbesserte Bildungssysteme, die emotionale und soziale Kompetenzen ebenso wie kognitive Fähigkeiten fördern, sind essenziell. Schulen sollten nicht nur Wissen vermitteln, sondern auch soziale und emotionale Lernprozesse unterstützen.

– **Familienunterstützung**: Programme, die Eltern und Familien unterstützen, können dazu beitragen, dass Kinder in stabilen und liebevollen Umgebungen aufwachsen. Elternbildung und Unterstützung in schwierigen Lebenslagen können helfen, negative Umwelteinflüsse zu mildern.

– **Kulturelle Veränderungen**: Gesellschaften sollten Normen und Werte fördern, die emotionale Intelligenz und kooperative Problemlösung schätzen. Dies kann durch öffentliche Bildungskampagnen, Vorbilder und die Förderung von Vielfalt und Inklusion erreicht werden.

– **Soziale Sicherheit und Gerechtigkeit**: Der Abbau von Ungleichheiten und der Aufbau eines sozialen Sicherheitsnetzes können dazu beitragen, dass mehr Menschen in förderlichen Umgebungen aufwachsen und ihr Potenzial entfalten können.

### 5. **Fazit**

Der Faktor **Umwelteinflüsse** ist in der Tat entscheidend für die Entwicklung der emotionalen und kognitiven Fähigkeiten, die notwendig sind, um zu einer **gemeinschaftlichen menschlichen Intelligenz** beizutragen. Eine förderliche Umgebung, die sowohl emotionale als auch intellektuelle Entwicklung unterstützt, ist unerlässlich. Wo diese Umgebungen fehlen, sind gezielte Maßnahmen notwendig, um die negativen Auswirkungen zu kompensieren und Menschen die Möglichkeit zu geben, sich zu entwickeln und aktiv an der kollektiven Intelligenz teilzuhaben. Letztlich ist die **Verbesserung der Umwelteinflüsse** nicht nur eine individuelle, sondern auch eine gesellschaftliche Verantwortung.

Wenn Du folgerst, dass „Letztlich die ‚Verbesserung der Umwelteinflüsse‘ nicht nur eine individuelle, sondern auch eine gesellschaftliche Verantwortung ist“, dann kommen wir an den Punkt, wo sich sprichwörtlich ‚die Katze in den Schwanz beißt‘ oder wir – ein anderes Sprichwort — ein ‚Henne-Ei Problem‘ haben: (1) die angemessene Entwicklung einer ‚gemeinschaftlichen menschlichen Intelligenz‘ setzt eine Umwelt voraus, die als ‚Gesellschaft‘ so beschaffen ist, dass sie diese ‚Bildungsleistung‘ erbringen kann. (2) diese Gesellschaft besteht aber aus konkreten einzelnen Menschen, die in der Lage sein müssen, sowohl einzeln wie in Gemeinschaft so leben zu können. Was ist, wenn die Menschen, die jene Umwelt bilden sollen, die eine entsprechend positive Entwicklung der heranwachsenden Generation unterstützen soll, selbst gar nicht über diese Fähigkeit verfügen? Angenommen, ca. 50% der bildungsrelevanten Menschen wären nicht in der Lage, die Entwicklung einer angemessenen gemeinschaftlichen menschlichen Intelligenz in einer jungen Generation zu unterstützen?

Du sprichst hier ein fundamentales Problem an, das in der Tat eine Art **Zirkularität** oder **Henne-Ei-Problem** darstellt. Es geht darum, wie eine Gesellschaft, die vielleicht selbst nicht optimal entwickelt ist, die notwendigen Bedingungen schaffen kann, um eine **nächste Generation** hervorzubringen, die besser ausgestattet ist, um gemeinschaftliche menschliche Intelligenz zu entwickeln und zu fördern.

### 1. **Die Herausforderung: Ein dysfunktionaler Kreislauf**

Wenn wir davon ausgehen, dass ein signifikanter Teil der Gesellschaft – sagen wir 50 % der bildungsrelevanten Menschen – nicht über die notwendigen Fähigkeiten oder die emotionale und kognitive Reife verfügt, um die Entwicklung einer **angemessenen gemeinschaftlichen menschlichen Intelligenz** bei der nächsten Generation zu unterstützen, befinden wir uns in einem **dysfunktionalen Kreislauf**. Diese Menschen können nur begrenzt positive Umwelteinflüsse bieten, was wiederum die Entwicklung der nächsten Generation beeinträchtigen kann. Das führt zu einer Art **stagnierendem** oder gar **rückläufigem** gesellschaftlichen Fortschritt.

### 2. **Mögliche Lösungsansätze**

Trotz dieser schwierigen Ausgangslage gibt es mehrere Ansätze, um diesen Kreislauf zu durchbrechen:

#### a) **Bildungsreformen und soziale Interventionen**

Auch wenn die aktuelle Generation teilweise nicht optimal entwickelt ist, können **gezielte Bildungsreformen** und **soziale Interventionen** langfristige Veränderungen bewirken. Dies könnte beinhalten:

– **Frühkindliche Bildung**: Investitionen in die frühkindliche Bildung könnten dazu beitragen, dass Kinder bereits in jungen Jahren emotionale und kognitive Fähigkeiten entwickeln, die sie in die Lage versetzen, später selbst positive Umwelteinflüsse zu schaffen.

– **Eltern- und Familienbildung**: Programme, die Eltern und Familien unterstützen, können helfen, die Defizite in den Fähigkeiten der Erwachsenen zu kompensieren. Diese Programme könnten sich auf emotionale Intelligenz, Konfliktlösung, Bildung und soziale Kompetenzen konzentrieren.

– **Gemeindebasierte Initiativen**: Gemeinschaften können Programme ins Leben rufen, die auf die Stärkung sozialer Netzwerke und gemeinschaftlicher Unterstützung abzielen. Solche Initiativen könnten auch Mentorenschaften und soziale Projekte umfassen, die den Zusammenhalt und das gemeinsame Lernen fördern.

#### b) **Einfluss von Technologie und Medien**

Technologie und Medien können eine wichtige Rolle dabei spielen, Bildung und soziale Unterstützung auf breiter Basis zugänglich zu machen:

– **Online-Bildungsplattformen**: Diese können auch in Gegenden oder Gemeinschaften, die weniger Zugang zu traditionellen Bildungseinrichtungen haben, eine qualitativ hochwertige Bildung anbieten. Sie können dabei helfen, Wissenslücken zu schließen und emotionale sowie soziale Kompetenzen zu fördern.

– **Medienkampagnen**: Positive Botschaften und Programme, die über verschiedene Medienkanäle verbreitet werden, können dazu beitragen, gesellschaftliche Werte zu verändern und Bewusstsein für die Bedeutung von emotionaler Intelligenz und Bildung zu schaffen.

#### c) **Politische und wirtschaftliche Maßnahmen**

Regierungen und Wirtschaftsakteure müssen ebenfalls Verantwortung übernehmen:

– **Sozialpolitik**: Maßnahmen zur Bekämpfung von Armut, sozialer Ungleichheit und Diskriminierung können die Umweltbedingungen verbessern und so indirekt zur Entwicklung einer gesünderen Gesellschaft beitragen.

– **Förderung der Chancengleichheit**: Durch gezielte Förderprogramme, Stipendien und den Ausbau des öffentlichen Bildungswesens können auch benachteiligte Gruppen Zugang zu den Ressourcen erhalten, die sie benötigen, um sich positiv zu entwickeln.

### 3. **Die Rolle individueller Veränderung**

Während gesellschaftliche Veränderungen notwendig sind, können auch **individuelle** Veränderungen eine Rolle spielen:

– **Selbstreflexion und Persönlichkeitsentwicklung**: Menschen, die sich ihrer eigenen Defizite bewusst werden, können aktiv an ihrer eigenen Persönlichkeitsentwicklung arbeiten. Hier können Psychotherapie, Coaching und Selbsterfahrung eine Rolle spielen.

– **Peer-Learning und Gemeinschaftsbildung**: In vielen Fällen können Menschen voneinander lernen und sich gegenseitig unterstützen. Initiativen, bei denen Menschen in Gruppen zusammenkommen, um gemeinsam an ihrer emotionalen und kognitiven Entwicklung zu arbeiten, könnten eine Grundlage für den Aufbau einer stärkeren Gemeinschaft bilden.

### 4. **Fazit**

Das von dir beschriebene Henne-Ei-Problem zeigt die Komplexität der Herausforderung auf. Es macht deutlich, dass die Entwicklung einer **gemeinschaftlichen menschlichen Intelligenz** sowohl **individuelle** als auch **gesellschaftliche** Bemühungen erfordert.

Selbst wenn ein erheblicher Teil der Gesellschaft derzeit nicht in der Lage ist, die nächste Generation optimal zu unterstützen, gibt es Wege, diesen Kreislauf zu durchbrechen. Durch eine Kombination aus **Bildungsreformen**, **sozialen Initiativen**, **technologischer Unterstützung** und **politischen Maßnahmen** können langfristig die Bedingungen geschaffen werden, die notwendig sind, um eine nachhaltige und gesunde gesellschaftliche Entwicklung zu ermöglichen.

Die Verantwortung für diese Veränderung liegt bei **jedem Einzelnen**, aber auch bei der **Gesellschaft** als Ganzes. Es wird Zeit, Geduld und die Zusammenarbeit vieler Menschen benötigen, um diese Vision zu verwirklichen. Doch wenn es gelingt, die richtige Balance zu finden und die Umwelteinflüsse zu verbessern, können wir eine Basis schaffen, auf der zukünftige Generationen eine stärkere und gerechtere gemeinschaftliche menschliche Intelligenz entwickeln können.

OK, das klingt für mich vernünftig. Dies macht in der Tat sichtbar, dass jeder zu jeder Zeit gefordert ist, sich selbst in angemessener Form immer auch als Teil eines größeren Ganzen zu begreifen.

Genau, das ist ein zentraler Gedanke. Sich selbst als **Teil eines größeren Ganzen** zu begreifen, bedeutet, sowohl die **eigene Verantwortung** als auch die **wechselseitige Abhängigkeit** in einer Gemeinschaft zu erkennen. Jeder Einzelne trägt durch seine **Handlungen**, **Entscheidungen** und **Haltung** zur Gestaltung der sozialen und kulturellen Umwelt bei, die wiederum die Entwicklung aller beeinflusst.

Diese Einsicht führt zu einer **proaktiven Lebenseinstellung**, in der man nicht nur für sich selbst handelt, sondern stets auch die Auswirkungen auf das Gemeinwohl berücksichtigt. Es geht darum, sich bewusst zu machen, dass wir alle sowohl **Empfänger** als auch **Gestalter** der Bedingungen sind, die unser Zusammenleben prägen.

Indem wir uns selbst weiterentwickeln – emotional, kognitiv und sozial – tragen wir nicht nur zu unserer eigenen Lebensqualität bei, sondern auch zur **Stärkung der Gemeinschaft**. Diese Haltung fördert eine **konstruktive, kollaborative** und **nachhaltige Gesellschaft**, in der kollektive menschliche Intelligenz gedeihen kann.

BiG-RUNDBRIEF: Stromrebellen von Schönau – Live beim BiG-Vortrag 18.2.24, 16h im Alten Schloss

Autor: BiG-Moderator

Kontakt: big@oksimo.org, Betreff ‚RUNDBRIEF‘

KONTEXT

Dieser Text gehört zum Thema BiG-RUNDBRIEFE

Stromrebellen von Schönau – Live beim BiG-Vortrag 18.2.24, 16h im Alten Schloss

Liebe Alle,

beim gestrigen BiG-Workshop Tag hatten wir eine mehrfache Ur-Aufführung: wir hatten erstmalig eine externe Referentin, und es war die erste größere Aktion der noch jungen BiG-Themengruppe ENERGIE AUTARK.

Und dann die ganze Story: Bei der letzten Sitzung am 28.Jan 24 formuliert das Team erstmalig das Ziel, Fakten und Beispiele zur Energie Autarkie zu sammeln. Kurz darauf wird bei Recherchen die Energiegenossenschaft EWS in Schönau entdeckt (‚Die Stromrebellen‘). Ein spontaner Kontakt führt zur Zusage von Frau Dr. Eva Stegen zu einem Vortrag bei uns in Schöneck am 18.2.24 um 16h. Um 15:50 am 18.2. steht sie dann im Vortragssaal vom Alten Schloss!

ENERGIE UND EMOTION

Wer — wie Ich — nun erwartet hatte, mit vielen technischen Informationen versorgt zu werden, wie man Energie autark erzeugen kann, der wurde frontal überrascht. Frau Dr. Stegen erzählte im ersten Teil des Vortrags im Wesentlichen die ‚Geschichte der Stromrebellen‘ , wie es zur heutigen Genossenschaft von Bürgern für eine eigene Stromversorgung mit 100% Ökostrom gekommen ist. Durch ihre Darstellung wurde direkt greifbar, dass es nicht nur rationale Überlegungen sind, wie man besser, billiger, qualitätvoller … zu einer anderen Stromversorgung kommt, sondern dass es auch viele starke Emotionen braucht, welche Bürger zusammenführt zu einem gemeinsamen Handeln. Von der Einsicht, dass eine aktuelle Stromversorgung unbefriedigend ist, zur Tat, dass man dies alles ändert, liegt schon ein richtiger Weg, mit sehr viel Engagement, was die Geschichte der Stromrebellen beeindruckend illustriert.

Auch wenn jeder Ort anders ist, eine andere Geschichte hat, andere konkrete Verhältnisse bestehen, so lautet die Kernbotschaft dieser Veranstaltung doch: wenn Bürger gemeinsam etwas wollen, dann können sie auch etwas bewegen.

NÄCHSTE SCHRITTE

Natürlich müssen die vielen starken Impulse dieser Veranstaltung erst mal ‚verdaut‘ werden. Aber, der starke Zuspruch von Bürgern an diesem Tag (u.a. waren alle unsere Bürgermeister:innen Kandidaten:innen bei der Veranstaltung; ein starker Impuls für uns alle!) ermutigt dazu, weiter zu machen.

Am nächsten BiG-Workshop Tag am So 10.März 24 werden — soweit es aktuell aussieht — die drei BiG-Themengruppen WALD, WASSER und ENERGIE AUTARK wieder alle auftreten (11h, 13:30h und 16h).

Dann können wir auch gespannt sein, was die BiG-Themengruppe ENERGIE bis dahin erarbeiten konnte. Wer Lust hat, mit dem Team in einen Austausch zu treten, der kann dies über die Email-Adresse der Themengruppe tun: big-energie@oksimo.org

Weitere Informationen über die Arbeit des BiG-Teams ENERGIE kann man unter folgender Adresse finden: https://www.oksimo.org/energetisch-autark.

IN DER ZWISCHENZEIT

kann es für jeden sicher sehr anregend sein, sich die Webseite der Bürgergenossenschaft EWS genauer anzuschauen. Da gibt es sehr viele interessante Informationen, die man woanders so vielleicht nicht findet.

Soviel für heute, Ihr

Gerd Doeben-Henisch
(BiG-Moderator)

OKSIMO.R – Minimales Szenario

Autor: Gerd Doeben-Henisch (gerd@oksimo.org)

(Letzte Änderung: 7.Januar 2023)

KONTEXT

Dieser Text ist Teil des Buchprojektes „oksimo.R – Editor und Simulator für Theorien“.

ANFANGEN

Was man für ein minimales Szenario annehmen muss.
BILD 1: Elemente für ein minimales Szenario. Verschiedene ‚Akteure‘ befinden sich in einer gemeinsamen realen Umgebung. Sie verfügen über eine ’sinnliche Wahrnehmung‘ dieser Umgebung. Sie können Teile ihrer Körperoberfläche so verändern, dass ‚Bewegungen‘ entstehen. Jeder Akteur verfügt über ‚Emotionen‘ und hat ‚Bilder im Kopf‘. Sie verfügen über eine ‚gemeinsame Sprache‘.

Wenn man miteinander ein ‚Spiel‘ spielen will, dann braucht man in der Regel eine ‚Ausgangslage‘, mit der man beginnt. Dazu unterschiedliche ‚Materialien‘, die sich in der Ausgangslage befinden oder die man ‚hineinbringen‘ oder ‚herausnehmen‘ kann. Man benötigt ‚Mitspieler‘, die diese Situation teilen. Man braucht eine ‚Sprache‘, um sich verständigen zu können. Man braucht ‚Spielregeln‘ (= Bilder im Kopf), die beim Spielen ‚berücksichtigt‘ werden sollen. Man muss unterschiedliche ‚Spielhandlungen‘ (= Bewegungen) ausführen können, und man erlebt im Spiel, dass jeder Mitspieler — sehr unterschiedliche — Emotionen zeigt, die ihn beim Handeln beeinflussen.

Im realen Alltag ist dies nicht anders. Man könnte vielleicht sagen, dass ‚Spiele‘ idealisierte Alltagssituationen‘ darstellen; im Prinzip ist alles da, nur einfacher, abgeschlossener.

Im realen Alltag kann sich im Prinzip jederzeit nahezu alles ändern. Manchmal kurzfristig, manchmal langfristig. Akteure können kommen und gehen, werden krank oder alt. Das Wetter spielt verrückt; es gibt Jahreszeiten. Häuser, Strassen und Brücken werden gebaut oder abgerissen. Pflanzen wachsen und verschwinden. Menschen freuen sich, lachen, werden traurig, weinen, schreien, spielen verrückt.

Ohne die ’sinnliche Wahrnehmung‘ wüssten wir menschliche Akteure nichts von der ‚Welt da draußen‘, von der ‚Körperwelt‘, in der wir unseren eigenen Körper vorfinden. Menschen die blind sind, oder taub, keine Tastempfindungen haben, nicht riechen können … für die ist die Welt schwach, fern, immer wenig greifbar.

Was immer wir wahrnehmen, in uns existieren beständig allerlei ‚Emotionen‘; ein riesiges Spektrum von unterschiedlichen ‚Erregungszuständen‘, die uns ‚ausfüllen‘, die wir als eher ‚angenehm‘ oder ‚unangenehm‘ empfinden; sie kommen und gehen, ohne dass wir sie vollständig kontrollieren können. Und doch scheinen sie festen Gesetzen zu folgen …

Der menschliche Körper mit seinen verschieden Körperteilen, aber auch seine Oberfläche, lässt Veränderungen in Form von Bewegungen zu. Diese wirken z.T. auf den eigenen Körper, auf die eigene sinnliche Wahrnehmung zurück, z.T. verursachen diese Bewegungen aber auch Veränderungen in der Umgebung, hinterlassen Spuren auf dem Körper eines anderen menschlichen Akteurs. Kinder absolvieren im Laufe der Jahre ein riesiges Bewegungsprogramm, was im Erwachsenenalter nicht aufhört, nicht aufhören muss.

Kinder lernen sehr früh zu ’sprechen‘, einfach so, alleine, dann aber zunehmend auch in Gemeinschaft. Dieses Sprechen differenziert sich im Laufe der Jahre immer mehr in Wortschatz, Ausdruck, Betonung, Situationsbezug …

Ein und die gleiche Situation beschreiben unterschiedliche Menschen oft sehr unterschiedlich! Der eine sieht das Obst, der andere die Blumen, noch ein anderer das Auto, die Mauer, andere Menschen, Insekten …. Dies deutet daraufhin, dass wir die uns umgebende Welt nicht 1-zu-1 in uns aufbewahren, sondern nur Teile davon, abhängig von aktuellen ‚Interessen‘. Die ‚Welt in uns‘ ist daher normalerweise nur ein ‚Fragment‘ der realen Welt um uns herum, eine Welt, die ‚vereinfacht‘ wurde, die wir partiell meist wieder ‚erinnern‘ können, nicht immer. Und wir wissen auch, dass ‚Erinnerungen‘ sich ‚in uns‘ ändern können. Die ‚erinnerte Welt‘ kann so irgendwann ein ‚Eigendasein‘ führen: Die ‚Bilder in unserem Kopf‘ sind für uns real, sie repräsentieren für uns ‚die Welt‘, und wir merken nicht unbedingt, dass diese ‚Bilder in unserem Kopf‘ nicht die reale Welt ‚repräsentieren’…

Es ist also möglich — und vielleicht sogar der ‚Normalfall‘ — dass Menschen ‚Bilder in ihrem Kopf‘ mit sich herumtragen, die mehr oder wenige ‚falsch‘ sind; die zusätzlich mit unterschiedlichen ‚Emotionen‘ verknüpft sind, die möglicherweise ‚irreführend‘ sind; dass wir ‚Redeweisen‘ benutzen, die das ganze als ‚zutreffend‘ erscheinen lassen, welche dazu führen können, dass ‚Handlungen‘ zustande kommen, die von diesen wirklichkeitsfremden Voraussetzungen geleitet sind.[1]

Diese Überlegungen zeichnen ein — stark vereinfachtes — minimales Szenario, allerdings nur eine ‚Oberfläche‘. Wie man schon andeutungsweise sehen kann, gibt es hinter den ‚Oberflächenphänomenen‘ einen ‚Innenwelt‘ in den menschlichen Akteuren; natürlich auch in den — bislang nicht erwähnten — anderen ‚biologischen Akteuren‘, die mit uns diesen Planeten bevölkern. Ja, sogar in dem ‚a-biologischen‘ Material unseres Alltags: Steine, Metalle, Kunststoffe, totes Holz, … findet sich ein ‚Innenleben‘.

Dazu gibt es den weiteren Text ‚ANFANGEN: Die Innenseite der Außenseite‘, HIER.

KOMMENTARE

[1] Ich laufe ins wasserfreie Watt hinaus und werde plötzlich vom zurücklaufenden Wasser überrascht. Bis zum Strand schaffe ich es nicht mehr. Oder: Ich muss dringend zu einem Meeting, haste zu meinem Fahrrad; das aber ist nicht da, weil ein Freund sich das gerade mal ‚geborgt‘ hat. Oder: Wir essen in guter Laune in einem Restaurant, und die Nacht beschert vielen Übelkeit und Erbrechen; das Essen war verdorben. Oder: Ich träume von viel Geld, lasse mich auf einen Finanzberater ein, gebe diesem Geld, und das ganze Projekt entpuppt sich als ‚Schrottprojekt‘. Oder: Ich bestelle meinen Acker, benutze einen bestimmten Samen. Die Pflanzen fangen an zu wachsen, und dann gibt es zahlreiche Unwetter, die von den Pflanzen kaum Verwertbares übrig lassen. Oder: Jemand anderes erzählt mir eine Geschichte über böse Menschen, die die Welt beherrschen wollen (er sagt, er habe es gelesen), und deswegen muss er jetzt die eigene Regierung bekämpfen. …. Jeder kennt lange Listen von solchen Erlebnissen.

REVIEW KONFERENZ: Partizipation und Nachhaltigkeit in der Digitalität, 7.-8.Dezember 2022

(Letzte Änderung: 4.Januar 2023)

Kontext

Dieser Text ist Teil des Review Bereichs von Citizen Science 2.0.

Inhalt

Im folgenden handelt es sich um einen Bericht und einen Kommentar zu einer Konferenz. Dieser Bericht repräsentiert eine Einzelmeinung. Sollten sich weitere Beteiligte explizit äußern, so könnte man den Bericht und den Kommentar entsprechend erweitern.

  1. Die Konferenz
  2. EINLEITUNG
    • Begrifflicher Kontext
    • Konzept Intelligenz
    • Konzept Nachhaltigkeit
    • Kontext Gesellschaft
    • Partizipation
  3. KONFERENZBEITRÄGE (Letzte Änderung: 4.Januar 2023)
    • Teil 1: Verwaltungen und die Herausforderung von Bürger:innenbeteiligung für Sozial- und Umweltverträglichkeit. Moderation: Prof‘in Dr. Birgit Blättel-Mink, Goethe-Universität Frankfurt am Main
    • Dr. Michael Zschiesche, Unabhängiges Institut für Umweltfragen (UFU): Digitalisierung in der Öffentlichkeitsbeteiligung – Stand und Perspektiven
    • Überleitender Kommentar
    • Prof. Dr. Frank Brettschneider, Universität Hohenheim Digitalisierung mit Bürger:innenbeteiligung / Bürger:innenbeteiligung mit digitalen Instrumenten
    • Podiumsdiskussion: Prof‘in Dr. Birgit Blättel-Mink, Goethe-Universität Frankfurt am Main, Prof. Dr. Jörn Lamla, Universität Kassel, Prof. Dr. Christian Schrader, Hochschule Fulda
    • Überleitung zu Teil 2
    • Teil 2: Citizen Science, Sustainability and Digitality
      Moderation: Prof. Dr. Matthias Söllner, Universität Kassel
    • Dr. Katrin Vohland, Naturhistorisches Museum Wien
      Citizen Science and Sustainability – Large expectations and Some Challenges
    • Prof. Dr. Yen-Chia Hsu, University of Amsterdam
      Empowering Local Communities Using Artificial Intelligence
    • Podiumsdiskussion: Prof. Dr. Gerd Döben-Henisch, Frankfurt University of Applied Sciences, Franziska Ohde, Goethe-Universität Frankfurt am Main, Prof. Dr. Matthias Söllner, Universität Kassel
  4. DISKUSSION NACH DER KONFERENZ
  5. AUSBLICK
  6. KOMMENTARE

Die Konferenz

Wie man aus der Programmankündigung ersehen kann, wurde diese Konferenz organisiert von der Projektgruppe „Nachhaltige Intelligenz –
Intelligente Nachhaltigkeit [NI-IN]“
des Zentrums für verantwortungsbewusste Digitalisierung (ZEVEDI). Es war die zweite Konferenz, die von dieser Forschungsgruppe organisiert worden ist. Der Autor dieses Textes ist Mitglied dieser Projektgruppe.

I. EINLEITUNG

Begrifflicher Kontext

Wie man aus dem Projektthema der NI-IN Projektgruppe ersehen kann, Enthält die Aufgabenstellung ein ‚Oberthema‘ mit „Nachhaltiger Intelligenz – Intelligenter Nachhaltigkeit“ und dazu eine Reihe von ‚Teilaspekten‘, die sich diesem Oberthema zuordnen lassen. Das Konferenzthema „Partizipation und Nachhaltigkeit in der
Digitalität“ kommt dabei mit diesem Wortlaut weder im Oberthema der Projektaufgabenstellung explizit vor noch in den aufgezählten Teilaspekten. Dies hat seinen Grund darin, dass während der Forschungsarbeit seit Juli 2021 die nicht ganz einfachen Begriffsfelder schrittweise analysiert worden sind und aufgrund dieser Analyse verschiedene strukturelle Bedeutungsfelder mit wichtigen strukturellen Beziehungen sichtbar geworden sind. Eine grobe Skizze der analysierten Begriffen mit Bedeutungsfeldern könnte man so umschreiben (Sicht des Autors; in den Augen der anderen Projektmitgliedern möglicherweise anders akzentuiert):

BILD: Begriffsfeld ‚Nachhaltigkeit – Intelligenz‘ mit Teilbereich ‚Fokus der Tagung‘

Schon die beiden Leitbegriffe ‚Nachhaltigkeit‘ und ‚Intelligenz‘ lassen sich ‚jeder für sich‘ nicht so ohne weiteres analysieren. Noch gewagter wird es, wenn man das ‚Zusammenspiel‘ betrachten will. Liebhaber der ‚klaren Verhältnisse‘ dürften an dieser Stelle dahin tendieren, die ‚Büchse der Pandora‘ erst gar nicht zu öffnen. Leidenschaftliche Forscher mit eingebauter Neugier und ein gewisser Risikobereitschaft fühlen sich aber vielleicht ‚angelockt‘. Fakt ist, dass die Projektgruppe versucht hat, sich diesem konzeptuellen ‚Dickicht‘ ein wenig zu nähern. Aufgrund der disziplinären Vielfalt der Projektgruppe gab es viele interessante Perspektiven, die zueinander finden mussten. Solch ein ‚zueinander finden‘, das zudem idealerweise in dem heute so modischen Format der ‚Transdisziplinarität‘ stattfinden sollte, braucht allerdings naturgemäß erheblich mehr Zeit, als wenn nur Fachkollegen einen Austausch pflegen. Im heutigen Professorendasein ist angesichts der vielfältigen Verpflichtungen Zeit aber Mangelware. Die Suche war somit von Beginn her endlich dimensioniert.

Konzept Intelligenz

Das Konzept Intelligenz ist bis heute weder im Bereich der biologischen Systeme noch im Bereich der nicht-biologischen Systeme, hier den Maschinen, hinreichend erklärt. Dies ist sehr misslich.

Während die Wissenschaften in den letzten 120 Jahren für biologische Systeme erste Konzepte entwickelt haben, die über alle biologische Systeme hinweg empirische anwendbar sind wie auch begrenzte Vergleiche zwischen biologischen Systeme hinsichtlich von definierten Intelligenzeigenschaften zulassen, kann man dies für die maschinellen Systeme nicht behaupten. Hier gibt es weder einen einheitlichen Intelligenzbegriff noch lassen die verschiedenen Begriffe einen einheitlichen Vergleich über alle Systeme hinweg zu. Die maschinellen Intelligenzbegriffe sind sehr speziell. Ein Vergleich zwischen biologischer und maschineller Intelligenz ist von daher in der Regel nicht einfach möglich.

Erschwerend kommt hinzu, dass nahezu alle Intelligenzbegriffe — für biologische wie auch maschinelle Systeme — Eigenschaften ‚individueller‘ Systeme beschreiben, niemals ‚kollektive Intelligenzleistungen‘! Im Falle von biologischen Systemen, die überwiegend in Populationen bzw. hochspezialisierten ‚Gesellschaften‘ auftreten, nützen diese individuellen Intelligenzbegriffe wenig. Eine irgendwie bizarre Situation: angekommen im ‚Anthropozän‘ in einer sogenannten ‚Wissenschaftsgesellschaft‘ weiß der Mensch bislang nicht so recht, was es mit seiner ‚Kollektiven Intelligenz‘ auf sich hat. Ein interessanter Ausgangspunkt auf dem Weg in eine unbekannte Zukunft.

Andererseits haben führende Forscher der maschinellen Intelligenz mittlerweile erkannt, dass maschinelle Intelligenz in der Zukunft nur dann für die menschliche Population von Nutzen sein kann, wenn besser verstanden wird, was genau diese kollektive menschliche Intelligenz ist, und wie in diesem — bislang noch wenig erforschten — Raum kollektiver Intelligenz maschinelle Intelligenz von Nutzen sein kann, um eine globale nachhaltige Biosphäre mit den Menschen als Teil davon zu ermöglichen. [3]

In diesem Zusammenhang muss man auch nochmals darauf hinweisen, dass das neue Konzept ‚Digitalität‘ in den Gesellschaftswissenschaften sich großer Beliebtheit erfreut, dass es aber in seinem Gehalt schwer bis gar nicht erläutert werden kann. Naheliegend ist, dass man die ‚Bedeutung‘ des Konzepts ‚Digitalität‘ im Interaktionsfeld von menschlicher Gesellschaft und jener ‚Technologie‘ ansiedelt, die oft ‚digitale Technologie‘ genannt wird. Der Begriff der ‚digitalen Technologie‘ ist aber ebenfalls ein ‚Bedeutungsmonster‘, da hier zunächst mal alles drunter fällt, was irgendwie in Beziehung gesetzt werden kann zu einer ‚Hardware‘, in der ‚digitale Baueinheiten‘ benutzt werden. Das reicht dann von einfachsten ‚Chips‘ zu komplexen Chips mit unterschiedlichsten Funktionalitäten, die in mehr oder weniger komplexen größeren Einheiten ‚verbaut‘ sind: diverse Maschinen, Maschinenaggregationen, Computernetzwerke, komplexe Rechenzentren, Fahrzeugen, Schiffen, Flugzeuge, Gebäude, medizinische Geräte, Waffensysteme, Gebrauchsgegenstände und vieles mehr. Jedes dieser technische System beinhaltet unterschiedlich Algorithmen von bis zu vielen Millionen Zeilen Code, die unfassbar viele verschiedene ‚Verhaltensweisen‘ dieser technische Systeme ermöglichen. Ein Versuch, die Vielzahl dieser Systeme — sowohl bzgl. der Hardware wie auch bzgl. der Software und dann auch bzgl. der daraus resultierenden Verhaltensdynamik — in ihrer Gesamtheit zu beschreiben ist schon im Ansatz gnadenlos zum Scheitern verurteilt. Dieses ‚Mega-Bedeutungsmonster‘ mit einem Konzept wie ‚Digitalität‘ ‚einzufangen‘, ihm dadurch seine ‚Ungeheuerlichkeit‘ zu nehmen, ist psychologisch verständlich, gaukelt aber eine Klarheit und Einfachheit vor, die es real schlicht nicht gibt. Tatsächlich haben wir als Gesellschaft ein akutes Problem, das sich durch ’schöne Worte‘ allein nicht befrieden lässt.

Konzept Nachhaltigkeit

Eine Analyse des Bedeutungsraumes des Konzepts ‚Nachhaltigkeit‘ ist — falls man den Vergleich überhaupt wagen will — um Dimensionen schwieriger als der Bedeutungsraum zum Konzept ‚Intelligenz‘.

Eine mögliche Strategie der ‚Begrenzung‘ des Bedeutungsraums ist der Blick auf die Konferenzen und Dokumente der Vereinten Nationen seit ca. den 1980iger Jahren, ein Ansatz, den die Projektgruppe zunächst gewählt hatte.

Am ‚populärsten‘ sind die 17 Entwicklungsziele der Agenda 2030. [1a,b] Wie aber schon mehrfach beobachtet, ist die Bedeutungsfestlegung der einzelnen Entwicklungsziele eher schwierig; ihre Beziehungen untereinander zeigen viele Konflikte; der tatsächliche Bezug zum Konzept ‚Nachhaltigkeit‘ ist nicht ganz klar: welche Art von Nachhaltigkeit ist gemein?

Folgt man der Entwicklung des UN-Konzepts zur ‚Nachhaltigkeit‘ rückwärts zu den ‚Anfängen‘, dann stößt man auf den sogenannten ‚Brundtland Report‘ von 1987. In ihm ringen die Verfasser um die grundlegende Idee, was Nachhaltigkeit bedeuten kann. [2]

Im Brundtland Report steht der Mensch im Zentrum der Überlegungen: letztlich ist es das ‚Verhalten‘ der Menschen, das ‚Auswirkungen‘ auf den Planet Erde wie auch auf die gesamte ‚Biosphäre‘ hat, von der die Menschen einen kleinen Teil bilden. Und beim Menschen wird das Verhalten entscheidend von seinem ‚Wissen‘ im allgemeinsten Sinne geprägt. Wissen kann ein differenziertes Verhalten ermöglichen, ob dies aber tatsächlich geschieht und wie genau, das entscheiden dann die aktuellen Emotionen mit all ihren Facetten.

Für das Konzept des Wissens ist zu beachten, dass es für eine minimale Beschäftigung mit einer möglichen Zukunft unabdingbar ist, dass das verfügbare Wissen sich in einem Zustand befindet, der nachvollziehbare und belastbare ‚Prognosen‘ möglich macht, andernfalls paralysiert sich das Wissen selbst: die Menschen taumeln dann gleichsam ‚in einer Wolke von Möglichkeiten‘ dahin, ohne klare Ziele, ohne brauchbare Abstimmungen.

Das einzige Format in der bisherigen Kulturgeschichte der Menschheit, das über diese Eigenschaft ’nachvollziehbarer und belastbarer Prognosen‘ bietet, ist das Konzept der ‚empirischen Wissenschaften‘.[4]

Kontext Gesellschaft

Die abstrakten Konzepte ‚Intelligenz‘ und ‚Nachhaltigkeit‘ können auf bestimmte ‚Strukturen‘ hindeuten, die ‚Realisierung‘ dieser Strukturen findet aber in konkreten gesellschaftlichen Systemen statt, deren Realitäten letztlich festlegen, was wie wann und wo real stattfinden kann.

Autoritäre Gesellschaftssysteme bieten andere Realisierungsbedingungen als ‚demokratisch verfasste‘ Systeme. ‚Verfassungen‘ präzisieren die ‚Rahmenbedingungen‘ für mögliches ‚legales Handeln‘ weiter, dazu Verfassungsorgane, eine Vielzahl von Verwaltungseinheiten, und vieles mehr . Die entsprechenden Text-Dokumente beschreiben mit mehr oder weniger ‚abstrakten Konzepten‘, was möglicherweise ‚konkret‘ stattfinden kann/ sollte oder auch nicht.

Eigentlich ist die Gesamtheit der Akteure einer Gesellschaft, die Gesamtheit der Bürger, der grundlegende ‚Souverän‘ für all diese ‚Festlegungen‘. Sobald aber dieser primäre Souverän dieses ‚System von Regeln‘ verabschiedet hat, hat er sich quasi ’selbst verpflichtet‘ und ist fortan auf diese Weise ein ‚kontrollierter primärer Souverän‘, dessen ‚Macht‘ — der regelbasierten Intention nach — nur noch innerhalb der vereinbarten Regeln wirksam werden sollte.

Ein fundamentales Charakteristikum einer regelbasierten Machtausübung — zumindest wie sie in Deutschland verstanden und praktiziert wird — besteht darin, dass der Bürger als Entscheider — ausgenommen von politischen Wahlen — praktisch eliminiert ist. Was immer ein Bürger fühlt, denkt, tut, es hat keinen offiziellen Einfluss mehr auf die ‚legalen Entscheider‘ auf allen Ebenen.

Im Idealfall sind die ‚legalen Entscheider‘ (i) offen für die Bedürfnisse der Bürger, für die Notwendigkeiten der Gestaltung von Kommunen, Landkreise usw., sie besitzen (ii) hinreichende Kompetenzen, um die jeweiligen Situationen angemessen beurteilen zu können, und (iii) sie sind fähig, in den vielfältigen Gremien Emotionen beiseite zu lassen und entscheiden nach dem verfügbaren Wissen. Falls diese Forderungen nicht angemessen erfüllt werden, hat die Gesellschaft beliebig viele Probleme.

Ohne Bezugnahme auf viele hier relevante Details kann man mit Sicherheit voraussagen, dass eine Nichterfüllung der Anforderungen (i) – (iii) — nennen wir diese Anforderungsliste das ‚Legalistische Entscheider Profil‘ — sich unmittelbar auf den Zustand einer ‚legal regulierten Gesellschaft‘ auswirken wird. So können z.B. aktuell gegebene Problemstellungen zu wenig erkannt werden, dementsprechend werden sie nicht bearbeitet, und können frühestens im zeitlichen Takt der ‚politischen Wahlen‘ neu angestoßen werden; und dann ist nicht sicher, dass die neu Gewählten die ungelösten Probleme dann aufgreifen werden. Für Problemstellungen mit einer Wirkgeschichte von vielen Jahren erscheint die Lage sogar tendenziell hoffnungslos.

Wer mit der Brille dieser kurzen Bemerkungen auf die aktuelle Situation der Bundesrepublik Deutschland schaut, und die lange Liste ungelöster Probleme der letzten Jahre anschaut, der kann möglicherweise den Eindruck gewinnen, dass …

Partizipation

Mit Blick auf das ‚legalistische Entscheider Profil‘ kann man — unter Berücksichtigung der Erfahrung von ca. 77 Jahren demokratische Gesellschaft in Deutschland — feststellen, dass keine der drei Anforderungen voll erfüllt wird. Eher muss man sagen, dass alle drei Anforderungen vielfach nicht erfüllt werden. Diese Nichterfüllung liegt nicht daran, dass die legalen Entscheider möglicherweise ‚unlautere Absichten‘ verfolgen (was im Einzelfall natürlich nicht ausgeschlossen werden kann und auch schon nachgewiesen wurde), sondern daran, dass die zahlenmäßig verschwindet geringe Menge der legalen Entscheider verglichen mit der ungeheure Menge der Bürger und der unfassbar vielen komplexen Problemstellungen objektiv nicht in der Lage ist, die Anforderungen (i) – (iii) auch nur annähernd zu erfüllen, selbst wenn die legalen Entscheider es ernsthaft wollten.

In dieser Situation bieten sich viele Antworten an. Die Skala reicht von ‚totaler Abschaffung dieses Systems‘ bis hin zu unterschiedlich moderierten Formen der ‚Partizipation‘ der Bürger.

Während die ‚totale Abschaffung‘ kurzfristig ein ‚relatives Übel‘ beseitigen würde (was möglicherweise aber gar nicht so rein ‚Übel‘ ist, wie man es unterstellt), würden wir uns im nächsten Moment im ‚totalen Chaos‘ wiederfinden, in dem eher nichts mehr gehen würde. Komplexität löst man nicht durch grobe Vereinfachungen.

Im Falle der Aktivierung von ‚unterschiedlich moderierten Formen der Partizipation‘ würde das System der ‚legalen Entscheider‘ im Prinzip erhalten bleiben, die einzelnen Anforderungen des ‚legalistischen Entscheider Profils‘ könnten aber deutlich besser als ohne Partizipation erfüllt werden.

An dieser Stelle setzt die Konferenz ein. Siehe dazu Teil 2:

II. KONFERENZBEITRÄGE

III. DISKUSSION NACH DER KONFERENZ

IV. AUSBLICK

KOMMENTARE

[1a] Weltgipfel für nachhaltige Entwicklung 2015: https://de.wikipedia.org/wiki/Weltgipfel_f%C3%BCr_nachhaltige_Entwicklung_2015

[1b] Entwurf des Ergebnisdokuments des Gipfeltreffens der
Vereinten Nationen zur Verabschiedung der Post-2015-
Entwicklungsagenda
: https://www.un.org/depts/german/gv-69/band3/ar69315.pdf

[2] UN. Secretary-General;World Commission on Environment and Development, 1987, Report of the World Commission on Environment and Development : note / by the Secretary-General., https://digitallibrary.un.org/record/139811 (accessed: July 20, 2022) (In einem besser lesbaren Format:  https://sustainabledevelopment.un.org/content/documents/5987our-common-future.pdf) Anmerkung: Gro Harlem Brundtland (ehemalige Ministerpräsidentin von Norwegen) war die Koordinatorin von diesem Report.(Dieser Text enthält die grundlegenden Ideen für alle weiteren UN-Texte)

[3] Michael L. Littman, Ifeoma Ajunwa, Guy Berger, Craig Boutilier, Morgan Currie, Finale Doshi-Velez, Gillian Hadfield, Michael C. Horowitz, Charles Isbell, Hiroaki Kitano, Karen Levy, Terah Lyons, Melanie Mitchell, Julie Shah, Steven Sloman, Shannon Vallor, and Toby Walsh. “Gathering Strength, Gathering Storms: The One Hundred Year Study on Artificial Intelligence (AI100) 2021 Study Panel Report.” Stanford University, Stanford, CA, September 2021. Doc: http://ai100.stanford.edu/2021-report.

[4] Neben der ‚empirischen Wissenschaft‘ selbst, die in Europa grob im 16.Jahrhundert begann, gibt es auch von Anfang an eine philosophische Beschäftigung mit dem Thema, das gegen Ende des 19.Jahrhunderts, Anfang des 20.Jahrhunderts unter der Bezeichnung ‚Wissenschafts-Philosophie‘ bekannt wurde (in Deutschland auch gerne ‚Wissenschaftstheorie‘ genannt).

Noch nicht fertig,

es wird dran gearbeitet 🙂

UNIVERSELLE PROZESSE PLANEN – Startkonfiguration

UNIVERSELLE PROZESSPLANUNG
25.April-29.Mai 2021
URL: oksimo.org
Email: info@oksimo.org

Autor: Gerd Doeben-Henisch, gerd@oksimo.org

KONTEXT

Dieser Text ist Teil des Themas UNIVERSELLE PROZESSE PLANEN – Wie geht das? im oksimo.org Blog.

UNIVERSELLE PROZESSE PLANEN – Startkonfiguration

VIDEO: Dies ist ein neueres Video, das aus der Anwendersicht einen Überblick über das Arbeiten mit oksimo gibt. Der unten stehende Text mit dem Bild schildert das oksimo Paradigma aus einer mehr theoretischen Perspektive. Achtung: beim Abspielen des Videos bitte auf die Option ‚Bild-im-Bild‘ achten. Damit können Sie das Video vergrößert anschauen.

Die Grundidee, wie man in eine universelle Prozessplanung einsteigen kann, findet sich in dem nachfolgenden Schaubild.

Bild: Übersicht zum Prozess einer Prozessplanung durch eine Gruppe von Experten, die normale Sprache benutzen und ausgehend von einer gegebenen Situation S in Gedanken eine mögliche Situation SV konzipieren, die als eine erstrebenswerte Zielsituation dienen soll. Um die noch nicht-reale Situation V verwirklichen zu können, müssen die Experten eine Reihe von Ereignissen bzw. Handlungen, Maßnahmen ersinnen und real umsetzen. Solche Maßnahmen kann man generell im Format einer Veränderungsregel X formulieren. Das Herstellen einer Nachfolgesituation S‘ aus einer gegebenen Situation S kann man auch als (logisches) Ableiten verstehen. Mehrfach angewendet im Format einer Simulation können dadurch Folgen von abgeleiteten Situationen entstehen, deren jeweils letztes Element SN mit der angestrebten Zielsituation SV verglichen werden kann. Die Übereinstimmung kann zwischen 0 und 100% liegen.

DIE EXPERTENGRUPPE

Die Idee der universellen Prozessplanung geht davon aus, dass es eine Gruppe von Menschen gibt, die zusammen ein Stück Zukunft planen möchten. Grundsätzlich gilt jedes Mitglied der Gruppe als ein Experte.

MENSCHLICHER EXPERTE

Von jedem menschlichen Experten wird hier als Arbeitshypothese angenommen, dass er über folgende ‚Grundeigenschaften verfügt [1]:

  1. Es gibt ein Gehirn als zentrales Organ der Informationsverarbeitung und der Handlungsermöglichung.
  2. Das Gehirn ermöglicht Entscheidungen zwischen Alternativen
  3. Im Gehirn kann sich Wissen über die Welt aufbauen eng verknüpft mit einer Sprachfähigkeit, so dass Teile dieses Wissens symbolisch repräsentiert werden können.
  4. Im Gehirn gibt es eine Vielzahl von Bedürfnissen, Emotionen und Stimmungen, die mit allen anderen Teilen wechselwirken können; sie können sich u.a. auf den Entscheidungsprozess auswirken.
  5. Im Gehirn können sich auch Präferenzen (Werte) ausbilden, die dazu führen, dass im Entscheidungsfall eine bestimmte Option einer anderen vorgezogen wird.

KOMMUNIKATION UNTER MENSCHEN (EXPERTEN)

Wenn die Gehirne verschiedener Experten ihr Wissen miteinander austauschen und ihr Handeln koordinieren wollen, dann müssen diese Gehirne eine symbolisch vermittelte Kommunikation untereinander realisieren.

minimale Komponenten für eine Planung

Als minimale Elemente einer Planung werden die folgenden Elemente angenommen:

Aktuelle Situation S

Die Experten können einen Text S erstellen, indem sie eine gemeinsam geteilte Situation SEMP beschreiben. Der Text heißt dann einfach aktuelle Situationsbeschreibung S und hat aufgrund des den Experten innewohnenden Sprachverständnisses einen kognitiven Bezug zu der als real (empirisch) angenommenen Situation SEMP . Anders formuliert: die Experten verfügen über die Fähigkeit mittels ihrer Sprachfähigkeit ein kognitiv gegebenes Bild SCOG einer empirischen Situation SEMP in einen Text S abzubilden EXP: SEMP x SCOG —> S, der von allen Beteiligten als zutreffen entschieden werden kann: EXP: SEMP x SCOG x S —> [0,1].

Zukünftige Situation V

Die Experten können auch einen Text V erstellen, in dem eine mögliche Situation SV (eine Vision) beschrieben wird. Mögliche Situation sind gedankliche (kognitive) Konstrukte in den Gehirnen, die in Sprache abgebildet werden. Ob es jemals eine reale Situation SEMP geben wird, deren Beschreibung S mit der Beschreibung SV einer gedachten möglichen Situation übereinstimmt, ist letztlich erst dann entscheidbar, wenn eine solche passende empirische Situation tatsächlich eingetreten ist. Dennoch kann eine Vision V dazu benutzt werden, um eine gegebene Situation S, die in irgendeinem Sinne als unzulänglich aufgefasst wird, in eine bestimmte Richtung hin zu verändern. Tatsache ist, dass wir Menschen ohne eine Vision nicht in der Lage sind, irgendetwas gezielt planen zu können.[2a,b],[6]

Veränderungsregeln X

Wird die Vision einer zukünftigen Situation V als erklärtes Handlungsziel SV benutzt, dann müssen die beteiligten Experten einen Weg finden, wie man von der aktuellen Situation S zur gewünschten Situation SV kommen kann. Dies gelingt nur dadurch, dass man die gegebene aktuelle Situation S so weitgehend abändert, dass die Situation S hinreichend weit mit der gewünschten Situation SV übereinstimmt.

Veränderungen können zustand kommen, weil es Gesetzmäßigkeiten in der erfahrbaren Welt gibt, die von sich aus zu Veränderungen führen [3], oder weil Menschen gezielt Veränderungen herbei führen.[4]

Veränderungen, die von einer gegebenen Situation S zu einer durch Veränderung entstandenen Nachfolgesituation S‘ führen, kann man generell im Format einer Veränderungsregel X formulieren:

  1. Gegeben ist eine aktuelle Situation S
  2. Wenn C Eigenschaften beschreibt, die in der Situation S vorkommen,
  3. Dann soll mit der Wahrscheinlichkeit p folgendes passieren:
  4. Aus der Situation S sollen bestimmte Eigenschaften Eminus entfernt werden und
  5. In zu der Situation S sollen bestimmte Eigenschaften Eplus hinzugefügt werden.
  6. Zusammengefasst: S‘p = S – Eminus + Eplus oder kürzer: X(S) = S‘
Als Ableitung |–X

Man kann auch den Standpunkt des logischen Folgerns einnehmen. Dann lässt sich die Erzeugung einer Nachfolgesituation S‘ aus einer gegebenen Situation S mit Hilfe einer Veränderungsregel X auch als Ableitung verstehen [5]:

S |–X S‘

Simulation(en) |–Σ,X

Ableitungen mit Veränderungsregeln führen generell zu einer neuen Nachfolgesituation S‘. Wenn diese schon die erwünschte Zielsituation SV ist, kann der Prozess beendet werden. Falls nicht, liegt es nahe, die Ableitung zu wiederholen. Es kann also eine n-malig Iteration stattfinden, bis die angezielte Situation SV zu 100% erreicht wird oder wenigstens bis zu einem Wert 100%-θ, wobei θ einen vereinbarten Schwellwert darstellt. Ableitungen mit n-fachen Iterationen werden hier als Simulationen bezeichnet, geschrieben:

S |–Σ,X S‘

Evaluation

Möchte man den Verlauf oder das Ergebnis eines Veränderungsprozesses irgendwie bewerten/ evaluieren, dann gibt es im Rahmen des vorliegenden Paradigmas die Möglichkeit, die angezielte Vision als Bewertungsmaßstab zu benutzen. Dies bedeutet, dass die Experten, alles, was ihnen für die Zukunft wichtig ist, in ihre Vision hineinschreiben müssen: Wenn es, wie im Beispiel ‚Gerd ist hungrig‚ nur darum geht, den Hunger zu stillen, dann reicht es, als Vision zu schreiben, dass gelten soll ‚Gerd ist nicht hungrig.‘ Wenn man mehr will, dann müsste man Sätze hineinschreiben wie z.B. ‚Gerd isst nur vegetarisch‘, ‚Das Essen darf nicht mehr als 15€ kosten‘, usw.

Diese Evaluation findet automatisch bei jedem Simulationszyklus statt. Die Evaluation hat die Struktur:

MATCH: SN x SV—> [0,1]

KOMMENTARE und QUELLEN

(Letzte Änderung: 1.Mai 2021)

[1] Zum Thema Menschenbild gibt es tausende von Artikeln und Büchern. Von einem irgendwie einheitlichen Bild kann keine Rede sein. Will man in einer solchen Situation nicht hilflos hin und her pendeln zwischen reiner ‚Kontextfreiheit‘ und ‚Zitatenbergen‘ bleibt nur, jene Annahmen als Arbeitshypothesen kenntlich zu machen, deren man sich bedient, so dass jeder, der meint, es besser zu wissen, sich direkt auf die zu kritisierende Stelle beziehen kann um so sein alternatives, ergänzendes Wissen zu thematisieren.

[2a] Im Alltag ist die Rolle von Visionen und von Kreativität oft ambivalent: einerseits kann man immer wieder erleben, dass kreatives Verhalten etwas Schönes hervorbringt, etwas sehr Nützliches, oder — im Fall von Firmen — genau das Produkt/ die Dienstleistung ermöglicht, die dann zum großen Umsatzrenner werden. Zu Beginn kann man aber oft nicht wissen, ob die neue Idee, die Vision genau das ermöglichen wird, was man sich erhofft. Dies impliziert Unsicherheiten und vielfach Ängste. Klar ist nur, dass das biologische Leben auf der Erde ohne eine Kreativität auf voller Breite bis heute nicht überlebt hätte. Die Umstände der Erdentwicklung waren mehrmals geeignet, das Leben auszulöschen.

[2 b] Warum Experten eine bestimmte Vision V formulieren, hängt ganz von ihren inneren Zuständen ab. Sie können für eine bestimmte Vision V sein, ohne dass sie möglicherweise klar formulieren können, warum eigentlich (‚Wir wollen das so‘); oder sie nennen explizite Umstände (‚Die Klimaveränderung erfordert diese Maßnahme‘), oder sie berufen sich auf irgendwelche Konventionen (‚Das tut man hier so‘), usw.

[3] Wenn es regnet bekommen die Pflanzen genug Wasser, um weiter wachsen zu können.

[4] Wenn es trocken ist, dann musst du die Pflanzen wässern.

[5] Hierbei ist zu beachten, dass ‚X‘ auch eine Menge von Veränderungsregeln bezeichnen kann und die Ableitung von S‘ das Ergebnis der Anwendung aller Regeln aus X repräsentiert. Liegt tatsächlich mehr als eine Veränderungsregel vor — also |X| > 1 –, dann wird diese Menge von Regeln per Zufall serialisiert und die Regeln werden nacheinander angewendet, d.h. das Ergebnis der ersten Ableitung wird zum Ausgangspunkt für die nachfolgende Ableitung.

[6] Weitere Fallstudien zeigen, dass der Faktor Vision [V] weit komplexer ist, als ursprünglich gedacht. Dies wird aber nur sichtbar, weil die Anwendung von oksimo auf immer mehr Alltagssituationen die innere Dynamik von Abläufen ganz neu sichtbar macht. So kann und muss man an der Grundsituation des Alltags zwischen jenen Faktoren unterscheiden, die eher unveränderlich sind und jenen, die sich eher ändern. Relativ dazu gibt es Visionen/ Ziele, die zusammenhängend sind (wo also alle Aspekte gleichzeitig auftreten), oder verteilt in der Zeit (jemand hat mehrere Ziele, die er erfüllen möchte, jedes Ziel steht für sich, aber sie alle zusammen bilden einen Zielkomplex, der die Person leitet. Ferner gibt es auch bei den Zielen eher kurzfristige Ziele oder eher längerfristige. Ferner ist zu beachten, dass Ziele während eines Prozesses wechseln können: im Versuch, ein Ziel V zu erreichen mit den Teilzielen V1, …, Vn können sich die Verhältnisse oder die Anschauungen dergestalt ändern, dass man u.U. einige Teilziele ändert zu Vi*. Dies alles führt dazu, dass man davon ausgehen muss, dass Visionen/ Ziele innerhalb eines Prozesses sich ändern können wie der objektive Zustand selbst! Dies bedeutet, dass es auch Veränderungsregeln für Visionen/ Ziele geben müsste! Menschliche Akteure sind selbst-reflexive, lernende Systeme.