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DIALOG ZUR INTERAKTION ‚ERDSYSTEM – MENSCH‘. Ein ‚BIOLOGISCHER GEIST‘? Ein verrücktes Gespräch.

Letzte Änderung: 27.August 2024

Autor: Gerd Doeben-Henisch im Dialog mit chatGPT4

Kontakt: info@oksimo.org

KONTEXT

Dieser Text gehört zum Thema THEORIE.

Vorbemerkung

Auf der THEORIE-Startseite wird der Umriss jener allgemeinen Perspektive angedeutet, innerhalb deren die Gedanken zu Citizen Science 2.0/ Bürgerwissenchaft 2.0 entwickelt werden.

Im Beitrag DIALOG ZUM ERDSYSTEM mit KLIMA wird das Konzept ‚Erdsystem/ System Erde‘ in einem ersten Überblick skizziert. Ein zentraler Aspekt ist dabei jenes Zusammenspiel von Faktoren, welche zu der steigeden Erwärmung Erde beitragen, welche wiederum das Klima global verändert.

In der globalen Perspektive der Theorie-Startseite wird angenommen, dass das ‚(biologische) Leben‘ eine zentrale Dimension des Erdsystems ist mit der Lebensform des ‚Homo sapiens‘ (wir Menschen) als Teil davon. Der Dialog in diesem Text beginnt mit dem System Erde und dem Leben auf dieser Erde, denkt über die Interaktion des Menschen mit dem System Erde nach, und endet ganz überraschend bei der Charakterisierung des Menschen als einem komplexen Kulturwesen, dessen Grundmodus der Selbstvergewisserung das ‚philosophische Denken‘ ist.

DIALOG ZUR INTERAKTION ‚ERDSYSTEM – MENSCH‘

Anmerkung: FETTSCHRIFT zeigt die Beiträge des Autors an

Hallo Chat, wir hatten am 18.August 24 einen Dialog zum ‚Erdsystem‘ und am 21.August einen Dialog zur ‚Kollektiven Menschlichen Intelligenz‘. Kannst Du Dich daran erinnern?

Hallo! Ich habe keinen Zugriff auf frühere Gespräche oder Informationen darüber, was wir besprochen haben. Jede Sitzung mit mir beginnt ohne Wissen über vorherige Interaktionen. Aber ich kann gerne weiterhin zu diesen Themen oder anderen Fragen helfen, die du hast. Wie kann ich dir heute assistieren?

OK, gut, dann weiß ich Bescheid. Dann starten wir ‚von Null‘ 🙂

Perfekt! Wie kann ich dir heute weiterhelfen?

In meiner Theorie gehe ich davon aus, dass das System Erde (kurz: das ‚Erdsystem‘) als Planet dadurch auffällt, dass es hier ‚biologisches Leben‘ gibt. Dabei ist für mich das ‚biologische Leben‘ bedeutungsgleich mit ‚Leben‘. Stimmst Du zu?

Dein Ansatz, das „Erdsystem“ mit dem Vorhandensein von biologischem Leben gleichzusetzen, ist ein interessanter Standpunkt und in vielen wissenschaftlichen Disziplinen üblich. Biologisches Leben, wie wir es kennen, zeichnet sich durch bestimmte Merkmale aus, wie zum Beispiel die Fähigkeit zur Reproduktion, Stoffwechselprozesse und die Anpassung an Umweltbedingungen.

Es ist sinnvoll, in einer Diskussion über das Erdsystem das biologische Leben als zentralen Aspekt des Lebens auf der Erde zu betrachten. Diese Definition schließt andere Formen hypothetischen oder nicht-biologischen Lebens (wie möglicherweise siliziumbasiertes Leben oder künstliche Intelligenz, die ein eigenständiges Bewusstsein entwickelt) aus, die in anderen Kontexten ebenfalls als „Leben“ betrachtet werden könnten. Für die meisten wissenschaftlichen und philosophischen Betrachtungen des Erdsystems ist jedoch die Beschränkung auf biologisches Leben gängig und zweckmäßig.

Insofern stimme ich deiner Sichtweise zu, solange wir uns im Rahmen der bekannten biologischen Lebensformen bewegen. Möchtest du diesen Aspekt weiter vertiefen oder hast du spezifische Fragen dazu?

Ich möchte mich zunächst auf das Konzept von ‚Leben‘ beschränken, wie es uns auf dem Planet Erde begegnet. KI – soweit wir sie heute kennen – hat für mich mit Leben nichts zu tun. Historisch sind die bisherigen Formen von KI vom Leben erfunden und geschaffen worden. Die Menschen als Lebensform innerhalb des Lebens benutzen KI als Werkzeug. Stimmst Du zu?

Ja, deine Sichtweise auf künstliche Intelligenz (KI) als ein Werkzeug, das von Menschen geschaffen und benutzt wird, ist in Einklang mit der gängigen Auffassung in der Wissenschaft und Technologie. KI ist in der Tat eine Erfindung der menschlichen Intelligenz, entwickelt, um bestimmte Aufgaben zu erfüllen, die geistige Prozesse erfordern, wie Lernen, Problemlösung und Entscheidungsfindung.

KI basiert auf Algorithmen und computergestützten Modellen und wird oft als fortgeschrittene Form der Automatisierung betrachtet. Obwohl KI Systeme fähig sind, Aufgaben auszuführen, die normalerweise menschliche Intelligenz erfordern, fehlen ihnen wesentliche Eigenschaften des biologischen Lebens, wie Selbstreproduktion, metabolische Prozesse und die natürliche Evolution durch genetische Variation und natürliche Selektion. KI-Systeme können sich selbst nicht außerhalb der von Menschen vorgegebenen Parameter reproduzieren oder evolutionär entwickeln.

Diese Abgrenzung ist wichtig, um die Unterschiede zwischen biologischem Leben und technologischen Erzeugnissen wie KI zu verstehen. KI bleibt somit ein Werkzeug, das von Menschen zu spezifischen Zwecken genutzt wird, und kein eigenständiges Lebewesen. Bist du an weiteren Details oder einem anderen Aspekt dieses Themas interessiert?

Das Thema KI und Menschen (bzw. generell auch Leben) würde ich gerne in einem anderen Dialog vertiefen. Heute und hier möchte ich die Interaktion zwischen dem Menschen und dem System Erde weiter verfolgen. Gehst Du mit?

Natürlich, das klingt nach einem spannenden Thema! Die Interaktion zwischen Menschen und dem System Erde ist vielschichtig und kann unter vielen Aspekten wie Umweltwissenschaften, Ökologie, Geologie und sogar aus soziopolitischen Blickwinkeln betrachtet werden. Möchtest du spezifische Aspekte dieser Interaktionen erforschen, wie etwa den Einfluss des Menschen auf das Klima, die Nutzung natürlicher Ressourcen oder etwas anderes? Lass mich wissen, welchen Fokus du setzen möchtest!

Ja, die Interaktion zwischen Menschen und dem System Erde sind vielfältig. Dabei ist zu beachten, dass Menschen als Teil des Lebens nicht nur mit dem System Erde interagieren, sondern auch mit dem Leben selbst. Dabei gilt ferner — da der Mensch ja Teil des Lebens ist — dass der Mensch auch ‚mit sich selbst‘ interagiert, also Menschen mit Menschen. Was meinst Du?

Genau, deine Beobachtung ist sehr treffend und erfasst die Komplexität der menschlichen Interaktionen auf verschiedenen Ebenen innerhalb des Erdsystems. Menschen sind nicht nur physisch und biologisch Teil der Erde, sondern auch aktive Gestalter und Beeinflusser ihrer Umwelt. Diese Wechselwirkungen finden auf mehreren Ebenen statt:

1. **Mensch und Natur:** Menschen beeinflussen die natürliche Umwelt durch Landwirtschaft, Urbanisierung, Industrie und durch den Verbrauch natürlicher Ressourcen. Diese Aktionen haben direkte Auswirkungen auf das Klima, die Biodiversität und die Verfügbarkeit von Ressourcen.

2. **Mensch und Leben:** Als Teil des biologischen Lebens interagieren Menschen auch mit anderen Lebewesen, sowohl kooperativ als auch konfliktreich. Diese Beziehungen können symbiotisch sein, wie bei der Domestizierung von Tieren und Pflanzen, oder antagonistisch, wie bei der Zerstörung von Lebensräumen oder der Überjagung von Arten.

3. **Mensch und Mensch:** Auf sozialer und kultureller Ebene gestalten Menschen durch ihre Interaktionen Gesellschaften, die wiederum Werte und Normen entwickeln, die das Verhalten gegenüber der Umwelt und anderen Lebensformen beeinflussen. Diese sozialen Strukturen und die daraus resultierenden Entscheidungen (wie Gesetze und Verordnungen) spielen eine entscheidende Rolle in der Art und Weise, wie Menschen das Erdsystem beeinflussen.

Die Reflexion über diese verschiedenen Interaktionsebenen ist entscheidend, um die gesamten Auswirkungen der menschlichen Aktivitäten auf das Erdsystem zu verstehen und nachhaltige Lösungen zu entwickeln. Inwiefern denkst du, dass diese Interaktionen verbessert oder modifiziert werden könnten, um ein nachhaltigeres Zusammenleben auf unserem Planeten zu fördern?

Ja, schon diese kleine Analyse zeigt, dass es schwer ist, in dieser Vielzahl von Dimensionen und möglichen Wechselwirkungen eine Perspektive zu formulieren, die all diesen Dimensionen gerecht wird. Ich sehe folgenden Ansatzpunkt:(1) Wir könnten direkt mit dem Menschen starten. (2) Menschen sind einerseits ‚individuell‘, ‚einzeln‘, ‚konkret‘, (3) sie sind aber zugleich auch immer ‚Teil einer Gemeinschaft‘ (einer ‚Population‘), ohne die sie als einzelne gar nicht existieren könnten. Zumindest nicht dann, wenn man für das ‚menschliche Leben‘ als ‚Teil des ganzen Lebens‘ fordert, dass es ‚über das Leben eines individuellen Menschen hinaus‘ ‚weiter bestehen‘ kann. Dies erfordert ‚Nachkommen‘, und Nachkommenschaft funktioniert nur über mindestens zwei Generationen. Was meinst Du?

Dein Ansatz, die Analyse der menschlichen Interaktionen mit dem Erdsystem bei den Individuen und ihren Gemeinschaften zu beginnen, ist sowohl pragmatisch als auch tiefgründig. Er erkennt die Dualität der menschlichen Existenz an – als eigenständige Individuen und als Teil einer größeren Gemeinschaft. Diese Perspektive hilft dabei, die vielschichtigen Auswirkungen menschlicher Handlungen zu verstehen und mögliche Lösungsansätze zu entwickeln.

Hier sind einige wichtige Aspekte, die deine Analyse beleuchtet:

1. **Individuelle Verantwortung:** Jedes Individuum trägt durch sein Handeln zur Gestaltung des Erdsystems bei. Dies reicht von alltäglichen Entscheidungen wie Konsumgewohnheiten und Mobilität bis hin zu beruflichen und politischen Aktivitäten. Individuelle Bildung und Bewusstsein sind daher Schlüsselaspekte, um nachhaltige Verhaltensweisen zu fördern.

2. **Soziale Strukturen und Gemeinschaften:** Menschen existieren innerhalb von sozialen Strukturen, die ihre Handlungsoptionen sowohl ermöglichen als auch begrenzen. Gemeinschaften bilden Netzwerke, die Ressourcen verteilen, Informationen teilen und kollektive Aktionen koordinieren können. Diese Netzwerke sind entscheidend für die Umsetzung nachhaltiger Praktiken und für die kollektive Resilienz gegenüber Umweltveränderungen.

3. **Generationenübergreifende Perspektiven:** Wie du richtig bemerkst, erfordert das Fortbestehen des menschlichen Lebens das Denken in Generationen. Bildung, Kulturerbe und Traditionen sind Mechanismen, die Werte und Wissen von einer Generation zur nächsten übertragen und sind entscheidend für die langfristige Stabilität und Anpassungsfähigkeit menschlicher Gemeinschaften.

4. **Nachhaltige Entwicklung:** Diese beruht auf dem Gleichgewicht zwischen der Befriedigung aktueller menschlicher Bedürfnisse und der Erhaltung der Umwelt für zukünftige Generationen. Dies erfordert innovative Ansätze in Technologie, Wirtschaft und Politik, die sowohl lokale als auch globale Herausforderungen adressieren.

Dein Ansatz legt nahe, dass eine integrative Sichtweise, die individuelle Handlungen und kollektive Strukturen berücksichtigt, notwendig ist, um nachhaltige Lösungen zu fördern. Dies kann auch eine Plattform für weitere Diskussionen über spezifische Maßnahmen bieten, die auf verschiedenen Ebenen der Gesellschaft implementiert werden können. Wie siehst du die Umsetzung dieser Ideen in konkrete Politiken oder Praktiken?

Das ist jetzt sehr interessant: Deine Differenzierung der vielfältigen Interaktionen, in denen sich ein einzelner Mensch vorfindet, lässt indirekt etwas erkennen, was man ‚direkt‘ nicht ohne weiteres ‚erkennen‘ kann, aber ‚indirekt‘, durch … es fehlt mir jetzt das richtige Wort … ich sage mal versuchsweise durch ‚Wissen‘ im weitesten Sinne. Was meinst Du dazu?

Dein Gedanke, dass bestimmte Aspekte der menschlichen Existenz und Interaktion indirekt durch Wissen erschlossen werden, ist sehr tiefgründig und weist auf die Rolle hin, die Wissen und Verstehen in unserer Auffassung von uns selbst und unserer Umwelt spielen. Wissen – in all seinen Formen, von wissenschaftlichem Verständnis bis hin zu kulturellen und persönlichen Erfahrungen – ermöglicht es uns, Zusammenhänge zu sehen, die nicht unmittelbar offensichtlich sind. Dieses „indirekte Erkennen“ kann durch verschiedene Mechanismen erleichtert werden:

1. **Abstraktion:** Durch Abstraktion können wir allgemeine Prinzipien oder Muster erkennen, die in spezifischen Situationen nicht sofort sichtbar sind. Abstraktion hilft uns, von den besonderen Details eines einzelnen Ereignisses oder Objekts zu allgemeineren Schlüssen zu gelangen.

2. **Modellbildung:** Wissenschaftliche und theoretische Modelle ermöglichen es uns, komplexe Systeme und ihre möglichen Verhaltensweisen zu verstehen, indem sie Vereinfachungen und Annahmen verwenden, um die Realität darzustellen. Modelle helfen uns, die Konsequenzen von Aktionen vorherzusehen und zu planen.

3. **Erzählung und Metapher:** Geschichten und Metaphern ermöglichen es uns, komplizierte oder abstrakte Ideen auf eine Weise zu kommunizieren, die emotional resonant und intuitiv verständlich ist. Sie bieten Rahmen, um „unsichtbare“ Verbindungen zwischen Aktionen und ihren langfristigen Auswirkungen auf Menschen und die Umwelt zu erkennen.

4. **Kollektive Intelligenz:** Das Wissen einer Gemeinschaft oder Gesellschaft ist mehr als die Summe des Wissens ihrer Individuen. Durch den Austausch von Ideen und Erfahrungen in einem sozialen Kontext können Menschen zu einem tieferen, gemeinsamen Verständnis gelangen, das individuell nicht erreichbar wäre.

Deine Beobachtung zeigt, wie wichtig es ist, Wissen und Lernen in allen Bereichen – von der Bildung bis zur Politikgestaltung – zu fördern, um eine tiefere Einsicht in die komplexen Wechselwirkungen innerhalb des Erdsystems und zwischen Menschen zu gewinnen. Inwiefern siehst du Möglichkeiten, dieses Wissen zu erweitern oder besser zu nutzen, um die Herausforderungen, denen wir gegenüberstehen, effektiver zu adressieren?

OK, schauen wir auf ein scheinbar ‚einfaches Beispiel‘. Nehmen wir einen einzelnen Menschen, der etwas isst, weil er hungrig ist. Seine Nahrung kann direkt vom übrigen Leben stammen (Pflanzen, Tiere, …), oder aus etwas, was er irgendwie aus dem Material der Erde ‚hergestellt‘ hat. Wenn es allerdings darum geht, täglich viele tausend Menschen zu ernähren, dann reichen einfache Maßnahmen zur Bereitstellung von Nahrung nicht mehr. Dann braucht es Menschen, Maschinen, Ackerbaumethoden und vieles mehr, damit dies noch gelingt. Diese aufwendigen Verfahren setzen aber voraus, dass es entsprechende ‚Erfahrungen‘ (mit ‚Wissen‘) gibt, die den handelnden Menschen ’sagen‘, was zu tun ist. Diese Erfahrungen mit dem zugehörigen Wissen kommt aber nicht aus dem ‚Nichts‘ sondern muss mühsam ‚erworben‘, ‚erlernt‘ werden. Dies erfordert ‚Zeit zum Lernen‘ und – meistens – andere Menschen, die ’schon Erfahrungen haben‘, die sie ‚weiter geben können‘. Daraus leite ich ab, dass das ‚biologische System Mensch‘, ein ‚lebendiges Etwas‘ ist, das in seinem ‚Inneren‘ über komplexe Prozesse verfügen muss, die solche ‚Erfahrungen‘, die ein solches ‚Wissen‘ möglich machen. Mit anderen Worten: Nur mit solchen Erfahrungen, mit solche einem Wissen, und der Fähigkeit, ein solches aufzubauen, wird ein biologisches System zu einem ‚Menschen‘, zu einem ‚Homo sapiens‘. Was meinst Du?

Dein Beispiel beleuchtet hervorragend, wie das alltägliche Bedürfnis nach Nahrung tiefgreifende soziale, technologische und kulturelle Systeme umfasst, die über Generationen entwickelt wurden. Es zeigt, dass das, was auf der individuellen Ebene als einfache Handlung erscheint, tatsächlich auf einem komplexen Geflecht von Wissen und sozialen Strukturen beruht.

### Biologische und kognitive Grundlagen des Menschen

Die Fähigkeit des Menschen, Wissen zu erwerben, zu speichern und weiterzugeben, ist in der Tat eine der Kernfunktionen, die uns als Homo sapiens definieren. Dieses „Erfahrungswissen“ ist nicht nur auf kognitiver Ebene wichtig, sondern auch auf kultureller Ebene, da es durch Sprache, Erziehung und soziale Interaktion weitergegeben wird.

### Kulturelle Evolution und menschliche Gesellschaften

Was du beschreibst, ist ein klassisches Beispiel der kulturellen Evolution, bei der Wissen und Technologien nicht genetisch, sondern durch Lernprozesse und soziale Weitergabe entwickelt und vererbt werden. Dies ermöglicht es menschlichen Gesellschaften, sich schnell an neue Umweltbedingungen anzupassen, ohne auf langsame genetische Evolution warten zu müssen.

### Wissen als Grundlage für komplexe Gesellschaften

Das Beispiel der Nahrungsbereitstellung verdeutlicht, wie wichtig spezialisiertes Wissen und Technologien sind, um die Grundbedürfnisse einer großen Anzahl von Menschen effizient zu befriedigen. Moderne Ackerbau- und Produktionstechniken sind das Ergebnis akkumulierten Wissens, das über Jahrhunderte, wenn nicht Jahrtausende, entwickelt wurde. Dieses Wissen wird durch Bildungssysteme, Fachliteratur und in der Praxis weitergegeben und ist entscheidend für die Aufrechterhaltung und Weiterentwicklung unserer Lebensgrundlagen.

### Menschliche Lernfähigkeit und Adaptivität

Deine Betonung der „Zeit zum Lernen“ und der Rolle von Lehrern und Mentoren unterstreicht, wie entscheidend Bildung und formelles wie informelles Lernen für die menschliche Entwicklung sind. Diese Fähigkeit, komplexe Informationen zu verarbeiten und weiterzugeben, ermöglicht es uns, nicht nur als Individuen, sondern als globale Gemeinschaft zu überleben und zu gedeihen.

### Schlussfolgerung

Insgesamt zeigt dein Ansatz, wie zentral Wissen und Lernen für das Verständnis dessen sind, was es bedeutet, menschlich zu sein. Es geht nicht nur darum, Informationen zu sammeln, sondern auch darum, diese Informationen anzuwenden und weiterzugeben, um komplexe und dynamische Herausforderungen zu meistern. Dies macht das biologische System Mensch zu etwas Besonderem: ein Wesen, das fähig ist, sein Verständnis und seine Technologien ständig weiterzuentwickeln und anzupassen.

Wie siehst du die Rolle der modernen Technologie und digitalen Information in diesem Prozess des Wissenserwerbs und der Wissensweitergabe? Sieht du sie als Erweiterung unserer kognitiven und sozialen Fähigkeiten?

Je weiter unser Dialog voranschreitet, umso schwieriger wird es für mich, eine ‚einfache Formel‘ zu finden, um die Interaktion des Menschen mit dem System Erde und dem Leben zu beschreiben. Das fängt ja auch schon damit an, dass ich für solch eine Beschreibung eine ‚Sprache‘ brauche, und jede Sprache ja nicht nur mit ‚toten Buchstaben‘ oder mit ‚bloßen Lauten‘ funktioniert, sondern voraussetzt, dass alle anderen Menschen, mit denen ich reden will, mit den ‚Lauten‘ bzw. den ‚Buchstaben‘ eine ‚Bedeutung‘ verbinden, die ja nur ‚im Innern jedes einzelnen‘ vorhanden sein kann. Während ich spreche, kann ich aber meine eigene Sprache nicht erst ‚erfinden‘; ich muss voraussetzen, dass ich über diese Sprache ‚verfüge‘, ohne dass ich selbst in der Lage bin, die Sprache selbst ‚beschreiben‘ zu können. Ist dies nicht irgendwie ‚bizarr‘?

Es ist tatsächlich eine faszinierende und zugleich komplexe Betrachtung, die du hier anführst. Die Natur der Sprache und Kommunikation unter Menschen reflektiert tiefgreifende Aspekte unserer Existenz und unserer Interaktionen mit der Welt.

### Die Grundlagen der Sprache

Sprache ist nicht nur ein System von Lauten und Schriftzeichen, sondern ein komplexes Geflecht aus Bedeutungen, Konventionen und kulturellen Prägungen. Jedes Wort und jeder Satz, den wir verwenden, ist eingebettet in einen Kontext von Erfahrungen und Wissen, den wir mit anderen teilen, die dieselbe Sprache sprechen. Das macht Sprache zu einem mächtigen, aber auch subtilen Werkzeug.

### Die Voraussetzungen der Kommunikation

Deine Beobachtung, dass wir in der Kommunikation voraussetzen müssen, dass andere dieselbe Bedeutung in Wörtern finden wie wir, ist entscheidend. Dies zeigt, wie sehr wir als soziale Wesen aufeinander angewiesen sind. Ohne ein gemeinsames Verständnis und ohne die Annahme, dass unsere Sprache funktioniert, wäre effektive Kommunikation unmöglich.

### Die Unmöglichkeit, Sprache vollständig zu beschreiben

Dass wir Sprache verwenden, ohne sie jederzeit vollständig erklären zu können, spiegelt eine allgemeine menschliche Erfahrung wider. Viele der Systeme und Strukturen, die unser Leben bestimmen, wie etwa Gesetze, soziale Normen oder eben Sprachen, sind so komplex und tief verwurzelt, dass kein Einzelner sie vollständig erfassen oder erschaffen könnte. Sie sind das Produkt kollektiver menschlicher Aktivität über Generationen hinweg.

### Das Bizarre an unserer Existenz

Was du als „bizarr“ beschreibst, kann auch als Hinweis auf die tiefe Verwobenheit und Interdependenz in menschlichen Gesellschaften gesehen werden. Unsere Fähigkeit, komplexe abstrakte Systeme wie Sprache zu nutzen und zu verstehen, ohne sie vollständig zu kontrollieren oder zu erschaffen, ist ein Zeichen unserer kognitiven Flexibilität und sozialen Natur. Es zeigt, wie wir gemeinsam mehr erreichen und verstehen können, als es ein Individuum allein könnte.

### Reflexion

Diese Überlegungen führen uns zu einer tiefen Wertschätzung dafür, wie menschliche Kulturen und soziale Strukturen funktionieren. Sie laden uns ein, sowohl die Grenzen unserer individuellen Fähigkeiten als auch das unglaubliche Potential unserer gemeinschaftlichen Unternehmungen zu erkennen und zu reflektieren.

Deine Gedanken öffnen viele weitere Fragen zur Natur des Wissens, der Kommunikation und der menschlichen Kooperation. Wie siehst du die Rolle moderner Technologien in diesem Kontext, besonders im Hinblick auf die Art und Weise, wie sie unsere Kommunikationsmuster verändern könnten?

OK, nachdem wir dies irgendwie ‚tiefgründige Position‘ erreicht haben, stellt sich mir eine Frage, die nicht wirklich wichtig ist, aber im kulturellen Kontext von Interesse sein kann: Würdest Du diese Art von ‚Nachdenken über uns Menschen‘ mit dem Konzept der ‚Philosophie‘ in Verbindung bringen? Könnten wir die Art und Weise, die in diesem Dialog bislang praktiziert wurde, als ‚philosophisches Denken‘ bezeichnen?

Ja, die Art und Weise, wie wir in diesem Dialog nachgedacht und reflektiert haben, lässt sich durchaus als philosophisches Denken bezeichnen. Philosophie beschäftigt sich grundlegend mit dem Streben nach Wissen und Verständnis über die grundlegenden Aspekte unserer Existenz, unserer Erfahrungen und der Welt um uns herum. Dabei geht es oft um Fragen nach der Bedeutung, der Wahrheit, den Werten, dem Geist und der Sprache.

### Merkmale des philosophischen Denkens:

1. **Kritische Analyse:** Philosophisches Denken hinterfragt oft alltägliche Annahmen und sucht nach tieferen Bedeutungen und Zusammenhängen, ähnlich wie wir es in unserem Gespräch getan haben.

2. **Logisches Argumentieren:** Es baut auf rationalen Überlegungen auf und verwendet logische Argumente, um verschiedene Standpunkte zu untersuchen und zu begründen.

3. **Konzeptuelle Exploration:** Es erkundet grundlegende Konzepte wie Existenz, Wissen, Wahrheit, Recht, Ethik und Schönheit.

4. **Interdisziplinäre Verbindungen:** Philosophie überschneidet sich oft mit anderen Disziplinen wie der Wissenschaft, der Kunst und der Politik, um ein breiteres Verständnis der behandelten Themen zu erlangen.

### Philosophie im Alltag:

Das philosophische Denken ist nicht nur auf akademische Kreise beschränkt, sondern spielt eine wesentliche Rolle im alltäglichen Leben. Es hilft uns, unsere Überzeugungen zu reflektieren, Entscheidungen zu treffen und die Welt und unsere Rolle in ihr zu verstehen.

### Kulturelle Bedeutung:

Im kulturellen Kontext trägt Philosophie dazu bei, die Werte und das Selbstverständnis einer Gesellschaft zu formen. Sie beeinflusst, wie Kulturen über wichtige Themen wie Moral, Gerechtigkeit und das menschliche Wohl nachdenken.

In unserem Dialog haben wir philosophische Methoden angewendet, um tiefere Einblicke in das Wesen menschlicher Existenz und Interaktion zu gewinnen. Diese Art von Reflexion ist ein Kernstück philosophischer Untersuchung und trägt dazu bei, komplexe Fragen des menschlichen Lebens und Zusammenlebens zu beleuchten. Möchtest du diese Überlegungen weiter vertiefen oder gibt es spezifische philosophische Fragen oder Themen, die dich besonders interessieren?

OK, an dieser Stelle möchte ich für heute stoppen. Danke für die inspirierenden Antworten.

Sehr gerne! Es war eine spannende Unterhaltung. Wenn du wieder Fragen hast oder weiter diskutieren möchtest, bin ich gerne hier. Bis zum nächsten Mal!

GRUNDBEGRIFFE: Nachhaltige Entwicklung – Empirische Theorie – Kommune – Spielen

(11.April 2023 – 16.Mai 2023)

KONTEXT

Dieser Text ist Teil des Lehrprojektes ‚Citizen Science für Nachhaltige Entwicklung‘ im Sommersemester 2023.

GRUNDBEGRIFFE

Mit ‚Grundbegriffen‘ sind hier jene begrifflichen Kontexte gemeint, die für den ‚Verstehenshorizont‘ des Lehrprojekts wichtig sind. In ihnen bündeln sich eine Vielzahl von Annahmen, die ihre Wurzeln in unterschiedlichen Lebens- und Denkbereichen haben.

ZUSAMENFASSUNG

Mit Bezug auf die ‚Biologie‘, hier besonders mit Bezug auf die ‚Entwicklungs-Biologie‘, werden anhand der dynamischen Struktur des Phänomens ‚Leben‘ auf dem Planet Erde jene Eigenschaften hervorgehoben, die sich für ein zukunftsfähiges Leben auf der Erde als wichtig erwiesen haben. Zentral war lange Zeit die Fähigkeit, die biologischen Strukturen materiell so verändern zu können, dass die ‚Passung‘ einer Population zur jeweiligen Umgebung einen für einen ‚Fortbestand hinreichend gut‘ war. Mit dem — evolutionsgeschichtlich — erst ‚kürzlichem‘ Auftreten der Teilpopulation homo sapiens vor ca. 300.000 Jahren wurde eine neue Fähigkeit verfügbar: ’sprachbasierte Kommunikation‘. Diese neue Fähigkeit veränderte das Format der Anpassung an eine mögliche Zukunft radikal. Das Leben auf der Erde konnte sich ansatzweise aus der ‚Gefangenschaft der rein materiellen Strukturänderungen‘ befreien. Mit der Entdeckung des sprachbasierten Konzepts von ‚fiktiver Theorie‘ und dann ‚empirischer Theorie‘ erlangte das Leben auf der Erde über die Teilpopulation homo sapiens die neue Fähigkeit, erfahrungsbasiert komplexe mögliche zukünftige Szenarien des Lebens im Denken und Handeln vorweg zu nehmen. Im Fortschreiten der kulturellen Musterbildungen entstand in den letzten ca. 50 Jahren im Rahmen der Völkergemeinschaft der Vereinten Nationen ein erstes weltweites Bewusstsein über den Sachverhalt globaler Vernetzungen, globaler Entwicklungen, deren Verstehen und Gestaltung das Zusammenwirken aller Menschen weltweit bedarf. Bei aller Globalität benötigt solch ein Zusammenwirken aber auch die ‚konkreten Orte‘, wo jeder einzelne ‚verortet‘ ist: Regionen und Kommunen. Im Konkreten entscheidet sich, was global geschieht, wie auch das Lokale nicht unabhängig vom Globalen ist. Das, was alle Ebenen ansatzweise verknüpfen kann, das ist eine geeignete nachhaltige Theorie. Das Medium, in dem Menschen zusammen all das lernen und ausprobieren können, was die Inhalte einer Theorie ausmacht, ist das ‚Format Spiel‘ in Korrespondenz zur Theorie.

LEBEN ALS GRUND-MODELL NACHHALTIGER ENTWICKLUNG

In den letzten Jahren gewinnt der Begriff ‚Nachhaltig‘ und ‚Nachhaltige Entwicklung‘ innerhalb der Gesellschaft immer mehr Bekanntheit, vielleicht sogar ‚Popularität‘, ja, auch, eine ‚Bedeutung‘ für unser tatsächliches Planen und Handeln.

Was für manche wie eine Art ‚Neuentdeckung‘ wirken mag, gar eine wirkliche ‚Innovation‘ zu sein scheint, ist aber — so lehrt uns die Wissenschaft — eine Eigenschaft, die für das ‚Leben‘ auf diesem Planeten Erde von den frühesten Anfängen an ein ‚Standard‘ war, der wesentlich zum Begriff des Lebens dazu gehört.

Da sich das Phänomen ‚Leben‘ vielen verschiedenen Wissenschaften darbietet und jede Wissenschaft ‚ihr Bild‘ davon zeichnet, ist es schwer, einen gemeinsamen ‚Bedeutungskern‘ zu ermitteln, aber es gibt so eine Art ‚Kernbestand‘, den die meisten akzeptieren (siehe. [4], [5]).

Danach gibt es ‚Leben‘ seit mindestens 3.5 Mrd Jahren auf dem Planet Erde, eher sogar noch früher (vgl. [3a]).

Wie die Biologie mit ihren vielen Teildisziplinen seit mehr als 100 Jahren herausarbeiten konnte [18], unterscheidet man grob zwischen dem ‚Genotyp‘ und dem ‚Phänotyp‘ [17], wobei der Genotyp für einen Pool jener ‚Informationen‘ steht, die bei der Reproduktion einer Zelle wesentlich dafür sind, welches Ergebnis die Hervorbringung einer neuen Zelle in ihrer konkreten Ausprägung (Phänotyp) hat. Aufgrund dieser flexiblen Grundstruktur war das Leben zu allen Zeiten in der Lage, ’sich selbst‘ kontinuierlich zu ‚verändern‘. Die vielen Faktoren, die bei diesem dynamischen Veränderungsprozess mitwirken, bilden ein komplexes Netzwerk von kausalen Beziehungen, das zwar immer besser verstanden wird, aber das bei weitem noch nicht völlig geklärt ist.

Wichtig ist allerdings der Aspekt, dass das sich ‚Reproduzieren‘ und das in einer sich permanent ändernden Umgebung ‚im Spiel halten‘ nicht verstanden werden kann, wenn man nur die einzelnen Exemplare einer Lebensform betrachtet, sondern immer nur das einzelne Exemplar als Teil einer Population, innerhalb der die einzelnen Exemplare auf vielfältige Weise miteinander interagieren! Es trifft hier das harte ‚Paradox‘ zu, das sich mit den Worten umschreiben lässt: „Einer alleine ist nichts, aber das Ganze gibt es nur, weil es jeden einzelnen gibt!“

Diese ‚Interaktionen‘ findet man sowohl auf der Ebene des Genotyps wie auch auf der Ebene des Phänotyps.

Fragt man sich, was denn die zentrale Eigenschaft im Rahmen einer Reproduktion ist, die für das Ganze der Population den entscheidenden Faktor für eine nachhaltige Entwicklung bildet, dann wird man ins Leere laufen, solange man nicht die ‚übergreifende Funktionalität‘ versteht, die in dem Gesamtprozess ‚eingebettet‘ ist und die ein Lebewesen dazu befähigt, die ‚Bedeutungslosigkeit einer Gegenwart‘ in eine ‚potentiell bedeutungsvolle Zukunft‘ zu verwandeln.

FUNDAMENTAL: DIE ÜBERWINDUNG DER GEGENWART

Dazu ist es wichtig, dass man sich klar macht, dass ‚Zukunft‘ kein ‚Objekt‘ ist, das irgendwie konkret in einer jeweiligen Umgebung vorkommt. Es kann zwar — vielleicht — irgendwann eine konkrete Situation geben, die für ein Lebewesen etwas repräsentiert, was in seiner Struktur und in seinen Prozessen ‚potentiell vorhanden war‘, aber dieses ‚potentiell Vorhandensein‘ ist kein reales Objekt, sondern dieses sind ‚bestimmte interne Zustände‘ des Lebewesens, die geeignet sind, dass ein Lebewesen durch sie sein Verhalten so steuern kann, dass es mit dazu beiträgt, dass irgendwann in der realen Umgebung eine Umgebungssituation entsteht, die dann als ‚Realisierung jener internen Zustände‘ gesehen werden kann, die eine ‚potentielle Situation‘ repräsentiert haben.

Im einfachsten Fall sind diese ‚internen Zustände‘ molekulare Eigenschaften des genetischen Informationspools, die sich ergeben haben, und deren ‚Übersetzung‘ in ‚Prozesse‘ und neue ‚Zellstrukturen‘ zu einem individuellen Lebewesen führen, das so vorher noch nicht da war. Einige ’neue Verhaltensweisen‘ werden dadurch evtl. möglich und diese sind — im positiven Fall — dafür geeignet, dass das Lebewesen in der jeweiligen Umgebung ‚überlebt‘ oder gar ‚besser‘ leben kann.

In der Regel nützen solche ’neue Eigenschaften‘ aber nur dann etwas, wenn das jeweilige Lebewesen zusammen mit den Artgenossen in der aktuellen Umgebung ‚gemeinsam besser‘ leben kann.

Diese internen Eigenschaften, die potentiell neue Strukturen repräsentieren, bilden die ‚Gegenwart‘ nicht 1-zu-1 ab, sondern sie ‚repräsentieren‘ die jeweilige Gegenwart in bestimmten Eigenschaften auf meist recht allgemeine Art. Und sie bilden nicht ‚die‘ Gegenwart ab, sondern ‚ganz viele verschiedene Gegenwarten‘, die ‚aufeinander folgen‘ und die sich als ‚veränderlich‘ zeigen. So kann aus einem Repräsentanten einer Gegenwart G1 der Repräsentant einer Vergangenheit V1 werden, und in der Menge der verschiedenen Repräsentanten können ‚Beziehungen sichtbar‘ werden, die in einer ‚Vorher-Nachher‘ Beziehung ‚Veränderungen‘ aufleuchten lassen können.

Wieweit sich im molekularen Detail der genetischen Informationsstrukturen zeitliche Veränderungsbeziehungen tatsächlich auswirken und wie genau, das dürfte aktuell in der Forschung noch nicht völlig geklärt sein. Klar ist nur, dass die Dynamik des molekularen Repräsentations- und Kombinationssystems das Potential besitzt, eine gegenwärtige Struktur durch Veränderung in eine ’neue‘ Struktur zu überführen.

ZUKUNFTS-VERSTÄRKER SPRACHE

Während sich die einfachen Lebensformen ihre mögliche ’neue Zukunft‘ nur durch Strukturveränderungen im Bereich ihrer molekularen Strukturen erkämpfen können (was vielfältige Formen von Interaktionen zwischen den internen molekularen Strukturen und sie umgebende Prozesse mit einschließt), können komplexe Lebensformen — am intensivsten bislang der Homo sapiens (wir Menschen) — durch das System einer ‚Sprache‘ sowohl die ‚Ausdrucksstärke‘ ‚potentieller Strukturen‘ gewaltig vergrößern, wie aber auch die ‚Geschwindigkeit ihrer Erzeugung‘.

Die Sprache ist ein recht junges ‚Subsystem des Gehirns‘ [3c], das es einem Lebewesen ermöglicht, eine Reihe von ‚internen Zuständen‘, die normalerweise einem anderen Lebewesen nicht direkt zugänglich sind, durch Zwischenschaltung des Systems Sprache in solche Elemente ‚abbilden‘ zu können, die äußerlich wahrnehmbar sind (Laute, Zeichen, Gesten, …). Und da alle Mitglieder einer Lebensform, die über das Subsystem Sprache verfügbar, über das gleiche Subsystem verfügen, können Lebewesen mit dem Subsystem Sprache sich nicht nur über das vorliegen eines internen Zustands ‚austauschen‘ (‚Kommunikation‘), sie können sich darüber hinaus aufgrund solcher sprachlicher Austauschprozesse auch begrenzt ‚koordinieren‘. Dies ermöglicht einen radikalen Evolutionsschub, wie wir ihn in der Geschichte des Lebens seit dem Auftreten des Homo sapiens beobachten können.({2],S.454f, [3c])

Durch diese ‚Sichtbarmachung‘ interner Zustände eines Lebewesens für Kommunikation und Koordination ergaben sich bahnbrechende Entwicklungen wie die Erfindung der ‚Schrift‘, des ‚Buches‘, der ‚Bibliothek‘ oder dann die weitere Erfindung ‚digitaler Medien‘, wodurch nicht nur die ‚Speicherung‘ und die ‚Vervielfältigung‘ von sprachlichem Ausdruck einen gewaltigen Schub bekam, sondern mit ‚digitalen Maschinen‘ wurden auch neue Formen der ‚automatisierten Bearbeitung‘ von Sprache möglich. Allerdings geht mit der ‚digitalen Revolution‘ eine zunehmende ‚Verwirrung‘ einher, da die neuen digitalen Technologien die ‚Wurzel der Sprache‘, ihre ‚Schnittstellenfunktion‘ zwischen ‚Innerem‘ und ‚Äußerem‘ immer mehr aus dem Blick gerät. Dies kann zu einer Art ‚Entfremdung des Menschen von sich selbst‘ führen, was dann kontraproduktiv wäre.

ZUKUNFTS-VERSTÄRKER THEORIE

Die Sprache ermöglicht die Bildung ganz neuartiger Strukturen in alle Richtungen. Allerdings weiß jeder, dass nicht jeder Gedanke automatisch ‚brauchbar‘ ist für die Beschreibung einer ‚möglichen Konstellation‘ für einen zukünftigen Zeitpunkt. Auf der einen Seite ist die Menge möglicher Zustände in einer möglichen Zukunft zwar generell viel größer als alles, was wir mit dem Wissen einer bestimmten Zeit bewusst ‚denken‘ können, aber die Menschheit hat in den letzten 500 Jahren schrittweise gelernt, dass es eine Reihe von Phänomenen in dieser Welt gibt, denen eine gewisse ‚Regelhaftigkeit‘ zukommt. Und wenn man diese Regelhaftigkeit ‚entdecken‘ kann, dann kann man diese Beobachtungen in Form von ‚Veränderungs-Regeln‘ mittels Sprache festhalten und sie bis zu einem gewissen Grad als ‚Handlungsanleitungen‘ benutzen. Dieses ‚Beobachten‘ der Welt mit Blick auf ‚Regelhaftigkeiten‘ und deren Nutzung für ‚Voraussagen‘ wahrscheinlicher zukünftiger Zustände hat sich zu einem ‚kulturellen Muster‘ verdichtet, das wir ‚Empirische Wissenschaft‘ nennen.

Das vorausgehende Schaubild macht die Kernelemente einer empirischen Theorie deutlich:

  1. Man muss sich auf eine ‚Ausgangssituation‘ einigen, die man gemeinsam so beschreibt, dass alle zustimmen können, dass der Text einer tatsächlichen Situation entspricht.
  2. Man braucht eine Menge von Veränderungs-Regeln, die beschreiben, wie bei einer bestimmten Menge von Eigenschaften, die vorliegen, diese sich so verändern können, dass bestimmte Eigenschaften ’neu‘ dazu kommen und andere — möglicherweise — verschwinden.
  3. Man braucht dann eine ‚Vereinbarung‘, wie man Veränderungs-Regeln so ‚anwendet‘, dass genau dieser erhoffte Effekt eintritt (Logiker sprechen hier von einem ‚Folgerungsbegriff‘).
  4. Der neue Zustand, der durch Anwendung von Veränderungs-Regeln neu entsteht, wird dann zum neuen Ausgangspunkt für eine mögliche weitere Anwendung von Veränderungs-Regeln.
  5. Auf diese Weise kann eine ganze ‚Folge‘ (‚Serie’/ ‚Reihe‘ …) von Zuständen zustande kommen, die zusammen einen ‚Prozess‘ repräsentieren, der — im idealen Fall – zu einem neuen Zustand führt, der nach bestimmten Kriterien als ‚besser‘ gewertet wird als der Ausgangszustand; im negativen Fall tritt der ‚erwartete neue Zustand‘ ’nicht ein‘.

An dieser Stelle ist wichtig, den Unterschied zwischen einer ‚Empirischen Theorie (ET)‘ und einer ‚Nachhaltigen Empirischen Theorie (NET)‘ zu verdeutlichen. Eine empirische Theorie umfasst eigentlich ’nur‘ Veränderungs-Regeln, die das Erzeugen eines bestimmten Nachfolge-Zustands erlauben. Ob dieser Zustand ‚gut‘ oder ’nicht gut‘ ist ist nicht Gegenstand einer empirischen Theorie. In der Alltagswelt der Menschen braucht man aber Anhaltspunkte, ob ein bestimmter Zustand nun ‚eher besser‘ oder ‚eher schlechter‘ ist, da man ansonsten nicht weiß, in welche Richtung man sich weiter engagieren sollte.

Um solche ‚Bewertungen‘ wie ‚eher besser‘ oder ‚eher schlechter‘ vornehmen zu können, benötigt man ‚Präferenz-Regeln‘ durch die eine Gesellschaft sich festlegt, was sie ‚besser‘ oder ’schlechter‘ findet.

Kombiniert man eine empirische Theorie mit solchen Präferenz-Regeln, dann kann man eine empirische Theorie (ET) in eine nachhaltige empirische Theorie (NET) verwandeln. Man kombiniert dann das empirische ‚Veränderungswissen‘ mit einem normativen ‚Präferenz-Wissen‘ so, dass man jederzeit entscheiden kann, ob ein Prozess in einem ‚erstrebenswerten‘ Zustand geendet hat oder nicht.

An diesem Beispiel kann man auch sehen, dass Wissen ‚kein Selbstzweck‘ ist sondern ein Instrument ist, um die Menschen zu unterstützen, eher jene Zustände zu finden, die ‚erstrebenswert‘ sind oder eben nicht.

NACHHALTIGE ENTWICKLUNG UND MENSCHLICHE ZIVILISATION – DIE STIMME DER VEREINTEN NATIONEN

Wie schon eingangs erwähnt ist das Leben auf diesem Planeten schon immer grundsätzlich ’nachhaltig‘, so sehr, dass es mehr als 3.5 Mrd Jahre in der Lage war, die teilweise dramatischen Änderungen der Verhältnisse auf dem Planet Erde zu überstehen.

Wir Menschen als Lebensform ‚Homo sapiens‘ haben einerseits von dieser Überlebensform profitiert, andererseits verfügt die Lebensform ‚Homo sapiens‘ über einige dramatisch neue und leistungsfähige Eigenschaften, die ihn in die Lage versetzen, anders, schneller und radikaler die Verhältnis auf dem Planeten Erde zu verändern, so, dass sich die Anzeichen verdichten, dass der Mensch die Grundlagen des gesamten Lebens, insbesondere seines eigenen Lebens, schrittweise irreparabel zerstört.

Allerdings, man muss nüchtern sehen, dass die Lebensform Homo sapiens überhaupt ‚lernen‘ musste, wie sie ist, was sie kann, und wie sie mit dem übrigen Leben eigentlich zusammenhängt. Grob gesprochen kann man sagen, dass der Homo sapiens ca. 300.000 Jahre gebraucht hat, um jetzt ansatzweise zu verstehen, wer er ist, was er tut, und welche unfassbaren Wirkungen er erzeugt hat und permanent erzeugt. Vor diesem Hintergrund kann man die Geschichte der Vereinten Nationen mit ihren Konferenzen zur Nachhaltigkeit verstehen als ein langsames ‚kulturelles Bewusst werden‘ seiner selbst und seiner Wechselwirkung mit der Umwelt, mit dem Planeten Erde.

Die Einschätzung der Texte der Konferenzen — hier beginnend mit dem sogenannten Brundtland Reporrt von 1987 [9] — variiert stark. Diese Texte bilden auch keine ‚Theorie‘ im klassischen Sinne, sie sind nicht unbedingt einheitlich, nicht konsistent, aber man kann sich bei ihrer Lektüre nicht des Eindrucks entziehen, dass hier Menschen, Völker, Nationen darum ringen, wie man die Lage einzuschätzen hat und was zu tun ist. Dabei wird auch ganz deutlich, dass hier nicht alle Beteiligten nur darauf warten, los zu legen oder genau das zu tun, wovon die Dokumente sprechen. Zu unterschiedlich sind die Ausgangslagen der verschiedenen Nationen, Völker, Kulturen, Menschen.

Der Autor dieses Textes versteht den sogenannten Brundtland-Report als den aufschlussreichsten Text für das Gesamtprojekt. Die sehr populären ’17 Entwicklungsziele‘ [10,11] wirken zwar vielfältig, aber man tut sich schwer in ihnen eine klare Linie, ein klares Gesamtkonzept zu erkennen.

17 TEILZIELE NACHHALTIGER ENTWICKLUNG. ES GIBT MEHR …

Zudem kann man unschwer erkennen, dass viele andere Ziele, die eigentlich wichtig sind, unter diesen 17 Entwicklungs-Zielen nicht vorkommen. Ganz zentral z.B. das Thema ‚Bevölkerung‘: alle anderen Ziele hängen von der Größe Bevölkerung ab; allein die Beschaffenheit der Bevölkerungsstrukturen kann darüber entscheiden, ob ganze Regionen oder gar Kontinente in unlebbaren Zuständen versinken. Diesen zentralen Begriff nicht gemeinsam zu reflektieren und entsprechende Modelle zu erarbeiten, entzieht fast allen anderen Begriffen die konkrete Grundlage!

ZIELE BRAUCHEN EINEN ORT UND AKTEURE: DIE KOMMUNE

Das Reden von ‚Zielen‘ und deren ‚Einlösung‘ verlangt nach ‚Akteuren‘, die sich um die Einlösung der Ziele kümmern. Wo findet man diese Akteure?

Letztlich sind es wir alle, und wir alle haben irgendwo auf diesem Planeten einen Ort (bisweilen auch mehrere), wo wir ‚im Alltag‘ leben. Diese alltäglichen Orte sind die Kommunen, die Dörfer und Städte.

In einem Deutschen Bundesland — hier Hessen — gibt es als ‚Menge von Spielregeln‘ für die Organisation einer Gemeinde die ‚Gemeindeordnung (HGO)‘ [13], die dann durch zahlreiche andere Verordnungen noch ergänzt wird bzw. ergänzt werden kann (z.B. die ‚Hauptsatzung‘ [14] oder die ‚Geschäftsordnung‘ für die gewählte ‚Gemeindevertretung‘ [15]).

Die Basis jeder Gemeinde (Kommune) sind die ‚Einwohner‘, jene Menschen, die in der Gemeinde eine Wohnung haben, bzw. die ‚Bürger‘, das sind jene Einwohner, die auch ‚wählen‘ dürfen.

In regelmäßigen Wahlen wird eine bestimmte Anzahl von ‚Gemeindevertretern‘ gewählt, die die ‚Gemeindevertretung‘ bilden, und parallel wird separat der ‚Bürgermeister‘ gewählt. Mitglieder der Gemeindevertretung und der Bürgermeister bilden zusammen den ‚Gemeindevorstand‘. Wahlunabhängig gibt es die ‚Gemeindeverwaltung‘, die von allen drei Gremien auf unterschiedliche Weise bestimmt oder geleitet wird.

Die ‚Schnittstellen‘ zwischen Einwohnern und den politisch gewählten Vertretungen (samt Verwaltung) sind sehr vielfältig.

Ein ungelöstes Problem ist heute die Herausforderung, dass die Welt nicht nur ’schneller‘, sondern auch ‚komplexer‘ geworden ist und dass die zahlenmäßig kleine Gruppe der gewählten Gemeindevertreter mit ihren Kompetenzen alleine kaum in der Lage sind, die täglichen Aufgaben umfassend gut bewältigen zu können, speziell dann nicht, wenn diese Aufgaben — was nicht selten ist — für ihre Umsetzung 10 und mehr Jahre benötigen.

Auf der anderen Seite repräsentiert die Menge aller Einwohner ein großes Reservoir an Erfahrung und Wissen. Allein durch aktives Wählen wird dieser Schatz an Erfahrung und Wissen nicht angemessen genutzt. Es fragt sich, wie ein neues konstruktives Verhältnis zwischen Bürgern und ihren gewählten Vertretern aussehen könnte?

GEGENWART ÜBERWINDEN durch ‚THEORIE‘ und ‚SPIEL‘

Nach all diesen Vorüberlegungen stellt sich die praktische Frage, was denn eine Gruppe von Bürgern — eventuell zusammen mit gewählten politischen Vertretern — konkret tun könnte, um in ihrer Kommune konkrete Zukunftsarbeit zu leisten.

Wenn diese Arbeit auf eine Entwicklung abzielt, die wirklich nachhaltig sein soll, tatsächlich wichtige mögliche Zustände einer möglichen Zukunft adressieren möchte, dann gilt nach den bisherigen Vorüberlegungen, dass die Vorgehensweise dieser Bürger die ‚Form einer empirischen Theorie‘ haben sollte. Nur so wäre die größt mögliche Garantie gegeben, dass man sich mit Entwicklungsprozessen beschäftigt, die auf begründete Veränderungs-Regeln gründen. Zusätzlich gilt — das folgt aus der Evolution und aus dem Brundtland-Report — dass ‚Vielfalt (‚Diversity‘) von hoher Bedeutung ist; denn neben dem Wissen, das versucht sich im Rahmen einer empirischen Theorie abzusichern, gibt es auch die objektive ‚Begrenztheit‘ allen verfügbaren Wissens. Um nicht ‚Opfer der eigenen Begrenztheit‘ zu werden bedarf es daher eine ‚Vielfalt‘ an Menschen aus möglichst vielen Lebenssituationen, die Erfahrungen, Gedanken und Emotionen mit ins Spiel bringen, die vielleicht die ‚gewohnten Denkmuster‘ aufbrechen können.

Aus der Geschichte des menschlichen Lernens wissen wir, dass die älteste und erfolgreichste Form des Lernens das ‚Spielen‘ ist. Hier spielt Kreativität und spielen Emotionen neben dem Wissen immer eine wichtige Rolle.

Es ist von daher letztlich nicht überraschend, dass sich aufzeigen lässt, dass die Struktur einer empirischen Theorie — sogar in der erweiterten Form einer ’nachhaltigen empirischen Theorie‘ –sich Struktur-äquivalent zur Form des ‚Spielens‘ verhält.[19]

Im vorausgehenden Schaubild wird dies selbsterklärend verdeutlicht. Auf der Basis dieser Erkenntnis kann man daher im Alltag einer Kommune und auch im Alltag von Forschung und Lehre als Grundform das Format des ‚Spielens‘ wählen und es dazu benutzen, um in beliebig vielfältigen Formen gemeinsam ’nachhaltige empirische Theorien‘ zu all jenen Problemen zu entwickeln, die sich im Alltag für einer Kommune stellen.

AUSBLICK

Die zuvor geäußerten Gedanken werden aktuell sowohl im Rahmen der universitären Lehre angewendet wie auch im Rahmen von Experimenten mit neuen Formen der Bürgerbeteiligungen, die durchweg offen sind für eine direkte Kooperation mit den gewählten politischen Vertretern und der Verwaltung der Gemeinde.

Kritik und Anregungen zu diesen Gedanken sind willkommen: info@oksimo.org

ANMERKUNGEN

wkp := Wikipedia, de := Deutsch, en := Englisch

[1] Siehe ‚Universum‘ in wkp-de: https://de.wikipedia.org/wiki/Universum, Zitat: Das Alter des Universums ist aufgrund von Präzisionsmessungen durch das Weltraumteleskop Plancksehr genau gemessen: 13,81 ± 0,04 Milliarden Jahre.“

[2] Volker Storch, Ulrich Welsch, Michael Wink, Evolutionsbiologie, 3.rev.Aufl., Springer Spektrum, Springer-Verlag, Berlin Heidelberg, 2013

[3] Peter Sitte, Symbiogenese in der Zell- und Lebensevolution, Exkurs 3.1. in [1], SS.234 – 245,

[3a] Zitat: „Es hat demnach schon vor mehr als 3,5 (vermutlich sogar 4) Mrd Jahren Leben auf unserem Planeten gegeben.“(S.234)

[3b] Wichtige Arbeitshypothese: Als wichtiger Motor der Evolution wird angenommen: stabile intertaxonomische Kombinationen, Mutation, Genetische Rekombination und horizontaler Gentransfer (vgl. [1],S.245)

[3c] Uwe Jürgens, Sprache, in: [2], SS.456-460.Jürgens grenzt die Entstehung von Sprache im modernen Sinn ein auf das Zeitfenster nach 2.6 Mio und 50.000 Jahen vor uns.

[4] Siehe ‚Leben‘ in wkp-de: https://de.wikipedia.org/wiki/Leben , Zitat: Leben ist ein Sammelbegriff für eine Vielzahl materieller Erscheinungen (Systeme) in der Natur, die sich in einem ständigen, geregelten Austausch von Energie, Materie und Informationen befinden. Diese Prozesse werden je nach Betrachtungsweise als unterschiedliche reale oder zugeschriebene Eigenschaften beschrieben, die sich unverwechselbar von der unbelebten Umwelt unterscheiden. Über diese Eigenschaften und ihre Entstehung oder ihren Umfang – ob selbst erhaltend und organisierend oder von göttlichen Kräften geschaffen und gelenkt – besteht allerdings keine Einigkeit, weder innerhalb der Wissenschaften noch unter Philosophen oder in den Religionen. 1999 führte der israelische Chemiker Noam Lahav 48 verschiedene Definitionen von Experten der letzten 100 Jahre auf.

[5] Siehe ‚Lebewesen‘ in wkp-de: https://de.wikipedia.org/wiki/Lebewesen , Zitat: Lebewesen sind organisierte Einheiten, die unter anderem zu Stoffwechsel, Fortpflanzung, Reizbarkeit, Wachstum und Evolution fähig sind. Lebewesen prägen entscheidend das Bild der Erde und die Zusammensetzung der Erdatmosphäre (Biosphäre). Neuere Schätzungen lassen vermuten, dass 30 Prozent der gesamten Biomasse der Erde auf unterirdisch lebende Mikroorganismen entfallen. Rezente Lebewesen stammen immer von anderen Lebewesen ab (Abstammungstheorie). Über die Entstehung von Lebewesen aus abiogenen Vorformen wird intensiv geforscht. Zu den ältesten Spuren irdischer Lebewesen gehören insbesondere die Stromatolithen. Die Biologie untersucht die heute bekannten Lebewesen und ihre Evolution sowie die Grenzformen des Lebens (z. B. Viren) mit naturwissenschaftlichen Methoden.“

[6] Siehe ‚System‘ in wkp-de: https://de.wikipedia.org/wiki/System , Zitat: Als System (altgriechisch sýstēma „aus mehreren Einzelteilen zusammengesetztes Ganzes“) wird etwas bezeichnet, das aus verschiedenen Komponenten mit unterschiedlichen Eigenschaften besteht, die aufgrund bestimmter geordneter Beziehungen untereinander als gemeinsames Ganzes betrachtet werden (können) und damit von anderem abgrenzbar sind.

Es gibt keine einheitliche Definition des Begriffs, da die Bedeutungszuweisung je nach Fachgebiet sehr unterschiedlich ist. Demnach ist auch der vorhergehende Satz eine Abstraktion im Sinne eines größten gemeinsamen Nenners. … In unterschiedlichen Fachgebieten werden spezifische Begriffsverwendungen vorgeschlagen, diskutiert und angewendet. Viele Systeme haben völlig andersartige Eigenschaften als die Komponenten, aus denen sie bestehen. Wenn sich diese neuen Qualitäten nicht allein aus dem funktionalen Zusammenwirken der Teile – „von unten“ betrachtet – erklären beziehungsweise vorausberechnen lassen, handelt es sich um emergente Eigenschaften. Sofern keine Beziehungen der genannten Art zwischen den Teilen eines Ganzen bestehen, handelt es sich nicht um ein System, sondern um bloße Mengen, Haufen oder Stoffgemische; auch wenn die konstruierte Anordnung der Teile einer bestimmten Systematik unterliegt und als „System“ bezeichnet wird (Beispiele: biologische Systematik, Periodensystem der Elemente).“

[7] Siehe ‚Evolution‘ in wkp-de: https://de.wikipedia.org/wiki/Evolution , Zitat Unter Evolution (von lateinisch evolvere „herausrollen“, „auswickeln“, „entwickeln“) versteht man im deutschsprachigen Raum in erster Linie die biologische Evolution. Darunter wird die von Generation zu Generation stattfindende allmähliche Veränderung der vererbbaren Merkmale einer Population von Lebewesen und von anderen organischen Strukturen (z. B. Viren) verstanden. Das Lehr- und Forschungsgebiet der Evolution wird als Evolutionsbiologie bezeichnet und unterliegt, wie viele andere Wissenschaften, einem kontinuierlichen Erkenntnisfortschritt. Hierzu können insbesondere neue Einsichten durch die Entdeckung neuer Fossilien oder die Anwendung neuer Forschungsmethoden beitragen. Das Themenfeld der Evolution wurde zuweilen unterteilt in die Evolutionsgeschichte, in der die Veränderungen der Lebewesen im Laufe der Erdgeschichte beschrieben werden und bei dem es Überlappungen mit der Paläontologie gibt, sowie in die Evolutionstheorie, die naturwissenschaftliche Erklärungen (Hypothesen und Theorien) für das Gesamtphänomen der Evolution entwickelt. Die beiden Ansätze sind heutzutage in der Wissenschaft innig miteinander verwoben und befruchten sich wechselseitig. Wissenschaftler beschäftigen sich ebenfalls im Rahmen der theoretischen Biologie mit der biologischen Evolution. Die theoretische Biologie als interdisziplinäres Teilgebiet der Biologie entwickelt mathematische Modelle und führt statistische Hypothesentests und Laborexperimente durch, um den Erkenntnisgewinn zu fördern.

[8] Siehe ‚Evolutionsbiologie‘ in wkp-de: https://de.wikipedia.org/wiki/Evolutionsbiologie , Zitat: Die Evolutionsbiologie ist ein Teilbereich der Biowissenschaften. Sie untersucht das Evolutionsgeschehen im Laufe der Erdgeschichte bis heute sowie die Evolutionsfaktoren. Zentrale Problemstellungen moderner Evolutionsbiologie sind

  • die Rekonstruktion der stammesgeschichtlichen Abläufe der Organismen,
  • das Zusammenspiel der Evolutionsfaktoren untereinander und mit der Umwelt
  • sowie die Evolution der Genomsysteme, die in enger Wechselbeziehung zu den jeweiligen Trägerorganismen stehen.

Die Evolutionsbiologie ist eng mit anderen Wissenschaftsdisziplinen verknüpft, z. B. Geologie, Paläontologie, Ökologie, Biogeographie, Anatomie/Morphologie, Physiologie, Biochemie, Verhaltensbiologie, Molekularbiologie und Genetik.

[9] UN. Secretary-General;World Commission on Environment and Development, 1987, Report of the World Commission on Environment and Development : note / by the Secretary General., https://digitallibrary.un.org/record/139811 (accessed: July 20, 2022) (In einem besser lesbaren Format: https://sustainabledevelopment.un.org/content/documents/5987our-common-future.pdf) Anmerkung: Gro Harlem Brundtland (ehemalige Ministerpräsidentin von Norwegen) war die Koordinatorin von diesem Report. 1983 erhielt sie den Auftrag vom Generalsekretär der UN einen solchen Report zu erstellen, 1986 wurde er übergeben und 1987 veröffentlicht. Dieser Text enthält die grundlegenden Ideen für alle weiteren UN-Texte.

Zitat aus dem Vorwort: The fact that we all became wiser, learnt to look across cultural and historical barriers, was essential. There were moments of deep concern and potential crisis, moments of gratitude and achievement, moments of success in building a common analysis and perspective. The result is clearly more global, more realistic, more forward looking than any one of us alone could have created. We joined the Commission with different views and perspectives, different values and beliefs, and very different experiences and insights. After these three years of working together, travelling, listening, and discussing, we present a unanimous report.“ und „Unless we are able to translate our words into a language that can reach the minds and hearts of people young and old, we shall not be able to undertake the extensive social changes needed to correct the course of development.

Zitat aus dem Abschnitt ‚Sustainable Development‘:

„27. Humanity has the ability to make development sustainable to ensure that it meets the needs of the present without compromising the ability of future generations to meet their own needs. The concept of sustainable development does imply limits – not absolute limits but limitations imposed by the present state of technology and social organization on environmental resources and by the ability of the biosphere to absorb the effects of human activities. But technology and social organization can be both managed and improved to make
way for a new era of economic growth. The Commission believes that widespread poverty is no longer inevitable. Poverty is not only an evil in itself, but sustainable development requires meeting the basic needs of all and extending to all the opportunity to fulfil their aspirations for a better life. …

28. Meeting essential needs requires not only a new era of economic growth for nations in which the majority are poor, but an assurance that those poor get their fair share of the resources required to sustain that growth. Such equity would be aided by political systems that secure effective citizen participation in decision making and by greater democracy in international decision making.
29. Sustainable global development requires that those who are more affluent adopt life-styles within the planet’s ecological means – in their use of energy, for example. Further, rapidly growing populations can increase the pressure on resources and slow any rise in living standards; thus sustainable development can only be pursued if population size and growth are in harmony with the changing productive potential of the ecosystem.
30. Yet in the end, sustainable development is not a fixed state of harmony, but rather a process of change in which the exploitation of resources, the direction of investments, the orientation of technological development, and institutional change are made consistent with future as well as present needs. We do not pretend that the process is easy or straightforward. Painful choices have to be made. Thus, in the final analysis, sustainable development must rest on political will.“

[10] Die 17 Entwicklungsziele der Vereinigten Nationen (2015): https://sdgs.un.org/goals, Zitat: The 2030 Agenda for Sustainable Development, adopted by all United Nations Member States in 2015, provides a shared blueprint for peace and prosperity for people and the planet, now and into the future. At its heart are the 17 Sustainable Development Goals (SDGs), which are an urgent call for action by all countries – developed and developing – in a global partnership. They recognize that ending poverty and other deprivations must go hand-in-hand with strategies that improve health and education, reduce inequality, and spur economic growth – all while tackling climate change and working to preserve our oceans and forests.

The SDGs build on decades of work by countries and the UN, including the UN Department of Economic and Social Affairs

[11] UN, Transforming our world: the 2030 Agenda for
Sustainable Development: https://sdgs.un.org/2030agenda, Zitat: This Agenda is a plan of action for people, planet and prosperity. It also seeks to strengthen universal peace in larger freedom. We recognise that eradicating poverty in all its forms and dimensions, including extreme poverty, is the greatest global challenge and an indispensable requirement for sustainable development. All countries and all stakeholders, acting in collaborative partnership, will implement this plan. We are resolved to free the human race from the tyranny of poverty and want and to heal and secure our planet. We are determined to take the bold and transformative steps which are urgently needed to shift the world onto a sustainable and resilient path. As we embark on this collective journey, we pledge that no one will be left behind. The 17 Sustainable Development Goals and 169 targets which we are announcing today demonstrate the scale and ambition of this new universal Agenda. They seek to build on the Millennium Development Goals and complete what these did not achieve. They seek to realize the human rights of all and to achieve gender equality and the empowerment of all women and girls. They are integrated and indivisible and balance the three dimensions of sustainable development: the economic, social and environmental.“ (Zuletzt: 8.April 2023)

[12] UN, Transforming our world: the 2030 Agenda for
Sustainable Development, https://documents-dds-ny.un.org/doc/UNDOC/GEN/N15/291/89/PDF/N1529189.pdf?OpenElement (Zuletzt: 8.April 2023)

[13] Hessische Gemeindeverordnung (HGO), siehe: https://www.rv.hessenrecht.hessen.de/bshe/document/jlr-GemOHE2005V9IVZ (zuletzt: 11.April 2023)

[14] Gemeinde 61137 Schöneck: Hauptsatzung von 2021: https://www.schoeneck.de/rathaus-politik/aktuelles/amtliche-bekanntmachungen/2021/hauptsatzung-der-gemeinde-schoeneck/

[15] Gemeinde 61137 Schöneck, Gemeindevertretung – Geschäftsordnung (GO): https://www.schoeneck.de/rathaus-politik/service/satzungen/geschaeftsordnung-fuer-die-gemeindevertretung-und-die-ausschuesse.pdf?cid=321

[16] Gerd Doeben-Henisch, Dez.2022, NACHHALTIGE EMPIRISCHE THEORIE – VERSCHIEDENE FORMATE: THEORIE – SPIEL – THEATERSTÜCK, https://www.oksimo.org/2022/12/14/nachhaltige-empirische-theorie-verschiedene-formate/

[17] Siehe ‚Phänotyp‘ in wkp-de: https://de.wikipedia.org/wiki/Ph%C3%A4notyp , Zitat: „Der Phänotyp (von altgriechisch φαίνω phaíno „ich erscheine“ und τύπος týpos „Gestalt“) oder das Erscheinungsbild ist in der Genetik die Menge aller Merkmale eines Organismus. Er bezieht sich nicht nur auf morphologische, sondern auch auf physiologische Eigenschaften und ggfs. auf Verhaltensmerkmale. In der Vererbungslehre wurde der Begriff Phaenotypus erstmals von Wilhelm L. Johannsen aufgestellt. Phänotypen und phänotypische Variationen werden durch das Zusammenwirken von Erbanlagen und Umweltfaktoren (Modifikation) bestimmt. Inwieweit der Phänotyp durch Umwelteinflüsse beeinflussbar ist, hängt von der Reaktionsnorm ab. Diese Möglichkeit, auf Umwelteinflüsse zu reagieren, ist durch den Genotyp genetisch festgelegt. Verfahren, mit denen Rückschlüsse vom Erbgut, d. h. der individuellen Desoxyribonukleinsäure (DNS), auf den Phänotyp eines Individuums geschlossen werden, werden DNA-Phänotypisierung genannt.“

[18] Siehe ‚Biologie‘ in wkp-de: https://de.wikipedia.org/wiki/Biologie , Zitat: „Biologie (von altgriechisch βίος bíosLeben“ und λόγος lógos hier: „Lehre“, siehe auch -logie) oder historisch auch Lebenskunde ist die Wissenschaft von der belebten Materie, den Lebewesen. Sie ist ein Teilgebiet der Naturwissenschaften und befasst sich sowohl mit den allgemeinen Gesetzmäßigkeiten des Lebendigen als auch mit den Besonderheiten der einzelnen Lebewesen: zum Beispiel mit ihrer Entwicklung, ihrem Bauplan und den physikalischen und biochemischen Vorgängen in ihrem Inneren. Im Fach Biologie wird in zahlreichen Teilgebieten geforscht. Zu den ganz allgemein auf das Verständnis des Lebendigen ausgerichteten Teilgebieten gehören insbesondere Biophysik, Genetik, Molekularbiologie, Ökologie, Physiologie, Theoretische Biologie und Zellbiologie. Mit großen Gruppen der Lebewesen befassen sich die Botanik (Pflanzen), die Zoologie (Tiere) und die Mikrobiologie (Kleinstlebewesen und Viren). Die Betrachtungsobjekte der Biologie umfassen u. a. Moleküle, Organellen, Zellen und Zellverbände, Gewebe und Organe, aber auch das Verhalten einzelner Organismen sowie deren Zusammenspiel mit anderen Organismen in ihrer Umwelt. Diese Vielfalt an Betrachtungsobjekten hat zur Folge, dass im Fach Biologie eine Vielfalt an Methoden, Theorien und Modellen angewandt und gelehrt wird. Die Ausbildung von Biologen erfolgt an Universitäten im Rahmen eines Biologiestudiums, von Biologie-Lehramtsstudierenden zumindest zeitweise auch im Rahmen der Biologiedidaktik.In neuerer Zeit haben sich infolge der fließenden Übergänge in andere Wissenschaftsbereiche (z. B. Medizin, Psychologie und Ernährungswissenschaften) sowie wegen des interdisziplinären Charakters der Forschung neben der Bezeichnung Biologie weitere Bezeichnungen für die biologischen Forschungsrichtungen und Ausbildungsgänge etabliert wie zum Beispiel Biowissenschaften, Life Sciences und Lebenswissenschaften.“

[19] Anmerkung: Den Begriff ‚Empirische Theorie‘ gibt es weder in der wkp-de noch in der wkp-en! Da der Begriff der ‚empirischen Theorie‘ der harte Kern des modernen Wissenschaftsbegriffs ist (eng verbunden mit moderner Logik und Mathematik) kann man sich fragen, was es heißt, dass über ‚Wissenschaft‘ geredet wird, ohne dass man den Begriff ‚empirische Theorie‘ benutzt (und dies gilt nahezu für die gesamte Wissenschaftswelt, nicht nur für die Welt-Enzyklopädie Wikipedia).

NACHHALTIGE EMPIRISCHE THEORIE – Verschiedene Formate: Theorie – Spiel – Theaterstück

(Letzte Änderung: 14.Dezember 2022 – 9.Januar 2023)

Autor; Gerd Doeben-Henisch (gerd@oksimo.org)

KONTEXT

Dieser Text ist Teil des Themas ANWENDUNGEN.

INHALT

In diesem Text werden drei Formate vorgestellt, wie man den Inhalt einer nachhaltigen empirischen Theorie (NET) mit anderen Menschen kommunikativ teilen kann.

Nachhaltige empirische Theorie – Spiel – Theaterstück

Wie schon in dem Text über die Umsetzung einer nachhaltigen Theorie im Rahmen einer Lehrveranstaltung deutlich wird, gibt es eine Strukturgleichheit (‚Isomorphie‘) zwischen der Struktur einer nachhaltigen empirischen Theorie und einem Spiel. Hier wird diese Strukturgleichheit nochmals aufgegriffen und durch Einbeziehung des Formats ‚Theaterstück‘ erweitert.

BILD: Hinweis auf die Strukturgleichheit (‚Isomorphie‘) zwischen den Formaten ‚Nachhaltige Empirische Theorie (NET)‘, ‚Spiel‘ und ‚Theaterstück‘.

Nachhaltiges Thema

Das Konzept ‚Thema‘ als ’nachhaltiges Thema‘ wird hier so interpretiert, dass die primären Betroffenen die Mitglieder der ‚Biosphäre‘ sind, die sich auf dem Planet Erde seit 3.5 Milliarden Jahre entfaltet, und dazu viele Dramen durchleben musste. Der Mensch als Lebensform ‚homo sapiens‘ ist ein Teil dieser Biosphäre. Während das ‚Meistern der Umgebung ‚Planet Erde“ in sich schon eine Herausforderung darstellt, hat die Biosphäre durch ihre explosionsartige Zunahme mit immer komplexeren Interaktionen sowohl mit dem Planet Erde wie auch ‚mit sich selbst‘ zu kämpfen. Durch die Verbreitung des ‚homo sapiens‘ über den gesamten Planeten und seiner besonderen ‚kollektiven Intelligenz‘ kommt der menschlichen Population eine besondere Verantwortung zu. Für die vielfältigen Phänomene der ‚Zerstörung‘ der Biosphäre und der ‚Ausnutzung‘ spezieller endlicher Ressourcen zeichnet speziell der homo sapiens verantwortlich. Die Meinungen verstärken sich, dass der Mensch zu einem Hauptfaktor der Gefährdung des Fortbestands der Biosphäre auf dem Planet Erde geworden ist.

Um hier mehr Klarheit zu gewinnen, wo genau was für den Fortbestand der Biosphäre auf dem Planeten passiert, ist es wichtig, sich gezielt bestimmte Regionen auf dem Planeten heraus zu greifen, sich den bisherigen ‚Verlauf‘ anzuschauen, um daraus Rückschlüsse für vorkommende ‚Veränderungen‘ zu gewinnen, mit Hilfe deren man dann hypothetisch ‚Prognosen‘ für ‚mögliche zukünftige Zustände‘ (= Zukunft, Zukünfte) zu gewinnen. Dabei wird es vermutlich nicht ausreichen, nur einzelne Regionen zu betrachten, sondern viele verschiedene Regionen und mögliche ‚Wechselwirkungen‘ unter diesen. Ferner muss man dem Faktor ‚Zeit‘ eine besondere Beachtung schenken: die Veränderungsprozesse auf dem Planeten und in der Biosphäre laufen auf einer großen Zeitskala ab zwischen Bruchteilen von Sekunden und vielen Millionen Jahren.

Akteure

Bei einem nachhaltigen Thema ist es wichtig, sich Klarheit zu verschaffen, wer genau die möglichen Akteure sind: jene, die in der Gegenwart für eine Gestaltung der Zukunft wichtig sind, und jene, die in der Vergangenheit wichtig waren. Die grobe Unterscheidung hier ist:

  1. Der Planet Erde selbst mit seiner Eigendynamik unabhängig von der Biosphäre
  2. Die Biosphäre mit ihren vielen Millionen verschiedenen ‚Lebensspezialisten‘. Der Homo sapiens ist ein Teil davon.

Kommunikationsform ‚(Nachhaltige) Empirische Theorie ((N)ET)‘

Wie im Text über die Anwendungsform ’nachhaltige Lehre‘ schon beschrieben wurde, ist das Format ‚empirische Theorie (ET)‘ eine Erkenntnisform, die der homo sapiens in seiner bisher ungefähr 300.000 Jahre dauernden Existenz auf dem Planeten Erde erst ‚kürzlich‘ (ca. im 17.Jahrhundert) entdeckt und dann immer weiter entwickelt hat.

BILD 2: Struktur einer ‚empirischen Theorie (ET)‘ und einer ’nachhaltigen empirischen Theorie (NET)‘.

Für eine weitere Erläuterung kann man dort nachlesen. An dieser Stelle soll diese Struktur hier nur nochmals ‚erinnert‘ werden, um die weiteren Gedanken zu den anderen ‚Formaten‘ der Kommunikation eines nachhaltigen Themas vorzubereiten.

Das Konzept ‚Kommunikation‘ ist hier von Bedeutung, da es bei allem, was ein einzelner homo sapiens tut und denkt, bei Vergrößerung der Anzahl der Mitglieder der Population, immer wichtiger wird, dass der einzelne seine Erfahrung, seine Gefühle und sein Denken ‚mit anderen teilen‘ kann, und zwar so, dass dieses ‚Teilen‘ eine Form von ‚Kooperation‘ ermöglicht. Sofern es in diesen Kooperationen um ‚gemeinsames Handeln in der gemeinsamen realen Welt‘ geht, muss dieses ‚Teilen von inneren Zuständen‘ eine ‚Form‘ haben, die eine Bezugnahme auf die ‚gemeinsam geteilte reale Welt‘ erlaubt, die ’nachvollziehbar‘ und ‚überprüfbar‘ ist. Ferner muss sie möglichst gute ‚Voraussagen (= Prognosen)‘ erlauben, damit ein ‚gemeinsames Handeln auf Zukunft hin‘ möglich ist.

In frühen Phasen der menschlichen Kultur war das ‚Erzählen von Geschichten‘ und ’spielerische Einübungen‘ fundamentale Formen des Lernens. Erst sehr spät, eben ab dem 17.Jahrhundert, fand das Konzept einer empirischen Theorie im Laufe der Jahrhunderte mehr Beachtung. Der Vorteil moderner empirischen Theorie ist das Absehen von allen ‚Emotionen‘ und die Fokussierung auf ‚Sachverhalte‘. Beim gemeinsamen ‚Überleben‘ kommt es aber auch auf ‚Emotionen‘ an, die helfen, Ängste zu überwinden, die Begeisterung wecken, um ‚Neues‘ auszuprobieren, usw.

Kommunikationsform ‚Spiel‘

Wie im Text zur ‚Anwendungsform Lehre‘ schon ansatzweise ausgeführt wurde, besteht zwischen einer ’nachhaltigen empirischen Theorie (NET)‘ und dem Format ‚Spiel‘ eine große strukturelle (‚isomorphe‘) Ähnlichkeit. Diese Gedanken sollen hier daher nicht wiederholt werden.

Interessant ist aber der Unterschied zwischen nachhaltiger empirischer Theorie und dem Format Spiel: eine empirische Theorie ist der Idee nach frei von Emotionen; sofern es ‚Wertvorstellungen‘ in einer menschlichen Population gibt, können diese als ‚akzeptierte Ziele‘ eine empirische Theorie in eine nachhaltige empirische Theorie verwandeln, indem das allgemeine Wissen über die Welt und ihre Dynamik dann mit bestimmten Zielvorstellungen verknüpft wird. Diese Zielvorstellungen selbst entspringen keiner empirischen Theorie sondern dem ‚kreativen Geist‘ von Menschen; diese Ziele können falsch sein. Ferner ist es nicht eigentlich Aufgabe einer empirischen Theorie, Emotionen hervor zu rufen.

Für das Zusammenleben von Menschen ist es aber beständig wichtig, auch genügend positive Emotionen zu teilen, um ein ‚Wir-Gefühl‘ zu erzeugen, das zu wichtigen Kooperationen befähigt. Damit diese ‚Emotionen‘ nicht ‚blind‘ sind oder gar zerstörerisch werden, sollte man diese mit jenen Formen von Erfahrung und Wissen verknüpfen, die sich in der bisherigen Geschichte ‚bewährt‘ haben bzw. die gute ‚Prognosen‘ erlauben. Genau diese Kombination aus ‚Emotionen‘ und ‚Wissen‘ kann man im Format Spiel sehr gut vermitteln: im gemeinsamen Spielen kann ‚Wissen um Sachverhalte‘ entstehen und es können im ‚gemeinsamen Tun‘ jene Emotionen zu Tage treten und durchlebt werden, die für Erfolg — und auch Misserfolg — so wichtig sind.

Das ‚ideale Spiel‘ hat also eine möglichst große Nähe zu ‚erprobtem Wissen‘ (sprich: empirischen Theorien), und erlaubt durch die Form des ‚gemeinsamen Tuns‘ die Erfahrung und das Trainieren jener Emotionen, die für einen gemeinsamen Erfolg grundlegend sind.

Kommunikationsform ‚Theaterstück‘

Ein ‚Theaterstück‘ als Kommunikationsform ist für viel weniger Menschen eine vertraute Form der Kommunikation als z.B. das Spiel.

Ein Theaterstück weist aber auch eine große Strukturähnlichkeit (Isomorphie) mit einer nachhaltigen empirischen Theorie auf (siehe das Schaubild 1).

Das Besondere am Theaterstück im Vergleich zum Spiel liegt — zumindest traditionellerweise — darin, dass ein Spiel durchgehend interaktiv ist, während das Theaterstück nicht-interaktiv einen kompletten Ablauf präsentiert.

Hier liegen starke Parallelen zu einer normalen empirischen Theorie: Der ‚Kern‘ einer empirischen Theorie bestehend aus ‚Anfangszustand, möglichen Veränderungsregeln und Prognosemechanismus, ist als solcher statisch und kaum verständlich. Erst wenn man mit Hilfe des Prognosemechanismus (das logische Folgern) die bekannten Veränderungsregeln auf den Anfangszustand anwendet, und dies immer wieder tut, so dass eine ganze ‚Folge/ Serie‘ von Zuständen entsteht, die zusammen eine ‚Simulation‘ bilden, dann entsteht mit der Simulation eine ‚Geschichte‘, der man ‚zuschaut‘, die man ‚erleben‘ kann. Für die Bürger, die diese ‚Geschichte erleben‘, kann dies unterschiedliche Gefühle auslösen, die dann wieder zu unterschiedlichen Handlungen führen können, z.B. dahin gehend, dass man den ‚Kern der Theorie‘ so ‚abändert‘, dass sich die ‚Geschichte ändert‘.

Im Fall eines Theaterstücks gibt es Autoren, die die ‚Zutaten‘ zum Theaterstück (= den Kern der Theorie) ‚festlegen‘, und dann aus diesen Zutaten einen ‚möglichen Ablauf‘ generieren, das eigentliche ‚Stück‘, das dann von Regisseuren, Schauspielern und vielen anderen Experten so umgesetzt wird, dass der zuschauende Bürger ein ‚maximales Erlebnis‘ bekommt: Erkenntnisse verknüpft mit Emotionen, die im Zuschauer entstehen können.

KOMMENTARE

[1] Aus mathematischer Sicht kann man die Idee von ‚Äquivalenzklassen‘ auf der Basis einer ‚Äquivalenzrelation‘ auch noch auf eine andere Weise analysieren: Wenn man eine ‚Kernstruktur‘ hat — wie z.B. ‚Nachhaltige Empirische Theorie‘ — dann kann man auch untersuchen, was mit dieser Struktur passiert, wenn man sie unterschiedlichen ‚Transformationen‘ unterwirft, z.B. die Transformation einer Theorie in ein ‚Spiel‘ oder in ein ‚Theaterstück‘. Welche Eigenschaften ändern sich dann, welche nicht.

DAS OKSIMO PARADIGMA und ein MINIMAL-MODELL DES PROJEKTMANAGEMENT PARADIGMAS

UNIVERSELLE PROZESSPLANUNG
13.Juli 2021 – 13.Juli 2021
URL: oksimo.org
Email: info@oksimo.org

Autor: Gerd Doeben-Henisch (im Gespräch mit Michael Hefter)

KONTEXT

Dieser Text ist Teil des Themenfeldes Das Oksimo Paradigma und Projektmanagement des oksimo.org Blogs.

PROJEKTMANAGEMENT – ERSTE ANNÄHERUNGEN

Die nachfolgenden Überlegungen bilden einen Reflex auf intensive Gespräche, die der Autor mit Prof. Dr. Michael Hefter von der Frankfurt University of Applied Sciences geführt hat und noch führt. Es geht um den Versuch, den Prozess des Projektmanagements aus dem Blickwinkel des oksimo Paradigmas zu beleuchten. Diese ersten Texte stellen noch keine vollständige Theorie dar sondern bilden unterschiedliche Annäherungen an das Phänomen.

PM Koordinaten

Die folgenden Gedanken entstammen einem Gespräch, das ich am 13.Juli 2021 mit Prof. Hefter online führen konnte. Dies bedeutet jetzt nicht, dass dies genau seine Gedanken sind, aber dennoch hätte ich dies hier nicht so aufschreiben können, wenn wir dieses Gespräch nicht geführt hätten. Sozusagen ein typischer Fall von ‚Co-Creation‘ (oder ‚Emergenz‘).

BILD: Skizze der wichtigsten Koordinaten für Projektmanagement (Inspiriert durch ein Gespräch mit Prof. Dr. Michael Hefter)

Im Projektmanagement [PM] geht es ganz allgemein darum, anhand von Zielsetzungen — die zu finden und zu bestimmen eine wichtige Teilaufgabe ist — Prozesse zu organisieren, die eine definierte Ausgangslage in einen definierten Zielzustand überführen. Diese Überführung muss normalerweise eine ganze Reihe von Randbedingungen berücksichtigen.

Ferner kann man bei allen Projektbeschreibungen normalerweise unterschiedliche Abstraktionsebenen unterscheiden. Eine typische Unterteilung im Firmenumfeld unterscheidet zwischen der Portfolio Planung (die grundlegenden Unternehmensziele), der Programm Planung (erste Konkretisierungsebene) und dann innerhalb eines Programms viele unterschiedliche konkrete Projekte. Diese Dreiteilung ist ein bisschen willkürlich, hat sich in der Praxis aber offenbar bewährt.

Alle an der Planung beteiligten Akteure in den unterschiedlichsten Kontexten können aber nur dann zu einem gemeinsamen und abgestimmten Handeln zusammenfinden, wenn sie in der Lage sind, eine hinreichend gute Kommunikation umzusetzen. Ohne Kommunikation sind die einzelnen Gehirne isoliert und zu keiner koordinierten Aktion fähig (Ein leitender Manager kann zwar so tun ‚als ob‘, aber die Ergebnisse werden in relativ schnell eines anderen belehren).

Das Hauptproblem jeder Kommunikation ist der hybride Charakter der Kommunikation: nach außen werden zwar Ausdruckselemente benutzt, die objektiv wahrnehmbar sind, aber diese Ausdruckselemente können ihren Zweck nur erfüllen, wenn jeder Kommunikationsteilnehmer über eine erworbene Bedeutungsfunktion verfügt, die Ausdruckselemente mit diversen inneren Zuständen korreliert. Dies kann generell nur partiell gelingen, aber selbst da, wo es normalerweise gelingen könnte, ist hohes Engagement erforderlich, um eine hinreichend gute Korrelation zuwege zu bringen. Die permanente Überprüfung der unterstellten Bedeutung ist daher unverzichtbar.

Aus dieser Grundkonstellation kann man einige Postulate ableiten:

  1. Eine Sprache ist besser als viele Sprachen.
  2. Die normale Sprache des Alltags ist der beste Kandidat.
  3. Ein zusammenhängender Text ist besser als viele verteilte Fragmente.
  4. Ausgangspunkt und Ziel muss erkennbar sein.
  5. Ebenso handelnde Akteure und die benötigten Ressourcen.
  6. Es muss klar sein, welche Veränderungen möglich sind (selbst herbei geführt oder extern erzeugt).
  7. Mögliche Nebenwirkungen und Wechselwirkungen innerhalb des Prozesses sollten ersichtlich sein.
  8. Alle wichtigen Akteure müssen den Text verstehen und ihm zustimmen.
  9. Ein Text, der nach (1) – (8) erstanden ist, kann auch als Vertrag zwischen allen Beteiligten aufgefasst werden.

UNIVERSELLE PROZESSE PLANEN – Aus Sicht der Kommunen – Ein minimales Modell

UNIVERSELLE PROZESSPLANUNG
3.Juni 2021 – 4.Juni2021
URL: oksimo.org
Email: info@oksimo.org

Autor: Gerd Doeben-Henisch (gerd@oksimo.org)

Letzte Korrekturen: 4.Juni 2021

KONTEXT

Dieser Text ist Teil des Themenbereichs UNIVERSELLE PROZESSE PLANEN – Aus Sicht der Kommunen im oksimo.org Blog.

Kommunen – Ein minimales Modell (*)

Wenn man das Thema Kommunen eingrenzen und so konkretisieren will, dass man gezielt handeln kann, dann stellt sich die Frage nach einem passenden begrifflichen Rahmen; man kann solch einen begrifflichen Rahmen auch als Strukturmodell sehen oder einfach als ein Modell.

Als überall gegenwärtigen äußeren Rahmen kann man das Konzept einer Gesellschaft voraussetzen, deren Mitglieder — die Bürger — sich mental über ein vielschichtiges Konzept von Kultur definieren. Will man das äußerlich beobachtbare Verhalten der Bürger verstehen, dann muss man diese handlungswirksame mentale Struktur verstehen, die sich in kontinuierlicher Wechselwirkung mit der jeweiligen Umgebung befinden.

Will man genauer, konkreter verstehen, was es heißt, als Bürger (als kultureller Akteur) in einer Gesellschaft, im engeren Bereich einer Kommune zu handeln, dann kann man die elaborierten Konzepte des Projektmanagements — oder noch allgemeiner eines systemtheoretischen Prozessmanagements — quasi als Referenzpunkt wählen, um abzuschätzen, was notwendig ist, um erfolgreiche Prozesse zu ermöglichen oder — im negativen Fall — genau dies zu erschweren bzw. sogar zu verhindern.

Zwischen diesen beiden Polen — einem komplexen dynamischen Kulturbegriff und Gesellschaftsbegriff einerseits und einem konkreten Handlungsbezogenen und Entscheidungsbezogenen Projektmanagement andererseits — öffnet sich der Raum kommunaler Politik, in dem in einer räumlich und juristisch definierten Kommune gewählte Vertreter von Bürgern versuchen, den Lebensraum der Bürger mit Blick auf eine nachhaltige Zukunft zu gestalten. Neben den juristisch vorgegebenen Strukturen und Abläufen gibt es ein offenes Feld möglicher Aktivitäten von den Bürgern, die direkt oder indirekt das explizit politische Verhalten der gewählten Vertreter*innen und der nachgeordneten Institutionen beeinflussen können.

Man muss sich dabei vergegenwärtigen, dass auf dem Boden der aktuell gültigen demokratischen Verfassung die Hoheit des politischen Handelns strikt bei den gewählten Vertretern einer Kommune — entsprechend auch im Landkreis, im Regierungsbezirk, im Land und dann im Bund — liegt. Dies bedeutet, tatsächlich politisch direkt können die Bürger nur im Turnus der offiziellen Wahlen Einfluss nehmen. Es wird dabei davon ausgegangen, dass die gewählten Vertreter den Willen ihrer Wähler angemessen umsetzen. Ob dies tatsächlich der Fall ist, das können politisch verbindlich immer nur die Wahlen zeigen: Wiederwahl oder Abwahl.

Bei näherer Betrachtung der vielfältigen komplexen Themen, die wöchentlich, ja nahezu täglich, in einer Kommune anfallen, die zu ihrer angemessenen Behandlung eigentlich viel Erfahrung und Wissen benötigen, die durch ihre zeitliche lang gestreckten Wirkungen (und Wechselwirkungen) eine sehr aufwendige Analyse und Nachprüfung nach vielen Seiten erfordern, kann man in Frage stellen, ob die kleine Schar der gewählten Vertretern diese Aufgaben alleine überhaupt angemessen leisten können. Beliebig viele konkrete Beispiele aus realen Kommunen können zeigen, dass dem tatsächlich so ist: die aktuell installierten Mechanismen kommunaler Politik erweisen sich als unzulänglich, umso mehr, als die Welt in ihrem Gesamtprozess komplexer und dynamischer wird. [1] Die sich verstärkenden Phänomene von Demokratieverdrossenheit und Radikalisierungen sind kein Zufall, und man kann sie nicht dadurch ‚heilen‘, dass man sie immer wieder nur durch ‚Worte‘ zu beschwören versucht. Wenn kommunale Politik es nicht schaffen wird, sich konkret und qualitativ anfassbarer, partizipativer zu machen, dann wird sie sich selbst abschaffen. Sie braucht keine expliziten Feinde; sie selbst ist ihr eigener Feind.

EINSTIEG: WIE?

BILD: Extrem vereinfachtes Bild der politischen Struktur in einer nicht zu großen Kommune. Es reicht aber für einen Start.

Schon eine Kommune mit ca. 10.000 – 15.000 Einwohner hat eine Komplexität, die kaum noch angemessen in einem einzigen Bild zu beschreiben ist. An dieser Stelle soll auch keine erschöpfende (statische) Beschreibung bereit gestellt werden. Es geh vielmehr um die praktische Frage, ob es im Bereich Kommune konkrete Prozesse gibt, die man mit dem oksimo Paradigma gewinnbringend beschreiben könnte.

Als leitende Perspektive bei der Suche nach einer Antwort soll dabei die Perspektive von Bürgern angenommen werden, die sich dem Phänomen ihrer Kommune, der darin ablaufenden Prozesse, verstehend nähern wollen, und dies nicht alleine, sondern zusammen mit anderen.

Eine Beschreibung innerhalb des oksimo Paradigmas stellt letztlich die Erarbeitung einer Minitheorie von jenem Prozess dar, innerhalb dessen Gemeinde stattfindet: (i) zu einem bestimmten Zeitpunkt gibt es einen bestimmten objektiv beschreibbaren Zustand der Gemeinde (Bürger, Objekte, Konstellationen der Objekte und Bürger, …), (ii) Es gibt möglicherweise eine Vielzahl von Zielen, die die Bürger in ihrem Kopf haben, und schließlich (iii) eine Vielzahl von Veränderungen, die beständig stattfinden, ab und zu, zufällig oder regelmäßig, mit klar erkennbaren Ursachen oder eher unbekannt, usw.

Versucht man den Prozess, innerhalb dessen Gemeinde stattfindet, von seiner erwartbaren, gewünschten oder schwer bestimmbaren Zukunft her zu verstehen, und dies im Lichte von verfügbaren Bewertungen, dann kann dies Anhaltspunkte dafür liefern, welche Momente am Prozess man sich mal näher anschauen sollte, um klar unerwünschte Zukunftsszenarien zu vermeiden.

Ein solches von möglichen gewünschten und unerwünschten Zukunftsvorstellungen her motivierte Erarbeiten einer Prozessbeschreibung hätte den Vorteil einer gewissen Fokussierung, und man müsste die kaum überschaubare Komplexität einer Gegenwart erst nach und nach, und zwar nur nach Bedarf, analysieren.

Ob man der Nachfrage zum Bau eines neuen Rechenzentrums in der Kommune nachgeben sollte, oder der Erschließung eines neuen Baugebiets ohne spezielle Auflagen, oder ob die vorhandene Verkehrsinfrastruktur ausreicht, oder ob die Trinkwasserversorgung … oder … oder … Ob man solche — meist komplexen und finanziell aufwendigen — Fragestellungen angehen soll, und, falls ja, wie, das hängt letztlich von der Verfügbarkeit einer transparenten und evaluierten Zukunftsplanung ab. Wenn die Zukunftsplanung vage, unklar ist, dann ist es eigentlich egal, was man tut. Die Wirkung eines überdimensionierten Rechenzentrums in einer kleinen Gemeinde ist so lange egal, so lange keine bekannten und als nachhaltig eingestuften Ziele bekannt sind und eine klare Ursachenkette von einem Ereignis oder einer Maßnahme aufzeigbar ist.

Ausgehend von diesen Überlegungen sollen schrittweise Fallbeispiele von solchen Prozessbeschreibungen mit klar definierten Zielen und Bewertungen exemplarisch erarbeitet werden.

ANMERKUNGEN

[*] Viele entscheidende Impulse für die hier ausgeführten Gedanken verdanke ich dem viel zu früh verstorbenen Manfred Faßler (+ 17.4.2021), mit dem ich jahrelang die Gelegenheit hatte, in vielen, meist vielstündigen Diskussionen, diese Themen zu erörtern.

[1] Hier spielt natürlich auch die Verfasstheit und die personelle Ausstattung der jeweiligen Verwaltungen eine nicht unerhebliche Rolle. Im Jahr 2021 herrscht der Eindruck vor, dass die aktuellen Verwaltungen bundesweit den Anforderungen hinterher hinklen. Die interessanten Fragen sind: (1) Warum ist das so? (2) Was könnte/ müsste man tun, um dies zu verbessern?

UNIVERSELLE PROZESSE PLANEN – Konkret, Abstrakt, Alltagstheorie

UNIVERSELLE PROZESSPLANUNG
15.Mai 2021-15.Mai 2021
URL: oksimo.org
Email: info@oksimo.org

Autor: Gerd Doeben-Henisch, gerd@oksimo.org

KONTEXT

Dieser Text ist Teil des Themas strukturelle Eigenschaften der oksimo Sprache in der Sektion UNIVERSELLE PROZESSE PLANEN – Wie geht das? im oksimo.org Blog.

UNIVERSELLE PROZESSE PLANEN – Abstrakt und Konkret

Oksimo benutzt primär die normale Sprache (Alltagssprache), um beliebige Prozesse zu beschreiben. Die normale Sprache ist die Basis für alle anderen, spezielleren Sprachen, z.B. auch für Fachsprachen, auch für formale Sprachen wie z.B. formale Logik. Während formale Logiksprachen sich vom Ansatz her von jeglicher Form von Bedeutung, von körper-basierter Welterfahrung abgekoppelt haben, sind normale Sprachen als Teil der Gehirnfunktionen grundsätzlich mit vielen Bereichen der körper-basierter Welterfahrung verbindbar.

Eine Kerneigenschaft der Verbindung zu körper-basierter Welterfahrung besteht darin, dass das Gehirn die Konkretheit der Signale aus der Umgebung des Gehirns durch seine Eigenprozesse grundsätzlich verallgemeinert, indem aus den vielen konkreten Signalen abstrakte Strukturen extrahiert werden, Muster, Pattern, Cluster, Kategorien, Stereotype, Prototypen, die den Ausgangspunkt für Alltagssprache bilden. Dies drückt sich z.B. darin aus, dass wir über konkrete Gegenstände unseres Alltags immer nur mit Hilfe solcher Kategorien reden können wie ‚Tasse‘, ‚Tisch‘, ‚Stuhl‘, ‚Blume‘ usw. „Kannst Du mir bitte die Butter reichen„. „Ich sitze gerne auf dem Stuhl„. Mit ‚Butter‘ können viele hundert verschiedene konkrete Dinge gemeint sein, mit ‚Stuhl‘ ebenso; Etwas ‚reichen‘ kann hunderte verschiedene Ausprägungen umfassen, ebenso ’sitzen‘, usw.

An der Wurzel der Sprache gibt es also schon mindestens zwei Ebenen von Wirklichkeit: die konkreten Eigenschaften der Dinge der realen Welt um unseren Körper herum einschließlich Teile unseres eigenen Körpers (und jene konkrete Körperzustände, die dem Gehirn auf vielfältige Weise übermittelt werden), und dann jene abstrakten Muster, die das Gehirn aus der ungeheuren Vielfalt der konkreten Signale auf automatische — für unser Bewusstsein direkt nicht zugängliche (un-bewusste) — Weise herausgerechnet werden und als solche im sogenannten Gedächtnis auf spezielle Weise (‚Erinnern‘, ‚inspiriert‘, ‚deutend‘, ..) zugänglich sind.

Da wir die ursprüngliche Konkretheit der erfahrbaren Wirklichkeit immer nur umschreibend beschreiben können, funktionieren jene Ausdrücke der Sprache, die sich auf diese primär erfahrbare Wirklichkeit beziehen, als beschreibende Ausdrücke, als primäre Sprache über konkret Objekte, obgleich schon diese Sprache nur abstrakte Elemente enthält. Mit Blick auf diese primäre Bedeutungsfunktion der Alltagssprache könnte man die Menge solcher Ausdrücke als Objektsprache bezeichnen. Ihre Grenzen sind — wie fast alle Bestimmungen zur Alltagssprache — fließend (‚fuzzy‘).

Wie jeder anhand seiner eigenen Alltagssprache leicht überprüfen kann, gibt es Ausdrücke der Alltagssprache, die sich nicht primär auf solche Objekte der Erfahrungswelt beziehen, sondern auf andere Ausdrücke: „Diesen Ausdruck… von Dir verstehe ich nicht“, „Dieser Satz ist viel zu lang“, „Das WortHindernis‚ in deiner Bemerkung verstehe ich nicht“, usw. Ausdrücke einer Sprache, die sich explizit auf Eigenschaften von anderen Ausdrücken beziehen, nennt man im Allgemeinen Meta-Ausdrücke oder — bezieht man sich auf alle solche meta-sprachlichen Ausdrücke — als Meta-Sprache. Unsere Alltagssprache verfügt über diese besondere Fähigkeit, nicht nur Ausdrücke zur Beschreibung von primären Objekten zu benutzen, sondern auch, um sich auf andere Ausdrücke beziehen zu können.

Solche formalen meta-sprachlichen Bezugnahmen sind aber nur eine Form von innersprachlichen Bezugnahmen, durch die sich Sprachebenen definieren lassen. Es gibt auch inhaltliche Bezugnahmen über die intendierten Bedeutungen: „Oh, da liegt ein Maikäfer auf seinem Rücken und strampelt“. „Der Maikäfer ist irgendwie ein fliegendes Insekt„. „Insekten können große Schäden anrichten„. „Es gibt aber auch Insekten, die wichtige lebenserhaltende Funktionen ausüben“. Das konkret beobachtbare Objekt ‚Maikäfer‘ wird als Beispiel einer größeren Klasse von Objekten genannt fliegende Insekten angesehen. Letztere sind aber auch nur eine Teilmenge der Insekten. Insekten können Schäden verursachen, andere habe auch eine lebenserhaltende Funktion. usw. Die grundlegende Abstraktionsfähigkeit findet sich also nicht nur im Übergang von der Wahrnehmung der konkreten Signale zu abstrakten Strukturen, sondern auch von gegebenen Bedeutungsstrukturen (‚Maikäfer‘) zu einer anderen Bedeutungsstruktur (‚fliegendes Insekt‘), durch die diese anderen Bedeutungsstrukturen auf einem höheren Abstraktionsniveau repräsentiert werden.

Es gibt also nicht nur formale Metaebenen, sondern auch inhaltliche Bedeutungshierarchien. Aufgrund dieser beiden Fähigkeiten ist unsere Alltagssprache ungeheuer mächtig: sie ist sowohl ihre eigene Meta-Sprache wie auch ihre eigene Bedeutungs-Hierarchie! Wie können diese beiden fundamentalen Eigenschaften der Alltagssprache in oksimo genutzt werden?

ERWEITERUNG EINES BEISPIELS

Betrachten wir ein Beispiel, um die Dimension ‚Konkret‘ und ‚Abstrakt‘ zu illustrieren. Zugleich wird hier eine zusätzliche Perspektive sichtbar: die Dimension von Alltagstheorien!

BILD: Verwendung von abstrakten und konkreten Ausdrücken; zugleich ein einfaches Beispiel von einer Alltagstheorie, die zum Einsatz kommt.

KONKRET, ABSTRAKT, ALLTAGSTHEORIE

In diesem Beispiel ist der Hauptakteur ein ‚Gerd‘ der ‚hungrig‘ ist, und der deswegen zum ‚Griechen um die Ecke‘ geht, dort etwas isst, und dadurch nicht mehr hungrig ist.

Konkret

Diese Beschreibung ist fokussiert auf beobachtbare Situationen die so sind, dass die Teilnehmer an dieser Situation entscheiden können, ob die Aussagen in dieser Situation zutreffen (’sie sind wahr‘) oder nicht (’sie sind nicht wahr‘). Insofern kann man sagen, dass es sich hier um eine Sprache über primäre Objekte handelt, um eine Beobachtungssprache.

Abstrakt

Man kann innerhalb der Alltagssprache jede primäre Beobachtungssprache aber leicht durch abstraktere Beschreibungsebenen ergänzen. Aufgrund des allgemeinen Weltwissens, über das jeder Akteur — wenngleich individuell unterschiedlich — verfügt, gibt es in der Regel zu jeder primären Objektkategorie viele zusätzliche Abstraktionen, von denen man Gebrauch machen kann. So weiß jeder, dass konkrete Akteure wie der ‚Gerd‘ zur allgemeinen Kategorie Mensch gezählt werden. Die Kategorie Mensch hat heutzutage viele Milliarden Mitglieder (‚Instanzen‘, ‚Elemente‘, …). Zu jeder abstrakten Kategorie gibt es meistens auch abstrakte Eigenschaften (statische wie dynamische). So gilt als gesetzt, dass Menschen — aufgrund ihres Energieverbrauchs — innerhalb gewisser Zeitintervalle hungrig werden.

Instanzen Erben

Wenn man also von einem Objekt, einem Akteur, sagt, er sei ein Mensch (= eine Instanz der Klasse Mensch), dann wird normalerweise angenommen, dass sich die abstrakten Eigenschaften der Klasse auch auf alle ihre Instanzen (Mitglieder,…) übertragen. Wenn also alle Menschen nach einer gewissen Zeit hungrig werden, dann kann man daraus folgern, dass ein Exemplar der Klasse Mensch wie der Akteur ‚Gerd‘ auch diese Eigenschaft hat, nach einer gewissen Zeit hungrig zu werden.

Erfahrungswissen speichern

Abstrakte Eigenschaften (Klassen, Kategorien, …) können also dazu genutzt werden, um Erfahrungswissen über viele konkrete Objekte zu speichern, die sich bzgl. einiger Kriterien hinreichend ähnlich sind).

An diesem Punkt enthüllt die Alltagssprache neben ihrer Fähigkeit des Abstrahieren Könnens von Einzelaspekten zu abstrakten Objekten die zusätzliche Fähigkeit, zu gebildeten abstrakten Objekten eine Vielzahl von abstrakten (statische wie dynamische) Eigenschaften anzusammeln, die dann für die Orientierung im Alltag genutzt werden können.

Man kann diese Listen von Eigenschaften verstehen als eine Sammlung von Hypothesen über die Dinge der Alltags-Welt. Diese Hypothesen können jederzeit im Alltag überprüft werden. Sobald man z.B. auf einen Akteur treffen würde, der wie ein Menschen daherkommt, dann würde man annehmen, dass er irgendwann hungrig werden wird. Würde dies nicht geschehen, dann würde man Zweifel bekommen, ob dieser Akteur wirklich ein Mensch ist. Man könnte zwar grundsätzlich nicht ausschließen, dass die Hypothese vielleicht nicht ganz allgemein gilt, weil es vielleicht doch — irgendwie — Menschen gibt, die nicht hungrig werden, aber dies erscheint zunächst höchst unwahrscheinlich und würde sicher genauere Überprüfungen verlangen.

Alltagstheorie

Diese Struktur von allgemeinen abstrakten Objekten verknüpft mit Hypothesen über mögliche Wirkungen und einer Interpretationsfunktion von abstrakten Objekten zu konkreten Instanzen bildet den Kern des modernen empirischen Theoriebegriffs.[1] Es kann schon ein wenig verwundern, warum es so lange gedauert hat — viele tausende von Jahren –, bis diese Struktur bewusst wahrgenommen und genutzt wurde (obgleich Aristoteles einige Ansätze in diese Richtung hatte). Noch mehr kann aber verwundern, dass die moderne Wissenschaftsphilosophie sich ohne größere Bedenken auf den Pfad der rein formalen Beschreibungsmittel begeben hat, die ganz bewusst jeglichen Bezug zur Alltagssprache und dem Alltagswissen abgebrochen hat. Für begrenzte Zwecke ist die formale Logik ein ideales Werkzeug. Für alle Bereiche des Weltwissens und der Alltagserfahrung ist sie weitgehend unbrauchbar. Die modernen Computer als ‚denkerische Abfallprodukte‘ der formalen Logik erben diese Einseitigkeit vollständig. Ihr grundsätzliche Unfähigkeit, Alltagswissen benutzerfreundlich zu erarbeiten macht sich u.a. in der großen Limitiertheit der heutigen sogenannten ‚Künstlichen Intelligenz‘ sichtbar. Das menschliche Gehirn selbst, das letztlich auch nur eine binäre Maschine ist, ist im Vergleich zu einem binären Computer aber grundsätzlich anders organisiert. Sogenannte ‚Künstliche Neuronale Netze‘ sind bislang nur eine stark vereinfachende Karrikatur des Originals genannt ‚Gehirn‘.

KOMMENTARE

[1] Im Abschnitt PHILOSOPHY OF SCIENCE des assoziierten uffmm.org Blogs ist die Frage, ob oksimo selbst eine Theorie sein könnte, am Beispiel des Theoriekonzepts von Popper diskutiert worden. Es gab dann die grundsätzliche Einschätzung, dass man mit der oksimo Sprache grundsätzlich Theorien — auch empirische — umsetzen könne, aber es war dort noch nicht so ganz klar, wie es genau gehen könne. Im obigen Beispiel wird der Ansatzpunkt nun sehr konkret. Es wird weiterer Beispiele bedürfen, um dies noch genauer zu verstehen.

UNIVERSELLE PROZESSE PLANEN – Aus Sicht des des einzelnen

UNIVERSELLE PROZESSPLANUNG
12.Mai 2021 – 7.Juni 2021
URL: oksimo.org
Email: info@oksimo.org

KONTEXT

Dieser Text ist Teil des oksimo.org Blogs. Die folgenden Beiträge behandeln in losere Folge allgemeine Aspekte des Themas UNIVERSELLE PROZESSE PLANEN – Aus Sicht des einzelnen.

IDEE

Worüber wir immer auch reden wollen oder reden, die Quellen jeder Rede sind die einzelnen Menschen, die sich zu Wort melden (oder auch, ganz oft, nicht, aus unterschiedlichen Gründen). Je nach Lebensweg, Begabung, Interessen, sozialen Einbettungen und vielem mehr unterscheiden sich die einzelnen Menschen grundsätzlich voneinander. Um zusammen mit anderen leben zu können — in Beziehungen, in der Wohnung, in der Arbeit, in der Schule … — braucht es allerdings ein Minimum an Gemeinsamkeiten. Welche sind dies? Wie kann ich als einzelner ‚mit anderen‘? Was ist eigentlich ‚das Ganze‘ von dem ich ein ‚Teil‘ bin? Gibt es das Ganze ‚wirklich‘ oder ist es nur meine eigene ‚Fantasie‘, die sich da aus vielen Fragmenten etwas ‚zusammen reimt‘, was ich selbst zwar so toll und ‚wahr‘ finde, was es aber so gar nicht gibt? In diesem Themenfeld soll der Frage nachgegangen werden, ob und wie das oksimo Paradigma bei dieser Fragestellung einen konstruktiven Beitrag leisten kann.

LISTE DER BEITRÄGE

UNIVERSELLE PROZESSE PLANEN – Startkonfiguration

UNIVERSELLE PROZESSPLANUNG
25.April-29.Mai 2021
URL: oksimo.org
Email: info@oksimo.org

Autor: Gerd Doeben-Henisch, gerd@oksimo.org

KONTEXT

Dieser Text ist Teil des Themas UNIVERSELLE PROZESSE PLANEN – Wie geht das? im oksimo.org Blog.

UNIVERSELLE PROZESSE PLANEN – Startkonfiguration

VIDEO: Dies ist ein neueres Video, das aus der Anwendersicht einen Überblick über das Arbeiten mit oksimo gibt. Der unten stehende Text mit dem Bild schildert das oksimo Paradigma aus einer mehr theoretischen Perspektive. Achtung: beim Abspielen des Videos bitte auf die Option ‚Bild-im-Bild‘ achten. Damit können Sie das Video vergrößert anschauen.

Die Grundidee, wie man in eine universelle Prozessplanung einsteigen kann, findet sich in dem nachfolgenden Schaubild.

Bild: Übersicht zum Prozess einer Prozessplanung durch eine Gruppe von Experten, die normale Sprache benutzen und ausgehend von einer gegebenen Situation S in Gedanken eine mögliche Situation SV konzipieren, die als eine erstrebenswerte Zielsituation dienen soll. Um die noch nicht-reale Situation V verwirklichen zu können, müssen die Experten eine Reihe von Ereignissen bzw. Handlungen, Maßnahmen ersinnen und real umsetzen. Solche Maßnahmen kann man generell im Format einer Veränderungsregel X formulieren. Das Herstellen einer Nachfolgesituation S‘ aus einer gegebenen Situation S kann man auch als (logisches) Ableiten verstehen. Mehrfach angewendet im Format einer Simulation können dadurch Folgen von abgeleiteten Situationen entstehen, deren jeweils letztes Element SN mit der angestrebten Zielsituation SV verglichen werden kann. Die Übereinstimmung kann zwischen 0 und 100% liegen.

DIE EXPERTENGRUPPE

Die Idee der universellen Prozessplanung geht davon aus, dass es eine Gruppe von Menschen gibt, die zusammen ein Stück Zukunft planen möchten. Grundsätzlich gilt jedes Mitglied der Gruppe als ein Experte.

MENSCHLICHER EXPERTE

Von jedem menschlichen Experten wird hier als Arbeitshypothese angenommen, dass er über folgende ‚Grundeigenschaften verfügt [1]:

  1. Es gibt ein Gehirn als zentrales Organ der Informationsverarbeitung und der Handlungsermöglichung.
  2. Das Gehirn ermöglicht Entscheidungen zwischen Alternativen
  3. Im Gehirn kann sich Wissen über die Welt aufbauen eng verknüpft mit einer Sprachfähigkeit, so dass Teile dieses Wissens symbolisch repräsentiert werden können.
  4. Im Gehirn gibt es eine Vielzahl von Bedürfnissen, Emotionen und Stimmungen, die mit allen anderen Teilen wechselwirken können; sie können sich u.a. auf den Entscheidungsprozess auswirken.
  5. Im Gehirn können sich auch Präferenzen (Werte) ausbilden, die dazu führen, dass im Entscheidungsfall eine bestimmte Option einer anderen vorgezogen wird.

KOMMUNIKATION UNTER MENSCHEN (EXPERTEN)

Wenn die Gehirne verschiedener Experten ihr Wissen miteinander austauschen und ihr Handeln koordinieren wollen, dann müssen diese Gehirne eine symbolisch vermittelte Kommunikation untereinander realisieren.

minimale Komponenten für eine Planung

Als minimale Elemente einer Planung werden die folgenden Elemente angenommen:

Aktuelle Situation S

Die Experten können einen Text S erstellen, indem sie eine gemeinsam geteilte Situation SEMP beschreiben. Der Text heißt dann einfach aktuelle Situationsbeschreibung S und hat aufgrund des den Experten innewohnenden Sprachverständnisses einen kognitiven Bezug zu der als real (empirisch) angenommenen Situation SEMP . Anders formuliert: die Experten verfügen über die Fähigkeit mittels ihrer Sprachfähigkeit ein kognitiv gegebenes Bild SCOG einer empirischen Situation SEMP in einen Text S abzubilden EXP: SEMP x SCOG —> S, der von allen Beteiligten als zutreffen entschieden werden kann: EXP: SEMP x SCOG x S —> [0,1].

Zukünftige Situation V

Die Experten können auch einen Text V erstellen, in dem eine mögliche Situation SV (eine Vision) beschrieben wird. Mögliche Situation sind gedankliche (kognitive) Konstrukte in den Gehirnen, die in Sprache abgebildet werden. Ob es jemals eine reale Situation SEMP geben wird, deren Beschreibung S mit der Beschreibung SV einer gedachten möglichen Situation übereinstimmt, ist letztlich erst dann entscheidbar, wenn eine solche passende empirische Situation tatsächlich eingetreten ist. Dennoch kann eine Vision V dazu benutzt werden, um eine gegebene Situation S, die in irgendeinem Sinne als unzulänglich aufgefasst wird, in eine bestimmte Richtung hin zu verändern. Tatsache ist, dass wir Menschen ohne eine Vision nicht in der Lage sind, irgendetwas gezielt planen zu können.[2a,b],[6]

Veränderungsregeln X

Wird die Vision einer zukünftigen Situation V als erklärtes Handlungsziel SV benutzt, dann müssen die beteiligten Experten einen Weg finden, wie man von der aktuellen Situation S zur gewünschten Situation SV kommen kann. Dies gelingt nur dadurch, dass man die gegebene aktuelle Situation S so weitgehend abändert, dass die Situation S hinreichend weit mit der gewünschten Situation SV übereinstimmt.

Veränderungen können zustand kommen, weil es Gesetzmäßigkeiten in der erfahrbaren Welt gibt, die von sich aus zu Veränderungen führen [3], oder weil Menschen gezielt Veränderungen herbei führen.[4]

Veränderungen, die von einer gegebenen Situation S zu einer durch Veränderung entstandenen Nachfolgesituation S‘ führen, kann man generell im Format einer Veränderungsregel X formulieren:

  1. Gegeben ist eine aktuelle Situation S
  2. Wenn C Eigenschaften beschreibt, die in der Situation S vorkommen,
  3. Dann soll mit der Wahrscheinlichkeit p folgendes passieren:
  4. Aus der Situation S sollen bestimmte Eigenschaften Eminus entfernt werden und
  5. In zu der Situation S sollen bestimmte Eigenschaften Eplus hinzugefügt werden.
  6. Zusammengefasst: S‘p = S – Eminus + Eplus oder kürzer: X(S) = S‘
Als Ableitung |–X

Man kann auch den Standpunkt des logischen Folgerns einnehmen. Dann lässt sich die Erzeugung einer Nachfolgesituation S‘ aus einer gegebenen Situation S mit Hilfe einer Veränderungsregel X auch als Ableitung verstehen [5]:

S |–X S‘

Simulation(en) |–Σ,X

Ableitungen mit Veränderungsregeln führen generell zu einer neuen Nachfolgesituation S‘. Wenn diese schon die erwünschte Zielsituation SV ist, kann der Prozess beendet werden. Falls nicht, liegt es nahe, die Ableitung zu wiederholen. Es kann also eine n-malig Iteration stattfinden, bis die angezielte Situation SV zu 100% erreicht wird oder wenigstens bis zu einem Wert 100%-θ, wobei θ einen vereinbarten Schwellwert darstellt. Ableitungen mit n-fachen Iterationen werden hier als Simulationen bezeichnet, geschrieben:

S |–Σ,X S‘

Evaluation

Möchte man den Verlauf oder das Ergebnis eines Veränderungsprozesses irgendwie bewerten/ evaluieren, dann gibt es im Rahmen des vorliegenden Paradigmas die Möglichkeit, die angezielte Vision als Bewertungsmaßstab zu benutzen. Dies bedeutet, dass die Experten, alles, was ihnen für die Zukunft wichtig ist, in ihre Vision hineinschreiben müssen: Wenn es, wie im Beispiel ‚Gerd ist hungrig‚ nur darum geht, den Hunger zu stillen, dann reicht es, als Vision zu schreiben, dass gelten soll ‚Gerd ist nicht hungrig.‘ Wenn man mehr will, dann müsste man Sätze hineinschreiben wie z.B. ‚Gerd isst nur vegetarisch‘, ‚Das Essen darf nicht mehr als 15€ kosten‘, usw.

Diese Evaluation findet automatisch bei jedem Simulationszyklus statt. Die Evaluation hat die Struktur:

MATCH: SN x SV—> [0,1]

KOMMENTARE und QUELLEN

(Letzte Änderung: 1.Mai 2021)

[1] Zum Thema Menschenbild gibt es tausende von Artikeln und Büchern. Von einem irgendwie einheitlichen Bild kann keine Rede sein. Will man in einer solchen Situation nicht hilflos hin und her pendeln zwischen reiner ‚Kontextfreiheit‘ und ‚Zitatenbergen‘ bleibt nur, jene Annahmen als Arbeitshypothesen kenntlich zu machen, deren man sich bedient, so dass jeder, der meint, es besser zu wissen, sich direkt auf die zu kritisierende Stelle beziehen kann um so sein alternatives, ergänzendes Wissen zu thematisieren.

[2a] Im Alltag ist die Rolle von Visionen und von Kreativität oft ambivalent: einerseits kann man immer wieder erleben, dass kreatives Verhalten etwas Schönes hervorbringt, etwas sehr Nützliches, oder — im Fall von Firmen — genau das Produkt/ die Dienstleistung ermöglicht, die dann zum großen Umsatzrenner werden. Zu Beginn kann man aber oft nicht wissen, ob die neue Idee, die Vision genau das ermöglichen wird, was man sich erhofft. Dies impliziert Unsicherheiten und vielfach Ängste. Klar ist nur, dass das biologische Leben auf der Erde ohne eine Kreativität auf voller Breite bis heute nicht überlebt hätte. Die Umstände der Erdentwicklung waren mehrmals geeignet, das Leben auszulöschen.

[2 b] Warum Experten eine bestimmte Vision V formulieren, hängt ganz von ihren inneren Zuständen ab. Sie können für eine bestimmte Vision V sein, ohne dass sie möglicherweise klar formulieren können, warum eigentlich (‚Wir wollen das so‘); oder sie nennen explizite Umstände (‚Die Klimaveränderung erfordert diese Maßnahme‘), oder sie berufen sich auf irgendwelche Konventionen (‚Das tut man hier so‘), usw.

[3] Wenn es regnet bekommen die Pflanzen genug Wasser, um weiter wachsen zu können.

[4] Wenn es trocken ist, dann musst du die Pflanzen wässern.

[5] Hierbei ist zu beachten, dass ‚X‘ auch eine Menge von Veränderungsregeln bezeichnen kann und die Ableitung von S‘ das Ergebnis der Anwendung aller Regeln aus X repräsentiert. Liegt tatsächlich mehr als eine Veränderungsregel vor — also |X| > 1 –, dann wird diese Menge von Regeln per Zufall serialisiert und die Regeln werden nacheinander angewendet, d.h. das Ergebnis der ersten Ableitung wird zum Ausgangspunkt für die nachfolgende Ableitung.

[6] Weitere Fallstudien zeigen, dass der Faktor Vision [V] weit komplexer ist, als ursprünglich gedacht. Dies wird aber nur sichtbar, weil die Anwendung von oksimo auf immer mehr Alltagssituationen die innere Dynamik von Abläufen ganz neu sichtbar macht. So kann und muss man an der Grundsituation des Alltags zwischen jenen Faktoren unterscheiden, die eher unveränderlich sind und jenen, die sich eher ändern. Relativ dazu gibt es Visionen/ Ziele, die zusammenhängend sind (wo also alle Aspekte gleichzeitig auftreten), oder verteilt in der Zeit (jemand hat mehrere Ziele, die er erfüllen möchte, jedes Ziel steht für sich, aber sie alle zusammen bilden einen Zielkomplex, der die Person leitet. Ferner gibt es auch bei den Zielen eher kurzfristige Ziele oder eher längerfristige. Ferner ist zu beachten, dass Ziele während eines Prozesses wechseln können: im Versuch, ein Ziel V zu erreichen mit den Teilzielen V1, …, Vn können sich die Verhältnisse oder die Anschauungen dergestalt ändern, dass man u.U. einige Teilziele ändert zu Vi*. Dies alles führt dazu, dass man davon ausgehen muss, dass Visionen/ Ziele innerhalb eines Prozesses sich ändern können wie der objektive Zustand selbst! Dies bedeutet, dass es auch Veränderungsregeln für Visionen/ Ziele geben müsste! Menschliche Akteure sind selbst-reflexive, lernende Systeme.