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REVIEW KONFERENZ: Partizipation und Nachhaltigkeit in der Digitalität, 7.-8.Dezember 2022 – KONFERENZBEITRÄGE

(Letzte Änderung: 4.Januar 2023)

Redakteur: Gerd Doeben-Henisch (gerd@oksimo.org)

Kontext

Dieser Text ist Teil 2 von Teil 1 des Reviewing zur Konferenz.

INHALT

KONFERENZBEITRÄGE

  • Teil 1: Verwaltungen und die Herausforderung von Bürger:innenbeteiligung für Sozial- und Umweltverträglichkeit. Moderation: Prof‘in Dr. Birgit Blättel-Mink, Goethe-Universität Frankfurt am Main
  • Dr. Michael Zschiesche, Unabhängiges Institut für Umweltfragen (UFU): Digitalisierung in der Öffentlichkeitsbeteiligung – Stand und Perspektiven
  • Überleitender Kommentar
  • Prof. Dr. Frank Brettschneider, Universität Hohenheim Digitalisierung mit Bürger:innenbeteiligung / Bürger:innenbeteiligung mit digitalen Instrumenten
  • Podiumsdiskussion: Prof‘in Dr. Birgit Blättel-Mink, Goethe-Universität Frankfurt am Main, Prof. Dr. Jörn Lamla, Universität Kassel, Prof. Dr. Christian Schrader, Hochschule Fulda
  • Überleitung zu Teil 2
  • Teil 2: Citizen Science, Sustainability and Digitality
    Moderation: Prof. Dr. Matthias Söllner, Universität Kassel
  • Dr. Katrin Vohland, Naturhistorisches Museum Wien
    Citizen Science and Sustainability – Large expectations and Some Challenges
  • Prof. Dr. Yen-Chia Hsu, University of Amsterdam
    Empowering Local Communities Using Artificial Intelligence
  • Podiumsdiskussion: Prof. Dr. Gerd Döben-Henisch, Frankfurt University of Applied Sciences, Franziska Ohde, Goethe-Universität Frankfurt am Main, Prof. Dr. Matthias Söllner, Universität Kassel

(Text: Der folgende Text basiert auf den Präsentationsvorlagen der Beiträge 2-4, den Notizen des Autors, sowie ergänzender Recherche im Diskursraum. Die eigenen Notizen waren ursprünglich nicht für ein Protokoll geplant. Weitere Materialien oder Kommentare von anderen Autoren werden als Ergänzungen im Text eingefügt, sofern welche vorliegen).

Teil 1: Verwaltungen und die Herausforderung von Bürger:innenbeteiligung für Sozial- und Umweltverträglichkeit
Moderation: Prof‘in Dr. Birgit Blättel-Mink, Goethe-Universität Frankfurt am Main
BILD: Grobe Lokalisierung der Beiträger aus der ersten Konferenzhälfte in der Grafik zum Konzept-Raum des Forschungsprojektes bisher.
10:15 Uhr: Dr. Michael Zschiesche, Unabhängiges Institut für Umweltfragen (UFU): Digitalisierung in der Öffentlichkeitsbeteiligung – Stand und Perspektiven

Dr. Michael Zschiesche, Geschäftsführer und Vorstandsvorsitzender des UfU (Unabhängiges Institut für Umweltfragen) [5] , dazu
Fachgebietsleiter des Bereichs Umweltrecht & Partizipation, begann die Vortragsreihe. Seine persönliche Geschichte ist mit der Geschichte des UfU engstens verknüpft. Auf der Webseite des UfU heißt es: „Das UfU e.V. ist die erste Gründung eines unabhängigen Instituts für Umweltwissenschaft in den neuen Bundesländern. Schon im November 1989 wurde es von ostdeutschen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern initiiert. Entscheidender Impuls für diesen Schritt war das Anliegen, bürgernah und zeitkritisch die umweltpolitische Entwicklung in (Ost)Deutschland zu analysieren und zu befördern.“ und es heißt dort weiter „UfU wirkt in der Tradition, die es als Bürgerbewegung in der DDR mit begründet hat. Es stärkt das Engagement der Bürgerinnen und Bürger durch umweltpolitische Aufklärung und Beratung. UfU stößt umweltgerechte Entwicklungen und Prozesse an. Es initiiert und betreut angewandt wissenschaftliche Projekte, Aktionen und Netzwerke, die öffentlich und gesellschaftlich relevant sind, auf Veränderung ökologisch unhaltbarer Zustände drängen und die Beteiligung der Bürger benötigen und fördern. Dabei hilft das UfU, die Kluft zwischen Wissen und Handeln zu verringern, indem es gesellschaftlich notwendige Veränderungen vordenkt. UfU versteht sich als unabhängige Einrichtung mit Anstoß-, Mittler- und Moderationsfunktion. Es führt lokale, regionale, nationale und internationale Projekte durch und beteiligt sich an globalen Netzwerken.“[5]

Dieses programmatische Selbstverständnis des UfU lokalisiert das UfU im Lichte des konzeptuellen Rahmens des NI-IN Projektes ziemlich direkt innerhalb des Bedeutungsraumes des Konzepts „moderierte Form der ‚Partizipation‘ von Bürgern“.

Michael Zschiesche liefert zu Beginn seines Vortrags eine interessante Differenzierung des Partizipationsgedankens: Auf der einen Seite (i) jene bürgerlichen Aktivitäten, die gesetzlich geregelt sind, und bei denen die legalen Entscheider ‚Informationen‘ zur Verfügung stellen und ‚Konsultationen‘ gewähren müsen. Auf der anderen Seite (ii) gibt es jene bürgerlichen Aktivitäten, die nicht gesetzlich geregelt sind, die von den Bürgern direkt ausgehen, und die sich damit ‚von sich aus als Bürger‘ den legalen Entscheidern als Gesprächspartner anbieten.

Michael Zschiese benutze hier das Konzept ‚formell‘ für den Fall (i) und ‚informell‘ für den Fall (ii).

Michael Zschiese beschränkte sich in seinem weiteren Vortrag auf den Fall der ‚formellen‘ Form der Bürger-Partizipation. Die andere Form der ‚informellen‘ Bürger-Partizipation wurde dann im Anschluss von Frank Brettschneider behandelt.

Im historischen Rückblick ist bedeutsam, dass es überhaupt dazu gekommen ist, dass den Bürgern in der Bundesrepublik Deutschland ergänzend zu dem bestehenden legalen demokratischen Regelwerk ein begrenzter Mitwirkungsraum zugestanden wurde. Diese Ergänzung wird markiert durch die sogenannte Aarhus-Konvention. [6]

Auf der Webseite des UfU heißt es dazu: „Die Aarhus-Konvention ist nach der dänischen Stadt Århus benannt, in der das sogenannte „UNECE Übereinkommen über den Zugang zu Informationen, die Öffentlichkeitsbeteiligung an Entscheidungsverfahren und den Zugang zu Gerichten in Umweltangelegenheiten“ verabschiedet wurde. Mit der Aarhus-Konvention werden die Rechte auf Information, Beteiligung und Klagemöglichkeiten als Rechte einer jeden Person zum Schutz der Umwelt auch für zukünftige Generationen erstmals im Völkerrecht verankert. Die Konvention beinhaltet die Etablierung von internationalen Mindeststandards für den Zugang zu Umweltinformationen, für die Öffentlichkeitsbeteiligung und für den Zugang zu Gerichtsverfahren. Mit der Konvention wird zudem erstmals völkervertraglich anerkannt, dass es für den Umwelt- und Naturschutz oft vom Staat unabhängige Gruppen, Initiativen und Organisationen braucht. Die Nichtregierungsorganisationen (NGOs) oder zivilgesellschaftlichen Initiativen treten in Entscheidungs- und Gerichtsverfahren als Stellvertreter für die Umwelt und die Natur auf.“[6]

Dieser Text enthält neben der Hauptbotschaft, dass den Bürgern überhaupt ein Zugang zu Informationen und Gerichten gesetzlich zugestanden wird, zwei Besonderheiten, die sogleich deutliche Begrenzungen markieren: (i) Einzelner Bürger und Verband: Mit einer Präzisierung des Umweltbundesamtes [7] kann zwar der einzelne Bürger sein Recht in Anspruch nehmen, aber nur, sofern er als Individuum betroffen ist. Sind größere Zusammenhänge involviert, die viele Bürger betreffen, dann können nur ‚anerkannte Verbände‘ aktiv werden. (ii) Themenbeschränkung auf Umwelt: Die Erweiterung der Teilhabe (Partizipation) von Bürgern an legalen Entscheidungsprozessen wird thematisch eingeschränkt aufs das Thema ‚Umwelt und Natur‘.

Michael Zschiese referierte dann ausführlich über die weitere Entwicklung dieser anerkannten Formen formeller Bürgerbeteiligungen im Themenfeld Umwelt und Natur. Er verwies dabei auch auf das Web-Portal zu Umweltverträglichkeitsprüfungen (UVP) der deutschen Bundesbehörden.[11] Auf diesem Webportal findet sich die Erläuterung, dass „Umweltverträglichkeitsprüfungen … die Umweltauswirkungen von Vorhaben [ermitteln, beschreiben und bewerten]. Sie dienen einer wirksamen Umweltvorsorge. Die Zulassungsbehörden in Deutschland führen UVPs nach einheitlichen Grundsätzen durch. Insbesondere beteiligen sie die Öffentlichkeit.“[11]

Michael Zschiese berichtet dann von verschiedenen wissenschaftlichen Ansätzen, in denen die öffentlich zugänglichen Daten solcher Umweltprüfungsverfahren hinsichtlich der Effektivität dieser Verfahren ausgewertet werden. Siehe dazu beispielhaft [10]. Ein Aspekt bei allen Verfahren, der zunächst nur die ‚Infrastruktur‘ betrifft, ist die ‚Digitalisierung‘. Ihre Verfügbarkeit oder Nicht-Verfügbarkeit kann aber sowohl Inhalt, Schnelligkeit als auch die Qualität der Verfahren deutlich beeinflussen.

In einer abschließenden Bewertung berichtete Michael Zschiese von seinem persönlichen Eindruck, dass die einschlägigen Behörden — auch auf Bundesebene –, ’sehr langsam, halbherzig‘ agieren. Die Behörden wirken hier ‚zurückhaltend‘. Im Fall der Digitalisierung gibt es bislang auch keinen eigenen Bundesbeauftragten.

Überleitender Kommentar

Dieser Kommentar war nicht Bestandteil der Konferenz sondern wird hier in der Besprechung der Konferenz eingefügt.

Wie Michael Zschiese in seinem Vortrag betonte, hatte er sich auf den Aspekt der formellen Bürgerbeteiligung im Feld Umweltschutz und Natur beschränkt. Als Stärke der aktuellen Situation hatte er herausgearbeitet, dass es überhaupt verbindliche gesetzliche Regelungen gibt, wenngleich beschränkt auf nur einige der Themen — Umweltschutz und Natur — , mit denen eine Gesellschaft konfrontiert ist. Ferner wurde deutlich, dass die geltenden Verfahren die verbindliche Einbeziehung von Bürgern letztlich erst in der Offenlegungsphase eines Projektes vorschreiben, und auch hier nicht ‚jedem Bürger einfach so‘ einen potentiellen Klageanspruch über das individuelle Interesse hinaus einräumen, sondern nur anerkannten Verbänden im Kontext Umweltschutz und Naturschutz, die mit Bürgern kooperieren können, aber nicht müssen.

Wie viele reale Beispiele von Bürgerinitiativen zeigen (ein konkretes, mit Dokumentation, siehe hier [13]), ist der Anteil jener Verfahren, die auf diese Weise versuchen, den Bürger zu umgehen, sehr hoch. Wie der nachfolgenden Vortrag von Frank Brettschneider ausführt, liegt er bei ca. 70% der Verfahren. Dort, wo fachkundige Hilfe Bürgerbegehren bzw. Bürgerinitiativen unterstützt, führt dies oft zu langwierigen Gerichtsprozessen, in denen dann die Kommunen immer häufiger verlieren.

Hier können sich einige Fragen stellen: (i) Warum können Kommunen nicht von Anbeginn den Bürgern einer Gemeinde ein mögliches Projekt vorstellen? (ii) Was würde dann mit den Verfahren passieren? Noch grundsätzlicher kann — und muss? — man die Fragen aufwerfen: (iii) warum schränkt der Gesetzgeber (als Vertreter des primären Souveräns) die Themen einer möglichen Beteiligung von vornherein ein? Zudem, (iv) warum baut der Gesetzgeber eine so hohe Hürde auf, dass nur anerkannte Fachverbände eine rechtlich relevante Klage einreichen können? Warum dürfen Bürger sich je nach lokalem Anlass nicht zu informellen Bürgerbewegungen zusammen schließen und als solche ihre Stimme rechts-relevant erheben?

Hier folgt der Vortrag von Frank Brettschneider, der neben dem allgemeinen Aspekt der Bürgerbeteiligung auch den speziellen Punkt ‚Digitalisierung‘ mit einbezieht.

11:00 Uhr: Prof. Dr. Frank Brettschneider, Universität Hohenheim
Digitalisierung mit Bürger:innenbeteiligung /
Bürger:innenbeteiligung mit digitalen Instrumenten [14]

(Hinweis: der folgende Text kann direkt Bezug nehmen auf die Präsentationsunterlagen von Frank Brettschneider, was jeweils durch einen Hinweis auf die Nummer der Seite angezeigt wird).

In der Terminologie von Michael Zschiese behandelt der Vortrag von Frank Brettschneider den Bereich der ‚informellen Bürgerbeteiligung‘, die vorbereitend, ergänzend und erweiternd zu den formellen Verfahren gesehen werden kann.

Frank Brettschneider lenkt den Blick daher auch auf Aspekte, die innerhalb eines formellen Verfahrens nicht unbedingt eine Rolle spielen müssen, wenngleich sie für die Situation und das Bewusstsein der Bürger von hoher Bedeutung sein können (und eben auch für die empirische Forschung zu Bürgerprozessen).

Eine kleine Sammlung von möglichen Gründen zu Bürgerprotesten gibt einen Hinweis auf die Vielfalt solcher Gründe ( ‚Nimby‘ = Not In My BackYard, Umwelt/Natur, Kosten, unklarer Nutzen, Risiken, Von oben herab, mangelnde Transparenz, … vgl. S.4). Vielfältig sind auch die Themen aus dem Spannungsfeld ‚Digitalisierung‘ (Mangelnde Verfügbarkeit von Breitbandanschlüssen, Ausstattung von Schulen, fehlende digitale Verwaltungsleistungen, Fehlen von kommunalen Strategien, Fehlen von digitalen Services in einer Stadt (‚Smart City‘)… vgl.S.5). Immer mehr öffentliche Agendas unterstreichen einen vielfältigen Handlungsbedarf (z.B. ‚Neue Urbane Agenda‘ der UN 2016 [15], ‚Smart City Agenda‘ des Bundes 2017 [16], ‚Neue Leipzig-Charta‘ 2020 [17]; vgl. S.6).

Dies führt zur Frage, wie denn eine informelle Beteiligung von Bürgern in einem Stadtentwicklungsprozess gestaltet sein könnte, bei dem es um viel mehr als nur Umwelt- und Naturschutz gehen kann und tatsächlich auch geht.

Frank Brettschneider unterscheidet bei einem informellen Bürgerbeteiligungsprozess zwei verschiedene Arten von Projektphasen: (i) Aktivitäten zur ‚Entscheidungsvorbereitung‘ in Form von vielfältigen Beratungen, und (ii) dann die eigentliche ‚Entscheidung‘, die er nicht mehr zur ‚informellen Bürgerbeteiligung‘ zählt sondern zur ‚Direkten Demokratie‘.(Vgl. S.11)

In einer Deutschlandweiten Befragung 2021/2022 wurde herausgefunden, dass „etwa zwei Drittel der Befragten … sich eine Demokratie [wünschen], in der zwar grundsätzlich die gewählten Repräsentant:innen die politischen Entscheidungen treffen, in der sie aber vorher die Bürger:innen anhören und deren Empfehlungen in ihre Überlegungen einbeziehen.“(S.13) Genauer: Bundesebene 58%, Landesebene 65%, Kommunale Ebene 67%. Einen direkt-demokratischen Entscheid befürworteten auf kommunaler Ebene mit jeweils ca. 1/3 der Parteianhänger jener Parteien, deren Einfluss auf Landes- und Bundesebene eher eingeschränkt sind.(vgl. SS.13f)

Als Anforderungen für eine gute dialogische Struktur zeichnen sich folgende Faktoren klar ab (S.15 aus der Präsentation):

  1. Es muss Gestaltungs-Spielräume geben
  2. Frühzeitige Einbeziehung aller Betroffenen
  3. Einbeziehung von unterschiedlichen Interessen und Perspektiven
  4. Aufgeschlossene und wertschätzende Grundhaltung
  5. Professionelle Prozessgestaltung für Fairness und Transparenz;
    sowie klare Rahmenbedingungen
  6. Die Kommunikation muss verständlich sein

Im Rahmen eines so gearteten dialogischen Raumes kommt es dann — nach Erfahrung — darauf an, eine genaue Analyse der beteiligten Auftraggeber (Stakeholder) vorzunehmen (vgl. S.17), ebenso eine genaue Analyse der involvierten Themenfelder (vgl. SS. 18f).

Ferner ergeben sich aus dem Ansatz, einen guten dialogischen Raum zur Verfügung zu stellen, starke Anforderungen an die Bereitstellung geeigneter kommunikativer Instrumente, die heutzutage weitgehend (oder gar ausschließlich) online realisiert werden könnten und sollten.(vgl. SS. 23f)

Als übergreifendes Konzept eines Projekt- und Kommunikationsmanagements, das diesen Anforderungen Rechnung trägt, verweist Frank Brettschneider den Standard VDI 7001 [18], den er in seinen einzelnen Phasen beispielhaft erläutert.

Aus der Zusammenfassung seien hier zwei Punkte nochmals besonders hervorgehoben: (i) Nicht gleich DIE eine fertige Lösung präsentieren,
sondern Lösungsvarianten! (ii) Die Beteiligung verhindert nicht, dass es zu Konflikten kommt. Aber sie erhöht die Chance auf eine tragfähige Lösung. (Vgl. S.27)

11:45 Uhr: Podiumsdiskussion
Prof‘in Dr. Birgit Blättel-Mink, Goethe-Universität Frankfurt am Main
Prof. Dr. Jörn Lamla, Universität Kassel
Prof. Dr. Christian Schrader, Hochschule Fulda: Statement vom 8.Dezember 2022 (Letzte Änderung: 4.Januar 2023)

Überleitung zu Teil 2

Dieser Kommentar war nicht Bestandteil der Konferenz sondern wird hier in der Besprechung der Konferenz eingefügt.

Während im Teil 1 das Thema ‚Partizipation von Bürgern‘ an politischen Entscheidungsprozessen im Zentrum stand, geht es im Teil 2 mehr um die Frage des Verhältnisses zwischen ‚Bürgern und Wissenschaft‘ (vor allem bei Katrin Vohland), und dem Verhältnis zwischen ‚Bürgern in einer Kommune zur Wissenschaft‘ (Hsu). Dies signalisiert einerseits unterschiedliche Akzente sowohl im Thema ‚Bürger und Wissenschaft‘ selbst wie auch im Verhältnis zum Thema ‚Partizipation von Bürgern‘ im Teil 1. Das eher konkrete Beispiel von Yen-Chia Hsu, angereichert mit Elementen des maschinellen Lernens, lässt erahnen, dass mit einer Künstlichen Intelligenz im Format des maschinellen Lernens zusätzliche Herausforderungen auf das Paradigma Bürgerwissenschaft zukommen.

Teil 2: Citizen Science, Sustainability and Digitality
Moderation: Prof. Dr. Matthias Söllner, Universität Kassel
BILD: Grobe Lokalisierung der Beiträge aus der zweiten Konferenzhälfte. Wie die Beiträge beim Lesen deutlich machen, beinhaltet das Thema ‚Citizen Science‘ nicht nur eine Wechselwirkung zwischen den ‚Bürgern‘ und der ‚Wissenschaft‘, sondern auch mit Technologie allgemein, insbesondere aber auch mit ‚digitalen Technologien‘ und hier immer mehr auch mit ‚Künstlicher Intelligenz‘, vorwiegend im Format des ‚Maschinellen Lernens‘.
13:45 Uhr: Dr. Katrin Vohland, Naturhistorisches Museum Wien
Citizen Science and Sustainability – Large expectations and Some Challenges

Katrin Vohland stellte in ihrem Vortrag die Begriffe ‚Bürger‘ (‚citizen‘) und ‚Wissenschaft‘ (’science‘) mit deren Wechselwirkungen ins Zentrum der Betrachtung, ergänzt um den Aspekt der ‚Nachhaltigkeit‘ (’sustainability‘). Im Fall der Wissenschaft ergänzte sie diesen Begriff noch um das Konzept ‚offene Wissenschaft‘ (‚open science‘).

Für das Konzept ‚Nachhaltigkeit‘ verwies sie einerseits auf die 17 Entwicklungsziele (’sustainable development goals (SDGs)‘) der Vereinigten Nation von 2015 [1a,b] und auf eine thematische Kategorisierung des semantischen Raumes von ‚Nachhaltigkeit‘ mit den Bereichen ‚Umwelt‘, ‚Wirtschaft‘, ‚Soziales‘ sowie ‚Kultur‘. Hier fällt der Bereich ‚Kultur‘ sofort auf, da er nicht so oft eigens genannt wird. Sie verweist hier auf eine Arbeit von  Loach und Griffiths von 2017 [19], die den Aspekt der Kultur als für die Nachhaltigkeit bedeutsam qualifizieren. Diese nennen insbesondere die Rolle der Museen, was eine Nähe zum Hintergrund von Katrin Vohland mit dem Naturhistorischen Museum Wien aufblitzen lässt.

Für das Konzept ‚Bürgerwissenschaft‘ (‚citizen science‘) mit den beiden Dimensionen ‚Bürger‘ und ‚Wissenschaft‘ führt Katrin Vohland keine spezielle Kriterien ein, anhand deren man diese Begriffe abstrakt eingrenzen könnte, sondern benutzt eine Reihe von Beispielen (bzw. ‚Beispiel-Typen‘ ) an, die als ‚charakteristisch‘ für diese Begrifflichkeit gelten können.

So spricht Katrin Vohland von ‚epistemischer Teilhabe‘, ‚transformativer Teilhabe‘ im Kontext von Nachhaltigkeit, neben ‚einfachen‘ Engagements auch von ‚komplexen‘ Engagements in Form von ‚Ko-Design‘, sowie von unterschiedlichen ‚Bezeichnungen‘ für Bürger, die sich im Kontext von Wissenschaft engagieren.[22] Eine große Variabilität des Konzepts ‚Bürgerwissenschaft‘ wird sichtbar.

In diesem Zusammenhang thematisiert Katrin Vohland auch das Konzept von ‚Offener Wissenschaft‘.[23] – [28] Damit ist primär der Aspekt der ‚Zugänglichkeit‘ gemeint, der sich sowohl auf die ‚Daten‘ bezieht, mit denen Wissenschaft arbeitet, als auch auf das ‚Wissen‘. Diese Zugänglichkeit bildet die Grundlage für alle wissenschaftlichen Überzeugungen. Daten wie auch Wissen müssen — will man Bürger möglichst weitgehend beteiligen — ‚zugänglich‘ sein für alle. Dazu gibt es mehr und mehr normative Vorgaben seitens der EU [28] und einzelner Länder, insbesondere von Österreich. (siehe [26])

Als Expertin speziell für die Rolle naturkundlicher Museen illustriert Katrin Vohland auch die mögliche Rolle von Museen im Kontext von Bürgerwissenschaft [27] und sie schildert anhand von konkreten bürgerwissenschaftlichen Projekten das allgemeine Prozessschema bei bürgerwissenschaftlichen Projekten [u.a. 30]. Diese Prozesse kreisen um die Perspektiven (i) Identifikation des Problems und Festlegung einer Agenda, (ii) Mobilisierung der notwendigen Ressourcen, und (iii) Ermöglichung einer sozio-technischen Ko-Evolution.(SS.34ff in der Präsentation) Neben zahlreichen positiven Aspekten, die im Kontext bürgerwissenschaftlicher Prozesse sichtbar werden, verweist Katrin Vohland aber auch auf noch vorhandenen Schwachstellen. So führt Sie z.B. an (S.37):

  1. Bürgerwissenschaft (BW) gilt oft nicht als ‚repräsentativ‘; BW besitzt keine politische Legitimation; Nur wenige Beispiele existieren für wirkliches Ko-Design.
  2. Die Datenqualität von BW wird oft angezweifelt; in der normalen Wissenschaft wird BW nicht wirklich anerkannt.
  3. Obwohl also BW die Aufmerksamkeit — und sogar das Wissen — für bestimmte Problemstellungen fördern kann, führt dies nicht notwendigerweise zu einer Änderung von Verhaltensweisen oder entsprechenden Aktionen.


14:30 Uhr: Prof. Dr. Yen-Chia Hsu, University of Amsterdam,
Empowering Local Communities Using Artificial Intelligence

Die ‚Lerngeschichte‘ von Yen-Chia Hsu lässt erkennen, wie er mit einem Studium der Architektur begonnen hat, von dort durch die intensive Computernutzung in der Architektur uzm Thema ‚berührungsintensives (‚tangible‘) interaktives Design‘ gefunden hat, was ihn dann zum Thema ‚Mensch-Maschine Interaktion‘ geführt hat. Von dort war der Weg dann geebnet zu Themen wie ‚Maschinelles Lernen‘, ‚Computer Sehen‘ (‚Computer Vision‘) und der Einsatz dieser Technologien für eine Unterstützung von Kommunen in ihrem Alltag. Daraus leitet Yen-Chia Hsu seine Forschungsformel ab: „Bürgerwissenchaft und Technologie zu benutzen, um lokale Kommunen zu befähigen, umweltbezogene und soziale Probleme zu adressieren“.(S.2)

Yen-Chia Hsu unterscheidet zwischen einfachen Unterstützungen für Bürger, in denen diese eine vorgegebene App für eine spezielle Datenerfassung benutzen (z.B. zur Klassifikation von Pflanzen und deren Meldung, [31]), und jenen Unterstützungen, in denen Wissenschaftler mit den Bürgern einer Kommune zusammen (‚Ko-Design‘) ein Unterstützungs-System entwickeln.[32, 33] Das grundlegende Schema eines Ko-Designs, so wie es Yen-Chia Hsu benutzt, geht aus von einer gemeinsamen Datenerfassung zu einem Problem, die daraus resultierenden Evidenzen werden den politischen Gremien und den Medien präsentiert, und durch beides wird eine öffentliche Wahrnehmung des Problems erhöht, was wiederum die Motivation für ein Engagement stärken kann.

Für dieses Forschungs- und Handlungsschema stellt Yen-Chia Hsu drei Beispiele vor: Monitoring der Luftqualität (in Pittsburgh)(2015), Monitoring der Geruchsqualität (in Pittsburgh)(2018), Monitoring des Rauches (Pittsburgh)(2020?).

Während das generelle Schema im ersten Moment ‚einfach‘ wirken kann, zeigen die Details dieser Projekte, dass sowohl auf der technischen Seite (Sensoren, Softwareauswertung) wie auch auf der kommunalen Seite (Kommunikation, Kontakte,..) vielfältige Herausforderungen gemeistert werden müssen.

Yen-Chia Hsu fasst die vielfältigen Erfahrungen aus den drei Projekten wie folgt zusammen (vgl. S.31) (siehe auch [35]):

  1. Viele Methoden, die für sich den Anspruch erheben, ‚Ko-Design‘ zu realisieren, sind nicht wirklich Bürger-zentriert. Diese Bürger-Zentriertheit ist aber wichtig, da der lokale Kontext sehr wichtig ist, dieser aber von den Forschern in der Regel kaum verstanden wird.
  2. Die hohen Anforderungen an die Nutzung und Analyse von Daten, die bestimmte statistische Anforderungen erfüllen müssen, bevor sie für Handlungen benutzt werden können, frustrieren Bürger und Kommunen. Dazu kommt, dass im Fall von sozialen Auswirkungen der Ergebnisse, dies zusätzliche Spannungen mit den Bürgern erzeugen kann.
  3. Eine besondere Herausforderungen bildet die zeitliche Dimension, die sich oft weit über die Dauer eines Projektes erstrecken kann. Eine kontinuierliche Anpassung der technischen Systeme ist eine Herausforderung. Zusätzlich ist zu berücksichtigen, dass Bürger dazu tendieren, die Möglichkeiten eines maschinell-intelligenten Systems entweder zu überschätzen oder zu unterschätzen.

Folgende Gedanken von Yen-Chia Hsu kann man als ‚Empfehlungen für die zukünftige Forschung‘ verstehen (vgl. SS.33ff):

  1. Man sollte die sozialen Wirkungen von technischen Systemen, angereichert mit maschinellem Lernen, auswerten.
  2. Man sollte die Design-Prozesse, durch die lokales Wissen in Funktionen übersetzt wird, dokumentieren.
  3. Lokale Probleme zu Problemen der Umwelt und des Sozialen sollten durch interaktive Anwendungen des maschinellen Lernens dem Verstehen zugänglicher gemacht werden.
  4. Eher speziell empfiehlt er, visuelle Analyse-Werkzeuge, die mit maschinellem Lernen unterstützt werden, dahingehend zu untersuchen, ob und wie sie die gemeinsame Erstellung (‚co-creation‘) von brauchbaren Daten unterstützen und dadurch zugleich die Bürger weiter befähigen (‚empowering them‘).

15:45 Uhr: Podiumsdiskussion
Prof. Dr. Gerd Doeben-Henisch, Frankfurt University of Applied Sciences
Franziska Ohde, Goethe-Universität Frankfurt am Main
Prof. Dr. Matthias Söllner, Universität Kassel

KOMMENTARE

[5] Ein informativer Gesamtüberblick zum UfU findet sich in der Deutschen Wikipedia HIER ( https://de.wikipedia.org/wiki/Unabh%C3%A4ngiges_Institut_f%C3%BCr_Umweltfragen ). Die Homepage des UfU findet sich hier: https://www.ufu.de/ (Zuletzt: 13.Dez.2022). Ein kurzer Überblick zur Geschichte des UfU seit 1989 findet sich hier: https://www.ufu.de/ueber-uns/geschichte/

[6] Aarhus Konvention (https://www.aarhus-konvention.de/aarhus-konvention/): Webseite des UfU zur Erläuterung der wichtigen Aarhus-Konvention „in der das sogenannte UNECE-Übereinkommen über den Zugang zu Informationen, die Öffentlichkeitsbeteiligung an Entscheidungsverfahren und den Zugang zu Gerichten in Umweltangelegenheiten verabschiedet wurde.“ Dort auch die Aarhus-Änderungsverordnung von 2021: https://www.aarhus-konvention.de/europaeische-union/aarhus-aenderungsverordnung-2021/

[7] Rechtsschutz und Verbandsklage: Informationsseite des Umweltbundesamts: Jede Person, die geltend macht, durch staatliches Handeln in ihren Rechten verletzt zu werden, kann Rechtsschutz in Anspruch nehmen. Gegen eine Behördenentscheidung ist zunächst der Widerspruch bei der Behörde und gegen einen Widerspruchsbescheid die Klage vor den Verwaltungsgerichten zulässig: https://www.umweltbundesamt.de/themen/nachhaltigkeit-strategien-internationales/umweltrecht/rechtsschutz-verbandsklage (Zuletzt: 13.Dezember 2022). Ergänzung während der Corona-Zeit wurde im Mai 2020 Regelungen zu Planungs- und Ge­nehmi­gungs­ver­fahren in Corona-Zeiten verabschiedet: https://dserver.bundestag.de/btd/19/192/1919214.pdf

[8] Wissenschaftliche Unterstützung des Rechtsschutzes in Umweltangelegenheiten in der 19. Legislaturperiode: Publikation des Umweltbundesamts. Kern der Studie ist ein ⁠Monitoring⁠ der Umweltverbandsklage von 2017-2020. Damit setzten das Unabhängige Institut für Umweltfragen e. V., Prof. Dr. Schmidt und RA Teßmer die Untersuchungen seit Einführung der Umweltverbandsklage fort. So kann die Entwicklung der Zahl und Erfolgsquote der Umweltverbandsklagen gezeigt werden. Zudem wurde ein möglicher Zusammenhang zwischen der Dauer von Zulassungsverfahren und dem Wegfall der Präklusion untersucht. Die Studie enthält außerdem mehrere Gutachten, in denen verschiedene Rechtswissenschaftler*innen spezielle Fragen des Umweltrechtsschutzes klärten, RAin Heß z. B. solche zum Rechtsschutz gegen Pläne und Programme und Prof. Dr. Gärditz zur Präklusion: https://www.umweltbundesamt.de/publikationen/wissenschaftliche-unterstuetzung-des-rechtsschutzes (Zuletzt: 13. Dez. 2022) PDF: https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/479/publikationen/texte_149-2021_wissenschaftliche_unterstuetzung_des_rechtsschutzes_in_umweltangelegenheiten_in_der_19._legislaturperiode_0.pdf

[9] Grundsätzliche Rolle des ‚Umwelt-Rechtsbehelfsgesetz (UmwRG)‘: Siehe [8] S.29f

[10] UfU Stellungnahme zu Bürgerbeteiligung 2020: https://www.ufu.de/wp-content/uploads/2020/12/201230_Hintergrundpapier_Buergerbeteiligung.pdf (Zuletzt: 13.Dez.2022)

[11] UvP Portal des Bundes und der Länder: https://www.uvp-portal.de/ (Zuletzt: 13.Dez. 2022): „Hier finden Sie Informationen zu den Umweltverträglichkeitsprüfungen (UVP) der deutschen Bundesbehörden. Umweltverträglichkeitsprüfungen ermitteln, beschreiben und bewerten die Umweltauswirkungen von Vorhaben. Sie dienen einer wirksamen Umweltvorsorge. Die Zulassungsbehörden in Deutschland führen UVPs nach einheitlichen Grundsätzen durch. Insbesondere beteiligen sie die Öffentlichkeit.“

[12] Schema ein er Umweltverträglichkeits-Prüfung: https://www.uvp-portal.de/de/node/250 (Zuletzt: 13.Dez.2022)

[13] Beispiel einer Bürgerinitiative in einer kleinen Kommune (61137 Schöneck), in der die Gemeindeleitung zunächst versucht hatte, die Ansiedlung eines neuen Rechenzentrums (RZ) ohne die Einbeziehung einer breiten Öffentlichkeit vorzubereiten. Dadurch, dass dann doch immer mehr Informationen ‚durchsickerten‘, kam es zur Entstehung einer recht beeindruckenden Bürgerinitiative (https://www.lebenswertes-schoeneck.de/), die immer mehr Informationsveranstaltungen organisierte, so dass es dann in der offiziellen Offenlegungsphase im November 2022 zu über 700 Einwendungen gegen das Projekt kam, 20 davon von Behörden oder Verbänden. Einige der fachlichen Einwendungen kann man HIER (https://www.lebenswertes-schoeneck.de/Einwendungen/) einsehen.

[14] Universität Hohenheim, Lehrstuhl für Kommunikationswissenschaft, Fruwirthstraße 46, 70599 Stuttgart, (https://komm.uni-hohenheim.de)

[15] UN HABITAT III (siehe: https://unhabitat.org/habitat-iii ).: „Habitat III, the United Nations Conference on Housing and Sustainable Urban Development, took place in Quito, Ecuador, from 17 – 20 October 2016. In resolution 66/207 and in line with the bi-decennial cycle (1976, 1996, and 2016), the United Nations General Assembly decided to convene the Habitat III Conference to reinvigorate the global commitment to sustainable urbanization, to ratify the “New Urban Agenda”, building on the Habitat Agenda of Istanbul in 1996.“ …. „Habitat III was one of the first United Nations global summits after the adoption of the Post-2015 Development Agenda and the Paris Climate Change Agreement. It offered a unique opportunity to discuss the important challenge of how cities, towns, and villages are planned and managed, in order to fulfill their role as drivers of sustainable development, and hence shape the implementation of new global development and climate change goals.“

[16] SMART CITY CHARTA – DIGITALE TRANSFORMATION IN DEN
KOMMUNEN NACHHALTIG GESTALTEN
(2017), Herausgeber: Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR), Bonn
Deichmanns Aue 31–37, 53179 Bonn; Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB), Stresemannstraße 128 – 130, 10117 Berlin, URL: https://www.bmi.bund.de/SharedDocs/downloads/DE/veroeffentlichungen/themen/bauen/wohnen/smart-city-charta-kurzfassung-de-und-en.pdf?__blob=publicationFile&v=4

[17] Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (2020): Neue Leipzig-Charta. Die transformative Kraft der Städte
für das Gemeinwohl, URL: https://www.bbsr.bund.de/BBSR/DE/veroeffentlichungen/sonderveroeffentlichungen/2021/neue-leipzig-charta-pocket-dl.pdf. Aus der Vorbemerkung: „

Die Neue Leipzig-Charta ist das Leitdokument für eine zeitgemäße Stadtpolitik in Deutschland und Europa. Was sind die
Grundprinzipien guter Stadtentwicklung? Wo besteht dringender Handlungsbedarf? Wie lassen sich Krisenfestigkeit und
Innovationskraft in den Städten Europas stärken, um aktuelle
und zukünftige soziale, wirtschaftliche und ökologische Herausforderungen zu bewältigen? Welche Unterstützung benötigen
Kommunen und die Menschen, die in ihnen leben und arbeiten,
um ihre Gestaltungs- und Veränderungskraft entfalten zu
können – in großen wie in kleinen Städten, im Quartier oder in
einer ganzen Stadtregion?“

[18] VDI Standard 7001: Siehe für einen kurzen Überblick Wikipedia DE: VDI 7001 (https://de.wikipedia.org/wiki/VDI_7001). Die VDI-Quelle zu „VDI 7001 Kommunikation und Öffentlichkeitsbeteiligung bei Planung und Bau von Infrastrukturprojekten“ findet sich hier: https://www.vdi.de/richtlinien/unsere-richtlinien-highlights/vdi-7001. Dort kann man lesen: „Infrastrukturprojekte sorgen in der Öffentlichkeit schon seit Jahrzehnten immer wieder für ausgiebige Diskussionen und teilweise massive Proteste. Wie können die beteiligten Akteure und Ingenieure gemeinsam gesellschaftliche Lösungen für die Umsetzung von längst notwendigen Infrastrukturprojekten der nächsten Jahrzehnte erreichen? Die Richtlinie VDI 7001 gibt Hinweise zur Kommunikation und Bürgerbeteiligung bei der Durchführung von Infrastrukturprojekten unter Berücksichtigung der Leistungsphasen (HOAI) in der Ingenieurplanung.“

[19] Kirsten Loach, Jillian Griffiths, Cultural sustainability as a strategy for the survival of museums and libraries, International Journal of Cultural Policy, Volume 23, 2017 – Issue 2: Cultural Policies for Sustainable Development, Pages 186-198, Published online: 13 Jun 2016 : Abstract „Cultural sustainability has become a growing priority within sustainable development agendas, and is now often depicted as a fourth pillar, equal to social, economic, and environmental concerns. Museums and libraries play a unique role within cultural sustainability by preserving their communities’ heritage. However, sustainability policy and research within these sectors still tends to focus on the social, economic, and environmental pillars. This article provides a critique of sustainability policy and research for museums and libraries. It argues that more explicit coverage of cultural sustainability is required to not only improve the contributions of museums and libraries to cultural sustainability, but also to provide an increased understanding and appreciation of the value of these institutions necessary for their continued survival.“ (URL: https://www.tandfonline.com/journals/gcul20 )

[20] Bürger schaffen Wissen: ( https://www.buergerschaffenwissen.de/ueber-uns ) . Auf der Webseite: „Bürger schaffen Wissen ist die zentrale Plattform für Citizen Science in Deutschland und präsentiert, vernetzt und unterstützt seit November 2013 Citizen-Science-Projekte. Wir als Team von Bürger schaffen Wissen verstehen es als unsere Aufgabe, die Bürgerforschung in Deutschland weiterzuentwickeln, bekannter zu machen und über Projekte zum Mitforschen zu informieren.  Die Zusammenarbeit von Wissenschaftsinstitutionen und Bürger*innen unter dem Begriff Citizen Science hat in den letzten Jahren eine große Entwicklung erfahren. Im Zuge dessen spielen Themen wie die Netzwerkentwicklung und unsere Trainingsworkshops, bei denen wir interessierte Akteur*innen einladen, sich in verschiedenen Modulen mit Citizen Science auseinanderzusetzen, in diesem Jahr eine große Rolle für uns und die Community. Bürger schaffen Wissen ist ein Gemeinschaftsprojekt von Wissenschaft im Dialog (gGmbH) und dem Museum für Naturkunde Berlin. Gefördert wird es vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF).“

[21] Christopher Kullenberg , Dick Kasperowski, What Is Citizen Science? – A Scientometric Meta-Analysis, PLOS ONE, Published: January 14, 2016, https://doi.org/10.1371/journal.pone.0147152. Abstract: Context: „The concept of citizen science (CS) is currently referred to by many actors inside and out-side science and research. Several descriptions of this purportedly new approach of science are often heard in connection with large datasets and the possibilities of mobilizing crowds outside science to assists with observations and classifications. However, other accounts refer to CS as a way of democratizing science, aiding concerned communities in creating data to influence policy and as a way of promoting political decision processes involving environment and health.“ … Results: „Results indicate that there are three main focal points of CS. The largest is composed of research on biology, conservation and ecology, and utilizes CS mainly as a methodology of collecting and classifying data. A second strand of research has emerged through geographic information research, where citizens participate in the collection of geographic data. Thirdly, there is a line of research relating to the social sciences and epidemiology, which studies and facilitates public participation in relation to environmental issues and health. In terms of scientific output, the largest body of articles are to be found in biology and conservation research. In absolute numbers, the amount of publications generated by CS is low (N = 1935), but over the past decade a new and very productive line of CS based on digital platforms has emerged for the collection and classification of data.“

[22] Eitzel, M.V., Cappadonna, J.L., Santos-Lang, C., Duerr, R.E., Virapongse, A., West, S.E., Kyba, C.C.M., Bowser, A., Cooper, C.B., Sforzi, A., Metcalfe, A.N., Harris, E.S., Thiel, M., Haklay, M., Ponciano, L., Roche, J., Ceccaroni, L., Shilling, F.M., Dörler, D., Heigl, F., Kiessling, T., Davis, B.Y. and Jiang, Q., 2017. Citizen Science Terminology Matters: Exploring Key TermsCitizen Science: Theory and Practice, 2(1), p.1. DOI: http://doi.org/10.5334/cstp.96 Abstract: „Much can be at stake depending on the choice of words used to describe citizen science, because terminology impacts how knowledge is developed. Citizen science is a quickly evolving field that is mobilizing people’s involvement in information development, social action and justice, and large-scale information gathering. Currently, a wide variety of terms and expressions are being used to refer to the concept of ‘citizen science’ and its practitioners. Here, we explore these terms to help provide guidance for the future growth of this field. We do this by reviewing the theoretical, historical, geopolitical, and disciplinary context of citizen science terminology; discussing what citizen science is and reviewing related terms; and providing a collection of potential terms and definitions for ‘citizen science’ and people participating in citizen science projects. This collection of terms was generated primarily from the broad knowledge base and on-the-ground experience of the authors, by recognizing the potential issues associated with various terms. While our examples may not be systematic or exhaustive, they are intended to be suggestive and invitational of future consideration. In our collective experience with citizen science projects, no single term is appropriate for all contexts. In a given citizen science project, we suggest that terms should be chosen carefully and their usage explained; direct communication with participants about how terminology affects them and what they would prefer to be called also should occur. We further recommend that a more systematic study of terminology trends in citizen science be conducted.“

In the section Direction for Future Work the authors write „

Two questions we raise are: 1) “Who gets to decide what
people involved in all aspects of citizen science are called,
and why?” and 2) “Who gets to decide what science consists
of?”
We believe that investigation into these questions is
important for citizen science to address power imbalances
in knowledge production. As we have pointed out in the
theoretical background, terminology can have a profound
effect on participants and has the power to include or
exclude. For example, using terminology that uninten-
tionally privileges the project leader may run counter to
the democratizing intentions of a citizen science project,
could influence how participants feel about the activity,
and could affect the knowledge that is produced.“ (p.16)

[23] ECSA – European Citizen Science Association, Auf der Webseite kann man unter ‚Vision and Mission‘ (https://www.ecsa.ngo/about-us/) lesen: „Our vision is that all citizens in Europe are valued and empowered as actors in advancing knowledge and innovation, and thus supporting sustainable development. We want to establish citizen science as a recognized, promoted and funded approach, one that fosters scientific literacy and the democratization of science. Through this, we want to see an increase in the social relevance and sustainable impact of research, and a stronger evidence base for policy processes, in Europe and globally.“

[24] ECSA – European Citizen Science Association, ECSA’s characteristics of citizen science, 2020 ( https://ecsa.citizen-science.net/wp-content/uploads/2020/05/ecsa_characteristics_of_citizen_science_-_v1_final.pdf ). In der Einleitung kann man lesen: „Citizen science is a common name for a wide range of activities and practices. It is possible to understand it by considering the characteristics of those activities and practices, which are described in this document. These are found in different scientific disciplines – from the natural sciences to the social sciences and the humanities – and within each discipline, the interpretation of citizen science can be slightly different. Yet despite these differences, citizen science is an emerging area of research and practice, with evolving standards on which different stakeholders are developing methodologies, theories and techniques. It is, therefore, useful to establish some level of shared understanding, across disciplines and practices, as to what to expect from an activity or a project that is set out to be a citizen science one. There is little doubt that a project with an open call to a wide range of volunteers to take part in either data collection or data analysis of a clearly defined research hypothesis will be recognised as citizen science. However, this is only one type within a large set of activities, practices and forms of participation, resulting in diverging views about what is – and isn’t – citizen science. Because of these differences in disciplinary and cultural contexts, attempting to define a universal set of rules for exclusion or inclusion is difficult, and might even limit the advancement of the field.
Instead, this document attempts to represent a wide range of opinions in an inclusive way, to allow for different types of projects and programmes, where context-specific criteria can be set. The characteristics outlined below are based on views expressed by researchers, practitioners, public officials and the wider public. Our aim is to identify the characteristics that should be considered when seƫng such criteria (e.g. a funding scheme), and we call upon readers to determine which subset of these characteristics is relevant to their own specific context and aims.“

[25] Pateman, R.; Tuhkanen, H.; Cinderby, S. Citizen Science and the
Sustainable Development Goals in Low and Middle Income Country
Cities
. Sustainability 2021, 13, 9534. https://doi.org/10.3390/su13179534, Im ‚Abstract‘ kann man lesen: „Progress towards the United Nations’ Sustainable Development Goals (SDGs) is monitored using a set of targets and indicators. Gaps in official datasets have led to calls for the inclusion of data generated through citizen science (CS) and allied approaches. Co-benefits of CS mean these approaches could also contribute to localising, defining, and achieving the SDGs. However, mapping of current and potential contributions is needed, as well as an understanding of the challenges these approaches present. We undertake a semi-systematic review of past and current CS projects and assess them against dimensions of CS—spatial, temporal, thematic, process, and management—and their value for the SDGs set out by Fritz et al. in 2019, focusing on low and middle income country (LMIC) cities as key environments in the battle for sustainability. We conduct interviews with project leaders to further understand the challenges for CS in these contexts. We find opportunities for projects to monitor and achieve a wide range of goals, targets, and indicators. However, we find fewer projects in low income countries when compared with middle income countries. Challenges include balancing local needs with national monitoring requirements and a lack of long-term funding. Support is needed for LMICs to achieve the potential of CS.“

Im Abschnitt über ‚Future Directions‘ man kann u.a. lesen: „Finally, we encourage deeper reflection and discussion of challenges in the CS community which was found to be absent from many of the resources found in our literature review. There is a need for CS to be critical and for project leaders to assess and report on successes and failures in terms of data quality, engagement, participant, and stakeholder outcomes, etc. Where these issues were discussed, they were often noted as observations rather than as a result of a more systematic evaluation or study. Rigorous assessment and reflection needs to be built into CS processes so that it involves participants and other stakeholders and allows for open learning to take place within CS projects and in the community as a whole.“

In den ‚Conclusions‘ kann man ergänzend u.a. lesen: „A full understanding of the social and structural barriers to the successful implementation of CS, particularly in the lowest income countries and when working with the most marginalised in society, is required. Effort is also needed to engage LMICs in discussions about the inclusion of CS data in SDG monitoring and to support the successful implementation of CS initiatives. Without understanding and overcoming barriers and providing this support, there is a risk that those who could most benefit from being engaged with these approaches will in fact be excluded.“

[26] Open Science Policy Austria: Österreichische Policy zu Open Science und der European Open Science Cloud(https://www.bmbwf.gv.at/Themen/HS-Uni/Hochschulgovernance/Leitthemen/Digitalisierung/Open-Science/Open-Science-Policy-Austria.html), Auf der Webseite kann man gleich zu Beginn lesen: „Am Mittwoch 23.2.2022 wurde im Zuge eines gemeinsamen Ministerratsvortrages von BMBWF, BMDW und BMK die Open Science Policy Austria beschlossen.
Mit diesem Vortrag an den Ministerrat und dieser Open Science Policy Austria bekennt sich Österreich zur Open Science Bewegung und zur European Open Science Cloud (EOSC). Die Vision von Open Science ist es, wissenschaftliche Prozesse offener und effektiver zu gestalten und sowohl wissenschaftliche Exzellenz als auch offene innovative und angewandte Forschung zur Bewältigung aktueller Herausforderungen zu nutzen, die sehr umfassend in den Policies der EU-Kommission und im Rahmenwerk der Globalen Nachhaltigkeitsziele (UN SDGs) dargestellt werden.“

Zum Thema ‚Nachhaltigkeit‘ heißt es u.a.: „Die SDGs sind für die Hochschulen zentrale, globale, internationale und nationale Zielsetzungen. Das Bekenntnis zur verstärkten Verankerung der Nachhaltigkeit an den Universitäten wurde im Jänner 2020 auch von der österreichischen Universitätenkonferenz (Uniko) gewürdigt und im „Manifest für Nachhaltigkeit“ verankert – und zwar für unterschiedlichste Tätigkeitsfelder wie Lehre, Forschung, Wissensaustausch oder Universitätsmanagement sowie dem Dialog mit der Gesellschaft nach außen. „

Zum Thema ‚Forschung‘ heißt es auf der Webseite u.a.: „Forschen bedeutet, systematisch und auf nachvollziehbare, reproduzierbare und kreative Weise neues Wissen und neue Anwendungen zu generieren. Von der Erforschung der Grundlagen der Natur und des menschlichen Zusammenlebens zur modernen Medizin, dem Internet und der Demokratie. Geschichten aus der Forschung sind Erfolgsgeschichten, die Generationen und Staaten verbinden. Forschung ist zudem ein enorm wichtiger Wirtschaftsfaktor.“

Zum Thema ‚Digitalisierung und Forschung‘ heißt es u.a.: „Was die Erfindung des Buchdrucks für die Neuzeit oder die der Dampfmaschine Mitte des 19. Jahrhunderts war, ist im 21. Jahrhundert die digitale Transformation. Sie stellt eine technologische Weiterentwicklung dar, die das bisherige wirtschaftliche, politische, soziale, gesellschaftliche und auch wissenschaftliche Gefüge auf den Kopf stellt. Das bringt Chancen und Herausforderungen mit sich, die neue Handlungsspielräume eröffnen und zugleich aber auch strukturelle Veränderungsprozesse notwendig machen.“

Zum thema ‚KI und Digitalisierung‘ finden sich u.a. folgende Aussagen: „Weil Künstliche Intelligenz (KI) sowohl als Teil der Digitalisierung, als auch eigenständig betrachtet werden kann, sind die grundsätzlichen Ausführungen zu Digitalsierung der Lehre, Digitalisierung in der Forschung, Open Science und Digitalisierung in der Hochschulverwaltung auch entsprechend auf Veränderungen durch den Einsatz von KI andwendbar. Das gilt besonders für die Herausforderung für Hochschulen, digitale Grundkompetenzen, fachspezifisches Know How und den kritisch-reflexiven Umgang mit KI entsprechend zu vermitteln. „

Zum Thema ‚KI‘ heißt es: „Unter Künstlicher Intelligenz versteht das Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung (BMBWF) Systeme mit einem intelligenten (selbstlernendem) Verhalten, die ihre Umgebung analysieren und mit einem gewissen Grad an Autonomie handeln.“

Zum Thema ‚Open Science‘ heißt es u.a.: „Unter Open Science versteht man die freie Zugänglichkeit, Nutzbarmachung und Weiterverarbeitbarkeit von wissenschaftlichen Erkenntnisse und Forschungsdaten. In Zeiten des globalen digitalen Wandels ist das eine wichtige Voraussetzung zur Gewährleistung der verfassungsmäßig garantierten Freiheit der Wissenschaft. Österreich nimmt dabei eine wichtige Vorreiterrolle ein. Im Zeitalter der Digitalisierung – in dem die meisten wissenschaftlichen Publikationen primär elektronisch verfügbar sind – stellt sich beim Gedanken einer Offenen Wissenschaft (Open Science) die Frage nach der erweiterten bis schrankenlosen Zugänglichkeit wissenschaftlicher Informationen (Open Access) und ihren dahinterliegenden Daten (Open [Research] Data). Zu Open Science zählen aber auch noch andere Aspekte wie beispielsweise:

  • Open Source / Open Methods, also die Zugänglichkeit des Quellcodes und der Forschungsmethoden
  • Open Infrastructures, die Zugänglichkeit von Forschungsinfrastrukturen
  • Open Evaluation, die Zugänglichmachung von Evaluierungen
  • Citizen Science, also die Beteiligung von Bürger/innen in wissenschaftlicher Forschung oder auch
  • Open Education (u.a. der Einsatz von offenen Bildungsressourcen (Open Educational Resources, OER) im Kontext von Digitalisierung von Studium und Lehre). Damit ist die Zugänglichmachung von Lehr- und Lernmaterialen unter freien Lizenzen gemeint.

[27] Vohland, Katrin; Eichert, Stefan; Fiedler, Sarah; Kapun, Martin;
Kroh, Andreas; Mehu-Blantar, Ines; Ott, Iris ; Rainer, Heimo;
Schwentner, Martin; Zimmermann, Eva: Open Science in Museums –
Strategy of the Naturhistorisches Museum Wien (NHMW): The bene-
fits of openness.
Version 1.0 (2022-04-27) Naturhistorisches Museum
Wien (Vienna 2022) https://doi.org/10.5281/zenodo.6505108

In der Zusammenfassung kann man lesen: „In this document the NHMW rolls out in which areas the museum already contributes and can contribute to implement Open Science in its processes and products, which resources are necessary, and which already have been aquired, mainly in the form of third party funded projects. The key contribution is linked to its global responsibility regarding the collections. Objects from various disciplines from all over the world are hosted in the museum. Not only their conservation and their exploration/research („Beforschung”) belongs to the duties of the NHMW but also increasing their accessibility for research and education. The digital transformation not only requires new standards, workflows, and skills but also offers opportunities to link the collection with data from areas far beyond the museum, being it Earth observation, health, or nature based solutions. Some of these changes can be managed internally or with the support of projects. For a sustainable transition, additional resources are necessary as the basis of the NHMW are still the physical objects in the collections which have to be maintained in a responsible manner for the next centuries – in any case longer than the lifespan of a hard disk.“

[28] EU: The EU’s open science policy (https://research-and-innovation.ec.europa.eu/strategy/strategy-2020-2024/our-digital-future/open-science_en).

Auf der Webseite wird ‚Offene Wissenschaft‘ wie folgt definiert: „An approach to the scientific process that focuses on spreading knowledge as soon as it is available using digital and collaborative technology. Expert groups, publications, news and events.“

Zur europäischen ‚Offene Wissenschaft Vorgehensweise‘ kann man lesen: „Open science is a policy priority for the European Commission and the standard method of working under its research and innovation funding programmes as it improves the quality, efficiency and responsiveness of research. When researchers share knowledge and data as early as possible in the research process with all relevant actors it helps diffuse the latest knowledge. And when partners from across academia, industry, public authorities and citizen groups are invited to participate in the research and innovation process, creativity and trust in science increases. That is why the Commission requires beneficiaries of research and innovation funding to make their publications available in open access and make their data as open as possible and as closed as necessary. It recognises and rewards the participation of citizens and end users.“

[29] Katrin Vohland, Anne Land-Zandstra, Luigi Ceccaroni, Rob Lemmens, Josep Perelló, Marisa Ponti, Roeland Samson, Katherin Wagenknecht (Eds), The Science of Citizen Science (https://link.springer.com/content/pdf/10.1007/978-3-030-58278-4.pdf?pdf=button), Springer, https://doi.org/10.1007/978-3-030-58278-4. This book is an open access publication.

Dieses Buch behandelt das Phänomen ‚Citizens Science‘ in großer Breite.

[30] Henry Sauermann, Katrin Vohland, Vyron Antoniou, Bálint Balázs, Claudia Göbel, Kostas Karatzas, Peter Mooney, Josep Perelló, Marisa Pontik, Roeland Samsonl, Silvia Winter, Citizen science and sustainability transitions, Elsevieer, Research Policy 49 (2020) 103978, Open Access Journal, https://doi.org/10.1016/j.respol.2020.103978

Im ‚Abstract‘ kann man Lesen: „Citizen Science (CS) projects involve members of the general public as active participants in research. While some advocates hope that CS can increase scientific knowledge production (“productivity view”), others emphasize that it may bridge a perceived gap between science and the broader society (“democratization view”). We discuss how an integration of both views can allow Citizen Science to support complex sustainability transitions in areas such as renewable energy, public health, or environmental conservation. We first identify three pathways through which such impacts can occur: (1) Problem identification and agenda setting; (2) Resource mobilization; and (3) Facilitating socio-technical co-evolution. To realize this potential, however, CS needs to address important challenges that emerge especially in the context of sustainability transitions: Increasing the diversity, level, and intensity of participation; addressing the social as well as technical nature of sustainability problems; and reducing tensions between CS and the traditional institution of academic science. Grounded in a review of academic literature and policy reports as well as a broad range of case examples, this article contributes to scholarship on science, innovation, and sustainability transitions. We also offer insights for actors involved in initiating or institutionalizing Citizen Science efforts, including project organizers, funding agencies, and policy makers.“

[31] Pl@ntNet is a citizen science project available as an app that helps you identify plants thanks to your pictures (https://plantnet.org/en/)

[32] Yen-Chia Hsu, Jennifer Cross, Paul Dille, Michael Tasota, Beatrice Dias, Randy Sargent,Ting-Hao (Kenneth) Huang, Illah Nourbakhsh, Smell Pittsburgh: community-empowered mobile smell reporting system , IUI ’19: Proceedings of the 24th International Conference on Intelligent User Interfaces, March 2019, Pages 65–79, https://doi.org/10.1145/3301275.3302293

Im ‚abstract‘ kann man lesen: „Urban air pollution has been linked to various human health considerations, including cardiopulmonary diseases. Communities who suffer from poor air quality often rely on experts to identify pollution sources due to the lack of accessible tools. Taking this into account, we developed Smell Pittsburgh, a system that enables community members to report odors and track where these odors are frequently concentrated. All smell report data are publicly accessible online. These reports are also sent to the local health department and visualized on a map along with air quality data from monitoring stations. This visualization provides a comprehensive overview of the local pollution landscape. Additionally, with these reports and air quality data, we developed a model to predict upcoming smell events and send push notifications to inform communities. Our evaluation of this system demonstrates that engaging residents in documenting their experiences with pollution odors can help identify local air pollution patterns, and can empower communities to advocate for better air quality.“

[33] Yen-Chia Hsu, Illah Nourbakhsh, “When Human-Computer Interaction Meets Community Citizen Science“,Communications of the ACM, February 2020, Vol. 63 No. 2, Pages 31-34, 10.1145/3376892, https://cacm.acm.org/magazines/2020/2/242344-when-human-computer-interaction-meets-community-citizen-science/fulltext

In der Einleitung kann man lesen: „HUMAN-COMPUTER INTERACTION (HCI) studies the design and use of interfaces and interactive systems. HCI has been adopted successfully in modern commercial products. Recently, its use for promoting social good and pursuing sustainability—known as sustainable HCI—has begun to receive wide attention.4 Conventionally, scientists and decision-makers apply top-down approaches to lead research activities that engage lay people in facilitating sustainability, such as saving energy. We introduce an alternative framework, Community Citizen Science (CCS), to closely connect research and social issues by empowering communities to produce scientific knowledge, represent their needs, address their concerns, and advocate for impact. CCS advances the current science-oriented concept to a deeper level that aims to sustain community engagement when researchers are no longer involved after the intervention of interactive systems.“

[34] Yen-Chia Hsu, Ting-Hao (Kenneth) Huang, Ting-Yao Hu, Paul Dille, Sean Prendi, Ryan Hoffman, Anastasia Tsuhlares, Jessica Pachuta, Randy Sargent, Illah Nourbakhsh1, Project RISE: Recognizing Industrial Smoke Emissions, https://arxiv.org/pdf/2005.06111.pdf

Im ‚abstract‘ kann man lesen: „Industrial smoke emissions pose a significant concern to human health. Prior works have shown that using Computer Vision (CV) techniques to identify smoke as visual evidence can influence the attitude of regulators and empower citizens to
pursue environmental justice. However, existing datasets are
not of sufficient quality nor quantity to train the robust CV
models needed to support air quality advocacy. We introduce
RISE, the first large-scale video dataset for Recognizing
Industrial Smoke Emissions. We adopted a citizen science
approach to collaborate with local community members to
annotate whether a video clip has smoke emissions. Our
dataset contains 12,567 clips from 19 distinct views from
cameras that monitored three industrial facilities. These daytime clips span 30 days over two years, including all four
seasons. We ran experiments using deep neural networks to
establish a strong performance baseline and reveal smoke
recognition challenges. Our survey study discussed community feedback, and our data analysis displayed opportunities
for integrating citizen scientists and crowd workers into the
application of Artificial Intelligence for Social Impact.“

Ergänzend eine Webseite von RISE zum Mitmachen und Mitlernen: https://smoke.createlab.org/

[35]  Yen-Chia Hsu, Ting-Hao ‘Kenneth’ Huang, Himanshu Verma, Andrea Mauri, Illah Nourbakhsh, Alessandro Bozzon, Empowering local communities using artificial intelligence, DOI:https://doi.org/10.1016/j.patter.2022.100449, CellPress, Patterns, VOLUME 3, ISSUE 3, 100449, MARCH 11, 2022

Unter der Überschrift ‚The Bigger Picture‘ kann man lesen: „Artificial intelligence (AI) is increasingly used to analyze large amounts of data in various practices, such as object recognition. We are specifically interested in using AI-powered systems
to engage local communities in developing plans or solutions for pressing societal and environmental concerns. Such local contexts often involve multiple stakeholders with different and even contradictory agendas,
resulting in mismatched expectations of the behaviors and desired outcomes of these systems. There is a need to investigate whether AI models and pipelines can work as expected in different contexts through
co-creation and field deployment. Based on case studies in co-creating AI-powered systems with local people, we explain challenges that require more attention and provide viable paths to bridge AI research with citizen needs. We advocate for developing new collaboration approaches and mindsets that are needed to co-create AI-powered systems in multi-stakeholder contexts to address local concerns“

In der ‚Zusammenfassung‘ kann man lesen: „Artificial intelligence (AI) applications can profoundly affect society. Recently, there has been extensive interest in studying how scientists design AI systems for general tasks. However, it remains an open question as to whether the AI systems developed in this way can work as expected in different regional contexts while simultaneously empowering local people. How can scientists co-create AI systems with local communities to address regional concerns? This article contributes new perspectives in this underexplored direction at the intersection of data science, AI, citizen science, and human-computer interaction. Through case studies, we discuss challenges in co-designing AI systems with local people, collecting and explaining community data using AI, and adapting AI systems to long-term social change. We also consolidate insights into bridging AI research and citizen needs, including evaluating the social impact of AI, curating community datasets for AI development, and building AI pipelines to explain data patterns to laypeople.“

Besprechung Science and the Citizen von Warren Weaver

Autor: Philipp Westermeier (philipp@oksimo.org)

(Letzte Änderung: 15.12.2022)

Dieser Text ist Teil des Review Bereichs von Citizen Science 2.0.

In Science and the Citizen, einem im Dezember 1957 in „Science“ und „Bulletin of Atomic Science“1 erschienenen Artikel skizziert Warren Weaver sein Verständnis vom Verhältnis von Wissenschaft und Gesellschaft, von Wissenschaftler und Bürger.
Weaver steigt ein mit einem Bild einer sich Mitte des 17. Jahrhunderts in einer londoner Taverne treffenden „Gruppe von Gentlemen“(u.a. Robert Boyle und Benjamin Franklin), die sich bei ihren wöchentlichen Treffen über die neuen Entdeckungen der Wissenschaft austauschen. In dieser Gruppe befanden sich „members of the Parliament, critics, civil servants, and pamphleteers“ die jeden Donnerstag zusammentrafen; „[they] [carried] out experiments, […] [ate] and [drank] together, but primarily they met there to discuss science“ (S. 361). Die Industrielle Revolution war noch weit entfernt, Wissenschaft war damals bloßer „intellectual luxury“, doch begründeten diese Treffen nach Weaver die Royal Society, die fast drei Jahrhunderte lang das Zentrum der westlichen Wissenschaften ausmachte.

Weaver zählt alltägliche Geräte auf, wie den Fernseher, das Auto und die elektrische Decke, um auf die weite Verbreitung von Technologien bzw. Praktiken aufmerksam zu machen, die direkt aus bzw. durch wissenschaftliche Erkenntnisse entstanden sind. Unsere Kleidung kommt bspw. Auch nicht (mehr) von den „backs of sheep, but from test tubes“ (362). Er konstatiert: „[W]hen we entered the nucleus of the atom we opened a Pandora’s box of problems of the most complex and formidable kind“ (ebd.). Daraus folgt für Weaver, dass durch diesen Prozess des ‚Fortschritts‘ Schönheit, Bereicherung und „inescapably scienfitic problems“ zusammenkommen – wie die nukleare Selbstzerstörung und die Möglichkeit des Einflusses der Menschen auf ihr Klima – wobei beides für jeden Bürger einer modernen, ‚freien‘ Demokratie gleichermaßen gelte. Daher muss auch jedem Bürger bewusst sein, dass eine Ignoranz bzw. ein Unwissen bzgl. Wissenschaftlicher Erkenntnisse nicht mehr möglich ist.

Demokratie und Wissenschaft sind wohl ineinander verflochten, ob das auch für Bürger und Wissenschaftler gilt, ist nicht ganz so einfach zu klären. Was sich für die Wissenschaft ergibt ist, für Weaver, das Rekrutieren und Ausbilden von genug ‚Scientists‘ (Im deutschen Hochschulsystem wären das die MINT-Fächer) und gleichzeitig die Sichterstellung des „recruitment and training of enough good philosophers, businessmen, poets, doctors, musicologists, lawyers, theologians, etc.“, was wohl nicht zwangsläufig zusammenfallen muss.
Denn wenn wir unseren Horizont nicht erweitern, Wissenschaft nicht nur um ihrer Möglichkeiten zur Technisierung und Optimierung willens zu betrachten, sondern auch die „deeper aspects“ in den Blick nehmen; „[…] its capacity to release the mind from its ancient restraints, its ability to deepen our appreciation of the orderly beauty of nature, the essential and underlying humbleness of its position, the emphasis it places upon clarity and honesty of thinking, the richness of the partnership which it offers to the arts and to moral philosophy“(363), scheitern wir auch an der Demokratie. Er stellt die Fragen: „Who, in a democracy, really makes the decisions; and how can the decisions, in a modern scientific world, be made wisely and decently unless the public does have some real understanding of science?“(ebd.).
Für ihn ist Wissenschaft das, was Wissenschaftler machen. Wissenschaftler seien auch nur ‚ganz normale’ Menschen, durchschnittlich aber „tend to be pretty bright, and a very few of them are so exceedingly bright that they must be called geniuses“.

Denn worin die Wissenschaft gut ist, ist die Bearbeitung relativ ‚simpler‘ Probleme, physikalisch/chemischer Art. Sobald es aber um die (zu der Zeit neuen) Problemstellungen der Biologie, des Sozialen, Politische oder der Ethik geht, würden diese Beschreibungsmethoden an der erhöhten Komplexität der Phänomene scheitern.
Jedoch macht die Wissenschaft auch aus, dass immer komplexere Probleme mit immer komplexeren Problemlösungsstrategien bewältigt werden, dessen Kern das ist, was unserer Spezies den Namen Sapiens verliehen hat. Das was Wissenschaftsfähig macht, was (wissenschaftlich generierte) Fakten akzeptierbar macht, sei das zum autoritären Wissensumgang gegenläufige, also logische Präzision, persönliche Ehrlichkeit, offene Haltung, Fokus und Liebe zur Wahrheit (vgl. 363-365).
Weil das so ist, müssen Wissenschaftler immer wieder als normal gedacht werden, was laut Weaver nicht gegeben sei. Er attestiert „an uncomfrotable relation to science“, die vor und nach der der Wissenschaft auch immer anhaftenden Technisierung entsteht.
Die große Herausforderung, die Weaver am Ende an seine Leserschaft adressiert, ist der Fakt, dass der Bürger die Wissenschaft fürchtet, wo er sie verstehen sollte und dass die Wissenschaft nicht richtig über ihr tun aufklärt, obwohl das, Sir Edward V. Appleton zitierend zu ihrem gesellschaftlichen Auftrag gehört. Zwar gibt es diese Aufklärungen, Oppenheimer zitierend, über die Unvollständigkeit theoretischer Konstruktionen, jedoch auf der anderen Seite diesen Aberglauben in der Bevölkerung, die Wissenschaft könne alle Probleme lösen.

Struktur, Methode und Akteure der Wissenschaft

Weavers Wissenschaftsverständnis kann als Zwei-Ebenen-Prozessmodell verstanden werden. Die entwicklungsgeschichtliche, langfristige Prozessebene beginnt um den 15. Juli 1662, als der Royal Society Club den damaligen Forschungsstand wöchentlich in einer Taverne bespricht. Die Ebene der wissenschaftlichen Praxis – „analyzing nature“(S. 363) – besteht aus einem kleinteiligen, iterativen Prozess, „of designing experiments to lear the facts, of formulating general rules for describing nature’s uniformities, of dreaming up possible new and even more general rules, and then testing by experiment to see if the rules are valid“(ebd.).
Dialektisch kann beides in der Zusammenschau begriffen werden, „[s]tep by step and accumulatively“ (S. 363), „[o]ne stubborn and complicated problem after another has given way before the evolving techniques of science“ (S. 364).
Die WissenschaftlerInnen, welche diesen Prozess vorantreiben, sind nach Weaver vielleicht etwas „heller“, etwas interessierter an der Welt an sich und an der Lösung von Problemen die durch ihre jeweiligen Beschreibungsapparate, mit denen sie versuchen die Welt zu verstehen, entstehen. Jedoch sei der einzig große Unterschied zwischen ihnen und den „durchschnittlichen BürgerInnen“ der einer „intellectual inheritance, transmitted to them in their education as scientists, from the centuries of tradition about the scientific method and the scientific attitude toward the world“ (ebd.).
Ein Problem zwischen WissenschaftlerIn und BürgerIn besteht eben nur deshalb, weil BürgerIn „tends to fear science; when [s]he should learn about it“ (S. 365), und WissenschaftlerIn nach Sir Edward V. Appleton ihre „Mission“ nicht annehmen würde, dafür bereit zu sein, „to leave his[/her] laboratory to act as a guide“ (vgl. ebd.).

Der wissenschaftliche Prozess hat daher Erfolg, da er es schafft, einen dem Menschen eigenen Prozess der Einsicht so zu professionalisieren, dass extrem einfache Gesetze herausgearbeitet werden können, die in ihrer Zusammensetzung dann ein enormes Erklärungs- und Anwendungspotenzial aufweisen (vgl. 363-364). Diese Gesetze bauen aufeinander auf, das Komplexe baut auf dem Einfachen auf. Die moderne Physik legt den Grundstein der modernen Chemie, diese legt den Grundstein der modernen Biologie, welche wiederum den Grundstein der modernen Psychologie und Ökonomie legt. Jedoch nicht wie eine Pyramide. Es wird bei zunehmender Komplexität der Phänomene auch der Prozess komplizierter und langwieriger. Dort wo der Reduktionismus mehr oder weniger funktioniert, in der Physik oder der Chemie kommt man in der Biologie oder Verhaltensforschung nicht mehr weiter. Es stellen sich neue Herausforderungen wie Beobachtungsverfahren für Phänomene, die aus der Gleichzeitigkeit von Komplexität entstehen.

Reflexion

+++ In Bearbeitung +++

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1 Warren Weaver, Science and the Citizens, Bulletion of the Atomic Scientists, 1957, Vol 13, pp. 361-365.