Archiv der Kategorie: Vision

Drehbuch Fallbeispiel A, Teil 1

UNIVERSELLE PROZESSPLANUNG
12.Juli 2021 – 12.Juli 2021
URL: oksimo.org
Email: info@oksimo.org

Autor: Gerd Doeben-Henisch (gerd@oksimo.org)

KONTEXT

Dieser Text ist Teil der Übersicht zur Standardversion-Drehbuch im Themenfeld Oksimo Roadmap Übersicht des oksimo.org Blogs.

FALLBEISPIEL A

Ablauf

  1. Man schreibt einen Text zur Startsituation S1 und einen Text zur Vision V1.
  2. Dann schreibt man nacheinander die verschiedenen Normalsituationen N1 – N7.
  3. Beim Übergang von einer Situation (S1 oder Ni) zu einer Nachfolgesituation Ni+1 fasst oksimo automatisch alle bisherigen Ausdrücke zusammen und zeigt sie an.
  4. Will man einzelne Ausdrücke von der bisherigen Situation für die nächste Situation eliminieren, muss man sie mit einem ‚*‘-Zeichen markieren.
  5. Gewünschte neue Elemente muss man in einem neuen Absatz hinzufügen.
  6. Für jedes Paar von Situationen kann eine Veränderungsregel R automatisch generiert werden:
    1. Für den Wenn-Teil werden alle Elemente der vorausgehenden Situation ohne die neuen Elemente übernommen.
    2. Die Wahrscheinlichkeit wird standardmäßig auf 1.0 gesetzt.
    3. Für den Eplus-Teil werden alle Elemente aus dem Abschnitt mit den neuen Elementen übernommen.
    4. Für den Eminus-Teil werden alle Elemente übernommen, die mit ‚*‘ markiert sind.
  7. Nach der automatischen Generierung einer Veränderungsregel wird diese angezeigt und kann individuell editiert werden.
  8. In der Standard-Einstellung werden alle Wenn-Teile von Regeln überprüft, ob eine vorausgehende Regel eine Teilmengenbeziehung zu einer nachfolgenden Regel enthält. Falls dies der Fall ist, wird dies angezeigt.
  9. Der Text des Drehbuchs kann beliebig oft weiter editiert werden (1) – (5).
  10. Auf Wunsch kann nach der Regelgenerierung eine Simulation durchgeführt werden, um (i) die Korrektheit und Vollständigkeit der Simulation zu testen sowie, um die Erreichung des Ziels zu evaluieren.

Orientierung

Dadurch, dass das Drehbuch als fortlaufender zusammenhängender Text angezeigt wird und bearbeitet werden kann, ist eine Orientierung normalerweise recht einfach.

Für komplexe Texte kann man sich als zusätzliche Hilfe einen Graphen anzeigen lassen, dessen Knoten die Namen von Situationen sind und dessen Kanten die jeweiligen Veränderungsregeln repräsentieren. Dies ist vor allem dann hilfreich, wenn das Drehbuch aufgrund von Optionen mehr als einen Handlungsstrang (mehrere Pfade) zulässt. Im Textmodus lässt sich dies nicht gut darstellen.

UNIVERSELLE PROZESSPLANUNG – Bedeutung

UNIVERSELLE PROZESSPLANUNG
4.Juli 2021 – 5.Juli 2021
URL: oksimo.org
Email: info@oksimo.org

Autor: Gerd Doeben-Henisch (gerd@oksimo.org)

KONTEXT

Dieser Text ist Teil des Themas die strukturellen Eigenschaften der oksimo Sprache im oksimo.org Blog.

BEDEUTUNG

Welche Disziplin?

Bei der Frage, welche wissenschaftliche Disziplin denn zuständig sei für die Frage was ‚Bedeutung‘ im Kontext von Sprache sei/ ist, gibt es keine klare Antwort. Es gibt viele Disziplinen, die sich mit dieser Thematik beschäftigen: Allgemeine Sprachwissenschaft, Linguistik, Sprachpsychologie, Sprachphilosophie, Semiotik, Neurolinguistik, um nur einige der Anwärter für die Zuständigkeit zu nennen. Im Folgenden gehe ich nicht explizit auf diese Disziplinen ein sondern bechränke mich auf die Beschreibung einer Grundperspektive, die sich für mich nach mehreren Jahrzehnten multidisziplinärer Arbeit als besonders hilfreich heraus kristallisieret hat. Es eine Art begrifflicher Rahmen mit einer gewissen Konsistenz.

Begrifflicher Rahmen

BILD: Begrifflicher Rahmen zur Einordnung des Begriffs Bedeutung im Kontext des oksimo Paradigmas

Im oksimo Paradigma wird angenommen, dass die externen Ausdrücke einer normalen Sprache Lext — gesprochen oder geschrieben — einem entsprechenden internen Ausdruckssystem Lint korrespondieren. Diese internen Ausdrücke lassen sich mit möglichen internen kognitiven Sachverhalten sehr flexibel assoziieren. Die Beziehung zwischen den Ausdrücken Lint einer internen Sprache und selektierten internen kognitiven Sachverhalten kann man mathematisch als eine Abbildungsbeziehung sehen, etwa wie folgt:

μ : Lint <—> Kognition

Das Zeichen ‚μ‘ steht dann für ‚meaning‘ = ‚Bedeutung‘ und ist der Name für diese Abbildungsbeziehung, innerhalb deren kognitive Elemente Ausdrucks-Elemente ‚ Lint zugeordnet werden. So kann der Ausdruck z.B. lauten ‚Tasse‘ und über die Bedeutungsfunktion wird der Ausdruck solchen Wissenselementen zugeordnet, die aus der Wahrnehmung und dem Gebrauch eines Gegenstandes resultieren, von dem wir gelernt haben, diesen Gegenstand mit dem Ausdruck ‚Tasse‘ zu verknüpfen. Da die Alltagssituationen, in denen ein Akteur einen Sachverhalt samt den zugehörigen sprachlichen Ausdrücken kennen lernt, sehr vielfältig sein können, können die Bedeutungen zwischen verschiedenen Akteuren stark variieren. Bedeutung ist also kein ‚Gegenstand‘, sondern Bedeutung ist ein Beziehungsfeld, innerhalb dessen Ausdrücke auf etwas anderes verweisen und dieses andere steht nicht für sich alleine, sondern ist wissensmäßig/ kognitiv mit dem Ausdruck verbunden.[2] Ohne solch eine gewusste Beziehung ist irgendein Gegenstand keine Bedeutung und irgendein Ausdruck hat keine Beziehung zu irgendwas. Dieses Bedeutungsbeziehung existiert nur in unserem internen Wissen, muss gelernt werden, ist von daher dynamisch, adaptiv, offen, kontinuierlich veränderbar.

Empirisch – Subjektiv – Abstrakt

Sachverhalte, die zwischen verschiedenen Akteuren entweder gegeben sind oder sich ereignen können, so, dass sich die verschiedenen Akteure einigermaßen darüber einigen können, ob diese Sachverhalte vorliegen oder nicht, werden hier als empirisch aufweisbar oder objektiv angenommen.

Sachverhalte, die nur als interner Zustand in einem Akteur gegeben sind, werden hier als nicht empirisch bzw. als subjektiv angenommen.

Die Wahrnehmung einer Tasse als solche ist primär subjektiv, aber, insofern diese Tasse tatsächlich auch als empirisches Objekt existieren kann, auf die sich auch ein anderer Akteur beziehen kann, handelt es sich um einen subjektiven inneren Zustand, der mit einem empirischen Außenereignis korreliert. Diesen Sachverhalt kann man sich auch dadurch klar machen, dass sämtliche körper-externen Ereignisse — und auch alle Körperereignisse außerhalb des Gehirns — für das Gehirn als solches nicht existieren, es sei denn, es gibt eine Signalkette über Sensoren (Augen, Ohren, Tastsinn, …) über Nervenleitungen zum Gehirn, wo diese Signalmengen auf unterschiedliche Weise verarbeitet werden.[1] Es ist dann Sache des Gehirns, was es aus diesen Signalen macht. Dass wir ständig das Gefühl haben, mitten in einer dreidimensionalen Körperwelt zu leben, ist ausschließlich eine Rechenleistung des Gehirns, das uns aus den vielen Millionen Einzelsignalen das Modell einer virtuellen Welt errechnet, die wir als die reale Welt nehmen, obwohl es nur die Welt in unserem Kopf ist.

Die Beziehung zwischen innerer virtueller Welt und empirischer Körperwelt ‚da draußen‘ ist also schon im Ansatz nicht ganz einfach. Die Vielseitigkeit unserer normalen Sprache fügt dieser Beziehung noch viele weitere Akzente hinzu.

Ein Aspekt ist die Abstraktion. Unser Gehirn verarbeitet die hereinkommenden sensorischen Signale schon auf sehr früher Stufe zu abstrakten kumulierenden Prototypen von sensorischen Ereignissen, die sich beliebig weiter verallgemeinern lassen. Die normale Sprache benutzt daher überwiegend Allgemeinbegriffe (Haus, Tasse, Hund, Baum, …), die sich auf diese abstrakten kumulierenden Prototypen beziehen. Ein Ausdruck wie ‚Gibst Du mir mal die Tasse‘ ist von daher rein sprachlich extrem vieldeutig, da der Allgemeinbegriff ‚Tasse‘ hunderte, tausende von verschiedene konkrete Objekte meinen kann. Das ist im Prinzip sehr ökonomisch: mit einem Wort kann man tausende von verschiedene Objekte bezeichnen. Welches Objekt konkret gemeint ist, muss dann jeweils die jeweilige Redesituation entscheiden. Wenn sich auf dem Tisch nur ein einziger Gegenstand befindet, auf den Eigenschaften des Ausdrucks ‚Tasse‘ zutreffen, dann ist klar, welcher Gegenstand gemeint ist. Sollten mehrere Gegenstände auf dem Tisch sein, die alle ‚irgendwie‘ eine Tasse sein könnten, dann müsste man auf solche Eigenschaften abheben, die der eine intendierte Gegenstand anders hat als die anderen. So könnte eine Tasse rot sein, alle anderen nicht, oder größer, oder kleiner, voll oder nicht voll usw. Wären alle von ihren Eigenschaften her ununterscheidbar, dann bleibt nur noch das Hinzeigen auf den Ort des Gegenstandes, da räumliche Objekte in der Alltagswelt einzigartig sind: In der alltäglichen Körperwelt kann sich auf dem gleichen Platz immer nur ein Gegenstand befinden, nicht zugleich auch ein anderer.[3]

Da unser Gehirn beliebige Abstraktionen ausbilden kann, also nicht nur ausgehend vom sinnlichen Ereignissen, sondern auch von schon gegebenen Abstraktionen, kann die Ermittlung der beteiligten Eigenschaften schwierig werden. So können wir z.B. die Gegenstände in einem Zimmer einigermaßen einzelnen aufzählen (z.B. in einer Inventarliste), und dann können wir versuchen, die Inventarlisten von von mehreren Zimmern einer Wohnung dahingehend zu verallgemeinern, dass wir Klassen von Gegenständen bilden. Also Raum 1 hat einen Stuhl mit Tisch und eine Tischlampe; Raum 2 hat ein Bett mit kleiner Kommode und Nachttischlampe; Raum 3 hat einen Herd, einen Kühlschrank und ein Waschbecken … Raum 1 könnte als ein Arbeitszimmer deklariert werden, Raum 2 als ein Schlafzimmer und Raum 3 als eine Küche. Gäbe es jetzt Beschreibungen von verschiedenen Wohnungen, dann wäre die Frage, ob sich die Bezeichnungen Arbeitszimmer, Schlafzimmer und Küche unterscheiden könnten: Welche anderen Möbel würde man in anderen Wohnungen in den einzelnen Räumen finden? Was passiert, wenn man Arbeiten und Schlafen oder Arbeiten und Kochen verbindet?

Man erahnt, wie die Beschreibung unserer Welt mit Hilfe der Sprache eine ambivalente Angelegenheit ist: einerseits ermöglicht die Sprache uns beeindruckende Beschreibungs- und damit Strukturierungsleistungen, die innerhalb einer Kommunikation komplexe Koordinierungsleistungen erlauben. Zugleich besteht aber allgegenwärtig die Gefahr, dass wir uns durch die großen Interpretationsspielräume individuell Vorstellungen von dem Gemeinten machen, die mit dem, was der Autor tatsächlich gemeint hat, nicht völlig übereinstimmen; schlimmstenfalls verstehen wir genau das Gegenteil von dem, was der andere hat sagen wollen.

Natürliche Intelligenz

Im Zeitalter der künstlichen Intelligenz kann man beobachten, dass wir real in Gefahr sind, die ungeheure Kraft der natürlichen Intelligenz menschlicher Gehirne, wie sie sich im Medium der normalen Sprache Ausdruck verleihen kann, mehr und mehr aus dem Blick zu verlieren. Die Einschränkung von künstlicher Intelligenz auf formale Sprachen und formale Strukturen ist viel gravierender, als die meisten es zur Zeit wahrhaben wollen.

Das oksimo Paradigma geht einen anderen Weg. Hier darf die volle Bandbreite der natürlichen Sprache benutzt werden, was nur möglich ist, weil die volle Breite der natürlichen Intelligenz von menschlichen Akteuren eingebracht werden darf; keine künstliche Beschränkung auf Formalismen, die das menschliche Denken künstlich — und unnatürlich — einschränken.

EINFACHE BEISPIELE

Um anzudeuten, was es bedeutet, die volle Bandbreite der natürlichen Intelligenz in Verbindung mit normaler Sprache nutzen zu können, hier ein paar einfache Beispiele.[4]

Im Rahmen der drei Dimensionen Ausgangslage, Ziel und Weg gibt es eine nahezu beliebige Vielfalt, die alle dem Format eines Prozesses folgen.

Ausgangslagen

Hier einige Beispiele:

(1) S = {In dem Ort X gibt es keinen natürlichen Treffpunkt für die Bürger. Der Ort entsozialisiert seine Bürger. Dies ist schlecht für ein gemeinsames demokratisches Bewusstsein}

In diesem Text kommen abstrakte Begriffe vor wie z.B. ‚entsozialisiert‘ und ‚demokratisches Bewusstsein‘. In der Alltagssprache ist so etwas zulässig. Es liegt dann in der Verantwortung der Beteiligten, diese Begriffe soweit zu konkretisieren (zu ‚operationalisieren‚), so dass alle Beteiligten verstehen, was sie damit meinen. Zu sagen, dass es etwas nicht gibt macht im Alltag Sinn, wenn man das, dessen Fehlen man konstatiert, aus anderen Zusammenhängen schon kennt.

(2) S = {Im Ort X ist die Bürgerbeteiligung an der lokalen Politik nahezu Null. Die Bürger wissen kaum, was die lokalen politischen Gremien so tun. Die Bürger wissen kaum, wie sie Zugang zu den lokalen politischen Prozessen finden können}

Der abstrakte Leitbegriff Bürgerbeteiligung muss soweit konkretisiert werden, dass klar ist, welche konkreten Tätigkeiten möglich wären und was der einzelne tun kann, um sich dabei zu beteiligen.

(3) S = {Der deutsche Bundestag verkörpert das Prinzip einer repräsentativen Demokratie. Die einzelnen Abgeordneten können zwischen den Wahlen machen was sie wollen, solange sie die Mehrheit haben. Die einen schreiben Gesetze für die Finanzindustrie. Andere dienen der Agrarindustrie. Wieder andere verhindern wirksame Maßnahmen gegen organisierte Kriminalität}


Diese sehr abstrakten Aussagen, hinter denen sich viele komplexe Prozesse verbergen, soweit konkretisieren zu können, dass sie sich anhand von konkreten Akteuren und Prozessen ausweisen lassen, ist eine schwierige Aufgabe. Dennoch müsste sie geleistet werden, soll Deutschland nicht in eine vollständige strukturelle Korruption abgleiten.

(4) S = {Die Uhr zeigt 12:30. Gerd verspürt ein Hungergefühl}

Während die Angabe der Uhrzeit für alle Beteiligten im Prinzip als empirisches Phänomen wahrgenommen werden kann, ist die Aussage über das Hungergefühl vom Akteur Gerd eine Aussage über einen inneren Zustand des Akteurs Gerd, von dem eigentllich nur der Akteur Gerd selbst etwas wissen kann. Der Ausdruck „Gerd verspürt ein Hungergefühl“ kann also auf eine Selbstaussage zurück gehen oder ist eine Fremdaussage, in der eine Vermutung über den inneren Zustand eines anderen Akteurs ausgedrückt wird.

(5) S = {Menschen haben Stoffwechselprozesse, die Energie verbrauchen. Ab einem bestimmten Punkt kann sich der Energieverbauch als subjektives Hungergefühl äußern. Der Akteur Gerd ist ein Mensch}

Im oksimo Paradigma kann man die Beschreibung einer Ausgangslage auf viele verschiedene Texte verteilen. So könnte man zu Text (4) noch Text (5) verfasst haben, in dem ein bestimmtes Wissen über Menschen ausgedrückt wird. Dieser Text (5) enthält viele Begriffe, für die man ein spezielles Fachwissen benötigt, um sie wirklich verstehen zu können. Wenn man allerdings ‚weiß‘, dass der Akteur ‚Gerd‘ ein ‚Mensch‘ ist, dann kann man den Akteur Gerd mit diesem allgemeinen Wissen über Menschen in Verbindung bringen (nicht zuletzt auch deshalb, weil man selbst ein Mensch ist und Hungergefühle kennt). Dieses Hintergrundwissen ermöglicht dann die Generierung einer Hypothese über das mögliche Hungergefühl des Akteurs ‚Gerd‘.

Visionen (Ziele)

Neben einer gewählten Ausgangslage braucht es im oksimo Paradigma auch Visionen von möglichen Zielen: wo will man hin? Ohne explizite Visionen steht alles still, dreht sich alles im Kreis, gerät ein System in eine Abwärtsspirale. Wie aber kann man sinnvolle Ziele beschreiben?

Da Zukunft grundsätzlich kein normales Objekt weder der Wahrnehmung noch des Denkens ist, sondern ausschließlich in Form von Arbeitshypothesen existieren kann, als Ergebnis von Hochrechnungen, ist der Status einer zukünftigen Situation immer hochgradig unsicher. Ohne eine Vision geht gar nichts; mit einer Vision kann etwas gehen, aber die Qualität einer Vision ist wichtig! Aus Unsinn kann nur Unsinn und Niedergang folgen. Was aber sind die Kriterien von Sinn?

Auf jeden Fall kann eine Vision nur einen Zustand in einer möglichen Zukunft meinen, der so noch nicht eingetreten ist, von dem man aber — aus welchen Gründen auch immer — annimmt, dass er möglich und wünschenswert ist. Wie beschreibt man Zukunft?

(V1) Im Fall der Ausgangslage (1) könnte eine mögliche Vision etwa so aussehen: V = {Im Ort X gibt es einen natürlichen Treffpunkt für die Bürger. Dort entstehen spontan viele soziale Kontakte. Dies ist für ein gemeinsames demokratisches Bewusstsein eine gute Voraussetzung}

(V2) V = {Im Ort X ist die Bürgerbeteiligung an der lokalen Politik sehr lebhaft. Die Bürger wissen immer mehr, was die lokalen politischen Gremien so tun. Die Bürger wissen immer besser, wie sie Zugang zu den lokalen politischen Prozessen finden können}

(V3) V = {Die einzelnen Abgeordneten des Deutschan Bundestages, die zur Regierungskoalition gehören, arbeiten gegenüber der Öffentlichkeit maximal transparent. Das notwendige Expertenwissen wird über öffentlich zugängliche Plattformen allgemein verständlich dargestellt. Abstimmungen folgen strikt den zuletzt öffentlich ausgearbeiteten Texten. Alle Maßnahmen werden vor der Verabschiedung immer auf mögliche Nebenwirkungen und auf mögliche Umsetzungsanforderungen kritisch überprüft, mindestens von den möglichen Betroffenen selbst. Jeder Bürger hat im Prinzip die Möglichkeit, seine Meinung direkt einzubringen. Der Mißbrauch des Parlaments für einzelne Lobbygruppen ist nicht möglich}. Eine solche Vision ist ‚mehr als Nichts‘, verlangt aber natürlich im Detail viele Klärungen: sie ist letztlich hochkomplex, und selbst wenn Transparenz und Mitsprache real möglich sein sollte, haben alle notwendigen Entscheidungen immer einen ganze Palette von Optionen. Diese zu ausführbaren Beschlüssen zusammen zu führen, verlangt weit reichende Fachkompetenzen, deren Verfügbarkeit weder garantiert ist, noch ist es immer klar, welchen ‚Wert‘ ein verfübares Wissen hat: die ‚herrschende Meinung‘, der sogenannte ‚Mainstream‘, ist meistens in vielen Bereichen falsch. Dagegen eine ‚abweichende Meinung‘ zu vertreten ist niemals einfach.

(V4) V = {Gerd ist nicht hungrig}. Die Beschreibung der Abwesenheit eines subjektiven Zustands, der als unangenehm empfunden werden kann, ist klar. Wie diese Vision eingelöst werden kann, erlaubt viele verschiedene Wege, die nur im Zielzustand übereinstimmen.

NACHBEMERKUNG

Die vorausgehenden Gedanken können nur die Grundidee von ‚Bedeutung‘ im Kontext von Ausgangslagen und Visionen andeuten. In der realen Welt, im realen Leben, das wir nachhaltig erhalten wollen, wird es letztlich immer nur darauf ankommen, ob wir uns über Sachverhalte soweit verständigen können, dass wir zu gemeinsamen Handlungen finden können, die zu eben jenen nachhaltigen Zuständen für uns alle führen. Da niemand heute über das notwendige und beste Wissen für das Morgen verfügt, bleiben immer viele Spielräume in den Optionen. Fehler sind grundsätzlich nicht vermeidbar; aber, vielleicht lernen wir daraus. Menschen verfügen grundsätzlich über eine Lernfähigkeit.

ANMERKUNGEN

[1] Die Details dieser Verarbeitung sind Gegenstand der Gehirnwissenschaft in Zusammenarbeit mit der Psychologie, oft auch Neuropsychologie genannt.

[2] Im Grenzfall kann ein Ausdruck auch auf einen Ausdruck verweisen — sogar ‚auf sich selbst‘ — , da Ausdrücke als geäußerte Ausdrücke auch zu Gegenständen werden, auf die man sich beziehen kann.

[3] In der Quantenmechanik gilt all dies natürlich nicht. Deswegen hat die Quantenmechanik auch ein nicht geringes Problem, einen Zusammenhang herzustellen zwischen der allgemeinen Theorie von Wahrscheinlichkeitsräumen und einer einzigen konkreten Welt.

[4] Viel mehr Beispiele findet man in den anderen Posts dieses Blogs.

OKSIMO – Wer und was ist Oksimo?

UNIVERSELLE PROZESSPLANUNG
15.März 2021 – 26.Januar 2022
URL: oksimo.org
Email: info@oksimo.org

WISSENSBAUM

Dieser Text ist Teil des oksimo.org Projektes

OKSIMO ALS WERKZEUG

Zuallererst ist oksimo eine Softwareumgebung, die es beliebig vielen Menschen erlaubt, alleine oder zusammen Prozesse zu planen, indem sie von einer Ausgangslage ausgehend solche Ereignisse oder Aktionen zusammen stellen, die zu einem — oder mehreren — Zielen führen. Ein Ziel entspringt einer Vision, was möglich sein könnte und was man erreichen will.

OKSIMO IN DEINER SPRACHE

Um mit oksimo zu arbeiten, muss man keine spezielle Sprache lernen! Es wird die Sprache benutzt, die im Alltag normalerweise gesprochen wird. Jede Alltagssprache ist möglich (zu Beginn werden allerdings noch nicht alle Zeichensätze unterstützt). Alle Texte, die benötigt werden, sind dann in Deutsch oder Englisch oder …. Da die Alltagssprache aus sich heraus beliebig erweitert werden kann, ist sie die stärkste Sprache, die es gibt.

OKSIMO ZUM LERNEN

Bei der gemeinsamen Ausarbeitung eines Plans kann viel gelernt werden. Man kann aber auch einen Prozess übernehmen, den andere schon fertig ausgearbeitet haben, und sich diesen vorführen lassen, indem man den Simulator aktiviert, der in oksimo eingebaut ist. Eine mögliche Erweiterung könnte auch ein Spielmodus sein, in dem man — zusammen mit anderen — in dem Prozess eine Rolle übernimmt und selbst handelt.

ALTERNATIVEN MITDENKEN

Was das Leben im Alltag einerseits interessant, andererseits aber auch schwer machen kann, das ist die große Vielfalt an Möglichkeiten, Interessen und Zielen. Ist es schon nicht leicht, für sich alleine alle Ziele unter einen Hut zu bringen, so erscheint die Abstimmung mit anderen oft aussichtslos. Oksimo bietet die wunderbare Möglichkeit, beliebig viele verschiedene Pläne quasi ‚auf Knopfdruck‘ zu einem Plan zu vereinen, um dann mit dem eingebauten Simulator sichtbar zu machen, wie sich diese Pläne miteinander vertragen. Interessant sind die Punkte, wo Pläne miteinander in Konkurrenz treten: warum ist das so? Ist es schwerwiegend ? Gibt es Alternativen? Änderungen können direkt vorgenommen und ausprobiert werden. Man spricht miteinander und schaut sich an, was passiert … (Interessant ist auch, dass man in oksimo ein Ziel in Form von vielen Teilzielen darstellen kann, wobei Ziele während des Prozesses sich sogar ändern können!).

MESSWERTE SIND WILLKOMMEN

Natürlich brauchen wir im Alltag auch Zahlen und Messwerte, um quantitative Sachverhalte beschreiben und kommunizieren zu können. Als Teil der Alltagssprache ist dies normal. Ich brauche 250 Gramm von …, Es ist 22 Grad warm … Dies Teil wiegt 200 kg … Unsere Ausgaben lagen im letzten Monat bei 300.000 Euro … Oft brauchen wir diese Zahlen auch in Echtzeit, z.B. den Verkehrsfluss auf einer Haupteinfallstraße einer Stadt. Solche Werte — oft Parameter genannt — lassen sich in oksimo ganz normal benutzen, auch in Echtzeit über Internetverbindungen. (Zur Verfügbarkeit dieser Eigenschaften siehe die Angaben zur oksimo Roadmap.)

INTELLIGENTE UNTERSTÜTZUNG

Der Begriff ‚Künstliche Intelligenz [KI]‘ ist heute in aller Munde. Meistens ist leider nicht genau definiert, was man unter KI versteht. In oksimo ist ganz klar, was mit künstlicher Intelligenz gemeint ist: während der Prozessplanung, bzw. dann auch bei fertig geplanten Prozessen, gibt es Algorithmen, die in den von Planern gesetzten Rahmenbedingungen alle möglichen Alternativen zusammen mit ihren Bewertungen ausloten und dann auf die jeweils interessanten Fälle aufmerksam machen können. Hier macht künstliche Intelligenz Sinn: sie ergänzt die menschliche Intelligenz dort, wo diese schwach ist (Unmengen von Möglichkeiten durch zu testen), und sie wartet dort ab, wo sie unfähig ist (bei der Vorgabe der Rahmenbedingungen).(Zur Verfügbarkeit dieser Eigenschaften siehe die Angaben zur oksimo Roadmap.)

FÜR NACHDENKER

Wem die bisher aufgeführten Möglichkeiten noch nicht genug sind, der kann sich an mehr theoretischer Kost versuchen: die universelle Prozessplanung von oksimo kann man auch verstehen als Theorie-Entwicklung und als das Testen von Theorien. Für eine erste Orientierung, was eine Theorie ist, kann man z.B. das Buch ‚The Logic of Scientific Discovery‘ von Karl Popper lesen, oder sich der daran anschließenden kritischen Diskussion auf dem Theorie-Blog uffmm folgen. Auf dem Blog uffmm.org werden auch weitere Theriekonzepte diskutiert.

OKSIMO: GESCHICHTE DES NAMENS

Der Name ‚oksimo‘ hat eine Geschichte. Im Jahr 2009 gab es unter Leitung von Prof. Dr. Gerd Doeben-Henisch (FUAS, Frankfurt University of Applied Sciences) ein Softwareprojekt gleichen Namens (wikipedia oksimo: https://de.wikipedia.org/wiki/Oksimo). Voll ausgeschrieben Open Knowledge SImulation MOdeling (OKSIMO) kommt zum Ausdruck, dass es um die generelle Idee ging, Wissen allgemein, als offenes Wissen, durch Modelle und Simulationen, zu unterstützen. Dazu hatte Volker Lerch (damals Mitarbeiter von Prof. Doeben-Henisch an der FUAS) ein sehr schönes grafisches Interface programmiert. Das Projekt scheiterte damals an eher banalen Umständen: auf dem Höhepunkt der Bekanntheit — mehr als 1 Mio Klicks pro Tag — war das kleine Entwicklungsteam der Nachfrage nicht mehr gewachsen. Auch gab es noch Probleme in der theoretischen Grundlage der Verarbeitung der grafischen Modelle. Und schließlich: eine grafische Oberfläche ist eine grafische Oberfläche, eine mit speziellen Programmiersymbolen; das ist keine allgemeine Kommunikation. Das aktuelle oksimo von 2021 (‚oksimo reloaded‘) unterscheidet sich vollständig von oksimo 2009, außer in der Intention: so viel Menschen wie möglich darin zu unterstützen, gemeinsam ihr Wissen über die Welt zu verbessern.

OKSIMO: KIND DES ENGINEERINGS

Damit die oksimo Software das ‚Licht der Welt‘ erblicken konnte, ist viele Jahre sehr viel gedacht worden. Der stärkste Einfluss kommt sicher aus dem Bereich Engineering, genauer, Arbeiten zum Thema Mensch-Maschine Interaktion [MMI] als Teil des Systems Engineering [SE]. Wer dazu mehr wissen will, kann den Engineering Blog uffmm.org anklicken.

OKSIMO SOFTWARE VERFÜGBARKEIT

Siehe dazu die Angaben zur oksimo Roadmap.