Eine ‚NET‘ — eine ‚Nachhaltige Empirische Theorie‘ — ist ein neues Konzept, in welchem der klassische Begriff der ‚Empirischen Theorie (ET)‘ (1) um das Konzept von ‚Zielen‘ erweitert wird, darüber hinaus wird aber auch (2) das Sprachkonzept radikal verändert: als Standard wird mit ‚Alltagssprache‘ gearbeitet.
Eine NET umfasst folgende Komponenten [1]:
Die Beschreibung einer ‚Ausgangslage‘, der alle zustimmen können.
Eine Liste von möglichen ‚Veränderungen‘, die eine gegebene Situation verändern können.
Ein ‚Anwendungsvorschrift‘ die besagt, wie man mögliche Veränderungen so auf eine gegebene Situation anwenden kann, so dass mit dieser Anwendung eine neue, veränderte Situation entsteht.
Falls Ziele formuliert wurden, können diese dazu benutzt werden, um im Rahmen einer ‚Auswertung‘ zu prüfen, wieweit eine aktuelle Situation schon einem angenommenen Ziel nahe kommt.
Damit können alle Bürger mitverfolgen, was in einer nachhaltigen empirischen Theorie beschrieben wird und welche möglichen Konsequenzen sich daraus ergeben können.
Diese neue Option mit einer NET ermöglicht das Konzept einer Citizen Science 2.0
Als 1987 der sogenannte Brundtland-Report der Vereinten Nationen das Nachdenken über eine globale ’nachhaltige Entwicklung‘ eröffnete war das Prinzip der ‚Nachhaltigkeit‘ selbst schon seit gut 3.5 Milliarden Jahren das Grundprinzip der biologischen Evolution auf dem Planet Erde. Uns Menschen (optimistisch ‚homo sapiens‘ getauft) gibt es z.B. nur, weil die gesamte Biosphäre vom ‚Kern‘ her Nachhaltigkeit lebt.
Dieser Kern der Nachhaltigkeit repräsentiert sich im Rahmen eines Wechselspiels zwischen biologischen Populationen und einer realen Umgebung. Angesichts der anhaltenden Veränderungen des Systems Erde (als Teil des Sonnensystems, als Teil …) konnte sich das biologische Leben nur behaupten, weil es in seiner ‚Reproduktion‘ programmatisch eine radikale ‚Diversität‘ schuf, die — bislang zumindest — vielfältig genug war, um das unausweichliche ‚Scheitern‘ von Konzepten durch ‚funktionierende Lösungen‘ auszugleichen. Der ‚Überschuss‘ an Lösungen war die schmale Brücke in eine mögliche, jederzeit ‚unbekannte Zukunft‘.
Während der Evolution bis zum Erscheinen des homo sapiens war ‚Innovation durch Vielfalt‘ gepaart mit ‚Nutzung bisheriger Erfolge‘, eine Kombination, welche sogar Dinge möglich machte, die als maximal unwahrscheinlich galten.
Nachhaltigkeit mit dem Menschen
Die Teilpopulation des homo sapiens veränderte dieses bis dahin geltende globale Schema durch eine qualitativ neue Fähigkeit: die ‚Simulation‘ neuer Möglichkeiten im Gehirn, gepaart mit einer neuen ’symbolischen Kommunikation‘, die potentiell neue Formen von ‚Kooperation‘ zwischen Gehirnen möglich machte. Statt wie bisher, ‚blind‘ abwarten zu müssen, was die Zukunft bringt, und dafür ‚blind‘ Innovationen ‚ins Blaue‘ generieren zu müssen, von denen viele scheiterten, konnte die homo sapiens Teilpopulation jetzt ansatzweise ‚vermutete Zukunft‘ vorweg nehmen und konnte die vorhandenen Ressourcen ‚gezielter‘ einsetzen.
Fahren wir Menschen das Leben ‚an die Wand‘?
Wie der weitere Gang der Evolution — die letzten ca. 300.000 Jahre mit dem Homo sapiens — zeigt, ist dieses neue Prinzip einer ‚gedanklichen Vorwegnahme‘ von ‚möglicher Zukunft‘ sehr stark, jedoch auch sehr fehlerbehaftet. Aus Sicht des Jahres 2025 kann man den Eindruck haben, dass die Teilpopulation des homo sapiens die Biosphäre gerade mal ‚an die Wand‘ fährt. Fehler gehören schon immer zur biologischen Evolution. Bislang gab es neben den ‚Fehlern‘ aber immer genügend ‚funktionierende Alternativen‘. Wo sind diese im Fall der homo sapiens Teilpopulation, die dank ihrer neuen Fähigkeiten den gesamten Planeten in Besitz genommen hat, und zwar auf eine Weise, die allen anderen Lebensformen immer mehr ihre Lebensgrundlage entzieht, und dabei zugleich ihre eigene Lebensgrundlage vernichtet. Wo soll hier noch Raum für eine innovative Alternative sein?
Citizen Science 2.0 als Chance
Mit der Verfügbarkeit des Konzepts ‚Citizen Science 2.0′ eröffnet sich im Prinzip die Möglichkeit, dass alle Menschen mit ihrer ’normalen Sprache‘ die ‚Realität der Veränderungen‘ auf diesem Planeten so sichtbar machen können, dass gemeinsam gelernt werden kann, welche Ziele auf Dauer welche Wirkungen haben werden.
Der Begriff ‚Citizen Science 2.0‘ stellt eine weitreichende Erweiterung des ursprünglichen Begriffs ‚Citizen Science‘ dar. Aus der Grundidee, dass in einer Citizen Science ‚Nicht-Wissenschaftler‘ den ‚Wissenschaftler‘ auf vielfache Weise ‚helfen können‘ [1], wird im Begriff ‚Citizen Science 2.0‘ die Trennung zwischen ‚Wissenschaftler‘ und ‚Nicht-Wissenschaftler‘ zumindest auf der Sprachebene aufgehoben. Im Rahmen der ‚Citizen Science 2.0‘ wird der Begriff einer ‚Nachhaltigen Theorie‘ als Grundbegriff verwendet und hier werden alle Texte in Alltagssprache abgefasst. Eine nachhaltige empirische Theorie erlaubt es zudem, mögliche ‚Veränderungen‘ der beschriebenen Welt direkt in Form von ‚Simulationen‘ anzuzeigen. Damit kann jeder Bürger auch mögliche Zukunftsszenarien sichtbar machen.