THEORIE-BOX: GRUNDBEGRIFFE ALS BAUKASTEN

(Letzte Änderung: 18.Mai 2023)

–!! Noch nicht abgeschlossen . Erläuterung der Diagramme fehlen !!–

KONTEXT

Dieser Text ist Teil des Lehrprojektes ‚Citizen Science für Nachhaltige Entwicklung‘ im Sommersemester 2023.

ZUSAMMENFASSUNG

Es werden die Begriffe ‚Fiktiv-Empirisch‘, ‚(Fiktive oder Empirische) Theorie‘ ohne und mit ‚Prognosen‘, ‚(Fiktive oder Empirische) Nachhaltige Theorie‘ mit ‚Prognosen‘ sowie ‚Spiel als Nachhaltige Theorie‘ aufeinander aufbauend eingeführt. Es folgt eine kurze Anleitung zur ‚Spielentwicklung‘ mit wissenschaftlicher Absicherung. Abschließen erste Überlegungen zur Natur, Herkunft und Rolle von ‚Präferenzen‘.

FIKTIV – EMPIRISCH

(FIKTIVE oder EMPIRISCHE) THEORIE

(FIKTIVE oder EMPIRISCHE) THEORIE mit PROGNOSEN

Dis bisherigen Konzepte erklären, was der Unterschied zwischen ‚fiktiv‘ und ‚empirisch‘ ist, und was die wichtigsten Elemente einer ‚Theorie‘ sind. Das Konzept ‚Nachhaltigkeit‘ kam noch nicht vor. Dieses ist aber heute — nahezu — ‚in aller Munde‘. Was soll man sich darunter vorstellen? Wie passt dies zu den bisherigen Konzepten?

NACHHALTIGKEIT: starke und einfache Nachhaltigkeit

Wie im einführenden Text zur Lehrveranstaltung ausführlich dargestellt wurde, verlangt die Ermöglichung des ‚Fortbestands‘ einer Population auf dem Planet Erde nicht nur die generelle Fähigkeit, die materiellen Strukturen des Lebens verändern zu können, sondern darüber hinaus auch ’steuernder Fähigkeit‘ durch mögliche ‚Bewertungen‘, welche der erkannten möglichen Optionen die ‚bessere‘ zu sein scheinen, um einen Fortbestand von möglichst vielen zu ermöglichen. Nur in solch einem Zusammenwirken von ‚Verfügbarkeit materieller Ressourcen‘ mit ‚Verfügbarkeit kognitiver und emotionaler Ressourcen für Bewertungen‘ erschießt sich eine ‚mögliche Zukunft‘.

In der ‚Tagesdiskussion‘ über Nachhaltigkeit beschränkt sich die Betrachtung von Nachhaltigkeit sehr oft nur auf die Frage der Verfügbarkeit von bestimmten ‚materiellen Ressourcen‘ (z.B. ‚Trink-Wasser‘, ‚Nahrung‘, ‚Energie‘) und deren möglichen ‚Erschöpfung‘ bzw. deren mögliche ’negativen Nebenwirkungen‘ (z.B. ‚Zerstörung von Biodiversität‘, ‚Vergiftung von Böden‘, ‚Vermüllung der Ozeane durch Plastik‘).

Diese eher eingeschränkte Perspektive des Diskurses über Nachhaltigkeit soll hier ‚einfache Nachhaltigkeit‘ genannt werden, und jene mit der umfassenden Perspektive ’starke Nachhaltigkeit‘.

(FIKTIVE oder EMPIRISCHE) NACHHALTIGE THEORIE

SPIEL als eine (FIKTIVE oder EMPIRISCHE) NACHHALTIGE THEORIE mit PROGNOSEN

THEORIE-BASIERTE SPIELE ENTWICKLUNG

Nach der Klärung der Grundbegriffe deutet sich an, in welcher Weise man ‚iterativ‘ ein ‚Spiel‘ zu einem Thema (zu einer Problemstellung) entwickeln kann. Hier in einem kurzen Überblick.

  1. Es gibt ein Thema/ eine Problemstellung (z.B. Bevölkerungsentwicklung).
  2. Es ist klar, auf welches Raumgebiet sich das Thema bezieht und es ist klar ab welchem Zeitpunkt man das Thema in seiner möglichen Dynamik betrachten will und in welcher zeitlichen Erstreckung hinter diesem Zeitpunkt (z.B. ab 2023 und dann ca. 30 Jahre, bezogen auf verschiedene Kommunen; mindestens eine Kommune pro Spieler))
  3. Für ein ‚Spiel‘ benötigt man minimale Bewertungen, wann eine Partei ‚gewonnen‘ und wann ‚verloren‘ hat. Man muss versuchen, mal mit einer möglichen Form von Bewertung zu starten (im Fall der Bevölkerungsentwicklung ist nicht so ganz klar, was ist ‚wünschenswert‘: mehr Einwohner, weniger, konstant, mehr Geburten, mehr Sterbefälle, …. Angenommen hier, man hat gewonnen, wenn man nach 30 Jahren die Zahl der Einwohner in seiner Kommune ‚möglichst konstant‘ gehalten hat.).
  4. Man muss eine Ausgangslage festlegen, mit der ein Spiel starten soll. Dazu gehören minimal folgende Elemente:
    • Wie viele Spieler (Spielparteien, Teams,…) können teilnehme? (z.B. vier, jeder mit mindestens einer Kommune)
    • Welche Eigenschaften charakterisieren die Ausgangslage? (z.B.: Anzahl der Einwohner einer Kommune, Geburtenrate bisher, Sterberate bisher, Zuzug bisher, Wegzug bisher, usw.)
  5. Man muss festlegen, welche ‚Veränderungen‘ bezogen auf eine Spielsituation möglich sind. Diese werden in Form von ‚Spielregeln‘ formuliert (Wer darf wann Was Wie tun?)(z.B. wann kann man die aktuelle Zahl der Einwohner E unter Berücksichtigung von Geburten, Sterbefällen, Zuzug und Wegzug in einer Kommune verändern. ).
  6. Man muss eine ‚Spielanleitung‘ formulieren, die beschreibt, wie man die Spielregeln anwenden soll. (z.B. z.B. indem man das Spiel in ‚Spiel-Runden‘ organisiert, jede Spielrunde ein Jahr repräsentiert, und jeder Spieler in einer Runde die Spielregeln auf seine Kommunen ’so und so‘ anwendet).
  7. Testen der bisherigen Annahmen mit richtigen Spielern, ob und wie gut es sich spielen lässt.
  8. Erkennen die Spiele-Entwickler (= Theorie-Produzenten), dass sich die bisherigen Annahmen noch ‚verbessern‘ lassen, dann kann man eine neue Version des Spiels festlegen und alle die Änderungen einarbeiten (Punkte 1-6), von denen man glaubt, dass sie helfen, die Gesamtwirkung des Spiels zu ‚verbessern‘.
  9. Man wiederholt den Punkt 7 (Testen).
  10. Sind die Spiele-Entwickler mit ihrem ‚Werk‘ zufrieden‘, dann geben sie das Spiel frei für den Gebrauch.

Sowohl vor Beginn der Spiele-Entwicklung als auch nach der Spiele-Entwicklung sollten die Spiele-Entwickler, die ja letztlich ‚Theorie-Entwickler‘ sind, klären, welche ‚Erklärungsfunktion‘ ihr Spiel erfüllen soll (vorher) bzw. erfüllt (nach Fertigstellung). Folgende Fragen können hilfreich sein:

  1. Welchen möglichen Bezug zur ‚realen Welt‘ (zu einer realen Kommune) sehen sie?
  2. Wie lassen sich die einzelnen Elemente ihres Spiels in die Sachverhalte der realen Welt abbilden?
  3. Was sind die ‚Stärken‘ ihres Spiels, was die ‚Schwächen‘?
  4. Was kann man aus dem Spiel ‚lernen‘?

Das folgende Schaubild kann den Prozess der Spielegenerierung im Kontext einer empirischen nachhaltigen Theoriebildung zusätzlich kommentieren.

Aus Sicht eines Teams — eine Gruppe von Bürgern, die versuchen, sich ein Bild von bestimmten Prozessen in ihrer Gemeinde zu machen — unterscheidet sich die Perspektive der Erstellung einer (empirischen nachhaltigen) Theorie und jener der Spielegenerierung einerseits, andererseits überlappen sie sich.

THEORIE

Um eine Theorie zu erstellen, müssen sie einerseits einen bestimmten Bereich ihrer Kommune näher untersuchen (Texte, Dokumente, Interviews, Fotos, Videos, spezielle Messungen, …), andererseits müssen sie versuchen, in die Vielfalt der Phänomene eine ‚Ordnung‘ hinein zu bringen (Welche Elemente? Welche Beziehungen? …). Die Ordnung ist ‚konzeptuell‘ und damit immer ‚fiktiv‘, die Beobachtungen sind mehr oder weniger ‚empirisch‘. Im Wechselspiel von ‚fiktiver Ordnung‘ und ‚empirischem Bezug‘ entstehen ‚Konzepte mit empirischem Bezug‘, im Grenzfall eine ‚empirische Theorie‘ (wobei eine ‚Theorie‘ — siehe oben — eine Reihe von strukturellen Merkmalen aufweist).

SPIEL

Bei der Entwicklung eines Spiels verläuft der Prozesse eher umgekehrt: man beginnt mit den ‚fiktiven Konzepten‘, die eine Theorie auszeichnen, und sucht dann dazu ‚passende konkrete Werte‘, die die Konzepte ‚konkret‘ machen. Diese konkreten Werte sind aber in der Regel keine direkten ‚empirischen Daten‘, da dies ein Spiel zu schwerfällig machen würden. Sie haben aber eine gewisse ‚Nähe‘ zu empirischen Phänomenen, so dass ein ‚Transfer‘ zu echten empirischen Phänomenen ansatzweise möglich ist. Bei einem guten Spiel lassen die benutzten Konzepte und die benutzten konkreten Daten aber so viel ‚Nähe‘ zur Realität erkennen, dass man durch das Spiel etwas von der unterstellten Realität im Spielen erkennen und damit über diese Realität lernen kann.

KREATIVES DESIGN

Gegenüber einer Theorie kommt beim Spiel noch eine spezielle Dimension hinzu: das kreative Design. Um die Konzepte und konkreten Werte eines Spiels realisieren zu können muss man dieses in ein ‚konkretes Geschehen umsetzen‘. Eine solche Umsetzung geschieht nicht 1:1, sondern es gibt einen riesigen ‚Raum an Möglichkeiten‘, wie diese Umsetzung stattfinden kann. Für die ‚Ausnutzung dieses Spielraums‘ braucht man das, was salopp ‚Fantasie‘ genannt wird, ‚Kreativität‘. Dies beruht auf Fähigkeiten, die nur begrenzt ‚erlernbar‘ sind. Die einen haben Sie mehr, die anderen weniger. Die gleichen Konzepte und konkreten Werte können im einen ‚Design‘ die potentiellen Spieler faszinieren, und im anderen eben nicht.

PRÄFERENZEN / BEWERTUNGEN/ WERTE … Was ist das? Wo kommen diese her?

(Letzte Änderung: 6.Mai 23)

Bislang wurde der Begriff ‚Nachhaltig‘ nur in Verbindung mit dem Begriff ‚Nachhaltige Theorie‘ verwendet. Eine Theorie wird als ’nachhaltig‘ bezeichnet, wenn ihre theoretisch möglichen Folgezustände (Prognosen, Inferenzen) mit ‚Präferenzen‘ (Normen, Werten, …) in Verbindung gebracht werden. Im Falle einer ‚fiktiven Theorie‘ sind diese Bewertungen dann auch mit einem Vorbehalt versehen: sie bewegen sich im Raum von Prognosen, deren empirischer Gehalt nicht geklärt ist. Im Falle einer Theorie mit nachgewiesenem empirischen Bezug wirken die Präferenzen direkt auf die reale Gestaltung der realen Welt. Sie sind sozusagen ‚folgenschwer‘. Solcherart empirisch gedeutete ‚Präferenzen‘ können sich als ‚falsch‘ erweisen und können damit das Leben real schädigen. Präferenzen haben daher ‚von sich aus‘ (‚a priori‘) nicht notwendigerweise einen absoluten Wahrheitsanspruch. Sie sind immer zurück-gebunden an den verfügbaren Wissensraum, der per se für Menschen ein ‚gewordener‘ ist, ‚endlich‘, ‚hypothetisch‘ und ‚aus sich heraus‘ keine absolute Wahrheit garantieren kann. Trotz ihres generischen fiktiven Charakters müssen sich Präferenz also ebenfalls über eine empirische Deutung ‚bewahrheiten’/ ‚bewähren’/ ‚beweisen‘.

Diese hier praktizierte Kopplung des Begriffs ‚Nachhaltigkeit‘ an einen expliziten Theoriebegriff ist natürlich nicht unausweichlich. Aber da die Struktur einer Theorie die bislang beste bekannte Form ist, um jedwede Form von vorfindlicher Realität ‚zum Sprechen zu bringen‘, soll der Begriff der ‚Nachhaltigkeit‘ hier bei ‚grundsätzlicher Sprechweise‘ immer als Bestandteil einer theoretischen Struktur gesehen werden, die maximal Voraussagen möglich macht.

Diese Überlegungen eröffnen aber eine Denkperspektive, die so bislang in den Überlegungen dieses Blogs noch nicht vorkam (auch nicht in den ‚benachbarten‘ Blogs ‚cognitiveagent.org oder uffmm.org).

Wie die kleine Skizze vom 6.Mai 23 andeutet, führen diese Überlegungen zum ‚Ursprungsort‘ von Präferenzen, und alles deutet darauf hin, dass dieser ‚im Menschen‘ zu suchen ist, und zwar an der Schnittstelle zwischen ‚bewusst – unbewusst‘. Das ‚Bewusstsein‘ ist quasi die ‚Außenseite‘ des ‚Inneren des Körpers‘, eine Art ‚Ereignismembran‘: während im Gehirn zu jedem Zeitpunkt unendliche viele Prozesse gleichzeitig stattfinden — genauso auch in allen anderen Bereichen der Körper-Galaxie –, ist uns selbst nur ein äußerst minimaler Bruchteil dieser Ereignisse ‚bewusst‘; alles andere ist ‚unbewusst‘. Und das, was uns ‚bewusst‘ ist, das sind nicht die ‚Ereignisse selbst‘, die sich im Körper abspielen, sondern das sind ‚Signale‘ im Gehirn, die vielfältige komplexe Transformationen auf dem Weg vom ‚Ereignis-Ursprung‘ zum ‚bewussten Ereignis‘ durchlaufen haben. Und es ist kein Wunder, dass sich die — bis heute kaum erforschte — Vielfalt der Zell-Galaxie des Körpers in ebenso vielfältigen bewussten Ereignissen ‚ausdrückt‘. Philosophen (einige) sprechen im Fall der ‚bewussten Ereignisse‘ auch gerne von ‚Phänomenen‘ als ‚Inhalte unseres Bewusstseins‘. Auch in der Philosophie hat sich herumgesprochen, dass diese ‚Phänomene‘ nicht die ‚ganze Wahrheit‘ repräsentieren; streng genommen repräsentieren sie überhaupt keine Wahrheit, sondern sind ‚Einzelereignisse‘ in einem kaum fassbaren Universum von — weitgehend unbewussten — anderen Ereignissen, die selbst kontinuierlichen Veränderungen unterliegen. Nur im Kontext dieses gigantischen Veränderungsstroms kann es Beziehungen geben, Muster, die auf zugrunde liegenden Strukturen verweisen.

Ohne die noch ausstehenden Überlegungen vorweg zu nehmen lässt sich aber erkennen, dass es innerhalb der bewussten Ereignismenge eine Teilmenge — von mehreren — gibt, die angesichts der Geschichte des menschlichen Handelns äußerst dominant erscheint: das sind jene Phänomene, die wir unter dem Begriff ‚Triebe/ Bedürfnisse‘ versammelt haben: ‚Hunger‘, ‚Durst‘, ‚Sexualtrieb‘, ‚Schlafen‘, … um nur einige zu nennen. Diese Triebe sind mit unserem Körper ‚einfach da‘, werden als solche auch nicht ‚in Frage gestellt‘, sondern sie gehen als stillschweigende ‚Prämissen‘ in alles Handeln und Denken mit ein. Dazu natürlich noch viele andere ‚Verhaltenstendenzen‘, die sich in unserer Körpergalaxie finden.

Langsam scheinen wir Menschen zu ‚erahnen‘, dass das Gesamtverhalten der menschlichen Population nicht nur alles andere Leben langsam zerstört, sondern auch unsere eigene Existenz real bedroht. Aber da unsere sogenannte ‚Rationalität‘ letztlich in unserer eigenen Körperlichkeit und der darin vorfindlichen ‚Dominanz des Unbewussten‘ lokalisiert ist, ist unser Gesamtverhalten letztlich — in der Wurzel — irrational. All unser bisheriges Wissen (auch nicht die neu errungenen digitalen Datentechniken) schützt uns vor unserer eigenen fundamentalen Irrationalität.

Vermutlich ist es zu einfach, diese ‚Irrationalität‘ als unser ‚biologisches Erbe‘ abzutun, da wir ja doch darüber hinaus schon irgendwie ‚rational‘ sein können. Ja, in der Tat, wir haben Fähigkeiten, die angeborene ‚Irrationalität‘ (die uns vielfach aber auch ‚im Leben‘ hält; ohne sie wären wir umgehend tot) ansatzweise zu ‚überwinden‘, indem wir unsere Irrationalität‘ in Handlungs- und Denkmuster ‚integrieren‘, die uns vom ‚Jetzt des Irrationalen‘ befreien, genauso wie unser ‚Gedächtnis‘ uns vom ‚Jetzt des Augenblicks‘ befreit.

Die bisherige Handlungsgeschichte der menschlichen Population liefert Hinweise auf solche Ansätze, aber da diese bislang nicht in eine allgemein anerkannte ‚Neue Gesamtsicht‘ eingearbeitet werden konnten (wer sollte dies tun?), agieren wir in unserem Alltag wie ‚Mücken angesichts des todbringenden Lichts‘.

Dieser Text wird an dieser Stelle beendet.

Es wird vermutlich einige Zeit brauchen, um diese neue Perspektive gedanklich weiter zu klären.

ANMERKUNGEN

[1] Siehe auch den ausführlichen Text hier: https://www.oksimo.org/2023/04/26/konzept-beispiel-zum-thema-bevoelkerungsentwicklung-teil-2-konzept-mit-realen-daten/

WASSER WORKSHOPS in der Reihe ‚Bürger im Gespräch‘ – 7.Mai & 4.Juni 2023

(Letzte Änderung: 16.Mai 2023)

KONTEXT

Der folgende Text ist Teil der Reihe ‚Bürger im Gespräch‘, in der Gemeinde Schöneck.

ZUSAMMENFASSUNG

(Vorläufig)

Nach der Ankündigung für den 7.Mai gab es einen Programmentwurf für den 7.Mai. Nach Begrüßung gab Prof. Gerd Doeben-Henisch eine kurze Einleitung in das Thema, an das sich eine erste Diskussion anschloß, die dann in kleine Arbeitsgruppen überging. Diese stellten Listen von Fragen zusammen, die sich ihnen als Bürger angesichts der Thematik stellen. Nach einer abschließenden Diskussion und einer Absprache für das weitere Vorgehen endete die Veranstaltung.

ANKÜNDIGUNG

WASSER UND SCHÖNECK am So 7.Mai 2023, 11:00 – 13:00, Brendelsaal (Altes Schloß)

Wir haben uns entschieden, als nächstes das Thema WASSER aufzugreifen. Seit dem extrem trockenen Jahren  2018/ 2019 und 2022 nimmt die Diskussion darüber zu, wie viel Wasser wir denn eigentlich haben. Immer mehr Untersuchungen legen den Schluss nahe, dass wir nicht nur weltweit ein großes Wasserproblem haben, auch nicht nur in Europa, sondern auch in weiten Teilen von Deutschland. Was ist mit dem Main-Kinzig Kreis? Was ist mit Schöneck? Die Einführung einer Wasser-Ampel klingt im ersten Moment gut, aber was nützt uns diese, wenn es absehbar eventuell zu wenig oder gar kein Wasser mehr gibt? Was wissen wir über unser Wasser? Welche Quellen stehen uns zur Verfügung? Welche Kapazitäten haben diese? Wie ist deren ‚Regenerierung‘? Wer verbraucht überhaupt Wasser? Wie viel? Viele Fragen stellen sich; wer kann sie beantworten?

In Form eines Workshops werden wir sowohl einige Fakten vorstellen, die bekannt sind; wir werden aber auch gemeinsam solche Fragen zusammen stellen, von denen wir glauben, Sie müssten für uns Bürger geklärt werden. In der Sitzung am So 4.Juni 2023 werden wir dann alle Antworten einsammeln, die wir bis dahin von möglichst vielen Seiten bekommen konnten. Es wird sich dann die Frage stellen, ob uns diese Antworten reichen oder ob wir weitere Aktivitäten entfalten sollten.

Wer eine Blitzeinführung in die Klimasituation in Deutschland lesen möchte, der sei auf den Deutschen Wetterdienst (DWD) verwiesen, der zum Jahr 2022 rückblickend einige interessante Daten zusammengestellt hat: https://www.dwd.de/DE/klimaumwelt/aktuelle_meldungen/230123/artikel_jahresrueckblick-2022.html Und ja, es gibt sehr viele Artikel, Bücher, Videos, Podcasts zum Thema [1]. Wer etwas Interessantes zu erzählen hat, soll dies tun.

PROGRAMMENTWURF für 7.Mai 2023

Blitzkommentar zum Verlauf des Programms am So 7.Mai nach der Veranstaltung: Ja, wir konnten das Programm ziemlich genau so umsetzen. Trotz vieler Feste um uns herum an diesem Sonntag waren wir doch eine lebendige Gruppe von Bürgern aus unterschiedlichsten Bereich, dazu auch wieder neue Gesichter. Mehr Details weiter unten.

KURZEINFÜHRUNG, WARUM WIR NACH DEM WASSER FRAGEN SOLLTEN

Zur Einstimmung in das Thema gab Prof. Dr. Doeben-Henisch, der die Reihe ‚Bürger im Gespräch“ (kurz: ‚BiG‘) moderiert, eine kurze Einführung in das Grundkonzept von Wasserbildung (siehe Bild unten), wodurch ein lebhaftes Gespräch angeregt wurde. Schließlich bildeten sich kleine Gesprächsgruppe (wie im vorausgehenden Wald-Workshop vom 26.3.), die mit Papier und Kugelschreiber ihre Sicht des Problems diskutierten und Fragen festhielten, die ihnen so zum Thema kamen (siehe unten). Diese wurden dann gemeinsam gesichtet und diskutiert. Wie immer war am Schluss die Zeit zu kurz, um alles zu Ende zu diskutieren. Aber, wir hatten ein Stück gemeinsames Denken erlebt und hatten viel mehr Fragen als vorher. Es wurde auch das weitere Vorgehen abgesprochen (siehe unten).

Gerd Doeben-Henisch ist kein Wasserexperte. Durch ein online-Projekt im Sommer 2022 (siehe hier) hatte er aber schon einige Monate lang zusammen mit anderen zum Thema viel recherchiert, diskutiert und (als Wissenschaftler) versucht zu klären, ob und wieweit die verfügbaren Daten ansatzweise ‚Modellierungen‘ zulassen. Das ernüchternde Ergebnis dieses drei Monate dauernden Projekts war aber, dass die verfügbaren Daten auf allen Ebenen (Kommunen, Kreis, Regierungsbezirk Darmstadt, Land Hessen, Bund mit vielen anderen Quellen) nicht einheitlich sind und nicht in einem Zustand, der Modellierungen zulassen würde. Unter Fachleuten gibt es natürlich Modelle mit Simulationen; diese sind aber kaum öffentlich bekannt, für Laien in der Regel unverständlich und eher speziell. Eine positive Ausnahmen ist das Projekt des ‚Dürre-Monitors‘ vom Helmholtz Zentrum für Umweltforschung (UFZ) unter Leitung von Dr. Marx. [3]. Der ausführliche wissenschaftliche Artikel dazu vom Jahr 2022 [4] ist zwar auch nicht unbedingt für alle verständlich, aber doch sehr ausführlich und transparent für alle benutzten Daten und Methoden. Doch auch dieses Modell deckt nur Teilaspekte ab.

Das im obigen Schaubild skizzierte ‚Vereinfachtes Wassermodell‘ benennt einige der wichtigsten Eckwerte, die man berücksichtigen sollte und lässt viele Details offen. Hier wurden Informationen aus den Artikeln [2], [5] und [7] benutzt (natürlich gibt es genau dazu viel mehr Literatur, siehe z.B. hier).)

Die Grundidee dieser Skizze geht davon aus, dass sich ‚Grundwasser‘ im Boden bildet. Die Zufuhr kommt ‚aus der Luft‘ durch Niederschläge, und das, was sich dann tatsächlich in einiger Tiefe in einer beliebig komplexen Bodenstruktur irgendwo ansammelt, kann unter bestimmten Umständen über ‚Quellwasser‘ oder ‚Brunnen‘ entnommen und genutzt werden. Allerdings kommt nicht alles Wasser, was abregnet, auch irgendwann als Grundwasser an. Je nach Oberflächenbeschaffenheit fließt es direkt ab oder dringt nur in die obersten Schichten ein. Außerdem können diverse Pflanzen das Wasser den oberen Schichten entziehen. Zusätzlich gibt es den Faktor ‚Verdunstung‘: je wärmer die Luft ist, umso mehr Feuchtigkeit kann sie aufnehmen und sogar vom und aus dem Boden ‚absaugen‘; der Boden trocknet aus.(siehe auch [9])

Dieses Verhältnis von Niederschlägen (N) einerseits und Verdunstung (V) andererseits wird auch benutzt, um einen Anhaltspunkt dafür zu finden, wie sich längerfristig die Netto-Bilanz von N-V für eine Region gestaltet. Wird sie negativ kommt kaum bis gar kein Wasser im Boden an. Dies bedeutet für mögliche Entnahmen von Grundwasser, dass es absehbar irgendwann kein Grundwasser mehr geben wird.

Bei der Feststellung, wie viel Grundwasser denn überhaupt da ist, genügt es in der Regel auch nicht, einfach nur den ‚Pegel‘ des Grundwassers zu bestimmen. Entscheidend ist auch das ‚Volumen‘, das entnommen werden kann. [5] Ferner ist die ‚Dynamik‘ wichtig: wie ändert sich der Pegel? Wie stark? Unter Belastung? usw.

In Deutschland — nicht in allen Regionen — war es in früheren, weniger trockenen Perioden, als noch die Jahreszeiten mit ‚Winterhalbjahr‘ und ‚Sommerhalbjahr‘ einigermaßen stabil waren, ein eingespielter Rhythmus, dass der Verbrauch von Wasser im Sommer im Winter durch Regen und Schnee ausgeglichen werden konnte. Durch die Kälte gab es auch weniger Verdunstung und die Aktivität von Pflanzen war im Winter geringer. Mit der Veränderung der Jahreszeiten ist dieser Rhythmus ins Stottern geraten. Es gab jetzt vermehrt Jahre, in denen die ‚Wasserneubildung‘ nicht mehr ausgereicht hat, um die Grundwasservorräte für den Sommer wieder ausreichend aufzufüllen. Dies führte zu vielen deutlichen Schäden in vielen Bereichen des Lebens (z.B. Großflächiges Absterben von Bäumen im Wald, Landwirtschaft Anbau und Futtergewinnung, Grünflächen vertrocknen überall, Flüsse mit Verringerung von Transport und Kühlleistungen (z.T. auch Trinkwasserversorung), dramatisches Absinken des Wassers in Talsperren und Seen, flächendeckendes Absenkung von Böden unter Straßen und Häusern, Verringerung von Abkühlmöglichkeiten, Versiegen von Quellen und Brunnen, …).

Diese Ereignisse haben das Gespräch über das Thema Wasser dann auch in Deutschland mehr in Gang gesetzt als früher. Aber trotz vieler neuer Absichtserklärungen, neuen Programmen und Verordnungen, ist noch nicht wirklich viel passiert. In einem Interview stellt Dr. Marx, der Projektleiter des ‚Dürremonitors Deutschland‘ fest, dass wir über die Situation im Boden unterhalb von 80 cm praktisch keine validen Daten besitzen.[5] Weitere mahnende Stimmen von Fachleuten finden sich in einem Beitrag der ARD, letzte Fassung 7.Mai 23.[10]

Bürger im Gespräch, real

Diesen geschilderten Kontext muss man im Hinterkopf haben um zu verstehen, warum sich Bürger aus Schöneck zu diesem Thema am So den 7.Mai auf den Weg gemacht haben, um miteinander über das Thema ‚Wasser und Schöneck‘ zu sprechen.

Letzter Auslöser

Ein wichtiger ‚Kick‘ für die Veranstaltung war sicher die Einführung der ‚Wasserampel‘ der ‚Kreiswerke Main-Kinzig‘. [8][9] Angestoßen vom Extremsommer 2022 sahen sich die Kreiswerke genötigt, mehr zu tun als bisher. Sie konstatierten Pegelrückgänge in Brunnen um 5 m und stellen fest, dass sich die Wassermengen im Boden auch nicht gleich nach einem Regen wieder auffüllen.[9] Tendenziell wird der MKK auch als ’niederschlagsarmes Gebiet‘ qualifiziert.[9] Um für die Entwicklung in der Zukunft besser gewappnet zu sein, haben die Kreiswerke ein ‚Prognosemodell‘ entwickelt, das sich aus mehreren Faktoren zusammen setzt, um so Frühwarnungen zu ermöglichen. Dies wurde kombiniert mit der Einführung einer ‚Wasserampel‘. Das Motiv dahinter ist, dass nur durch ein „verantwortungsvolle Trinkwassernutzung“ durch die Bürger selbst „eine nachhaltige Verfügbarkeit gewährleistet werden“ kann. So Stefan Gerlach, Technische Führungskraft Wasser bei den Kreiswerken Main-Kinzig.[9]

Die Einführung eines Frühwarnsystems gekoppelt an das Instrument einer Ampel klingt im ersten Moment gut, vielleicht sogar beruhigend. Beim zweiten Hinsehen aber kann diese Ruhe schnell verfliegen. Schaut man sich die Ampel genauer an ( https://www.kreiswerke-main-kinzig.de/fileadmin/user_upload/Wasser/wasserampel/2022-06-28_wasserampel_auswirkungen.pdf ), und hier speziell den Fall ‚rot‘, dann kann man ins Grübeln kommen.

Nimmt man den Fall mal an, dass die Ampel rot wird, dann würden im Grenzfall folgende Szenarien eintreten können:

  1. Die Kreiswerke könnten (müssten!) die Wasserlieferungen einstellen.
  2. Kommunen sollen Notfallpläne verfügbar haben, was dann zu tun ist.

Für die Bürger besteht das Problem darin, dass sie beim faktischen Eintreten des Notfalls — im radikalen Fall — weitgehend wehrlos wären. Familien, Krankenhäuser, Landwirte, Betriebe usw. wären praktisch K.O. Von jetzt auf gleich kann keiner solch einen Notstand bewältigen; Wasserampeln nützen da nichts.

Anders wäre es, wenn Kommunen (und Landkreise und …) sich darauf einstellen würden, die Versorgung mit Wasser nur durch die bisherigen Brunnensysteme ab sofort durch zusätzliche wirksame und nachhaltige Maßnahmen zu ergänzen wären! Wer tut dies? Wer kümmert sich darum? Welche Pläne gibt es? Und was heißt schon sofort: jeder weiß, dass solche Maßnahmen viele Jahre, wenn nicht Jahrzehnte benötigen, bis sie umgesetzt sind. Wie viel Zeit haben wir überhaupt noch? Viele Fragen stellen sich hier.

Bürger stellen Fragen

Bei der Veranstaltung ‚Bürger im Gespräch‘ (BiG) am 7.Mai wurde von den anwesenden Bürgern und Bürgerinnen folgende Fragen generiert (noch ungeordnet):

TEAM 1:

  1. Muss/Kann das Problem lokal gelöst werden ?
    1. Also Wer hat die Wasserhoheit?
    2. Bei wem liegen die Verantwortlichkeiten?
    3. Welche Gremien sind handlungsfähig?
  2. Erhebt die Gemeinde eigene, aktuelle Daten zum Wasser (Grundwasser, Regenwasser, Wasserverbrauch, zukünftiger Wasserverbrauch, Wasserqualität und -schutz)?
  3. Wer kümmert sich bei der Gemeinde (auch vorausschauend) um die Qualität unserer Brunnen und unseres Wassers?
  4. Laufen die Schönecker Brunnen Gefahr in einen derartigen Verschmutzungsgrad zu kommen, dass sie nicht mehr genutzt werden können (siehe Liste der, aufgrund von Verschmutzung, nicht mehr genutzten Brunnen?
  5. Wie sind die Werte unserer Brunnen und wo liegen die aktuellen gesetzlichen Grenzwerte?
  6. Welche Maßnahmen ergreift die Gemeinde zum Schutz der Wasserqualität der Schönecker Brunnen?
  7. Welche Stoffe werden in die Nidder eingeleitet (durch öffentliche, private und gewerbliche Anrainer)?
  8. Wie viel wird aus der Nidder entnommen und wofür?
  9. Welcher Art waren die Leitungsarbeiten von/zur Nidder in Oberdorfelden?
  10. Welche (schädlichen) Einträge verursachen die Landwirtschaft und die Industrie in Schöneck?
  11. Wie wird das Trinkwasser in Schöneck verteilt (Nutzung)?
  12. Wofür nutzt die Gemeinde Trinkwasser?
  13. Regenwasser: Wie hoch ist das Zisternenvolumen an Gemeindeflächen und -gebäuden?
    1. Wie wird das aufgefangene Regenwasser genutzt und wo? (z.B. Nutzen für Grünanlagen, Feuerwehreinsätze…)

TEAM 2:

  1. Ist dokumentiert, wo in Schöneck Wasseradern/ unterirdische Wasserverläufe sind? Bsp. ‚Froschbachstrasse‘)
  2. Von welchen Brunnen werden aktuell die Schönecker Ortsteile versorgt?
    1. Welche Kapazitäten haben die Brunnen für Schöneck? (Speziell Kilianstädten + Oberdorffelden; wird Büdesheim noch von der Wetterau versorgt?)
    2. In welchem Verhältnis stehen diese Kapazitäten zum aktuellen Schönecker Verbrauch?
    3. Wie können diese Zahlen für die Bürger transparent gemacht werden?
  3. Gibt es Priorisierungen für die Versorgung Schönecker Bürger bei Wasserknappheit?
    1. Stimmt die Nachricht, dass aus dem Oberdorffelder Brunnen Kapazitäten nach außerhalb von Schöneck verkauft werden?
  4. Gibt es irgendeine Art von Monitoring bezogen auf die Kapazität und den Verbrauch von Wasser in Schöneck?
  5. Anhand welcher Kriterien wird die jeweilige Farbe der Wasserampel geändert?
  6. Gibt es empirisch belegte Daten zum Verlauf/ der Entwicklung des Grundwasserspiegels in Schöneck, die nachprüfbar sind?
  7. Wie schützt die Gemeinde (auch in Zusammenarbeit mit dem Kreis/ dem Regionalverband) die Wassersicherheit von unkontrollierter Entnahme durch private Brunnen oder Unternehmen?
  8. Wie ist die Verantwortlichkeit für das Thema ‚Wasser‘ in er Gemeinde verortet? Gibt es konkrete Personen, die hier zuständig sind?
    1. Welche Themen/ Entscheidungen bzgl. Wasser liegen bei der Gemeinde?
    2. Welche bei andern Stellen?
  9. Gibt es eine Art ‚Wassernotfallreserve‘ in Schöneck (z.B. für die Feuerwehr)?
  10. Ist das Thema Wassersicherheit regelmäßig Therma der Gemeindevertretung?
    1. Wird ein Konzept verfolgt inklusive Bodenschutz, Wald, Landwirtschaft (Nitrate), Kontamination, Bebauung, Verordnungen … um aktiv langfristig einem Wassernotstand entgegen zu wirken?
  11. Gibt es Überlegungen zur Förderung des Bauens von Zisternen?(Stichwort ‚Schwammstadt‘)

TEAM 3:

  1. Wie wirkt sich der Bau-/Betrieb des geplanten RZ’s auf die Wasserversorgung in der Gemeinde aus?
  2. Wie viel Wasser wird in Schöneck verbraucht?
    1. Privat?
    2. Gewerblich?
  3. Wie viel Wasser gibt es (…wird bereit gestellt) für Schöneck/Jahr?
  4. Wie viele Brunnen gibt es, die Schöneck beliefern?
  5. Wie ist die Qualität des Wassers? …laut welcher Qualitäts-Kriterien?
  6. Gib es (Qualitäts-)Testsysteme für den privaten Nutzer? Und: wer testet wie?
  7. Wer liefert offizielle Daten zum Thema „Wasser“? Wer ist verantwortlich?
  8. Wer verkauft Brunnen an gewerbliche Unternehmen? …darf verkaufen?

Weiteres Vorgehen

Geplant sind folgende Schritte:

  1. Gemeinsame Überarbeitung der Fragen für eine Endfassung.
  2. Gemeinsames Zusammenstellen einer Liste von Personen, Institutionen und gewählten politischen Vertretern , denen die Fragenliste zugesandt werden sollen verbunden mit der Bitte/ Einladung, so gut es geht, diese Fragen zu beantworten und — das wäre besonders gut — vielleicht selbst zu der BiG Veranstaltung zu kommen, in der die Antworten gesammelt vorgestellt und diskutiert werden sollen (aktuell geplant für So 2.Juli).
  3. Die gesammelten Antworten und der Verlauf der Veranstaltung am 2.Juli würde wie gewohnt hier im Blog dokumentiert werden.
  4. Was danach geschehen soll, wird vom Diskussionsstand nach dem 2.Juli abhängig gemacht.

Erklärtes Ziel ist es NICHT, irgendwelche Konfrontationen aufzubauen, SONDERN mit allen zusammen jene Lösungen zu suchen und zu verwirklichen, die für die gesamte Gemeinde am geeignetsten sind, eine nachhaltige Versorgung mit Wasser zu sichern. Wir sitzen alle im gleichen Boot.

ANMERKUNGEN

[1] Eine erste ungeordnete, auch nicht vollständige, dennoch hilfreiche Liste von Links zum Thema findet sich u.a. hier: https://www.oksimo.org/wasser-links/

[2] DLF: Sven Kästner, 09.01.2023, Trockenheit im tiefen Boden behindert Grundwasserbildung, URL: https://www.deutschlandfunk.de/duerre-trotz-regen-warum-trockene-boeden-das-grundwasser-behindern-100.html. Zitat : “ Trotz des Regens derzeit: Vor allen in Nord- und Ostdeutschland herrscht noch immer Dürre. Betroffen sind die tieferen Bodenschichten, die für die Grundwasserneubildung nötig sind. Das behindert die Erholung unserer wichtigsten Trinkwasserressource.“

[3] Dr.Andreas Marx, Dürremonitor Deutschland, URL: https://www.ufz.de/index.php?de=37937,

[4] Friedrich Boeing, Oldrich Rakovec, Rohini Kumar, Luis Samaniego, Martin Schrön, Anke Hildebrandt,mCorinna Rebmann, Stephan Thober, Sebastian Müller, Steffen Zacharias, Heye Bogena, Katrin Schneider,
Ralf Kiese, Sabine Attinger, and Andreas Marx, 2022, High-resolution drought simulations and comparison to soil moisture observations in Germany, URL: https://hess.copernicus.org/articles/26/5137/2022/hess-26-5137-2022.pdf, Abstract: Germany’s 2018–2020 consecutive drought events resulted in multiple sectors – including agriculture, forestry,
water management, energy production, and transport – be-
ing impacted. High-resolution information systems are key
to preparedness for such extreme drought events. This study
evaluates the new setup of the one-kilometer German drought
monitor (GDM), which is based on daily soil moisture (SM)
simulations from the mesoscale hydrological model (mHM).
The simulated SM is compared against a set of diverse ob-
servations from single profile measurements, spatially dis-
tributed sensor networks, cosmic-ray neutron stations, and
lysimeters at 40 sites in Germany. Our results show that the
agreement of simulated and observed SM dynamics in the
upper soil (0–25 cm) are especially high in the vegetative ac-
tive period (0.84 median correlation R) and lower in winter
(0.59 median R). The lower agreement in winter results from
methodological uncertainties in both simulations and obser-
vations. Moderate but significant improvements between the
coarser 4 km resolution setup and the ≈ 1.2 km resolution
GDM in the agreement to observed SM dynamics is observed
in autumn (+0.07 median R) and winter (+0.12 median R).
Both model setups display similar correlations to observa-
tions in the dry anomaly spectrum, with higher overall agree-
ment of simulations to observations with a larger spatial foot-
print. The higher resolution of the second GDM version al-
lows for a more detailed representation of the spatial vari-
ability of SM, which is particularly beneficial for local risk
assessments. Furthermore, the results underline that nation-
wide drought information systems depend both on appropri-
ate simulations of the water cycle and a broad, high-quality,
observational soil moisture database.

[5] RND: Laura Beigel, 3.5.2023, Wo es in Deutschland gerade zu trocken ist – und wo zu nass, URL: https://www.rnd.de/wissen/wetter-in-deutschland-wo-ist-es-gerade-zu-trocken-und-wo-zu-nass-DOF7VOVN6ZBPDCVJNKURS2BMI4.html ,Zitat: „Die vergangenen Niederschläge haben die Wasserspeicher in Deutschland wieder gefüllt – doch nicht überall in gleichem Maße. Nach wie vor gibt es Gebiete, in denen Böden zu trocken sind. Ein Lagebericht.“

[6] DLF, 15.3.2023, Nationale Wasserstrategie der Bundesregierung. Was tun gegen Wasserknappheit? URL: https://www.deutschlandfunk.de/wasserknappheit-wassermangel-nationale-wasserstrategie-durre-in-deutschland-100.html , Zitat: „Die Klimakrise wird auch in Deutschland immer spürbarer – unter anderem durch Dürren. Deshalb will die Bundesregierung handeln. Das Bundeskabinett beschloss eine Nationale Wasserstrategie. Damit soll langfristig gegen Wasserknappheit gehandelt werden.“

[7] MDR Wirtschaftsredaktion, 4.8.22, Experte: Deutschland hat in 20 Jahren so viel Wasser verloren, wie in den Bodensee passt, URL: https://www.mdr.de/nachrichten/deutschland/panorama/klimawandel-wasserknappheit-duerre-wasser-entnahme-verbote-100.html, Zitat: „Böden trocknen immer mehr aus, Flusspegel sinken. Welche Regionen Deutschlands sind am meisten betroffen? Was kann gegen Wasserknappheit getan werden? Darüber sprechen wir mit dem Diplom-Hydrologen Dietmar Mehl. „

[8] MKK Wasserwerke, Wasserampel, URL: https://www.kreiswerke-main-kinzig.de/privatkunden/trinkwasser/kreiswerke-wasserampel; Informationsblatt: URL: https://www.kreiswerke-main-kinzig.de/fileadmin/user_upload/Wasser/wasserampel/2022-06-28_wasserampel_auswirkungen.pdf

[9] Kinzig News GmbH, 22.Juni 2022, Trockenheit macht Versorgern zu schaffen. Kreiswerke Main-Kinzig führen Wasserampel ein. URL: https://kinzig.news/17827/kreiswerke-main-kinzig-fuehren-wasserampel-ein . Zitat: „Für eine Wetterprognose im Hinblick auf die kommenden Sommermonate ist es noch zu früh. Doch schon jetzt ist für die Kreiswerke Main-Kinzig auf Basis ihrer Analysedaten absehbar, dass es zu trocken ist in der Region. Wie auch in Gesamt-Deutschland. Das bereitet der Wasserversorgungsbranche Kopfzerbrechen. Schon im Mai gab es Spitzenverbräuche, wie sonst im Hochsommer. Die Herausforderungen sind vielfältig.“

[10] ARD: Joscha Bartlitz, Folgen der Trockenheit Wenig Grundwasser trotz Regens, URL: https://www.tagesschau.de/wissen/klima/grundwasserspiegel-sommer-regen-100.html: 07.05.2023 11:48 Uhr, Zitat: „Im Frühjahr hat es zwar viel geregnet, doch wegen der Trockenheit der vergangenen Jahre bleiben die Grundwasserspiegel niedrig. Experten fordern Gegenmaßnahmen, um Trinkwasserknappheit und Probleme für die Wirtschaft zu vermeiden.

KONZEPT-BEISPIEL ZUM THEMA BEVÖLKERUNGSENTWICKLUNG. Teil 2. Konzept mit realen Daten

(Letzte Änderung: 27.April 2023, 12:12h)

KONTEXT

Dieser Text ist Teil des Lehrprojektes ‚Citizen Science für Nachhaltige Entwicklung‘ im Sommersemester 2023. Diesem Teil 2 ging ein Teil 1 voraus.

ZUSAMMENFASSUNG

Durch die Einführung des Begriffs ‚fiktiver Text‘ lassen sich auch leicht die Begriffe ‚fiktive Theorie‘ und ‚fiktive nachhaltige Theorie‘ erklären. Alle drei Typen fiktive(r) Text/ Theorie/ nachhaltige Theorie lassen sich dann durch Bezug auf empirische Sachverhalte in die Typen empirische(r) Text/ Theorie/ nachhaltige Theorie transformieren. Durch diese zusätzlicher begriffliche Klärung wird auch klarer, wo das Konzept ‚Spiel‘ einzuordnen ist. Im Normalfall ist ein Spiel vom Typ ‚fiktive nachhaltige Theorie‘, da ein Spiel alle die Elemente einer fiktiven nachhaltigen Theorie umfasst. Es bietet sich an, Spiele als Werkzeuge zu benutzen, um den Übergang von einer fiktiven Theorie zu einer fiktiven nachhaltigen Theorie einzuleiten!

Es folgt dann eine konkrete Erläuterung von einer fiktiven Theorie am Beispiel der neuen Software oksimo.R.

Die weiteren Erläuterungen, wie man die fiktive Theorie mittels Daten in eine empirische Theorie verwandeln kann, muss aus Zeitgründen auf die Zeit nach dem 3.Mai verschoben werden.

BEVÖLKERUNGSENTWICKLUNG – Teil 2

Einleitung

Im vorausgehenden Teil 1 wurden nochmals die grundlegenden Konzepte erläutert und es wurde dann an dem sehr einfache Modell einer fiktiven Kommune gezeigt, wie eine minimale Theorie dazu als ‚fiktives Modell‘ formuliert werden kann. Zusätzlich wurde mit Hilfe eines üblichen Rechenblatts das Problem am Beispiel eines einfachen Würfelspiels dargestellt.

In diesem Text soll nun das Konzept einer empirischen Theorie samt möglichem Bezug zu einer nachhaltigen empirischen Theorie etwas ausführlicher beschrieben werden. Dabei wird eine neue Software benutzt, die vom oksimo-Team seit ca. 2020 schrittweise entwickelt wird. Diese liegt nun in Version 0.3 vor und wird im Laufe des Sommers 2023 freigeschaltet werden. Zusätzlich wird das zunächst fiktive Modell dann mit realen empirischen Daten ‚gefüttert‘.

Eine fiktive Theorie – noch ohne empirische Daten

Mit der Verfügbarkeit der Begriffe ‚empirische Theorie‘ und ’nachhaltige empirische Theorie‘ wird es möglich, den Begriff der ‚fiktiven Theorie‘ und sogar den Begriff der ‚fiktiven nachhaltigen Theorie‘ zu erläutern.

Der Begriff eines ‚fiktiven Textes‘ lässt sich leicht am Beispiel unserer Alltagssprache erläutern. Wenn wir im Alltag miteinander reden, können wir spontan in vielen Fällen unterscheiden, ob jemand über Sachverhalte spricht, die sich im Alltag direkt nachweisen lassen, oder über Sachverhalte, die zwar ‚gut klingen‘, deren Realitätsgehalt entweder nur ‚unklar‘ ist oder die Rede so daherkommt, dass man diese Rede gleich als ‚erfunden’/ ‚märchenhaft’/ ‚Fantasterei‘ oder ähnlich einstuft. Eine solche Rede, deren Inhalt keinen Realitätsbezug erkennen lässt, nennt man häufig auch ‚fiktiv‘; was wir hier auch tun.[1]

Das Fiktive ist aber per se nicht einfach ’schlecht‘, sondern, im Gegenteil, in vielen Fällen ist das ‚Fiktive‘ geradezu lebenswichtig, da nur über Fiktionen neue Handlungsmöglichkeiten erschlossen werden können, die möglicherweise eine bessere Zukunft ermöglichen. In dieser Tradition steht auch die gesamte moderne Wissenschaft! Denn die ‚empirischen Daten‘ — allesamt Einzelmessungen an bestimmten Orten zu bestimmten Zeiten — als solche liefern keinerlei Erkenntnisse. Erkenntnisse benötigen ‚Beziehungen‘, ‚Strukturen‘, ‚Abläufe‘, die nicht aus einem einzelnen empirischen Datum gewonnen werden können, sondern nur durch das ‚produktive Denken‘, das ‚mögliche Beziehungen‘ ‚erfinden‘ muss (Fiktion!), um dann zu prüfen, ob bekannte Sachverhalte (dazu gehören auch empirische Daten) sich in solche zunächst mal nur ‚gedachte Beziehungen‘ so einfügen lassen, dass sie untereinander nicht in Konflikt geraten.

Die Fundamentalwissenschaft für ‚fiktive Beziehungen‘ (im komplexen Fall ‚Strukturen‘) ist seit Jahrtausenden die ‚Mathematik‘. In den modernen Wissenschaften bildet sie daher automatisch einen ‚harten Kern‘ von fiktiven Strukturen, die dann die einzelnen wissenschaftlichen Disziplinen dazu befähigen, eine Vielzahl von empirischen Beobachtungen in diese Strukturen ‚einzuordnen‘.

Wenn also eine Gruppe von Bürgern zu einem beliebigen Problem eine gemeinsame Sicht des Problems entwickeln will und zwar so, dass diese ihre Sicht der Dinge einen wissenschaftlichen Charakter hat, dann macht es sehr viel Sinn, bei der Untersuchung des Problems ‚parallel‘ vorzugehen:

  1. Einerseits versucht man sich kundig zu machen, welche Sachverhalte im Kontext des Problems vorkommen;
  2. Andererseits versucht man schon möglichst früh auch — eher ’spielerisch‘! –, mögliche Beziehungen und Strukturen zu finden, die zu diesen Sachverhalten ‚passen‘ würden.

Solange man mit diesen Beziehungen und Strukturen erst mal kreativ, spielerisch herumprobiert, handelt es sich noch um ‚fiktive Beziehungen‘. Diese können allerdings sehr ausdrucksstark sein (man denken nur an die vielen ‚Spiele‘, die Menschen in ihren Bann ziehen können). Sobald man aber eine fiktive Struktur hat, die reale Sachverhalte ‚erklärt‘, wird diese ‚fiktive Struktur‘ zu einer ‚empirisch gedeuteten Struktur‘, spricht zu einer ‚empirischen Theorie‘.

Eine fiktive nachhaltige Theorie

Hat man sich eine fiktive Theorie erarbeitet, die interessante Beziehungen in einer Struktur organisiert, dann kann man diese fiktive Theorie dadurch in eine fiktive ’nachhaltige‘ Theorie verwandeln, indem man zusätzlich zur konstruierten fiktiven Struktur noch eine Menge von ‚Präferenzen‘ in Form von ‚Präferenz-Regeln‘ zusammen stellt. Eine Präferenz stellt eine Beziehung zwischen mindestens zwei Dingen A und B dergestalt her, dass klar wird, welche der beiden Dingen sind einem wichtiger: Eher A statt B oder umgekehrt.

Man erkennt leicht, dass man damit eine gewisse ‚Ordnung‘ in die Dinge bringen kann (Essgewohnheiten, Bewegungsgewohnheiten, Lektürevorzüge,…), aber man wird gewöhnlich nicht ‚die ganze Welt‘ auf diese Weise ordnen können, nicht zuletzt auch deswegen, weil niemand zu irgendeinem Zeitpunkt die ‚ganze Welt‘ kennen kann und außerdem gilt, dass die Welt sich in einem permanenten Veränderungsprozess befindet: vieles, was gestern richtig war, kann morgen schon falsch sein.

Manche versuchen dieses Präferenz-Problem dadurch zu lösen, dass sie mit sogenannten ‚Werten‘ operieren (z.B. Grundgesetz, Menschenrechte, religiöse Gebote,…). Das Problem mit solchen ‚umfassenden Wertbegriffen‘ ist, dass sie grundsätzlich über keine klar definierte Bedeutung verfügen. Dies bedeutet, jeder kann diese ‚umfassenden Werte‘ jeweils auf seine individuelle Weise ‚interpretieren/ auslegen‘. Und in der Geschichte der Menschen sind dies in der Regel jene, die die meiste Macht haben, um den anderen vorzuschreiben, wie sie diese ‚an sich vagen‘ Begriffe auszulegen haben.[2a,b]

Genauso wie fiktive Theorien können fiktive nachhaltige Theorien von großem Wert sein, um mögliche neue Strukturen und Prozesse kreativ, spielerisch zu erkunden, um so eventuell neue Handlungsmöglichkeiten zu erschließen.

Fiktive Theorien und Spiel

Wie man leicht erkennen kann, sind ‚Spiele‘ nichts anderes als ‚fiktive Theorien‘, ja, sie sind in der Regel sogar ‚fiktive nachhaltige Theorien‘, da sie fast immer eine ‚Präferenz Dimension‘ umfassen, in der gesagt wird, wann eine Spielpartei ‚gewonnen‘ oder ‚verloren‘ hat. Insofern ist das Spiel die ideale Form, um zusammen neue Möglichkeitsräume zu erschließen, um gemeinsam auf neue interessante Handlungsformen im Alltag zu kommen.

Leider wird dieses kreative (und auch ‚kritische‘) Potential von Spielen in vielen (den meisten?) Kulturen kaum gesehen und daher auch nicht genutzt.

BEISPIEL IN MEHREREN SCHRITTEN

Im Folgenden werden diese allgemeinen Gedanken ganz konkret an einem Beispiel in mehreren Schritten durchgespielt. Ausgangspunkt ist die Idee, zunächst eine ‚fiktive Theorie‘ für ein Bevölkerungsmodell zu formulieren (ähnlich wie in Teil 1 praktiziert), die dann schrittweise ausgebaut wird, und dann wird diese fiktive Theorie mit realen Daten konfrontiert. Interessant ist die Frage, ob und wie die fiktive Theorie auf die ‚reale Welt passt‘.

Die Frage einer ‚fiktiven Theorie‘ wird dann anhand eines Spielversuchs mit der fiktiven Theorie der Bevölkerungsentwicklung ausprobiert. In dem Maße, wie sich ein Spiel formulieren lässt, hat man auch erste Ansatzpunkte für eine Präferenz-Dimension, die man braucht, um eine ‚fiktive nachhaltige Theorie‘ formulieren zu können. Gelingt dies, dann kann man in einem weiteren Schritt überprüfen, wie weit sich diese Ideen mit der zuvor getesteten empirischen Theorie zu einer ‚empirischen nachhaltigen Theorie‘ verknüpfen lässt.

Muster für Lösungswege?

Aus diesen kurzen Überlegungen kann man schon entnehmen, dass sich dahinter ein

allgemeines ‚Theorien Entwicklungsschema‘

andeutet:

  1. Man wählt sich ein Thema, das man gemeinsam untersuchen will.
  2. In einem kreativen Prozess zwischen neugierigem ‚Fakten Sammeln‘ und einem experimentellen ‚Strukturen-Finden‘ versucht man die erste Version einer ‚fiktiven Theorie‘ zu kreieren.
  3. An dieser Stelle gibt es zwei Fortsetzungen:
  4. Fortsetzung 1
  5. Fortsetzung 2

Fortsetzung 1 könnte wie folgt gehen:

  1. Man versucht im nächsten Schritt, ausgehend von der ersten fiktiven Theorie ein ‚Spiel‘ zu ‚erfinden‘, zu dem man eine experimentelle ‚Präferenz-Dimension‘ angeben kann, die sagt, wer wann wie ‚gewonnen‘ bzw. ‚verloren‘ hat. Die fiktive Theorie‘ wird damit zu einer ‚fiktiven nachhaltigen Theorie‘
  2. Auf der Basis dieser Spielversion kann man dann versuchen, schrittweise einen Realitätsbezug zwischen Spiel (= fiktiver nachhaltiger Theorie) und realen empirischen Sachverhalten herzustellen.
  3. Als Ergebnis würde man — im Erfolgsfall — im ersten Schritt eine erste Version einer ‚empirischen Theorie‘ bekommen und in einem zweigen Schritt — im Erfolgsfall — eine erste Version einer ’nachhaltigen empirischen Theorie‘.

Fortsetzung 2 könnte wie folgt gehen:

  1. Mit dem ersten Konzept einer ‚fiktiven Theorie‘ zum Thema kann man versuchen schrittweise einen Realitätsbezug zwischen fiktiver Theorie und realen empirischen Sachverhalten herzustellen.
  2. Lässt sich dies bewerkstelligen, dann kann man schauen, ob sich im Kontext dieser empirischen Theorie auch eine ‚Präferenz-Dimension‘ identifizieren und beschreiben lässt.
  3. Das Finden und die Entwicklung einer Präferenz-Dimension kann man ‚einfach so‘ versuchen oder dadurch, dass man versucht, die empirische Theorie in ein Spiel einzubetten, das notgedrungen die Formulierung einer Präferenz-Dimension erfordert. In einem spielerisch-kreativen Kontext mit realen Menschen kann dies möglicherweise besser gelingen als nur ‚am Schreibtisch‘ (Wie gesagt: Kann. Im Bereich kreativer Prozesse gibt es keine verbindlichen Lösungsmuster).

Entwicklungsmuster Hier

Hier soll nach folgendem Muster vorgegangen werden: (i) Wenigstens eine Version einer fiktiven Theorien zum Thema und Durchspielen verschiedener Varianten dieser fiktiven Theorie mittels Simulation (partiell spielerischer Charakter); (ii) Empirische Deutung, (iii) Explizite Präferenz-Dimensionen zur Gestaltung Fiktiver nachhaltiger Theorien mit Unterstützung von Simulationen; (iv) Empirische Deutung. (v) Umsetzung in verschiedene Versionen von fiktiven nachhaltigen Theorien als Spiele.

FIKTIVE THEORIE ZUR BEVÖLKERUNG

Zur Erinnerung, eine ‚Theorie‘ besteht mindestens aus einer Ausgangslage (die — fiktive oder empirische — Welt, auf die man sich beziehen will) und einer Menge von Veränderungsregeln , die festlegen, in welchen zeitlichen Beziehungen bestimmte Eigenschaften der Ausgangslage in einer möglichen ‚Nachfolge-Situation‘ stehen. Trifft es zu, das diese zeitlichen Veränderungen in Verbindung gebracht werden können mit bestimmten ‚inhärenten (materiellen) Eigenschaften‘ von Teilen der Ausgangslage, die unabhängig von der Zeit bestehen, dann spricht man auch oft von einer ‚kausalen Beziehung‘, weil die beobachtbaren Veränderungen durch die ‚materielle Beschaffenheit der Ausgangslage bedingt erscheinen. Die Interpretation ‚zeitlicher Beziehungen‘ als ‚(materiell bedingte) kausale Beziehungen‘ ist aber generell schwierig und bestenfalls als eine ‚Annäherung‘ möglich, die niemals vollständig sicher ist.[4]

Theorie Beispiel gdh-tst15

Für die Erstellung dieses Beispiels wird die neue oksimo.R Software in Version 0.3 benutzt.[3]

Die Software oksimo.R V0.3 ist sowohl ein Editor für nachhaltige Theorien wie auch ein Simulator für nachhaltige Theorien. Am Beispiel der Theorie gdh-tst15 soll dies kurz illustriert werden.

Aufbau einer Theorie im oksimo.R Editor

Wie man sehen kann, ist die ‚Systemsprache‘ noch Englisch, während die ‚Sprache der Theorie‘ hier Deutsch ist. Prinzipiell könnte die Sprache der Theorie aber jede Sprache sein (Englisch, Französisch, Spanisch, …).

Der generelle ‚Aufbau‘ (ihre Gliederung, Struktur) einer Theorie besteht aus den Teilen:

  1. Visionen (Visions)
  2. Zustände (States)
  3. Regeln (Rules)

Dieser Aufbau entspricht ganz jener Struktur, die im vorausgehenden Schaubild angezeigt wird.

Die Elemente 2+3 (Zustände und Regeln) bilden die Grundbausteine für eine ‚fiktive Theorie‘, die empirisch interpretiert werden kann, sodass daraus eine ‚empirische Theorie‘ wird.

Das Element 1 (Visionen) repräsentiert eine mögliche ‚Präferenz-Dimension‘, durch die eine Theorie zu einer ’nachhaltigen Theorie‘ werden kann, entweder nur als ‚fiktive‘ nachhaltige Theorie oder mit empirischer Deutung als ‚empirische nachhaltige Theorie‘.

Wie man sehen kann, ist der Teil ‚Visionen‘ im Beispiel der Theorie gdh-tst15 noch leer. Eine Präferenz-Dimension wurde noch nicht formuliert. Dies soll in einem späteren Schritt erfolgen, wenn schon mehr Klarheit darüber besteht, worum es überhaupt geht.

Zu diesen drei Teilen gibt es noch eine Art ‚Vorspann‘ der Art:

Im Vorspann wird der ‚Name‘ angegeben (hier ‚gdh-tst15‘) und eine Kurzbeschreibung (‚Description‘), worum es in dieser Theorie geht. Hier „Fiktives Modell einer kleinen Kommune mit Bevölkerungsdynamik.“ Es soll also die ‚Struktur‘ einer möglichen Kommune beschrieben werden bezogen auf das Thema ‚Bevölkerungsentwicklung‘, ohne dass schon konkrete empirische Daten verwendet werden. Natürlich werden schon ‚Zahlen‘ (‚quantitative Größen‘) verwendet, aber nur mit einer fiktiven Bedeutung. Im Anschluss werden diese fiktiven Zahlen dann durch ‚empirisch gedeutete Zahlen‘ eine realen Kommune ersetzt.

Hier wird das Element Nr.2 ‚Zustände‘ (‚States‘) angezeigt. Der Plural an dieser Stelle kann irritieren. Hat aber damit zu tun, dass die Software oksimo.R erlaubt, dass der Zustand einer bestimmten Theorie — hier ‚gdh-test15‘ — mit dem Zustand irgendeiner anderen Theorie per Knopfdruck ‚vereinigt‘ werden kann. Aus zwei einzelnen Zustandsbeschreibungen wird dann eine Zustandsbeschreibung. Auf diese Weise kann man aus vielen ‚kleinen‘, ‚individuellen‘ Texten ‚einen großen Text‘ erzeugen. Da ,man diese auch mit den Elementen Nr.1 (Visionen) und Element Nr.3 (Regeln) ebenfalls tun kann, kann auf diese Weise — falls man dies überhaupt will — ‚eine große vereinigte Theorie‘ entstehen.

Wie man aber auch erkennen kann, wird das Element Nr.2 ‚Zustände‘ in zwei Teile aufgeteilt: einen Teil mit einem ‚Text‘ (‚Textual States‘) und einen Teil mit ‚Mathematik‘ (‚Math States‘). Was hat es damit auf sich?

Im Alltag steht eine Gruppe von Bürgern vor einem Haus in einer Straße. Man kann das Haus in normaler Sprache beschreiben, z.B. „Vierstöckiger Kastenbau, mit zwei Hälften, Flachdach, …“ usw. Einer zückt sein Handy und macht schnell noch ein Handy-Foto. Den gesprochenen Text schreibt einer als Protokoll auf und schickt diesen Text zusammen mit dem Foto an einen anderen Bürger, der gerade nicht dabei sein kann. Dieser Text — oder jeder andere — wäre möglicher Bestandteil des Textteils einer — hier empirisch gedeuteten — Theorie.

Mit diesem Text könnte sich jeder mal eine erste Vorstellung bilden; natürlich noch ein bisschen vage, aber immerhin. Das Handy-Foto hilft meistens, die Vorstellung mit Wirklichkeitsbezug (empirisch) zu präzisieren.

Für viele Zwecke sind Text (und Bild) aber nicht ausreichend. Dazu haben wir Menschen schon vor vielen tausend Jahre ‚Zahlen‘ erfunden, um ‚quantitative Größen‘ ausdrücken zu können; so z.B. das ‚Gewicht‘ eines Gegenstands, seine ‚räumliche Ausdehnung‘, sein ‚Volumen‘, die ‚Entfernung‘ zwischen zwei Positionen, der ‚Geldwert‘ einer Sache, und vieles mehr. Aus diesen ursprünglich einfachen quantitativen Zuschreibungen ( wie z.B. ‚4 Pfund‘, ‚7 Ellen‘, ‚8 Meilen‘, …) entwickelte sich dann ein immer ausgeklügelteres System von ‚Zahlen‘ und ‚Operationen mit Zahlen‘ und Zuschreibungen von ‚Einheiten‘. Nach und nach entstand das, was wir heute ‚Mathematik‘ nennen: der Bereich fiktiver quantitativer Größen, Operationen mit diesen, und dies in vielen möglichen ‚Abstraktionsstufen‘. Die Mathematik hat dazu ihre ‚eigene Sprache‘ entwickelt. Allerdings, nicht täuschen lassen: die Sprache der Mathematik ist nicht wirklich eine ‚ganz eigene Sprache‘; die Sprache der Mathematik ist und bleibt eine ‚Erweiterung der normalen Sprache‘, was man u.a. daran erkennen kann, dass man zur Erklärung der mathematischen Sprache immer die ’normale Sprache‘ benötigt. Wissenschaftsphilosophen beschreiben dies so, dass die ’normale Sprache des Alltags‘ jene ‚Metasprache‘ ist, mit deren Hilfe die Sprache der Mathematik ‚eingeführt‘ wird. Ist sie erst mal eingeführt, kann man sich der Illusion hingeben, die Sprache der Mathematik wäre ‚ganz alleine auf dieser Welt‘, aber, auf dem Boden der Tatsachen bleiben, die mathematische Sprache ist nur eine ‚Erweiterung der normalen Sprache‘ mit Hilfe eben genau dieser normalen Sprache.[5]

Mit dieser Erläuterung im Hintergrund kann man dann vielleicht verstehen, dass für eine ‚Zustandsbeschreibung‘ beide Arten von Sprache zugelassen werden: ’normaler Text‘ einer Alltagssprache und — ergänzend — auch ein Text mit mathematischer Sprache.

Für die oksimo.R Software kann man beide Sorten von Sprache oder nur eine. Ein Feld könnte also leer bleiben. Im konkreten Beispiel sind aber beide Felder ‚gefüllt‘.

In diesem Bild wird der komplette Text wiedergegeben. Im Prinzip liest sich der Text wie ein ’normaler‘ Text, wenn nicht zwischendrin die komischen Buchstaben vorkommen würden. Tatsächlich könnte man diese auch weglassen. Die Theorie gdh-tst15 könnte trotzdem funktionieren. Die Buchstaben wurden nur eingebunden, um damit die Beziehung zum nächsten Textfeld mit der mathematischen Sprache zu erleichtern. Im mathematischen Text werden nämlich genau diese Buchstaben dann als ‚mathematische Namen‘ für irgendwelche fiktiven Größen benutzt. Eine mathematische Sprache als solche kennt keinerlei ‚Bedeutungen‘ wie in der normalen Sprache. Wenn wir aber die mathematische Sprache benutzen, um damit ‚fiktive Sachverhalt einer fiktiven Welt‘ zu beschreiben, die wir im Textteil anzielen, dann muss man irgendwie einen ‚Zusammenhang‘ zwischen der fiktiven Welt des Textes und der fiktiven Welt der Mathematik herstellen. Eine einfache Methode ist es z.B. das Wort ‚Einwohner‘ im normalen Text gleich mit dem ‚Buchstaben E‘ zusammen auftreten zu lassen. Stillschweigend ist dies eine ‚Interpretation‘ des bedeutungslosen Buchstabens ‚E‘ mit dem Wort ‚Einwohner‘, das in der normalen Sprache eine Bedeutung hat. Wenn man dann in die mathematische Sprache überwechseln würde, dann könnte man beim Lesen des Buchstabens ‚E‘ von der stillschweigenden Interpretation ‚E = Einwohner‘ Gebrauch machen und schon gewinnt der mathematische Text eine gewisse ‚Bedeutung‘.

Natürlich könnte man auf diese ‚doppelte Schreibweise ‚Einwohner E‘ verzichten, indem man im mathematischen Text statt ‚E‘ das ganze Wort ‚Einwohner‘ übernehmen würde. Kein Problem. Das würde gehen. Mathematische Ausdrücke können dann aber ganz schnell sehr lang, kompliziert und unübersichtlich werden. Also, man wird den Weg wählen, der ‚bequemer‘ ist. ‚Stillschweigende Abkürzungen‘ wie ‚Einwohner E‘ sind für unser Gehirn kein Problem.

Also, jeder weiß jetzt, dass die Schreibweise ‚Wort Buchstabe(n)‘ eine freiwillige Möglichkeit ist, eine einfache Beziehungen zwischen dem normalen Text und dem mathematischen Text aufzubauen. Man kann darauf verzichten. Dann macht man sich das Leben unnötig schwer …

Im Text wird beschrieben, dass es um eine ‚Kommune‘ gehen soll, von der man annimmt, dass sie ‚Einwohner‘ hat, wobei für das Wort ‚Einwohner‘ stillschweigend die Abkürzung ‚E‘ eingeführt wird, die im anderen Text, im mathematischen Text, benutzt werden wird. Ferner wird angenommen, dass die Zahl der Einwohner sich entweder vergrößern oder verkleinern kann (oder auch nichts davon). Eine Vergrößerung kann durch einen ‚möglichen Zuwachs‘ realisiert werden, der aus der ‚Vergangenheit berechnet‘ wird und damit eine ‚Schätzung‘ ist. Für den angenommenen Zuwachs wird angenommen, dass er sich aus den Komponenten ‚Geburten G‘ und ‚Zuzug Z‘ zusammensetzt. Für die mögliche ‚Abnahme‘ werden ebenfalls Daten aus der Vergangenheit benutzt — wieder eine Schätzung –. Hier werden als Komponenten eine ‚Sterberate S‘ und ein ‚Wegzug W‘ angenommen.

Nimmt man solche Werte an, ist dies eine einmalige Annahme, und diese Annahme ist, verglichen mit der beständigen Veränderungen in der realen Welt, ’statisch‘ und nicht ‚dynamisch‘. Die Wahrscheinlichkeit ist daher möglicherweise sehr hoch, dass diese angenommenen Werte sehr schnell sehr falsch werden können. Um das fiktive Modell nicht von vornherein zu ‚unrealistisch‘ zu machen, kann man aber versuchen — wenngleich noch fiktiv — die Art der ‚Veränderung in der realen Welt‘ durch eine ‚fiktive Konstruktion‘ ansatzweise ’nach zu empfinden‘. Dies kann man tun, indem man die ‚Dynamik der Veränderung‘ durch unterschiedliche ‚Annahme von verschiedenen Arten von Zufällen‘ in die fiktive Theorie mit einbaut. Im vorliegenden Text wird dies auf einfache Weise versucht. Einmal wird eine Zufallsvariable ‚rz‘ angenommen, die Schwankungen in der Größe ‚Zuzug Z‘ darstellt. Die Zufallsvariable ‚rw‘ modelliert die Größe ‚Wegzug W‘. Da sowohl Zuzug als auch Wegzug entweder positiv oder negativ sein können, wir die Zufallsvariable ‚rpm‘ (kurz für r-plus-minus‘) benutzt, zu entscheiden, ob die Werte addiert oder substrahiert werden sollen. Bezüglich der durch Geburtenrate bedingte Zuwachs G und der durch die Sterberate bedingt Abnahme S meistens über längere Zeit ziemlich konstant ist, wurde hier keine Veränderung durch Zufall eingeplant (was man aber natürlich machen kann). Ferner wird mit Jahreszahlen gearbeitet. Wichtig ist hier das ‚Startjahr J‘, das beliebig angesetzt werden kann; hier wird das Jahr 2023 angenommen.

Bei näherer in Augenscheinnahme wird man feststellen, dass der sogenannte ‚mathematische Text‘, der Teil der Zustandsbeschreibung ist, sehr schlicht daher kommt. Nach dem Schema ‚Name = Zahl Kontext‘ werden nur fiktive Namen als Buchstabenfolgen aufgelistet, denen mittels dem ‚=‘ Zeichen Zahlen zugeordnet werden. Hinter den Zahlen stehen weitere Buchstaben. Was soll das?

Die abstrakten Namen ‚E‘, ‚G‘ usw. erinnern an die vorausgehende Erklärung, dass diese abstrakten Namen im vorausgehenden Text schon stillschweigend mit Worten aus dem text in Verbindung gebracht wurden, also ‚E‘ mit ‚Einwohner‘, ‚G‘ mit ‚Geburtenrate‘ usw. Man kann also von daher jeden dieser abstrakten Namen sofort in einer ersten Weise ‚interpretieren‘. indem man mit dem vorausgehenden Text einen expliziten Zusammenhang herstellen kann. Allerdings, wie oben schon angemerkt, besteht kein Zwang, diese abstrakten Namen im vorausgehenden Text zu verwenden. Würde man dies nicht tun, dann stände man jetzt ein wenig ratlos da, was diese ‚komischen Buchstaben‘ sollen. Da in diesem Beispiel aber im vorausgehenden Text von der Möglichkeit Gebrauch gemacht wurde, solche ’stillschweigenden Interpretationen‘ vorzunehmen, kann man jetzt zumindest das ‚Gefühl‘ haben, man ‚versteht‘, was diese komischen Buchstaben ’sollen‘.

Die ‚Zahlen‘, die mittels dem ‚=‘ Zeichen mit den abstrakten Namen verknüpft werden, kann man dann fast schon von selbst deuten (z.B. ‚E = 1000…‘ wird man, mit dem Wissen, dass ‚E‘ mit dem Wort ‚Einwohner‘ zu verknüpfen ist) geneigt sein so zu interpretieren, dass die ‚1000‘ die Anzahl der Einwohner meint. Hier kommen jetzt die ‚Buchstaben nach den Zahlen‘ ins Spiel. Aus der Alltagssprache kennen wir die Schreibweisen ‚5 kg‘, ’10 cm‘, ‚100 Euro‘ usw. Wir wissen, dass die Buchstaben ‚kg‘, ‚cm‘, ‚Euro‘ Namen für ‚Einheiten‘ sind, die bestimmte Verfahren bezeichnen, mit denen man die Zahlen in Beziehung setzen muss, um sie zu verstehen. Im Fall von 5 kg‘ bezieht sich ‚kg‘ auf ein Verfahren, das Gewicht eines Gegenstandes mit Bezug auf den Standard ‚kg‘ festzustellen. Desgleichen mit dem Ausdruck ’10 cm‘; hier verweist ‚cm‘ auf eine Längeneinheit, die mit dem Standard ‚m‘ in Verbindung zu bringen ist, um eine Länge zu bestimmen. usw.Diese Idee, eine Zahl mit einer Einheit zu verknüpfen, die darauf verweist, wie die zugehörige Zahl ‚produziert‘ wird, wurde in der Software oksimo.R eingeführt, um ‚beliebige Einheiten‘ zuzulassen, auch solche, die bestimmte Bürger in einer bestimmten Situation ’neu erdacht‘ haben, um damit eine bestimmte Sachlage repräsentieren zu können, die sie für wichtig empfinden. Sie müssen sich dann allerdings die Mühe machen, ihr neues Verfahren an einer zugänglichen Stelle für alle nachvollziehbar zu dokumentieren.

In den Formulierungen wie ‚E=1000Einw‘, ‚G=0.12Koeff‘, ‚S=0.13Koeff‘ usw. verweisen die jeweiligen ‚Einheitennahmen‘ ‚Einw‘, ‚Koeff‘ auf Verfahren, die die Autoren ‚im Sinn‘ haben. Bei Ausdrücken wie ‚J=2023Jahr‘, ‚Z=20Zuzug‘, ‚W=20Wegzug‘ kann man erkennen, dass es sich um Ausdrucksweisen handelt, denen man im ersten Schritt eine gewisse ‚alltagssprachliche Bedeutung‘ zuordnen kann, die aber — je nach Anforderungen — weiter präzisiert werden müssten. Entsprechend bei Ausdrücken wie ‚R=1Zufall‘, ‚rz=0Zufall‘ usw. Hier markiert ‚R=1‘ konkret, dass der abstrakte Name ‚R‘ den Wert ‚1‘ haben soll und er im Kontext dazu benutzt wird, zu erkennen, ob die statischen Werte tatsächlich mit einer ‚Dynamik‘ aus Zufallszahlen verknüpft werden sollen. Für ein genaueres Verständnis wird auf den nachfolgenden Text verwiesen.

Der Abschnitt ‚Regeln‘ (‚Rules‘) zeit eine Liste von vorhandenen Regeln an. Regeln sind — zur Erinnerung — letztlich ‚Beschreibungen von Veränderungen‘ in der Zeit. Also z.B. die Veränderung der Jahreszahl J, die Veränderung der Einwohnerzahl E, usw. Eine ‚Veränderung‘ bezieht sich dabei immer auf einen ‚Ausgangspunkt in der Gegenwart‘; wenn dieser Ausgangspunkt ‚gegeben‘ ist (‚erfüllt ist‘), dann tritt die Veränderung in Kraft. Dies bedeutet, dass z.B. die Jahreszahl ‚J=2023‘ um den Wert ‚1‘ erhöht wird. Dies bedeutet, der Wert ‚J=2023‘ ‚verschwindet‘ und der neue Wert ‚J=2024‘ erscheint, tritt in Kraft, ersetzt den alten Wert durch einen neuen Wert. Siehe das folgende Beispiel der Regel mit Namen ‚jahr-plus‘:

Als Bedingung dafür, dass diese Veränderungsregel angewendet wird, gilt hier nur die Bedingung, dass der Wert des abstrakten Namens ‚J‘ größer 0 sein soll ‚J>0′. Ob diese Bedingung ’sinnvoll‘ ist, hängt vom jeweiligen Kontext ab.

Wenn der Wert von ‚J‘ größer 0 ist (was nach der Annahme in der Zustandsbeschreibung der Fall ist (‚J=2023Jahr‘), dann wird die Regel angewendet. Als ‚Wirkungen‘ (‚Effects‘) wird festgelegt: (i) Im normalen Text der Zustandsbeschreibung soll der Ausdruck erscheinen: „Die Jahreszahl wurde um ein Jahr erhöht.“, und im mathematischen Text der Zustandsbeschreibung soll der bisherige Wert von ‚J‘ durch den neuen Wert ‚J=J+1‘ ersetzt werden.

Damit führt diese Regel dazu, dass die Jahreszahl Runde für Runde um 1 erhöht wird.

In der Simulation kann man sich dies über eine Grafik anzeigen lassen:

Die Regel mit dem Namen ‚einw-z-s‘ hat in diesem Fall die Bedingung, dass der abstrakte Namen ‚J‘ einen Wert größer 2022 haben soll (‚J>2022‘), was in der Ausgangslage (‚J=2023‘) erfüllt ist. Die Wirkung der Regel wird in der ‚Veränderungsvorschrift‘ beschrieben:

E=int(E+(E*G)+Z-(E*S)-W)

Dies ist eine Form von mathematischer Sprache, wie sie die Programmiersprache ‚python‘ benutzt.[6] In Normalsprache liest sich dies so: Der ’neue Wert von E‘ links vom ‚=‘ Zeichen wird berechnet durch die Formel rechts vom ‚=‘ Zeichen.

Der Teilausdruck ‚int(…)‘ besagt, egal, welche Zahl der Ausdruck in den Klammern (…) berechnete, diese Zahl wird nur als ‚ganze Zahl‘ (Integer Zahl, ‚int‘) ausgegeben. Damit wird verhindert, dass es ‚Bruchteile von Einwohnern wie ‚0,2‘, ‚0,7‘ usw. geben kann.

Damit kommen wir zum ‚Inhalt zwischen den runden Klammern:

E+(E*G)+Z-(E*S)-W

Das ‚erste E‘ repräsentiert die bisherige Einwohnerzahl.

Diese bisherige Einwohnerzahl kann ‚erhöht‘ werden durch einen möglichen ‚Zuzug Z‘ und durch eine Vergrößerung durch Geburten. Die Geburten werden aber nicht direkt als absoluten Zahlen ausgedrückt, sondern als eine ‚Geburtenrate G‘. Der Ausdruck ‚E*G‘ besagt dann, dass der Grad der Erhöhung durch die Geburtenrate G mit der aktuellen Einwohnerzahl E multipliziert wird, um zu ermitteln, wie viele Einwohner konkret dazu kommen.

Entsprechend kann die bisherige Einwohnerzahl ‚vermindert‘ werden durch einen möglichen ‚Wegzug W‘ und durch eine Sterberate S. Die Verstorbenen werden ebenfalls nicht direkt als absoluten Zahlen ausgedrückt, sondern als eine ‚Sterberate S‘. Der Ausdruck ‚E*S‘ besagt dann, dass der Grad der Verminderung durch die Sterberate S mit der aktuellen Einwohnerzahl E multipliziert wird, um zu ermitteln, wie viele Einwohner abgezogen werden müssen.

Schaut man sich mit diesem Wissen nochmals die Entwicklung der Einwohnerzahlen an (siehe Bild)

dann sieht man, dass diese abnehmen. Schaut man auf die Entwicklung von Zuzug und Wegzug (nächstes Bild)

kann man leicht ersehen, dass die Differenz von Zuzug und Wegzug nicht groß genug ist, um die starke Abnahme der Einwohnerzahl zu erklären.

Hierzu müsste man jetzt tiefer in die Zahlen einsteigen, was aktuell aus Zeitgründen leider nicht geht. Ferner fehlt ja auch noch der Bezug zu den empirischen Daten.

Dies muss leider auf die Zeit nach dem 3.Mai verschoben werden.

ANMERKUNGEN

wkpd := Wikipedia, de := Deutsch, en := Englisch

[1] Unter dem Stichwort ‚Fiktion‘ findet man in der Deutschen Wikipedia eine ganz gute Umschreibung des Sachverhalts: https://de.wikipedia.org/wiki/Fiktion Man kann dabei aber auch erkennen, dass ein ‚fiktiver Text‘ nicht automatisch negativ zu sehen ist, im Gegenteil: unser ganzes ‚produktives Denken‘ arbeitet mit fiktiven Texten, um darin Möglichkeiten durchzuspielen, was man ’noch tun könnte‘, um eventuell neue interessante Handlungsweisen zu erschließen.

[2a] Die Menge der Beispiele hierzu ist nahezu unerschöpflich. Ein Beispiel unter vielen ist die Diskussion darum, was man sich unter ‚Menschenwürde‘ vorzustellen habe. Selbst wenn man den Begriff auf jenen Begriff einschränken will, der im Deutschen Grundgesetz vorkommt, wird man bei Sichtung der Literatur schnell feststellen, dass die Bedeutung dieses Begriffs alles andere als klar ist. Ein einschlägiges Buch stammt aus der Feder von Paul Tiedemann, „Was ist Menschenwürde? Eine Einführung“, 2. aktualisierte Aufl., Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 2014. Ich habe mal versucht, den Texten nachzugehen. Daraus wurden 11 Teile (!). Teil 1 beginnt hier: https://www.cognitiveagent.org/2015/01/20/was-ist-menschenwuerde-ueberlegungen-im-umfeld-des-buches-von-paul-tiedemann/ (Paul Tiedemann ist Philosoph, war Richter und Professor an der Richterakademie).

[2b] Siehe dazu auch den extrem ausführlichen Artikel ‚Menschenwürde‘ in der wkpd-de: https://de.wikipedia.org/wiki/Menschenw%C3%BCrde

[3] Sobald die Testphase von Version 0.3 abgeschlossen ist, wird Sie über die URL https://oksimo.com allen registrierten Benutzern zur Verfügung gestellt. Weitere Details dann auf der Seite oksimo.com.

[4] Diesen ‚Annäherungscharakter‘ von Theorien (fiktiv im Kern, empirisch gedeutet in der ‚Hülle‘) belegen die modernen Naturwissenschaften seit ihrem Aufkommen im 16.Jahrhundert auf Schritt und ‚Tritt.

[5] Zu diesem Thema gibt es eine endlose Literatur, die bis heute keinen allgemein akzeptierten ‚Abschluss‘ kennt. Der Text hier nimmt in dieser Diskussion eine sehr entschiedene Position ein. Wer eine Kostprobe der Diskussionen zu diesem Thema lesen möchte, kann dies mit folgendem Artikel versuchen: Gerd Doeben-Henisch, 2020, Is Mathematics a Fake? No! Discussing N.Bourbaki, Theory of Sets (1968) – Introduction, https://www.uffmm.org/2022/06/06/n-bourbaki-theory-of-sets-1968-introduction/

[6] Die oksimo.R Software benutzt für alle internen Operationen die Programmiersprache python. Siehe dazu als eine erste Einführung das Stichwort ‚python‘ in der wkpd-de: https://de.wikipedia.org/wiki/Python_(Programmiersprache)

KONZEPT-BEISPIEL ZUM THEMA BEVÖLKERUNGSENTWICKLUNG

(Letzte Änderung: 19.April 2023, 07:00h)

KONTEXT

Dieser Text ist Teil des Lehrprojektes ‚Citizen Science für Nachhaltige Entwicklung‘ im Sommersemester 2023.

ZUSAMMENFASSUNG

Nach einer kurzen Erklärung des Kontextes ‚Lehrprojekt‘ wird nochmals an die Konzepte ‚empirische Theorie‘ und ’nachhaltige empirische Theorie‘ erinnert. Dann wird auf die konkrete Gemeinde verwiesen, die als Beispiel-Kommune dienen soll. Dann wird das Konzept (nachhaltige) empirische Theorie mit ihren drei Komponenten (i) akzeptierte Ausgangslage, (ii) akzeptierte ‚Veränderungsregeln, und (iii) Vereinbarung (oft ‚Folgerungsbegriff‘ genannt) beispielhaft erläutert. Es folgt dann ein konkretes Beispiel, das mit Hilfe eines ‚Rechenblatts‘ illustriert wird. Abschließend erfolgt dann auf der Basis des vorausgehenden Beispiels eine Erläuterung zum Konzept ‚Bewertung‘, wodurch aus einer empirischen Theorie eine ’nachhaltige empirische Theorie‘ werden kann.

BEVÖLKERUNGSENTWICKLUNG

Im Rahmen des Lehrprojektes wurden per Zufall 6 Teams gebildet (unter Berücksichtigung einer guten Verteilung nach Fachbereichen). Zusätzlich gibt es ein Querschnittsthema:

  1. Wald
  2. Wasser
  3. Energie-Versorgung
  4. Finanzen der Gemeinde
  5. Landwirtschaft & Ernährung
  6. Verkehr
  7. QUERSCHNITT: Bevölkerung

Diese Themen (außer dem Querschnitts-Thema) wurden den sechs Teams zugelost. Es ist Aufgabe jeden Teams, das Thema zu analysieren und es im Format eines ‚Spiels‘ aufzubereiten, wobei ‚Spiel‘ hier gesehen wird als eine Form von ‚Nachhaltiger Empirischer Theorie‘.

In diesem Text wird nur das Thema ‚Bevölkerungsentwicklung‘ durchgespielt: Wie kann man das Thema im Format eines Spiels mit möglichst großem Empiriebezug entwickeln?

In diesem Text wird das ‚Konzept‘ vorgestellt, was es heißt, ein Thema als ‚Spiel‘ zu formatieren, das den Anforderungen einer ’nachhaltigen empirischen Theorie‘ genügt. In einem weiteren Text (geplant für 3.Mai 2023) soll dann eine ‚Umsetzung‘ (‚Implementierung‘) in eine neue Software speziell für das Editieren und Simulieren von nachhaltigen empirischen Theorien gezeigt werden. Die studentischen Teams sind aber völlig frei, welche Formatierung sie selbst wählen. Es gibt unendlich viele Möglichkeiten. Aus jeder kann man etwas lernen.

Nachhaltige Empirische Theorie

Wie schon im Beitrag ‚Grundbegriffe‘ [1] kurz beschrieben wird, repräsentiert eine ‚Nachhaltige Empirische Theorie (NET)‘ eine Kombination aus ‚Empirischer Theorie (ET)‘ und einer Menge von ‚minimalen Präferenzen‘ (‚Werten‘) im Format ‚A ist besser als B‘ bzw. ‚B ist weniger Wert als A‘.

Die empirische Theorie beschreibt nur, welche wahrscheinlichen Folgen eintreten werden, wenn eine bestimmte Situation aktuell gegeben ist. Eine empirische Theorie selbst bewertet nicht.

Im Alltagsleben reicht ein bloßes Wissen darum, was eintreten kann, aber nicht aus (so wertvoll auch diese Erkenntnis als solche sein mag). Als Menschen müssen wir meistens handeln und im Handeln entscheiden wir faktisch, was in der nahen — und fernen — Zukunft möglicherweise ‚der Fall sein wird‘.

Empirisches Wissen, das aus Experimenten entsteht, und Präferenz-Wissen, das auf der Basis von Erfahrungen durch ’subjektive Entscheidungen der Akteure‘ entsteht, kann im Alltagshandeln in Kombination eine große Hilfe sein: mit dem empirischen Wissen kann man wissen, was generell möglich ist, und mit einem Präferenzwissen kann man ‚bewusst auswählen‘, welche der bekannten Möglichkeiten man ‚auswählen sollte‘.

Normalerweise ist es nicht die Absicht der ‚Handelnden‘, eine Situation ‚bewusst zu verschlechtern‘. Im Gegenteil, im ‚Lichte des verfügbaren Wissens‘ versucht man eher nur jene Handlungen vorzunehmen, die nicht bewusst schädigen, eher das Gegenteil. Dies ist aber nur möglich, wenn die Handelnden über ein explizites Wissen um ‚Präferenzen‘ verfügen. Wie bekannt, können Präferenzen allerdings auch ‚falsch‘ sein, obgleich die Handelnden glauben, dass sie das ‚Richtige‘ tun.

Im Rahmen eines ‚echten Lernens‘ sind ‚Irrtümer‘ immer möglich; sie helfen, ‚falsche Optionen‘ zu erkennen und können das System der Präferenzen optimieren.

Beispiel Bevölkerungsentwicklung

Angewendet auf das Thema ‚Bevölkerungsentwicklung‘ bedeutet dies, man benötigt in einem ersten Schritt (i) eine ‚empirische Theorie‘, wie sich eine Bevölkerung entwickeln kann, und in einem zweiten Schritt (ii) Präferenzen, welche möglichen Entwicklungen ‚eher wünschenswert‘ sind und welche ‚eher nicht wünschenswert‘ sind.

Dies sollte jeweils auf das Beispiel 61137 Schöneck angewendet werden.

Darüberhinaus wäre es hilfreich, wenn man die Bevölkerungsentwicklung in der Kommune Schöneck nicht isoliert, sondern im Zusammenhang mit der Umgebung betrachtet. Als nächstes bietet sich der zugehörige ‚Landkreis‘ an; dies ist der Main-Kinzig Kreis (MKK). Darüber hinaus könnte man auch noch zum Regierungsbezirk Darmstadt schauen, zum Land Hessen, auf Deutschland, auf Europa und letztlich auf die gesamte Weltbevölkerung. In diesem Text wird zunächst nur die Kommune Schöneck betrachtet und ansatzweise der Main-Kinzig Kreis.

Konkretisierung einer Empirischen Theorie

Zunächst sollen die Anforderungen geklärt werden, die notwendig sind, um eine einfache empirische Theorie (ET) für die Problemstellung ‚Bevölkerungsentwicklung‘ entwickelt zu können.

Wie das vorausgehende Schaubild nochmals erinnert, benötigt eine ‚empirische Theorie (ET)‘ mindestens drei Elemente: (i) die Beschreibung einer allgemein akzeptierten Ausgangslage, (ii) eine Menge von akzeptierten ‚Veränderungsregeln, und (iii) eine Vereinbarung (oft ‚Folgerungsbegriff‘ genannt), wie man Veränderungsregeln auf eine gegebene Situation anwenden kann.

Ausgangslage für Bevölkerungsentwicklung

Es stellt sich dann die Frage, wie soll das Konzept ‚Ausgangslage‘ im Fall der angedachten Theorie der Bevölkerungsentwicklung am Beispiel der Gemeinde Schöneck (bzw. dann auch des MKK) beschaffen sein?

Ausgangspunkt ist eine Gruppe von ‚Bürgern‘, die solch eine Ausgangslage erstellen wollen.

Generell soll die ‚Beschreibung einer Ausgangslage‘ ein ‚Text‘ sein. Zusätzlich wird angenommen, dass dieser Text in ‚Alltagssprache‘ (hier: Deutsch) abgefasst sein soll.

Angenommen, die beteiligten Bürger haben verschiedene Wissensvoraussetzungen (was der Normalfall wäre), dann müssen diese sich zunächst mal darauf einigen, was denn alles für solch eine Beschreibung gebraucht wird.

Es folgt eine erste ungeordnete Liste von Annahmen, die als Ergebnis einer ersten (fiktiven) Diskussionsrunde der Gruppe der Bürger verstanden werden soll.

  1. Als Raumgebiet wird das Gebiet der Gemeinde Schöneck angenommen.
  2. Als ‚Bevölkerung‘ solle die Menge der ‚Einwohner‘ zählen, also jene Menschen, die in der Gemeinde Schöneck zu einem bestimmen ‚Stichtag‘ gemeldet sind.

Es ist dann zu klären, welche zusätzlichen Eigenschaften der Einwohner erfasst werden müssten, um eine notwendige Versorgung der Bürger seitens der Gemeinde sicher stellen zu können, wie z.B.:

  1. Kindergarten
  2. Schulen
  3. ÖPNV
  4. Gesundheitsdienste
  5. Einkaufen
  6. Müll
  7. Wasser
  8. Energie
  9. ….

Mögliche Veränderungen

Da die Welt, in der wir uns befinden sich überwiegend in ständiger Veränderung befindet, ist es wichtig zu klären, in welcher Weise sich die Bevölkerung einer Kommune verändern kann. Folgende minimale Annahmen werden (versuchsweise) getroffen:

  1. Geburten
  2. Sterbefälle
  3. Neuanmeldung
  4. Abmeldungen

Wie wir wissen, können diese Formen von Veränderungen von konkreten Voraussetzungen abhängen, diese dann wieder von anderen Voraussetzungen, usw. Begonnen werden soll hier mit den ersten beiden Formen von Veränderungen: Geburten und Sterbefälle.

Regel-Anwendung

Eine Regel nützt nur dann etwas, wenn man auch weiß, wann man die Regel wie auf eine gegebene Situation anwenden kann. Die Regel-Anwendung wird in der Theorie mit einem ‚Folgerungsbegriff‘ definiert, und in einem Spiel mit einer ‚Spielanleitung‘.

Eine Anwendungs-Regel könnte ungefähr lauten: Wenn ich in einem Jahr N-viele Einwohner habe und der Zuwachs pro Jahr beträgt z=0.15 (15%), dann beträgt die Zahl der Einwohner im Folgejahr N+1 = N+(N*z):

EINWOHNERZUNAHME pro JAHREINWOHNER IM FOLGEJAHR
NzN+1
N+1=N+(N*z)
10000,151150

Eine Regel-Anwendung könnte dann darin bestehen, dass man erklärt, wie man die Veränderung ‚Zuwachs‘ z=0,15 auf die gegebene Einwohnerzahl N=1000 anwendet, z.B. N+1=N+(N*z). Entsprechend dann mit einer Abnahme s=0,16:

EINWOHNERABNAHME pro JAHREINWOHNER IM FOLGEJAHR
s
N+1 = N – (N*s)
10000,16840
EINWOHNERZUNAHME + ABNAHMEEINWOHNER IM FOLGEJAHR
z=0,15
s=0,16
1000N1 = N+(N*z)– (N*s)
990

In der Kombination von ‚Zuwachs‘ und ‚Abnahme‘ müsste man zwei Operationen auf die Ausgangslage N anwenden, etwa: N1 = N+(N*z)– (N*s). Man würde im Folgejahr ‚990‘ erhalten, was einer Verminderung der Einwohnerzahl gleichkommt. Würde sich diese Verminderung in den weiteren Jahren fortsetzen, dann hätte dies verheerende Folgen für die Existenz des Ortes.

Theorie im Spielformat

Die bisherigen drei Aufgaben

(i) akzeptierte Ausgangslage, (ii) akzeptierte ‚Veränderungsregeln, und (iii) Vereinbarung (oft ‚Folgerungsbegriff‘ genannt), wie man Veränderungsregeln auf eine gegebene Situation anwenden kann.

kann man nun entweder im Stil einer formalisierten ‚Theorie‘ weiter ausformulieren oder eben im Stil eines ‚Spiels‘. Letzteres soll hier exemplarisch — noch auf ‚konzeptioneller Ebene‘ — geschehen.

Ausgangslage Bevölkerung

Im bisherigen Beispiel bietet es sich an, von folgenden minimalen Annahmen auszugehen:

  1. Es gibt eine EINWOHNERZAHL (E)
  2. Es gibt einen Kalender, der im Fall der Einwohner nur Jahreszahlen enthält, also immer ein bestimmtes JAHR (T), für das die Einwohnerzahl festgestellt wurde.
  3. Es gibt ein ‚RAUMGEBIET‘, das sich einer ‚offiziellen KARTE‘ zuordnen lässt, und zu dem Raumgebiet ein ‚offizieller ORTSNAME‘.

Wie bekannt, spielen weitere Eigenschaften wie ‚Geschlecht‘ und ‚Alter‘ eine wichtige Rolle für die möglichen ‚Bedürfnisse‘ der Einwohner. Diese Eigenschaften werden bis auf weiteres ausgeblendet.

FIKTIV oder EMPIRISCH

Im einfachen Fall kann man die Beschreibung einer Ausgangslage ‚fiktiv‘ halten, d.h. man lässt offen, ob es sich um Angaben handelt, die sich ‚empirisch‘ verifizieren lassen, oder die Beschreibung verbindet sich mit einem ‚empirischen Beschreibungsanspruch‘.

Bei einer Ausgangslage mit einem ‚empirischen Beschreibungsanspruch‘ handelt es sich um einen ‚Text‘, für dessen ‚Bedeutung‘ es entsprechende ‚reale Sachverhalte‘ gibt, die jeder persönlich ‚überprüfen‘ kann. Damit dieser Anspruch eingelöst werden kann, muss klar sein, wie eine solche Überprüfung aussehen kann.

Als ‚Standardfall‘ der Überprüfung eines Textes wird hier eine alltägliche Situation angenommen, in der sich jeder Bürger mit seinen ‚normalen Sinnesorganen‘ (Sehen, Hören, Tasten, Riechen, Schmecken,…) davon überzeugen kann, dass jene ‚Wahrnehmungseigenschaften‘ vorliegen, die im Text sprachlich zum Ausdruck gebracht werden, und denen alle beteiligten Bürger ‚zustimmen‘.

Im ‚erweiterten‘ Überprüfungsfall können spezielle ‚Wahrnehmungsgeräte‘ hinzukommen (Lupe, Mikroskop, Fernglas, Fotoapparat, …) oder ‚Messgeräte‘ im Kontext eines ‚Messverfahrens‘. Ein ‚Messverfahren‘ liegt vor, wenn es vereinbarte ‚Standard-Objekte‘ gibt (z.B. ein Gewichtsstandard, ein Längenstandard, ein Temperaturstandard, …), mit deren Hilfe man nach einem bestimmten ‚transparenten‘ Verfahren und ‚von jedem wiederholbar‘ zu einem ‚Messwert‘ kommen kann, der aufgeschrieben werden kann (z.B. ‚5 kg‘, ‚4,4 m‘, ‚17.3 oC‘, …).

Fiktiver Fall

Für Spiele reichen of ‚fiktive Fälle‘, um die Grundidee durchspielen zu können.

So kann man in einer fiktiven Ausgangslage z.B. ‚irgendeine‘ Bevölkerung beschreiben mit folgenden Eigenschaften:

  1. Es gibt den fiktiven Ort mit Namen ‚ADORF‘.
  2. Die Einwohnerzahl EINWOHNER betrug im JAHR 2000 genau 1110.

Veränderungsannahmen

Analog kann es bei den Veränderungsannahmen auch ‚fiktive‘ Annahmen geben oder solche mit einem ‚empirischen Geltungsanspruch‘. Hier sei auch zunächst ein fiktiver Fall angenommen.

In diesem fiktiven Beispiel können sich die jährlichen Raten für Zunahme bzw. für Abnahme zufallsgesteuert um einen bestimmten Betrag erhöhen oder vermindern.

  1. Die jährliche GEBURTENRATE führte zu einem jährlichen ZUWACHS von 0.05 (= 5%)
  2. Die jährliche STERBERATE führte zu einer jährlichen ABNAHME von 0.06 (= 6%)
  3. Ein Zufallsereignis GEBURTEN-Rand kann den jährlichen Zuwachs um +/- 0.01 erhöhen oder vermindern.
  4. Ein Zufallsereignis STERBERATE-Rand kann den jährlichen Zuwachs um +/- 0.01 erhöhen oder vermindern.
  5. Die komplette Veränderungsregel lautet: EINWOHNER=EINWOHNER+(EINWOHNER * GEBURTENRATE) – (EINWOHNER * STERBERATE)

Regelanwendung

Im Fall des Spiels geht es um die gesamte ‚Spielanleitung‘. Diese beschreibt, wer was wann wie tun kann.

Eine einfache Variante könnte wie folgt gehen:

  1. Es können beliebig viele Spieler spielen.
  2. Standardmäßig ist jeder Spieler für eine Bevölkerung verantwortlich. Es kann aber auch vereinbart werden, dass ein Spieler für mehr als eine Bevölkerungen verantwortlich ist.
  3. Standardmäßig hat eine Bevölkerung zu Beginn 1000 Mitglieder. Es kann aber auch eine andere Zahl vereinbart werden.
  4. Das Spiel wird in Runden gespielt: In jeder Runde muss jeder Spieler einmal seine Bevölkerung verwalten. Zu Beginn wird festgelegt, wie viele Runden gespielt werden soll.
  5. Verwalten heißt:
  6. Beim ersten Mal würfeln stehen die ‚geraden Zahlen‘ für Zunahme und die ‚ungeraden Zahlen‘ für Abnahme.
  7. Beim zweiten Mal würfeln stehen die Zahlen jeweils für die Werte:
10,01
20,02
30,03
40,04
50,05
60,06
  1. Wenn die Raten für ‚Erhöhung‘ und ‚Verminderung‘ ermittelt worden sind, wird die Gesamt-Veränderungs-Regel angewendet. Der Betrag für die neue Bevölkerungszahl bildet den Ausgangspunkt für die nächste Runde.
  2. Die Veränderungen bleiben so lange wirksam, bis ein neuer Wert erwürfelt wurde.
  3. Gewonnen hat die Bevölkerung, die am Ende die meisten Mitglieder zählt.

Ein Beispiel

(Das folgende Beispiel wurde mit einem Rechenblatt mit der Software ‚libreoffice‘ (Download hier: https://de.libreoffice.org/download/download/) erstellt. Viele andere Programme sind dazu ebenfalls geeignet. Wir werden solche noch vorstellen. )

Das Original des Rechenblatts kann man sich hier herunter laden:

Dieses einfache Beispiel mit zwei Spielern mit jeweils einer Bevölkerung A und B zeigt, dass durch die Einbeziehung eines kleinen Zufallsfaktors bei den Raten für Zuwachs (hier nur Geburten) bzw. Abnahme (hier nur Sterbefälle) die Entwicklung der Einwohnerzahlen bei gleichen Startbedingungen auseinander laufen kann.

Bewertung mittels Präferenzen

Wie oben schon angedeutet, kann eine empirische Theorie — auch im Spielformat! — zwar mögliche Fortsetzungen der Gegenwart auf der Basis des aktuell verfügbaren Veränderungs-Wissens aufzeigen, eine empirische Theorie kann aber nicht bewerten. ‚Bewertungen‘ setzen ‚Kriterien für Bewertungen‘ voraus, die ‚extern zum Vorgang‘ verfügbar sein müssen. Also, in der realen Welt, in der wir leben, geht die Sonne auf; es kann regnen; Pflanzen wachsen auf ihre jeweilige Art; Gegenstände fallen von oben nach unten; Wälder können im Sommer oder bei Unwettern (Blitze) brennen; usw. Dies passiert, weil die ‚Welt ist wie sie ist‘ (leicht vereinfacht ausgedrückt).

Dass z.B. ein Wald brennt oder die Flüsse austrocknen kann einfach passieren. Für sich gesehen ist dies weder ‚gut‘ noch ’schlecht‘. Wenn aber z.B. ‚Tiere‘ im Wald leben oder ‚Menschen‘ ihre Häuser in den Wald gebaut haben, dann ist es sehr wahrscheinlich, dass die Menschen mit ihren Häusern im Wald einen Waldbrand nicht ’neutral‘ sehen: sie fühlen sich in ihrer Existenz getroffen und finden dass ein Waldbrand ‚extrem unerwünscht‘ ist. Entsprechend bei starken Regenfällen (Überflutungen), bei Trockenheiten im Sommer, die Pflanzen, Futter vertrocknen lässt, Vieh leidet, Menschen haben weniger oder gar nichts mehr zum Essen. In all diesen Fällen werden die betroffenen Menschen all diese Vorgänge sehr ’negativ‘ empfinden.[3]

Mit diesen wenigen Beispielen wird deutlich, dass ‚Menschen‘ aufgrund ihrer ‚Lebenssituation‘ bestimmte Ereignisse und Vorgänge deutlich ’negativ‘ bewerten können (und tatsächlich auch negativ bewerten). Ob man diese ‚Bewertungs-Einstellungen‘ dann mit ‚Werten‘ in Verbindung bringt oder sie schlicht ‚Präferenzen‘ nennt (‚Waldbrand eher nicht‘, ‚Überflutung eher nicht‘, …), ist vielleicht sekundär; wichtig ist aber, dass Menschen, wenn sie sich auf bestimmte Präferenzen geeinigt haben, ihr weiteres ‚Handeln‘ im ‚Lichte der Präferenzen‘ wahrscheinlich anders organisieren. Gegen Überflutung werden Schutzeinrichtungen (z.B. Dämme) gebaut; Gegen Waldbrände werden z.B. Warnsysteme und Löschmaßnahmen vorbereitet; gegen drohende Dürren beobachtet man bislang eine seltsame Untätigkeit; usw.

Gleichzeitig lehrt uns die wahre Geschichte, dass Präferenzen als solche noch kein gutes Handeln garantieren, da das Handeln, mit dem eine Präferenz umgesetzt werden soll, auf mangelhaftem oder falschem Wissen beruhen kann (eine lange Liste von Beispielen mag sich jeder selbst zusammen stellen).

Angewendet auf das fiktive Beispiel mit den beiden Bevölkerungen A und B heißt dies, dass jene Bürger, die sich mit der Bevölkerungsentwicklung beschäftigen, sich darüber klar werden müssen, was sie von der jeweiligen Entwicklung halten. Finden sie eine Zunahme der Größe der Bevölkerung ‚gut‘ oder eher ’nicht gut‘? Wenn ’nicht gut‘, warum nicht? Welche Faktoren schätzen sie als ’negativ‘ ein?

Im fiktiven Beispiel könnte der Zufallsfaktor, der den ‚Zuwachs‘ oder die ‚Abnahme‘ verändern kann [2], für Unruhe sorgen, falls diese Änderungen in ihrem Umfang konkrete Strukturen in der Gemeinde bedrohen. In diesem Fall müssten die Bürger darüber nachdenken, was man tun könnte, um die Schwankungen im Zuwachs bzw. in der Abnahme besser ‚in den Griff‘ zu bekommen.

Letztlich kann man schon aus diesem einfachen fiktiven Beispiel erkennen, dass ’spielerische Formen der Darstellung‘ sehr wohl geeignet sind, allen Beteiligten ‚hautnah‘ jene ‚Probleme‘ vor Augen zu führen, die in alltäglichen Abläufen ‚verborgen‘ sein können. Ferner bieten spielerische Kontexte direkt auch die Möglichkeit, ‚kreativ‘ über mögliche Voraussetzungen und mögliche Änderungen nachzudenken, und zwar gemeinsam, mit allen anderen.

ANMERKUNGEN

[1] Siehe: https://www.oksimo.org/2023/04/11/grundbegriffe-nachhaltige-entwicklung-empirische-theorie-kommune-spielen/

[2] was es in jeder realen Gemeinde gibt.

[3] Tiere werden dies nicht anders sehen; allerdings haben Tiere keine Stimme unter den Menschen; sie können keine gemeinsamen Beschlüsse fassen, wie sie ihr Umgebung vor solchen Katastrophen schützen.

GRUNDBEGRIFFE: Nachhaltige Entwicklung – Empirische Theorie – Kommune – Spielen

(11.April 2023 – 16.Mai 2023)

KONTEXT

Dieser Text ist Teil des Lehrprojektes ‚Citizen Science für Nachhaltige Entwicklung‘ im Sommersemester 2023.

GRUNDBEGRIFFE

Mit ‚Grundbegriffen‘ sind hier jene begrifflichen Kontexte gemeint, die für den ‚Verstehenshorizont‘ des Lehrprojekts wichtig sind. In ihnen bündeln sich eine Vielzahl von Annahmen, die ihre Wurzeln in unterschiedlichen Lebens- und Denkbereichen haben.

ZUSAMENFASSUNG

Mit Bezug auf die ‚Biologie‘, hier besonders mit Bezug auf die ‚Entwicklungs-Biologie‘, werden anhand der dynamischen Struktur des Phänomens ‚Leben‘ auf dem Planet Erde jene Eigenschaften hervorgehoben, die sich für ein zukunftsfähiges Leben auf der Erde als wichtig erwiesen haben. Zentral war lange Zeit die Fähigkeit, die biologischen Strukturen materiell so verändern zu können, dass die ‚Passung‘ einer Population zur jeweiligen Umgebung einen für einen ‚Fortbestand hinreichend gut‘ war. Mit dem — evolutionsgeschichtlich — erst ‚kürzlichem‘ Auftreten der Teilpopulation homo sapiens vor ca. 300.000 Jahren wurde eine neue Fähigkeit verfügbar: ’sprachbasierte Kommunikation‘. Diese neue Fähigkeit veränderte das Format der Anpassung an eine mögliche Zukunft radikal. Das Leben auf der Erde konnte sich ansatzweise aus der ‚Gefangenschaft der rein materiellen Strukturänderungen‘ befreien. Mit der Entdeckung des sprachbasierten Konzepts von ‚fiktiver Theorie‘ und dann ‚empirischer Theorie‘ erlangte das Leben auf der Erde über die Teilpopulation homo sapiens die neue Fähigkeit, erfahrungsbasiert komplexe mögliche zukünftige Szenarien des Lebens im Denken und Handeln vorweg zu nehmen. Im Fortschreiten der kulturellen Musterbildungen entstand in den letzten ca. 50 Jahren im Rahmen der Völkergemeinschaft der Vereinten Nationen ein erstes weltweites Bewusstsein über den Sachverhalt globaler Vernetzungen, globaler Entwicklungen, deren Verstehen und Gestaltung das Zusammenwirken aller Menschen weltweit bedarf. Bei aller Globalität benötigt solch ein Zusammenwirken aber auch die ‚konkreten Orte‘, wo jeder einzelne ‚verortet‘ ist: Regionen und Kommunen. Im Konkreten entscheidet sich, was global geschieht, wie auch das Lokale nicht unabhängig vom Globalen ist. Das, was alle Ebenen ansatzweise verknüpfen kann, das ist eine geeignete nachhaltige Theorie. Das Medium, in dem Menschen zusammen all das lernen und ausprobieren können, was die Inhalte einer Theorie ausmacht, ist das ‚Format Spiel‘ in Korrespondenz zur Theorie.

LEBEN ALS GRUND-MODELL NACHHALTIGER ENTWICKLUNG

In den letzten Jahren gewinnt der Begriff ‚Nachhaltig‘ und ‚Nachhaltige Entwicklung‘ innerhalb der Gesellschaft immer mehr Bekanntheit, vielleicht sogar ‚Popularität‘, ja, auch, eine ‚Bedeutung‘ für unser tatsächliches Planen und Handeln.

Was für manche wie eine Art ‚Neuentdeckung‘ wirken mag, gar eine wirkliche ‚Innovation‘ zu sein scheint, ist aber — so lehrt uns die Wissenschaft — eine Eigenschaft, die für das ‚Leben‘ auf diesem Planeten Erde von den frühesten Anfängen an ein ‚Standard‘ war, der wesentlich zum Begriff des Lebens dazu gehört.

Da sich das Phänomen ‚Leben‘ vielen verschiedenen Wissenschaften darbietet und jede Wissenschaft ‚ihr Bild‘ davon zeichnet, ist es schwer, einen gemeinsamen ‚Bedeutungskern‘ zu ermitteln, aber es gibt so eine Art ‚Kernbestand‘, den die meisten akzeptieren (siehe. [4], [5]).

Danach gibt es ‚Leben‘ seit mindestens 3.5 Mrd Jahren auf dem Planet Erde, eher sogar noch früher (vgl. [3a]).

Wie die Biologie mit ihren vielen Teildisziplinen seit mehr als 100 Jahren herausarbeiten konnte [18], unterscheidet man grob zwischen dem ‚Genotyp‘ und dem ‚Phänotyp‘ [17], wobei der Genotyp für einen Pool jener ‚Informationen‘ steht, die bei der Reproduktion einer Zelle wesentlich dafür sind, welches Ergebnis die Hervorbringung einer neuen Zelle in ihrer konkreten Ausprägung (Phänotyp) hat. Aufgrund dieser flexiblen Grundstruktur war das Leben zu allen Zeiten in der Lage, ’sich selbst‘ kontinuierlich zu ‚verändern‘. Die vielen Faktoren, die bei diesem dynamischen Veränderungsprozess mitwirken, bilden ein komplexes Netzwerk von kausalen Beziehungen, das zwar immer besser verstanden wird, aber das bei weitem noch nicht völlig geklärt ist.

Wichtig ist allerdings der Aspekt, dass das sich ‚Reproduzieren‘ und das in einer sich permanent ändernden Umgebung ‚im Spiel halten‘ nicht verstanden werden kann, wenn man nur die einzelnen Exemplare einer Lebensform betrachtet, sondern immer nur das einzelne Exemplar als Teil einer Population, innerhalb der die einzelnen Exemplare auf vielfältige Weise miteinander interagieren! Es trifft hier das harte ‚Paradox‘ zu, das sich mit den Worten umschreiben lässt: „Einer alleine ist nichts, aber das Ganze gibt es nur, weil es jeden einzelnen gibt!“

Diese ‚Interaktionen‘ findet man sowohl auf der Ebene des Genotyps wie auch auf der Ebene des Phänotyps.

Fragt man sich, was denn die zentrale Eigenschaft im Rahmen einer Reproduktion ist, die für das Ganze der Population den entscheidenden Faktor für eine nachhaltige Entwicklung bildet, dann wird man ins Leere laufen, solange man nicht die ‚übergreifende Funktionalität‘ versteht, die in dem Gesamtprozess ‚eingebettet‘ ist und die ein Lebewesen dazu befähigt, die ‚Bedeutungslosigkeit einer Gegenwart‘ in eine ‚potentiell bedeutungsvolle Zukunft‘ zu verwandeln.

FUNDAMENTAL: DIE ÜBERWINDUNG DER GEGENWART

Dazu ist es wichtig, dass man sich klar macht, dass ‚Zukunft‘ kein ‚Objekt‘ ist, das irgendwie konkret in einer jeweiligen Umgebung vorkommt. Es kann zwar — vielleicht — irgendwann eine konkrete Situation geben, die für ein Lebewesen etwas repräsentiert, was in seiner Struktur und in seinen Prozessen ‚potentiell vorhanden war‘, aber dieses ‚potentiell Vorhandensein‘ ist kein reales Objekt, sondern dieses sind ‚bestimmte interne Zustände‘ des Lebewesens, die geeignet sind, dass ein Lebewesen durch sie sein Verhalten so steuern kann, dass es mit dazu beiträgt, dass irgendwann in der realen Umgebung eine Umgebungssituation entsteht, die dann als ‚Realisierung jener internen Zustände‘ gesehen werden kann, die eine ‚potentielle Situation‘ repräsentiert haben.

Im einfachsten Fall sind diese ‚internen Zustände‘ molekulare Eigenschaften des genetischen Informationspools, die sich ergeben haben, und deren ‚Übersetzung‘ in ‚Prozesse‘ und neue ‚Zellstrukturen‘ zu einem individuellen Lebewesen führen, das so vorher noch nicht da war. Einige ’neue Verhaltensweisen‘ werden dadurch evtl. möglich und diese sind — im positiven Fall — dafür geeignet, dass das Lebewesen in der jeweiligen Umgebung ‚überlebt‘ oder gar ‚besser‘ leben kann.

In der Regel nützen solche ’neue Eigenschaften‘ aber nur dann etwas, wenn das jeweilige Lebewesen zusammen mit den Artgenossen in der aktuellen Umgebung ‚gemeinsam besser‘ leben kann.

Diese internen Eigenschaften, die potentiell neue Strukturen repräsentieren, bilden die ‚Gegenwart‘ nicht 1-zu-1 ab, sondern sie ‚repräsentieren‘ die jeweilige Gegenwart in bestimmten Eigenschaften auf meist recht allgemeine Art. Und sie bilden nicht ‚die‘ Gegenwart ab, sondern ‚ganz viele verschiedene Gegenwarten‘, die ‚aufeinander folgen‘ und die sich als ‚veränderlich‘ zeigen. So kann aus einem Repräsentanten einer Gegenwart G1 der Repräsentant einer Vergangenheit V1 werden, und in der Menge der verschiedenen Repräsentanten können ‚Beziehungen sichtbar‘ werden, die in einer ‚Vorher-Nachher‘ Beziehung ‚Veränderungen‘ aufleuchten lassen können.

Wieweit sich im molekularen Detail der genetischen Informationsstrukturen zeitliche Veränderungsbeziehungen tatsächlich auswirken und wie genau, das dürfte aktuell in der Forschung noch nicht völlig geklärt sein. Klar ist nur, dass die Dynamik des molekularen Repräsentations- und Kombinationssystems das Potential besitzt, eine gegenwärtige Struktur durch Veränderung in eine ’neue‘ Struktur zu überführen.

ZUKUNFTS-VERSTÄRKER SPRACHE

Während sich die einfachen Lebensformen ihre mögliche ’neue Zukunft‘ nur durch Strukturveränderungen im Bereich ihrer molekularen Strukturen erkämpfen können (was vielfältige Formen von Interaktionen zwischen den internen molekularen Strukturen und sie umgebende Prozesse mit einschließt), können komplexe Lebensformen — am intensivsten bislang der Homo sapiens (wir Menschen) — durch das System einer ‚Sprache‘ sowohl die ‚Ausdrucksstärke‘ ‚potentieller Strukturen‘ gewaltig vergrößern, wie aber auch die ‚Geschwindigkeit ihrer Erzeugung‘.

Die Sprache ist ein recht junges ‚Subsystem des Gehirns‘ [3c], das es einem Lebewesen ermöglicht, eine Reihe von ‚internen Zuständen‘, die normalerweise einem anderen Lebewesen nicht direkt zugänglich sind, durch Zwischenschaltung des Systems Sprache in solche Elemente ‚abbilden‘ zu können, die äußerlich wahrnehmbar sind (Laute, Zeichen, Gesten, …). Und da alle Mitglieder einer Lebensform, die über das Subsystem Sprache verfügbar, über das gleiche Subsystem verfügen, können Lebewesen mit dem Subsystem Sprache sich nicht nur über das vorliegen eines internen Zustands ‚austauschen‘ (‚Kommunikation‘), sie können sich darüber hinaus aufgrund solcher sprachlicher Austauschprozesse auch begrenzt ‚koordinieren‘. Dies ermöglicht einen radikalen Evolutionsschub, wie wir ihn in der Geschichte des Lebens seit dem Auftreten des Homo sapiens beobachten können.({2],S.454f, [3c])

Durch diese ‚Sichtbarmachung‘ interner Zustände eines Lebewesens für Kommunikation und Koordination ergaben sich bahnbrechende Entwicklungen wie die Erfindung der ‚Schrift‘, des ‚Buches‘, der ‚Bibliothek‘ oder dann die weitere Erfindung ‚digitaler Medien‘, wodurch nicht nur die ‚Speicherung‘ und die ‚Vervielfältigung‘ von sprachlichem Ausdruck einen gewaltigen Schub bekam, sondern mit ‚digitalen Maschinen‘ wurden auch neue Formen der ‚automatisierten Bearbeitung‘ von Sprache möglich. Allerdings geht mit der ‚digitalen Revolution‘ eine zunehmende ‚Verwirrung‘ einher, da die neuen digitalen Technologien die ‚Wurzel der Sprache‘, ihre ‚Schnittstellenfunktion‘ zwischen ‚Innerem‘ und ‚Äußerem‘ immer mehr aus dem Blick gerät. Dies kann zu einer Art ‚Entfremdung des Menschen von sich selbst‘ führen, was dann kontraproduktiv wäre.

ZUKUNFTS-VERSTÄRKER THEORIE

Die Sprache ermöglicht die Bildung ganz neuartiger Strukturen in alle Richtungen. Allerdings weiß jeder, dass nicht jeder Gedanke automatisch ‚brauchbar‘ ist für die Beschreibung einer ‚möglichen Konstellation‘ für einen zukünftigen Zeitpunkt. Auf der einen Seite ist die Menge möglicher Zustände in einer möglichen Zukunft zwar generell viel größer als alles, was wir mit dem Wissen einer bestimmten Zeit bewusst ‚denken‘ können, aber die Menschheit hat in den letzten 500 Jahren schrittweise gelernt, dass es eine Reihe von Phänomenen in dieser Welt gibt, denen eine gewisse ‚Regelhaftigkeit‘ zukommt. Und wenn man diese Regelhaftigkeit ‚entdecken‘ kann, dann kann man diese Beobachtungen in Form von ‚Veränderungs-Regeln‘ mittels Sprache festhalten und sie bis zu einem gewissen Grad als ‚Handlungsanleitungen‘ benutzen. Dieses ‚Beobachten‘ der Welt mit Blick auf ‚Regelhaftigkeiten‘ und deren Nutzung für ‚Voraussagen‘ wahrscheinlicher zukünftiger Zustände hat sich zu einem ‚kulturellen Muster‘ verdichtet, das wir ‚Empirische Wissenschaft‘ nennen.

Das vorausgehende Schaubild macht die Kernelemente einer empirischen Theorie deutlich:

  1. Man muss sich auf eine ‚Ausgangssituation‘ einigen, die man gemeinsam so beschreibt, dass alle zustimmen können, dass der Text einer tatsächlichen Situation entspricht.
  2. Man braucht eine Menge von Veränderungs-Regeln, die beschreiben, wie bei einer bestimmten Menge von Eigenschaften, die vorliegen, diese sich so verändern können, dass bestimmte Eigenschaften ’neu‘ dazu kommen und andere — möglicherweise — verschwinden.
  3. Man braucht dann eine ‚Vereinbarung‘, wie man Veränderungs-Regeln so ‚anwendet‘, dass genau dieser erhoffte Effekt eintritt (Logiker sprechen hier von einem ‚Folgerungsbegriff‘).
  4. Der neue Zustand, der durch Anwendung von Veränderungs-Regeln neu entsteht, wird dann zum neuen Ausgangspunkt für eine mögliche weitere Anwendung von Veränderungs-Regeln.
  5. Auf diese Weise kann eine ganze ‚Folge‘ (‚Serie’/ ‚Reihe‘ …) von Zuständen zustande kommen, die zusammen einen ‚Prozess‘ repräsentieren, der — im idealen Fall – zu einem neuen Zustand führt, der nach bestimmten Kriterien als ‚besser‘ gewertet wird als der Ausgangszustand; im negativen Fall tritt der ‚erwartete neue Zustand‘ ’nicht ein‘.

An dieser Stelle ist wichtig, den Unterschied zwischen einer ‚Empirischen Theorie (ET)‘ und einer ‚Nachhaltigen Empirischen Theorie (NET)‘ zu verdeutlichen. Eine empirische Theorie umfasst eigentlich ’nur‘ Veränderungs-Regeln, die das Erzeugen eines bestimmten Nachfolge-Zustands erlauben. Ob dieser Zustand ‚gut‘ oder ’nicht gut‘ ist ist nicht Gegenstand einer empirischen Theorie. In der Alltagswelt der Menschen braucht man aber Anhaltspunkte, ob ein bestimmter Zustand nun ‚eher besser‘ oder ‚eher schlechter‘ ist, da man ansonsten nicht weiß, in welche Richtung man sich weiter engagieren sollte.

Um solche ‚Bewertungen‘ wie ‚eher besser‘ oder ‚eher schlechter‘ vornehmen zu können, benötigt man ‚Präferenz-Regeln‘ durch die eine Gesellschaft sich festlegt, was sie ‚besser‘ oder ’schlechter‘ findet.

Kombiniert man eine empirische Theorie mit solchen Präferenz-Regeln, dann kann man eine empirische Theorie (ET) in eine nachhaltige empirische Theorie (NET) verwandeln. Man kombiniert dann das empirische ‚Veränderungswissen‘ mit einem normativen ‚Präferenz-Wissen‘ so, dass man jederzeit entscheiden kann, ob ein Prozess in einem ‚erstrebenswerten‘ Zustand geendet hat oder nicht.

An diesem Beispiel kann man auch sehen, dass Wissen ‚kein Selbstzweck‘ ist sondern ein Instrument ist, um die Menschen zu unterstützen, eher jene Zustände zu finden, die ‚erstrebenswert‘ sind oder eben nicht.

NACHHALTIGE ENTWICKLUNG UND MENSCHLICHE ZIVILISATION – DIE STIMME DER VEREINTEN NATIONEN

Wie schon eingangs erwähnt ist das Leben auf diesem Planeten schon immer grundsätzlich ’nachhaltig‘, so sehr, dass es mehr als 3.5 Mrd Jahre in der Lage war, die teilweise dramatischen Änderungen der Verhältnisse auf dem Planet Erde zu überstehen.

Wir Menschen als Lebensform ‚Homo sapiens‘ haben einerseits von dieser Überlebensform profitiert, andererseits verfügt die Lebensform ‚Homo sapiens‘ über einige dramatisch neue und leistungsfähige Eigenschaften, die ihn in die Lage versetzen, anders, schneller und radikaler die Verhältnis auf dem Planeten Erde zu verändern, so, dass sich die Anzeichen verdichten, dass der Mensch die Grundlagen des gesamten Lebens, insbesondere seines eigenen Lebens, schrittweise irreparabel zerstört.

Allerdings, man muss nüchtern sehen, dass die Lebensform Homo sapiens überhaupt ‚lernen‘ musste, wie sie ist, was sie kann, und wie sie mit dem übrigen Leben eigentlich zusammenhängt. Grob gesprochen kann man sagen, dass der Homo sapiens ca. 300.000 Jahre gebraucht hat, um jetzt ansatzweise zu verstehen, wer er ist, was er tut, und welche unfassbaren Wirkungen er erzeugt hat und permanent erzeugt. Vor diesem Hintergrund kann man die Geschichte der Vereinten Nationen mit ihren Konferenzen zur Nachhaltigkeit verstehen als ein langsames ‚kulturelles Bewusst werden‘ seiner selbst und seiner Wechselwirkung mit der Umwelt, mit dem Planeten Erde.

Die Einschätzung der Texte der Konferenzen — hier beginnend mit dem sogenannten Brundtland Reporrt von 1987 [9] — variiert stark. Diese Texte bilden auch keine ‚Theorie‘ im klassischen Sinne, sie sind nicht unbedingt einheitlich, nicht konsistent, aber man kann sich bei ihrer Lektüre nicht des Eindrucks entziehen, dass hier Menschen, Völker, Nationen darum ringen, wie man die Lage einzuschätzen hat und was zu tun ist. Dabei wird auch ganz deutlich, dass hier nicht alle Beteiligten nur darauf warten, los zu legen oder genau das zu tun, wovon die Dokumente sprechen. Zu unterschiedlich sind die Ausgangslagen der verschiedenen Nationen, Völker, Kulturen, Menschen.

Der Autor dieses Textes versteht den sogenannten Brundtland-Report als den aufschlussreichsten Text für das Gesamtprojekt. Die sehr populären ’17 Entwicklungsziele‘ [10,11] wirken zwar vielfältig, aber man tut sich schwer in ihnen eine klare Linie, ein klares Gesamtkonzept zu erkennen.

17 TEILZIELE NACHHALTIGER ENTWICKLUNG. ES GIBT MEHR …

Zudem kann man unschwer erkennen, dass viele andere Ziele, die eigentlich wichtig sind, unter diesen 17 Entwicklungs-Zielen nicht vorkommen. Ganz zentral z.B. das Thema ‚Bevölkerung‘: alle anderen Ziele hängen von der Größe Bevölkerung ab; allein die Beschaffenheit der Bevölkerungsstrukturen kann darüber entscheiden, ob ganze Regionen oder gar Kontinente in unlebbaren Zuständen versinken. Diesen zentralen Begriff nicht gemeinsam zu reflektieren und entsprechende Modelle zu erarbeiten, entzieht fast allen anderen Begriffen die konkrete Grundlage!

ZIELE BRAUCHEN EINEN ORT UND AKTEURE: DIE KOMMUNE

Das Reden von ‚Zielen‘ und deren ‚Einlösung‘ verlangt nach ‚Akteuren‘, die sich um die Einlösung der Ziele kümmern. Wo findet man diese Akteure?

Letztlich sind es wir alle, und wir alle haben irgendwo auf diesem Planeten einen Ort (bisweilen auch mehrere), wo wir ‚im Alltag‘ leben. Diese alltäglichen Orte sind die Kommunen, die Dörfer und Städte.

In einem Deutschen Bundesland — hier Hessen — gibt es als ‚Menge von Spielregeln‘ für die Organisation einer Gemeinde die ‚Gemeindeordnung (HGO)‘ [13], die dann durch zahlreiche andere Verordnungen noch ergänzt wird bzw. ergänzt werden kann (z.B. die ‚Hauptsatzung‘ [14] oder die ‚Geschäftsordnung‘ für die gewählte ‚Gemeindevertretung‘ [15]).

Die Basis jeder Gemeinde (Kommune) sind die ‚Einwohner‘, jene Menschen, die in der Gemeinde eine Wohnung haben, bzw. die ‚Bürger‘, das sind jene Einwohner, die auch ‚wählen‘ dürfen.

In regelmäßigen Wahlen wird eine bestimmte Anzahl von ‚Gemeindevertretern‘ gewählt, die die ‚Gemeindevertretung‘ bilden, und parallel wird separat der ‚Bürgermeister‘ gewählt. Mitglieder der Gemeindevertretung und der Bürgermeister bilden zusammen den ‚Gemeindevorstand‘. Wahlunabhängig gibt es die ‚Gemeindeverwaltung‘, die von allen drei Gremien auf unterschiedliche Weise bestimmt oder geleitet wird.

Die ‚Schnittstellen‘ zwischen Einwohnern und den politisch gewählten Vertretungen (samt Verwaltung) sind sehr vielfältig.

Ein ungelöstes Problem ist heute die Herausforderung, dass die Welt nicht nur ’schneller‘, sondern auch ‚komplexer‘ geworden ist und dass die zahlenmäßig kleine Gruppe der gewählten Gemeindevertreter mit ihren Kompetenzen alleine kaum in der Lage sind, die täglichen Aufgaben umfassend gut bewältigen zu können, speziell dann nicht, wenn diese Aufgaben — was nicht selten ist — für ihre Umsetzung 10 und mehr Jahre benötigen.

Auf der anderen Seite repräsentiert die Menge aller Einwohner ein großes Reservoir an Erfahrung und Wissen. Allein durch aktives Wählen wird dieser Schatz an Erfahrung und Wissen nicht angemessen genutzt. Es fragt sich, wie ein neues konstruktives Verhältnis zwischen Bürgern und ihren gewählten Vertretern aussehen könnte?

GEGENWART ÜBERWINDEN durch ‚THEORIE‘ und ‚SPIEL‘

Nach all diesen Vorüberlegungen stellt sich die praktische Frage, was denn eine Gruppe von Bürgern — eventuell zusammen mit gewählten politischen Vertretern — konkret tun könnte, um in ihrer Kommune konkrete Zukunftsarbeit zu leisten.

Wenn diese Arbeit auf eine Entwicklung abzielt, die wirklich nachhaltig sein soll, tatsächlich wichtige mögliche Zustände einer möglichen Zukunft adressieren möchte, dann gilt nach den bisherigen Vorüberlegungen, dass die Vorgehensweise dieser Bürger die ‚Form einer empirischen Theorie‘ haben sollte. Nur so wäre die größt mögliche Garantie gegeben, dass man sich mit Entwicklungsprozessen beschäftigt, die auf begründete Veränderungs-Regeln gründen. Zusätzlich gilt — das folgt aus der Evolution und aus dem Brundtland-Report — dass ‚Vielfalt (‚Diversity‘) von hoher Bedeutung ist; denn neben dem Wissen, das versucht sich im Rahmen einer empirischen Theorie abzusichern, gibt es auch die objektive ‚Begrenztheit‘ allen verfügbaren Wissens. Um nicht ‚Opfer der eigenen Begrenztheit‘ zu werden bedarf es daher eine ‚Vielfalt‘ an Menschen aus möglichst vielen Lebenssituationen, die Erfahrungen, Gedanken und Emotionen mit ins Spiel bringen, die vielleicht die ‚gewohnten Denkmuster‘ aufbrechen können.

Aus der Geschichte des menschlichen Lernens wissen wir, dass die älteste und erfolgreichste Form des Lernens das ‚Spielen‘ ist. Hier spielt Kreativität und spielen Emotionen neben dem Wissen immer eine wichtige Rolle.

Es ist von daher letztlich nicht überraschend, dass sich aufzeigen lässt, dass die Struktur einer empirischen Theorie — sogar in der erweiterten Form einer ’nachhaltigen empirischen Theorie‘ –sich Struktur-äquivalent zur Form des ‚Spielens‘ verhält.[19]

Im vorausgehenden Schaubild wird dies selbsterklärend verdeutlicht. Auf der Basis dieser Erkenntnis kann man daher im Alltag einer Kommune und auch im Alltag von Forschung und Lehre als Grundform das Format des ‚Spielens‘ wählen und es dazu benutzen, um in beliebig vielfältigen Formen gemeinsam ’nachhaltige empirische Theorien‘ zu all jenen Problemen zu entwickeln, die sich im Alltag für einer Kommune stellen.

AUSBLICK

Die zuvor geäußerten Gedanken werden aktuell sowohl im Rahmen der universitären Lehre angewendet wie auch im Rahmen von Experimenten mit neuen Formen der Bürgerbeteiligungen, die durchweg offen sind für eine direkte Kooperation mit den gewählten politischen Vertretern und der Verwaltung der Gemeinde.

Kritik und Anregungen zu diesen Gedanken sind willkommen: info@oksimo.org

ANMERKUNGEN

wkp := Wikipedia, de := Deutsch, en := Englisch

[1] Siehe ‚Universum‘ in wkp-de: https://de.wikipedia.org/wiki/Universum, Zitat: Das Alter des Universums ist aufgrund von Präzisionsmessungen durch das Weltraumteleskop Plancksehr genau gemessen: 13,81 ± 0,04 Milliarden Jahre.“

[2] Volker Storch, Ulrich Welsch, Michael Wink, Evolutionsbiologie, 3.rev.Aufl., Springer Spektrum, Springer-Verlag, Berlin Heidelberg, 2013

[3] Peter Sitte, Symbiogenese in der Zell- und Lebensevolution, Exkurs 3.1. in [1], SS.234 – 245,

[3a] Zitat: „Es hat demnach schon vor mehr als 3,5 (vermutlich sogar 4) Mrd Jahren Leben auf unserem Planeten gegeben.“(S.234)

[3b] Wichtige Arbeitshypothese: Als wichtiger Motor der Evolution wird angenommen: stabile intertaxonomische Kombinationen, Mutation, Genetische Rekombination und horizontaler Gentransfer (vgl. [1],S.245)

[3c] Uwe Jürgens, Sprache, in: [2], SS.456-460.Jürgens grenzt die Entstehung von Sprache im modernen Sinn ein auf das Zeitfenster nach 2.6 Mio und 50.000 Jahen vor uns.

[4] Siehe ‚Leben‘ in wkp-de: https://de.wikipedia.org/wiki/Leben , Zitat: Leben ist ein Sammelbegriff für eine Vielzahl materieller Erscheinungen (Systeme) in der Natur, die sich in einem ständigen, geregelten Austausch von Energie, Materie und Informationen befinden. Diese Prozesse werden je nach Betrachtungsweise als unterschiedliche reale oder zugeschriebene Eigenschaften beschrieben, die sich unverwechselbar von der unbelebten Umwelt unterscheiden. Über diese Eigenschaften und ihre Entstehung oder ihren Umfang – ob selbst erhaltend und organisierend oder von göttlichen Kräften geschaffen und gelenkt – besteht allerdings keine Einigkeit, weder innerhalb der Wissenschaften noch unter Philosophen oder in den Religionen. 1999 führte der israelische Chemiker Noam Lahav 48 verschiedene Definitionen von Experten der letzten 100 Jahre auf.

[5] Siehe ‚Lebewesen‘ in wkp-de: https://de.wikipedia.org/wiki/Lebewesen , Zitat: Lebewesen sind organisierte Einheiten, die unter anderem zu Stoffwechsel, Fortpflanzung, Reizbarkeit, Wachstum und Evolution fähig sind. Lebewesen prägen entscheidend das Bild der Erde und die Zusammensetzung der Erdatmosphäre (Biosphäre). Neuere Schätzungen lassen vermuten, dass 30 Prozent der gesamten Biomasse der Erde auf unterirdisch lebende Mikroorganismen entfallen. Rezente Lebewesen stammen immer von anderen Lebewesen ab (Abstammungstheorie). Über die Entstehung von Lebewesen aus abiogenen Vorformen wird intensiv geforscht. Zu den ältesten Spuren irdischer Lebewesen gehören insbesondere die Stromatolithen. Die Biologie untersucht die heute bekannten Lebewesen und ihre Evolution sowie die Grenzformen des Lebens (z. B. Viren) mit naturwissenschaftlichen Methoden.“

[6] Siehe ‚System‘ in wkp-de: https://de.wikipedia.org/wiki/System , Zitat: Als System (altgriechisch sýstēma „aus mehreren Einzelteilen zusammengesetztes Ganzes“) wird etwas bezeichnet, das aus verschiedenen Komponenten mit unterschiedlichen Eigenschaften besteht, die aufgrund bestimmter geordneter Beziehungen untereinander als gemeinsames Ganzes betrachtet werden (können) und damit von anderem abgrenzbar sind.

Es gibt keine einheitliche Definition des Begriffs, da die Bedeutungszuweisung je nach Fachgebiet sehr unterschiedlich ist. Demnach ist auch der vorhergehende Satz eine Abstraktion im Sinne eines größten gemeinsamen Nenners. … In unterschiedlichen Fachgebieten werden spezifische Begriffsverwendungen vorgeschlagen, diskutiert und angewendet. Viele Systeme haben völlig andersartige Eigenschaften als die Komponenten, aus denen sie bestehen. Wenn sich diese neuen Qualitäten nicht allein aus dem funktionalen Zusammenwirken der Teile – „von unten“ betrachtet – erklären beziehungsweise vorausberechnen lassen, handelt es sich um emergente Eigenschaften. Sofern keine Beziehungen der genannten Art zwischen den Teilen eines Ganzen bestehen, handelt es sich nicht um ein System, sondern um bloße Mengen, Haufen oder Stoffgemische; auch wenn die konstruierte Anordnung der Teile einer bestimmten Systematik unterliegt und als „System“ bezeichnet wird (Beispiele: biologische Systematik, Periodensystem der Elemente).“

[7] Siehe ‚Evolution‘ in wkp-de: https://de.wikipedia.org/wiki/Evolution , Zitat Unter Evolution (von lateinisch evolvere „herausrollen“, „auswickeln“, „entwickeln“) versteht man im deutschsprachigen Raum in erster Linie die biologische Evolution. Darunter wird die von Generation zu Generation stattfindende allmähliche Veränderung der vererbbaren Merkmale einer Population von Lebewesen und von anderen organischen Strukturen (z. B. Viren) verstanden. Das Lehr- und Forschungsgebiet der Evolution wird als Evolutionsbiologie bezeichnet und unterliegt, wie viele andere Wissenschaften, einem kontinuierlichen Erkenntnisfortschritt. Hierzu können insbesondere neue Einsichten durch die Entdeckung neuer Fossilien oder die Anwendung neuer Forschungsmethoden beitragen. Das Themenfeld der Evolution wurde zuweilen unterteilt in die Evolutionsgeschichte, in der die Veränderungen der Lebewesen im Laufe der Erdgeschichte beschrieben werden und bei dem es Überlappungen mit der Paläontologie gibt, sowie in die Evolutionstheorie, die naturwissenschaftliche Erklärungen (Hypothesen und Theorien) für das Gesamtphänomen der Evolution entwickelt. Die beiden Ansätze sind heutzutage in der Wissenschaft innig miteinander verwoben und befruchten sich wechselseitig. Wissenschaftler beschäftigen sich ebenfalls im Rahmen der theoretischen Biologie mit der biologischen Evolution. Die theoretische Biologie als interdisziplinäres Teilgebiet der Biologie entwickelt mathematische Modelle und führt statistische Hypothesentests und Laborexperimente durch, um den Erkenntnisgewinn zu fördern.

[8] Siehe ‚Evolutionsbiologie‘ in wkp-de: https://de.wikipedia.org/wiki/Evolutionsbiologie , Zitat: Die Evolutionsbiologie ist ein Teilbereich der Biowissenschaften. Sie untersucht das Evolutionsgeschehen im Laufe der Erdgeschichte bis heute sowie die Evolutionsfaktoren. Zentrale Problemstellungen moderner Evolutionsbiologie sind

  • die Rekonstruktion der stammesgeschichtlichen Abläufe der Organismen,
  • das Zusammenspiel der Evolutionsfaktoren untereinander und mit der Umwelt
  • sowie die Evolution der Genomsysteme, die in enger Wechselbeziehung zu den jeweiligen Trägerorganismen stehen.

Die Evolutionsbiologie ist eng mit anderen Wissenschaftsdisziplinen verknüpft, z. B. Geologie, Paläontologie, Ökologie, Biogeographie, Anatomie/Morphologie, Physiologie, Biochemie, Verhaltensbiologie, Molekularbiologie und Genetik.

[9] UN. Secretary-General;World Commission on Environment and Development, 1987, Report of the World Commission on Environment and Development : note / by the Secretary General., https://digitallibrary.un.org/record/139811 (accessed: July 20, 2022) (In einem besser lesbaren Format: https://sustainabledevelopment.un.org/content/documents/5987our-common-future.pdf) Anmerkung: Gro Harlem Brundtland (ehemalige Ministerpräsidentin von Norwegen) war die Koordinatorin von diesem Report. 1983 erhielt sie den Auftrag vom Generalsekretär der UN einen solchen Report zu erstellen, 1986 wurde er übergeben und 1987 veröffentlicht. Dieser Text enthält die grundlegenden Ideen für alle weiteren UN-Texte.

Zitat aus dem Vorwort: The fact that we all became wiser, learnt to look across cultural and historical barriers, was essential. There were moments of deep concern and potential crisis, moments of gratitude and achievement, moments of success in building a common analysis and perspective. The result is clearly more global, more realistic, more forward looking than any one of us alone could have created. We joined the Commission with different views and perspectives, different values and beliefs, and very different experiences and insights. After these three years of working together, travelling, listening, and discussing, we present a unanimous report.“ und „Unless we are able to translate our words into a language that can reach the minds and hearts of people young and old, we shall not be able to undertake the extensive social changes needed to correct the course of development.

Zitat aus dem Abschnitt ‚Sustainable Development‘:

„27. Humanity has the ability to make development sustainable to ensure that it meets the needs of the present without compromising the ability of future generations to meet their own needs. The concept of sustainable development does imply limits – not absolute limits but limitations imposed by the present state of technology and social organization on environmental resources and by the ability of the biosphere to absorb the effects of human activities. But technology and social organization can be both managed and improved to make
way for a new era of economic growth. The Commission believes that widespread poverty is no longer inevitable. Poverty is not only an evil in itself, but sustainable development requires meeting the basic needs of all and extending to all the opportunity to fulfil their aspirations for a better life. …

28. Meeting essential needs requires not only a new era of economic growth for nations in which the majority are poor, but an assurance that those poor get their fair share of the resources required to sustain that growth. Such equity would be aided by political systems that secure effective citizen participation in decision making and by greater democracy in international decision making.
29. Sustainable global development requires that those who are more affluent adopt life-styles within the planet’s ecological means – in their use of energy, for example. Further, rapidly growing populations can increase the pressure on resources and slow any rise in living standards; thus sustainable development can only be pursued if population size and growth are in harmony with the changing productive potential of the ecosystem.
30. Yet in the end, sustainable development is not a fixed state of harmony, but rather a process of change in which the exploitation of resources, the direction of investments, the orientation of technological development, and institutional change are made consistent with future as well as present needs. We do not pretend that the process is easy or straightforward. Painful choices have to be made. Thus, in the final analysis, sustainable development must rest on political will.“

[10] Die 17 Entwicklungsziele der Vereinigten Nationen (2015): https://sdgs.un.org/goals, Zitat: The 2030 Agenda for Sustainable Development, adopted by all United Nations Member States in 2015, provides a shared blueprint for peace and prosperity for people and the planet, now and into the future. At its heart are the 17 Sustainable Development Goals (SDGs), which are an urgent call for action by all countries – developed and developing – in a global partnership. They recognize that ending poverty and other deprivations must go hand-in-hand with strategies that improve health and education, reduce inequality, and spur economic growth – all while tackling climate change and working to preserve our oceans and forests.

The SDGs build on decades of work by countries and the UN, including the UN Department of Economic and Social Affairs

[11] UN, Transforming our world: the 2030 Agenda for
Sustainable Development: https://sdgs.un.org/2030agenda, Zitat: This Agenda is a plan of action for people, planet and prosperity. It also seeks to strengthen universal peace in larger freedom. We recognise that eradicating poverty in all its forms and dimensions, including extreme poverty, is the greatest global challenge and an indispensable requirement for sustainable development. All countries and all stakeholders, acting in collaborative partnership, will implement this plan. We are resolved to free the human race from the tyranny of poverty and want and to heal and secure our planet. We are determined to take the bold and transformative steps which are urgently needed to shift the world onto a sustainable and resilient path. As we embark on this collective journey, we pledge that no one will be left behind. The 17 Sustainable Development Goals and 169 targets which we are announcing today demonstrate the scale and ambition of this new universal Agenda. They seek to build on the Millennium Development Goals and complete what these did not achieve. They seek to realize the human rights of all and to achieve gender equality and the empowerment of all women and girls. They are integrated and indivisible and balance the three dimensions of sustainable development: the economic, social and environmental.“ (Zuletzt: 8.April 2023)

[12] UN, Transforming our world: the 2030 Agenda for
Sustainable Development, https://documents-dds-ny.un.org/doc/UNDOC/GEN/N15/291/89/PDF/N1529189.pdf?OpenElement (Zuletzt: 8.April 2023)

[13] Hessische Gemeindeverordnung (HGO), siehe: https://www.rv.hessenrecht.hessen.de/bshe/document/jlr-GemOHE2005V9IVZ (zuletzt: 11.April 2023)

[14] Gemeinde 61137 Schöneck: Hauptsatzung von 2021: https://www.schoeneck.de/rathaus-politik/aktuelles/amtliche-bekanntmachungen/2021/hauptsatzung-der-gemeinde-schoeneck/

[15] Gemeinde 61137 Schöneck, Gemeindevertretung – Geschäftsordnung (GO): https://www.schoeneck.de/rathaus-politik/service/satzungen/geschaeftsordnung-fuer-die-gemeindevertretung-und-die-ausschuesse.pdf?cid=321

[16] Gerd Doeben-Henisch, Dez.2022, NACHHALTIGE EMPIRISCHE THEORIE – VERSCHIEDENE FORMATE: THEORIE – SPIEL – THEATERSTÜCK, https://www.oksimo.org/2022/12/14/nachhaltige-empirische-theorie-verschiedene-formate/

[17] Siehe ‚Phänotyp‘ in wkp-de: https://de.wikipedia.org/wiki/Ph%C3%A4notyp , Zitat: „Der Phänotyp (von altgriechisch φαίνω phaíno „ich erscheine“ und τύπος týpos „Gestalt“) oder das Erscheinungsbild ist in der Genetik die Menge aller Merkmale eines Organismus. Er bezieht sich nicht nur auf morphologische, sondern auch auf physiologische Eigenschaften und ggfs. auf Verhaltensmerkmale. In der Vererbungslehre wurde der Begriff Phaenotypus erstmals von Wilhelm L. Johannsen aufgestellt. Phänotypen und phänotypische Variationen werden durch das Zusammenwirken von Erbanlagen und Umweltfaktoren (Modifikation) bestimmt. Inwieweit der Phänotyp durch Umwelteinflüsse beeinflussbar ist, hängt von der Reaktionsnorm ab. Diese Möglichkeit, auf Umwelteinflüsse zu reagieren, ist durch den Genotyp genetisch festgelegt. Verfahren, mit denen Rückschlüsse vom Erbgut, d. h. der individuellen Desoxyribonukleinsäure (DNS), auf den Phänotyp eines Individuums geschlossen werden, werden DNA-Phänotypisierung genannt.“

[18] Siehe ‚Biologie‘ in wkp-de: https://de.wikipedia.org/wiki/Biologie , Zitat: „Biologie (von altgriechisch βίος bíosLeben“ und λόγος lógos hier: „Lehre“, siehe auch -logie) oder historisch auch Lebenskunde ist die Wissenschaft von der belebten Materie, den Lebewesen. Sie ist ein Teilgebiet der Naturwissenschaften und befasst sich sowohl mit den allgemeinen Gesetzmäßigkeiten des Lebendigen als auch mit den Besonderheiten der einzelnen Lebewesen: zum Beispiel mit ihrer Entwicklung, ihrem Bauplan und den physikalischen und biochemischen Vorgängen in ihrem Inneren. Im Fach Biologie wird in zahlreichen Teilgebieten geforscht. Zu den ganz allgemein auf das Verständnis des Lebendigen ausgerichteten Teilgebieten gehören insbesondere Biophysik, Genetik, Molekularbiologie, Ökologie, Physiologie, Theoretische Biologie und Zellbiologie. Mit großen Gruppen der Lebewesen befassen sich die Botanik (Pflanzen), die Zoologie (Tiere) und die Mikrobiologie (Kleinstlebewesen und Viren). Die Betrachtungsobjekte der Biologie umfassen u. a. Moleküle, Organellen, Zellen und Zellverbände, Gewebe und Organe, aber auch das Verhalten einzelner Organismen sowie deren Zusammenspiel mit anderen Organismen in ihrer Umwelt. Diese Vielfalt an Betrachtungsobjekten hat zur Folge, dass im Fach Biologie eine Vielfalt an Methoden, Theorien und Modellen angewandt und gelehrt wird. Die Ausbildung von Biologen erfolgt an Universitäten im Rahmen eines Biologiestudiums, von Biologie-Lehramtsstudierenden zumindest zeitweise auch im Rahmen der Biologiedidaktik.In neuerer Zeit haben sich infolge der fließenden Übergänge in andere Wissenschaftsbereiche (z. B. Medizin, Psychologie und Ernährungswissenschaften) sowie wegen des interdisziplinären Charakters der Forschung neben der Bezeichnung Biologie weitere Bezeichnungen für die biologischen Forschungsrichtungen und Ausbildungsgänge etabliert wie zum Beispiel Biowissenschaften, Life Sciences und Lebenswissenschaften.“

[19] Anmerkung: Den Begriff ‚Empirische Theorie‘ gibt es weder in der wkp-de noch in der wkp-en! Da der Begriff der ‚empirischen Theorie‘ der harte Kern des modernen Wissenschaftsbegriffs ist (eng verbunden mit moderner Logik und Mathematik) kann man sich fragen, was es heißt, dass über ‚Wissenschaft‘ geredet wird, ohne dass man den Begriff ‚empirische Theorie‘ benutzt (und dies gilt nahezu für die gesamte Wissenschaftswelt, nicht nur für die Welt-Enzyklopädie Wikipedia).

Lehrprojekt ‚Citizen Science für Nachhaltige Entwicklung SS2023‘

(Letzte Änderung: 30.Juni 2023)

KONTEXT

Diese LEHR-Anwendung ist Teil des Themas LEHRE.

Zum Konzept ‚Citizen Science für Nachhaltige Entwicklung‘

Das grundlegende Konzept wird in einem Blogbeitrag zum vorausgehenden Wintersemester 2022/23 beschrieben: https://www.oksimo.org/2022/11/04/anwendung-lehre/

Die offizielle Kursbeschreibung für das SS2023 findet sich hier: https://www.frankfurt-university.de/de/studium/interdisziplinares-studium-generale/interdisziplinares-studium-generale-modulpool-sose-2023/citizen-science-fuer-nachhaltige-entwicklung/

Der folgende kurze Podcast diente als Kurzwerbung für den Kurs im Vorfeld:

Der Entwurf für einen Semesterplan für das SS2023 sieht wie folgt aus:

Dieser Entwurf gibt einen möglichen Phasenplan vor, wie das Semesterziel aufgrund der bisherigen Erfahrungen gut erreicht werden kann. Allerdings gibt es im Verlauf viele Unbekannte, die Abweichungen oder Umakzentuierungen erforderlich machen könnten.

Der Start ist geprägt vom ersten Kennenlernen, erste Orientierungen und einer Teambildung, die sich an möglichst großer ‚Vielfalt‘ orientiert. Um die Chancengleichheit sicher zu stellen, werden die Teams darüber hinaus per Zufall ausgelost. Gleiches gilt auch für die Zuteilung des Themas, das für jedes Team aus einer vorgegebenen Liste ausgelost wird.

Die eigentliche methodische und inhaltliche Einführung findet in den Sitzungen 19.4. und 3.5. statt. In diesen Sitzungen wird das Konzept ‚Theorie als Spiel‘ anhand eines konkreten Beispiels vorgestellt, das im gesamten Semester als Referenzbeispiel seitens des Dozenten-Teams erhalten bleibt, und sogar weiter entwickelt wird. Die einzelnen Teams können dieses Beispiel anhand ihres eigenen Themas ausprobieren.

Die Hauptarbeit für die Teams findet dann im Kontext der Termine 17.5., 31.5. und 7.6. statt. In dieser Zeit können sie ausprobieren, wie sie dieses Konzept mit ihrem Thema auf eine konkrete Kommune anwenden können. Sie können dazu auch direkten Kontakt mit Bürgern oder Einrichtungen der Kommune suchen.

Die Zeit der Experimente und des freien Austausches untereinander mündet dann in einer Art ‚Generalprobe‘ am 14.6., in der jedes Team sein Thema in Form eines spielbaren Spiels präsentiert und durch die anderen testen lässt. Zugleich wird möglichst viel Feedback von den anderen Teams eingesammelt.

Jedes Team hat dann noch etwas Zeit, die Erfahrungen aus der Generalprobe für sein endgültiges Konzept zu berücksichtigen, um sie für die Prüfung am 28.6. zu dokumentieren und zu präsentieren.

Anmerkung: Für dieses Lehrprojekt und seine Prüfungsform spielt die Verfügbarkeit von chatGPT3 bzw. 4 keine Rolle. Die Studierenden könnten das Programm ruhig benutzen, es wird ihnen kaum helfen (Siehe auch den kritischen Blogbeitrag zu chatGPT: https://www.cognitiveagent.org/2023/02/13/chatgpt-wie-besoffen-muss-man-sein/ )

[1] Als ‚Spielregeln‘ für die Arbeit mit hessischen Kommunen gilt die ‚Hessische Gemeineordnung (HGO)‘: https://www.lexsoft.de/cgi-bin/lexsoft/justizportal_nrw.cgi?xid=146137,1

PROJEKT-THEMEN und ERGEBNISSE

(Letzte Änderung: 30.Juni 2023)

Kurzbeschreibung der Projektthemen und Ergebnisse

LERNRAUM PROZESS

(Letzte Änderung: 4.Juni 2023)

GRUNDBEGRIFFE: NACHHALTIGE ENTWICKLUNG – EMPIRISCHE THEORIE – KOMMUNE – SPIELEN

URL: https://www.oksimo.org/2023/04/11/grundbegriffe-nachhaltige-entwicklung-empirische-theorie-kommune-spielen/

(Letzte Änderung: 16.Mai 2023)

KONZEPT-BEISPIEL ZUM THEMA BEVÖLKERUNGSENTWICKLUNG (Teil 1)

(Letzte Änderung: 19.April 2023)

KONZEPT-BEISPIEL ZUM THEMA BEVÖLKERUNGSENTWICKLUNG (Teil 2)

(Letzte Änderung: 27.April 2023)

THEORIE-BOX: GRUNDBEGRIFFE ALS BAUKASTEN

(Letzte Änderung: 18.Mai 2023)

WALD-WERKSTATT – 26.März 2023

(Letzte Änderung: 7.April 2023, 15:00h)

KONTEXT

Der folgende Text ist Teil der Reihe ‚Bürger im Gespräch‘, in der Gemeinde Schöneck.

WALD-WERKSTATT – 26.März 2023

Der folgende Text ist ein Bericht von der Veranstaltung am 26.März 2023 verbunden mit Hinweisen auf Fragen, die sich daraus für die Zukunft des Waldes in der Gemeinde stellen. Ferner werden einige Ideen notiert, welche Aktionen sich aus den bisherigen Erkenntnissen nahelegen. Der Text ist eine Co-Produktion von Gerd Doeben-Henisch und Yvonne Heil.

Die Idee der Reihe

Zu Beginn erläuterte Gerd Doeben-Henisch kurz die Idee der Reihe „Bürger im Gespräch (BiG)“. Es geht nicht um eine ‚punktuelle Veranstaltung‘, nicht um rein punktuelle Themen, sondern wir möchten auf Dauer einen Gesprächsraum aufbauen, in dem nach und nach all jene Themen zur Sprache kommen können, die die meisten Bürger direkt betreffen. Gerd Doeben-Henisch gehört zwar zum Ortsverband der Grünen in Schöneck, ist dort auch im Vorstand, aber diese Gesprächsreihe ist gedacht als ‚überparteilich‘, da hier jeder Bürger mitsprechen können soll. Es geht nicht um eine bestimmte Partei sondern eben um jene Themen, die alle betreffen. Dazu wird es auch gehören, dass wir als Bürger die Bürger in der Gemeindevertretung oder im Ortsvorstand oder eben auch die Bürgermeisterin und Mitglieder der Verwaltung zum Gespräch mal direkt einladen, weil Bürger eben Fragen haben.

Kurzrückblick auf den 5.März 2023

In der Sitzung am 5.März 2023 hatten wir mit dem Thema Wald begonnen. Die meisten, die dabei waren, wussten nicht viel vom Wald, geschweige denn von ‚dem Wald zwischen Büdesheim und Kilianstädten‘. Als Yvonne Heil dann in ihrem Vortrag ein ganzes Panorama von ‚Wald‘ aus Sicht einer engagierten Naturschützerin in den Raum zauberte, da waren dann doch alle sehr beeindruckt.

Als Wissenschaftler hatte Gerd Doeben-Henisch ursprünglich die Idee, dass im Anschluss an die Sitzung vom 5.März 2023 eine Art ‚Simulation‘ zum Wald vorbereitet wird, mit der sich dann alle in der folgenden ‚Wald-Werkstatt‘ nochmals, eher auf spielerische Weise, mit dem Thema auseinander setzen können. Aber der Vortrag von Yvonne Heil hatte eine solche Breite und Vielfalt des Waldes aufgezeigt, dass es letztlich nicht möglich war, in der verfügbaren Zeit eine brauchbare Simulation bereit zu stellen. Aufgeschoben heißt jetzt aber nicht aufgehoben; es soll versucht werden, dies in absehbarer Zukunft doch hinzubekommen.

Allerdings, schaut man sich an, was andere Wissenschaftler bislang zum Thema Wald an Simulationen vorgestellt haben, dann kann man erkennen, dass auch alle anderen mit der Vielfalt des Waldes ein Problem haben. Das renommierte Thünen-Institut (das aus der Sicht der Holzwirtschaft arbeitet)(siehe: [1,2]) hat eine großangelegte Studie und Simulation zum gesamten Deutschen Wald versucht, und ist dabei auf vielfältige sowohl methodische wie auch empirische Probleme gestoßen. Man kann aus diesen Veröffentlichungen herauslesen, dass die aktuelle Datenlage und die Einfachheit der verfügbaren Modelle bislang eine wirklich erschöpfende und differenzierte Betrachtung noch nicht zulässt.

Dies bedeutet für die Bürger in Schöneck, Sie müssen die Sache mit ihrem Wald selbst in die Hand nehmen und sich kundig machen, was ‚ihr Wald‘ braucht. Einfach ist dies sicher nicht, aber vielleicht lohnend.

Bei der Überlegung, was bei Ausfall der Simulationsidee in der Kürze der Zeit als Option übrig bleibt an Möglichkeiten, um das Thema eher ’spielerisch‘ nochmals aufzugreifen, hatte dann Yvonne Heil eine Idee, die dann umgesetzt wurde.

Gelegenheit für Teilnehmer, Fragen zu stellen:

  1. Was ist ‚Simulation‘? [3]

PUB QUIZ FÜR WALDLER

Yvonne Heil griff eine Idee auf, die in Englischen Pubs sehr verbreitet ist: das Pub quiz. [4] In einem Pub werden Gruppen gebildet, die dann versuchen, Fragen zu beantworten. Es gibt Punkte für die Antworten, und am Schluss Gewinner. Oft wird das Quiz noch mit Geldeinsatz versehen oder mit alkoholischen Getränken ‚angereichert‘. Im Detail können die Formate stark variieren.

Im vorliegenden Fall wurden 3er-Gruppen gebildet, Yvonne Heil blendete über den Beamer Fragen ein und am Ende (nach 10 Fragen) konnten die Teams ihre Antworten vorstellen; anschließend gab es die richtigen Antworten, entweder direkt oder — bei komplexen Fragen — erst ein Schritt mit multiplen Möglichkeiten (‚multiple choice‘) und dann erst die Antwort.

Schon die Gruppenbildung lockerte die Stimmung sehr auf und es ging dann mit den Fragen und Antworten sehr lebhaft weiter.

Hier die 10 Fragen

Größenverhältnisse

  1. Frage
  • Wieviel Prozent der Landfläche der
    Bundesrepublik Deutschland bedeckt Wald?
  • Wieviel Prozent der Gemeindefläche
    Schöneck bedeckt Wald?

Abkürzungsdschungel

  1. Frage

Für was steht die Abkürzung
1) FFH

2) WBI

3) BWI

FFH

a) Forst-für-Horste
b) Flora-Fauna-Habitat
c) försterliche Fachhochschule
d) Fürst Freiherr zu Hochwalde

WKI

a) Wohltemperiertes Klavier
b) Erster Weltkrieg (Weltkrieg I)
c) Wilhelm-Klauditz-Institut
d) IATA-Code für Hwange Town Airport (Simbabwe)

BWI

a) Buchenwaldinvestition
b) Borkenkäfer-Wirtschaftlichkeits-Index
c) Brandwarnidikator
d) Bundeswaldinventur

Verantwortungsträger

  1. Frage
  • Wer ist Eigentümer des Schönecker Waldes?
  • Welche Eigentumsformen kennen wir?

Försterlatein

  1. Frage

1) Was ist eine Umtriebszeit?
2) Was verstehen wir unter Kluppe?
3) Was bedeutet Sukzession?
4) Was ist ein Zwiesel?

Umtriebszeit

a) Jahreszeit, in der sich das Wild gerne im Wald aufhält
b) Zeit, die das Wasser braucht, um in der Baumkrone verdunsten können
c) Lebenszeit von baumbewohnenden Käferarten
d) Zeit von Baumpflanzung bis zum Einschlag durch Holznutzung

Kluppe

a) Messinstrument zur Vermessung von Baumstämmen
b) Pilzart, wächst bevorzugt an Douglasien
c) altertümliche Beinbekleidung von Waldbewohnern
d) Sturmschäden, die in den Wintermonaten entstehen

Sukzession

a) natürlicher Prozess, bei dem Absterben und Heranwachsen nebeneinander passieren
b) natürlicher Prozess, bei dem während des Heranwachsens eine Naturkatastrophe passiert
c) künstlicher Prozess, bei dem Harvestereinsatz, Kahlschlag und Abtransport kalkuliert werden
d) künstlicher Prozess, bei dem eine KI zur Waldplanung eingesetzt wird

Zwiesel

a) Kreuzung von Zebra und Esel
b) Kommunikationsform von Buchenverbänden
c) Edelholz, welches einem Fermentationsprozess unterlegen war
d) wertmindernde Aufgabelung am Hauptstamm eines Nutzbaumes

Faunisten sind gefragt [5]

  1. Frage
  • Welches Tier ist trotz seines Namens ein
    Waldbewohner und was macht es 2023 so bedeutsam?
  • Ungefähre Größe in cm

a) Waldohreule, 2023 erstmals im Zirkus, 40 cm

b) Weinbergschnecke, Verbringungsverbot
(EuGH 1/2023), 2 cm

c) Gartenschläfer, Tier des Jahres2023, 15 cm

d) Strandkrabbe, große Population im März 2023
im Kellerwald gesichtet, 7 cm

Bauen, Wohnen, Leben

  1. Frage
  • Welche Baumart wird vom Schwarzspecht
    bevorzugt, um seine Höhle zu bauen?
  • In welcher Höhe müssen wir suchen?
  • Nenne drei weitere Spechtarten….

Gibt´s im Wald auch Bäume?

  1. Frage
  • Was versteht man unter Pionierbaumarten,
    wo trifft man sie an?
  • Wie alt kann eine Rotbuche werden?
  • Wo findet man Flatterulmen?

Naturschutzelemente

  1. Frage
  • Was bedeutet es, wenn ein H einen Baum kennzeichnet?
  • Nenne mindst. drei Kriterien, die ihn als
    solchen definieren.

Ein mit H gekennzeichneter Baum steht für

  1. Habitatbaum
  2. Harvester
  3. Hainbuche
  4. Heliumaustritt

Waldnutzung

Frage 9:

  • Was ist ein Plenterwald?
  • Was ist ein Altersklassenwald?

Plenterwald

a) Forst mit Einzelbaumentnahme
b) Forst ohne Baumentnahme
c) Forst mit massiver Baumentnahme
d) Forst ohne Einsatz von Pestiziden

Altersklassenwald

a) alle Bäume haben das gleiche Alter
b) alle Bäume haben verschiedenes Alter
c) Bäume einer Baumart müssen in Gruppen stehen
d) erst ab einem bestimmten Baumalter werden
Gruppierungen als Wald bezeichnet

Für die ganz Schlauen…

Frage 10:

  • Was ist ein Malakologe?
  1. Schneckenforscher
  2. Flechtenforscher
  3. Lehmforscher
  4. Strömungsforscher

War schon der Prozess der Antwortsuche in den Gruppen sehr lebhaft, führte dann die Phase der Bekanntmachung der richtigen Antworten und die Punktevergabe zu einem weiteren sehr intensiven und zugleich lockerem Gespräch.

Die richtigen Antworten werden an dieser Stelle nicht veröffentlicht, damit jeder die Chance hat, das ‚Abenteuer der Fragen‘ selbst durchleben zu können 🙂

Blitzfeedback – und Fragen, die sich stellen

Am Ende des anregenden und informativen Pub Quiz wurde nach einer spontanen Reaktion gefragt, wie das Ganze so gewirkt hat. Es gab einige Antworten, die — zusammenfassend — alle drei bisherige Veranstaltungen lobten, sie als informativ und anregend bezeichneten, und zugleich auch Vorschläge machten, wie das Ganze weiter gehen sollte. Ein Tenor war: das müsste noch viel mehr Bürgern in Schöneck bekannt gemacht werden, auch durch andere Veranstaltungsformate. Außerdem wurde das Thema Wald so vielfältig erlebt, dass vorgeschlagen wurde, noch weitere Veranstaltungen dazu zu machen, auch direkt im Wald. Auch eine Teilnehmerin, die das erste Mal dabei war, fand die Veranstaltung — auch ohne Kenntnis der vorausgehenden — sehr interessant, informativ und kurzweilig. Ein anderer Aspekt war die ‚Konkretheit‘ die man anhand des Themas und der Art der Veranstaltung erleben konnte. Demokratie ist nicht abstrakt, weit weg, sondern Demokratie findet dann doch konkret statt durch das Tun der Bürger, die miteinander reden und dann auch konkret handeln können. Das sich ‚Einmischen‘ zeigt dann auch ein wenig die ‚Komplexität‘, die in den Sachen liegt und hilft möglicherweise auch, die Komplexität von politischen Abläufe zu verstehen. Ein Mitglied der Bürgervertretung machte darauf aufmerksam, dass es bei den bisherigen Gesprächen mit dem Dienstleister für die Gemeinde (Hessen-Forst) meistens an genügend Kompetenzen auf Seiten des Gemeindevorstands und der Gemeindevertretungen gefehlt hat, neue Akzente zu setzen. Die Frage ist, wie man dies verbessern könnte. Bisher scheint das Thema ‚Ökonomie‘ das Thema ‚Ökologie‘ stark zu überlagern, dies obgleich der jährliche Nettoertrag nur bei ca. 20.000€ liegt. Es fragt sich, ob man den ‚Waldwirtschaftsplan‘ bzw. die alle 10 Jahre (!) stattfindende ‚Forsteinrichtung‘ nicht einvernehmlich ein wenig anders akzentuieren könnte.(Siehe [6],[7]) Ein anderer machte darauf aufmerksam, dass heute die ‚Interessen am Wald‘ so vielfältig geworden sind (… lange Liste von Beispielen …), dass man sich schwer tut, zu sehen, wie man dies alles ‚unter einen Hut‘ bringen kann.

Wie weiter?

Abschließend wurde nochmals die Frage gestellt, wie machen wir weiter? Im nachfolgenden Schaubild werden grob die verschiedenen Faktoren beleuchtet, die eine Rolle spielen.

Einmal die Bürger, die im Gespräch verschiedenen Themen aufgreifen, die viele betreffen. Dies tun sie unter Einbeziehung des verfügbaren Weltwissens, aber auch mit der Intention, ihre gewählten Vertreter (Gemeindevertretung, Ortsvorstand, Bürgermeisterin) ins Gespräch einzubeziehen, um durch mehr Gemeinsamkeit die Synergien im politischen Handeln zu verbessern.

In diesem Zusammenhang ergeben sich aus der Sitzung am 26.März 2023 eine Reihe von Anregungen, die hier angedeutete werden sollen.

Mögliche Folgeaktionen zum Thema Wald

Entsprechend dem Gesamtkonzept der Initiative ‚Bürger im Gespräch‘ besteht die Idee darin, dass jedes Thema, was in der Reihe mal vorgestellt worden ist, anschließend nicht von der Tagesordnung verschwindet, sondern (i) in Form von vielen einzeln Aktionen weiter entwickelt wird und (ii) mittel- und langfristig ein öffentliches ‚Daten- und Simulationsmodell‘ des Themas aufgebaut werden wird. In dem Maße, wie (i) und (ii) stattfinden, ergeben sich auch neue interessante Möglichkeiten, zu besonderen Anlässen (iii) ‚Veranstaltungen für die ganze Bevölkerung‘ zu organisieren.[8]

Einzelne Aktionen

  1. Waldführungen mit Kundigen des Naturschutzes
  2. Waldführung mit dem Förster
  3. Waldführung mit dem Jäger
  4. Gespräche mit den Mitgliedern der Gemeindevertretung über ‚Waldwirtschaftsplan‘ und ‚Forsteinrichtung‘

Erste Liste von Fragen zur Nachhaltigkeit, die Bürger gerne an die Mitglieder der Gemeindevertretung stellen würden:

  1. Wie viel Holz können wir entnehmen, um nachhaltig zu wirtschaften?
  2. Wie hoch ist die Vorratshaltung im Schönecker Wald?
  3. Welche Maßnahmen werden aktuell zur Stabilisierung des FFH-Schutzgebietes unternommen?[9]
  4. Wieviele Habitatbäume gibt es hier/ im Schönecker Wald?
  5. Ist klimaangepasstes Waldmanagement umsetzbar?
  6. Wie sieht die forstwirtschaftliche Nutzung für die nächste 50 Jahre aus?
  7. Wie hoch ist der Ertrag aus den geschlagenen Bäumen? Was ist unser Wald, holzwirtschaftlich betrachtet, wert?

Mittelfristige Ziele

Aufbau einer Datenbank und von Simulationen zum Thema Wald unter Einbeziehung eines Geo-Informations-Systems (GIS) in Zusammenarbeit mit der Gemeindeverwaltung

Alle zusammen

Bürgerveranstaltungen im Gemeindezentrum zu Themen des Waldes auf anregend, informative aber spielerische Weise.

PS: Blind obwohl man sieht?

Zu diesem Punkt gab es als Anhang ein paar Tage hier einen Text, der jetzt in den Philosophieblog ‚PHILOSOPHIE JETZT. Auf der Suche nach dem Neuen Menschenbild‘ migriert wurde. (Siehe: https://www.cognitiveagent.org/2023/04/07/koennen-wir-blind-sein-obwohl-wir-sehen/ )

ANMERKUNGEN

wkp := Wikipedia (de: Deutsch, en: Englisch)

[1] Elsasser P, Altenbrunn K, Köthke M, Lorenz M, Meyerhoff J (2020) Regionalisierte Bewertung der Waldleistungen in Deutschland. Braunschweig: Johann Heinrich von Thünen-Institut, https://literatur.thuenen.de/digbib_extern/dn062592.pdf

[2] Kerstin Altenbrunn, Peter Elsasser, 2021, Technische Dokumentation zum Modell ReWaLe (Regionalisierung des ökonomischen Wertes von Waldleistungen), Braunschweig : Johann Heinrich von Thünen-Institut, URL: https://www.econstor.eu/bitstream/10419/247278/1/1776316282.pdf

[3] Gerd Doeben-Henisch, Antwort auf die Frage: Was ist Simulation?: In der allgemeinen Fassung von Simulation hat man (i) eine ‚Ausgangslage‘ mit bestimmten Eigenschaften (z.B. Einwohnerzahl in Schöneck in 2023), dann (ii) verfügt man über ein ‚Wissen über mögliche Veränderungen‘ (z.B. Geburtenrate, Sterberate, Zuzug und Wegzug, …), und (iii) man weiß wie man das ‚Veränderungswissen‘ auf die angenommene Ausgangslage ‚anwenden‘ kann (dies nennt man in der Logik ‚folgern‘). Mit (i) – (iii) kann man dann das Veränderungswissen wiederholt auf die Ausgangslage und danach auf die ‚veränderte Ausgangslage‘ anwenden, so dass eine ganze Reihe von Situationen entsteht, die dann jeweils spätere Zeitpunkte des Zustands widerspiegeln (z.B. die Einwohner von Schöneck in 2033). Dabei ist es sinnvoll, zwischen ‚einfachen‘ Simulationen zu unterscheiden, wo die Sachlage umfassend beschreibbar, klar und abgrenzbar ist (wie z.B. bei den meisten Maschinen und Gebäuden) und jenen Simulationen, in denen viele veränderliche Größen auftreten, die prinzipiell nicht erschöpfend erfasst werden können (wie z.B. im Fall des Waldes).

[4] Für ‚pub quiz‘ siehe wkp-en: https://en.wikipedia.org/wiki/Pub_quiz#Jackpots

[5] Siehe ‚Fauna‘ in wkp-de: https://de.wikipedia.org/wiki/Fauna , Zitat: „Fauna (auch Tierwelt) bezeichnet die Gesamtheit aller natürlich vorkommenden Tiere in einem Gebiet oder im engeren Sinne alle Tierarten in diesem Gebiet.[1] Die Erforschung der Fauna ist die Aufgabe der Faunistik, die zugehörige Wissenschaft ist die Biogeographie. Wird der gesamte Planet Erde betrachtet, umfasst die Fauna sämtliche Tierarten, beispielsweise in der Paläontologie, wo man etwa von einer „Fauna der Kreidezeit“ spricht.“

[6]  Bewirtschaftungsplan (Maßnahmenplan) für das FFH-Gebiet „Wald zwischen Kilianstädten und Büdesheim“ ab 2013: https://natureg.hessen.de/resources/recherche/Schutzgebiete/RPDA/M_PLAN/4174.pdf

[7] Zu ‚Forsteinrichtung‘ siehe wkp-de: https://de.wikipedia.org/wiki/Forsteinrichtung, Zitat: „Die Forsteinrichtung (früher auch  Taxation  beziehungsweise  Forsttaxation  oder  Forstabschätzung  genannt) dient in der Forstwirtschaft der Betriebsregelung und ist damit ein Führungs- und Planungsinstrument für den Forstbetrieb. Sie beinhaltet die Erfassung des Waldzustandes, die mittelfristige Planung und die damit verbundene Kontrolle der Nachhaltigkeit im Betrieb. Darüber hinaus wird im Sinne eines Controllings der Vollzug im abgelaufenen Planungszeitraum den zugrundeliegenden Zielvorgaben gegenübergestellt.“

[8] Bei allem sollte man aber nicht aus den Augen verlieren, dass alle Aktiven im Kontext der Initiative ‚Bürger im Gespräch‘ Ehrenamtliche sind!

[9] Für ‚FFH Schutzgebiet‚ siehe wkp-de: https://de.wikipedia.org/wiki/FFH-Gebiet. Zitat: „Ein FFH-Gebiet (Abkürzung für Fauna-Flora-Habitat-Gebiet) ist ein Schutzgebiet in Natur- und Landschaftsschutz, das dem Schutz von Lebensraumtypen des Anhangs I der Richtlinie 92/43/EWG (Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie) bzw. Arten des Anhangs II der FFH-Richtlinie dient. FFH-Gebiete bilden gemeinsam mit den Europäischen Vogelschutzgebieten das Netzwerk Natura 2000.“