LEHRPROJEKT ‚Citizen Science …‘: LERNRAUM PROZESS

(Letzte Änderung: 3.Juni 2023, 07:30h)

KONTEXT

Dieser Text ist Teil des Lehrprojektes ‚Citizen Science für Nachhaltige Entwicklung‘ im Sommersemester 2023.

GRUNDIDEE

Das Lehrprojekt ‚Citizen Science …‘ setzt voraus, dass Studierende im Kontext von Teams arbeiten, um Inhalte und Fähigkeiten lernen zu können. Dies bedeutet, jegliche Inhalte und Fähigkeiten werden im Medium von Kommunikation und Interaktion erworben bzw. vertieft. Es gibt einmal die Kommunikation und Interaktion mit den jeweiligen Dozenten wie auch die direkte Kommunikation und Interaktion mit den Mitgliedern des eigenen Teams. Nicht zu unterschätzen ist auch die Kommunikation und Interaktion mit den anderen Teams. Durch die Zufälligkeit bei der Zusammensetzung eines Teams und durch die Offenheit eines ausgelosten Themas beinhaltet jedes Team-Projekt so viel Vielfalt, dass ein schlichtes ‚Kopieren‘ von Leistungen anderer nicht möglich ist. Sehr wohl entstehen aber vielfältige Anregungen zwischen den Teams, die beim Voranschreiten des Prozesses geeignet sind, als ‚Best Practices‘ Beispiele zu dienen. Dies kann den Lernprozess eines Teams durch Anregung von seiten anderer Teams nicht unerheblich begünstigen.

Vor diesem Hintergrund ist es nicht unwichtig, wie der ‚Prozessraum‘ für die Teams gestaltet ist.

ONLINE FORMAT

Das Lehrprojekt ‚Citizen Sciences …‘ zeichnet sich ferner dadurch aus, dass es komplett online stattfindet. Neben Argumenten, die gegen eine online Lehrveranstaltung sprechen, gibt es sehr viele Argumente, die auch dafür sprechen. Berücksichtigt man das Gesamtformat eines Hochschulstudiums, dann ist ein hinreichender Anteil von Präsenzstudien — vor allem zu Beginn des Studiums — sicher wichtig. Blickt man aber auf die heutige Situation einer digitalisierten Gesellschaft mit einer entsprechend digitalisierten Arbeitswelt, in der Arbeitsprozesse in einem sehr hohem Anteil ‚verteilt‘ als ‚Teil von Teams‘ ‚online‘ stattfinden, dann erscheint es wichtig, den Studierenden die Möglichkeit zu geben, diesen Kommunikations- und Interaktionsmodus einüben zu können.

Dabei ist zu beachten, dass die Studierenden aufgrund der schwierigen Wohnsituation und der häufigen Notwendigkeit, neben her noch Geld zum Lebensunterhalt verdienen zu müssen, ein nicht geringes Problem haben, zu jeder Zeit und kontinuierlich an Präsenzveranstaltungen live teilnehmen zu können. Onlineformate sind hier eine große Hilfe. Dies gilt auch im Fall von Dozenten-Teams wie im Fall von Lehrprojekten des ‚Interdisziplinären Studium Generale (ISG)‘ (s.u.), wo sich Dozenten aus verschiedenen Fach- und Arbeitsbereichen von verschiedenen Orten aus koordinieren müssen.

Bei vielen Nachteilen unterstützt das Onlineformat eine größere Vielfalt, eine größere Flexibilität und es erspart für alle Reisekosten und viel Reisezeit (für jeden mindesten 1-2 Stunden, für einige deutlich mehr).

Das Lehrprojekt ‚Citizen Sciences …‘ ist Teil des Fachbereichs übergreifenden ‚Interdisziplinären Studium Generale (ISG)‘ der Frankfurt University of Applied Sciences (FUAS) und dieses Studienformat erlaubt grundsätzlich das Online Format.

STRUKTUR DES PROZESSRAUMS

Für das Lehrprojekt im SS2023 standen folgende Kommunikations- und Interaktionselemente zur Verfügung:

  1. Die digitale Plattform ‚campuas‘, über die z.B. ein komplettes eLearning System zur Verfügung gestellt wird.
  2. Das (angepasste) Video-Konferenzsystem zoom.
  3. Die Webseite der FUAS selbst.
  4. Eine externe Webseite oksimo.org.
  5. Zusätzlich wurden von den einzelnen Teams zusätzliche zahlreiche online Dienste für die interne Kommunikation benutzt, die im heutigen Alltag einer digitalisierten Gesellschaft im Gebrauch sind.
  6. Den Teams stand es auch frei, sich in Präsenz zu treffen bzw. ‚live‘ ‚vor Ort‘ mit jener Kommune zu kommunizieren und zu interagieren, die in dem jeweiligen Semester thematisch gesetzt waren. Für solche Arbeitsgruppentreffen bietet die FUAS begrenzt Räumlichkeiten.
  7. Die Dozenten konferierten untereinander überwiegend online (zoom, Telefon, messenger Dienst ’signal‘, Email), einige Male trifft man sich auch in Präsenz, was jeweils einen sehr hohen Zeit- und Reiseaufwand bedeutet (der offiziell nicht vergütet wird).

FUNKTION DER PROZESS-ELEMENTE für das LERNEN

Aus biologischer Sicht besteht ‚Lernen‘ in der grundlegenden Fähigkeit eines biologischen Systems, im Rahmen seiner Interaktion mit der jeweiligen Umwelt und mit sich selbst seine ‚internen Zustände‘ so ‚verändern‘ zu können, dass es nach dem Lernen verschiedene Herausforderungen seines Überlebens ‚besser meistern kann‘ als vorher. Was mit ‚besser‘ gemeint ist, hängt von dem Verständnis aller Beteiligten ab, was denn für ein Überleben ’nützlich‘ ist. Dieses Verständnis ist weitgehend Zeit- und Kulturabhängig, sieht man von elementaren biologischen Notwendigkeiten ab (wie z.B. Nahrungsaufnahme, Schlafen, Schutz vor extremen Temperaturen, usw.). Im historischen Rückblick hat jede Zeit ihre ‚Lieblingsideen‘, die als solche in dieser Zeit nicht oder kaum hinterfragt werden.

Im Kontext einer Hochschule sind zu einer bestimmten Zeit bestimmte Themenhorizonte gesetzt, nicht zuletzt auch durch die vereinbarten Programme der jeweiligen Studiengänge. Diese inhaltlichen und methodischen Vorgaben werden begleitet von einem ausführlichen ‚juristischen Regelwerk‘, das mit den gewünschten Methoden und Inhalten nicht notwendigerweise ‚passgenau‘ ist. Im Zweifelsfall hat die ‚juristische Regel‘ ein höheres Gewicht als die inhaltlich motivierte Methode. Dazu kommen organisatorische Vorgaben der Hochschule, die entweder einen bestimmten Prozessraum ermöglichen oder behindern. Die ‚Freiheit von Lehre und Forschung‘ ist also in der Realität durch eine Reihe von Vorgaben begrenzt, die als solche nur bedingt in Frage gestellt werden.

Für das Lehrprojekt ‚Citizen Sciences …‘ , das im Rahmen der Systematik der Lehrveranstaltungen der Hochschule als ‚Modul‘ bezeichnet wird, wurden die Lehranforderungen in der offizielle Modulbeschreibung für das SS2023 hinterlegt. Diese Anforderungen lassen sich sehr unterschiedlich umsetzen. Im SS2023 kamen folgende Elemente zum Einsatz.

campUAS eLearning System

Im campUAS-eLearning System gibt es eine eigene Einheit für das Modul ‚Citizen Science …‘.. Für das SS2023 wurden eine Reihe von Themenblöcken angelegt, um den Lernprozess zu unterstützen (siehe Übersicht im Bild oben).

Im Forum ‚Ankündigungen‘ wurde von Seiten der Dozenten alles mitgeteilt, was Sie meinten, dass es für kommuniziert werden sollte, z.B. Ankündigungen von Sitzungen mit Programmvorschlag oder Bericht von einer Sitzung mit gezielten ‚Rückmeldungen‘.

Das Forum ‚Diskussion‘ stand allen zur Verfügung für beliebige Fragen oder Themen.

Im Themenfeld ‚Kursbeschreibungen‘ finden sich allgemeine Texte zu wichtigen Aspekten des Moduls, die für alle Teams relevant sind.

Im Themenfeld ‚Sitzungsprogramme‘ wurden alle Programme hinterlegt, die vorab zu einer Sitzung versendet worden sind. Die Programme stellen einen Leitfaden dar, was in der jeweiligen Sitzung mit welchem Zeitaufwand geplant ist.

Das Themenfeld ‚Sitzungen – Dokumentation‘ enthält einige der Themen (oder Links auf diese), die im Rahmen einer Sitzung verwendet worden sind. Meistens wurden die nachträglichen Berichte zu einer Sitzung im Forum ‚Ankündigung‘ veröffentlicht.

Für jedes Team gibt es eine eigene Team-Historie. Dies resultiert daraus, dass bei dem Format ‚Projekt‘ nicht nur das Endergebnis zählt, sondern auch die Art und Weise, wie ein Team zum Ergebnis gekommen ist. Außerdem kann eine Team-Historie aufzeigen, wie sich das spätere Ergebnis schrittweise ‚entwickelt‘ hat.

Die Team-Historie enthält zwei Arten von Elementen: (i) solche, die auf der Basis der regelmäßigen Modulsitzungen automatisch erstellt werden und solche, die (ii) von einem Team freiwillig erstellt werden.

Zu (i): Die Modulsitzungen enthalten mit dem Fortschreiten des Projektes überwiegend Zwischen-Präsentation der Teams mit direktem Kommentar von Seiten der Dozenten. Diese Präsentationen mit Kommentaren werden im Rahmen von zoom aufgezeichnet und dann wird jedem Team der Teil der Aufzeichnung zur Verfügung gestellt, in dem es agiert. Die Teams können auch die Aufzeichnung der anderen Teams einsehen, wenn sie wollen. Anhand der Aufzeichnungen kann ein Team sehen, wie es ‚wirkt‘, welches ‚Feedback‘ es gab, und kann seinen eigenen Auftritt mit dem der anderen Teams ‚vergleichen‘.

Zu (ii) Es ist den Teams freigestellt, ob Sie von sich weitere Inhalte in ihre Team-Historie einfügen wollen oder ob sie z.B. ihre Team-Protokolle offen legen. Wenn ein Team seine Protokolle offen legt (wie hier z.B. das Team 1), dann trägt dies erheblich zur Transparenz in der Projektarbeit bei, speziell auch hinsichtlich der Verantwortung jedes einzelnen Teammitglieds für den Gesamtbeitrag. Gerade bei Teams mit einem unterschiedlichen Aktivitätsgrad einzelner Mitglieder können Team-Protokolle einem Team helfen.

Zu Beginn eines Projektes wie ‚Citizen Science …‘ ist es nie klar, wie genau ein Team seine Sach-Recherchen dann in eine Theorie im Format eines Spiels umsetzen wird. Auf einige der wichtigsten ‚Spielregeln‘ in der Realität von Kommunen wird hingewiesen. Je nach gewähltem Thema gibt es natürlich noch viele andere Regelsysteme, die zu berücksichtigen sind (‚Wald‘, ‚Wasser‘, ‚Verkehr‘, …).

Da die Teams die Perspektive der Bürger einnehmen sollen, kann die offizielle Webseite einer Gemeinde als offizieller Einstiegspunkt zu Informationen der Gemeinde genutzt werden. In der Regel benutzen die Teams bei ihrer Arbeit sehr schnell auch weitere Informationsquellen.

Im Laufe der Zeit (das Modul ‚Citizen Science …‘ findet in 7.Auflage statt !) hat sich gezeigt, dass allgemeine Literaturlisten wenig hilfreich sind. Besser ist es, Literatur kontextbezogen anzugeben, also z.B. wenn die Dozenten einen Sachbeitrag beisteuern dort Literatur angeben oder wenn die Teams selber recherchieren, dann erarbeiten diese sich selbst viele Informationsquellen, die sie dann benutzen.

VIDEO-KONFERENZSYSTEM zoom

Alle Modulsitzungen fanden mit Hilfe des Video-Konferenz Systems zoom statt. Dieses bietet alle Eigenschaften, die für die Sitzung notwendig waren und arbeitet technisch sehr zuverlässig. Die am häufigsten benutzten Eigenschaften waren: die Teams konnten ihre eigenen Beiträge direkt präsentieren; nach Bedarf konnten die Teams sich in eigenen ‚Konferenzräumen‘ (‚break out room‘) unter sich beraten; die Teilnehmerlisten ermöglichten eine schnelle Orientierung, wer da ist; mittels chat konnten die Teilnehmer nach Bedarf untereinander kurz kommunizieren (obgleich die Teams dazu meistens ihre eigenen messenger-Dienste benutzen); die einfachen und zuverlässige Aufzeichnungsmöglichkeiten (vier verschiedene Formate parallel) bei guter Qualität ermöglichten eine gute Dokumentation; ein Zuschalten nur mit mobilem Telefon funktionierte auch ohne Probleme.

FUAS WEBSEITE

Diese ist den Teams vertraut und bietet zahlreiche Möglichkeiten.

OKSIMO.ORG WEBSITE

Auf der Suche nach einer Möglichkeit, das gesamte Lehrprojekt flexibel und dynamisch zu dokumentieren, bot sich die Webseite ‚oksimo.org‘ an, die von den Dozenten seit Jahren für ihre Arbeit benutzt wird. Thematisch (‚Citizen Science 2.0/ Bürgerwissenschaft 2.0‚) passt diese sehr gut zum Lehrprojekt (was auch daraus resultiert, dass die Entwicklung des Lehrprojektes mit der Webseite oksimo.org quasi ‚parallel‘ verlaufen ist.

Die Dokumentation des Lehrprojektes auf dieser Webseite dient letztlich zwei Zielen: (i) Gelegenheit für die Dozenten, ihr eigenes Lehrprojekt ein wenig mehr zu reflektieren; (ii) Gelegenheit für Studierende, das eine oder andere nachlesen zu können.

Als ‚Fernziel‘ kann man vielleicht formulieren, zu einer solchen Darstellung des Lehrprojektes zu kommen, dass ein Dritter allein aufgrund der Lektüre der Webseite in der Lage sein sollte, Ziele, Theorie und konkrete Vorgehensweisen für dieses Lehrprojekt zu verstehen. Die Version zum SS2023 ist schon erheblich weiter als vorausgehende Versionen, dürfte aber noch weitere Zeit benötigen, um einen ‚allseits befriedigenden Zustand‘ erreicht zu haben.