WASSERPROJEKT – THEORIEN: Bsp.1

 (Letzte Änderung: 26. August 2022)

Kontext

Dieser Text ist Teil des Themas Wasser – Theorie. Liste von Theorien

THEMA: Wie viel Wasser gibt es?

Durch die Zunahme der Probleme mit verfügbarem Wasser für viele wichtigen Lebensbereiche drängen sich viele Frage auf, z.B.: Wie kann man diese Situation genau verstehen? Warum ist das so? Wie hängen die einzelnen Faktoren untereinander zusammen? Wie wird sich die Lage weiter entwickeln? Was können wir tun? Was sollten wir tun?

AKTEURE

Im aktuellen Wasserprojekt auf oksimo.org können sich beliebige Bürger beteiligen. Die aktuellen Teilnehmer sollten sich hier idealerweise mit einer Kontaktadresse (Email) bekannt machen, oder, Minimum, sich auf einen ‚Koordinator‘ einigen, der den Kontakt https://www.oksimo.org/2022/08/17/wasserprojekt-theorien-bsp-1-versionen-v1-1/zwischen den handelnden Akteuren und der Öffentlichkeit herstellt. Im konkreten Fall steht minimal als Koordinator Gerd Doeben-Henisch (Email: wasser@oksimo.org) zur Verfügung.

VERFÜGBARE FAKTEN

Eine offene Sammlung von dokumentierten Sachverhalten, die als relevant für die Fragestellung angesehen werden, und die ständig erweitert wird, findet sich HIER.

Theorie & Realität

Bei der Konstruktion einer Theorie über Aspekte der empirischen Welt muss man beachten, dass die Beteiligten nicht ‚am Punkt Null‘ beginnen. Jeder bringt vielmehr seine persönliche Lerngeschichte mit ein, sein persönliches Wissen. Um gemeinsam starten zu können, empfiehlt es sich, dass sich alle auf ein erstes, möglichst einfaches Startszenario verständigen. Dies bildet dann die ‚Anfangshypothese‘ dieser Gruppe. Auf der Basis dieser Anfangshypothese kann dann gezielt nach empirischen Daten gesucht werden. Sollte es Daten geben ‚passen‘ diese zur Anfangshypothese oder die Anfangshypothese muss entsprechend ‚modifiziert‘ werden. Damit hat man dann eine erste ‚Arbeitshypothese‘ erreicht, die man mittels einer ‚Simulation‘ ausprobieren und ‚testen‘ kann. Je nach Ergebnis kann man dann die Hypothese als ‚vorläufig brauchbar‘ erklären oder man ‚verfeinert‘ die Arbeitshypothese weiter.

Theorie & Praxis

An dieser Stelle soll daran erinnert werden, dass die Durchführung eines bestimmten Projektes und das Erstellen einer Theorie zwei unterschiedliche Tätigkeiten sind, die sich aber fruchtbar ergänzen können. Ein ‚Projekt‘ setzt normalerweise eine gute Theorie voraus, damit man entsprechend planen kann. Andererseits führen konkrete Projekte in der Regel auch zu vielen neuen Erkenntnissen. In diesem Sinne kann man Projekte auch als eine andere Form von ‚Test‘ sehen. Ausgangshypothesen werden daher im Laufe des Projektes oft weiter entwickelt.

Liste verschiedener Versionen

(Letzte Änderung: 26.August 2022)

Entsprechend den eben gemachten Annahmen kann man davon ausgehen, dass im Laufe der Arbeit unterschiedliche Versionen von Theorien entstehen werden.

  1. Version 1 (3.August 2022; letzte Änderung 15.August 2022, 12:56h)
  2. Version 1.1 – Erläuterungen (Letzte Änderungen: 26.August 2022)

WASSERPROJEKT – TAGEBUCH: Konferenz 18.Juli 2022

(Letzte Änderung: 24.Juli 2022, 01:20h)

Kontext

Dieser Bericht ist Teil des Tagebuchs vom Wasser-Projekt.

SITZUNG 18.Juli 2022, 19:00 – 21:00 (23:00h)

Eilmeldung

Start gelungen. Rakete hat abgehoben. Crew wohlauf.

INM ‚Bodenstation‘ 18.Juli 22, nach 23h – Teil des Außengangs mit Blick auf Osthafengebiet
INM ‚Bodenstation Senderaum nach 23:00h – ’schwarze Flasche‘ ist unsere ‚Videokonferenzmaschine‘

Zur Auftaktsitzung saßen wir mit 3 Personen in der INM ‚Bodenstation‘ und drei waren ‚online‘. Die Gespräche waren sehr intensiv, kreativ und streckenweise sehr ‚philosophisch‘. Aber wir haben die Kurve dann doch bekommen und das Thema ‚Wasser‘ poppte auf. Das ist der Beginn einer langen, spannenden Geschichte, und doch ‚real‘.

Ausgangslage

Wie man über die Seite DAS THEMA ‚WASSER‘ IM RAHMEN EINES PROJEKTES IM FORMAT VON ‚BÜRGERWISSENSCHAFT 2.0‘ ein wenig erfahren kann, ging dem konkreten öffentlichen Wasser-Projekt viel Diskussion, viel Theorie, ja auch viel Forschung voraus. Und wer sich mit ‚Theorien‘ schon mal selbst beschäftigt hat, der weiß, dass der Weg von der Theorie zur konkreten Praxis nicht ohne weiteres von vornherein klar ist. Da muss schon mal ‚herumprobiert‘ werden (was wir seit 2019 heftig getan haben :-)), bis sich eine Idee herausschält, die interessant genug erscheint und die zugleich ‚machbar‘ ist. So jetzt mit diesem ‚Bürgerwissenschaft 2.0 Wasser-Projekt‘. Ob es gelingt, wie es gelingt, das wird sich im Verlauf zeigen.

Das Programm des Abends

Das Programm für den Abend am 18.Juli 22 lautete versuchsweise so:

Zusammenfassung der Gespräche

Dadurch, dass es die erste Konferenz war, gab es für alle Beteiligten viele offene Fragen, die nach Antworten suchten, bevor es zum eigentlichen Thema dieser ersten Sitzung kam. Dieser Teil der Videoaufzeichnung wurde auf Satzbasis ‚transkribiert‘ und wird über die Verteilerliste allen zur Verfügung gestellt. Hier eine Zusammenfassung.

Bürgerwissenschaft 2.0

Nach einer kurzen Vorstellungsrunde wurde kurz erläutert, was mit ‚Bürgerwissenschaft 2.0‘ gemeint ist und warum dieser neue Ansatz wichtig ist.

Anhand des Schaubildes zur Bürgerwissenschaft 2.0 wurde die Vorgehensweise innerhalb einer Bürgerwissenschaft 2.0 erläutert.

Bürgerwissenschaft 2.0 und Computer

Es wurde ausdrücklich darauf hingewiesen, dass das Konzept einer Bürgerwissenschaft 2.0 ohne jeglichen Computer angewendet werden kann. Für viele Problemstellungen ist es aber hilfreich, wenn es ein Computerprogramm (Software) gibt, das die Beteiligten bei der Verwaltung ihrer Aussagen unterstützt, speziell bei der Generierung von Prognosen. Eine solche Software wurde — beginnend Sommer 2020 — entwickelt. Bislang liegt diese Software mit Level 1 (Nur Text) und Level 2 (Erweiterung mit quantitativen Größen) vor. An Level 3 (grafische Oberfläche für komplette Theorien) wird gerade gearbeitet.

Mensch und Computer

Für das Verständnis der Beziehung zwischen Menschen und Computer ist es wichtig, zu verstehen, dass Menschen ihre gesamte Welterfahrung schrittweise lernen und in ihren Gehirnen ‚anreichern‘. Wenn sie eine ‚Sprache‘ dazu benutzen, um auf die Welterfahrung ‚in ihnen drin‘ Bezug zu nehmen, dann kann ein anderer Mensch die benutzen ‚Laute‘ oder ‚Zeichen‘ der benutzten Sprache mehr oder weniger seiner eigenen ‚inneren‘ Erfahrung zuordnen (falls man die gleiche Sprache spricht und über eine einigermaßen ‚ähnliche‘ Welterfahrung verfügt) und es entsteht das, was wir ‚Verstehen‘ nennen. Aus solch einem Verstehen kann ein ‚gemeinsames Handeln‘ erwachsen. Im Fall von Computern haben wir es mit programmierbaren Maschinen zu tun, die über keinerlei Welterfahrung verfügen, wie ein Mensch; erst Recht verfügt kein Computer über eine Sprache, die er, wie ein Mensch, im Laufe seines Lebens schrittweise mit seiner Welterfahrung ‚verzahnt‘ hat. Für einen Computer sind daher sprachliche Ausdrücke ‚Ausdrücke ohne jede Bedeutung‘. Computer kann man also dazu benutzen, sprachliche Ausdrücke zu ‚verwalten‘, aber ohne diese Ausdrücke zu ‚Verstehen‘.

Daten und formale Logik

Im Rahmen der Informationswissenschaft gibt es fast überall den Begriff der ‚Daten‘. Für Menschen sind diese ‚Daten‘ zunächst nur Ausdrücke einer Sprache. Ob diese Ausdrücke etwas bedeuten hängt vom verfügbaren ‚Verstehen‘ ab. ‚Normale Sprachen‘ besitzen die Eigenschaft, dass die ‚Benutzer‘ der Ausdrücke die zugehörige ‚Bedeutung‘ verändern können, z.B. weil sich der zugehörige Alltag ändert. Die gleichen ‚Worte‘ (Ausdrücke) können also zu unterschiedlichen Zeiten Unterschiedliches bedeuten. Für Menschen ist dies kein Problem. Wohl aber für informationsverarbeitende Systeme, die in Datenbanken nur Ausdrücke vorfinden. Den Ausdrücken als solchen kann man nicht ansehen, dass sich ihre Bedeutung verändert hat.

Für die formale Logik — und formale Sprachen im Allgemeinen — gilt das Gleiche. Formale Sprachen als solche haben keinerlei Bedeutung. Eine Bedeutung muss nach Bedarf ‚hinzu konstruiert‘ werden. Im Fall von Programmiersprachen wird z.B. die Arbeitsweise der Maschine genommen und in Beziehung zu formalen Ausdrücken gesetzt. So kann z.B. der Ausdruck ‚print(..)‘ in einer Programmiersprache so ‚verdrahtet‘ werden, dass die Maschine bestimmte Ausdrücke auf einem Bildschirm anzeigt.

Ankerpunkt Mensch

Aus all diesen Überlegungen folgt, dass der Mensch als homo sapiens am Ende von 3.5 Milliarden Jahren Evolution ein biologisches Wesen ist, das über diese wunderbare Fähigkeit verfügt, erlernte Erfahrungen mit einer erlernten Sprache so zu verknüpfen, dass das Gehirn des einen Menschen mit dem Gehirn eines anderen Menschen sich über Bedeutungen verständigen kann. Computer können dies grundsätzlich nicht. Der Mensch kann aber Computer dazu benutzen, die Ausdrücke seiner Sprache so zu verwalten, dass der Computer den Menschen bei seiner Kommunikation unterstützt. Das eigentliche Verstehen bleibt dem Menschen vorbehalten.

Erstes Brainstorming zum Thema Wasser

Nach einer längeren Gesprächsphase zum Funktionieren von Sprache (siehe oben) versuchte sich die Gruppe der Frage zu stellen ‚Wie viel Wasser gibt es?‘ Zunächst wurde auf die explizite Einbeziehung von anderweitigen Dokumenten verzichtet und jeder versuchte, seine ‚persönliche Datenbank im Kopf‘ abzuklopfen, was sich da so findet. Das Ergebnis findet sich im folgenden Schaubild.

Mindmap zum Brainstorming innerhalb der Konferenz am 18.Juli 2022

Die entscheidende Idee in diesem Brainstorming war, dass Wasser das häufigste Element auf diesem Planeten ist und Wasser als solches nicht verschwindet. Es wechselt nur seine Zustandsformen. Betrachtet man Wasser als ein ‚System‘ mit Input, Output und verschiedenen ‚Operationen‘ mit Wasser in einer bestimmten ‚Umgebung‘, dann kann man die Vielfalt der Vorkommens- und Nutzungsweisen von Wasser sehr allgemein betrachten.

Für den weiteren Fortgang des Prozesses scheint es aber notwendig zu sein, dass wir das Phänomen Wasser ‚regionalisieren‘, ihm einen ‚überschaubaren Ort‘ — hier: Hessen — geben.

Für diesen Ort sollte dann geklärt werden, wer denn in Hessen als
‚Verbraucher‘ von Wasser zu identifizieren ist.

Ein erstes Video

Das Video bietet wenig Bilder, dafür den Original-Sound von den Gesprächen. Allerdings: die Stellen, bei denen technische Probleme aufgetreten waren, sind herausgeschnitten.

Aufgabenstellung für nächste Sitzung

Anhand der Gedankenskizze (siehe vorausgehenden Abschnitt) soll in der nächsten Sitzung ausprobiert werden, ob und wie man aus diesen ersten Gedanken schon eine Struktur, ein Modell oder gar eine ganze Theorie erschaffen kann. Dazu wird auch die Software des Projektes benutzt (bislang nur Level 1+2).

Feedback zur Sitzung

Wenn ihr irgendetwas zur Sitzung kommentieren oder beitragen möchtet, schreibt uns einfach eine Email an: wasser@oksimo.org mit dem Betreff ‚Feedback‘. Wir versuchen dies dann aufzugreifen.

Oksimo Meets Hobbes

OKSIMO – UNIVERSELLE PROZESS PLANUNG
Veröffentlicht: 04. Juli 2022 – 04. Juli 2022
Email: info@oksimo.org

Autor: Philipp Westermeier

Thomas Hobbes wurde 1588 geboren und veröffentlichte in einer Zeit, in welcher das krisengebeutelte England vor einem Bürgerkrieg stand seinen berühmten Leviathan. In diesem Blog wird sich mit Hobbes vier Jahre später erschienenen Schrift „De corpore“ auseinander gesetzt. Es werden die einzelnen Abschnitte (zusammengefasst) dargestellt und Kapitelweise besprochen.

De Corpore, 1655

Teil 1 – Logik

Kapitel 1 – Von der Philosophie (S. 5-13)

1 – Eingangs beschrieb Hobbes den Zustand der Philosophie seiner Zeit, die er von der „natürliche[n] Vernunft, jedem Menschen eingeboren“ unterscheidet. Der Unterschiede bestehe darin, dass „jeder einzelne […] bis zu irgendeinem Ziele und in irgendwelchen Dingen Erwägungen an[stelle]; sobald es aber einer langen Kette von Vernunftgründen bedarf, entgleisen die meisten oder schweifen ab, weil die richtige Methode“ fehle. Zwar sei „derjenige Teil der Philosophie, der von den Größen und Figuren handelt, vortrefflich ausgebildet“, doch bei anderen Teilen der Disziplin sah er sich in der Pflicht, „die wenigen ersten Elemente der gesamten Philosophie […] zu entwickeln.

2 – Hobbes definierte: „Philosophie ist die rationelle Erkenntnis der Wirkungen oder Erscheinungen aus ihren bekannten Ursachen oder erzeugenden Gründen und umgekehrt der möglichen erzeugenden Gründe aus den bekannten Wirkungen“. Jedoch seien (1) „Sinneswahrnemung und Gedächtnis […] [die] nicht durch rationelles Schließen erworben“ wurden und (2) „Erfahrung“, also der „praktische[] Verstand“ keine Philosophie. Rationelle Erkenntnis sei Berechnung, und gehe „auf zwei Geistesoperationen zurück: Addition und Subtraktion“.

3 – Hobbes beschrieb, dass sich Körper nach ihrem Erkennen nacheinander im Geist durch Operationen aus ihren darin erkannten Eigenschaften zusammensetzen und schrieb schließend:
„Man darf also nicht meinen, daß das eigentliche Rechnen nur bei Zahlen stattfindet, als ob der Mensch von den übrigen Lebewesen (wie nach den Berichten Pythagoras angenommen hat) allein durch die Fähigkeit des Zählens unterschieden wäre; denn auch Größen, Körper, Bewegungen, Zeiten, Qualitäten, Handlungen, Begriffe, Verhältnisse, Sätze und Worte (worin jegliche Art Philosophie enthalten ist) können addiert und subtrahiert werden. Wenn wir aber hinzufügen oder wegnehmen, d.h. aufeinander beziehen, so nennen wir dies »denken«, griechisch logizesthai, das also berechnen oder rationell erkennen bedeutet.“

4 – „Wirkungen und Erscheinungen sind Fähigkeiten oder Vermögen der Körper, durch die wir sie voneinander unterscheiden, d.h. erkennen, daß der eine dem andern gleich oder ungleich, ähnlich oder unähnlich ist; […] [d]aher ist jene Bewegungsfähigkeit, die den Lebewesen eigentümlich ist, die Eigenschaft, durch die wir ihn von anderen Körpern unterscheiden.“

5 – Die Methode, „[w]ie die Erkenntnis der Wirkung aus der Erkenntnis des erzeugenden Grundes gewonnen werden kann“ läge darin, seine Eigenschaften zu erkennen. Am Beispiel eines Kreises zeigt er, wenn Punkt und Eigenschaften des Kreises (konstanter Radius) gegeben seien, wird aus diesem ‚automatisch‘ ein Kreis ‚zusammengesetzt‘.

6 – „Die größte Bedeutung der Philosophie liegt nun darin, daß wir die vorausgeschauten Wirkungen zu unserm Vorteil nutzen und auf Grund unserer Erkenntnis nach Maß unserer Kräfte und unserer Tüchtigkeit absichtlich zur Förderung des menschlichen Lebens herbeiführen können. Denn die bloße Überwindung von Schwierigkeiten oder Entdeckungen verborgener Wahrheiten sind nicht so großer Mühe, wie sie für die Philosophie aufzuwenden ist, wert; und vollends brauchte niemand seine Weisheit anderen mitzuteilen, wofern er damit weiter nichts zu erreichen hofft. Wissenschaft dient nur der Macht! Die Theorie (die in der Geometrie der Weg der Forschung ist) dient nur der Konstruktion! Und alle Spekulation geht am Ende auf eine Handlung oder Leistung aus.“

7 – Den Nutzen der Philosophie sah Hobbes vor allem in der „mögliche[n] Förderung des menschlichen Geschlechts durch sie […] und [in der] Lebensweise derer, die ihrer sich erfreuen“. Technischer Fortschitt und in dessen Konsequenz ein erhöhter Lebensstandard lassen den Nutzen der Philosophie erkennen, derjenige der „Moralphilosophie und Gesellschaftslehre läßt sich nicht sowohl aus den Vorteilen, die wir durch sie, als vielmehr aus den Nachteilen, die wir durch ihre Unkenntnis haben, abschätzen“. Den Nachteilen des Technischen Forschritts, deren „Wurzel aller Nachteile und allen Unglücks der Krieg sei, da „aus ihm […] Mord, Verwüstung und Mangel an allen Dingen“ entspränge, könnte durch „die wahren Gesetze des bürgerlichen Lebens“, deren Erkenntnis die Moralphilosophie sei, vorschub geleistet werden. Da diesen einschlägigen Philosophen jedoch „genaue und feste Angaben der Grundsätze“ jener Philosophie fehlten, sei es bis zu deren Ergründung „unnütz, in Einzelfällen zu gebieten und verbieten“.

8 – Aus dem im zweiten Abschnitt definierten Philosophiebegriff leitete Hobbes ab: „Der Gegenstand oder die Materie der Philosophie, die sie behandelt, ist jeglicher Körper, dessen Erzeugung wir begrifflich erfassen und den wir mit Rücksicht hierauf mit andern Körpern vergleichen können; oder auch, bei dem Zusammensetzung und Auflösung statt hat; d.h. jeder Körper, von dessen Erzeugung und Eigenschaften wir Kenntnis haben.“
Wozu die Philosophie also nichts sagen könne seien „Attribute[] Gottes, des Ewigen, Unerschaffenen, nicht zu Erfassenden, in welchem nichts zusammengesetzt, nichts geteilt und nichts von Entstehung erkannt werden kann“, schließe „all[] jene[] Dinge[] aus, die man weder für Körper noch für Affektionen von Körpern hält; weil es auch bei ihnen keine Zusammensetzung oder Teilung, ebensowenig wie ein Mehr so ein Weniger, d.h. wissenschaftliche Berechnung gibt“, „schließt weiter die Geschichte sowohl der Natur als auch der Politik aus“, da sie sich „nicht auf wissenschaftliche Berechnung […] gründet“ sowie „ferner jegliches Wissen […], das aus göttlicher Eingebung oder Offenbarung stammt“. „Sie schließt ferner nicht nur jede falsche, sondern auch jede nicht gut begründete Lehre aus; denn was durch richtiges Schließen erkannt ist, kann weder falsch noch zweifelhaft sein; daher scheiden auch die Astrologie, wie sie heutzutage im Schwange ist, und ähnliche prophetische Künste aus.“

9 – Für Hobbes war klar: „Die Philosophie zerfällt in zwei Hauptteile[,] […] in „die Natur- und die Staatsphilosophie“. mit jeweils zwei „zwei Abteilungen“. Die Naturphilosophie umfasse „die Dinge, die, weil Werk der Natur selbst, als natürlich bezeichnet werden; die andere die Dinge, die durch menschlichen Willen, durch Abkommen und Verträge der Menschen zustande gekommen sind“ sei Aufgabe der Staatsphilosophie, gegliedert in die, „die von den Anlagen und den Sitten handelt, als Ethik, die andere, die auf Erkenntnis der bürgerlichen Pflichten geht, als Politik oder einfach als Philosophie vom Staate“.

10 – Das Kapitel abschließend schrieb Hobbes; „daß ich hier nur die Grundlagen derjenigen Wissenschaft darbieten werde, welche aus den erzeugenden Ursachen die Wirkungen oder umgekehrt aus den erkannten Wirkungen die erzeugenden Ursachen eines Dinges erforschen will. Darum mögen diejenigen, die nach anderer Philosophie verlangen, sich mahnen lassen, sie anderswoher zu holen.“

Was heißt das für Oksimo?

Vieles hier dargestellte scheint erst mal nichts mit Oksimo zu tun zu haben. Jedoch trügt der Schein. Mithilfe Oksimos, wie auch mithilfe eines modernen Staats, kooperieren Menschen. In beiden Fällen ist die philosophische Methode des rationalen schließens erforderlich. In der historischen Entwicklung war es das rationale Schließen, welches Menschen überhaupt ermöglichte, gültige Verträge (Wenn-Dann) zu verfassen und einzuhalten (oder auch zu bewusst zu brechen). Diese Methode passt fast deckungsgleich auf die Funktionsweise Oksimos:
Es werden Zustände beschrieben (‚Körper generiert‘) und dann aufgrund von ‚Eigenschaften‘ (‚Gerd ist hungrig‘-> ‚hunger‘ -> Gerd geht zur Kantine‘) Zustandsabfolgen generiert, die hinzukommen oder abgezogen werden können. Die Methode Oksimo ist das, was die Philosoph:innen bisher nur durch hartes und aufwändiges Training erreichten: stringentes Folgern.
Oksimo ermöglicht nun, dass nicht nur Zahlen oder Variablen Bestandteil mathematischer Operationen sein können, sondern auch Aussagesätze (‚Gerd ist hungrig‘, ‚Philipp ist hungrig‘, ‚Athene ist hungrig‘ -> ‚hunger‘-> ‚Gerd, Philipp, Athene gehen zur Kantine‘). Oksimo ermöglicht es nun also, komplexe gedankliche Zusammenhänge wie Nachhaltigkeit, Klimakatastrophe oder soziale Ungleichheit wie mathematische Probleme zu behandeln.

Quellen
1 https://de.wikipedia.org/wiki/Thomas_Hobbes
2 http://www.zeno.org/Philosophie/M/Hobbes,+Thomas/Grundz%C3%BCge+der+Philosophie/Lehre+vom+K%C3%B6rper/1.+Teil.+Logik/1.+Von+der+Philosophie