Soziales Milieu

UNIVERSELLE PROZESSPLANUNG
03. August 2021 – 03. August 2021
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Autor:
Philipp Westermeier (philipp@oksimo.org)

Kontext

Dieser Blogeintrag bildet einige wichtige Hintergrundinformationen zu Das Oksimo Paradgima und Desintegrationsprozesse ab. Er dient dazu, eine soziologische Begriffsübersicht im Oksimo-Blog herzustellen.

Stefan Hradil

Ein soziales Milieu wird als „eine sozialstrukturelle Gruppe gleichgesinnter Menschen [beschrieben], die ähnliche Werthaltungen, Lebensführungen, Beziehungen zu Mitmenschen und Mentalitäten aufweisen. Die Mitglieder eines sozialen Milieus haben oft ein gemeinsames (materielles, kulturelles, soziales) Umfeld. Sie sehen, interpretieren und gestalten es in ähnlicher Weise. Kleinere Milieus (z. B. Organisations-, Stadtviertel- oder Berufsmilieus) haben durch ein gewisses Wir-Gefühl und verstärkte Binnenkontakte einen engeren Zusammenhalt als größere“(S. 319).
In Abgrenzung zum „vor allem auf äußerlich beobachtbare Verhaltensroutinen“ bezogenen Begriff des Lebensstils, bezeichnet der Milieubegriff „psychologisch ‚tief‘ verankerte und vergleichsweise beständige Werthaltungen und Grundeinstellungen von Menschen“.
Anders als die Annahme, „dass Selbstdefinition, Denken und Verhalten“ von „Klassen- und Schichtzugehörigkeit geprägt sind“, denkt der Milieu-Begriff das „alltägliche Handeln der Menschen immer weniger vom Ressourcenbesitz als von Ressourcenverwendung geprägt“.
Die in den 1980er Jahren von „Praktikern aus Schule, Marketing und Politik“ angestoßenen Perspektivwechsel konstatieren, dass die Milieuzugehörigkeit weder determiniert, noch frei wählbar sei und „bis zu einem gewissen Grade eine Frage des Alters, des Geburtszeitraums (Kohorte), der Lebensform (Haushaltszusammensetzung, Kinderzahl), der Lebensphase, des Geschlechts und der Bildung“ sei (vgl. ebd.).
Neben diesen eher strukturellen, äußeren Umgebungsfaktoren wirkten weiterhin „ökonomische und berufliche Faktoren“. Gegenüber dem Lebensstil sei die Milieuzugehörigkeit schwieriger zu wechseln, aber in Krisen oder dem knüpfen neuer Kontakte möglich. „Soziale Milieus sind als vieldimensionale, ganzheitliche Phänomene“ zu verstehen und „lassen sich überwiegend bestimmten sozialen Schichten zuordnen. Jede soziale Schicht besteht jedoch aus mehreren sozialen Mileus“ (S. 319).

Ein weiterer Aspekt bzgl. sozialer Milieus ist ihr „historisch gewachsen“ sein. „Sie sind in vielen kulturellen Produkten verankert“, gleichzeitig „als Teilkulturen von Gesellschaften in Sozialisationsprozessen“ verstanden. Allgemein „historisch stabil“, wandelt sich jedoch eine Milieustruktur in „Gesellschaften langsam, u. a. wegen der Veränderung von Lebensbedingungen und sozialer Lagen“. Aktuell scheint es, dass „Traditionelle Milieus schrumpfen“, denn .“sie weisen Werthaltungen auf, die ein Leben in Gemeinschaft und das Befolgen verpflichtender Normen obenan stellen“, was bei Heitmeyer / Imbusch als „Werteverfall“ beschrieben wird. ‚Moderne’/’post-Moderne‘, ein „individualisiertes und selbstbezügliches Leben“ betonende Milieus dagegen wachsen, welche sich langfristig zu pluralisieren scheinen (vgl. S. 322). „Milieutypologien gelten in diesem Zusammenhang als wichtige Ergänzungen zu Schicht- bzw. Klassenmodellen“ (ebd.).

Weiterführende Literatur

Beck, U. (1986). Risikogesellschaft, Frankfurt a. M.: Suhrkamp.
P. Bourdieu, P. (1982). Die feinen Unterschiede, Frankfurt a. M.: Suhrkamp.
Hradil, S. (1987). Sozialstrukturanalyse in einer fortgeschrittenen Gesellschaft, Opladen: Leske+Budrich.
Hradil, S. (1992). Alte Begriffe und neue Strukturen. Die Milieu-, Subkultur- und Lebensstilforschung der 80er Jahre. In: S. Hradil (Hg.): Zwischen Bewußtsein und Sein. Die Vermittlung „objektiver“ Lebensbedingungen und „subjektiver“ Lebensweisen, Opladen: Leske+Budrich (S. 15-56).
Müller, H. P. (2013). Werte, Milieus und Lebensstile. Zum Kulturwandel unserer Gesellschaft. In: S. Hradil (Hg.): Deutsche Verhältnisse. Eine Sozialkunde, Frankfurt: Campus (S. 185-207).
Otte, G. (2004). Sozialstrukturanalysen mit Lebensstilen. Eine Studie zur theoretischen und methodischen Neuorientierung der Lebensstilforschung, Wiesbaden: VS Verlag.
Schulze, G. (1992). Die Erlebnisgesellschaft. Kultursoziologie der Gegenwart, Frankfurt a. M.: Campus.
[Sinus-Institut: https://www.sinus-institut.de/sinus-milieus/sinus-milieus-deutschland.]
Vester, M., Oerzten, P. v., Geilling, H., Herrmann, T. & Müller, D. (2001): Soziale Milieus im gesellschaftlichen Strukturwandel. Zwischen Integration und Ausgrenzung, Frankfurt a. M.: Suhrkamp.
Vögele, W., Bremer, H. & Vester, M. (Hg.) (2002): Soziale Milieus und Kirche, Würzburg: Ergon.

Literatur

Hradil, Stefan (2018): Milieu, soziales, in: Kopp, Johannes/ Steinbach, Anja (Hrsg.): Grundbegriffe der Soziologie, Wiesbaden, S. 319-322.

Soziale Schichten

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03. August 2021 – 03. August 2021
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Autor:
Philipp Westermeier (philipp@oksimo.org)

Kontext

Dieser Blogeintrag bildet einige wichtige Hintergrundinformationen zu Das Oksimo Paradgima und Desintegrationsprozesse ab. Er dient dazu, eine soziologische Begriffsübersicht im Oksimo-Blog herzustellen.

Reinhard Pollak

Zwar fehle dem Begriff der Schicht eine „allgemein anerkannte Definition“, Reinhard Pollak jedoch beschreibt eine soziale Schicht als vertikal angeordnete „Gruppe[n] innerhalb einer Gesellschaft, deren Mitglieder jeweils bestimmte Schicht konstituierende Merkmale (oder eine Kombination davon) gemeinsam haben“. Der Begriff soziale Klasse sei „im weiteren Sinne konzeptionell“ mit dem Begriff der sozialen Klasse abgedeckt, wobei sich beide Begriffe an „sozio-ökonomischen Gegebenheiten“ orientieren, Schicht jedoch „insbesondere an Merkmalen des Berufs […] und der Bildung“ (vgl. S. 393).
Als „Gegenmodell zu einer Klasseneinteilung“ ist das Ziel des Schichtbegriffs, „ein möglichst akkurates deskriptives Bild einer (vertikal) organisierten) Gesellschaft [zu] ermöglichen“, wobei „potenzielle Erklärungen für die beschriebenen Ungleichheiten“ nicht vorkämen. Soziale Schichten „per se auch keine Interessengemeinschaft“ obwohl sie durch „gleiche Lebenslagen“ gekenzeichnet werden, aus welchen sich keine „Schichtkonflikte“ zwingend ergeben müssen. Schichtgrenzen seien durch die Feststellung „hoher Werte in einer Schichtdimension“ wie Einkommen oder Bildung ziehbar (vgl. ebd.).

Historische Bedeutung(en)

Der Schichtbegriff, als „Abgrenzung von den marxistischen Klassenansätzen bzw. Klassenanalysen“ (S. 343), ist seit Mitte des letzten Jahrhunderts ein wichtiger, soziologischer Grundbegriff. Dieser habe eine „geringe theoretische Fundierung“, welche durch die Komination eines „oft nur deskriptiven Charakters“ Ralf Dahrendorf, einen Schichttheoretiker, dazu bringt, ihm in der Soziologie eine „relativ untergeordnete Bedeutung gegenüber […] der sozialen Klasse“ einzuräumen. Theodor Geiger unterschied „insgesamt fünft ‚Hauptmassen‘, auch wenn das Leben sich in ‚tausend Zwischenformen‘ verspiel[e]“. Diese seien „die kapitalistische Schicht, der ‚alte Mittelstand‘, Tagewerker für eigene Rechnung, Lohn- und Gehaltsbezieher höherer Qualifikation sowie Lohn- und Gehaltsbezieher niedrigerer Qualifikation“. Es gibt in diesem Kontext weiterhin die „These der ’nivellierten Mittelstandsgesellschaft‘, welche „relativ einheitliche Lebensverähltnisse beschreibt und keine nennenswerten Klassen- und Schichtunterschiede mehr feststellen kann“, wobei diese „empirisch nicht haltbar“ war und bspw. durch die feinere „Bolt’sche Zwiebel“ abgelöst wurde. Ralf Dahrendorf beschreibt 1966 „die unterschiedlichen Mentalitäten“ als Ordnungsprinzip einer Bevölkerung, welche durch Geißler 2011 aktualisiert wurde.
Die Schichtungsmodelle seien Beschreibungen, deren „Kriterien für die jeweiligen Schichtzuordnungen“ von den Beschreibenden selbst kommen, wobei „heutzutage“ empirisch „subjektive Selbstzuordnungen“ verbreiteter seien (vgl. ebd).
Dies sei weiterhin interessanter, da es „ganz offensichtlich“ ein „weitverbreitetes Verständnis für gesellschaftliche Hierarchieordnungen“ in einer Bevölkerung gäbe, in welche sich „Menschen trotz unklarer Schichtränder einordnen können“ (S. 394f).
Das Problem der Selbstzuordnung in Schichtmodelle: Es ist unklar, inwieweit die Selbstzuordnung in eine Schicht bzgl. empirischer Größen wie Bildung oder Lebensstil von ebendieser abhängt und lässt die Gefahr von Zirkelschlüssen bestehen, was ihren Deskriptiven Charakter zwar bewahrt, ihren „analytischen Nutzen […] jedoch begrenzt“. (vgl. S. 395).

Weiterführende Literatur

Bolte, K. M., Kappe, D. & Neidhardt. F. (1967). Soziale Schichtung in der Bundesrepublik Deutschland. In: Bolte, K. M. (Hg.). Deutsche Gesellschaft im Wandel (S. 233-351). Opladen: Leske.
Dahrendorf, R. (1966). Gesellschaft und Demokratie in Deutschland. München: Piper.
Dahrendorf, R. (2009) (zuerst 1968). Gibt es noch Klassen? Die Begriffe der sozialen Schicht und sozialen Klasse in der Sozialanalyse der Gegenwart, in H. Solga, J. Powell, & P. A. Berger (Hg.), Soziale Ungleichheit. Klassische Texte zur Sozialstrukturanalyse (S. 207-219). Frankfurt a. M.: Campus.
Geiger, Theodor (1987) (zuerst 1932): Die soziale Schichtung des deutschen Volkes. Stuttgart: Enke.
Geißler, R. (2011). Die Sozialstruktur Deutschlands. Zur gesellschaftlichen Entwicklung mit einer Bilanz zur Vereinigung. 6. Auflage. Wiesbaden: VS Verlag.
Schelsky, H. (1965) (zuerst 1953). Auf der Suche nach Wirklichkeit. Düsseldorf: Diederichs

Literatur

Pollak, Reinhard (2018): Schicht, soziale, in: Kopp, Johannes/ Steinbach, Anja (Hrsg.): Grundbegriffe der Soziologie, Wiesbaden, S. 393-395.

Klasse, soziale

UNIVERSELLE PROZESSPLANUNG
03. August 2021 – 03. August 2021
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Autor: Philipp Westermeier (philipp@oksimo.org)

Dieser Blogeintrag bildet einige wichtige Hintergrundinformationen zu Das Oksimo Paradgima und Desintegrationsprozesse ab. Er dient dazu, eine soziologische Begriffsübersicht im Oksimo-Blog herzustellen.

Reinhard Pollak

Der Soziologe Reinhard Pollak beschreibt für den Begriffs-Sammelband „Grundlagen der Soziologie“ den Begriff der sozialen Klasse. Diesen definiert er als Beschreibung einer „Gruppierung von Menschen, die eine bestimmte Position im Wirtschaftssystem einnimmt“. Häufig damit als konstituierend in Verbindung gebracht werden „ähnliche sozio-ökonomische Verhältnisse und […] Interessen“. Weiterhin wohne „der Einteilung der Gesellschaft in verschiedene soziale Klassen implizit oder explizit eine Hierarchisierung von sozialen Klassenpositionen inne“. Pollak schickt der Beschreibung des Klassenbegriffs voraus, dass es „an einer allgemeingültigen Definition [fehle], da jeder Klassenansatz etwas andere Schwerpunkte setzt“ (vgl. S. 225).

Die Soziale Klasse bei Karl Marx und Friedrich Engels

Das Konzept der Klasse wurde durch die Arbeiten von Karl Marx und Friedrich Engels sowohl in Wissenschaft als auch Politik als zentraler Begriff etabliert. Aufgrund des „aufblühenden Kapitalismus und der zunehmenden Proletarisierung der ehemaligen Landbevölkerung in den neuen städtischen Industriezentren“ dachten Marx und Engels „den Besitz an Produktionsmutteln als zentrales klassenbildendes Prinzip“. Die Eigentümer dieser Produktionsmittel konnten durch den Besitz des „Recht[s] auf Privatbesitz, die große Nachfrage nach Arbeit und […] enorme[n] technologischen Fortschritt […] einen Mehrwert aus ihren Produkten“ generieren. Der schließlich gezahlte Kaufwert eines Produkts war höher als die Kosten der für die Produktion aufgewendeten Arbeitsmittel. Dadurch, dass diese Differenz bei den Eigentümern der Produktionsmittel (Bourgeoisie) blieb, täte sich ein „antagonistische[r] Konflikt“ gegenüber denjenigen auf, die zwar für die Arbeitskraft entlohnt, nicht jedoch am Gewinn beteiligt wurden (Proletariat). Diese Dynamik sei „unauflöslich und führe zunächst zur Proletarisierung der noch bestehenden Mittelklassen und schließlich zur immer stärkeren Polarisierung der zwei verbleibenden gesellschaftliche Klassen“ (vlg. S. 225).
Aus dieser Perspektive ergibt sich, dass der „Klassenkonflikt zwischen Kapital und Arbeit den Motor für die weitere gesellschaftliche Entwicklung[= Differenzierung]“ sei. Das Bewusstsein dieser rekursiven strukturellen Koppelung seien sich beide Klassen nicht „zwangläufig bewusst“ und führt nicht automatisch zu „bestimmten expliziten Interessenformation[en], ein Phänomen, dass, wenn es auftritt, von ihm als „Klasse für sich“[=vgl. Luhmann; legitime Indifferenz] benannt wurde“. Außerdem führe diese faktische, strukturelle Ungleichheit zwangsläufig zu einem Klassenbewusstsein,durch welches sich vorallem die Proletarier „ihrer Lage bewusst werden“ und so “ das herrschende System des Privatbesitzes an Produktionsmitteln überwinden“. Diese Theorieperspektive auf Klasse habe daher sowohl sozaile Ungleichheit als auch sozialen Wandeln im Blick, aber sei „aufgrund ihres ideologischen Gehalts und ihres Determinismus […] bereits bei zeitgenössischen Denkern höchst umstritten“ gewesen (vgl. 226).

Die soziale Klasse bei Max Weber

Marx kritisierend formulierte Max Weber eine Theorie, in welcher er deutlich machen wollte, „dass der Besitz von Produktionsmitteln keineswegs der einzige konstituierende Faktor für Klassen ist und dass es keineswegs eine Zwangsläufigkeit in der gesellschaftlichen Entwicklung augrund spezifischer Klassenlagen gibt“.
Eine Klasse ist dort erkennbar, „wo 1. einer Mehrzahl von Menschen eine
spezifische ursächliche Komponente ihrer Lebenschancen gemeinsam ist, soweit 2. diese Komponente lediglich durch ökonomische Güterbesitz- und Erwerbsinteressen und zwar 3. unter den Bedingungen des (Güter- und Arbeits-)Markts dargestellt wird (‚Klassenlage‘)“.
Zu unterscheiden seien diese Klassen in „Besitzklassen (Besitzunterschiede bestimmen die Klassenlage), Erwerbsklassen (Chancen der
Marktverwertung von Gütern oder Leistungen bestimmen die Klassenlage) und soziale Klassen“ (hohe Fluktiation – persönlich oder innerhalb einer Generationenfolge). Durch die Unterscheidungen zwischen „Besitz- und Erwerbsklasse“, „vier sozialen Klassen“ und einer „Vielzahl von Klassenlagen“ legt das Konzept keine „Vorgabe über eine Gesamtzahl an Klassenlagen“ fest (vgl. S. 226). Allen Klassentheorien seien aufbauend auf dem Marx-Weber-Kontrasten, jesoch in in ihrer „Nuancierung der sozialen Ungleichheit unterschiedlich“ (vgl. 227).

Empirische Sozialforschung zur Klasse

John Goldthorpe und Robert Erikson entwickelten mit dem EGP-Klassenschema, basierend auf Webers „Idee der Marktchancen das Beschäftigungsverhältnis zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer als zentrales strukturierendes Element der Klassengenese“. Erik Olin Wrights auf Marx aufbauender, weniger verbreitete Ansatz sieht den „Klassen generierende[n] Mechanismus“ als Summe der Faktoren „(Nicht-Besitz) von Produktionsmitteln; die Organisationsmacht (Autonomie) und
die Qualifikation der Personen“ sowie weiterem. Als weiterer Ansatz wird die Perspektive Pierre Bourdieus genannt, welcher „Produktion und Konsumption in einem Klassenschema verbindet“.
Auf Emile Durkheim zurückgreifend konstruieren ein Team um David Grusky die „beruflichen Assoziationen“ eine Klassenposition, jedoch; “ dieser Mikro-Klassenansatz zeigt viele Merkmale sozialer Klassen (gemeinsame ökonomische Lage, Identität, kollektives Handeln, soziale Schließung), kann eine hierarchische Komponente aber nur immanent abbilden“. Alternative Ansätze zur Strukturierung bilden der Lebensstil- sowie Milieuansatz, welche, im Gegensatz zu Klassenbegriffen als theoretisch sowie empirisch gestützt angesehen werden.

Wichtige Autoren

Karl Marx
Friedich Engels
Max Weber
John Goldthorpe und Robert Erikson
David Grunsky
Rakulski & Walters
Urlich Beck
Pierre Bourdieu

Weiterführende Literatur
Beck, U. (1983). Jenseits von Stand und Klasse? Soziale Ungleichheiten, gesellschaftliche Individualisierungsprozesse und die Entstehung neuer sozialer Formationen und Identitäten. In: Kreckel, R. (Hg.), Soziale Ungleichheiten (Soziale Welt: Sonderband 2, S.35-74), Göttingen: Schwartz.
Bourdieu, P. (1983). Die feinen Unterschiede. Kritik der
gesellschaftlichen Urteilskraft. 2. Aufl. Frankfurt am Main: Suhrkamp.
Marx, K. & Engels, F. (2005). Das kommunistische Manifest. Hamburg: Argument-Verlag.
Marx, K. & Marcuse, H. (1965). Der Achtzehnte Brumaire des Louis Bonaparte. Frankfurt am Main: Insel-Verlag.
Pakulski, J. & Waters, M. (1996). The death of class. London: Sage.
Solga, H., Powell, J. J. & Berger, P. A. (2009). Soziale Ungleichheit. Klassische Texte zur Sozialstrukturanalyse. Frankfurt a. M.: Campus-Verlag.
Weber, M. (1971). Wirtschaft und Gesellschaft. Tübingen: Mohr.
Wright, E. O. (2005). Approaches to class analysis. Cambridge: Cambridge UP

Literatur

Pollak, Reinhard (2018): Klasse, soziale, in: Kopp, Johannes/ Steinbach, Anja (Hrsg.): Grundbegriffe der Soziologie, Wiesbaden, S. 225-228.

OKSIMO WELTMODELL

UNIVERSELLE PROZESSPLANUNG
28.Juli 2021 –8.Februar 2022
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WISSENSBAUM

Dieser Text behandelt größere Projekte mit der oksimo-Software als Teil des oksimo-Paradigmas. Der nächst höhere Themenknoten ist die Einstiegsseite  oksimo.org.

INHALTE

Theoretische Überlegungen

  1. Generierung von Texten (Letzte Änderung: 27.Juli 2021)
  2. OKSIMO WELTMODELL und Nachhaltiges Wissen (Letzte Änderung: 14.Aug. 2021)
  3. TEMPORÄRE VERDICHTUNG VON ZIELORIENTIERTER DIVERSER GEMEINSAMKEIT (Letzte Änderung: 25.Aug. 2021)

Weltmodell

Hilfreiche theoretische Überlegungen zu den folgenden Modellierung findet man hier.

  1. Planet Erde
  2. Kontinente
  3. Deutschland
  4. Bundesländer
  5. Landkreise
    1. Main-Kinzig-Kreis (MKK) (Letzte Änderung: 25.Januar 2022)
    2. Kommunen im MKK
  6. Sonderthemen (Letzte Änderung: 8.Februar 2022)

OKSIMO WELTMODELL – Generierung von Texten

UNIVERSELLE PROZESSPLANUNG
27.Juli 2021 – 27.Juli 2021
URL: oksimo.org
Email: info@oksimo.org

Gerd Doeben-Henisch (gerd@oksimo.org)

KONTEXT

Dieser Text ist Teil des Themas OKSIMO WELTMODELL im oksimo.org Blog.

Offener Raum …

Bevor ein Text lesbar ist, haben wir nur ein leeres Blatt, einen offenen, unbestimmten Raum.

Zufällig generiert …

Um einen Text sichtbar zu machen, könnte man eine Kombination von Zufallsgeneratoren aktivieren, die aus einer Menge von Buchstaben, Silben, Worten … einer normalen Sprache eine zufällig generierte Ausdrucksmenge generieren. Da wir Menschen über die einmalige Eigenschaft verfügen, dass unser Gehirn innere Zustände mit einer inneren Sprache zu bedeutungsvollen Einheiten verknüpfen kann, könnten wir — je nach Stärke der Fantasie — in einer zufällig generierten Ausdrucksmenge sicher immer irgendwelche Bedeutungsfragmente identifizieren. Der Übergang zu kryptischer Lyrik, Poesie ist fließend. Nicht die Ausdrücke als solche generieren eine solche Aura von möglichen Bedeutungen, sondern wir, die Leser, wir, die Menschen, mit der unfassbaren Eigenschaft, über Bedeutungen verfügen zu können.

Menschliche Autoren …

Wollen wir selbst Autor eines Textes sein, wir, als Menschen mit der Fähigkeit zur Bedeutung, dann ist dies sicher keine reine Zufallsgenerierung. Es ist eher das Gegenteil von Zufall. Doch das Gegenteil von Zufall ist ein vielfältiges Geschehen.

Das ganz krasse Gegenteil wäre ein völlig geregeltes, fixiertes (‚deterministisches‘) Geschehen: Eine Abfolge von Schreibaktionen, die ganz festen Regeln folgen, so, dass bei gleichem Anlass immer exakt die gleichen Ausdrucksmengen entstehen. Für einen menschlichen Leser können diese Ausdrucksmengen im Grenzfall alle bedeutungsvoll erscheinen. In Situationen, wo man nach einer Adresse oder einer Zugverbindung sucht, ist dies sicher sehr wünschenswert.

In anderen Situationen, die variabel sind, die sich ändern können, ergibt sich aus der Situation heraus die Notwendigkeit, die Ausdrucksmengen zu variieren, um diesen Dynamiken Rechnung tragen zu können. Dann kommt es darauf an, dass die Autorin den wechselnden Umständen entsprechend gegebenenfalls andere Ausdrucksmengen aktiviert als bei einer anderen Situation. In solchen dynamischen Situation können wir eine Vielfalt von Faktoren beobachten, die bei der Textgenerierung ineinander spielen.

  1. Sofern der Autor auf seine Umgebung eingeht, regt natürlich die Umgebung bestimmte Inhalte an.
  2. Die Autorin wird aber nicht ‚beliebig‘ antworten können, da Sie nur auf der Basis ihrer bisherigen Erfahrung und ihres aktuell verfügbaren Wissens antworten kann Diese Erfahrung mag relativ groß sein; in bestimmten Situationen kann es dann bisweilen doch zu Wiederholungen kommen, zu stereotypen Antworten.
  3. Zusätzlich kann es unterschiedliche Ziele geben, warum ein Autor etwas macht. Von den vielen Möglichkeiten, die die Erfahrung generell zulassen würde, führen solche Ziele dazu, dass der Autor ganz bestimmte Möglichkeiten auswählen wird, die dem Ziel am meisten zu dienen scheinen (Präferenzen, Werte, …).
  4. Dazu kommt, dass es zwischen verschiedenen Autorinnen und Autoren unterschiedliche Wechselwirkungen geben kann, die die Wahl der Ziele und damit die Wahl der Erfahrungsmöglichkeiten beeinflussen können.
  5. Die bei der Kommunikation benutzte Sprache selbst ist auch eher eine variable Größe: die Fähigkeit von Menschen, sich mittels Sprache auszudrücken, kann sehr unterschiedlich sein.
  6. Da verfügbare Erfahrung, verfügbares Wissen verfügbare Sprache, auch verfügbare Ziele keine statischen Größen sind, sondern von Lernprozessen abhängig sind inklusive der verschiedenen Parameter, die das Gelingen von Lernprozessen beeinflussen, ist es zu jedem Zeitpunkt auch offen, welche Ausdruckselemente einer Autorin in einem bestimmten Moment tatsächlich zur Verfügung stehen.
  7. Schließlich, da die Gesamtheit des zu einem bestimmten Zeitpunkt verfügbaren dokumentierten Wissens immer nur Teilaspekte einer in sich unendlich differenzierten empirischen Wirklichkeit beschreibt, und sowohl der Leser wie auch die Autorinnen immer nur endlich viele Wissensfragmente publizieren können, wird es für ein empirisch orientiertes Weltmodell wichtig sein, dass es zu jedem Zeitpunkt korrigierbar und erweiterbar ist.

WICHTIGE THEMENFELDER

Im Folgenden werden in loser Folge Themenfelder eingeführt, von denen die Autoren von oksimo.org aus irgendwelchen Gründen glauben, dass sie für die Gestaltung einer nachhaltigen Zukunft hilfreich sein können. Formal sollen alle diese Themenfelder das Format von oksimo Simulationen haben, die sich auf Wunsch beliebig vernetzen lassen.

Differenzierung

UNIVERSELLE PROZESSPLANUNG
26.Juli 2021 – 03. August 2021
URL: oksimo.org
Email: info@oksimo.org

Autor:
Philipp Westermeier (philipp@oksimo.org)

Kontext

Dieser Blogeintrag bildet einige wichtige Hintergrundinformationen zu Das Oksimo Paradgima und Desintegrationsprozesse ab. Er dient dazu, eine soziologische Begriffsübersicht im Oksimo-Blog herzustellen.

Uwe Schimank

Ideengeschichte und Begriff

Im soziologischen Diskurs verbreitete sich der Begriff der Differenzierung mit Herbert Spencers „evolutionärer Deutung gesellschaftlicher Entwicklung“ (Schimank (2018), S. 67), welche sich prozesshaft von einer homogenität zu einer heterogenität entwickle. Explizit differenierungstheoretisch positionierten sich später Emile Durkheim und Georg Simmel. Karl Marx sowie Max Weber gebrauchten diesen Begriff zwar auch, aber „nicht an prominenter Stelle“.
Anschließend an die vorhergegangenen Denker positionierten sich Talcott Parsons und Niklas Luhamann. Amerikanische „Neofunktionalisten“ trugen die Perspektive in den 1980er und 1990er Jahren weiter, wobei sie „kritisch [an Parsons] anknüpften“. Heute bilden Uwe Schimank sowie Hartmann Tyrell die „verschiedenen Stränge expliziten und implizierten differenzierungstheoretischen Denkens“ in Deutschland ab (vgl. ebd).

Definiert wird der Begriff als Prozess und Struktur gleichzeitig. Strukturell meint Differenzierung, „dass eine Gesellschaft aus einer [gleichartigen oder ungleichartigen] Mehrzahl distinkter Teile besteht“. Es setzt also die Sesshaftwerdung und eine Stammes-Verbundsgröße voraus. Prozessual meint der Begriff eine „Dynamik, die eine bestimmte gesellschaftliche Differenzierungsstruktur hervorbringt und verändert“. Dieses Konzept sei auf „alle Arten menschlicher Gesellschaften anwendbar“ (vgl. S. 67).
Zwei „miteinander komplementäre“ Paradigmen sind in der Soziologie anzutreffen; „das Dekompositions- und das Emergenzparadigma“ (S. 68). Das erstere zäumt das Pferd von hinten, das letztere von vorne auf.

Modellierung der Systemarchitektur

Dekompositions-Paradigma

Als gesellschaftliche Differenzierung bennen Durkheim und Parsons den „Prozess der Dekomposition einer funktional diffusen Einheit – einer Rolle oder Institution – in mehrere, mindetens zwei, funktional spezifischere Einheiten“ (S. 68).
Dabei meint Durkheim die „Spezialisierung von Berufen in der Industriegesellschaft“, Parsons denkt den Begriff im Rahmen seiner Systemtheorie. Subsysteme erzeugen und differenzieren sich zu immer ‚kleiner‘ werdenden Subsystemen aus.
Diese paradigmatische Perspektive „hebt die Vorteile funktionaler Spezialisierung für die Gesellschaft als Ganze hervor“.

Dem Argument der gesellschaftlichen Differenzierung als sich immer weiter optimierenden Arbeitsteilung, welches Parsons und Durkheim, vertreten, setzt Max Weber eine Perspektive entgegen, welche „den Aufbau und die Geburt moderner Gesellschaften als „Emergenz autonomer [„polytheistischer“] ‚Wertsphären'“ sieht. Niklas Luhmann konkretisiert dies, fügt dem Modell eine weitere Dimension hinzu. Ein Teilsystem stellt nach ihm einen „selbstreferentiellen Kommunikationszusammenhang“ dar, welcher „einem je spezifischen binären Code“ unterläge. Ausdifferenzierte Teilsysteme sind also „Ketten von Kommunikationen“, welche wiederum auf damit kompatible Kommunikationen verweisen kann. Dass diese unterschiedlichen Codierungen zu unterschiedlichen Perspektiven führt, nennt Luhmann „die ‚Polykontexturalität‘ der modernen Gesellschaft“ (vgl. S. 68).

Emergenz-Paradigma

Eine wichtige Betonung des Paradigmas ist, dass „aus der selbstreferentiellen Geschlossenheit der jeweiligen binären Codes“ eine ‚legitime Indifferenz‘, also ein normativ / funktional akzeptiertes Uninteresse „der Teilsysteme füreinander“ entstehe. Eine Konfliktlinie wird zwischen dem eigenen Interesse eines Teilsystems, „nur den code-spezifischen Eigen-Sinn“ zu kultivieren, während von anderen Teilsystemen erwartet wird, dass sie „die jeweils von ihnen benötigten Leistungen zuverlässig erbrächten“.
Darauf aufbauend lassen sich vier „Arten von Triebkräften gesellschaftlicher Differenzierungsvorgänge“ unterscheiden, welche zu „weiteren Binnendifferenzierungen“ führen:
Leistungssteigerung, Evolution, Rationalisierung kultureller Ideen und Akteurineressen (vgl. 69).
Die vor allem durch Parsons hervorgehobene Leistungssteigerung wird durch Leistungsdefizite iniitiert, bei denen gezielte Maßnahmen der Akteur:innen abhilfe leisten können. Werden solche Leistungsdefizite nicht erkannt, oder erkannt und nicht behoben, „kommt es zu einer evolutionären Beseitigung des Defizits ‚hinter dem Rücken‘ der Akteure“ (vgl. 69f).
Parsons attestiert der Evolution die Urheberschaft an gesellschaftlicher Leistungssteigerung, nicht der „geplante[n] Arbeitsteilung“, obwohl dies in „Organisationen durchaus vorkommt“ (S. 70).
Luhmanns „neo-darwinistische“ Perspektive auf Evolution ist ein Zusammenspiel dreier Mechanismen: Variation (von bspw. juristischem Rechtsverständnis), Selektion (derer bei Anwendung in anderen Urteilen) und Retention (die Etablierung zur ‚herrschenden Meinung‘).
Dort wo Parsons eine lediglich eine Leistungs- bzw. Fortschittssteigerung sieht, bringt laut Luhmann „Evolution leistungssteigernde[,] aber genauso gut auch dysfunktionale Differenzierungen“ hervor.
Unter der Annahme, eine „voranschreitende Differenzierung auf der Ebene jedes Teilsystems [würde] Leistungssteiergungen“ hervorbringen, meint Luhmann, führe dies zu Komplexitätssteigerung sowie zur Manifestation „zunehmender Instabilität und damit Riskanz der gesellschaftlichen Ordnung“ (vgl. S. 70).
Für Weber führt „die eigendynamische Rationalisierung kultureller Werte“ zur „selbstreferentielle[n] Schließung der betreffenden ‚Wertsphäre‘. Dies sei die Triebkraft gesellschaftlicher Differenzierung (ebd.).

Akteursmodellierung

„Gesellschaftliche Differenzierung wird schließlich auch durch entsprechende
Interessen von Individuen, Gruppen oder Organisationen vorangetrieben“ (S. 70). Dazu meint Durkheim, Hauptinteresse der Arbeitsteilung liege bei der „Konkurrenzvermeidung angesichts wachsender ’sozialer Dichte‘ „. Die „Erhaltung oder die Erweiterung der eigenen Autonomie“, die „Kontrolle anderer Akteure“ sowie die „eigene Ressourcenbasis“ sind andere, maßgebliche Interessen. Die Durchsetzung der eigenen Interessen prägt nachhaltig die „Ausdifferenzierung bestimmter Teilsysteme“.
Eine politische Perspektive ist, dass „Differenzierungsschritte“ durch heterogene Mischverhältnisse der Akteure in Teilsystemem zu „Kräfteverhältnissen“ führen. Paul Colomy unterschiedet „strategic groups“: „institutional entrepreneurs“(=“Betreiber“), institutional followers“(=Unterstützer), „institutional conservatives“(= Verteidiger des Status quo) und „institutional accomodationists“(= Vermittler) (vgl. S. 70f).
„Das moderne Individuum profitiert hinsichtlich seiner Lebenschancen von der
immensen Optionssteigerung in allen gesellschaftlichen Teilsystemen – ob es um Konsumchancen oder Sportmöglichkeiten, „lebenslanges Lernen“ oder medizinische Leistungen geht. Die Kehrseite ist der Verlust traditionaler sinnstiftender Bindungen der Person an stabile Gemeinschaften und Werte“(S.71)
„Funktionale Differenzierung bedingt eine Reihe weiterer prägender Merkmale der modernen Gesellschaft: u.a. die Individualisierung der Personen, die immer
stärkere Durchdringung fast aller Teilsysteme mit formalen Organisationen, die kulturelle Säkularisierung und das Aufkommen eines Fortschrittsglaubens, für den die Zukunft eine Projektionsfläche für Ansprüche an immer weitere Leistungssteigerungen aller Teilsysteme wird. Das so umrissene, um funktionale Differenzierung zentrierte Konglomerat von Strukturdynamiken der Moderne stellt sowohl für
die Gesellschaft als Ganze als auch für jedes einzelne Gesellschaftsmitglied einen gemischten Segen dar“ (S. 71).
Die „Optionssteigerung in allen gesellschaftlichen Teilsystemen“, also „Konsumchancen oder Sportmöglichkeiten, ‚lebenslanges Lernen‘ oder medizinische Leistungen“, wird als Profitmöglichkeit verstanden. Dies jedoch führt zur Aufgabe “ traditionaler sinnstiftender
Bindungen der Person an stabile Gemeinschaften und Werte“ (ebd.).
Die funktionale Differenzierung moderner Gesellschaften ist als „offensichtliche evolutionäre Alternativlosigkeit“ und „Erfolg“ zu verstehen, da Nationen und Völker, welche diese Art der gesellschaftlichen Entwicklung nicht durchgemacht haben, „wirtschaftlich, militärisch und kulturell überrannt worden“ seinen.
Deren Risiken sind erstens – bezogen auf die gesellschaftliche Sozialintegration – ein damit „korrespondierender Anspruchsindividualismus“, welcher die „teilsystemischen Leistungsproduktionen“ überfordert (ebd.).
Zweitens sei die „ökologische[] Integration“ also die Umweltzerstörung durch den Menschen eine Verantwortung, welche die Gesellschaft nicht „im Rahmen seiner je eigenen teilsystemischen Logik“ derzeit nicht übernimmt. Drittens führt eine Verselbstständigung von Teilsystemen dazu, dass diese möglicherweise „die von anderen Teilsystemen benötigten Leistungen nicht mehr liefern“ können und so zu einer Prekarität in verschiedenen Teilsystemen führen können.

Weiterführende Literatur

Alexander, J. (1990). Differentiation Theory: Problems and Prospects. In: J. Alexander & P. Colomy (eds.): Differentiation Theory and Social Change. (S. 1-16). New York: Columbia UP.
Alexander, J. & Colomy, P. (eds) 1990. Differentiation Theory and Social
Change. New York: Columbia UP.
Durkheim, E. (1977) (zuerst 1893). Über soziale Arbeitsteilung, Frankfurt/M.: Suhrkamp.
Luhmann, N. (1997). Die Gesellschaft der Gesellschaft, Frankfurt/M.: Suhrkamp.
Mayntz, R., Rosewitz, B., Schimank, U. & Stichweh, R. (1988). Differenzierung und Verselbständigung, Frankfurt/M.: Campus.
Parsons, T. (1972). Das System moderner Gesellschaften, München: Juventa. Schimank, U. (1996). Theorien gesellschaftlicher Differenzierung, Opladen: Leske + Budrich.
Schimank, U. (2013). Gesellschaft, Bielefeld: transcript • Schwinn, T. (2001). Differenzierung ohne Gesellschaft. Weilerswist.
Schwinn, T., Kroneberg, C. & Greve, J. (Hg.) (2011). Soziale Differenzierung. Wiesbaden: VS Verlag.
Tyrell, H. (1978). Anfragen an die Theorie der gesellschaftlichen Differenzierung, Zeitschrift für Soziologie, 7, 175-193.
Tyrell, H. (1998). Zur Diversität der Differenzierungstheorie. Soziologiehistorische Anmerkungen, Soziale Systeme 4, 119-149



Literatur

OKSIMO BEFEHLE – VISION COLLECTIONS

UNIVERSELLE PROZESSPLANUNG
23.Juli 2021 –23.Juli 2021
URL: oksimo.org
Email: info@oksimo.org

Autor: Gerd Doeben-Henisch (gerd@oksimo.org)

KONTEXT

Dieser Text ist Teil des Themas Oksimo Befehle im oksimo.org Blog.

INHALT

Es wird hier gezeigt, wie man separate Visions-Dokumente (vision documents) in einem kollektiven Dokument (vision collection) zusammen fassen kann. (Achtung: diese Version ist am 23.Juli 2021 noch nicht freigeschaltet)

OKSIMO BEFEHLE – STATE COLLECTIONS

UNIVERSELLE PROZESSPLANUNG
23.Juli 2021 –23.Juli 2021
URL: oksimo.org
Email: info@oksimo.org

Autor: Gerd Doeben-Henisch (gerd@oksimo.org)

KONTEXT

Dieser Text ist Teil des Themas Oksimo Befehle im oksimo.org Blog.

INHALT

Es wird hier gezeigt, wie man separate Zustands-Dokumente (state documents) in einem kollektiven Dokument (state collection) zusammen fassen kann. (Achtung: diese Version ist am 23.Juli 2021 noch nicht freigeschaltet)

Integration

UNIVERSELLE PROZESSPLANUNG
22.Juli 2021 – 03. August 2021
URL: oksimo.org
Email: info@oksimo.org

Autor:
Philipp Westermeier (philipp@oksimo.org)

Dieser Blogeintrag bildet einige wichtige Hintergrundinformationen zu Das Oksimo Paradgima und Desintegrationsprozesse ab. Er dient dazu, eine soziologische Begriffsübersicht im Oksimo-Blog herzustellen.

Jens Greve

Der Soziologe Jens Greve beschreibt für den Begriffs-Sammelband „Grundlagen der Soziologie“ den Begriff der Integration. Er verschafft den Leser:innen anfangs dadurch einen Überblick, dass er auf „drei zentrale Verwendungsweisen“ (Greve, S. 195) des Begriffs hinweist. Diese seien jeweils „auf Teilbereiche/Teilsysteme der Gesellschaft“, „Wertorientierungen“* oder „Menschen in einer Gesellschaft“ bezogen. Diese „Bedeutungsvarianten“ aber „schließen einander nicht notwendig aus[,] vielmehr werden häufig Zusammenhänge zwischen ihnen vermutet“ (vgl. ebd.). Im darauffolgenden Text beschreibt er:

Herbert Spencer sieht in Integration „einen allgemeinen Prozess der Evolution“ und meint ihn in „sich abgegrenzten Formen“ erkennen zu können, wobei eine „Steigerung der Heterogenität der Formen“ gleichzeitig zu „Kohärenz [der Verbindungen] zwischen dem Heterogenen“ führt.
Emile Durkheim baut sein Konzept der Integration auf der Arbeitsteiligkeit auf und schließt (normativ) unter der Folge einer „wechselseitige[n] Abhängigkeit“, welche er als negative Solidarität betitelt, auf die Notwendigkeit des Vorhandenseins positiver Solidarität (S. 196).
Talcott Parsons, begründer des Strukturfunktionalismus (=“Handlungssysteme“ müssen „Systemerfordernisse“; Integrationsfunktion, Adaption, Zielerreichung und Aufrechterhaltung, erfüllen) nutzt den „Integrationsbegriff“ als „Notwendigkeit, die verschiedenen Funktionen aufeinander abzustimmen – und dies auf dem Wege einer über gemeinsame Wertvorstellungen abgesicherten Normenstruktur“(ebd.).
Konflikttheoretisch wird dies von David Lovewood als „einseitig“ kritisiert und unterscheidet zwischen „soziale[r] Integration“ bei der „die geordneten und konfliktgeladenen Beziehungen der Handelnden eines sozialen Systems zur Debatte stehen“ (ebd.) und „Systemintegration“, in welcher das Selbe zwischen „den Teilen eines sozialen Systems“ stattfindet. So wurde auf die „Marx’sche Betonung der Rolle der Produktionsweise (Systemintegration) hin[ge]wiesen“ (ebd.).
Daran anknüpfend Unterschied Habermas zwischen „System“ und „Lebenswelt“, wobei „Lebensweltliche Zusammenhänge […] durch eine den Handelnden bewusste Form der Vergesellschaftung gekennzeichnet“ sind, sich „systemische Zusammenhänge hingegen […] eigenständig, d. h. ohne Bezugnahme auf die Handlungsorientierungen“ strukturieren. Der Fokus wird auf sich über das Geldmedium „selbsttätig arrangieren[den]“ Märkten sowie „bürokratisches Handeln“ gelegt, welchen er von Niklas Luhmann übernimmt (ebd.).
Nach Luhmann aber „reproduzieren sich […] alle sozialen Systeme, auch die Teilsysteme der Gesellschaft, autopoietisch“. Er lehnt weiterhin die „Annahme ab, dass gesellschaftliche Integration besondere integrierende Prozesse benötigt“, da, wenn Integration als die Vermeidung von „Operationen eines Teilsystems“, welche zu „unlösbaren Problemen“ führen, definiert (S. 196f).
Wilhelm Heitmeyers Forschungsprogramm führte zu dem Verständnis, „Desintegration [sei] ein [prozesshaftes] Zusammenspiel von drei wesentlichen Aspekten […] : „verschärfter sozialer Ungleichheit, Delegitimierung von gesellschaftlichen Normen und Vereinzelung (Auflösung integrierender Milieus)“ welches zu „gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit“ sowie „einem gesteigerten Gewaltpotenzial“ führt. Von besonderer Bedeutung ist dieser Formulierung dann, „wenn es um den Prozess der Integration bislang marginalisierter Gruppen geht“. Wichtige Begriffe sind dabei die „Platzierung“, „Kulturation“ und „Interaktion“ [dies wird an anderer Stelle im Blog ausführlicher behandelt] (S. 197).
Ein weiterer, wichtiger Begriff ist jener der Inklusion, welcher von Talcott Parsons geprägt wurde, „um den Prozess der Einbeziehung immer größerer Bevölkerungsteile in die Gesellschaft zu bezeichnen“, welchem „Exklusion als Gegenbegriff gegenüber stehe“[dies wird an anderer Stelle im Blog ausführlicher behandelt] (ebd.).

Integration und Oksimo – Bezug und Folgerung

Mit Oksimo lässt sich ein vorab beschriebenes, gesellschaftliches Phänomen anhand der verschiedenen Integrationsdefinitionen testen. So können die einzelnen Begriffe in Oksimo modelliert werden, und die treffendste Erklärung des vorliegenden Phänomens für die Arbeit am Fall verwendet werden.

Wenn diese Perspektive sinnvoll erscheint, sollten die Aussagen der ausgewählten Autoren bzgl. Integration oksimogerecht formalisiert werden. Dazu sollten erstmal 2-3 der genannten Autoren im Blog verarbeitet werden.

Der Text bestätigt weiterhin, dass Oksimo mit dem Thema der sozialen Desintegration sich nahe dem theoretischen Zeitgeschehen der Soziologie befindet. Dies lässt den Schluss zu, dass die Autoren Heitmeyer / Imbusch als minimal-Autoren zum Thema ausreichen, sollte sich die Arbeit eher zu einer breiteren Themenwahl statt einer tieferen Analyse einzelner Themen entwickeln. Beides wäre ein Gewinn für das Projekt.

Weiterführende Literatur

Coser, L. A. (1972). Theorie sozialer Konflikte. Neuwied: Luchterhand. Dahrendorf, R. (1974). Pfade aus Utopia. München: Piper.
Durkheim, E. (1988). Über soziale Arbeitsteilung. Frankfurt a. M.: Suhrkamp.
Esser, H. (2000). Soziologie. Spezielle Grundlagen. Band 2: Die Konstruktion der Gesellschaft. Frankfurt a. M./New York: Campus.
Habermas, J. (1987). Theorie des kommunikativen Handelns. Band 2: Zur Kritik der funktionalistischen Vernunft. Frankfurt a. M.: Suhrkamp.
Heitmeyer, W. & Imbusch, P. (Hg.) (2012). Desintegrationsdynamiken. Integrationsmechanismen auf dem Prüfstand. Wiesbaden: Springer VS.
Kronauer, M. (2002). Exklusion. Die Gefährdung des Sozialen im hoch entwickelten Kapitalismus. Frankfurt a. M.: Campus. Lockwood, D. (1971). Soziale Integration und Systemintegration, in: W. Zapf (Hg.), Theorien sozialen Wandels (S.124-137). Köln/Berlin: Kiepenheuer & Witsch.
Luhmann, N. (1982). Die Funktion der Religion. Frankfurt a. M.: Suhrkamp.
Luhmann, N. (1988). Soziale Systeme. Frankfurt a. M.: Suhrkamp.
Luhmann, N. (1995). Inklusion und Exklusion, in: N. Luhmann (Hg.), Soziologische Aufklärung 2 (S. 237-264). Opladen: Westdeutscher.
Parsons, T. (1975). Gesellschaften. Evolutionäre und komparative Perspektiven. Frankfurt a. M.: Suhrkamp.
Spencer, H. (1867). First Principles. London: Williams and Norgate.
(vgl. S. 198)

Zu klärende Begriffe:
Inklusion, Exklusion (Parsons, Luhmann)
Platzierung, Kulturation, Interaktion (Heitmeyer / Imbusch)

Anmerkungen:
* Die Abgrenzung „Wertorientierungen“ wurde nicht explizit „mit einer Gesellschaft“ in Verbindung gebracht. Gibt es denn universelle Werte, oder sind diese ausschließlich das Produkt von sozialen Akteur:innen in kontextabhängigen Aushandlungs- und Konfliktprozessen?

Literatur

  • Greve, Jens (2018): Integration, in: Kopp, Johannes/ Steinbach, Anja (Hrsg.): Grundbegriffe der Soziologie, Wiesbaden, S. 195-198.