UNIVERSELLE PROZESSPLANUNG – Zeit & Erinnerung

UNIVERSELLE PROZESSPLANUNG
31.Mai 2021 – 31.Mai 2021
URL: oksimo.org
Email: info@oksimo.org

Autor: Gerd Doeben-Henisch (gerd@oksimo.org)

KONTEXT

Dieser Text ist Teil des Themas die strukturellen Eigenschaften der oksimo Sprache im oksimo.org Blog.

STRUKTURELLE EIGENSCHAFTEN VON OKSIMO – Zeit & Erinnerung

In einem vorausgehenden Post wurde schon einiges Grundsätzliches zur Zeit gesagt, wie wir Zeit erleben und wie wir Zeit sichtbar machen können.

Die Grundidee dort ist, dass wir Menschen Zeit anhand von Veränderungen und im Vergleich von Veränderungen wahrnehmen können. Dies lässt sich im Rahmen des oksimo Paradigmas leicht darstellen, da die Basis der Prozessbeschreibung innerhalb des oksimo Paradigmas die Konstruktion einer Abfolge von Zustandsbeschreibungen ist, wo jeweils die Nachfolgesituation S‘ zu einer aktuellen Situation S sich in mindestens einer Eigenschaft unterscheidet.

In diesem Post geht es um den Aspekt, dass man sich im normalen Alltag auf verschiedene Weise unterschiedliche Aspekte merken kann, in dem man sich eine Notiz macht, oder man bestimmte Ereignisse protokolliert oder man Messwerte sammelt und dergleichen mehr.

Auf der Basis solcher Merkzettel, Notizen, Tagebücher, Berichte, Datenprotokolle usw. kann man dann weiterführende Überlegungen anstellen.

Ein berühmtes Beispiel, wie man durch richtige Notizen zu einem neuen Verständnis der Sternbewegungen gekommen ist, ist die Geschichte zur Entstehung des Heliozentrisches Weltbildes [3]. Neben neuen alternativen Konzepten, wie man das Ganze neu denken könne, waren es vor allem die Jahrzehntelangen Beobachtungen der Sternenbewegungen, die zunächst Tycho Brahe ( 1546 — 1601) [1] anstellte und dann in Weiterführung Johannes Kepler ( 1571jul. — 1630greg.) [2]. Diese Aufzeichnungen boten dem menschlichen Denken die Möglichkeit, vergangene Ereignisse fest zu halten um sich dann mit Hilfe dieser Aufzeichnungen mögliche Zusammenhänge bewusst zu machen.

In dem folgenden einfachen Beispiel soll demonstriert werden, wie man im oksimo Paradigma bestimmte Ereignisse notieren kann, um dann später eine Entscheidung zu fällen, die sich von diesen Notizen abhängig macht.

Im gewählten Beispiel ist der Ausgangspunkt ein einfacher Würfel, der entweder ‚1‘ oder ‚2‘ oder gar nichts würfelt. Ein Beobachter achtet nur darauf, ob eine ‚1‘ gewürfelt wird, und, falls ja, wird das Auftreten einer ‚1‘ gezählt. Im Beispiel heißt dies zu Beginn „Notiz zu 1: 0“. Und jedes mal, wenn ein ‚1‘-Ereignis beobachtet wird, wird die Notiz ‚hochgezählt‘: „Notiz zu 1: 0“, „Notiz zu 1: 1“, … Bei Erreichung der Notiz „Notiz zu 1: 2“ wird gestoppt und von Spieler A wird gesagt, er habe gewonnen „GEWONNEN A“.

So einfach dieses Beispiel ist, es zeigt, wie man im Prinzip beliebige Ereignisse notieren kann, von denen man dann andere Ereignisse abhängig machen kann. Dies ist eine rudimentäre Form von erfahrungsabhängigem Verhalten.

In der Darstellung wird hier zwischen zwei Darstellungsformen unterschieden: Im Bild 1 wird gezeigt, wie man nur die möglichen Zustände darstellt, die im Prozess vorkommen können/ sollen.

Im Bild 2 werden die Zustände ergänzt um die Darstellung der benutzten Veränderungs-Regeln. Hat man Veränderungsregeln formuliert, dann reicht ein Startzustand aus, um den ganzen Prozesse generieren zu können.

BILD 1: Übersicht über den Prozess, der beschrieben werden soll. Es werden nur die Zustände angezeigt. In einem anderen Bild werden diese Zustände um die Regeln ergänzt, die die Zustände ausgehend von einem Anfangszustand erzeugen.

BILD 2: Die zuvor skizzierten Zustände hier ergänzt um Regeln, die diese Zustände möglich machen.

PROTOKOLL EINER SIMULATION

VIDEO

VIDEO: Erläutert das Thema Zeit und Erinnern. Beim Anschauen beachten: mit Bild-im-Bild kann man die Größe des Bildes frei wählen!

QUELLENNACHWEISE

[1] Tycho Brahe, Wikipedia [DE]: https://de.wikipedia.org/wiki/Tycho_Brahe

[2] Johannes Kepler, Wikipedia [DE]: https://de.wikipedia.org/wiki/Johannes_Kepler

[3] Heliozentrisches Weltbild, Wikipedia [DE]: https://de.wikipedia.org/wiki/Heliozentrisches_Weltbild

DAS OKSIMO PARADIGMA und Projektmanagement – Einführung

UNIVERSELLE PROZESSPLANUNG
26.Mai 2021 – 26.Mai 2021
URL: oksimo.org
Email: info@oksimo.org

Autor: Gerd Doeben-Henisch (im Gespräch mit Michael Hefter)

KONTEXT

Dieser Text ist Teil des Themenfeldes Das Oksimo Paradigma und Projektmanagement des oksimo.org Blogs.

PROJEKTMANAGEMENT – ERSTE ANNÄHERUNGEN

Die nachfolgenden Überlegungen bilden einen Reflex auf intensive Gespräche, die der Autor mit Prof. Dr. Michael Hefter von der Frankfurt University of Applied Sciences geführt hat und noch führt. Es geht um den Versuch, den Prozess des Projektmanagements aus dem Blickwinkel des oksimo Paradigmas zu beleuchten. Diese ersten Texte stellen noch keine vollständige Theorie dar sondern bilden unterschiedliche Annäherungen an das Phänomen.

Aufgabenstellung

Wie in der vorausgeschickten ersten Idee formuliert wird, geht es beim Projektmanagement primär darum, verfügbare Ressourcen für ein bestimmtes Ziel in einem vorgegebenen Zeitrahmen so zu analysieren und zu planen, dass die Ressourcen möglichst optimal genutzt und möglichst nachhaltig eingesetzt werden können.

Akteure

Ein Projektmanagement Prozess setzt Akteure voraus, die handeln. Typischerweise werden folgenden Rollen angenommen:

  1. Es gibt Auftraggeber (’stakeholder‘) die mit einer Problemstellung und mit einem Ziel kommen.
  2. Es gibt Experten, die die Aufgabenstellung so analysieren müssen, dass sich daraus ein Plan ergibt, der sich entsprechend den Zielen umsetzen lässt.
  3. Schließlich braucht es auch noch die Realisierer, die die Pläne entsprechend in reale Produkte oder Dienstleistungen umsetzen.

Sprache

Was in den Akteuren vor sich geht, ist direkt nicht zugänglich. Allerdings wird im allgemeinen angenommen, dass alle Akteure hinreichend gut kommunizieren können. Dazu gehören gesprochene und geschrieben Sprachen, Dokumente und zusätzliche Artefakte. Für die folgende Diskussion wird — ohne Beschränkung der Allgemeinheit — angenommen, dass es nur eine Sprache gibt (eine Alltagssprache) und dass alle wesentlichen sprachlichen Mitteilungen als Texte fixiert wurden. Insbesondere werden folgende Texte als verfügbar beim Beginn des Projektmanagement-Prozesses [PMP] angenommen:

Dokumente

  1. Ein Problemdokument, das eine gegebene Situation beschreibt, die optimiert werden soll.
  2. Ein Visionsdokument (Ziel), das einen Zustand beschreibt, der aktuell noch nicht gegeben ist, der aber nach Einschätzung aller Beteiligten grundsätzlich möglich ist und der als neue gegebene Situation realisiert werden soll.

Transformationen

Es gehört dann zur weiteren Aufgabe eines Projektmanagement-Prozesses, dass herausgearbeitet wird, durch welche konkreten Maßnahmen/ Aktionen der aktuelle Problem-Zustand in den anvisierten Visions-Zustand transformiert werden kann. Hier wird angenommen, dass jede Maßnahme einen gegebenen Zustand S voraussetzt und nach Ausführung einen Nachfolgezustand S‘ herbeigeführt hat. Maßnahmen benötigen Zeit und unterschiedliche viele Ressourcen. Jede Maßnahme im Kontext eines Projektmanagement-Prozesses kann man insofern auch als eine Veränderungsregel (oder einfach Regel) auffassen, die auf eine gegebene Situation angewendet wird und die eine Nachfolgesituation generiert. Alle beschriebenen Maßnahmen zusammen sollen hier daher als Regel-Dokument aufgefasst werden (oder auch: Maßnahmen-Katalog).

Erfahrung, Wissen, Rückkopplung

Aufgrund der Vielfalt und Komplexität von realen Situationen sind jene Maßnahmen, die gefunden werden müssen, um einen gewünschten Transformationsprozess zu ermöglichen, meistens nicht ‚einfach so‘ zu finden. Es bedarf dazu großer Erfahrung, umfassenden Wissens und — meistens — auch unterschiedliche Experimente, um herauszufinden, welche Maßnahme das gewünschte Ziel am besten ermöglicht. Zugleich kann es passieren, dass man beim Versuch, geeignete Maßnahmen zu finden, sowohl die Formulierung des Problem-Dokuments wie auch des Visions-Dokuments modifizieren muss. Man muss also den gesamten Projektmanagement-Prozess als ein durchgängig rückgekoppeltes System annehmen, bei dem die Ausgangslage (Problem und Vision) den Prozess beeinflusst und der Prozess sehr wohl auch auf die Ausgangslage zurückwirken kann.

Prozess-Variablen

In dieser Betrachtungsweise bilden die drei Dokumente Problem [P]-, Vision [V]- und Regel [R]-Dokument Variablen, die durch ‚Versuch und Irrtum‘ gefunden und optimiert werden müssen, bis das gewünschte Ergebnis — fixiert im Visions-Dokument — hinreichend gut – laut Plan — erreicht werden kann bzw. dann — in der Realisierung — erreicht wurde.

Akteure und Dokumente

Was in diesen Überlegungen bislang fehlt das sind genauere Angaben darüber, was die Akteure genau machen: welche Rolle spielen sie? Die angenommenen P-V-R-Dokumente sind ja statische Artefakte, die für die beteiligten Akteure sowohl Input-Größen darstellen wie auch Output-Größen. Welche Bedeutung der einzelne Akteur solch einem Dokument zuordnet, ist ausschließlich an seine Sprachkompetenz gebunden. Wie jeder weiß, kann das gleiche Wort in verschiedenen Sprachteilnehmern ganz Unterschiedliches bedeuten, selbst wenn es sich bei dem Text um einen sogenannten Standard handelt. Standards haben nur für diejenigen Akteure eine einigermaßen klare Bedeutung, die über ein entsprechendes Spezialwissen verfügen, das oft nur nach jahrelangem Training verfügbar ist. Und selbst dann ist nicht garantiert, ob zwei Experten tatsächlich das gleiche meinen, solange es nicht in der praktischen Umsetzung überprüft werden kann. Durchgängig besteht also als Basis-Anforderung, dass alle Dokumente von allen gekannt und verstanden werden müssen.

Bedeutungs-Absicherung

Ein kollaboratives Erstellen von P-V-Dokumenten liefert aber nur schwache Indizien für ein gemeinsames Verstehen.

Der Rückbezug eines P-Dokuments auf eine gemeinsam geteilte reale Situation stellt hingegen das in der Alltagspraxis mögliche stärkste Indiz zur Verfügung.

Ein V-Dokument enthält hingegen notgedrungen Elemente, von denen man nur annimmt (glaubt), dass es einmal real werden kann. Eine vollständige Überprüfung ist daher vor einer vollständigen Realisierung nicht möglich. Es gibt also Deutungsspielräume, an denen sich gegensätzliche Einschätzungen entfalten können.

Maßnahmen aus dem Maßnahmenkatalog (Regeln aus dem Regel-Dokument) enthalten meistens viele dynamische Elemente, die spezielle Randbedingungen voraussetzen, so dass deren Wirkung in Form einer Nachfolge-Situation S‘ kaum vollständig abschätzbar sind. Erst Recht dann nicht, wenn die Wirkung mit unterschiedlichen Wahrscheinlichkeiten verknüpft sind.

Optimaler Pfad

Durch die möglicherweise simultane und auch sequentielle Anwendung von Maßnahmen (Regeln) entsteht also eine Sequenz (Serie, Folge, ..) von Situationen <S1, S2, …, Sn>, deren Verlauf mit zunehmender Länge immer unsicherer wird. Hier wird eine solche mögliche Sequenz ein Pfad genannt, und die Realisierung eines Pfades mit Hilfe eines Simulators wird als Simulation aufgefasst. Da jede Situation Parameter enthalten kann, die mehr als eine Option zulassen, reicht in der Praxis die Untersuchung eines einzelnen möglichen Pfades kaum aus, um den optimalen Pfad zu finden. Eine manuelle Wiederholung von Simulationen so oft, bis alle Möglichkeiten abgedeckt sind, wird aus reinen Zeitgründen auch kaum möglich sein.

Evaluations-Algorithmen (Level 1)

Dieses praktische Dilemma einer manuellen Suche nach dem optimalen Pfad führt zur Überlegung, den durch P-V-R-Dokumente definierten Raum möglicher Pfade durch standardisierte Such-Bewertungs-Algorithmen (manche nennen dies KI) absuchen zu lassen, um jene Teilräume zu entdecken, die im Sinne des V-Kriteriums als optimal gelten. Diese Möglichkeit soll hier Level-1-Evaluation genannt werden.

Kreativ-Algorithmen (Level 0)

Im Lichte einer modernen Kultur-Theorie kann man noch einen Schritt weitergehen, und sich fragen, ob nicht die grundlegenden Annahmen aller Beteiligten, die in den P- und V-Dokumenten ihren Niederschlag gefunden haben, nicht vielleicht schon im Ansatz sub-optimal sind. Für diesen Fall wäre es hilfreich, wenn alle Beteiligten in einen kreativen Diskurs verwickelt werden könnten, der zu alternativen P- und V-Dokumenten führen würde, die ganz andere Maßnahmen zur Folge haben könnten.

Analog liese sich solch ein kreativer Diskurs auch für die Formulierung der Maßnahmen vorstellen. Diese Art der Erweiterung bzw. Veränderung des Möglichkeitsraumes wäre aber strukturell von einer anderen Art als die oben angesprochene Level-1-Evaluation. Die Verfügbarkeit eines kreativen Diskursraumes soll hier Level-0-Erweiterung genannt werden.

Level 0 und Level 1

Level-0-Erweiterung wie auch Level-1-Evaluation sind voneinander unabhängig, können aber in Kombination das Lösungspotential von Projektmanagement Prozessen erheblich steigern.

Oksimo Paradigma und Projektmanagement

Es dürfte jetzt nicht überraschen, dass das hier geschilderte Format von Projektmanagement Prozessen genau dem entspricht, was mit dem oksimo Paradigma möglich sein soll (und in der Tat, schon jetzt bietet das oksimo Paradigma weitere Anwendungsmöglichkeiten, die in diesem Text nicht erwähnt wurden.).

DAS OKSIMO PARADIGMA und Kultur

UNIVERSELLE PROZESSPLANUNG
24.Mai 2021 – 25.Mai 2021
URL: oksimo.org
Email: info@oksimo.org

Autor: Gerd Doeben-Henisch (gerd@oksimo.org)

Letzte Änderungen (Korrekturen): 26.Mai 2021

KONTEXT

Dieser Text ist Teil des Themenfeldes BEGRIFFLICHER RAHMEN ZUM OKSIMO PARADIGMA innerhalb des oksimo.org Blogs.

IDEE

In der praktischen Anwendung des oksimo Paradigmas wird ein komplexer begrifflicher Rahmen vorausgesetzt. Ein Aspekt dieses begrifflichen Rahmens ist der Begriff der Kultur. Hier sollen einige grundlegenden Aspekte dieses Begriffs erläutert werden, soweit sie für ds Verständnis des oksimo Pradigmas relevant sind. Diese Überlegungen zum Begriff der Kultur ersetzen keine umfassende, systematische Abhandlung zu diesem Begriff.

Kultur?

Kurz zu sagen, was Kultur ist, ist schwierig, da jeder, der sich hierzu äußern möchte, zu diesem Zeitpunkt Teil einer Kultur ist. Was er immer ER=(er/sie/x) sagen möchte, ER wird dies tun geprägt von dieser Kultur, weil ER garnicht anders kann.

Die einzige Möglichkeit, solche kulturelle Vorprägungen in ihren — möglicherweise einseitigen und möglicherweise schädlichen — Wirkungen zu neutralisieren, besteht darin, diese Vorprägungen als persönliche Voraussetzungen methodisch soweit transparent zu machen, als es einem persönlich gelingt. Meistens braucht man dazu andere Personen, die eine andere kulturelle Prägung besitzen (deswegen ist Diversität von grundlegender Bedeutung), so dass im aktiven Miteinander möglicherweise Unterschiede sichtbar werden, anhand deren man indirekt auf die eigene Besonderheit aufmerksam werden kann. Man selbst ist ohne solche Differenzerfahrung meistens ‚blind‘, weil man an sich selbst so ‚gewöhnt‘ ist, dass einem die eigenen Besonderheiten einfach nicht mehr auffallen, auch wenn man will.

Wenn im Folgenden also von ‚Kultur‘ gesprochen wird, dann notgedrungen aus der Sicht des Autors dieses Textes. Sollte ein Leser das Gefühl haben, dass hier eine Sicht zutage tritt, die von der eigenen Position abweichend ist, dann wäre eine entsprechende Mitteilung an den Autor willkommen. Denn, wie festgestellt, nur in der Erfahrung einer Differenz kann individuelles Erkennen seinen eigenen Standpunkt indirekt, ansatzweise erkennen, um daraus — möglicherweise — Schlüsse zu ziehen, die die eigene Position verändern können.

Kultur heisst ‚Viele‘

Kultur wird hier angenommen als eine Sache, die aus dem ‚Miteinander‚ von Menschen resultiert und die sich in solch einem Miteinander ‚realisiert‘. Eine Ansammlung von Menschen, die weder kooperieren noch kommunizieren ist von daher kultufrei, kulturneutral. Menschen ohne Kultur sind aber eine reine Fiktion. Das schlichte Überleben war schon immer nur möglich in einem Minimum von Miteinander; wer sich diesem Miteinander ‚entzog‘ bzw. dazu ‚unfähig‘ war, war eine unmittelbare Bedrohung für den Rest. Sobald die Anzahl der Mitglieder menschlicher Gruppen zunahm und die Techniken des Überlebens leistungsfähiger wurden, veränderte sich die Wahrnehmung von dem, was Lebensnotwendig ist; veränderten sich die Einschätzungen; veränderten sich die Praktiken bis dahin, dass es in modernen technologischen Gesellschaften mit ‚unübersehbar vielen‘ Mitgliedern schwer bis unmöglich wird, einen ‚Sinn für das Lebensnotwendige‘ zu erhalten. Zu jedem Zeitpunkt gibt es mehr, als der einzelne zum Überleben im engeren Sinne benötigt, und auch die Zuordnung von vorhandenen Produkten und Dienstleistungen zu ihren Urhebern, zu ihren Möglichkeitsbedingungen verschwimmt in vielen Fällen bis zur Unkenntlichkeit. Übrig bleibt das Eingebettetsein in eine Vielheit, mit der der einzelne sprachlich und handlungsmäßig in Verbindung steht.

Kultur ist ’subjektiv verankert‘

Kultur ist von daher — ganz ähnlich der Alltagssprache — kein Gegenstand an sich, sondern eine Vielzahl von Ereignissen und Artefakten, die von Menschen ausgehen und auf Menschen zurückwirken können. Der objekthafte Aspekt von Ereignissen und Artefakten ist im Kontext von Kultur — ähnlich den Lauten oder Schriftzeichen einer Alltagssprache — ‚für sich gesehen‘ unedfiniert, aber im Bewusstsein, im Wissen, in der Erfahrung, in der Praxis von Menschen sind diese objekthaften Aspekte eingebettet in eine Vielzahl von internen Beziehungen — z.T. bewusst, meistens aber, aktuell oder strukturell — unbewusst, durch die sie ihre kulturelle Bedeutung bekommen. Etwas, was wie ein ’normaler Stein‘ aussieht kann im Kontext der Kultur einer Gruppe von Menschen nahezu alles bedeuten. So kann eine bestimmte Form der Verwendung des Steines möglicherweise mit dem Tod bestraft werden, weil dies in dieser Kultur so gesehen wird.

Kultur und Sprache

Auch wenn Kultur mehr ist als Sprache, gibt es keine Kultur ohne Sprache. Sprache ist das primäre Medium, indem sich ein ‚Miteinander‘ ‚aufbauen‘ kann, das zu einem gemeinsamen ‚Verständnis‚ und zu gemeinsamen ‚Handeln‚ führen kann. Da Sprache kein festes Objekt ist, das man vorzeigen kann, sondern aus einer Vielzahl von Sprachmanifestationen besteht, die von einzelnen Menschen ausgehen, die in unterschiedlichen Kontexten stattfinden, ist das ‚Erlernen‚ von Sprache ein kontinuierlicher Prozess der Aneignung, der grundlegend hypothetisch ist: Wenn jemand einen ‚Ausdruck‘ X benutzt, ist es immer eine Frage, ob damit die ‚Sache‚ Y gemeint ist, die in der aktuellen Wahrnehmung ‚verfügbar‚ ist oder ob es nur um ein gedanklich Mögliches geht, das aus Erinnerungen erwächst oder aus gedanklichen Operationen. Diese prinzipielle Unsicherheit resultiert aus dem inneren Charakter jeglicher Bedeutungszuordnung, die durch reale Kontexte zwar abgemildert, aber nie vollständig aufgehoben werden kann.

Manifeste Regeln

Das Verhalten (inklusive der sprachlichen Kommunikation) von Menschen ist grundsätzlich regelhaft. Zwar ist der Mensch grundlegend frei unterschiedliche Verhaltensweisen zu wählen, im Miteinander aber ist es wichtig, dass man sich auf Dauer und in wichtigen Abläufen so verhält, dass der andere eine Erwartung ausbilden kann, was man in bestimmten Situationen tun wird. Solche verläßlichen Verhaltensweisen ermöglichen letztlich jede Art von Planung. Die Übernahme von Regeln stellt per se keine Aufhebung von Freiheit dar, da man sich ja mit dem anderen verabreden kann, bestimmte Verhaltensweisen wieder zu ändern. Dass solche Veränderungen Konflikte hervorrufen können, stellt die grundsätzliche Freiheit nicht in Frage. Sie macht allerdings deutlich, dass vereinbarte Regeln nicht neutral sind, sondern Teil eines umfassenderen Kontextes, der mit einer Vielfalt von Interessen, Emotionen, Werten usw. verknüpft sein kann. Ein Recht auf Wassernutzung z.B. das von großen Konzernen gegen den Willen der Bewohner eines Gebietes einseitig beansprucht wird, ist eines von vielen Beispielen.

Regeln, Rollen, Verfahren …

Im Alltag verfolgen wir nicht eine Regel alleine, sondern ganz viele. Und diese Regeln sind nicht unstrukturiert, sondern auf vielfache Weise gruppiert. Nahezu jede Situation, in der Menschen etwas miteinander tun (sich treffen, einkaufen, Behörden, Lernen, Sport, …), ist mit Regeln verknüpft. Dazu kommt z.B. dass es typische Rollen gibt, die Personen einnehmen; das Befolgen von für diese Rollen typische Regeln (Schaffner, Polizist, Arzt, Notar, …) wird erwartet und ist meistens sogar durch entsprechende Texte fixiert. Weiterhin haben Menschen tendenziell mehr als eine Rolle: {Bürgerin, Frau, Mutter, soziale Netze, Verein, Unternehmerin, ….}, {Bürger, Mann, Freund, Schachclub Vorsitzender, Lehrer, Parteimitglied, …}. Diese Rollen koexistieren miteinander und ergeben ein gewisses kulturelles Erscheinungsbild eines Menschen. Zugleich prägen diese Rollen das Selbstverständnis eines Menschen, stecken Erfahrungsräume ab, usw. Man kann solche Rollen auch als Protokolle verstehen, die komplexe Verhaltensweisen definieren. Auf einer nächsten Stufe finden sich Institutionen, in denen viele Menschen nach einem Protokoll der Institution ihre Rollen definieren und sowohl einzeln wie auch als Mitglieder der Institution praktizieren.

Kultur als ‚Betriebssystem‘ einer Gesellschaft?

Macht man sich bewusst, dass Menschen als einzelne wie auch als spezifische Gruppe in einer Gesellschaft eine Vielzahl von Regeln, Rollen und übergeordneten Verfahren befolgen, dann kann man schon die Frage stellen, ob nicht die Gesamtheit dieser Regeln nicht nur das charakterisieren, was wir Kultur nennen, sondern dass dann auch die Kultur letztlich das Betriebssystem repräsentiert, durch das festgelegt wird, wie eine Gesellschaft funktioniert.

Kultur ermöglicht somit ein Erwartungsmanagement, das in geordnete Abläufe (Prozesse) münden kann, Kultur bietet aber auch in ihrer manifesten Realität einen Referenzpunkt, um neue Erfahrungen, neue Überlegungen im Vergleich zum Bekannten zu reflektieren, zu bewerten, abzuschätzen und eventuell dann kontrolliert auszuprobieren. Ohne einen klaren Referenzpunkt ist es schwer bis unmöglich, Neues zu identifizieren, um es gezielt auszuprobieren. Um Überleben zu können, braucht aber jede Gesellschaft eine Kultur (ein Betriebssystem), das an seinen Rändern kontrollierte Experimente ermöglicht! Ein solches Verhalten, aus kontrollierten Experimenten neue — hoffentlich brauchbare — Erkenntnisse zu gewinnen, nennt man auch Lernen.

OKSIMO EINFACHE BEISPIELE – Ein Würfel (mit Video)

OKSIMO – UNIVERSELLE PROZESS PLANUNG
Veröffentlicht: 22.Mai 2021 – 22.Mai 2021
Email: info@oksimo.org

Autor: Gerd Doeben-Henisch; Email: gerd@oksimo.org

KONTEXT

Dieses Fallbeispiel gehört zur Sektion Einfache Beispiele des Blogs oksimo.org.

Beispiel: Ein Würfel mit ‚1‘ oder ‚2‘

BILD: Grafische Darstellung des Würfels und seine vier Regeln

Das obige Bild gibt eine schematische Übersicht über die verschiedenen Zustände des Würfels. In der Ausgangslage ist er einfach da. Dann kann man entweder eine ‚1‘ oder eine ‚2‘ würfeln. Ist dieses geschehen, dann wird der Würfel wieder in die Ausgangslage versetzt.

Die Besonderheit in diesem Beispiel ist, dass die ‚Verzweigung‘ in die Optionen ‚1‘ oder ‚2‘ exklusiv erfolgen soll: entweder ‚1‘ oder ‚2‘, nicht beide gleichzeitig. Dies kann man leicht realisieren. Interessant ist aber auch, dass man in Oksimo auch den nicht-exklusiven Fall erzeugen kann. Dann können alle Kombinationen auftreten: {1, 2, 1-2, 2-1}.

In den beigefügten Simulationsprotokollen (jede Simulation ist anders!) kann man sich ein direktes Bild von den Verläufen machen.

VIDEO ZUM BEISPIEL

Achtung: Dieses Video spielt nur ab im Modus ‚Bild-im-Bild‘. Dies erlaubt eine stufenlose Vergrößerung

UNIVERSELLE PROZESSE PLANEN – Konkret, Abstrakt, Alltagstheorie

UNIVERSELLE PROZESSPLANUNG
15.Mai 2021-15.Mai 2021
URL: oksimo.org
Email: info@oksimo.org

Autor: Gerd Doeben-Henisch, gerd@oksimo.org

KONTEXT

Dieser Text ist Teil des Themas strukturelle Eigenschaften der oksimo Sprache in der Sektion UNIVERSELLE PROZESSE PLANEN – Wie geht das? im oksimo.org Blog.

UNIVERSELLE PROZESSE PLANEN – Abstrakt und Konkret

Oksimo benutzt primär die normale Sprache (Alltagssprache), um beliebige Prozesse zu beschreiben. Die normale Sprache ist die Basis für alle anderen, spezielleren Sprachen, z.B. auch für Fachsprachen, auch für formale Sprachen wie z.B. formale Logik. Während formale Logiksprachen sich vom Ansatz her von jeglicher Form von Bedeutung, von körper-basierter Welterfahrung abgekoppelt haben, sind normale Sprachen als Teil der Gehirnfunktionen grundsätzlich mit vielen Bereichen der körper-basierter Welterfahrung verbindbar.

Eine Kerneigenschaft der Verbindung zu körper-basierter Welterfahrung besteht darin, dass das Gehirn die Konkretheit der Signale aus der Umgebung des Gehirns durch seine Eigenprozesse grundsätzlich verallgemeinert, indem aus den vielen konkreten Signalen abstrakte Strukturen extrahiert werden, Muster, Pattern, Cluster, Kategorien, Stereotype, Prototypen, die den Ausgangspunkt für Alltagssprache bilden. Dies drückt sich z.B. darin aus, dass wir über konkrete Gegenstände unseres Alltags immer nur mit Hilfe solcher Kategorien reden können wie ‚Tasse‘, ‚Tisch‘, ‚Stuhl‘, ‚Blume‘ usw. „Kannst Du mir bitte die Butter reichen„. „Ich sitze gerne auf dem Stuhl„. Mit ‚Butter‘ können viele hundert verschiedene konkrete Dinge gemeint sein, mit ‚Stuhl‘ ebenso; Etwas ‚reichen‘ kann hunderte verschiedene Ausprägungen umfassen, ebenso ’sitzen‘, usw.

An der Wurzel der Sprache gibt es also schon mindestens zwei Ebenen von Wirklichkeit: die konkreten Eigenschaften der Dinge der realen Welt um unseren Körper herum einschließlich Teile unseres eigenen Körpers (und jene konkrete Körperzustände, die dem Gehirn auf vielfältige Weise übermittelt werden), und dann jene abstrakten Muster, die das Gehirn aus der ungeheuren Vielfalt der konkreten Signale auf automatische — für unser Bewusstsein direkt nicht zugängliche (un-bewusste) — Weise herausgerechnet werden und als solche im sogenannten Gedächtnis auf spezielle Weise (‚Erinnern‘, ‚inspiriert‘, ‚deutend‘, ..) zugänglich sind.

Da wir die ursprüngliche Konkretheit der erfahrbaren Wirklichkeit immer nur umschreibend beschreiben können, funktionieren jene Ausdrücke der Sprache, die sich auf diese primär erfahrbare Wirklichkeit beziehen, als beschreibende Ausdrücke, als primäre Sprache über konkret Objekte, obgleich schon diese Sprache nur abstrakte Elemente enthält. Mit Blick auf diese primäre Bedeutungsfunktion der Alltagssprache könnte man die Menge solcher Ausdrücke als Objektsprache bezeichnen. Ihre Grenzen sind — wie fast alle Bestimmungen zur Alltagssprache — fließend (‚fuzzy‘).

Wie jeder anhand seiner eigenen Alltagssprache leicht überprüfen kann, gibt es Ausdrücke der Alltagssprache, die sich nicht primär auf solche Objekte der Erfahrungswelt beziehen, sondern auf andere Ausdrücke: „Diesen Ausdruck… von Dir verstehe ich nicht“, „Dieser Satz ist viel zu lang“, „Das WortHindernis‚ in deiner Bemerkung verstehe ich nicht“, usw. Ausdrücke einer Sprache, die sich explizit auf Eigenschaften von anderen Ausdrücken beziehen, nennt man im Allgemeinen Meta-Ausdrücke oder — bezieht man sich auf alle solche meta-sprachlichen Ausdrücke — als Meta-Sprache. Unsere Alltagssprache verfügt über diese besondere Fähigkeit, nicht nur Ausdrücke zur Beschreibung von primären Objekten zu benutzen, sondern auch, um sich auf andere Ausdrücke beziehen zu können.

Solche formalen meta-sprachlichen Bezugnahmen sind aber nur eine Form von innersprachlichen Bezugnahmen, durch die sich Sprachebenen definieren lassen. Es gibt auch inhaltliche Bezugnahmen über die intendierten Bedeutungen: „Oh, da liegt ein Maikäfer auf seinem Rücken und strampelt“. „Der Maikäfer ist irgendwie ein fliegendes Insekt„. „Insekten können große Schäden anrichten„. „Es gibt aber auch Insekten, die wichtige lebenserhaltende Funktionen ausüben“. Das konkret beobachtbare Objekt ‚Maikäfer‘ wird als Beispiel einer größeren Klasse von Objekten genannt fliegende Insekten angesehen. Letztere sind aber auch nur eine Teilmenge der Insekten. Insekten können Schäden verursachen, andere habe auch eine lebenserhaltende Funktion. usw. Die grundlegende Abstraktionsfähigkeit findet sich also nicht nur im Übergang von der Wahrnehmung der konkreten Signale zu abstrakten Strukturen, sondern auch von gegebenen Bedeutungsstrukturen (‚Maikäfer‘) zu einer anderen Bedeutungsstruktur (‚fliegendes Insekt‘), durch die diese anderen Bedeutungsstrukturen auf einem höheren Abstraktionsniveau repräsentiert werden.

Es gibt also nicht nur formale Metaebenen, sondern auch inhaltliche Bedeutungshierarchien. Aufgrund dieser beiden Fähigkeiten ist unsere Alltagssprache ungeheuer mächtig: sie ist sowohl ihre eigene Meta-Sprache wie auch ihre eigene Bedeutungs-Hierarchie! Wie können diese beiden fundamentalen Eigenschaften der Alltagssprache in oksimo genutzt werden?

ERWEITERUNG EINES BEISPIELS

Betrachten wir ein Beispiel, um die Dimension ‚Konkret‘ und ‚Abstrakt‘ zu illustrieren. Zugleich wird hier eine zusätzliche Perspektive sichtbar: die Dimension von Alltagstheorien!

BILD: Verwendung von abstrakten und konkreten Ausdrücken; zugleich ein einfaches Beispiel von einer Alltagstheorie, die zum Einsatz kommt.

KONKRET, ABSTRAKT, ALLTAGSTHEORIE

In diesem Beispiel ist der Hauptakteur ein ‚Gerd‘ der ‚hungrig‘ ist, und der deswegen zum ‚Griechen um die Ecke‘ geht, dort etwas isst, und dadurch nicht mehr hungrig ist.

Konkret

Diese Beschreibung ist fokussiert auf beobachtbare Situationen die so sind, dass die Teilnehmer an dieser Situation entscheiden können, ob die Aussagen in dieser Situation zutreffen (’sie sind wahr‘) oder nicht (’sie sind nicht wahr‘). Insofern kann man sagen, dass es sich hier um eine Sprache über primäre Objekte handelt, um eine Beobachtungssprache.

Abstrakt

Man kann innerhalb der Alltagssprache jede primäre Beobachtungssprache aber leicht durch abstraktere Beschreibungsebenen ergänzen. Aufgrund des allgemeinen Weltwissens, über das jeder Akteur — wenngleich individuell unterschiedlich — verfügt, gibt es in der Regel zu jeder primären Objektkategorie viele zusätzliche Abstraktionen, von denen man Gebrauch machen kann. So weiß jeder, dass konkrete Akteure wie der ‚Gerd‘ zur allgemeinen Kategorie Mensch gezählt werden. Die Kategorie Mensch hat heutzutage viele Milliarden Mitglieder (‚Instanzen‘, ‚Elemente‘, …). Zu jeder abstrakten Kategorie gibt es meistens auch abstrakte Eigenschaften (statische wie dynamische). So gilt als gesetzt, dass Menschen — aufgrund ihres Energieverbrauchs — innerhalb gewisser Zeitintervalle hungrig werden.

Instanzen Erben

Wenn man also von einem Objekt, einem Akteur, sagt, er sei ein Mensch (= eine Instanz der Klasse Mensch), dann wird normalerweise angenommen, dass sich die abstrakten Eigenschaften der Klasse auch auf alle ihre Instanzen (Mitglieder,…) übertragen. Wenn also alle Menschen nach einer gewissen Zeit hungrig werden, dann kann man daraus folgern, dass ein Exemplar der Klasse Mensch wie der Akteur ‚Gerd‘ auch diese Eigenschaft hat, nach einer gewissen Zeit hungrig zu werden.

Erfahrungswissen speichern

Abstrakte Eigenschaften (Klassen, Kategorien, …) können also dazu genutzt werden, um Erfahrungswissen über viele konkrete Objekte zu speichern, die sich bzgl. einiger Kriterien hinreichend ähnlich sind).

An diesem Punkt enthüllt die Alltagssprache neben ihrer Fähigkeit des Abstrahieren Könnens von Einzelaspekten zu abstrakten Objekten die zusätzliche Fähigkeit, zu gebildeten abstrakten Objekten eine Vielzahl von abstrakten (statische wie dynamische) Eigenschaften anzusammeln, die dann für die Orientierung im Alltag genutzt werden können.

Man kann diese Listen von Eigenschaften verstehen als eine Sammlung von Hypothesen über die Dinge der Alltags-Welt. Diese Hypothesen können jederzeit im Alltag überprüft werden. Sobald man z.B. auf einen Akteur treffen würde, der wie ein Menschen daherkommt, dann würde man annehmen, dass er irgendwann hungrig werden wird. Würde dies nicht geschehen, dann würde man Zweifel bekommen, ob dieser Akteur wirklich ein Mensch ist. Man könnte zwar grundsätzlich nicht ausschließen, dass die Hypothese vielleicht nicht ganz allgemein gilt, weil es vielleicht doch — irgendwie — Menschen gibt, die nicht hungrig werden, aber dies erscheint zunächst höchst unwahrscheinlich und würde sicher genauere Überprüfungen verlangen.

Alltagstheorie

Diese Struktur von allgemeinen abstrakten Objekten verknüpft mit Hypothesen über mögliche Wirkungen und einer Interpretationsfunktion von abstrakten Objekten zu konkreten Instanzen bildet den Kern des modernen empirischen Theoriebegriffs.[1] Es kann schon ein wenig verwundern, warum es so lange gedauert hat — viele tausende von Jahren –, bis diese Struktur bewusst wahrgenommen und genutzt wurde (obgleich Aristoteles einige Ansätze in diese Richtung hatte). Noch mehr kann aber verwundern, dass die moderne Wissenschaftsphilosophie sich ohne größere Bedenken auf den Pfad der rein formalen Beschreibungsmittel begeben hat, die ganz bewusst jeglichen Bezug zur Alltagssprache und dem Alltagswissen abgebrochen hat. Für begrenzte Zwecke ist die formale Logik ein ideales Werkzeug. Für alle Bereiche des Weltwissens und der Alltagserfahrung ist sie weitgehend unbrauchbar. Die modernen Computer als ‚denkerische Abfallprodukte‘ der formalen Logik erben diese Einseitigkeit vollständig. Ihr grundsätzliche Unfähigkeit, Alltagswissen benutzerfreundlich zu erarbeiten macht sich u.a. in der großen Limitiertheit der heutigen sogenannten ‚Künstlichen Intelligenz‘ sichtbar. Das menschliche Gehirn selbst, das letztlich auch nur eine binäre Maschine ist, ist im Vergleich zu einem binären Computer aber grundsätzlich anders organisiert. Sogenannte ‚Künstliche Neuronale Netze‘ sind bislang nur eine stark vereinfachende Karrikatur des Originals genannt ‚Gehirn‘.

KOMMENTARE

[1] Im Abschnitt PHILOSOPHY OF SCIENCE des assoziierten uffmm.org Blogs ist die Frage, ob oksimo selbst eine Theorie sein könnte, am Beispiel des Theoriekonzepts von Popper diskutiert worden. Es gab dann die grundsätzliche Einschätzung, dass man mit der oksimo Sprache grundsätzlich Theorien — auch empirische — umsetzen könne, aber es war dort noch nicht so ganz klar, wie es genau gehen könne. Im obigen Beispiel wird der Ansatzpunkt nun sehr konkret. Es wird weiterer Beispiele bedürfen, um dies noch genauer zu verstehen.

UNIVERSELLE PROZESSE PLANEN – Aus Sicht des des einzelnen

UNIVERSELLE PROZESSPLANUNG
12.Mai 2021 – 7.Juni 2021
URL: oksimo.org
Email: info@oksimo.org

KONTEXT

Dieser Text ist Teil des oksimo.org Blogs. Die folgenden Beiträge behandeln in losere Folge allgemeine Aspekte des Themas UNIVERSELLE PROZESSE PLANEN – Aus Sicht des einzelnen.

IDEE

Worüber wir immer auch reden wollen oder reden, die Quellen jeder Rede sind die einzelnen Menschen, die sich zu Wort melden (oder auch, ganz oft, nicht, aus unterschiedlichen Gründen). Je nach Lebensweg, Begabung, Interessen, sozialen Einbettungen und vielem mehr unterscheiden sich die einzelnen Menschen grundsätzlich voneinander. Um zusammen mit anderen leben zu können — in Beziehungen, in der Wohnung, in der Arbeit, in der Schule … — braucht es allerdings ein Minimum an Gemeinsamkeiten. Welche sind dies? Wie kann ich als einzelner ‚mit anderen‘? Was ist eigentlich ‚das Ganze‘ von dem ich ein ‚Teil‘ bin? Gibt es das Ganze ‚wirklich‘ oder ist es nur meine eigene ‚Fantasie‘, die sich da aus vielen Fragmenten etwas ‚zusammen reimt‘, was ich selbst zwar so toll und ‚wahr‘ finde, was es aber so gar nicht gibt? In diesem Themenfeld soll der Frage nachgegangen werden, ob und wie das oksimo Paradigma bei dieser Fragestellung einen konstruktiven Beitrag leisten kann.

LISTE DER BEITRÄGE

UNIVERSELLE PROZESSE PLANEN – Aus Sicht der Kommunen

UNIVERSELLE PROZESSPLANUNG
12.Mai 2021 – 3.Juli
Email: info@oksimo.org

KONTEXT

Dieser Text ist Teil des oksimo.org Blogs. Die folgenden Beiträge behandeln in losere Folge allgemeine Aspekte des Themas UNIVERSELLE PROZESSE PLANEN – Aus Sicht der Kommunen.

IDEE

Wenn man von Politik redet, dann denken viele zuerst an die ‚große‘ Politik: große Staatslenker, politisch-wirtschaftliche Blöcke. Bundesländer werden auch noch wahrgenommen, aber doch eher sehr grob, und Landkreise und Kommunen … die gibt es, da wohnt man, die vergeben die Nummernschilder … die schreiben Bauland aus, … kümmern sich um Müll …Schulen, ach ja, Kindergärten, …Dort, wo wir alle wohnen, gemeldet sind, wo wir eine lokale kommunale Verfassung haben, dort, wo jeder sich direkt politisch aktivieren kann, dort wissen die meisten Menschen am wenigsten. Alle paar Jahre wird eine kleine Schar von ‚Repräsentanten‘ gewählt, die nur ca. 0.3%, oder gar nur 0,03 — oder noch viel weniger — der Bevölkerung ausmachen. Diese Repräsentanten müssen sich mit dem laufenden Betrieb einer Gemeinde und ihrer Zukunft auseinander setzen. Schon kleine Gemeinden umfassen ein Füllhorn von Prozessen, die es zu gestalten gibt, und zwar überwiegend komplexe Prozesse. Schaut man in den Alltag einer Gemeindeplanung hinein, dann wird man schnell sehen, dass es sehr, sehr viele Details, Kleinigkeiten, konkrete Ereignisse gibt, aber eher weniger bis selten werden Zusammenhänge sichtbar, werden Zusammenhänge ernsthaft thematisiert, werden Einzelfragen in solchen Zusammenhängen bewusst bedacht. Das normale Denken und die bisherigen Methoden sind dafür nicht wirklich ausgelegt. In diesem Themenbereich soll der Frage nachgegangen werden, ob und wie das oksimo Paradigma für die Herausforderungen von Kommunen, von kommunaler Planung und Politik einen Beitrag leisten kann.

LISTE DER BEITRÄGE

DAS OKSIMO PARADIGMA und Projektmanagement

UNIVERSELLE PROZESSPLANUNG
12.Mai 2021 – 13.Juli 2021
URL: oksimo.org
Email: info@oksimo.org

KONTEXT

Dieser Text ist Teil des oksimo.org Blogs. Die folgenden Beiträge behandeln in losere Folge allgemeine Aspekte des Themas DAS OKSIMO PARADIGMA und Projektmanagement.

IDEE

Die Notwendigkeit, verfügbare Ressourcen für ein bestimmtes Ziel möglichst optimal einzusetzen, ist so alt, wie es Menschen gibt. Mit der Ausgestaltung des gesellschaftlichen Lebens, mit der Verfügbarkeit von immer mehr Kulturtechniken und der Verdichtung des Lebens durch Unmengen an Normen, Regeln, Rollen, Institutionen und vielfältigen Wissensbeständen wird die Tätigkeit, ein Projekt zu planen erlebbar nicht einfacher. Die Spezialisierung von Projektplanung hat mittlerweile sogar zu einem global operierenden eigenen Wirtschaftszweig geführt, der Umsätze in Milliardenhöhe generiert. In diesem Themenfeld soll schrittweise erprobt werden, ob und wie das oksimo Paradigma hier einen Beitrag leisten kann.

LISTE DER BEITRÄGE

UNIVERSELLE PROZESSE PLANEN – Simulationen ‚mergen‘

UNIVERSELLE PROZESSPLANUNG
11.Mai 2021-11.Mai 2021
URL: oksimo.org
Email: info@oksimo.org

Autor: Gerd Doeben-Henisch, gerd@oksimo.org

KONTEXT

Dieser Text ist Teil des Themas UNIVERSELLE PROZESSE PLANEN – Wie geht das? im oksimo.org Blog.

UNIVERSELLE PROZESSE PLANEN – Simulationen ‚mergen‘

Simulationen wurden ja jetzt schon einige vorgestellt, immer im Kontext von oksimo Programmbeispielen. So gab es ein einfaches Beispiel eines Tagesablaufs mit dem Akteur ‚Gerd‘ und ein fast identisches Beispiel mit dem Akteur ‚Ada‘, allerdings auf Englisch.

Man kann an dieser Stelle die Frage stellen, was passiert, wenn man beide Simulationen zu einer einzigen vereint? Zur Erinnerung, die beiden Tagesabläufe sahen wie folgt aus (zugegebenermaßen sehr einfach):

BILD: Einfacher Tagesablauf mit Akteur ‚Gerd‘ auf Deutsch
BILD: Einfacher Tagesablauf mit Akteurin ‚Ada‘ auf Englisch

Man kann unschwer erkennen, dass diese beiden Beispiele strukturell und inhaltlich sehr ähnlich sind, nur die benutzten Sprache unterscheiden sich. Was würde passieren, wenn man beide Simulationen vereinigen (‚mergen‘) würde? Bevor wir den Fall diskutieren, schauen wir einfach an, was passiert, wenn man mit oksimo zwei Simulationen vereinigt (‚merged‘):

MERGING zeit1 und time1 …

Benutze Version: Oksimo v0.11.4133f

Enter a Number [1-13] for Menu Option

11

List of your saved simulations:

zeit1-SIM1


time1-SIM1

Enter the name of the wanted simulation:

zeit1-SIM1

Enter the name of another simulation or leave empty to save:

time1-SIM1

Enter the name of another simulation or leave empty to save:

Enter name for combined simulation:

zeit1-time1-1

Saved!

Jetzt rufen wir mit Option 10 diese geladene und ‚vereinigte (‚gemergte‘) Simulation zeit1-time1-1 auf:

10

Here you can load a previously saved simulation and rerun it. Add prefix dev for detailed developer-mode.

List of your saved simulations:

zeit1-time1-1

Enter the name of the wanted simulation:

zeit1-time1-1

Enter maximum number of simulation rounds

15

Protokoll einer gemergten Simulation mit 15 Runden.

BILD: Folge der Zustände nach Vereinigung der beiden Simulationen.

Dadurch, dass zwei verschiedene Sprachen benutzt wurden kann man noch einigermaßen erkennen, wie sich die Vereinigung von zwei verschiedenen Simulationen auswirkt. Welchen praktischen Nutzen dies hat, muss man sehen. Gut vorstellbar, dass unterschiedliche Analysen im gleichen Stadtteil oder in der gleichen Kommune sehr interessant werden könnten, speziell dann, wenn es mehr alternative Handlungssituationen geben würde mit unterschiedlichen Wahrscheinlichkeiten.

UNIVERSELLE PROZESSE PLANEN – Andere Sprache

UNIVERSELLE PROZESSPLANUNG
11.Mai 2021-11.Mai 2021
URL: oksimo.org
Email: info@oksimo.org

Autor: Gerd Doeben-Henisch, gerd@oksimo.org

KONTEXT

Dieser Text ist Teil des Themas UNIVERSELLE PROZESSE PLANEN – Wie geht das? im oksimo.org Blog.

UNIVERSELLE PROZESSE PLANEN – Andere Sprache

Oksimo ermöglicht grundsätzlich die Benutzung jeder normalen Sprache. Im Detail kann diese Aussage aktuell noch nicht für alle Sprachen eingelöst werden, weil man dann das Programm auch für spezielle Zeichensätze einrichten müsste. Dies ist ein rein praktisches Problem, da wir zur Zeit erst das Gesamtprogramm zu Ende programmieren, bevor wir die Zeichensätze vervollständigen.

Trotzdem hier ein einfaches Beispiel mit Englischer Sprache. Es ist strukturell eine Kopie von dem Programm zur Nutzung von Zeit in oksimo. In einem weiteren Post werden wir diese Englische Version mit der Deutschen Version zu einer Simulation zusammenführen (‚to merge‘).

BILD: Die ganze Geschichte als Kreislauf, Sprache: Englisch (EN)

Das PDF enthält:

  1. Titel
  2. Die Grafik
  3. Regeldokument
  4. Startzustand
  5. Protokoll der ersten Simulation (Option 8) mit Angabe aller Regeln; speichern mit ‚Shift+S‘
  6. Protokoll der zweiten Simulation (Option 10) nur mit Angabe der erreichten Zustände; Ausgabe als Text mit ‚Shift+T‘