OKSIMO EINFACHE BEISPIELE: Empfehlung Dokumentationsformat

OKSIMO – UNIVERSELLE PROZESS PLANUNG
Veröffentlicht: 7.Mai 2021 – 7.Mai 2021
Email: info@oksimo.org

Autor: Gerd Doeben-Henisch; Email: gerd@oksimo.org

KONTEXT

Dieses Fallbeispiel gehört zur Sektion Einfache Beispiele des Blogs oksimo.org.

EMPFEHLUNG FÜR EIN DOKUMENTATIONSFORMAT

In der Sektion ‚Einfache Beispiele‘ erstellen unterschiedliche Personen und Gruppen Beispiele zu ganz unterschiedlichen Themen. Diese Vielfalt ist gewollt, da auf diese Weise in möglichst kurzer Zeit möglichst viele Einsichten in das konkrete Anwendungspotential des neuen oksimo Paradigmas gewonnen werden können. Schon in den letzten 4 Wochen kamen es zu vielen neuen Verbesserungsvorschlägen für die Bedienung.

Aktuell haben sich bei der Erarbeitung eines Beispiels schon einige Aspekte herauskristallisiert, die für alle oksimo ‚Experimentatoren‘ empfohlen werden.

BILD: Vorschlag für die Struktur bei der manuellen Erstellung eines Beispiels. Achtung: zukünftig wird es weitere Software-Werkzeuge geben, die das Vorgehen um zusätzliche Möglichkeiten erweitern werden.

Extern starten – intern vollenden

Da der oksimo Editor in der aktuellen Version (zum Zeitpunkt dieses Schreibens Version v0.11.0d23) nur ein Kommandozeilen-orientiertes Basis-Interface zur Verfügung stellt, ist die Eingabe größerer Beispiele sowohl mühsam als auch wenig geeignet, die Überblick über alle Teile zu wahren. Bis komfortablere Methoden zur Verfügung stehen werden (nicht vor Herbst 2021, eher Frühjahr 2022) kann man sich aber mit normal verfügbaren open source Werkzeugen behelfen (natürlich kann man auch kommerzielle Tools benutzen …).

Die Hauptherausforderung beim Erarbeiten eines Beispiels wird darin gesehen, eine erste grobe Idee eines Prozesses zu haben, die man dann schrittweise samt möglichen Verzweigungen übersichtlich ausarbeiten. kann.

Es ist dann Geschmackssache, ob man diese Entwurfsarbeit erst vollständig abschließt, bevor man sie zum Testen in den oksimo Editor eingibt, oder ob man schon zwischendurch Teile eingibt, um zwischendurch testen zu können. Da man die Basismechanismen von oksimo schnell verstehen kann, wird man relativ schnell den Entwurf zunächst extern ausführen, um ihn dann nach Eingabe in oksimo intern zu testen.

Extern

Das vorausgehende Schaubild zeigt im oberen Teil des Bildes für die externe Entwicklung eine Text-Komponente und eine Grafische Komponente.

Extern – Text

Der folgende Text ist aus einem Beispiel entnommen, das sich HIER findet:

Beispiel: OKSIMO ZEIT V1
ZUSTAND S = {Gerd ist zu Hause., Gerd schläft., Es ist 7:00h.}
VISION V = {none}
REGELN X
  1. WENN {Gerd ist zu Hause., Gerd schläft., Es ist 7:00h.} DANN p=1.0, E-={Gerd ist zu Hause., Gerd schläft., Es ist 7:00h.}, E+={Der Wecker klingelt. Gerd steht auf und macht sich fertig.}
  2. WENN {Der Wecker klingelt. Gerd steht auf und macht sich fertig.} DANN p=1.0, E-={Der Wecker klingelt. Gerd steht auf und macht sich fertig.}, E+={Gerd fährt ins Büro.}
  3. WENN {Gerd fährt ins Büro.} DANN p=1.0, E-={Gerd fährt ins Büro.}, E+={Es ist Vormittag. Gerd ist im Büro. Gerd arbeitet.}
  4. WENN {Es ist Vormittag. Gerd ist im Büro. Gerd arbeitet.} DANN p=1.0, E-={Es ist Vormittag. Gerd ist im Büro. Gerd arbeitet.}, E+={Es ist Mittag. Gerd trifft sein Team beim Essen.}
  5. WENN {Es ist Mittag. Gerd trifft sein Team beim Essen.} DANN p=1.0, E-={Es ist Mittag. Gerd trifft sein Team beim Essen.}, E+={Es ist Nachmittag. Gerd ist im Labor. Gerd macht Experimente.}
  6. WENN {Es ist Nachmittag. Gerd ist im Labor. Gerd macht Experimente.} DANN p=1.0, E-={Es ist Nachmittag. Gerd ist im Labor. Gerd macht Experimente.}, E+={Es ist nach 18:00h. Gerd fährt nach Hause.}
  7. WENN {Es ist nach 18:00h. Gerd fährt nach Hause.} DANN p=1.0, E-={Es ist nach 18:00h. Gerd fährt nach Hause.}, E+={Gerd ist zu Hause. Es ist nach 23:00h. Gerd geht schlafen.}
  8. WENN {Gerd ist zu Hause. Es ist nach 23:00h. Gerd geht schlafen.} DANN p=1.0, E-={Es ist nach 23:00h. Gerd geht schlafen.}, E+={Gerd schläft. Es ist 7:00h.}
REGEL-DOKUMENT

‚zeit1‘

  • zeit1-wecker
  • zeit-ins-buero
  • zeit-im-buero
  • zeit1-team
  • zeit1-labor
  • zeit1-nach1800
  • zeit1-zuhause23
  • zeit1-nachts

In diesem Text wird der Startzustand S angegeben, die Vision (in diesem Fall leer, da es um hier um ein spezielles Beispiel ging), dann die Menge der Veränderungsregeln, kurz Regeln genannt, sowie ein Regeldokument, in dem alle Regeln aufgelistet werden, die ausschließlich für dieses Beispiel benutzt werden.

Extern – Grafik

Obwohl das obige Beispiel mit nur 6 Regeln noch vergleichsweise einfach ist, kann man schon ins Grübeln kommen, ob das Zusammenspiel dieser Regeln sinnvoll ist.

Es erscheint daher hilfreich, parallel zum Erstellen des Textes eine Grafik zu erstellen, in der man die Regeln zusammen mit dem Startzustand als Knoten in einem hybriden Grafen darstellt (siehe Schaubild):

BILD: Grafische Darstellung eines hybriden Grafen mit dem Startzustand als ein Knoten, von dem Übergänge (= Pfeile) zu anderen Knoten führen, die durch Regeln repräsentiert werden. Dieses Beispiel ist extrem einfach da alle Wahrscheinlichkeiten den Wert ‚1.0‘ besitzen und es keine Verzweigungen gibt, nur den Gesamtzyklus eines fiktiven Tages. Man kann aber an der Grafik direkt ablesen, welche Regel welche Veränderung bewirkt.

Wer ein wenig Übung in der Benutzung der oksimo Software besitzt, kann in der Regel alleine aufgrund dieser Grafik verstehen, was das Programm tut.

Intern

Liegt ein externer Text vor, dann kann man einfach mittels Copy-und-Paste einen Startzustand erstellen, eine Vision, und die benötigten Regeln. Eine Zusammenfassung aller Regeln in ein Regel-Dokument ist direkt und einfach.

Intern: Simulationsvariationen

Nachdem man intern alle ‚Zutaten‘ zu einer Simulation bereitgestellt hat, kann man eine Simulation neu starten oder eine gespeicherte Simulation wiederholt ablaufen lassen.

Bei einer neu erstellten Simulation liegt das Hauptaugenmerk darauf, zu prüfen, ob die sich Simulation tatsächlich so verhält, wie man aufgrund der Vorgaben erwartet. Daher werden in diesem Fall auch bei jeder Runde alle verfügbaren Regeln (ihr Name) angegeben und ob sie oder ob sie nicht zur Anwendung kamen. Im Falle von Regeln mit einer Wahrscheinlichkeit < 1.0 wird auch angegeben, welche Wahrscheinlichkeit erwürfelt wurde, woraus man ersehen kann, warum sie zur Anwendung kam oder nicht. Neue Simulationen kann man beliebig oft mit unterschiedlichen Rundenzahlen wiederholen, abspeichern oder als Text ausgeben lassen. Hier das Beispiel eines einfachen Protokolls:

Beispiel eines Simulationsprotokolls mit neuer Simulation:
Your vision:
none
Initial states: 
Gerd ist zu Hause.,Gerd schläft.,Es ist 7:00h.

Round 1

Rules:
zeit1-labor not applied (conditions not met)
zeit-ins-buero not applied (conditions not met)
zeit-im-buero not applied (conditions not met)
zeit1-team not applied (conditions not met)
zeit1-nachts not applied (conditions not met)
zeit1-nach1800 not applied (conditions not met)
zeit1-wecker applied  (Prob: 100 Rand: 60/100)
zeit1-zuhause23 not applied (conditions not met)
Current states: Gerd steht auf und macht sich fertig.,Der Wecker klingelt.

0.00 percent of your vision was achieved by reaching the following states:
None

Round 2

Rules:
zeit-ins-buero applied  (Prob: 100 Rand: 11/100)
zeit1-zuhause23 not applied (conditions not met)
zeit1-nachts not applied (conditions not met)
zeit1-nach1800 not applied (conditions not met)
zeit1-wecker not applied (conditions not met)
zeit1-team not applied (conditions not met)
zeit1-labor not applied (conditions not met)
zeit-im-buero not applied (conditions not met)
Current states: Gerd fährt ins Büro.

0.00 percent of your vision was achieved by reaching the following states:
None

Round 3

Rules:
zeit1-zuhause23 not applied (conditions not met)
zeit1-team not applied (conditions not met)
zeit1-nachts not applied (conditions not met)
zeit1-labor not applied (conditions not met)
zeit1-wecker not applied (conditions not met)
zeit-im-buero applied  (Prob: 100 Rand: 52/100)
zeit-ins-buero not applied (conditions not met)
zeit1-nach1800 not applied (conditions not met)
Current states: Gerd arbeitet.,Gerd ist im Büro.,Es ist Vormittag.

0.00 percent of your vision was achieved by reaching the following states:
None

Round 4

Rules:
zeit1-nach1800 not applied (conditions not met)
zeit-im-buero not applied (conditions not met)
zeit1-zuhause23 not applied (conditions not met)
zeit1-labor not applied (conditions not met)
zeit1-team applied  (Prob: 100 Rand: 41/100)
zeit-ins-buero not applied (conditions not met)
zeit1-nachts not applied (conditions not met)
zeit1-wecker not applied (conditions not met)
Current states: Gerd trifft sein Team beim Essen.,Es ist Mittag.

0.00 percent of your vision was achieved by reaching the following states:
None

Round 5

Rules:
zeit-ins-buero not applied (conditions not met)
zeit1-zuhause23 not applied (conditions not met)
zeit1-wecker not applied (conditions not met)
zeit1-labor applied  (Prob: 100 Rand: 68/100)
zeit-im-buero not applied (conditions not met)
zeit1-team not applied (conditions not met)
zeit1-nachts not applied (conditions not met)
zeit1-nach1800 not applied (conditions not met)
Current states: Es ist Nachmittag.,Gerd macht Experimente.,Gerd ist im Labor.

0.00 percent of your vision was achieved by reaching the following states:
None

Round 6

Rules:
zeit1-nachts not applied (conditions not met)
zeit1-wecker not applied (conditions not met)
zeit1-labor not applied (conditions not met)
zeit1-nach1800 applied  (Prob: 100 Rand: 27/100)
zeit1-zuhause23 not applied (conditions not met)
zeit-ins-buero not applied (conditions not met)
zeit-im-buero not applied (conditions not met)
zeit1-team not applied (conditions not met)
Current states: Es ist nach 18:00h.,Gerd fährt nach Hause.

0.00 percent of your vision was achieved by reaching the following states:
None

Round 7

Rules:
zeit1-zuhause23 applied  (Prob: 100 Rand: 23/100)
zeit1-team not applied (conditions not met)
zeit-ins-buero not applied (conditions not met)
zeit-im-buero not applied (conditions not met)
zeit1-nachts not applied (conditions not met)
zeit1-nach1800 not applied (conditions not met)
zeit1-labor not applied (conditions not met)
zeit1-wecker not applied (conditions not met)
Current states: Gerd geht schlafen.,Es ist nach 23:00h.,Gerd ist zu Hause.

0.00 percent of your vision was achieved by reaching the following states:
None

Round 8

Rules:
zeit1-nach1800 not applied (conditions not met)
zeit-ins-buero not applied (conditions not met)
zeit1-nachts applied  (Prob: 100 Rand: 27/100)
zeit-im-buero not applied (conditions not met)
zeit1-team not applied (conditions not met)
zeit1-labor not applied (conditions not met)
zeit1-zuhause23 not applied (conditions not met)
zeit1-wecker not applied (conditions not met)
Current states: Gerd ist zu Hause.,Gerd schläft.,Es ist 7:00h.

0.00 percent of your vision was achieved by reaching the following states:
None

Round 9

Rules:
zeit1-labor not applied (conditions not met)
zeit1-wecker applied  (Prob: 100 Rand: 37/100)
zeit1-nach1800 not applied (conditions not met)
zeit-im-buero not applied (conditions not met)
zeit1-zuhause23 not applied (conditions not met)
zeit1-nachts not applied (conditions not met)
zeit-ins-buero not applied (conditions not met)
zeit1-team not applied (conditions not met)
Current states: Gerd steht auf und macht sich fertig.,Der Wecker klingelt.

0.00 percent of your vision was achieved by reaching the following states:
None

Round 10

Rules:
zeit1-team not applied (conditions not met)
zeit1-nachts not applied (conditions not met)
zeit-im-buero not applied (conditions not met)
zeit1-wecker not applied (conditions not met)
zeit1-nach1800 not applied (conditions not met)
zeit1-labor not applied (conditions not met)
zeit-ins-buero applied  (Prob: 100 Rand: 59/100)
zeit1-zuhause23 not applied (conditions not met)
Current states: Gerd fährt ins Büro.

0.00 percent of your vision was achieved by reaching the following states:
None
Vorführung einer abgespeicherten Simulation

Hat man sich davon überzeugt, dass die Simulation den Erwartungen entspricht, dann kann man die gespeicherte Simulation künftig zu Demonstrationszwecken neu laden und dann ohne die ganzen Regeln ausgebene, nur die jeweiligen Zustände:

Your vision:
none
Initial states: 
Gerd ist zu Hause.,Gerd schläft.,Es ist 7:00h.

Round 1

Current states: Gerd steht auf und macht sich fertig.,Der Wecker klingelt.

0.00 percent of your vision was achieved by reaching the following states:
None

Round 2

Current states: Gerd fährt ins Büro.

0.00 percent of your vision was achieved by reaching the following states:
None

Round 3

Current states: Gerd arbeitet.,Gerd ist im Büro.,Es ist Vormittag.

0.00 percent of your vision was achieved by reaching the following states:
None

Round 4

Current states: Gerd trifft sein Team beim Essen.,Es ist Mittag.

0.00 percent of your vision was achieved by reaching the following states:
None

Round 5

Current states: Es ist Nachmittag.,Gerd macht Experimente.,Gerd ist im Labor.

0.00 percent of your vision was achieved by reaching the following states:
None

Round 6

Current states: Es ist nach 18:00h.,Gerd fährt nach Hause.

0.00 percent of your vision was achieved by reaching the following states:
None

Round 7

Current states: Gerd geht schlafen.,Es ist nach 23:00h.,Gerd ist zu Hause.

0.00 percent of your vision was achieved by reaching the following states:
None

Round 8

Current states: Gerd ist zu Hause.,Gerd schläft.,Es ist 7:00h.

0.00 percent of your vision was achieved by reaching the following states:
None

Round 9

Current states: Gerd steht auf und macht sich fertig.,Der Wecker klingelt.

0.00 percent of your vision was achieved by reaching the following states:
None

Round 10

Current states: Gerd fährt ins Büro.

0.00 percent of your vision was achieved by reaching the following states:
None

…

Anmerkung zu Visionen

In der aktuellen Version v0.11.0d23 von oksimo gibt es bzgl. der Vision nur die Möglichkeit, entweder gar keine Vision (also kein explizites Ziel) anzugeben (falls man nur bestimmte Abläufe ausprobieren will), oder eine dauerhafte Vision, die allerdings viele Teile umfassen kann.

Damit kann man schon interessante Fälle darstellen und ‚messen‘, aber — wie sich mittlerweile gezeigt hat — ist dieses Ausdrucksmöglichkeit verglichen mit dem Alltag zu wenig.

Im Alltag kommen mindestens noch die folgenden Fälle vor:

  1. Es gibt mehr als eine Vision, die sogar zueinander in Konkurrenz treten können.
  2. Visionen können unterschiedliche Verfallszeiten haben; die einen gelten nur Minuten oder Stunden; andere gelten Tage, Wochen, Monate, oder andere gar viele Jahre.
  3. Visionen sind dynamisch: sie können kommen und gehen. Dies liegt an der dynamischen Natur der personalen Innenzustände. Diese innenzustände können von körperlichen oder psychischen Eigenschaften abhängen, oder sie sind kognitiver Natur: man macht die Verfolgung eines Zieles von kognitiven Erwartungen und Einschätzungen abhängig. Hier spielen u.a. auch Lernprozesse mit hinein.

In künftigen Versionen wird diesen Anforderungen Rechnung getragen werden.

UNIVERSELLE PROZESSE PLANEN – Zeit

UNIVERSELLE PROZESSPLANUNG
5.Mai 2021-5.Mai 2021
URL: oksimo.org
Email: info@oksimo.org

Autor: Gerd Doeben-Henisch, gerd@oksimo.org

KONTEXT

Dieser Text ist Teil des Themas UNIVERSELLE PROZESSE PLANEN – Wie geht das? im oksimo.org Blog.

UNIVERSELLE PROZESSE PLANEN – Zeit

Wenn wir von ‚Prozessen‘ sprechen, dann dann schwingt in diesem Begriff unausweichlich das Moment ‚Zeit‘ mit: Worte wie ‚Anfang‘ und ‚Ende‘, ‚vorher‘ und ’nachher‘, ‚früher‘ oder “später‘, ‚Dauer‘ leuchten auf und verweisen auf unsere Alltagserfahrung, in der das Moment ‚Zeit‘ ein ständiger Begleiter ist.

Von Heute Rückwärts

Im Jahr 2021 denkt natürlich jeder bei dem Begriff ‚Zeit‘ sogleich an ‚Uhren‘, jene Maschinen, die in gleichmäßigen Abständen Signale senden, und diese Signale sind unterschiedlich ‚formatiert‘: Es gibt ‚Sekunden‘, ‚Minuten‘, ‚Stunden‘, ‚Tage‘; es gibt ‚Datumsformate‘, ‚Kalenderformate‘ und vieles mehr.

Weniger bewusst ist den meisten dabei, dass hinter den einzelnen Uhren heutzutage eine komplexe, weltumspannende Technologie der Zeitmessung und der Zeitkoordination steht. In immer komplexeren Verfahren wird die kleinste Grundeinheit der technisch messbaren und erzeugbaren Zeit ermittelt und ebenso gibt es immer aufwendigere Verfahren, wie die Milliarden von einzelnen Uhren weltweit durch eine technisch sehr aufwendige ‚Koordinierung‘ in einen annähernd homogenen Zeitraum abgebildet werden.

Eine Zeit ohne Uhren können sich die meisten daher kaum noch vorstellen. Und doch kann man von modernen Uhren erst ab ca. der Mitte des 14.Jahrhunderts mit den aufkommenden Räderuhren mit Hemmung sprechen.

In früheren Zeiten konnte man sich an der Bewegung von Gestirnen (Sonne, Mond) oder ganzen Sternbildern orientieren, mit Hilfe des Sonnenstands Sonnen- oder Schatten-Uhren anlegen oder auch z.B. Wasseruhren.

Was in all diesen Beispielen gemeinsam ist, das ist das Phänomen der Veränderung, das sich der Wahrnehmung und dem Verstehen des Menschen darbietet. Veränderung ist das Grundmoment jeden Zeitbegriffs.

Ur-Phänomen Veränderung

Das Phänomen der Veränderung verweist aber auf ein ‚Messgerät der besonderen Art‘: es sind nämliche biologische Systeme der Lebensform mit Namen ‚homo sapiens‘, die über die Fähigkeit verfügen, Veränderungen wahrnehmen zu können! Eine ‚Veränderung‘ ist ja kein messbares Grundphänomen wie ‚Gewicht‘, ‚Ausdehnung‘, ‚Temperatur‘ usw., sondern das Konzept ‚Veränderung‘ repräsentiert eine Beziehung zwischen zwei Ereignissen, die zeitlich hintereinander vorkommen. Der subjektive Begriff der Veränderung setzt einen objektiven Prozess voraus, in dem unterscheidbare Zustände sich abwechseln. Dieser vorausgesetzte objektive Begriff von unterscheidbaren Zuständen, die ’nacheinander‘ auftreten, konstituiert einen objektiven Zeitbegriff, dem ein subjektiver Zeitbegriff korrespondiert, der an die neuronalen Prozesse des Gehirns in einem homo sapiens geknüpft sind.

Was immer objektiv an möglichen Abfolgen von Zuständen stattfindet, ein biologisches System wie der homo sapiens kann diese Abfolgen nur wahrnehmen und dann möglicherweise weiter verarbeiten, wenn sein Körper, hier speziell sein Gehirn, in der Lage ist, empirische Eigenschaften der jeweiligen Umgebung (hier: Situation) durch neuronale Prozesse (i) zu erfassen und (ii) so zu bearbeiten, dass solche abstrakte Repräsentationen von Eigenschaften und deren statischen (=strukturellen) wie auch dynamischen Beziehungen neuronal (= intern) repräsentiert werden können. Diese neuronalen Repräsentationen müssen zudem (iii) hinreichend funktional mit den externen objektiven Eigenschaften und Beziehungen korrelieren, da ansonsten ein (iv) Verhalten des Organismus in der objektiven Welt die Erhaltung des Organismus gefährden würde.So gesehen muss man also als eine wichtige Funktion eines biologischen Systems die zeitkonforme Übersetzung von Situationseigenschaften in interne (neuronale) Repräsentationen annehmen, so dass ein der Situation angepasstes nachhaltiges Verhalten möglich ist.

Gehirn als Zeit-Sichtbarmachungs-Maschine

Wie wir heute wissen (siehe z.B. [2a,b], [3]), löst das Gehirn diese Aufgabe dadurch, dass es die verschiedenen Wahrnehmungskanäle (Sehen, Hören, …) in einem zeitlichen Rahmen von ca. 50 – 800 Millisekunden ‚zwischenspeichert‚ (‚puffert‚), so dass die jeweiligen Erregungszustände ‚ausgewertet‘ werden können, bevor sie über Interaktion mit verschiedenen Bereichen im sogenannten ‚Gedächtnis‘ entweder kurzfristig ‚bewusst‘ oder als ‚Gedächtnisinhalte‘ abgespeichert werden. Durch diesen ‚Trick‘ des ‚Zwischenspeicherns‘ zerlegt das Gehirn den ‚Strom der Ereignisse‘ in ‚Zeitscheiben‚, die auch als solche — auf stark modifizierte Weise — abgespeichert werden können. Dies bedeutet, das Gehirn löst die wahrnehmbare Abfolge auf in unterscheidbare Einheiten, die dann sowohl untereinander wie auch jeweils mit der aktuellen Zeitscheibe verglichen werden können. Hier wird die psychologisch bekannte Wahrnehmung von ‚vorher’/’nachher‘ und ‚gleichzeitig‘ grundgelegt.

An der Wurzel des Zeitbegriffs, über den wir Menschen ‚als Menschen‘ verfügen, weil unser Gehirn so ausgelegt ist, ist daher die Fähigkeit, die Abfolge der Ereignisse ‚um uns herum‘ als gleichzeitig oder als vorher/nachher klassifizieren zu können.

ZEITLICHE STRUKTUREN MIT OKSIMO

Bild: Einfacher Tagesablauf (Vision/ Ziel wurde hier ausgelassen).

Oben ein Schaubild zum Gesamtablauf und darunter ein PDF-Dokument zum Anschauen oder Download mit allen Zuständen, Visionen und Regeln als Text. Dazu auch das Regeldokument, in dem alle benutzten Regeln zusammengefasst worden sind, die für die Simulation benutzt wurden. Dazu Protokollausdruck der Simulation sowohl im Präsentations-Modus wie auch im Entwickler-Modus.

Kommentar zum Programm

In der zuvor skizzierten Theorie wird darauf abgehoben, dass sich Zeit an Veränderungen festmacht und diese wiederum resultieren aus einer Abfolge von unterscheidbaren Zuständen, die vom Gehirn mit Hilfe des Körpers wahrgenommen und verarbeitet werden können.

In dem kleinen Programm werden stichwortartig einzelne Situationen angedeutet, die durch Regeln verbunden sind, die Eigenschaften einer Situation entfernen und neue Eigenschaften hinzufügen. Dadurch entsteht eine ‚Kette‘ (Sequenz, Folge, …) von einfachen Situationen. Diese einfache Folge lässt sich beliebig differenzieren. Schon dieses einfache Beispiel wiederholt sich beliebig oft, sofern man keine Änderungen im Ablauf einbaut, was im normalen Leben leicht passieren kann.

QUELLEN

[1] Wikipedia [DE]: Uhren, https://de.wikipedia.org/wiki/Uhr

[2a] Bernard J. Bars and Gage Nicole M., 2010, COGNITION, BRAIN, AND CONSCIOUSNESS. Introduction to Cognitive Neuroscience. Elsevier- Academic Press, Amsterdam – Boston – Heilberg et al., 2nd edition

[2b] Nicole M. Gage and Bernard J. Baars, 2018, Fundamentals of Cognitive Neuroscience: A Beginner’s Guid. Academic Press – Elsevier, London- Oxford – San Diego – Cambridge (MA), 2nd edition

[3] Stuart K. Card, Thomas P. Moran, and Allen Newell, 1983, The Psychology of Human-Computer Interaction. Lawrence Erlbaum Associates, Inc.,Mahwah (NJ), 1st edition

UNIVERSELLE PROZESSE PLANEN – Der Simulator Kern

UNIVERSELLE PROZESSPLANUNG
3.Mai 2021-3.Mai 2021
URL: oksimo.org
Email: info@oksimo.org

Autor: Gerd Doeben-Henisch, gerd@oksimo.org

KONTEXT

Dieser Text ist Teil des Themas UNIVERSELLE PROZESSE PLANEN – Wie geht das? im oksimo.org Blog.

UNIVERSELLE PROZESSE PLANEN – Der Simulator Kern

Bild: Schematische Darstellung der Arbeitsweise des Simulator Kerns.

Für die konkrete Erstellung von oksimo Geschichten ist es vielfach wichtig, eine klare Vorstellung zu haben, wie der Simulator ‚im Kern‘ funktioniert, da der Simulator letztlich festlegt, auf welche Weise aus einer gegebenen Situation S mit gegebenen Veränderungsregeln X = {R1, …, Rn} ein neuer Nachfolgezustand S‘ entsteht: S |–Σ,X S‘

Für jeden Simulator-Zyklus (auch ‚Runde‘, ‚round‘ genannt), werden die verfügbaren Veränderungsregeln X (oder einfach nur ‚Regeln‘) in eine Zufallsreihenfolge Xrand gebracht. Diese Zufallsreihenfolge wird sequentiell abgearbeitet. Regeln, die in der realen Welt gleichzeitig/ parallel angewendet werden können, werden hier also in eine zufällige Abarbeitungsreihenfolge gebracht und dann nacheinander abgearbeitet.

Wenn S die Ausgangssituation ist, dann erzeugt der Simulator mit S |–Σ,Ri*S‘ eine Nachfolgesituation S‘, und wenn es noch weitere Regeln Rj* gibt, die angewendet werden können, dann wird S‘ zum neuen Ausgangspunkt für S“:

S1 |–Σ,Rj*S2, usw.

Anders geschrieben, der Ausdruck

ΣXrand(S)=S‘

ist nur eine Kurzschreibweise für einen Prozess, in dem der Simulator endliche viele Regeln Ri* aus Xrand auf S und die sich daraus ergebenden Nachfolgesituationen anwendet.

Anwendungsbeispiel

Bild: Verzweigung

Hier ein kleines Beispiel, durch das verdeutlicht werden kann, was diese spezielle Arbeitsweise des Simulators bedeutet.

In diesem Beispiel gibt es eine Person ‚Gerd‘ die mittags hungrig ist (soll nicht ungewöhnlich sein :-)) und die zwischen zwei Möglichkeiten entscheiden kann: ‚Zum Griechen um die Ecke‘ oder ‚Zur Pizzeria über die Straße‘. Da der Grieche näher ist (und der Mensch tendenziell ‚bequem‘) ist die Wahrscheinlichkeit, zum Griechen um die Ecke zu gehen, eher 0.6 (60%), und die zur Pizzeria über die Straße etwa 0.4 (40%).

Im Simulator würden beide Regeln als ‚erfüllbar‘ klassifiziert und würden daher — mit unterschiedlicher Wahrscheinlichkeit — zur Anwendung gebracht. Die Reihenfolge ist mal so mal so: mal würde zuerst die Regel ‚Zum Griechen um die Ecke‘ angewendet, beim anderen Mal ‚Zur Pizzeria über die Straße‘. Wie auch immer, beide kämen zur Ausführung, falls die Wahrscheinlichkeit dies zulässt. Und bei p=0.6 bzw p=0.4, p’=0.6 x 0.4 = 0.24, kann es passieren.

Eine gleichzeitige Ausführung wäre im alltäglichen Leben aber ein bisschen ’schräg‘: eine Person X geht sowohl zum Griechen wie zur Pizzeria. Wer eine solche Simulation ‚lustig‘ findet, kann solch einen Ablauf sogar zulassen. Will man sich am gewohnten Alltag orientieren, dann müsste man verhindern, dass beide gleichzeitig zur Ausführung kommen können. Dies kann man dadurch erreichen,dass alle von der Parallelität betroffenen Regeln sich gegenseitig neutralisieren. Dies kann man dadurch erreichen, dass jede Regel die Eplus-Wirkungen der anderen Regeln explizit mit Eminus wieder löscht. Wenn also n-viele Regeln betroffenen wären und die Regel Ri* wäre die letzte, dann würde diese die Ri*-Eplus-Wirkungen aller anderen Regeln löschen, nur ihre eigenen Ri*-Eplus-Wirkungen würden erhalten bleiben. Diese Ri*-Eplus-Wirkungen wären dann der Anknüpfungspunkt für eine exklusive Fortsetzung.