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WELTMODELL – LANDKREIS -MKK – Drehbuch 1

UNIVERSELLE PROZESSPLANUNG
20.Januar 2022 – 27.Januar 2022
URL: oksimo.org
Email: info@oksimo.org

Autor: Gerd Doeben-Henisch (gerd@oksimo.org)

WISSENSBAUM

Dieser Text gehört zum Abschnitt WELTMODELL – Ein Landkreis als Beispiel im Abschnitt  Oksimo Weltmodell, welches wiederum Teil des Blogs oksimo.org ist.

INTENTION

In diesem Text geht es darum, das Schema eines Drehbuch am Beispiel des Landkreises MKK umzusetzen. Es geht darum, einen ersten minimalen Rahmen zu definieren.

AUTOREN

Gerd Doeben-Henisch (gerd@oksimo.org)

(Zum Start)

ÜBERSICHT

Als minimale Startkonfiguration soll der MKK als dynamischer Prozess dargestellt werden. Zur Formulierung eines ersten Zieles mit vielen Teilzielen werden die nachhaltigen Entwicklungsziele der UN 2015 berücksichtigt.

AUSGANGSLAGE

Es gibt den Main-Kinzig Kreis.

Wir schreiben das Jahr 2022.

Im Jahr 2018 betrug die Einwohnerzahl 418.950 Einwohner.

ZIEL (VISION)[6]

Die Vision zielt auf das Jahr 2040.

Die Einwohnerzahl ist in 2040 größer als in 2018. [8]

Die Menschen im MKK sollten nicht arm sein.

Für alle Menschen im MKK gibt es eine umfassende medizinische Versorgung.

Alle Altersgruppen im MKK bekommen die Bildung, die für ihr Leben und die die Abläufe im MKK hilfreich sind.

Alle Geschlechter haben im MKK die gleichen Chancen.

Alle Institutionen im MKK sind barrierefrei.

Alle Institutionen im MKK erfüllen ihre Aufgaben zur Zufriedenheit der Bürger.

Alle Menschen haben direkten Zugang zur Justiz.

Liberale demokratische Formen der Machtausübung werden überall gewährleistet.

Das Wirtschaftsleben im MKK ist so lebendig, dass genügend Arbeit und Wohlstand gewährleistet ist.

Die Rahmenbedingungen für Innovationen in allen Bereichen sind gut.

Die zivilen Institutionen, kommunalen Einrichtungen und die Firmen haben genügend globale Partnerschaften, um das regionale Wohlergehen unterstützen zu können.

Faktoren, die mit dem Klimawandel zusammen hängen, werden wahrgenommen und konstruktiv gestaltet.

Die Ozeane werden hinreichend erforscht und zum Wohle aller gestaltet.

Alle Ökosysteme (Land, Wälder, Wüsten, …) werden umfassend erforscht und konstruktiv gestaltet.

Die Artenvielfalt wird umfassend geachtet und unterstützt.

Die Planung und der Erhalt der Städte und aller Siedlungen wird umfassen d bedacht und entsprechend gestaltet.

Eine umweltfreundliche aber effiziente Mobilität wird ermöglicht.

Hinreichend viel erneuerbare Energie wird für alle bereitgestellt.

Hinreichend Versorgung mit Trinkwasser und Brauchwasser sowie sanitäre Anlagen für alle wird bereit gestellt.

Alle notwendigen Infrastrukturen innerhalb der Städte wie auch zwischen den Städten wird für alle bereit gestellt.

DREHBUCH

Siehe dazu: [7],[8]-[10]

… zu tun …

ANMERKUNGEN

wkp := Wikipedia

[1] Der MKK in wkp-de: https://de.wikipedia.org/wiki/Main-Kinzig-Kreis

[2] Hessisches Statistisches Landesamt: https://web.archive.org/web/20160324155645/http://www.statistik-hessen.de/themenauswahl/bevoelkerung-gebiet/regionaldaten/bevoelkerung-nach-kreisen-und-veraenderungen/index.html

//* Die Bevölkerungszahlen des Hessischen Statistischen Landesamtes reichen nur bis zum Jahr 2015! Siehe [2] *//

[3] Für dieses erste Beispiel werden nur die Daten benutzt, die sich auf der Wikipedia-Seite zum MKK finden [1] und auf Seiten des hessischen Statistikamtes [2]. Später werden viele weitere Datenquellen einbezogen werden.

[4]

Einwohnerzahlen für Main-Kinzig-Kreis (MKK) aus Landesstatistik [2] und wikipedia-Seite des MKK [1]

[5]

Dazu die Zahlen in einer Tabelle mit der Angabe der Differenzen zwischen den Zahlwerten.

1975198019902000201020152018
Main-Kinzig-Kreis,368.100360.900375.000405.942407.409409.043418950
Differenz-72001410030942146716349907
%-Differenz-2,03,98,30,40,42,4
%-Differenz gemittelt-0,40,40,80,00,10,8
Zahlen zum MKK für ausgewählte Jahre

[6] Im Rahmen der Vision sollen die nachhaltigen Entwicklungsziele der UN eine Rolle spielen, siehe https://www.oksimo.org/2022/01/22/kmmi-philosophie-informatik-oksimo-und-nachhaltigkeit-anwendungsbeispiele/.

Leitbegriffe aus dem Katalog der ’nachhaltigen Entwicklungsziele von der UN Konferenz 2015. Die mit ‚**‘ markierten Begriffe kommen nicht explizit in den nachhaltigen Entwicklungszielen vor. Auch fehlt der Aspekt der Demographie (Bevölkerung)

Nimmt man die nachhaltigen Entwicklungsziele als eine Gesamtheit, dann kann man mindestens das Folgende feststellen. Die Leitbegriffe:

  1. sind sehr vage formuliert. Es ist kaum direkt zu sagen, was sie konkret bedeuten sollen.
  2. lassen keine Systematik erkennen; sie wirken eher zufällig.
  3. sind in ihren wechselseitigen Beziehungen offen.

Jeder Versuch, mit diesen unsystematischen, offenen Begriffen zu arbeiten, steht vor der schweren Aufgabe, sich selbst eine Systematik und Deutung zu erarbeiten, die so ist, dass andere diesem Ansatz zustimmen würden.

[7] Im Drehbuch soll beschrieben werden, wie ein Weg vom Ausgangspunkt zum Ziel aussehen könnte. Dabei ist viel Fachwissen wie aber auch Kreativität gefragt. Für manche Aufgabe kann man sicher Erfahrungen aus der Vergangenheit benutzen. Für andere Fragen — vielleicht die meisten ? — wird dies nicht ausreichen. Man wird neue Lösungen (Innovationen!) benötigen. Dies bedeutet dann konkret, dass alle Beteiligten sich Gedanken machen müssen, z.B.:

  1. Wie kann bzw. sollte man die verschiedenen Teilziele konkretisieren?
  2. Wie kann bzw. sollte man die Teilziele priorisieren?
  3. Welche Wechselwirkungen muss man berücksichtigen?
  4. Inwieweit haben die Maßnahmen für die verschiedenen Teilziele eine greifbare zeitliche Dauer?
  5. Inwieweit sind für die einzelnen Maßnahmen bestimmte Ressourcen einzuplanen? Wo kommen diese her? Wieweit sind sie verfügbar? Was kosten diese? …
  6. Inwieweit spielt Geld eine Rolle für die Umsetzung?
  7. Welches Fachwissen wird bei Menschen für die Umsetzung vorausgesetzt?
  8. usw.

[8] TEILZIEL BEVÖLKERUNG: MKK gesamt. Vorüberlegungen zum Drehbuch

  1. Es soll das Teilziel ‚Bevölkerung des MKK bis 2040‘ beschrieben werden.
  2. Die einzelnen Kommunen werden im Anschluss differenziert.
  3. Die Gesamtbevölkerung wird wird zunächst nur als ‚globale Zahl‘ behandelt.
  4. Es werden verschiedene ‚globale Zuwachsraten‘ untersucht.
  5. Zu Beginn ist nicht klar, was denn eine ‚ideale Zielgröße für die Bevölkerung in 2040‘ sein kann. Anhand welcher Kriterien sollte man diese Zahl bewerten? Es wird daher an dieser Stelle zwar das Schema für eine Berechnung zur Verfügung gestellt, eine weitergehende Bewertung, was eine ‚ideale Bevölkerungszahl‘ wäre, wird zunächst offen gelassen.

[9] TEILZIEL BEVÖLKERUNG: MKK gesamt als ‚Summe der Teile (= Kommunen)‘

  1. Analog zum Vorgehen bei [8] werden die Bevölkerungszahlen für die einzelnen Kommunen ermittelt und dann die Gesamtzahl des MKK daraus zusammengesetzt.
  2. Es wird verglichen, ob und wie das ‚Komponentenmodell‘ sich vom ‚Einheitsmodell‘ eines Landkreises unterscheidet.
  3. Es wird diskutiert, inwieweit es realistisch ist, dass es zwischen den einzelnen Kommunen tatsächlich zu bemerkbaren Unterschieden kommen kann.
  4. Falls Unterschiede realistisch erscheinen, erste Klärung, welche Faktoren für diese Unterschiede verantwortlich sein können.

[10] Teilziel BEVÖLKERUNG: MKK mit Kommunen und Verfeinerungen. Die Gesamtbevölkerung wird dann durch ‚Verfeinerung der Faktoren‘ ausdifferenziert:

  1. Differenzierung nach ‚Altersgruppen‘ (nach Format des statistischen Landesamtes).
  2. Differenzierung nach ‚Geschlechtern‘
  3. Differenzierung nach ‚Geburtsfähigkeit‘
  4. Differenzierung nach ‚Zuzug‘ und ‚Wegzug‘
  5. … ? …

KM:MI – Philosophie & Informatik – oksimo und Nachhaltigkeit

UNIVERSELLE PROZESSPLANUNG
18.Januar 2022 – 21.Januar 2022, 15:10h
URL: oksimo.org
Email: info@oksimo.org

Autor: Gerd Doeben-Henisch (Email: gerd@oksimo.org)

KONTEXT

Auf dieser Seite wird das Thema ‚oksimo und Nachhaltikeit‘ erörtert. Der Post gehört zum Themenknoten Sicht von Philosophie und Informatik unter dem Themenknoten  Kollektive Mensch:Maschine Intelligenz [KM:MI]. Der Wurzelknoten ist der oksimo.org Blog.

INTENTION

Fragt man nach dem Rahmen, in dem das oksimo Paradigma zu verorten ist, dann gab es in der Entstehungszeit des Konzeptes viele unterschiedliche Antworten. Nach und nach schälten sich dann aber die ’nachhaltigen Prozesse‘ als Bezugspunkt heraus. Nachhaltige Prozesse waren schon länger im Visier der Evolutionsbiologie, speziell auch der Ökologie, und dann — ab einer UN Konferenz 1992 [0] — auch im Kontext gesellschaftlicher Prozesse. Seitdem zeigt sich immer mehr, dass ein Denken mit dem Konzept ’nachhaltiger Prozess‘ zu einem Schlüsselkonzept unserer Zeit wird: jeder einzelne ist ein Prozess; die Gesellschaft besteht aus einer Vielzahl von Prozessen; die ganze Biosphäre ist ein Prozess, ja, unser Heimatplanet, die Erde samt Sonnensystem und der Milchstraßen-Galaxie, dies sind alles Prozesse, die wechselwirken, und die Wirkungen erzeugen.[2], [2a,b]

Für das oksimo Paradigma von besonderer Bedeutung ist die Perspektive, dass die treibende Kraft in den gesellschaftlichen Prozessen der Mensch ist, sowohl als ‚Verursacher‘ wie auch als ‚Betroffener‘. Sein Verhalten wird durch den jeweiligen Kontext beeinflusst, primär aber von seinem ‚Verstehen‘ der Welt und seinem individuellen wie auch gemeinschaftlichem Verhalten. Die rasant ansteigende Komplexität seiner Welt macht es für den Menschen immer schwerer, sich zu einem angemessenen gemeinsamem Verhalten zusammen zu finden.[12]

OKSIMO UND NACHHALTIGKEIT

Infografik zum Thema ‚oksimo und Nachhaltigkeit‘

ANGENOMMENER KONTEXT ZUM OKSIMO-PARADIGMA

Natur

Nimmt man die Perspektive der ’nachhaltigen Entwicklung‘ ein, dann führen einen die Analysen über kurz oder lang zur Realität der Weltprozesse, die wir schlicht als ‚Natur‘ bezeichnen. Natur ist in diesem Text eine Art Sammelbegriff für alles, was wir vorfinden, bevor es das biologische Leben auf der Erde gab, und was sich weiterhin als eine Art ‚Gegenüber‘ zum biologischen Lebens darstellt.

Biologisches (resilientes) Leben

Mit der Entstehung des Lebens auf dem Planet Erde begann ein Prozess, den wir als ‚biologische Evolution‘ bezeichnen: ein bislang andauernder Prozess von Entstehen, Verändern und Vergehen von Lebensformen, die als Populationen vorkommen, die sich fortpflanzen können, und die über die Zeit artenspezifische Überlebensstrategien erkennen lassen. Solche in der Zeit überlebensfähige Systeme nennt man ‚resiliente Systeme‘.[3],[3a]

Kultur und Gesellschaft

Der Begriff der (biologischen) Population wird hier beschränkt auf jene Menge von biologischen Individuen, die sich durch eine gemeinsame Fortpflanzungsfähigkeit auszeichnen. In dem Maße, wie solche Populationen über einen Verhaltensraum verfügen, innerhalb dessen sie aufgrund von äußeren Ereignissen neue Verhaltensweisen ausbilden können, die untereinander imitiert, nachgeahmt und modifiziert werden können, die dann sogar von den Jüngeren über die Älteren (z.B. Müttern) wieder über die Jüngeren weiter gegeben werden können, in dem Maße wird hier von den Grundelementen von ‚Kultur‘ gesprochen. [1] Die verschiedenen Verhaltenselemente können grundsätzlich in verschiedene ‚Gesamtformate‘ eingebracht werden (‚Patriarchat‘ [4], ‚Matriarchat‘ [5], ‚Autoritär‘, ‚Kollegial‘, …). Diese Gesamtformate charakterisieren dann unterschiedliche ‚Gesellschaften‘.

Vernetzte Lernende Semiotische Triaden

Die Überschrift klingt nicht sehr lesefreundlich … aber es geht um einen Sachverhalt, der sich aus mehreren Faktoren zusammensetzt, wobei jeder beteiligte Faktor auf komplexe dynamische Sachverhalte verweist, die miteinander in Wechselwirkung stehen.

Im Zentrum des Begriffs stehen ’semiotische Akteure‘ [6a], [6b], wie es Menschen z.B. sind. Ein semiotischer Akteur ist in der Lage mittels ’sprachlicher Ausdrücke‘ — gesprochen und geschrieben, zusätzlich unterstützt durch Gesten — bestimmte ‚Bedeutungsinhalte‘ zu ‚kodieren‘ und dieser Ausdrücke an andere semiotischen Akteure zu übermitteln. Sofern alle Beteiligten eine hinreichend ‚ähnliche Kodierung‘ benutzen, können auf diese Weise — unterschiedlich gut — Gedanken, Emotionen, Pläne usw. ausgetauscht werden. In gegeben Situationen kann man den ‚Erfolg der Kommunikation‘ meist direkt anhand des stimulierten Verhaltens ‚überprüfen‘. Ein semiotischer Akteur kann solch eine Kommunikation aber nur realisieren, weil er drei Faktoren miteinander verknüpfen kann: (i) Der ‚Innenbereich‘ eines Akteurs (vor allem sein Gehirn mit den diversen Zuständen) [7ab]; (ii) Eine ‚Umgebung‘, die auf den semiotischen Akteur einwirkt bzw. z.T. vom semiotischen Akteur auch ‚verändert‘ werden kann (der eigene Körper ist für andere semiotische Akteure auch ein Teil der Umgebung!)[7a,b]; (iii) Die ‚Ausdrücke‘ eines Zeichensystems als Teil einer ‚Sprache‘. Ein semiotischer Akteur transformiert die Eindrücke der Umgebung in ein ‚inneres Modell‘ [8], das keine 1-zu-1 Abbildung darstellt und kann dann ‚intern‘ Aspekte von inneren Modellen in sprachliche Ausdrücke ‚abbilden (= kodieren)‘. Die internen Modelle der einzelnen Akteure unterscheiden sich in der Regel. Durch ‚Lernprozesse‘ erwirbt ein semiotischer Akteur sowohl sein ‚Weltwissen‘ wie auch die Zuordnung von Weltwissen und sprachlichen Ausdrücken. [9] Mit Blick auf die genannten drei Faktoren und das Lernen soll hier von einer ‚lernenden semiotischen Triade‘ [LST] gesprochen werden. Im Normalfall sind semiotische Triaden im Lernen zugleich ‚vernetzt‘, d.h. die Zuordnung von sprachlichen Ausdrücken zu Situationsmerkmalen — und damit verbundenen inneren Zuständen wie Emotionen, Gefühle, Stimmungen usw. — geschieht nicht in Isolation sondern in Gegenwart von anderen lernenden semiotischen Triaden. Insofern bilden lernende semiotische Triaden ein ‚Netzwerk‘ als ‚vernetzte lernende semiotische Triaden‘ [VLST].[10]

Will man also menschliche Gesellschaften verstehen, muss man immer die Realität der vernetzten lernenden semiotischen Triaden im Blick haben, ansonsten kann man gesellschaftliche Phänomene nicht zufriedenstellend erklären.

Kollektive Mensch:Maschine Intelligenz [KM:MI]

Interessanterweise gibt es bis heute keine allgemein akzeptierte und hinreichend aussagekräftige Theorie der menschlichen ‚Intelligenz‘, sehr wohl aber partielle Modelle, die einige Phänomene ganz gut beschreiben. Die Intelligenz wird im menschlichen Gehirn verortet, das eine ‚Arbeitsgemeinschaft‘ mit dem ganzen restlichen Körper bildet.

Zusätzlich gibt es seit ca. 75 Jahren einen neuen Typ von Maschinen [11], die man mit Texten füttern kann, die unterschiedlichste ‚Kommandos‘ enthalten, die man als Einheit ‚Algorithmus‘ oder ‚Programm‘ oder ganz allgemein als ‚Software‘ bezeichnet. Diese Kommandos repräsentieren eine Menge von Ausdrücken, die zu einer Sprache gehören, die man ‚Programmiersprache‘ nennt. 2022 gibt es mehr als 100 verschiedene Programmiersprachen. Maschinen, die man mit Texten von solchen Programmiersprachen ‚füttern‘ kann (man nennt dies meistens ‚Programmieren‘), können je nach Beschaffenheit der Maschine — man nennt eine programmierbare Maschine auch ‚Computer‘ und das Material des Computers ‚Hardware‘ — führt die ‚Ausführung‘ der Kommandos zu unterschiedlichen Maschinenzuständen, die sich dann unterschiedlich ’nach außen‘ auswirken können (Steuerung anderer Maschinen, Ausgabe von Bildern, Tönen, Sensitiv für Eingaben über eine Tastatur, für Signale von Sensoren usw.). Man unterscheidet grob rein ‚deterministische‘ Programme und solche die ’nicht-deterministisch‘ sind, weil sie entweder mit ‚Zufallszahlen‘ arbeiten oder im begrenzten Umfang ‚Lernen‘ können. Es hat sich eingebürgert, dass man von Programmen, die lernen können, sagt, sie seien ‚intelligent‘. Aber auch in diesem Fall gibt es bis heute keine allgemein akzeptierte Definition von ‚maschineller‘ Intelligenz.

Natürlich wäre es interessant, wenn programmierbare lernfähige Maschinen dem Menschen helfen könnten, alleine und in Gemeinschaft mit anderen die Prozesse der Gesellschaft in Wechselwirkung mit den anderen Prozessen so weit zu verstehen, dass man irgendwie Nachhaltig sein könnte, um auch noch in einer der vielen möglichen Zukünfte leben zu können. Dazu bräuchte man minimal eine einheitlichen Konzeption von Intelligenz auf Seiten des Menschen, auf Seiten der Maschine, und dann für eine ‚kollektive Mensch:Maschine Intelligenz‘.

DAS OKSIMO PARADIGMA UND SOFTWARE

Vor dem geschilderten angenommenen Kontext des oksimo Paradigmas sollen hier kurz einige Eigenschaften des oksimo Paradigmas und der Software beschrieben werden.

Oksimo Software

Text, Simulator, Ausgangslage, Ziele, Drehbuch

Der Unterschied zwischen dem Begriff des ‚Paradigmas‘ und dem Begriff der ‚Software‘ liegt darin, dass die oksimo ‚Software‘ der konkrete Text ist, der einem Computer ‚übergeben‘ wird, der diesen Text dann mit einer bestimmten Software genannt ‚Simulator‘ bearbeitet. Eine Hauptfunktion dieses Simulators besteht darin, den eingegebenen Text als ‚Simulation‘ zu zeigen: ausgehend von einer ‚Ausgangssituation‘ wird gezeigt, wie sich diese Ausgangslage mittels eingegebener ‚Veränderungsregeln‘ (die letztlich ein ‚Drehbuch‘ realisieren) schrittweise in einen ‚Zielzustand‘ verwandelt. Ob und wenn ja, in welchem Umfang, der Zielzustand erreicht wird, hängt letztlich vom Drehbuch ab.

Oksimo Paradigma

Handlungsraum

Gibt es eine oksimo Software, dann eröffnet diese Software ihren potentiellen Anwendern (Benutzern) einen oksimo-spezifischen ‚Handlungsraum‘. Damit ist gemeint, dass der Anwender in ‚Interaktion‘ mit der oksimo Software bestimmte Handlungen vornehmen kann. Die mögliche Beschaffenheit dieses ‚oksimo typischen‘ Handlungsraum definiert das ‚oksimo Paradigma‘.

Alltagssprache, Weltweit

Im Fall der Erstellung einer oksimo Software muss der Anwender ausschließlich ‚Alltagssprache‘ benutzen (z.B. ‚Deutsch‘, ‚Englisch‘, ‚Italienisch‘, …, ‚Russisch‘, … ‚Arabisch‘, … ‚Chinesisch‘, …’Zulu‘, “Xhosa‘, ‚Afrikaans‘, …). Eine Alltagssprache enthält alles, worüber Menschen sprechen können. Dies hat zur Folge, dass im Prinzip jeder Mensch ‚ohne spezielles Vorwissen‘ die oksimo Software benutzen kann. Man kann solch einen Text mit Alltagssprache ‚alleine‘ erstellen oder ‚zusammen mit anderen‘, als Gruppe, als Team, überall verteilt, nur durch das World Wide Web [WWW] (auch über mobile Endgeräte) verbunden.

Alltag, Zahlen, Mathematik

Durch die Benutzung der Alltagssprache ist das oksimo Paradigma mitten im ‚Alltag eingebettet‘. Alles kann zur Sprache kommen, was Menschen beschäftigt, in Form eines Textes, als Drehbuch, natürlich auch mit Zahlen (quantitativen Angaben), da Alltagssprache beliebig viel ‚Mathematik‘ zulässt.

Komplexe Dynamik sichtbar und erlebbar machen

Durch diese Offenheit des oksimo Paradigmas für die Breite des Alltags kann der Alltag nicht nur ‚zur Sprache‘ kommen, sondern durch die Anordnung des Alltags als ‚Drehbuch‘ (aktuelle Ausgangslage, mögliche Veränderungen, anvisierte Ziele, …) kann man auch die ‚im Alltag (implizit) wirkende Dynamik‘ sichtbar machen. Diese Alltagsdynamik kann sehr wohl ‚komplex‘ sein, so komplex, dass ein Anwender diese Komplexität ohne die Aufbereitung als eine oksimo Simulation normalerweise gar nicht erkennen, geschweige den ‚verstehen‘ kann. Das Verstehen ist im Fall einer Simulation auch meistens mit verschiedenen Emotionen begleitet, insbesondere dann, wenn man ein Drehbuch gemeinsam mit anderen erstellt bzw. als Simulation anschaut.

Multiple dynamische Ziele

Ein wichtiger Aspekt der Alltagsdynamik sind die — ausgesprochenen und unausgesprochenen — ‚Ziele‘, die in Akteuren wirksam sind. Solche Ziele können sich ‚ergänzen‘, können aber auch ‚gegensätzlich‘ sein; vor allem, sie können sich auch ‚jederzeit ändern‘. In der Zeit sind Ziele ‚kurzfristig‘ oder ‚langfristig‘. Von der ‚Gewichtung‘ her ’nicht so wichtig‘ oder ’sehr wichtig‘. Im oksimo Paradigma kann man solche Ziele direkt abbilden; man schreibt sie einfach auf, und dann wird während einer Simulation beständig überprüft, ob und wenn ja, wieweit, diese Ziele eingelöst werden. Dies erhöht die Transparenz der Alltagsdynamik erheblich. Als einzelner wird man kontinuierlich damit konfrontiert, dass die eigenen Ziele ’nicht alleine‘ sind und dass ihre Erreichung möglicherweise Kompromisse bzw. ‚Zielmodifikationen‘ verlangen wird.

Prognosen, Wahrscheinlichkeiten, Vielfalt

Liegt ein Drehbuch vor mit Ausgangslage, Zielen, und vorgeschlagenen Maßnahmen, dann kann man die in der Simulation sichtbar werdenden Folgezuständen auch als ‚Prognosen‘ verstehen: Wenn Du mit dieser Ausgangslage und diesen Maßnahmen arbeitest, dann wird solch ein bestimmter Folgezustand auftreten! Und da wir wissen, dass im Alltag die Dinge sich nicht immer genau so oder vielleicht überhaupt nicht ereignen, wie wir uns das gedacht haben, sondern oft ‚ganz anders‘, gibt es in oksimo die Möglichkeit, jede einzelne Maßnahme mit einer ‚Wahrscheinlichkeit‘ zu verknüpfen (z.B. in 4 von 5 Fällen geschieht A, es kann aber auch B in 5-4 vielen Fällen auftreten). Während im ‚realen Alltag‘ tatsächlich immer wieder etwas passieren kann, was man ‚in keiner Weise auf dem Plan hatte‘, ist die Ereignisbreite eines oksimo Drehbuchs an das verfügbare Wissen der Akteure gebunden. Man kann dies ein wenig dadurch verbessern, dass man möglichst unterschiedliche Akteure zusammenbringt, und/oder dadurch, dass man ‚Daten aus der realen Welt‘ über geeignete Sensoren in ein Drehbuch einbettet (integriert).

Geworden, Vielfalt, Lernen

Zu einem bestimmten Zeitpunkt ist jeder Akteur ein ‚Gewordener‘. Damit ist der Akteur nicht ‚unbestimmt‘, sondern ein ‚konkretes Etwas‘. Dieses konkrete Etwas ist eng verflochten mit jenem Alltag, in dem es geworden ist. Der betreffende Akteur kann durch diese konkrete Einbindung mit der Welt kommunizieren, interagieren, und die Welt im Lichte seines Gewordenenseins sehr spezifisch ‚verstehen‘. Da jeder ‚gewordene Akteur‘ per se ‚dynamisch‘ ist, weil er ‚altern‘ und ‚lernen‘ kann, wird es für sein Weltverständnis wichtig sein, dass er seinen Alltag und seinen Umgang mit dem Alltag immer wieder ändert, um sein ‚Lernen‘ lebendig zu halten. Vielfalt durch andere Menschen, andere Kontexte, durch ‚Experimente‘ und ‚Spielen‘ sind hier wichtige Zutaten für ein lebenslanges Lernen. Das oksimo Paradigma bietet hierfür gute Voraussetzungen: Alle Elemente eines Drehbuchs sind variabel; sie können jederzeit geändert und erweitert werden. Innerhalb einer Gruppe kann man Vielfalt erleben (wenn man sie zulässt :-)). Durch Einbeziehung von ‚Real-Welt-Daten‘ kann man die Vielfalt real erhöhen. So kann man sich vor allzu einfachen Weltbildern schützen.

Die ganze Welt neu miteinander denken

Wenn ein einzelner Akteur, eine ganze Gruppe, lokal oder verteilt über die ganze Welt, mit der oksimo Software im Format des oksimo Paradigmas arbeitet, dann gelingt dies unter Benutzung eines Browsers im World Wide Web von überall gemeinsam an Drehbüchern zu arbeiten. Und wenn man Leserechte erteilt, dann kann jeder sie lesen. Man kann ein Drehbuch auch als HTML-Seite formatiert direkt auf einem beliebigen Webserver platzieren (ähnlich wie bei Wikipedia), dann können alle mitlesen. Und wer diese Webseiten dann liest, kann sie auf Wunsch auch wieder in eine oksimo Simulation verwandeln … und sie als Simulation erleben. Da es in oksimo kein Problem ist, beliebig viele einzelne Simulationen (Drehbücher) auf ‚Knopfdruck‘ zu einer einzigen Simulation zu vereinigen, kann man sofort sehen, was passiert, wenn man diese neue Gesamt-Simulation ablaufen lässt: Sind die einzelnen Simulationen in der vereinigten Simulation ohne jeden Zusammenhang? Ergänzen sie sich? Entstehen Konflikte? Regen sie zum Weiterdenken an? Was ist mit der Vielfalt der Ziele? Sind die OK? Kann man da etwas ändern? Ist ein interessantes Ziel wahrscheinlich? Muss man das Problem doch ganz neu, ganz anders denken? usw. Mit oksimo kann die ganze Welt neu miteinander reden, miteinander Dinge erleben, miteinander neu denken, in Zusammenhängen, in Prozessen.

ANMERKUNGEN

wkp := Wikipedia

[0] UN 1992: Agenda 21: https://www.un.org/depts/german/conf/agenda21/agenda_21.pdf

[1] Siehe herzu z.B. die Position von Jablonka & Lamb: https://www.cognitiveagent.org/2022/01/16/kultur-bei-nicht-menschen-evolution-in-vier-dimensionen-nachhall-zu-jablonka-lamb-2017-2005/

[2] Theoretical Ecology in wkp-en: https://en.wikipedia.org/wiki/Theoretical_ecology

//* Theoretische Ökologie ist das Ergebnis einer Suche nach geeigneten formalen Konzepten, um die Vielfalt der Phänomene im Bereich Ökologie angemessen beschreiben zu können. Ein prominentes Beispiel in diesem Konzeptualisierungsversuch ist die Position von Ulanowicz [2a,b,c], der versucht hat, die Vielfalt durch Anwendung von thermodynamischen Konzepten zu fassen. Ein geniales Konzept zwischen ‚mechanistischem‘ und ’stochastischem‘ Denken. Was u.a. kaum bis gar nicht von ihm berücksichtigt wird, das ist der autopoietische Charakter aller biologischen Systeme, angereichert um vernetzte lernende semiotischen Triaden (siehe im Text). *//

[2a] Robert E.Ulanowicz in wkp-en: https://en.wikipedia.org/wiki/Robert_Ulanowicz

[2b] Robert E.Ulanowicz, (1986), Growth and Development – Ecosystems phenomenology, Springer (originally toExcel)

[2c] Robert E.Ulanowicz, (1997), Ecology: The Ascendant Perspective, Columbia University Press 

[3] Resilience in wkp-en: https://en.wikipedia.org/wiki/Resilience

//* Das Konzept ‚resilientes System‘ kommt — ähnlich wie das im Text ebenfalls benutze Konzept ‚Bedeutung‘ und ‚Semantik‘ — in einer Vielzahl von Disziplinen vor, und zwar ohne wirkliche Integration in ein Konzept. *//

[3b] Das Auftreten ‚biologischer Systeme‘ ist aber nicht so zu verstehen, dass das ‚Biologische‘ damit vollständig getrennt wäre von voraus bestehenden ‚Natur‘. Die primären biologische Lebensformen waren Einzeller, die aus einer Vielzahl von Molekülen bestehen, diese wiederum aus Atomen, diese wiederum … dies heißt, dass das der ‚reale Stoff‘ einer Zelle ’naturhaft‘ ist und die Eigenheiten dieses realen Stoffs beibehält. Eine Zelle repräsentiert allerdings eine ‚Organisationsform‘ der einzelnen Elemente, die es als solche ‚Organisationsform‘ vorher noch nicht gab. Aufgrund dieser neuartigen Organisationsform besitzt eine biologische Zelle eine Fülle von ’neuartigen Verhaltensweisen‘, die einen ’spezifisch Handlungsraum‘ ermöglichen, der sich — zwar in engster Verbindung mit den realen Bestandteilen, aber doch klar verschieden von ihnen — über Interaktionen mit der Natur und dem Biologischen die Realität der Welt verändert.

[4] Patriarchat in der wkp-de: https://de.wikipedia.org/wiki/Patriarchat_(Soziologie)

[5] Matriarchat in der wkp-de: https://de.wikipedia.org/wiki/Matriarchat

[6a] Semiotik in der wkp-de: https://de.wikipedia.org/wiki/Semiotik

[6b] Semiotics in wkp-en: https://en.wikipedia.org/wiki/Semiotics

[7a] Jakob Johann von Uexküll in wkp-de: https://de.wikipedia.org/wiki/Jakob_Johann_von_Uexk%C3%BCll

[7b] Jakob Johann von Uexküll in wkp-en: https://en.wikipedia.org/wiki/Jakob_Johann_von_Uexk%C3%BCll

[8] Mental Model in wkp-en: https://en.wikipedia.org/wiki/Mental_model

[9] Der Begriff der ‚Bedeutung‘ wird traditionellerweise der Perspektive der Semantik zugewiesen als einem Teilaspekt von Sprache. Bislang gibt es eine Vielzahl von Disziplinen, die sich unter dem Oberthema ‚Semantik‘ mit dem Phänomen der Bedeutung beschäftigen, allerdings fehlt noch eine einheitliche Theorie. Zum Einstieg in die Vielfalt siehe den Begriff ‚semantics‚ in wkp-en: https://en.wikipedia.org/wiki/Semantics

[10] Der Begriff der ‚vernetzten lernenden semiotischen Triade‘ fasst auf einer abstrakten Ebene verschiedene Phänomenbereiche zusammen, die funktional miteinander verbunden sind. Gleichzeitig sind die verschiedenen Phänomenbereiche aber auch ‚eigenständig‘ und folgen ihren phänomen-spezifischen Gesetzen! So unterliegt die ‚Außenwelt‘, die über Wahrnehmung und weiteren Interaktionen in Wechselwirkung mit dem Körper und dem Innenbereich eines semiotischen Akteurs steht, vielfachen Dynamiken, die ihrer ‚eigenen Logik‘ folgen. Eine semiotischer Akteur hebt diese Eigenlogik der Außenwelt nicht auf, sondern nutzt sie im Rahmen der Triade auf eigene Weise, sofern die Eigengesetzlichkeit der Außenwelt dies zulässt. Dies gelingt nur deswegen, weil die Dynamik der Außenwelt sehr viele ‚Freiheitsgrade‘ umfasst, die Varianten zulassen (z.B. ein ‚Stein‘ ist ein Stein, aber je nach räumlicher Lage ist er fest verkeilt mit seiner Umgebung oder als losgelöstes Stück im Raum bedingt bewegbar oder modifizierbar. Auf jeden Fall ist er für einen semiotischen Akteur begrenz nutzbar.).

[11] Computer, hier ‚Digital Computer‘, siehe wkp-en: https://en.wikipedia.org/wiki/Computer

[12] Döben-Henisch, G., (2006),  Reinforcing the global heartbeat: Introducing the planet earth simulator project In M. Faßler & C. Terkowsky (Eds.), URBAN FICTIONS. Die Zukunft des Städtischen. München, Germany: Wilhelm Fink Verlag, 2006, pp.251-263

KOLLEKTIVE M:M INTELLIGENZ – Philosophie & Informatik

UNIVERSELLE PROZESSPLANUNG
18.Januar 2022 – 22.Januar 2022
URL: oksimo.org
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Autor: Gerd Doeben-Henisch (Email: gerd@oksimo.org)

KONTEXT

Auf dieser Seite wird der Themenknoten Kollektive Mensch:Maschine Intelligenz [KM:MI] aus der Sicht von Philosophie und Informatik gestartet. Wurzelknoten ist der oksimo.org Blog.

INTENTION

Bei der theoretischen Erörterung, wie man das oksimo Paradigma theoretisch (und praktisch) einordnen kann/ muss, stellt sich natürlich die Frage, „Von welchem Standpunkt aus?“.

Wie aus der Übersicht ersichtlich, werden bislang genannt ‚Kulturanthropologie‘, ‚Soziologie‘ sowie ‚Philosophie und Informatik‘. In diesem Themenknoten geht es speziell um die Perspektive der ‚Philosophie‘ und der ‚Informatik‘.

Die philosophische Perspektive bietet sich an, weil damhttps://www.oksimo.org/2021/07/28/oksimo-weltmodell/it von vornherein nichts ausgegrenzt werden soll; alles was zum Phänomen gehört, soll prinzipiell Gegenstand der Erörterung werden können. Um sich nicht in der Unbestimmtheit des Allgemeinen zu verlieren, kann und muss eine philosophische Erörterung sich phasenweise dennoch konkretisieren.

Die Perspektive der Informatik hingegen ist von einem bestimmten Zielobjekt her gebunden: Im Fokus der Perspektive der Informatik stehen ‚berechenbare Prozesse‘ mit all dem, was dazu gehört (z.B. die notwendige Hardware, Software, theoretische Modelle, Anwendungsszenarien, und vieles mehr).

Durch die spezifische Bindung der Perspektive der Informatik werden tendenziell viele Aspekte des Kontextes gar nicht oder nur sehr kursorisch behandelt. Dies erschwert ein volles Verständnis der berechenbaren Prozesse; eine umfassende Einordnung des Phänomens berechenbare Prozesse in das Gesamt der Lebensprozesse ist nicht wirklich möglich.

Hier kann die philosophische Betrachtungsweise helfen. Ausgehend von dem speziellen Phänomen ‚berechenbare Prozesse‘ kann das philosophische Denken durch Aktivierung einer transdisziplinären Metaebene diese Phänomene der berechenbaren Prozesse in Beziehung setzen zu anderen Phänomenbereichen und auf diese Weise die mögliche Rolle der berechenbaren Prozesse im Kontext ‚des Ganzen‘ ansatzweise sichtbar machen.

INHALTE

Reale Modellierungsbeispiele zu diesen theoretischen Überlegungen finden sich hier.

  1. Oksimo und Nachhaltigkeit (Letzte Änderung: 21.Januar 2022)
  2. UN 2015, 17 nachhaltige Entwicklungsziele, als mögliche Anwendungen, siehe: https://www.oksimo.org/2022/01/22/kmmi-philosophie-informatik-oksimo-und-nachhaltigkeit-anwendungsbeispiele/ (Letzte Änderung: 22.Januar 22)

KOLLEKTIVE MENSCH:MASCHINE INTELLIGENZ [KM:MI]

UNIVERSELLE PROZESSPLANUNG
18.Januar 2022 – 1.Febr. 2022
URL: oksimo.org
Email: info@oksimo.org

KONTEXT

Auf dieser Seite wird der Themenknoten ‚Kollektive Mensch:Maschine Intelligenz [KM:MI]‘ gestartet. Diese Seite ist Teil des oksimo.org Blogs.

INTENTION

Die Autoren dieses Blogs bilden seit Frühjahr 2020 eine Arbeitsgruppe, die das oksimo Projekt begleitet. Bis April 2021 war auch Prof. Manfred Faßler (Goethe Universität) eine ‚aktive pulsierende Wolke‘, die das Projekt und uns auf vielfältige Weise bereichert hat. Sein unerwarteter Tod hat uns alle betroffen.

Für das Jahr 2022 werden die einzelnen Mitglieder der Arbeitsgruppe monatlich theoretische Überlegungen beitragen, wie man das oksimo Paradigma (und darin enthalten auch die oksimo Software) theoretisch einordnen kann. Parallel arbeitet die Gruppe auch an Praxisbeispielen mit der oksimo Software.

INHALTE

Folgende Autoren schreiben:

  1. Athene Sorokowski (Schwerpunkt Kulturanthropologie)
  2. Philipp Westermeier (Schwerpunkt Soziologie) (letzte Änderung: 1.Febr 22)
  3. Gerd Doeben-Henisch (Schwerpunkt Philosophie und Informatik)(Letzte Änderung: 21.Januar 2022)

WELTMODELL – LANDKREIS – DREHBUCH

UNIVERSELLE PROZESSPLANUNG
13.Januar 2022 – 25.Januar 2022
URL: oksimo.org
Email: info@oksimo.org

Autor: Gerd Doeben-Henisch (gerd@oksimo.org)

WISSENSBAUM

Dieser Text gehört zum Abschnitt WELTMODELL – Ein Landkreis als Beispiel im Abschnitt  Oksimo Weltmodell, welches wiederum Teil des Blogs oksimo.org ist.

DREHBUCH

Die folgende Liste enthält alle Teile des Drehbuchs, die bislang erstellt wurden.

Das typische Schema für ein Drehbuch mit allen Zusätzen ist etwa wie folgt:

  1. Namen und Email-Adressen der Autoren
  2. Übersichtstext, worum es in diesem Drehbuch geht
  3. Die Ausgangslage (eventuell zerlegt in mehrere Teile)
  4. Das Ziel (Vision) (eventuell zerlegt in mehrere Teile)
  5. Ein Drehbuch im ‚Standardformat‘ (noch ohne alle expliziten Maßnahmen (Veränderungsregeln)
  6. Eine Liste aller vereinbarten Maßnahmen (Veränderungsregeln) im oksimo-Regelformat <Bedingung, Wahrscheinlichkeit, Erweiterungen, Entfernungen>, eventuell gruppiert nach einzelnen ‚Regelbüchern
  7. Protokoll einer Simulation ohne benutze Regeln
  8. Protokoll einer Simulation mit allen benutzten Regeln
  9. Kommentare zur Simulation
  10. Adresse (URL) der HTML-Version des Drehbuchs

Beispiele für Drehbücher

WELTMODELL – LANDKREIS – Vorgehensmodell


UNIVERSELLE PROZESSPLANUNG
13.Januar 2022
URL: oksimo.org
Email: info@oksimo.org

Autor: Gerd Doeben-Henisch (gerd@oksimo.org)

WISSENSBAUM

Dieser Text gehört zum Abschnitt WELTMODELL – Ein Landkreis als Beispiel im Abschnitt  Oksimo Weltmodell, welches wiederum Teil des Blogs oksimo.org ist.

VORGEHENSMODELL

  1. Unter Voraussetzung des oksimo Paradigmas soll ein offene Gruppe von Personen Daten über den MKK zusammentragen und diese nach dem allgemeinen Schema ‚Ausgangslage, Ziele, Zielführende Maßnahmen‘ organisieren. Die primäre Darstellung wird ein ‚Drehbuch‘ sein, das um explizite Veränderungsregeln (die zu ergreifenden ‚zielführenden Maßnahmen‘) ergänzt wird.
  2. Da der Gegenstand MKK verhältnismäßig ‚groß‘ und fast schon ‚beliebig komplex‘ ist, soll dieser Gegenstand schrittweise erarbeitet werden.
  3. Die Flexibilität der oksimo SW erlaubt es, die Ausgangslage in Form vieler kleiner partieller Zustandsbeschreibungen zu realisieren, ebenso auch das Ziel in Form vieler kleiner Teilziele. Ebenso können die Veränderungsregeln mittels ‚Regel-Dokumenten‘ in Gruppen zusammengefasst werden, die bestimmten Teilzielen zugeordnet sind.
  4. In diesem Experiment sind einige Fragen noch zu klären:
    1. In welcher Form soll die Bezugnahme auf die angenommenen Daten umgesetzt werden?
    2. Wie sollen bei der Erstellung des Drehbuchs zusätzliche Anmerkungen/ Kommentare umgesetzt werden?
    3. In welcher Form sollen die jeweiligen Autoren eines Drehbuchs erfasst und angezeigt werden?
    4. In welcher Form soll mögliche Versionen angezeigt und verwaltet werden?
    5. Wie soll das HTML-Format eines kompletten Drehbuchs aussehen? Wo und wie wird es gespeichert?
    6. Wie kann ein komplettes Drehbuch im Format einer HTML-Seite eingelesen, simuliert und bearbeitet werden.

WELTMODELL – Ein Landkreis als Beispiel

UNIVERSELLE PROZESSPLANUNG
13.Januar 2022 – 26.Januar 2022
URL: oksimo.org
Email: info@oksimo.org

Autor: Gerd Doeben-Henisch (gerd@oksimo.org)

WISSENSBAUM

Dieser Text gehört zum Abschnitt Oksimo Weltmodell, welches wiederum Teil des Blogs oksimo.org ist.

KONTEXT

Nachdem einleitend einiges gesagt worden ist zu Texterstellung im allgemeinen, zu nachhaltigem Wissen und dann zur gemeinsamen Erzeugung von Planungen im oksimo Paradigma, soll in diesem neuen Pfad im oksimo Wissensbaum damit experimentiert werden, wie man mit oksimo das Simulationsmodell eines ganzen Landkreises erstellen kann. Im konkreten Fall soll der Main-Kinzig-Kreis (MKK) [1],[1b] sowohl in seiner Aktualität wie auch in verschiedenen möglichen Zukünften modelliert werden.

Für diese Ausarbeitungen sollen auch die Entwicklungsziele der UN Konferenz von 2015 berücksichtigt werden.[2]

INHALT

  1. Vorgehensweise (Letzte Änderung: 13.Januar 2022)
  2. Drehbuch (Letzte Änderung: 25.Januar 2022)
  3. Anwendungsbeispiele (Letzte Änderung: 23.Januar 2021)

ANMERKUNGEN

wkp := Wikipedia

[1] Main-Kinzig-Kreis (MKK): https://www.mkk.de/

[1b] MKK in wkp-de: https://de.wikipedia.org/wiki/Main-Kinzig-Kreis

[2] Siehe dazu die oksimo.org Seite „KM:MI – Philosophie & Informatik – oksimo und Nachhaltigkeit – Anwendungsbeispiel(e)„, URL: https://www.oksimo.org/2022/01/22/kmmi-philosophie-informatik-oksimo-und-nachhaltigkeit-anwendungsbeispiele/

BEDROHUNG VON DEMOKRATIEN DURCH MENTALEN VIRUS

UNIVERSELLE PROZESSPLANUNG
2.Okt 2021 – 14.Okt 2021
URL: oksimo.org
Email: info@oksimo.org

Autor: Gerd Doeben-Henisch (gerd@oksimo.org)

KONTEXT

Dieser Text ist Teil des Themenknotens DEMOKRATIE innerhalb des BEGRIFFLICHEN RAHMENS ZUM OKSIMO PARADIGMA innerhalb des oksimo.org Blogs.

MENTALER VIRUS

Der Begriff des ‚Virus‘ ist uns im Jahr 2021 mindestens zweifach vertraut: einmal (i) die biologische Variante von speziellen Zellen, die andere Zellen ‚kapern‘ und ‚umprogrammieren‘ können, und (ii) die Computervariante, dass ein spezielles Computerprogramm in ein anderes Computerprogramm eindringen und die Kontrolle über dieses andere Programm bekommen kann. Obwohl Viren aufs Ganze gesehen nicht nur schädlich sind, sondern letztlich sogar zur Weiterentwicklung von Zellen oder Programmen beitragen können, können sie akut und im Einzelfall zu schweren Schäden beitragen.

Wie soll man dann das Konzept eines ‚mentalen Virus‘ verstehen?

Meme

Seit der Veröffentlichung von Richard Dawkins [2a] höchst einflussreichem Buch (1976) „The Selfish Gene“ [2b] gibt es den Begriff ‚meme‘ (Engl.), um den Gedanken der genetisch erklärten Reproduktion irgendwie auf den Bereich des Kognitiven, des Mentalen, ja auf die ganze Kultur zu übertragen. Im Deutschen Wikipedia-Artikel [1] kann man beobachten, dass das Bedeutungsfeld zur Wortmarke ‚Meme‘ seit dem Erscheinen des Buches von Dawkins 1976 so stark zerfasert ist, dass es mittlerweile ‚alles und nichts‘ bedeutet.

Von daher liegt es nahe, sich von diesem unübersichtlichen Wortfeld abzugrenzen und hier versuchsweise eine Bedeutung des Konzepts ‚Mentaler Virus‘ zu geben, der in diesem Text benutzt werden soll.

Mentales

Im Rahmen der Gedankenwelt zur oksimo Theorie [3] werden unter anderem bestimmte Annahmen über die menschlichen Akteure gemacht, welche Eigenschaften man für sie postulieren muss, damit sie in der Weise miteinander sprachliche kommunizieren und koordiniert handeln können, wie wir es alltäglich beobachten können.

Als eine wesentliche Eigenschaft wird in der oksimo Theorie angenommen, dass das menschliche Gehirn im Körper des Menschen in der Lage ist, die vielfältigen sensorischen Signale aus der Umwelt und aus dem Körper (und ‚von sich selbst‘) zu neuronalen Strukturen zu organisieren, in denen wesentliche Eigenschaften der Umwelt, des Körpers und ‚des eigenen Operierens‘ stark vereinfacht repräsentiert werden können. Die Gesamtheit dieser Repräsentationen und Operationen werden als ‚Kognition‘ bezeichnet oder auch als ‚mentaler Raum‘ (kurz: das ‚Mentale‘). Diese Repräsentationen und Prozesse sind geschätzt zu 99% oder mehr ’nicht bewusst‘.

Zeichensysteme

Ein interessanter Teilaspekt des Mentalen sind interne Zeichensysteme, die in großer Flexibilität in große Teile des Mentalen (einschließlich der Zeichensysteme selbst) ‚abgebildet‘ werden können. Insofern die internen Zeichensysteme über externe Zeichensysteme (Laute, Schriftzeichen, Gesten, …) über komplexe Transformationen in der Umwelt als Umweltereignisse auftreten können, besteht hier eine rudimentäre Möglichkeit für Gehirne, ihre ‚inneren (mentalen) Zustände‘ mit anderen Gehirnen — nicht 1:1 — ‚auszutauschen‘.

Mentale Bilder

Die durch die Zeichensysteme abbildbaren internen mentalen Aspekte eines Gehirns können bei anderen Gehirnen Umrisse von Repräsentationen manifestieren, die Aspekte sowohl der gemeinsamen Umwelt wie auch Aspekte einer individuellen ‚Innenwelt‘ repräsentieren, die beschreibende Kraft entfalten können: sprachliche Kommunikation kann ‚mentale Bilder‚ transportieren, die ein wenig erkennen lassen, wie das sendende Gehirn seine Umwelt und sich selbst ‚repräsentiert‘ und darin die Dinge ’sieht‘.

Wirklichkeitsbezug

‚Mentale Bilder‘ können auf die ‚Empfänger-Gehirne‘ wie auch auf das ‚Sendende Gehirn selbst‘ Wirkungen entfalten, die die weiteren mentalen Operationen wie auch ein daraus resultierendes äußerliches Verhalten beeinflussen. Die durch sprachliche Kommunikation vermittelten ‚mentalen Bilder‘ kann man grob danach klassifizieren, ob sie mit den empirischen Umständen einer Umwelt ‚korrelieren‘ (das nennt man gewöhnlich ‚wahr sein‘) oder ’nicht korrelieren‘. ‚Nicht korrelieren‘ heißt per se nicht unbedingt ‚falsch sein‘. Bei nicht korrelierenden mentalen Bildern ist der Wirklichkeitsbezug zunächst nur ‚unbestimmt‘. Bei typischen ‚Voraussagen‘ gehört es ja zur ‚Rolle‘ der Kommunikation, ein Bild zu kommunizieren, von dem man sagt, dass dieses Bild unter bestimmten Bedingungen C mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit P eintreten kann. Würde ein bestimmtes empirisches Ereignis E eintreten, von dem alle Beteiligten sagen würden, dass es eine ‚Instanz des vorhergesagten Bildes B‘ ist, dann würde man dann sagen, dass sich die Voraussage von B durch E ‚erfüllt‘ hat, die Voraussage also als ‚wahr‘ unter diesen Bedingungen C bezeichnet würde. Würde ein solches Ereignis E nie eintreten, dann bliebe der empirische Bezug der Aussage B weiter unbestimmt.

Wollte man explizit eine ‚falsche Aussage‘ erzeugen, dann müssten jemand eine Aussage B äußern, deren Bedeutungsgehalt aus einem mentalen Bild E* besteht, das von allen Beteiligten in mehreren vorausgehenden Situationen anhand eines empirischen Sachverhalts E ‚validiert‘ worden ist. Wenn jetzt jemand die Aussage B mit dem validierten Bedeutungsgehalt E* macht, dann würden alle Beteiligten erwarten, dass in der gemeinsam geteilten Situation ein empirischer Sachverhalt E gegeben ist, der als ‚Instanz‘ die Aussage B ‚erfüllt‘. Wäre dies nicht der Fall, gäbe es also keinen empirischen Sachverhalt E, dann würden alle Beteiligten sagen, dass die Äußerung der Aussage B nicht zutrifft. Also: B wird behauptet und alle sind sich einig, dass B nicht zutrifft, also Nicht-B zutrifft.

Wie die alltägliche Praxis von sprachlicher Kommunikation zeigt, ist die Klassifikation einer sprachlichen Aussage als ‚falsch‘ alles andere als einfach, genauso wie der Aufweis der ‚empirischen Richtigkeit‘ einer Aussage sehr schnell sehr schwierig werden kann. Wir wandeln also alltäglich auf einem schmalen Grad von verstehbarer und akzeptierter ‚Wahrheit‘ bzw. ‚Falschheit‘

Mentaler Virus

Biologische wie auch Computer-Viren sind ja per se ’nicht Nichts‘; biologische Viren sind zellähnliche Gebilde, die sich an reale Zellen andocken können und die das Innere der anderen Zelle, ihr ‚genetisches Programm‘, so transformieren können, dass es nach der Transformation ein anderes Verhalten zeigt als vorher. Entsprechend beim Computer-Virus.

Insofern wir Menschen mittels sprachlicher Kommunikation ‚mentale Bilder‘ übermitteln können, die als solche eine Wirkung auf das empfangende Gehirn ausüben können, können solche übermittelten mentalen Bilder wie ‚mentale Viren‘ wirken: sie können dazu führen, dass das empfangende Gehirn seine bisherige mentale ‚Bilderwelt‘ durch Einbau der neuen empfangenen Bildern ‚umbaut‘. Fast kann man sagen, dass jedes ‚mentale Bild‘ ein ‚potentieller mentaler Virus‘ ist, der die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass das empfangende Gehirn seine bisherige Bilderwelt ‚verändert‘.

Ein Mensch, der bislang davon ausgegangen ist, dass eine bestimmte Impfung vor einem schweren Krankheitsverlauf mit Virus X schützen kann, kann durch ein mentales Bild seine Meinung dahingehend ändern, dass die Impfung nicht schützt oder gar schadet. Umgekehrt kann jemand, der bislang nicht an die Wirkung einer Impfung geglaubt hat, plötzlich die Voraussage eines möglichen Schutzes akzeptiert. Der lückenlose Aufweis der empirischen ‚Richtigkeit‘ des einen wie des anderen mentalen Bildes ist im Einzelfall nur sehr mühsam über viele verschiedene mentalen Bilder ‚erklärbar‘, die auf komplexe Weise aufeinander verweisen. Aber selbst wenn es überwältigend viele ’statistische Daten‘ zur ’schützenden Wirkung‘ eines Virus gibt, muss dies für den Anhänger des anderen mentalen Bildes nichts bedeuten: man kann immer Gründe finden, diese Daten in Frage zu stellen. In unserer komplexen stark arbeitsteiligen Welt sind wir fast immer darauf angewiesen, der Arbeit und den Ergebnissen zu vertrauen, die von anderen Menschen erbracht wurden. Wir können schlicht nicht alles selbst überprüfen, was uns betrifft. Wenn also jemand sein ‚Fundamentalvertrauen‘ in seine Umwelt auf Null stellt, dann kann es keine empirischen Ereignisse mehr geben, die das eigene mentale Bild in Frage stellen; umgekehrt ist es in allen komplexen Fällen aber auch nicht leicht möglich, sein eigenes mentales Bild als ‚wahr‘ zu erweisen, zu ‚verifizieren‘. [6a], [6b]

Kulturelles Locked-In Syndrom [4]

Wenn einzelne Mitglieder einer Gesellschaft in die Situation kommen, dass ihr Fundamentalvertrauen in ihre Umwelt gegen Null geht, dann ist dies sehr schnell sehr gefährlich, lebensbedrohlich, und mit dem betreffenden Menschen kann alles passieren: Verzweiflung, Depression, Wahnvorstellungen, Hass, Selbstmord oder Attentate auf andere.

Wenn der Prozentsatz von Menschen in einer Gesellschaft zunimmt, bei denen das Fundamentalvertrauen gegen Null geht, dann kann eine ganze Gesellschaft zunehmend gestört werden. Selbst normale Abläufe im Alltag können dann in Stottern geraten und können damit das elementare Miteinander real gefährden.

Eigentlich repräsentieren das menschliche Gehirn und die sprachliche Kommunikation die größte Errungenschaft, die die biologische Evolution in den letzten ca. 3.5 Milliarden Jahren ermöglicht hat; wenn aber das wechselseitige Fundamentalvertrauen fehlt, dann läuft dieser Mechanismus ins Leere; dann schließt sich jeder in seine eigene Welt mentaler Bilder ein, fühlt sich darin großartig, aber alle wichtigen Kooperationen, die zum Erhalt und zum Fortbestand oder gar zur Weiterentwicklung menschlicher Gesellschaften notwendig sind, finden einfach nicht mehr statt: jeder ‚für sich‘ ist der Größte, aber alle zusammen tendieren gegen Null.[7]

Dies ist auch ein Hinweis auf die allem Leben (und letztlich aller Materie) eingebaute ‚Freiheit‘: wir können immer das eine tun, wir haben aber die Freiheit, es auch nicht zu tun, und sei es noch so unsinnig. Und da die Abstimmung zwischen Menschen durch mehr kommunikativ vermittelte Kooperationen mehr Anstrengung verlangt, als einfach alles in Frage zu stellen, ist die Wahrscheinlichkeit eines gemeinsamen konstruktiven Prozesses immer geringer als die Wahrscheinlichkeit, zu gemeinsamem konstruktiven Verhalten zu finden.[8]

(LIBERALE) DEMOKRATIE

Das, was bislang vielleicht so abstrakt klingt, hat unmittelbare quantifizierbare empirische Auswirkungen. Wie das schwedische V-dem Forschungsinstitut berichtet (vgl. [5a] – [5e]), gab es 2010 noch 32 Staaten von 208, auf die ihre Definition von ‚liberaler Demokratie‘ zutraf. 2020 waren es nur noch 16. Dies bedeutet, der Anteil liberaler Demokratien, der im Jahr 2010 noch mit 15,4% beziffert wird, halbierte sich innerhalb von 10 Jahren auf 7.7%. Auch wenn diese Zahlen sehr grob und die beteiligten Prozesse äußerst komplex sind, ist die Tatsache, dass 2020 nur 7.7% der Staaten als liberale Demokratien klassifiziert werden können, letztlich ein empirischer Indikator, wenn auch grob. Die Wahrscheinlichkeit, dass einer von 208 Staaten eine liberale Demokratie ist, liegt im Jahr 2020 bei diesen Zahlen bei 16/208 = 0.0769 (im Gegensatz zu 0.15 im Jahr 2010).[11]

Dieser dramatische Rückgang um 50% innerhalb von nur 10 Jahren lässt aufmerken. Es wäre interessant zu schauen, welche empirische Indikatoren aus den V-dem Erfassungsdaten sich wie geändert haben, dass es zu dieser Verschlechterung gekommen ist. Noch besser, man könnte herausfinden, welches die ‚wichtigsten‘ Faktoren sind, die zu solch einer Verschlechterung beigetragen haben.

Vor diesem Hintergrund ist es sehr erstaunlich, dass in den Staaten, die noch als liberale Demokratien gelten, der Diskurs zu den Notwendigkeiten einer ’nachhaltigen Demokratie‘ nirgendwo ernsthaft etabliert ist. Im Rahmen von Bildung und Forschung ernsthaft über Demokratie zu diskutieren und dazu experimentell zu arbeiten, gilt tendenziell eher als ‚uncool’…

OKSIMO und MENTALE VIREN

Angenommen, die soeben skizzierten Thesen stimmen, dann stellt sich die Frage, ob und wie der Einsatz der oksimo Software mit ihrem spezifischen oksimo Handlungsraum dazu beitragen könnte, (i) bestehende Grenzen zwischen verschiedenen Bilderwelten zu verflüssigen und/ oder (ii) die Entwicklung von solchen gemeinsamen Bilderwelten zu begünstigen, deren Wirklichkeitsbezug ‚größer‘ ist.

Da der wesentliche Grund für die Entstehung und Existenz unterschiedlicher Bilderwelten darin besteht, dass es keinen absoluten Bezugspunkt gibt, der automatisch (und freiwillig) von allen Menschen akzeptiert wird, liegt der entscheidende Gestaltungsfaktor für das Zustandekommen einer Bilderwelt im einzelnen Akteur. Sachverhaltswissen ist das eine; emotionale Konnotationen das andere. Diese 2-Faktoren Struktur kann sich dahingehend auswirken, dass bestimmte emotionale ‚Voreinstellungen/ Interessen/ Traumata/ … den Umgang mit mentalen Bildern in einer Weise beeinflussen, dass zwischen verschiedenen Menschen in der gleichen Situation völlig unterschiedliche Verhaltensweisen zustande kommen können. Will man also die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass eine Gruppe von — idealerweise zufällig zusammengewürfelten — Menschen zur Entwicklung einer gemeinsamen Bilderwelt kommt, dann müssen alle Bilder ‚auf den Tisch‘ kommen können, die die einzelnen Beteiligten für wichtig finden (Ausgangslage). Die Gruppe muss sich auch auf eine Zielformulierung einigen können: welche Zielzustände möchte man anzielen. Auch hier müssen prinzipiell alle Ziele erlaubt sein. Und dann benötigt man einen Prozess, der versucht, die Zielzustände anzunähern durch Angabe konkreter Maßnahmen, durch die dies geschehen. Auch hier sind alle Maßnahmen erlaubt. Über Simulationen, gemeinsames Spielen und weiterer Optionen von oksimo kann man diese Bilderwelt weiter ‚von verschiedenen Seiten anschauen‘.

Dieses Verfahren beruht auf einer radikalen Akzeptanz aller Sichten, die es möglich macht, die Vielheit und Unterschiede überhaupt erst mal sichtbar zu machen, die zwischen Menschen besteht. Ferner wird das Maximum an Wissen sichtbar, über das die beteiligten Akteure verfügen. Diese Unterschiede gründen in den unterschiedlichen individuellen Lerngeschichten, innerhalb deren unterschiedliche Emotionen eine selektive Rolle gespielt haben und dann auch in der aktuellen Situation spielen. Durch die Sichtbarmachung des verfügbaren Wissens werden indirekt auch alle aktiven Emotionen in Gestalt von Präferenzen sichtbar. Durch die unmittelbare soziale Nähe der Beteiligten besteht eine gewisse Chance, sich über die Unterschiede und Präferenzen auszutauschen. [9]

Diese methodische Situation eines oksimo Prozesses wirkt auf den ersten Blick vielleicht ’schwach‘, aber die Wellen an Aufregungen, Missverständnissen oder gar dann Hass, die durch ein de-personalisiertes Netz jeden Tag rollen, zeigt, dass die Entkopplung von Bilderwelten und sozialer Beziehung insgesamt ungut ist. Soziale Nahbereiche bleiben die Wurzeln unseres sozialen Zusammenlebens.

Die oksimo Handlungsräume sind sicher kein Allheilmittel, aber sie eröffnen durch ihre radikale Transparenz, durch ihre Differenziertheit bzgl. Prozesse und Wechselwirkungen und durch ihre potentiell größere soziale Nähe ein klein wenig mehr die Möglichkeit, Keimzellen für liberal demokratische Verhaltensweisen zu werden.[10]

ANMERKUNGEN

[1] Wort ‚Meme‘ in Wikidpeia DE: https://de.wikipedia.org/wiki/Meme_(Kulturph%C3%A4nomen)

[2a] Richard Dawkins in Wikipedia EN: https://en.wikipedia.org/wiki/Richard_Dawkins. Führte in seinem Buch (1976) ‚The Selfish Gene‘ u.a. den Begriff ‚Meme‘ ein.

[2b] Dawkins, Richard (1976). The Selfish Gene (2nd ed.). United Kingdom: Oxford University Press. ISBN978-0-19-286092-7. /* Eine einführende Diskussion des Buches findet sich hier: Wkipedia EN: https://en.wikipedia.org/wiki/The_Selfish_Gene

[3] Von einer ‚oksimo Theorie‘ im strengen wissenschaftsphilosophischen Sinne zu sprechen, ist aktuell vielleicht noch nicht ganz korrekt, da die vielen Beiträge in den einschlägigen Blogs uffmm.org sowie oksimo.org zwar einen harten Kern von Konzepten erkennen lassen, aber diese sind noch nicht in eine völlig ausgearbeitete Theorie integriert. Die Prozesse laufen aber und das Ergebnis ist im Prinzip schon absehbar.

[4] Der Begriff ‚locked-in syndrom‘ ist primär ein medizinischer Begriff (siehe: Wikidepia EN: https://en.wikipedia.org/wiki/Locked-in_syndrome), der die Abgeschlossenheit des Gehirns von wichtigen Kommunikationskanälen meint. Im Text wird locked-in leicht anders interpretiert, hier als die ‚Abgeschlossenheit des Mentalen eines Individuums‘ von den gesellschaftlich akzeptierten Verfahren einer Wahrheitsfeststellung.

[5a] V-dem Webseite: https://www.v-dem.net/en/

[5b] Berichtsseite: https://www.v-dem.net/en/publications/democracy-reports/

[5c] Interaktive grafische Seiten: https://www.v-dem.net/en/online-graphing/

[5d] Beispiel ‚Egalitarina Democracy‘: https://www.v-dem.net/en/news/egalitarian-democracy/

[5e] Video von einer Konferenz zum Thema ‚Egalitarian Democracy‘: https://www.youtube.com/watch?v=ARBBiMgJT7A

[6a] Ein anschauliches Beispiel zu diesem ‚Balanceakt‘ zwischen ‚Aussage als wahr akzeptieren‘ und ‚Aussage als falsch qualifizieren‘ mit Blick auf die ‚Umstände einer Äußerung‘ ist der Artikel „Mitglieder der „Pathologie-Konferenz“ verbreiten unbelegte Behauptungen über Covid-19-Impfungen und Todesfälle“ vom Recherchenetzwerk correctiv.org (siehe: https://correctiv.org/faktencheck/2021/09/25/mitglieder-der-pathologiekonferenz-verbreiten-unbelegte-behauptungen-ueber-covid-19-impfungen-und-todesfaelle/ ) ein gutes Beispiel. Über ein Video verbreiten zwei Personen ein bestimmtes Bild zur Verunreinigung und zur schädlichen Wirkung von Corona-Impfungen am Beispiel der Obduktion von Organen von 10 toten Menschen. Soll man dies glauben? Im Artikel des Recherchenetzwerks correctiv wird die Glaubwürdigkeit dieses Videos auf vielfache Weise in Frage gestellt. Soll man jetzt der Argumentation des Artikels glauben? Es wäre interessant, einen empirischen Test zu machen und n Personen zu fragen, die das Video überzeugend finden, ob sie nach Lesen des Artikels von correctiv ihre Meinung ändern würden. Eine Arbeitshypothese wäre die, dass von 100 Personen, die sich vom Video überzeugen lassen, vielleicht 7-10 ihre Meinung nach Lesen des Artikels ändern würden. Dies wäre ein empirisches Indiz dafür, wie stark die Kohäsionskraft (das Beharrungsvermögen) einer bestehende eigenen Meinung ist.

[6b] Ein weiteres Beispiel ist die Existenz und die Resonanz des ‚Corona-Ausschusses‘ (siehe Bericht im Berliner Tagesspiegel vom 2.Oktober 2021: https://www.tagesspiegel.de/themen/reportage/luegen-und-hetze-im-berliner-corona-ausschuss-im-impfstoff-ist-so-etwas-wie-lebendige-kraken/27670234.html ). Für die einen — wie z.B. auch für den Autor dieses Textes — sind die Inhalte des Corona-Ausschusses weitgehend absurd; für andere ist es die angemessene Sicht ihrer Welt. Während man nun versuchen kann, die einzelnen ‚Fakten‘ im einzelnen mit überprüfbaren Realitäten zu begründen oder zu belegen, ist der philosophisch interessante Aspekt genau der, warum es überhaupt zu solch entgegen gesetzten Positionen im Denken von Menschen kommen kann? Die Wurzel dieser Verschiedenheit liegt dort, wo das, was die eine Gruppe als ‚Fakten‘ anerkennt, von der anderen Gruppe bestritten wird, und umgekehrt. Es geht also gar nicht in erster Linie um ‚Fakten‘, sondern es geht um ‚Meinungen‘, die in den Gehirnen der Beteiligten ‚aktiv‘ sind, von denen sie nicht abrücken wollen, egal, welche Fakten aufweisbar sind. … genau das Thema dieses Posts.

[7] Die Reduzierung des Fundamentalvertrauens in ‚die Gesellschaft‘ schließt nicht aus, dass jemand konkrete Personen in seinem Umfeld kennt, denen er/sie trotzdem vertraut, sofern sie ähnliche Einschätzungen haben wie man selbst. Sofern es viele einzelne oder kleine Gruppen gibt, die ‚gemeinsame Bilder teilen‘, kann das Nullvertrauen in die ganze Gesellschaft sich über dieses ‚partielle Vertrauen‘ in eine Gruppierung ‚der Bilderwelt X‘ (z.B. ‚gegen Corona Impfung‘, ‚gegen Masken‘, …) dennoch numerisch verstärken.

[8] Unter Berücksichtigung von [7] kann diese alternative Bilderwelt zu einer ‚gesellschaftlichen Mehrheit‘ anwachsen. Diese ’numerische Mehrheit‘ zeigt sich aber im Umgang mit den Bildern von der Welt — folgt als Arbeitshypothese aus der Theorie — wesentlich rigider und dogmatischer als die ursprüngliche Gesellschaft einer angenommenen liberalen Demokratie.

[9] Offene Frage: in welchem Umfang und wie kann man eine ‚minimale Vertrauensatmosphäre‘ ermöglichen, dass Unterschiede überhaupt erst mal ‚ertragen‘ werden?

[10] Ein interessanter Aspekt des ganzen Themas ist auch, dass eine Vielfalt, die wechselseitig um eine ‚Deutungshoheit‘ ringt, tatsächlich nur in demokratischen Gesellschaften existieren kann, die hinreichend liberal sind. In allen anderen Staaten (man probiere dies mal in Ländern wie Russland, China, Türkei, Iran, Afghanistan, …) mit unterschiedlich starken autoritären und nicht-liberalen Strukturen werden abweichende Meinung sofort massiv sanktioniert. Aber selbst demokratische Gesellschaften können in ‚Stresssituationen‘ kommen, wenn bestimmte Meinungen ein Gefährdungspotential für andere sehen, die Träger der anderen Meinungen dieses Gefährdungspotential aber abstreiten. Ein kaum sauber auflösbarer Konflikt. Es geht hier primär nicht mehr um ‚Wissen‘, sondern um ‚Glauben‘. Viele Jahrtausende haben gezeigt, wie aus ‚Glauben‘ tödliche und blutige Kriege folgen konnten, denn ‚Glauben‘ definiert einen ‚Wahrheitsanspruch‘, der sich nicht für alle transparent klären lässt. Seit ca. 500 Jahren wurde entdeckt, wie man ‚überprüfbares Wissen‘ ‚gewinnen‘ kann; man nennt dies ‚Wissenschaft‘. Aber, was nützt es, unter großem gesellschaftlichen Aufwand, Wissenschaft zu betreiben, wenn eine wachsende Gruppe von Bürgern weder versteht, wie Wissenschaft funktioniert, noch bereit ist, Wissenschaftlern zu glauben? Dann bleibt nur noch ‚Glauben‘, der mit ‚beliebigen Fakten‘ agiert. …. aber selbst dafür gibt es in den heutigen Demokratien die ‚Religionsfreiheit‘: man darf Beliebiges glauben (auch wissenschaftlichen ‚Unsinn‘); die Demokratie schützt dies. Ist dies schlecht? Im Lichte der Evolution des Lebens auf dem Planet Erde muss man konstatieren: in einer Gegenwart vor dem homo sapiens war es niemals möglich, zweifelsfrei zu erkennen, welche der aktuellen Lebensformen mit Blick auf eine nachhaltige Zukunft tatsächlich überleben würden. Frage: haben wir heute als Homo-Sapiens Lebensform bessere Möglichkeiten, das ‚Wichtige‘ vom ‚Unwichtigen‘ zu unterscheiden?

[11] In einem email-Gedankenaustausch mit Mirko de Paoli ging es um die Frage, wie man diesen ‚Mehraufwand‘ für Demokratien verstehen soll. Der Gedanke, der dem Text im Blog zugrunde liegt, ist der, dass (i) das bloße Wiederholen einer bestehenden Meinung ‚einfacher‘ ist als (ii) die gemeinsame Erarbeitung einer Meinung von ihren ‚Bestandteilen‘ her. Variante (ii) erfordert viel kommunikativen Aufwand, Zeit, emotionale Energie, und möglicherweise mehr. ‚Intuitiv‘ erscheint diese Überlegung richtig. Wie aber kann man sie empirische überprüfen, d.h. mit einem empirischen Messvorgang verknüpfen? Nimmt man die Ergebnisse des V-dem Instituts (siehe [5a]) ernst, dann wirken diese Ergebnisse in Zahlen sehr abstrakt, aber es sind Zahlen: 2010 noch 32 Länder als ‚liberale Demokratien‘; 2020 nur noch 16. Ein Rückgang von 32 auf 16 in nur 10 Jahren. Den Anteil von ca. 7.7% liberale Demokratien kann man versuchsweise auch für eine Wahrscheinlichkeitsüberlegung benutzen, dass von 208 Staaten im Jahr 2020 liberal demokratische Staaten nur mit einer Wahrscheinlichkeit von ca. 0.07 vorkommen und nicht-liberale Demokratien mit einer Wahrscheinlichkeit von ca. 0.92. Das Verhältnis beider Wahrscheinlichkeiten zueinander ist 12:1. Dies kann man so interpretieren (Arbeitshypothese), dass 12x mehr Aufwand notwendig ist, eine liberale Demokratie zu realisieren als eine nicht-liberale Demokratie. Dies führt dann sofort zu der Frage, ob man empirisch verifizierbare Faktoren identifizieren kann, deren Vorhandensein und deren Beschaffenheit für eine liberale Demokratie wichtig sind. Hinweise dazu finden sich in der langen Liste an Eigenschaften, die die ca. 3500 Experten des V-dem Instituts in den Ländern des Planeten Erde seit Jahren ‚beobachten‘. Interessant wäre es dann, zu klären, in welchem Sinne diese Faktoren für eine funktionierende liberale Demokratie wichtig sind; vermutlich sind sie ‚unterschiedlich wichtig‘, d.h. sie sollten in der Gesamtbetrachtung eine unterschiedliche ‚Gewichtung‘ bekommen. Ein solcher Faktor ist das Bildungssystem: wie wichtig ist es? Auf welche Eigenschaften eines Bildungssystems kommt es an? Die aktuell nahezu ’sinnentleerte‘ Diskussion zur notwendigen Digitalisierung der Schulen in Deutschland zeigt, dass wir mit einer Klärung der Rolle von Bildung noch nicht allzu weit voran gekommen sind.

MEDIA

Nachgereicht: 14.Okt.2021: Ein einfacher Soundtrack, dessen Text versucht, die Grundidee des Artikels — siehe auch Anmerkung [11] — in einfache Worte zu fassen. (Aufnahmemethode: RUM := Radically Unplugged Music)

Letztlich geht es um die Frage, ob und wie oksimo das Funktionieren einer Demokratie unterstützen kann.

Ein älterer Versuch, mehr abstrakt:

One World – Many Pictures – Turn them into a Symphony

OKSIMO und THEORIEBILDUNG – Übersicht

OKSIMO – UNIVERSELLE PROZESS PLANUNG
Veröffentlicht: 8.Sept. 2021 – 8.Sept. 2021
Email: info@oksimo.org

KONTEXT

Dieser Text ist Teil des oksimo.org Blogs. Die folgenden Beiträge behandeln in losere Folge Beispiele von Theoriebildungen auf klassische Weise, mittels oksimo, und — in manchen Fällen — noch auf andere Weise, z.B. auf graphische Weise.

ÜBERSICHT

  1. OKSIMO und THEORIEBILDUNG – Einführung (Letzte Änderung: 8.Sept.2021)

OKSIMO PARADIGMA und DEMOKRATIE – Das V-dem Forschungsinstitut für Demokratie

UNIVERSELLE PROZESSPLANUNG
28.Aug 2021 – 6.Januar 2022

URL: oksimo.org
Email: info@oksimo.org

Autor: Gerd Doeben-Henisch (gerd@oksimo.org)

KONTEXT

Dieser Text ist Teil des Themenknotens DEMOKRATIE innerhalb des BEGRIFFLICHEN RAHMENS ZUM OKSIMO PARADIGMA innerhalb des oksimo.org Blogs.

Das V-dem Forschungsinstitut zur Demokratie

Das V-Dem Institut [1] ist ein unabhängiges Forschungsinstitut verortet in der Fakultät für Politische Wissenschaften der Universität von Göteborg (Schweden). Das Institut sammelt weltweit für jedes Land Daten zur Charakterisierung des Landes hinsichtlich seines Grades an Demokratie. Die Kriterien zur Charakterisierung sind sehr vielfältig. Neben einem jährlichen Bericht [2] kann man über interaktive grafische Webseiten auf diese Daten zugreifen.

BEISPIEL

Hier ein Beispiel zum Thema ‚Egalitarian Democracy‘ (‚egalitäre Demokratie‘):

Egalitarian Democracy [4]

By Milene Meneghetti Bruhn June 15, 2021 Weekly Graphs

This animation tracks the evolution of the egalitarian democracy index over the past 120 years. The index ranges from 0 (low) in blue to 1 (high) in yellow. Egalitarian democracy is founded on the principle that inequalities inhibit the full exercise of one’s formal rights and liberties and limit the political participation of citizens of varied social groups. Egalitarian democracy has three preconditions. First, the protection of rights and freedoms of individuals has to be equal across all social groups; second, resources must be distributed equally across all social groups; and third, groups and individuals must enjoy equal access to power. To measure egalitarian democracy, the index also considers the level of electoral democracy, which relies on political and civil freedoms, comprehensive and clean elections, and independent media. 

The animated map shows that most countries lacked egalitarianism during the first half of the 20th century. Although Canada, Australia, and Sweden, for instance, were already slightly egalitarian during this period, most of the world’s countries were unequal. Large changes occurred at the end of World War II, when the countries of Western Europe, including Germany and France, as well as the US, pursued policies that achieved higher equality. In the subsequent years, Japan and the US also moved toward a more equal societal and economic distribution. Until the 1980s, the only nations with high levels of egalitarian democracy were those in the global north. But countries of the global south, such as Venezuela and India, scored higher on this index in the following decades.  From the end of the millennium onward, multiple southern countries made movements towards more egalitarian democratic systems. Latin America largely re-democratized in the 1980s, after a period of authoritarianism, and much of Africa and Southeast Asia followed in the 1990s. In the past decade, however, multiple democracies have adopted less egalitarian models. These shifts seem to be a product of the rise of populist and rightist governments in populous countries such as the US, Brazil, and India. Not only do these governments show decreasing commitment to electoral democracy, but as the figure shows, these new leaders also violate egalitarian principles.

Interaktiver Graph

Egalitäre Demokratien weltweit 2020 (von V-dem)
Egalitäre Demokratien weltweit 2020 (von V-dem)

Mit einem Video von einer Konferenz [5]

Alternative Sicht

Eine alternative Sicht bietet statista, die sich als Quelle auf die Economist Intelligence Unit beziehen. Aus dieser Verschiedenheit kann man entnehmen, dass die Zuordnung von Kategorien im Detail sehr schwierig ist und zwangsläufig viele Ungenauigkeiten enthält. Dies resultiert einerseits aus der Komplexität des zu beschreibenden Gegenstandes und zum anderen aus der Begrenztheit der menschlichen Beobachter. Ein grundsätzlicher Trend ist aber offensichtlich: Abnahme von demokratischen Strukturen. Wichtig wäre hier, genau zu verstehen, warum dies so ist.

Infografik: Der Stand der Demokratie | Statista Mehr Infografiken finden Sie bei Statista