Theorie-Erarbeitung

EINFÜHRUNG VON BÜRGERWISSENSCHAFT 2.0

Der Blog oksimo.org bietet einen gedanklichen Kontext, um die Idee einer ‚Universellen Prozess-Planung (UPP)‘ mit Hilfe der Software ‚oksimo reloaded (oksimoR)‘ zu beschreiben.

Der Begriff ‚Prozess‘ als solcher ist aber zu allgemein, um damit konkret arbeiten zu können.

In der ‚realen Welt‘ findet man daher nicht irgendwie ‚unspezifische Prozesse‘ sondern ‚konkrete Prozesse‘, bei denen eine Gruppe von Akteuren versucht, gemeinsam ein ‚Ziel‘ real umzusetzen.

Beispiele für solche konkreten Prozesse sind z.B. Prozesse des Systems Engineerings, der Software-Entwicklung, des Häuserbaus, und vieles mehr.

Ein neuer Typ von Prozess wird durch die Einführung des Konzepts einer ’nachhaltigen empirischen Theorie (NET)‘ ermöglicht. Klassische Empirische Theorien als solche sind ’statische Beschreibungen‘ von empirischen Sachverhalten mit einem begrenzten Umfang von möglichen Änderungen. Nachhaltige Empirische Theorien beziehen die ‚Theoriemacher‘ in den Prozess ein, und sie beinhalten darüber hinaus sowohl die Entwicklung der Theorie wie auch ihre Überprüfung. Nachhaltige Empirische Theorien kann man dadurch auch als eine neue Form des ‚Engineering‘ verstehen: es wird nicht nur etwas statisch beschrieben, sondern es wird der ‚Prozess einer Theorieentwicklung‘ gestartet, und dieser Prozess ist ‚open end‘: die Theorie kann sich kontinuierlich mit den Akteuren und einer sich verändernden Umwelt weiter entwickeln.

Eine weitere Besonderheit von nachhaltigen empirischen Theorien besteht darin, dass davon ausgegangen wird, dass ‚jeder Bürger‘ ein ’natürlicher Experte‘ ist und von daher grundsätzlich bei der Entwicklung einer nachhaltigen Theorie mitwirken kann. Ferner gehört es zur nachhaltigen Theorien, dass sie grundsätzlich nur die Alltagssprache voraussetzen, die allerdings — nach Bedarf — durch spezielle Sprachen erweitert werden kann.

Ein Prozess, bei dem eine nachhaltige empirische Theorie so benutzt wird, dass tatsächlich jeder Bürger als ’natürlicher Experte‘ mitwirken kann, und dies nur unter Benutzung der Alltagssprache, wird hier ‚Bürgerwissenschaft 2.0‘ genannt.

Ein Prozess im Format einer Bürgerwissenschaft 2.0 kann sich beliebigen Problemstellungen zuwenden, z.B. dem Problem ‚Wie viel Wasser gibt es?‘.

Fragt sich: wie muss man sich solch einen Prozess konkret vorstellen?

BÜRGERWISSENSCHAFT 2.0 als PROZESS

Es kann eine beliebig große Anzahl von Bürgern sein (auch ein ’normaler Wissenschaftler‘ ist ein Bürger!), die versuchen, sich den vielen Informationen auseinander zu setzen, die täglich auf sie einprasseln.

Der erste Schritt in Richtung der Bildung einer möglichen ’nachhaltigen empirischen Theorie‘ ist das Identifizieren eines möglichen ‚Problems‘, auf das man reagieren sollte, da es das Leben beeinträchtigen oder ernsthaft gefährden kann.

Sobald dies geschehen ist, kann man anfangen, im Strom der Informationen bewusster nach jenen ‚Fakten‘ zu suchen, die besonders ‚relevant‘ für das Problem erscheinen. Diese Fakten müssen dann eingehend daraufhin untersucht werden, ob und wieweit diese Fakten überprüfbar sind.

Aus der Menge der ‚vorsortierten‘ Fakten kann man dann eine erste ‚Ausgangslage‘ erstellen, sozusagen eine ‚IST-Situation‘, von der alle ausgehen wollen.

Hat man im Lichte einer Problemstellung eine erste IST-Situation formuliert, dann sollte man sich die Frage stellen, ob sich ein ‚Ziel‘ formulieren lässt, in dem das erkannte Problem zumindest ‚weniger‘ — oder noch besser ‚gar nicht‘ mehr — vorkommt. Ohne solch eine Zielformulierung kann man nichts tun, wie große auch immer das Problem erscheinen mag.

Liegt eine erste Beschreibung der IST-Situation und eines möglichen Zieles vor, dann muss man sich der Frage stellen, durch welche Maßnahmen man die jeweilige IST-Situation so verändern kann, dass aus dieser IST-Situation Schritt für Schritt die Ziel-Situation entsteht. Eine Maßnahme besteht darin, dass man die Beschreibung der jeweiligen IST-Situation auf dreifache Weise ändern kann: (i) Man erweitert die Beschreibung durch eine neue Aussage; (ii) Man löscht eine bisherige Aussage; (iii) man verändert eine Zahlenangabe.

Jede Änderung der Beschreibung der Situation bedeutet, dass man entsprechende reale Aktionen vornehmen muss, damit diese Beschreibung möglich wird.

Das ‚Testen‘ der angezielten Maßnahmen geschieht dadurch, dass man die Maßnahmen — soweit möglich — auf die jeweilige IST-Situation S anwendet, daraus eine veränderte IST-Situation S‘ bekommt, und man mit diesen Anwendungen so lange fortfährt, bis die erreichte neue IST-Situation dem angezielten Ziel-Zustand — teilweise oder ganz — entspricht.

In einer Reflexion auf den ganzen Prozess — die man jederzeit vornehmen kann — kann man diskutieren, ob der Prozess ‚überzeugend‘ ist oder Fragen offen lässt. Zugleich kann man schauen, welcher Aufwand (Zeit, Kosten, Arbeit, Material, …) notwendig ist, um das Ziel — teilweise oder ganz — zu erreichen.

Je nachdem, wie das Ergebnis der Reflexion ausfällt, kann man den ganzen Prozess gezielt ändern (Modifizieren), um das Ergebnis zu verbessern.

Für Spezialisten von Theorien (z.B. Wissenschaftsphilosophen) sei angemerkt, dass das Konzept einer Bürgerwissenschaft 2.0 allen harten Anforderungen einer überprüfbaren empirischen Theoriebildung genügt.


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COMMON SCIENCE as Sustainable Applied Empirical Theory, besides ENGINEERING, in a SOCIETY

Für alle, die noch mehr theoretische Begründungen für das Konzept der Bürgerwissenschaft 2.0 haben wollen, und auch für einen neuen Typ von Software, die können sich an diesen Text wagen. Zum aktuellen Zeitpunkt — 15.Juli 2022 — ist der Artikel noch nicht vollendet (umfasst aber schon 40 Seiten!).

Theorie – Software – Anwendungsformate