OKSIMO PARADIGMA und DEMOKRATIE – Das V-dem Forschungsinstitut für Demokratie

UNIVERSELLE PROZESSPLANUNG
28.Aug 2021 – 6.Januar 2022

URL: oksimo.org
Email: info@oksimo.org

Autor: Gerd Doeben-Henisch (gerd@oksimo.org)

KONTEXT

Dieser Text ist Teil des Themenknotens DEMOKRATIE innerhalb des BEGRIFFLICHEN RAHMENS ZUM OKSIMO PARADIGMA innerhalb des oksimo.org Blogs.

Das V-dem Forschungsinstitut zur Demokratie

Das V-Dem Institut [1] ist ein unabhängiges Forschungsinstitut verortet in der Fakultät für Politische Wissenschaften der Universität von Göteborg (Schweden). Das Institut sammelt weltweit für jedes Land Daten zur Charakterisierung des Landes hinsichtlich seines Grades an Demokratie. Die Kriterien zur Charakterisierung sind sehr vielfältig. Neben einem jährlichen Bericht [2] kann man über interaktive grafische Webseiten auf diese Daten zugreifen.

BEISPIEL

Hier ein Beispiel zum Thema ‚Egalitarian Democracy‘ (‚egalitäre Demokratie‘):

Egalitarian Democracy [4]

By Milene Meneghetti Bruhn June 15, 2021 Weekly Graphs

This animation tracks the evolution of the egalitarian democracy index over the past 120 years. The index ranges from 0 (low) in blue to 1 (high) in yellow. Egalitarian democracy is founded on the principle that inequalities inhibit the full exercise of one’s formal rights and liberties and limit the political participation of citizens of varied social groups. Egalitarian democracy has three preconditions. First, the protection of rights and freedoms of individuals has to be equal across all social groups; second, resources must be distributed equally across all social groups; and third, groups and individuals must enjoy equal access to power. To measure egalitarian democracy, the index also considers the level of electoral democracy, which relies on political and civil freedoms, comprehensive and clean elections, and independent media. 

The animated map shows that most countries lacked egalitarianism during the first half of the 20th century. Although Canada, Australia, and Sweden, for instance, were already slightly egalitarian during this period, most of the world’s countries were unequal. Large changes occurred at the end of World War II, when the countries of Western Europe, including Germany and France, as well as the US, pursued policies that achieved higher equality. In the subsequent years, Japan and the US also moved toward a more equal societal and economic distribution. Until the 1980s, the only nations with high levels of egalitarian democracy were those in the global north. But countries of the global south, such as Venezuela and India, scored higher on this index in the following decades.  From the end of the millennium onward, multiple southern countries made movements towards more egalitarian democratic systems. Latin America largely re-democratized in the 1980s, after a period of authoritarianism, and much of Africa and Southeast Asia followed in the 1990s. In the past decade, however, multiple democracies have adopted less egalitarian models. These shifts seem to be a product of the rise of populist and rightist governments in populous countries such as the US, Brazil, and India. Not only do these governments show decreasing commitment to electoral democracy, but as the figure shows, these new leaders also violate egalitarian principles.

Interaktiver Graph

Egalitäre Demokratien weltweit 2020 (von V-dem)
Egalitäre Demokratien weltweit 2020 (von V-dem)

Mit einem Video von einer Konferenz [5]

Alternative Sicht

Eine alternative Sicht bietet statista, die sich als Quelle auf die Economist Intelligence Unit beziehen. Aus dieser Verschiedenheit kann man entnehmen, dass die Zuordnung von Kategorien im Detail sehr schwierig ist und zwangsläufig viele Ungenauigkeiten enthält. Dies resultiert einerseits aus der Komplexität des zu beschreibenden Gegenstandes und zum anderen aus der Begrenztheit der menschlichen Beobachter. Ein grundsätzlicher Trend ist aber offensichtlich: Abnahme von demokratischen Strukturen. Wichtig wäre hier, genau zu verstehen, warum dies so ist.

Infografik: Der Stand der Demokratie | Statista Mehr Infografiken finden Sie bei Statista

TEMPORÄRE VERDICHTUNG VON ZIELORIENTIERTER DIVERSER GEMEINSAMKEIT

UNIVERSELLE PROZESSPLANUNG
24.Aug 2021 – 25.Aug 2021
URL: oksimo.org
Email: info@oksimo.org

Gerd Doeben-Henisch (gerd@oksimo.org)

KONTEXT

Dieser Text ist Teil des Themas OKSIMO WELTMODELL im oksimo.org Blog.

TEMPORÄRE VERDICHTUNG VON ZIELORIENTIERTER DIVERSER GEMEINSAMKEIT

Zusammenfassung

In diesem Beitrag wird zunächst der gesellschaftliche Anwendungskontext von oksimo umrissen. Dann folgt eine Charakterisierung des möglichen Outputs eines oksimo Kommunikationsprozesses: letztlich generiert ein oksimo Kommunikationsprozess ‚by design‘ eine empirische Theorie, die man simulieren (=testen), spielen und evaluieren kann. Durch die freie Wahl an Zielen, Abstraktionen und Konkretheiten bietet sich ein oksimo Kommunikationsprozess als ideales Werkzeug für eine experimentelle Zukunftsgestaltung an.

Vorbemerkung

Da das oksimo Projekt recht komplex ist, wundert es nicht, dass trotz all der schon geschriebenen Texte und der vielen Bilder und Videos immer wieder noch Fragen aufkommen, was denn oksimo genau ist. Bei der Vielzahl von Perspektiven kann es nicht nur eine Antwort geben, deswegen sei hier eine neue Antwort hinzugefügt, deren Gedanken sich unterschiedlichen Gesprächen verdanken.[1]

Forschungsprozesse/ Planungsprozesse

Typische Grundelemente von Planungsprozessen sind im Bild 1 angedeutet: ausgehend von einem Problem muss ein mögliches Ziel ermittelt werden, und dann muss ein Weg gefunden werden, auf dem es innerhalb gesetzter Eckwerte möglich ist, das Ziel real einzulösen.

BILD 1: Grundelemente eines Planungsprozesses

Ist die Bestimmung eines Zieles zu einer gegebenen Ausgangslage bzw. eines Weges eher Neuland, hat der ganze Prozess eher den Charakter von Forschung. Existieren schon praktisch verwertbare Erkenntnisse, hat das Ganze eher den Charakter eines normalen Planungsprozesses.

Ein eingeschränkte Blick nur auf den Planungsprozess kann dazu führen, dass man leicht übersieht, in welchem Umfeld solche Planungs- bzw. Forschungsprozesse stattfinden.

BILD 2: Im Netzwerk der vielen Weltbilder

Wie Bild 2 andeutet, reden wir zwar gerne von der realen Welt, vom realen Alltag, aber die wichtigsten Akteure des Alltags, wir Menschen, erleben den Alltag nur im Medium unserer Gehirnzustände, die zu jedem Zeitpunkt ein bestimmtes individuelles mentales Bild der Welt um uns herum zur Verfügung haben, hervorgegangen aus einer individuellen Lerngeschichte. Und schaut man sich die verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen an, dann hat jede von diesen ihr fachspezifisches Weltbild. Wie die Alltagserfahrung lehrt, ist eine Kommunikation zwischen oder über den verschiedenen Disziplinen eher schwierig wenn nicht gar weitgehend unmöglich. Zusätzlich gibt es im Alltag eine Vielzahl von gesellschaftlichen Institutionen (Ämter, Behörden, Kommunen, Landkreise, Bundesländer, …, Gerichte, Krankenhäuser, Pflegeheime, Bildungseinrichtungen, … Vereine, Firmen, …), wobei jede einzelne durch eine Vielzahl von Regeln definiert ist, die sich zudem in vielfältigen Rollen verdichten. Jede Institution repräsentiert eine bestimmte Form von sich selbst erschaffender Realität die sich wiederum in den mentalen Modellen der Beteiligten widerspiegeln.

Wenn also Menschen zusammen kommen, um Probleme in Lösungen zu überführen, Probleme zu erforschen oder Lösungen zu planen, dann bringen sie alle diese individuellen und fachspezifischen Weltbilder mit, dazu noch — je nach Zugehörigkeit zu einer Institution — spezifische Rollenmuster aus eben diesen Institutionen. Die tägliche Praxis des Planens und Forschens zeigt, dass bei Zunahme der Vielfalt (Diversität) ein Prozess an seiner Vielfalt ersticken kann.

BILD 3: Der oksimo Prozess als temporäre Verdichtung von zielorientierter diverser Gemeinsamkeit

Bild 3 deutet an, wo und wie sich ein durch die oksimo Software gestützter Handlungsraum in diesem Geflecht einordnen kann und sollte. Hier einige Punkte:

  1. Damit die Barriere für eine gemeinsame Kommunikation möglichst niedrig ist, sollte eine gemeinsame Sprache benutzt werden. Mit oksimo kann man die normale Sprache benutzen. Da oksimo nahezu jede normale Sprache erlaubt [2], können also Menschen aller Nationen direkt miteinander sprechen. Jede normale Sprache kann durch fachsprachliche Ausdrücke erweitert werden, z.B. auch durch Zahlausdrücke und Formeln. Diese Erweiterungen sind prinzipiell auch innerhalb von oksimo möglich, brauchen aber zusätzliche Entwicklungszeit.
  2. Damit die reale Vielfalt von Meinungen möglichst weitgehend in einen oksimo Diskurs Eingang finden kann, ist jeder Teilnehmer an einem oksimo Diskurs gleichberechtigt.
  3. Da ein wirkliches Vertrauen in einer Gruppe nur entstehen kann, wenn es völlige Transparenz gibt, sind alle Informationen einer Kommunikation allen Beteiligten zugänglich.
  4. Damit die gemeinsame Entwicklung einer Idee von möglichst wenig Strukturen behindert wird, kann das aktuelle Ergebnis der Kommunikation im Prozess an jeder Stelle und zu jedem Zeitpunkt getestet (= simuliert), gespielt und geändert werden. Im Spielmodus heißt dies, dass ein Teilnehmer während des Spielens beantragen kann, eine bestehende ‚Regel‘ zu ändern. Wird dies übernommen, spielen alle mit der veränderten ‚Regel‘ weiter, wenn nicht, dann können ab diesem Zeitpunkt zwei Gruppen weiter spielen: jede Gruppe testet dann die jeweilige Variante aus. Selbst Teile des anfänglichen Ziels (der Vision) können sich kontextabhängig ändern.
  5. Sofern innerhalb des Kommunikationsprozesses ein Problemraum hinreichend definiert ist, kann man zur weiteren Erkundung beliebige intelligente Algorithmen einsetzen. Ihre genaue interne Funktionsweise spielt keine Rolle. Sie werden über ihr Verhalten evaluiert.

Mögliche Ergebnisse einer oksimo Kommunikation

Die bisherige Beschreibung schildert die Rahmenbedingungen und die Form einer oksimo Kommunikation. Das eigentliche Ziel einer solchen Kommunikation ist aber letztlich ein Text, der einen Prozess beschreibt, mit dem man von einer gegebenen Situation zu einer zukünftigen Situation kommen kann. oksimo verwandelt den primären Text, der als Drehbuch eingegeben wird, in folgende Elemente:

  1. Eine Reihe von Texten, die zusammen eine Ausgangssituation beschreiben.
  2. Eine Reihe von Texten, die zusammen ein gewünschtes Ziel (Vision) beschreiben.
  3. Eine Menge von Veränderungsregeln, die für eine bestimmte aktuelle Situation festlegen, in welchem Sinne diese aktuelle Situation in eine Nachfolgesituation abgeändert werden soll.

oksimo produziert Theorien

Wenn man nun berücksichtigt, dass der Kern des oksimo Programms ein Simulator ist, der für eine gegebene aktuelle Situation prüfen kann, welche der verfügbaren Veränderungsregeln auf diese anwendbar sind, um eine Nachfolgesituation zu erzeugen, dann wird klar, dass das oksimo Programm letztlich die minimale Struktur einer Theorie bereitstellt:

< Ausgangslage [S0] Ziel [V0], Regeln [R], Simulator [Σ]>

Der Simulator funktioniert in diesem Kontext als ein Folgerungsbegriff, der festlegt, welche Ergebnisse bei einer bestimmten Vorgabe möglich sind. Drei Haupttypen werden unterschieden:

(0) S,V ⊩ ∑ R V‘

(1) S ⊩ ∑ R S‘

(2) S ⊩ ∑ V %Goal

Im Fall (0) kann der Simulator Σ nach vorgegebenen Veränderungsregeln R aus einer gegebenen Situation S und einem gegebenen Ziel V das Ziel V in ein abgeändertes Ziel V‘ verändern.

Im Fall (1) kann der Simulator Σ nach vorgegebenen Veränderungsregeln R aus einer gegebenen Situation S eine neue, abgeänderte Situation S‘ generieren.

Im Fall (2) kann der Simulator Σ mit einem vorgegebenen Ziel V für eine gegebenen Situation S berechnen, zu wie viel % das gegebene Ziel in der aktuellen Situation enthalten ist.

Eine Anfangssituation S0 mit Regeln R kann man dann als einen Theoriekern verstehen, und der Folgerungsmechanismus im Format des Simulators Σ generiert aus diesem Theoriekern <S0, R > eine — möglicherweise endlich unendliche — Menge von möglichen Nachfolgesituationen. Ein Teil von diesen Nachfolgesituation enthält das formulierte Ziel nicht, andere mehr oder weniger stark.

Auf der Ebene der Ausdrücke alleine entspricht dieses Schema einer normalen formalen Theorie mit Folgerungsbegriff. Innerhalb dieses Schemas könnte man die bekannte formale Logik simulieren.

Bedeutung: empirisch – abstrakt

Dadurch, dass die Ausdrücke aber Ausdrücke einer normalen Sprache L sind und die Teilnehmer an einer oksimo Kommunikation Menschen sind, die jeweils individuell und doch auch bis zu einem gewissen Grad gemeinsam in ihren Gehirnen eine Bedeutungsfunktion [μ] zur Sprache L gelernt haben, können die Teilnehmer der oksimo Kommunikation in jedem einzelnen Fall feststellen, ob sie den formalen Ausdrücken mit Hilfe ihres Bedeutungswissens im Lichte der Bedeutungsfunktion μ eine Bedeutung zuordnen können. Hier kann man grob folgende Fälle unterscheiden:

  1. Die verstandene Bedeutung hat hinreichende Korrespondenzen in der aktuellen gemeinsamen beobachtbaren Körperwelt des Alltags, so dass sich alle Kommunikationsteilnehmer darüber verständigen können, ob ein bestimmter empirischer Sachverhalt aktuell (jetzt) ‚zutrifft‚ (‚wahr ist‚) oder nicht.
  2. Eine verstandene Bedeutung muss aber keine hinreichende Korrespondenzen in der aktuellen gemeinsamen beobachtbaren Körperwelt des Alltags haben. (Wenn z.B. gesagt wird, dass hinter der weißen Tür ein roter Tisch steht, oder dass morgen Bill ankommen wird oder …). Aufgrund des Alltagswissen nehmen die meisten dann an, dass es so sein könnte.
  3. Eine verstandene Bedeutung ohne eine hinreichende Korrespondenzen in der aktuellen gemeinsamen beobachtbaren Körperwelt des Alltags kann aber beliebig abstrakt sein, so dass die Frage, ob eine denkbare Bedeutung irgendwie Sinn macht, also unter bestimmten zukünftigen Bedingungen doch empirisch real werden könnte, in vielen Fällen nur schwer oder gar nicht beantwortbar ist. Trotzdem können selbst solche aktuell nicht entscheidbaren Bedeutungen unter veränderten Bedingungen plötzlich doch ’sinnvoll‘ werden.
  4. Ein spezieller Fall von Abstraktheit liegt vor, wenn Ausdrücke eingeführt werden, deren Bedeutung nicht selbst empirisch ist, sondern Bezug nimmt auf andere Ausdrücke, deren Bedeutung eine empirische Bedeutung haben können. Solche Beziehungen zwischen Ausdrücken können beliebig lang sein: ‚Spielsteine -> Schach -> weiße Dame‘ oder ‚Holz -> Figuren -> Spielsteine -> Schach -> weiße Dame‘ usw. Bezeichnet man Ausdrücke mit einer direkt zuordenbaren empirischen Bedeutung als zur Abstraktheitsstufe 0 gehörig, dann würden die Abstraktheitsstufen immer höher werden, je weiter ‚entfernt‘ ein Ausdruck in solch einer Zuordnungskette von einem Ausdruck aus Abstraktheitsstufe 0 ist.

Wege in die Zukunft

Das, was wir ‚Zukunft‘ nennen, existiert bekanntlich nicht als ein ’normales Objekt‘; Zukunft existiert überhaupt nicht. Unser Denken kennt nur stark modifizierte Bilder von Fragmenten aus dem, was wir ‚Vergangenheit‘ nennen und stark modifizierte Bilder von dem, was wir ‚Gegenwart‘ nennen. Aus diesen Quellen kann das, was wir ‚Denken‘ nennen, neuartige Bilder generieren, von denen wir entscheiden müssen, was wir davon halten: ‚Völlig unsinnig‘? ‚Vielleicht möglich?‘ ‚Ziemlich wahrscheinlich!’… Aufgrund von empirischen Erkenntnissen haben wir eine Menge von ‚Regelhaftigkeiten‘ im Kontext der empirischen Welt identifiziert, denen wir eine hohe Wahrscheinlichkeit zuordnen, und mittels deren wir sowohl den möglichen Prozessverlauf der Erde oder des Universums seit einem theoretisch vermuteten Anfangszeitpunkt als auch hin zu einem in die Zukunft reichenden theoretisch vermuteten Entwicklungspunkt extrapolieren können. Die bis heute bekannten Regelhaftigkeiten, die einigermaßen ‚fest‘ erscheinen, erfassen aber nur einen Teil der real wirkenden Faktoren, und speziell alle Faktoren im Umfeld biologischer Systeme sind mehr oder weniger nicht voraussagbar.

Vor dem Auftreten von uns Menschen — dem homo sapiens — und ähnlichen Lebensformen mit Sprache konnten sich Innovationen nur über die biologische Reproduktion realisieren. Diese war dadurch in gewisser Weise ‚langsam‘, aber — wie sich in der Geschichte zeigt — doch ziemlich robust und stabil. Trotz gewaltiger Katastrophen hat es das biologische Leben geschafft, immerhin ca. 3.5 Milliarden Jahre nicht nur zu überstehen, sondern unfassbar komplexe Organismen und organismische Netzwelten zu entwickeln.

Mit der zunehmenden Abstraktionsfähigkeit von höheren biologischen Lebensformen, dann noch verstärkt durch ein leistungsfähiges Sprachsystem, wie bei uns Menschen, konnte die Innovationskraft sowohl in der Geschwindigkeit wie auch in der Komplexität erheblich gesteigert werden. Die Auswirkungen sind in den letzten Jahrtausenden deutlich spürbar, mit einer rasanten wachsenden Beschleunigung. Was wir aber heute sehen, können ist, dass die Entwicklung von innovativen Strukturen so schnell ist, dass die negativen Auswirkungen erst gemerkt werden, wenn es möglicherweise für die Lebensform des Menschen — wie auch der meisten anderen biologischen Lebensformen — fast schon zu spät ist. Das aktuell umlaufende Wort ‚Klimakrise‘ gibt diese negativen Wirkungen nur bruchstückhaft wieder. Das gesamte biologische System samt der dazu notwendigen Umwelt ist im Mark getroffen.

ANMERKUNGEN

[1] Ganz wichtig zu nennen die Relektüre des Buches ‚Logic. The Theory of Inquiry‘ von John Dewey (1938), dann Gespräche mit Mirko de Paoli, sowie eine längere Diskussion mit Philipp Westermeier.

[2] Die Einschränkung ’nahezu jede‘ normale Sprache hat damit zu tun, dass es Sprachen mit speziellen Notationssystemen gibt un d es nicht absehbar ist, ab wann die Eingabemöglichkeiten von oksimo alle Notationssysteme verarbeiten können. Dies ist kein prinzipielles sondern nur ein praktisches Problem.

MEDIA

Hier ein kurzer Audiotrack mit mündlichem Kommentar zum Post. Fokussierung auf die Kernidee.

Universal Process Planning – Dynamische Ziele/Visionen

UNIVERSELLE PROZESSPLANUNG
23.Aug. 2021-23.Aug 2021
URL: oksimo.org
Email: info@oksimo.org

Autor: Gerd Doeben-Henisch (gerd@oksimo.org)

KONTEXT

Dieser Text ist Teil des Themas UNIVERSELLE PROZESSE PLANEN – Wie geht das? Strukturelle Eigenschaften, im oksimo.org Blog.

DYNAMISCHE ZIELE/ VISIONEN

Wie man schon im Überblick zur oksimo Roadmap nachlesen kann, sollte die Basisversion um die Möglichkeit erweitert werden, Ziele/ Visionen abhängig von der Situation dynamisch ändern zu können. Im Überblick war dies — relativ abstrakt — wie folgt dargestellt worden:

(0) S,V ⊩ ∑ R V‘

(1) S ⊩ ∑ R S‘

(2) S ⊩ ∑ V %Goal

Die Formeln (1-2) geben das wieder, was von Anfang an möglich war; die neue Formel (0): beschreibt die Möglichkeit, dass ein Visions-Dokument V, das einen Zielzustand beschreibt, mit Hilfe von Veränderungsregeln R genauso abgeändert werden wie ein Zustandsdokument S. Dabei wird sowohl das ‚alte‘ Visions-Dokument V berücksichtigt wie auch der aktuelle Zustand S.

Es folgt ein ausführliches kommentiertes Beispiel.

BEISPIEL: Von Kaffee zu Tee

Im folgenden einfachen Beispiel sitzt eine Person im Café und will eine Tasse Kaffee trinken. Dies ist das aktuelle Ziel (die aktuelle Vision) dieser Person. Als die Person dann ihren Kaffee bekommt und ihn gemütlich trinkt verspürt sie dennoch plötzlich Lust, auch noch einen Tee zu trinken. Sie ändert also ihr Ziel (ihre Vision) zu Tee trinken. Insgesamt also nichts Aufregendes, aber es zeigt, wie die Änderung eines Zieles dynamisch mit oksimo möglich ist.

Benutze Version von oksimo

Da oksimo sich in schneller Entwicklung befindet, hier die Angabe der Version, mit der dieses Beispiel durchgeführt wurde:

Welcome to Oksimo v1.0 23-08-2021 (aaa0)

MAIN MENU
1 is NEW VISION
2 is MANAGE VISIONS
3 is VISION COLLECTIONS
4 is NEW STATE
5 is MANAGE STATES
6 is STATE COLLECTIONS
7 is NEW RULE
8 is MANAGE RULES
9 is RULE DOCUMENT
10 is NEW SIMULATION
11 is MANAGE SIMULATIONS
12 is LOAD SIMULATION
13 is COMBINE SIMULATIONS
14 is SHARE
15 is EXIT SIMULATOR
Enter a Number [1-15] for Menu Option

Es ist also die Version 1.0 vom 23.Aug 2021 mit einem technischen Zusatz (aaa0); letzterer ist nur für die Entwickler interessant.

Vision und Ausgangslage

Vision

CupOfCoffee:
Peter hat eine Tasse Kaffee.

Die Vision besteht in der Aussage, dass Peter eine Tasse Kaffee hat. Dies bedeutet, wenn eine Situation eintreten wird, in der diese Aussage vorkommt, dann gilt das Ziel zu 100% erreicht.

Startsituation

PeterCafe1:
Peter sitzt im Café.
Die Bedienung fragt nach seiner Bestellung.

Die Startsituation nimmt an, dass Peter schon im Café sitzt und die Bedienung ihn fragt, was er denn bestellen will.

Drehbuch

Die Aufgabe besteht nun darin, dass man beschreibt, wie man von der Ausgangslage zum Ziel kommt, das in der Vision beschrieben wird. In der nächsten Version, die der Basisversion folgen wird, geschieht diese Beschreibung dadurch, dass man eine Geschichte in Form eines Drehbuchs schreibt.

Zu Beginn ist normalerweise nicht ganz klar, wie das Drehbuch aussehen soll, auch nimmt oksimo an, dass man dies nicht alleine tut sondern zusammen mit anderen.

Für dieses einfache Beispiel nehmen wir an, wir haben nur einen Autor, der versucht, solch ein Drehbuch zu erstellen. Der Autor fängt mit einer ersten Skizze an, die vielleicht so geht:

  1. Peter sitzt im Café. Die Bedienung fragt nach seiner Bestellung.
  2. ???
  3. Der Kaffee kommt. Peter hat eine Tasse Kaffee. (Vision 1= 100%)

Bekannt ist, wie die Geschichte anfangen soll und irgendwie kann man sich vorstellen, wie das Ende aussehen sollte: der Satz „Peter hat eine Tasse Kaffee.“ sollte vorkommen. Damit der Kaffee da ist, macht es Sinn zu sagen, dass der Kaffee kommt. Von der Alltagserfahrung her würde man sagen, dass da doch noch etwas fehlt: normalerweise kommt der Kaffee nur dann, wenn man ihn zuvor bestellt hat. Also könnte es Sinn machen, die Geschichte wie folgt zu erweitern:

  1. Peter sitzt im Café. Die Bedienung fragt nach seiner Bestellung.
  2. Peter bestellt eine Tasse Kaffee. Die Bestellung ist aufgegeben.
  3. Der Kaffee kommt. Peter hat eine Tasse Kaffee. (Vision 1= 100%)

Das könnte tatsächlich passieren. Peter bestellt und wenn dann die Bestellung korrekt kommt, hat er seinen gewünschten Kaffee.

Veränderungs-Regeln: Die Erste

Dies könnte man sich dann in oksimo auch als Simulation vorführen lassen. Dazu braucht man — ausgehend von dem Drehbuch — sogenannte Veränderungsregeln. In der Standard-Version werden diese aus dem Text heraus automatisch generiert, hier in der Basis-Version muss man sie sich noch selbst hinschreiben. Folgende Veränderungs-Regeln könnte man aufschreiben:

OrderCupCoffee:

Rule name: OrderCupCoffee
Probability: 1.0
Conditions:
Die Bedienung fragt nach seiner Bestellung.
Peter sitzt im Café.
Effects plus:
Peter bestellt eine Tasse Kaffee.
Die Bestellung ist aufgegeben.
Effects minus:
Die Bedienung fragt nach seiner Bestellung.> OrderCupCoffee

Diese Regel knüpft an der Ausgangssituation an (Conditions: …). Wenn die Äußerungen aus der Bedingung (Conditions) in einer aktuellen Situation gegeben sind, dann werden die Ausdrücke aus Eminus aus der aktuellen Situation entfernt und und die Ausdrücke aus Eplus hinzugefügt.

Wenn man sehen möchte, wieweit eine Simulation mit nur einer Regel führt, könnte man in oksimo einfach eine Simulation starten. Das Ergebnis wäre das Folgende:

Test Simulation mit einer Regel

Selected visions:
CupOfCoffee
Selected states:
PeterCafe1
Selected rules:
OrderCupCoffee

Zu Beginn der Simulation wird angegeben, welche Vision, welcher Anfangszustand und welche Regeln vorliegen.

Enter maximum number of simulation rounds

2

Your vision:
Peter hat eine Tasse Kaffee.
Initial states:
Peter sitzt im Café.,Die Bedienung fragt nach seiner Bestellung.

Die Vision beginnt mit der Anzeige des Inhalts der Vision wie auch des Inhalts des Anfangszustands.

Round 1

State rules:
OrderCupCoffee applied (Prob: 100 Rand: 57/100)
Vision rules:
Current states: Peter sitzt im Café.,Peter bestellt eine Tasse Kaffee.,Die Bestellung ist aufgegeben.
Current visions: Peter hat eine Tasse Kaffee.

0.00 percent of your vision was achieved by reaching the following states:
None

In Runde 1 werden jene Regel angezeigt, die auf Zustände angewendet werden (hier nur eine Regel) und welche Regeln zur Veränderung von Visionen angewendet werden (bislang gibt es keine solche Regel). Dann wird der aktuelle Zustand angezeigt, wie er nach Anwendung der ersten Regel entstanden ist. Man sieht, dass Peter hier eine Bestellung aufgibt und die fragende Bedienung ist nicht mehr da. Ob eine aktuelle Situation als Erfolgt gewertet werden kann, kann man an der aktuellen Vision ablesen: Dort wird gesagt, dass der Ausdruck „Peter hat eine Tasse Kaffee.“ vorkommen muss. Das ist nicht der Fall, daher der Erfolg = 0%.

Round 2

State rules:
OrderCupCoffee not applied (conditions not met)
Vision rules:
Current states: Peter sitzt im Café.,Peter bestellt eine Tasse Kaffee.,Die Bestellung ist aufgegeben.
Current visions: Peter hat eine Tasse Kaffee.

0.00 percent of your vision was achieved by reaching the following states:
None

Geht man in der Simulation eine Runde weiter, dann sieht man, dass sich weiter nichts verändert hat, was kein Wunder ist, da es ja keine weitere Regel gibt.

Veränderungs-Regeln: Noch eine Regel

Anhand des Drehbuchs sieht man, welche Ausdrücke jetzt noch fehlen. Also schreibt man noch eine Regel:

CoffeeIsComing:

Rule name: CoffeeIsComing
Probability: 1.0
Conditions:
Die Bestellung ist aufgegeben.
Peter sitzt im Café.
Effects plus:
Der Kaffee kommt.
Peter hat eine Tasse Kaffee.
Effects minus:
Peter bestellt eine Tasse Kaffee.
Die Bestellung ist aufgegeben.

Diese Regel knüpft an die Situation an, in der Peter seine Bestellung aufgegeben hat. Die Ausdrücke in Eminus werden aus der aktuellen Situation entfernt und jene von Eplus neu hinzugefügt. Am wichtigsten ist der neue Ausdruck „Peter hat eine Tasse Kaffee.“ Diese entspricht dem aktuellen Ziel. Reicht das schon für dieses Ziel?

Test Simulation mit zwei Regeln

Selected visions:
CupOfCoffee
Selected states:
PeterCafe1
Selected rules:
OrderCupCoffee
CoffeeIsComing

Man sieht sofort, dass es jetzt zwei Regeln gibt, die berücksichtigt werden sollen.

Enter maximum number of simulation rounds

3

Your vision:
Peter hat eine Tasse Kaffee.
Initial states:
Peter sitzt im Café.,Die Bedienung fragt nach seiner Bestellung.

Die Angabe der Vision und des Anfangszustands ist unverändert.

Round 1

State rules:
OrderCupCoffee applied (Prob: 100 Rand: 44/100)

CoffeeIsComing not applied (conditions not met)
Vision rules:
Current states: Peter sitzt im Café.,Peter bestellt eine Tasse Kaffee.,Die Bestellung ist aufgegeben.
Current visions: Peter hat eine Tasse Kaffee.

0.00 percent of your vision was achieved by reaching the following states:
None

Man sieht, dass von den beiden möglichen Regeln für Zustände eine angewendet wurde. Eine Regel zur Veränderungen der Vison(en) gibt es immer noch nicht. Runde 1 verläuft wie schon in der vorausgehenden Simulation.

Round 2

State rules:
OrderCupCoffee not applied (conditions not met)
CoffeeIsComing applied (Prob: 100 Rand: 75/100)
Vision rules:
Current states: Peter hat eine Tasse Kaffee.,Peter sitzt im Café.,Der Kaffee kommt.
Current visions: Peter hat eine Tasse Kaffee.

100.00 percent of your vision was achieved by reaching the following states:
Peter hat eine Tasse Kaffee.,

In Runde 2 wird die neue Regel erstmalig angewendet. Dadurch hat Peter jetzt eine Tasse Kaffee und damit ist das Ziel zu 100% erreicht.

Round 3

Weiter keine Änderungen.

Änderung der Vision (Erweiterung des Drehbuchs)

Das Neue in der aktuellen Version 1.0 vom 23.Aug.2021 von oksimo ist ja, dass man Visionen während des Verlaufs ändern kann. Die Gründe für solch eine Änderungen können vielfältige sein. Um dies darstellen zu können, wurde das Drehbuch wie folgt erweitert:

  1. Peter sitzt im Café. Die Bedienung fragt nach seiner Bestellung.
  2. Peter bestellt eine Tasse Kaffee. Die Bestellung ist aufgegeben.
  3. Der Kaffee kommt. Peter hat eine Tasse Kaffee. (Vision 1= 100%)
  4. Peter trinkt die Tasse Kaffee langsam aus.
  5. Plötzlich hat Peter Lust auf Tee. Peter bestellt noch einen Tee.
  6. Der Tee kommt. Peter hat eine Tasse Tee. (Vision 2 = 100%)

In diesem Drehbuch trinkt Peter erst noch genüsslich an seinem Kaffee bis er plötzlich — warum auch immer — Lust verspürt, doch noch einen Tee zu trinken.

Um dies als Simulation zu realisieren, braucht normalerweise nur zwei Regeln, um den jeweils aktuellen Zustand zu verändern. Dies kann man z.B. mit den folgenden beiden Regeln machen:

NewOrderTea:

Rule name: NewOrderTea
Probability: 1.0
Conditions:

Peter sitzt im Café.
Peter hat eine Tasse Kaffee
Peter trinkt die Tasse Kaffee langsam aus.
Effects plus:
Plötzlich hat Peter Lust auf Tee.
Peter bestellt noch einen Tee.
Effects minus:
Peter trinkt die Tasse Kaffee langsam aus.
Peter hat eine Tasse Kaffee.

Diese Regel beschreibt, wie Peter plötzlich Lust auf eine Tasse Tee hat und eine solche bestellt. Ferner:

HavingTea:

Rule name: HavingTea
Probability: 1.0
Conditions:
Peter sitzt im Café.
Plötzlich hat Peter Lust auf Tee.
Effects plus:
Der Tee kommt.
Peter hat eine Tasse Tee.
Effects minus:
Plötzlich hat Peter Lust auf Tee.
Peter bestellt noch einen Tee.

In dieser Regel wird dann noch gesagt, dass der Tee kommt und „Peter hat eine Tasse Tee.“ Würde man die Simulation mit diesen beiden zusätzlichen Regeln ablaufen lassen, dann würde genau die Situation entstehen, dass Peter einen Tee bestellt und ihn bekommt. Es würde aber keine weitere Auswertung stattfinden. Die erreichte Situation wäre neutral, also unbelastet von einer Vision/ einem Ziel. Möchte man aber die Dimension eines Zieles/ einer Vision aktiv halten, dann müsste man die Zieländerung explizit deutlich machen. Dies geschieht durch Erstellen einer Visions-Regel. Eine mögliche Version ist die folgende:

VisionNewOrderTea:

Rule name: VisionNewOrderTea
Probability: 1.0
Conditions:
Plötzlich hat Peter Lust auf Tee.
Peter bestellt noch einen Tee.
Effects plus:
Peter hat eine Tasse Tee.
Effects minus:
Peter hat eine Tasse Kaffee.

Diese Regel sieht genauso aus wie eine Regel zur Veränderung eines Zustands und doch ist diese Regel eine Visions-Änderungs-Regel. Das oksimo System erkennt dies nur daran, dass beim Erstellen einer Visions-Änderungs-Regel bei der Eingabe ein ‚V‘ angegeben werden muss:

Enter the name of the new rules document:

VISION-DUMMY

Enter V for Vision Rule, leave blank for State Rule:

V

Wenn eine Veränderungs-Regel mit ‚V‘ markiert wurde, interpretiert das oksimo System diese Regel anders. Der Inhalt der Eplus-Sektion wird dann als Inhalt einer neuen Vision genommen. Der Inhalt der Eminus Sektion wird aus bestehenden Visionen entfernt, falls er vorkommen sollte. Und diese Änderungen werden nur wirksam, wenn die Ausdrücke aus dem Bedingungsteil (Conditions) in einem aktuellen Zustand gegeben sind.

Wie wird die Simulation aussehen?

Schauen wir uns das an.

Test Simulation mit 4 Regeln für Zustände und einer Regel für Visionen

Selected visions:
CupOfCoffee
Selected states:
PeterCafe1
Selected rules:
OrderCupCoffee
CoffeeIsComing
HavingACoffee
NewOrderTea
HavingTea
VisionNewOrderTea

Man sieht hier, dass die ursprüngliche Vision und der ursprüngliche Anfangszustand weiterhin bestehen, nur die Menge der Regeln hat zugenommen, mit einer Visions-Änderungs-Regel, die hier noch zusammen mit den anderen Zustands-Änderungs-Regeln aufgeführt wird.

Enter maximum number of simulation rounds

8

Your vision:
Peter hat eine Tasse Kaffee.
Initial states:
Peter sitzt im Café.,Die Bedienung fragt nach seiner Bestellung.

Round 1

State rules:
HavingACoffee not applied (conditions not met)
NewOrderTea not applied (conditions not met)
CoffeeIsComing not applied (conditions not met)
OrderCupCoffee applied (Prob: 100 Rand: 83/100)
HavingTea not applied (conditions not met)
Vision rules:
VisionNewOrderTea not applied (conditions not met)
Current states: Peter sitzt im Café.,Peter bestellt eine Tasse Kaffee.,Die Bestellung ist aufgegeben.
Current visions: Peter hat eine Tasse Kaffee.

0.00 percent of your vision was achieved by reaching the following states:
None

In der ersten Runde werden die Zustands-Änderungs-Regeln getrennt angezeigt von der neuen Visions-Änderungs-Regel. Alles andere ist wie in den vorausgehenden Beispielen.

Round 2

State rules:
HavingACoffee not applied (conditions not met)
HavingTea not applied (conditions not met)
NewOrderTea not applied (conditions not met)
CoffeeIsComing applied (Prob: 100 Rand: 81/100)
OrderCupCoffee not applied (conditions not met)
Vision rules:
VisionNewOrderTea not applied (conditions not met)
Current states: Peter hat eine Tasse Kaffee.,Peter sitzt im Café.,Der Kaffee kommt.
Current visions: Peter hat eine Tasse Kaffee.

100.00 percent of your vision was achieved by reaching the following states:
Peter hat eine Tasse Kaffee.,

Schon in der zweiten Runde ist das erste Ziel zu 100% erreicht.

Round 3

State rules:
NewOrderTea not applied (conditions not met)
HavingTea not applied (conditions not met)
HavingACoffee applied (Prob: 100 Rand: 55/100)
OrderCupCoffee not applied (conditions not met)
CoffeeIsComing not applied (conditions not met)
Vision rules:
VisionNewOrderTea not applied (conditions not met)
Current states: Peter hat eine Tasse Kaffee.,Peter sitzt im Café.,Peter trinkt die Tasse Kaffee langsam aus.
Current visions: Peter hat eine Tasse Kaffee.

100.00 percent of your vision was achieved by reaching the following states:
Peter hat eine Tasse Kaffee.,

Da Peter auch in der Runde 3 noch eine Tasse Kaffee hat, bleibt die Zielerfüllung erhalten.

Round 4

State rules:
CoffeeIsComing not applied (conditions not met)
HavingACoffee not applied (conditions not met)
OrderCupCoffee not applied (conditions not met)
HavingTea not applied (conditions not met)
NewOrderTea applied (Prob: 100 Rand: 63/100)
Vision rules:
VisionNewOrderTea not applied (conditions not met)
Current states: Peter sitzt im Café.,Plötzlich hat Peter Lust auf Tee.,Peter bestellt noch einen Tee.
Current visions: Peter hat eine Tasse Kaffee.

0.00 percent of your vision was achieved by reaching the following states:
None

In Runde 4 ist die Tasse Kaffe nicht mehr da, aber das Ziel 1 ist noch aktiv, weswegen 0% Zielerfüllung angezeigt wird. Man könne an dieser Stelle einwenden, dass man das Ziel 1 dann auch deaktivieren sollte, was möglich wäre. In diesem Drehbuch findet die Umänderung zum neuen Ziel aber erst jetzt statt:

Round 5

State rules:
CoffeeIsComing not applied (conditions not met)
OrderCupCoffee not applied (conditions not met)
HavingACoffee not applied (conditions not met)
HavingTea applied (Prob: 100 Rand: 44/100)
NewOrderTea not applied (conditions not met)
Vision rules:
VisionNewOrderTea applied (Prob: 100 Rand: 68/100)
Current states: Peter sitzt im Café.,Der Tee kommt.,Peter hat eine Tasse Tee.
Current visions: Peter hat eine Tasse Tee.

100.00 percent of your vision was achieved by reaching the following states:
Peter hat eine Tasse Tee.,

In Runde 5 wurde die neue Visions-Änderungs-Regel angewendet, was man sowohl daran erkennen kann, dass die Regel angewendet wurde als auch daran, dass jetzt die Vision inhaltlich neu befüllt wurde. Und da tatsächlich auch eine Tasse Tee da ist, wird das neue Ziel gleich zu 100% erfüllt.

Round 6

Ab Runde 6 verändert sich jetzt nichts mehr, da es keine weiteren Regeln gibt, die etwas bewirken. Es sei hier aber daran erinnert, dass man auch Schleifen (Loops) einbauen könnte, Verzeigungen, und vieles mehr, wodurch man einen Prozess in einen dynamischen nicht mehr endenden Prozess verwandeln kann.

OKSIMO WELTMODELL und Nachhaltiges Wissen

UNIVERSELLE PROZESSPLANUNG
14.Aug 2021 – 14.Aug 2021
URL: oksimo.org
Email: info@oksimo.org

Gerd Doeben-Henisch (gerd@oksimo.org)

KONTEXT

Dieser Text ist Teil des Themas OKSIMO WELTMODELL im oksimo.org Blog.

DAS OKSIMO PARADIGMA, NACHHALTIGES WISSEN und WELTMODELL

Der Kern des oksimo Paradigmas besteht aus Software, die es den Benutzern — vorzugsweise größeren Gruppen — erlaubt, miteinander auf neue Weise zu kommunizieren und und zu denken, und zwar so, dass man die mögliche Nachhaltigkeit dabei — fast spielerisch — ausloten kann.

Das Entscheidende ist hierbei also nicht die Software als solche, sondern es sind diese oksimo spezifischen Handlungsräume und die darin agierenden Anwender (Bürger, Jugendliche, …), die das manifestieren, was mit oksimo Paradigma gemeint ist: ein neues, oksimo spezifisches Miteinander von Menschen. Würde man die einzelnen Komponenten aus diesem oksimo Paradigma isoliert betrachten, dann würde man die Sache selbst gerade nicht sehen; sie wäre unsichtbar. Es ist die Wechselwirkung von allen Komponenten, die das Neue möglich macht.

Es geht also im Kern um menschliche Akteure zusammen mit ihren konkreten Lebensbereichen, es geht um die sprachliche Kommunikation in den Sprachen des Alltags, und es geht um um die verschiedenen Bilder der Welt, die im Medium der Kommunikation aus den Gehirnen aller Beteiligten im gemeinsamen Tun sichtbar gemacht werden können. Die ‚Bilder der Welt‘, die jeder mit sich herumträgt, sind Sinnbilder (Metaphern) für ein vielfältiges, komplexes Wissen, was jeder einzelne durch seine individuellen Lernprozesse in sich ansammeln kann. Welches Wissen das ist, wie es zustande kommt, darüber entscheidet zu einem hohen Grad einerseits die konkrete Umwelt (was gibt es, was darf man, was kann man,…) und die Dynamik des einzelnen selbst (was will man, welche Interessen, welche Lernaktivitäten, …).

Letztendlich ist jedes Verhalten mehr oder weniger vom verfügbaren Wissen — bewusst, aber noch mehr unbewusst — bestimmt. Verhalten kann die Umgebung verändern, kann Reaktionen auslösen, bestimmt mit, was man wo wie erfahren kann. Beobachtbares Verhalten ist somit nur die Außenseite einer inneren Dynamik, die im Kern von verfügbaren Wissensbeständen und Wissensdynamiken getragen wird.

Vor diesem Hintergrund muss man das oksimo Paradigma sehen als eine ganzheitliche Herangehensweise an das Phänomen gemeinsamen Handelns unter expliziter Einbeziehung der ermöglichenden und treibenden Wissensbestände und Motive! Aber mehr noch, es wird nicht nur das verfügbare Wissen über Gestern oder jetzt berücksichtigt, sondern es wird explizit auch danach gefragt, wie sich die Beteiligten mögliche zukünftige Situationen vorstellen können, und mehr noch, welche konkreten Wege sie sich von der Gegenwart in die Zukunft vorstellen können. Es wird also ganz bewusst die gesamte mögliche Bandbreite des Wissens herausgefordert, durch die man gemeinsam mögliche Wege in eine mögliche Zukunft auslotet.

Für die in solch einem oksimo Paradigma beteiligten menschlichen Akteure ist dies das Maximum an Wissen und daran geknüpftes Verhalten, was für die konkret Beteiligten möglich ist. Da aber alle Menschen im Prinzip im Sinne des oksimo Paradigmas kooperieren können, kann so das Wissen aller Menschen im Prinzip sichtbar gemacht werden. Das oksimo Paradigma bietet dazu die einfache Möglichkeit, alle Wissensentwürfe per Knopfdruck zu einem einzigen Entwurf zu vereinigen: damit lässt sich sofort ermitteln, ob und wie die verschiedenen Sichten zusammenwirken: Sind sie unabhängig voneinander? Ergänzen sie sich? Treten direkte Konflikte auf? Weil man dies direkt sehen kann, und zwar jeder, kann man sich den Dingen stellen, kann man solche Dinge zur Sprache bringen und hat damit eine Chance, sie zu klären.

Natürlich kann man ergänzend auch noch beliebig viel künstliche Intelligenz zum Einsatz bringen, um jene Möglichkeitsräume ausloten zu lassen, die für das menschliche Gehirn schlicht zu groß sind.

Heutzutage ist das Wort Nachhaltig sehr prominent, und man hat den Eindruck, seine gesellschaftliche Bedeutung nimmt beständig weiter zu.

Beschränkte sich der ursprüngliche Gebrauch des Wortes ’nachhaltig‘ auf die Verfügbarkeit bestimmter Ressourcen (z.B. Wald) über einen längeren Zeitraum [4], so wird der Begriff mittlerweile immer mehr auf alles angewendet, dessen Bestand in der Zeit von Interesse ist (Wald, Wasser, Rohstoffe, Biodiversität, menschenfreundliche Klimaszenarien, …). [5] Im Katalog der 17 nachhaltigen Entwicklungsziele der Vereinigten Nationen [1] spiegelt sich dies ein wenig wieder: es werden viele Aspekte aufgezählt, die in der erfahrbaren Welt als wichtig angesehen werden, aber es gibt keine wirklich kohärente Ideen, die alles miteinander in eine begreifbare Beziehung setzt. Dies wird insbesondere am Entwicklungsziel 4 (SDG 4,sustainable development goal) deutlich: Es wird nicht die generelle Rolle von Wissen für den Fortbestand einer Gesellschaft und ihrer Lebenswelt betrachtet, sondern nur der Bereich der schulischen Bildung, und dies wiederum nur verpackt in traditionelle didaktische Begriffe, die die eigentliche Rolle und Dynamik von Wissen eher verdecken als fördern.[2], [3]

Tatsächlich ist es aber so, dass alle nachhaltigen Entwicklungsziele entscheidend von dem jeweils verfügbaren Wissen abhängen. Ohne das geeignete Wissen ist ein zielgerichtetes nachhaltiges Handeln nicht möglich.

Teilt man diese Einschätzung, dann stellt sich unmittelbar die Frage, wie es denn zu einem nachhaltigen Wissen in allen Bereichen kommen kann.

Aus Sicht des oksimo Paradigmas lautet die Antwort, dass möglichst viele Menschen im Sinne des oksimo Paradigmas ihr Wissen teilen und gemeinsam weiter entwickeln sollten. Nur so wäre ein Optimum an nachhaltigem Wissen möglich, das alle Ressourcen ausschöpft, die wir heute kennen (einschließlich aller Formen von künstlicher Intelligenz).

An dieser Stelle kann man vom Begriff des nachhaltigen Wissens auch eine direkte Beziehung herstellen zu einem anderen fundamentalen Begriff, der für die Nachhaltigkeit des gesamten biologischen Lebens auf der Erde zentral ist: Diversität, und zwar nicht irgendeine Diversität, sondern eine dynamische Diversität, die ihre Vielfalt in einer sich verändernden Umgebung dadurch erhält, das sie sich selbst beständig erneuert. Maturana und Varela hatten für dieses Phänomen 1972 den Begriff der Autopoiese eingeführt. [7], [8] In diesem Text hier wird der Begriff aber in einem leicht verallgemeinerten Sinne benutzt, dass nicht ein einzelnes System betrachtet wird, sondern die Gesamtheit biologischen Lebensformen — hier abgekürzt BIOM –, die auf einem sich beständig ändernden Planeten befinden (die Erde), und die ihr Überleben nur dadurch bewirken konnten, dass die Lebensformen sowohl einzeln wie auch im Zusammenwirken in der Lage waren, ihre eigenen Strukturen immer wieder zu ändern. Dies wiederum war nur möglich, weil biologische Lebensformen ihre Struktur aufgrund von dynamischen Bauanleitungen immer wieder neu und dabei auch immer wieder ganz anders ausformen konnten. Dabei war es von fundamentaler Bedeutung, dass die individuellen Baupläne untereinander ausgetauscht und vermischt werden konnten. So gesehen gleicht das BIOM einem gigantischen Informationsraum (= Wissensraum), der durch kontinuierlichen Austausch und kontinuierliches Ausprobieren immer gerade so viele neue Varianten von Bauplänen zur Verfügung hatte, wie sie für die sich verändernden Anforderungen des Planeten Erde notwendig waren. Diversität ist in diesem Kontext also eine schiere Überlebensnotwendigkeit, und nicht einfach nur die Diversität zu einem bestimmten Zeitpunkt, sondern eine sich kontinuierlich verändernde Diversität. Geschwindigkeit der Veränderung und Umfang der Vielfalt spielen dabei eine wichtige Rolle.

Handelte es sich bei den biologischen Lebensformen zunächst nur um ein strukturelles Wissen, das nur durch die Reproduktionsprozesse verändert werden konnte, gibt es spätestens seit dem Auftreten des homo sapiens auch ein prozedurales Wissen in den neuronalen Strukturen der Lebewesen, das sich aktuell ereignen und ausformen kann. Zudem verfügt der homo sapiens über die fundamentale Fähigkeit, innere wissensrelevante Gehirnzustände mittels äußerlich wahrnehmbaren Kommunikationsereignissen zu korrelieren, um damit partiell wissensbasierte Kooperationen aufzubauen. Die dynamische Vielfalt der Baupläne kann jetzt ergänzt werden durch die dynamische Vielfalt gehirnbasierter Wissensstrukturen, die um ein Vielfaches schneller und um ein Vielfaches genauer sind als das vorausgehende rein strukturelle Wissen.

Aus systemtheoretischer Sicht hat das BIOM mit diesen neuen Wissensformen einen entscheidenden Sprung tun können, um seine Anpassungsfähigkeit und damit seine potentielle Nachhaltigkeit zu erhöhen. Schaut man sich jedoch die gegenwärtige Situation an, dann kann man nicht nur Beispiele finden, die diese neue Fähigkeit positiv aufscheinen lassen; man kann genauso gut auch Beispiele finden — und diese scheinen sich zu mehren — dass die Population der Menschen an diesen ihren eigenen Möglichkeiten zu scheitern droht, da sie diese unglaubliche Fähigkeit immer weniger gemeinsam nutzt.

Das oksimo Paradigma ist ein neuer Versuch, diese mögliche gemeinsame Nutzung zu verbessern.

ANMERKUNGEN

[1] UN 17 development goals (SDGs): https://sdgs.un.org/goals

[2]UN, SDG4 : https://www.un.org/sustainabledevelopment/education/; UN, QUALITY EDUCATION : WHY IT MATTERS: https://www.un.org/sustainabledevelopment/wp-content/uploads/2017/02/4_Why-It-Matters-2020.pdf

[3] UN, SDG4, Bücher: https://www.un.org/sustainabledevelopment/sdgbookclub-4archive/; https://www.un.org/sustainabledevelopment/sdgbookclub/blog/

[4] Nachhaltigkeit, Wikipedia [DE]: https://de.wikipedia.org/wiki/Nachhaltigkeit

[5] Sustainability, Wikipedia [EN]: https://en.wikipedia.org/wiki/Sustainability

[6] Gerd Doeben-Henisch, 2021, THE OKSIMO PARADIGM
An Introduction (Version 2), https://www.oksimo.org/wp-content/uploads/2021/08/oksimo-v1-part1-v2.pdf

[7] Autopoiesis, Wikipedia [DE]: https://de.wikipedia.org/wiki/Autopoiesis; und in Wikipedia [EN]: https://en.wikipedia.org/wiki/Autopoiesis

[8] Humberto Maturana und Francisco Varela, 1972, Autopoiesis and Cognition: The Realization of the Living: https://en.wikipedia.org/wiki/Autopoiesis_and_Cognition:_The_Realization_of_the_Living

OKSIMO PARADIGMA und DEMOKRATIE – Wie belastbar ist die Demokratie – Vorländer, FAZ, 9.Aug.2021, S.6

UNIVERSELLE PROZESSPLANUNG
10.Aug 2021 – 12.Aug 2021
URL: oksimo.org
Email: info@oksimo.org

Autor: Gerd Doeben-Henisch (gerd@oksimo.org)

KONTEXT

Dieser Text ist Teil des Themenknotens DEMOKRATIE innerhalb des BEGRIFFLICHEN RAHMENS ZUM OKSIMO PARADIGMA innerhalb des oksimo.org Blogs.

POSITION VON VORLÄNDER

Die Position von Prof. Dr. Hans Vorländer — u.a. Direktor, Zentrum für Verfassungs- und Demokratieforschung an der TU Dresden — soll hier in kurzen Thesen angeleuchtet werden. Daran sollen sich Überlegungen anschließen, die speziell den möglichen Zusammenhang mit dem oksimo Paradigma thematisieren.

Hermeneutik: Wenn eine Person A den Text von anderen Personen liest, dann wird die Person A diesen Text immer (es gibt kein Entkommen) im Lichte ihrer aktuellen Wissensvoraussetzungen lesen. Diese resultieren aus einer individuellen Lerngeschichte und dieses Wissen kann sich kontinuierlich weiter ändern, z.B. schon durch die Lektüre und die aktive Auseinandersetzung mit dem Text. Wer also wissen will, was der Autor (hier Herr Vorländer) selbst geschrieben hat, muss diesen Text selbst lesen. Sollten Sie dies tun, wundern Sie sich bitte nicht, wenn Sie diesen Text ganz anders verstehen sollten wie der Autor in diesem Blog … es gibt nicht zwei Gehirne auf dieser Welt, die ‚gleich‘ sind. Diese Verschiedenheit ist unser Glück; gäbe es sie nicht, würden wir aufgrund von Monotonie in einer sich ständig rasant ändernden Welt alsbald schlicht untergehen …

ARTIKEL VORLÄNDER

(1) Der Grundtenor des Artikels von Hans Vorländer ist — und dies in Übereinstimmung mit dem schwedischen Forschungsinstitut Varieties of Democracies [V-Dem][1] –, dass die liberalen Demokratien unter einem starken Druck stehen, den man sehr wohl als besorgniserregend einstufen kann.

(2) Jenseits der nackten Zahlen, die das V-Dem vorlegt, nach denen es 1990 weltweit nur 41 Staaten gab, die man als liberaler Demokratien bezeichnen könnte, und dass seit 1990 sich diese Zahl auf nur noch 32 reduziert hat — also alle ca. 3 Jahre eine liberale Demokratie weniger –, sind die konkreten Umstände, unter denen heute liberale Demokratien existieren, sehr wohl ein möglicher Weckruf für alle, die mit dem Konzept der liberalen Demokratie wichtige Wertvorstellungen verknüpfen.

(3) Den Unterschied zwischen einer liberalen Demokratie und einer bloßen Wahl-Demokratie sieht Vorländer im Vorhandensein und Funktionieren von Elementen wie z.B. Gewaltenteilung, Unabhängigkeit von Justiz und Medien, Freiheit der Meinungsäußerung, diskriminierungsfreie Umgang mit Minderheiten, Anerkennung soziokultureller Vielfalt, Schutz von Grund- und Menschenrechten, und fairer politischer Wettbewerb.

(4) Aber selbst in den noch liberalen Demokratien geraten diese Elemente — und noch weitere — zunehmend unter Druck und es ist eine offene Frage, wie resilient (widerstandsfähig) liberale Demokratien sind, um diesen Druck zu überstehen.

(5) Mit Blick auf Prof. Przeworski von der New York University [2] stellt er — fast beruhigend — fest, dass sich bislang kein festes Muster erkennen lässt, wann und wie Demokratien sich auflösen und zerfallen; es gibt allerdings viele einzelne Faktoren, deren Funktionsuntüchtigkeit einen möglichen Niedergang begünstigen könnten.

(6) Krisen sind besondere gesellschaftliche Zustände (z.B. Bankenkrise, Finanzkrise, Migrationskrise, Eurokrise, Stabilisierungsmechanismen des Internationalen Währungsfonds, Corona Pandemie, Flutkatastrophen, …), in denen staatliches Handeln gefordert ist und wo es das Vertrauen der Bürger in die demokratischen Institutionen stärken kann. Die Art und Weise der Kommunikation mit den Bürgern spielt dabei eine wichtige Rolle.

(7) Spätestens die Corona-Pandemie hat deutlich gezeigt, dass es viel Missmut und Kritik gegeben hat. Die Tendenz zum Unterlaufen der üblichen demokratischen Verfahren durch Rückgriff auf anonyme Expertenrunden war einer der kritischen Punkte in der aktuellen Corona Pandeemie. Dazu wurden zahlreiche extremistische Strömungen sichtbar, die nicht erst seit Corona existieren, sondern schon viele Jahre Europaweit und in den USA unüberhörbar von sich reden machen. Für solche eher extremistische Gruppierungen, die Demokratien grundsätzlich in Frage stellen, sind Krisen — wie z.B. Corona oder Flutkatastrophen — und die unglückliche Handhabung demokratischer Verfahren eine willkommene Gelegenheit sich in Szene zu setzen.

(8) Doch darf man sich durch die Einmischung radikaler Gruppierungen nicht darüber hinweg täuschen lassen, dass auch normale Bürger berechtigte Sorgen haben, Zweifel hegen, ja sogar wütend sind auf die Art und Weise, wie politische Repräsentanten und Institutionen agieren.

(9) Diese Kritik hat schon seit Jahren zu einer wachsenden Entfremdung zwischen Bürgern und staatlichen Institutionen, ihren Parlamenten, ja sogar zu den Parteien geführt, die doch eigentlich die unmittelbare Verbindung von Bürgern und demokratischen politischen Institutionen ermöglichen sollten. So hat der Parlamentarismus und die politischen Parteien am meisten an Anerkennung und Akzeptanz verloren. Bürger fühlen sich immer weniger durch die Parteien vertreten. Es gibt deutliche Zeichen von Entfremdung in der gefühlten Distanz zwischen Regierenden und Regierten. Viele bislang üblichen sozialen Infrastrukturen zur Vermittlung zwischen Bürger und Politikern sind heute deutlich geschwächt oder ganz weg.

(10) Doch gibt es neben den politischen Parteien nicht Nichts; es gibt das neue Phänomen von ‚Bewegungen‘, die außerhalb der Parteien ihre Interessen zu vertreten suchen. Diese Bewegungen mit oft starken Führungsfiguren deuten einen Wandel der liberalen Demokratien an, wenngleich bislang in konstitutionellen Bahnen. Damit einhergehend meint Vorländer die Tendenz zu einer Hyperpersonalisierung zu erkennen. Vielleicht ist es kein Zufall, dass dieses Phänomen der vielen neuen Bewegungen parallel auftritt zur neuen Allgegenwart des Internets mit all seinen vielfältigen sozialen Medien (Twitter, messenger Dienste, …). Empörungen, Erregungen, und Stimmungen wirken direkter und können schneller und stärker die Meinungen beeinflussen. Diese Meinungen spielen sich außerhalb der Institutionen ab; es fehlen vermittelnde Räume. Am Beispiel des Trumpismus (aber nicht nur da) kann man sehen, wie der direkte Zusammenschluss zwischen populistischen Strömungen und ihrer Führer gesucht wird, um damit die kritisierten demokratischen Institutionen einfach zu umgehen.

GEDANKEN ZUM ARTIKEL

  1. Die obigen Punkte bilden nur einen Ausschnitt aus dem breiten Bild, das Hans Vorländer zeichnet, ein Ausschnitt dessen Auswahl und Zuschnitt auf den Autor dieses Diskurses zurückgeht (siehe den einleitenden Punkt ‚Hermeneutik‘).
  2. Für die weiterführenden Überlegungen soll auch — mit einem Seitenblick — der interessante Beitrag von Wolfgang Schäuble nicht unberücksichtigt bleiben.
  3. Aus der Sicht des oksimo Paradigmas richtet sich der Fokus der Überlegungen auf die Akteure in diesem Feld der liberalen Demokratie, auf jene, die staatliche Institutionen vertreten, politische Gremien, die politischen Parteien, und jene, die allgemein als Bürger gelten, die in diesem Staat leben, z.T. auch wählen dürfen, aber zwischen den Wahlen nahezu keine ’normalen‘ Mitwirkungsmöglichkeiten haben.
  4. In einer liberalen Demokratie ist die staatliche Gewalt an die gewählten Parlamente delegiert, die von unterschiedlichen Institutionen unterstützt werden. Idealerweise sollen die Parlamente die Aufgaben der Gesellschaft mit Blick auf die Zukunft und die unterschiedlichen Lebensverhältnisse im Land erkennen und in möglichst optimaler Weise, speziell auch nachhaltig, zukunftsfähig machen. Jede Gegenwart ist ein Ausschnitt aus der möglichen Zukunft von Gestern. Wurde gestern mit Blick auf die mögliche Zukunft schlecht gehandelt, dann ist die aktuelle Gegenwart das Ergebnis solcher Versäumnisse.
  5. Für die Frage nach einer nachhaltigen Zukunft für eine liberale Demokratie sind daher weniger Einzelereignisse interessant, weniger Ausnahmesituationen, weniger individuelle Skandale, sondern eher der alltägliche Prozess, in dem alle involviert sind, und der geeignet ist, alle Bürger in ihrer Vielfalt auf nachhaltige Weise für eine entsprechend nachhaltige Zukunft vorzubereiten, zu befähigen, und zu begeistern. Womit sich die Frage stellt, wie denn das Format des alltäglichen Prozesses in einer liberalen Demokratie beschaffen sein sollte, damit eine nachhaltige Zukunft zumindest wahrscheinlich sein könnte, wenngleich ohne eine 100%-tige Garantie, dass es auch tatsächlich gelingt.
  6. Hans Vorländer lässt in seinem Beitrag viele Aspekte aufblitzen. Hier möchte ich nur zwei Aspekte herausgreifen, die aus Sicht des oksimo Paradigmas von besonderem Interesse sind: das ist einmal (i) die große Entfremdung der Bürger von den politischen Parteien (und umgekehrt!), und zum anderen (ii) die unübersehbare Entstehung und Erstarkung von außerparlamentarischen Bewegungen aller Art.
  7. Würden die politischen Parteien diese Bewegungen aufgreifen, würden die Parlamente eine neue, intensive Kommunikation mit diesen Bewegungen suchen, dann könnten diese neuen dynamischen Bewegungen möglicherweise zu einer Verlebendigung der bestehenden Parteien und Parlamente führen; vielleicht. Bislang überwiegt aber der Eindruck einer bestehenden und zunehmenden Entfremdung zwischen neuen Bewegungen und etablierten Parteien und Parlamenten. Würde es bei diesen Tendenzen bleiben, wäre ein ernster Konflikt zwischen gegebenen konstitutionellen Formen der Demokratie und einem wachsenden Teil der Bevölkerung vorgezeichnet.
  8. Fragt man sich, woher denn diese wachsende Entfremdung komme, dann gibt es mindestens zwei Faktoren, die sich abzeichnen: (i) Die reale Kommunikation zwischen Bevölkerung und etablierten Parteien und Parlamenten ist real schwach, gestört, und wird aktuell eher schwächer; (ii) Die inhaltlichen Anschauungen der verschiedenen Gruppen divergieren vielfach sehr stark. Dies wird durch die Aufsplitterung der Öffentlichkeit in immer mehr Teilöffentlichkeiten mit jeweils immer weniger innerer Pluralität begünstigt. Es entstehen kognitive Weltbilder weitgehend unabhängig voneinander. Da diese Weltbilder für jede Gruppe eine gruppenspezifische Handlungsbasis bieten, stehen sich zunehmend Weltbilder als Alltagsvorstellungen gegenüber, die immer weniger kompatibel sind; zusätzlich scheinen die ‚Inhaber dieser spezifischen Weltbilder‘ immer weniger fähig und willens zu sein, ihre eigenen Weltbilder irgendwie in Frage zu stellen. Das Ergebnis sind Verteufelungen der anderen, eine immer stärkere Bereitschaft zu Gewaltaktionen, weil man die Fähigkeit verloren hat, über Weltbilder zu reden, so dass man diese im gemeinsamen Diskurs unterschiedlich beleuchtet, anders bewertet, und möglicherweise modifiziert.
  9. Die Erstarrung im Umgang mit kognitiven Bildern der Welt ist eine Form von ‚Systemstörung‘: es ist eine grundlegenden Eigenschaft von biologischen Systemen auf der Erde, dass sie mehr als 3 Mrd.Jahre auf diesem Planeten nur überlebt haben, weil sie extrem anpassungsfähig waren, wandlungsfähig, grundlegend lernfähig. Besonders der homo sapiens verfügt über sehr außerordentliche Fähigkeiten, zu lernen und sich durch Kommunikation mit anderen zu koordinieren. Jedoch gehört es zur Eigenheit hochentwickelter lernender Systeme, dass sie nicht deterministisch sind: sie können, aber sie müssen nicht. Das ist ihr Geheimnis. Wenn sie sich aber ihrem realen Lernen grundsätzlich verweigern durch starres Festhalten an nur wenigen Aspekten ihrer dynamischen Umwelt, dann schreiben sie ihren Untergang fest. In einer dynamischen Welt kann kein statisches System auf Dauer überleben.
  10. Was in dieser Situation hilfreich wäre, das wären neue Formen einer gruppenübergreifenden Kommunikation, die nicht nur die unterschiedlichen Anschauungen sichtbar macht, sondern zusätzlich auch grundlegende Strukturen von Weltbildern.
  11. Das oksimo Paradigma wendet sich generell an Gruppen, und zwar beliebige Gruppen von Menschen (Bürgern). Jeder einzelne gilt als ein Experte; vorab wird kein Unterschied gemacht. Für die Kommunikation ist nur die eigene Sprache notwendig (Deutsch, Englisch, …). Von allen Beteiligten wird erwartet, dass sie in der Lage sind, sich zu einigen, welche Aspekte in einer bestimmten Situation sie als real gegeben annehmen. Ferner wird erwartet, dass sie in der Lage sind, jene Situation in der Zukunft zu beschreiben, die sie aktuell anstreben wollen. Und dann besteht die gemeinsame Kommunikation darin, zu beschreiben, wie man in einzelnen Schritten von der aktuellen Situation zur zukünftigen Situation kommen kann. Man kann diesen Prozess auch so sehen, dass alle zusammen eine Art Drehbuch schreiben mit einzelnen Szenen (Situationen), mit den beteiligten Akteuren und den gewählten Aktionen, die unterschiedliche viel weitere Ressourcen benötigen (Zeit, Geld, Material, Wechselwirkung mit anderen, …). Zusätzlich bietet oksimo die Möglichkeit, das Drehbuch jederzeit auch als Simulation ablaufen zu lassen, oder gar während der Simulation eine aktive Rolle als Spieler zu übernehmen; einfach die bis dahin gegebenen Regeln anwenden oder ad hoc neue Regeln zu generieren, indem man das Drehbuch abändert. Simulation und Spielen bietet eine sehr intensive Form, sich mit den Ideen des Drehbuchs und den anderen auseinander zu setzen. Mit oksimo kann man zusätzlich auch Künstliche Intelligenz [KI] einsetzen. Diese ist aber nur insoweit interessant, als die menschlichen Akteure selbst Ziele und Konzepte haben, denen sie folgen wollen.
  12. In der Theorie könnte eine für alle verfügbare oksimo Umgebung also nicht nur grundlegend zu einer verbesserten Verständigung unter allen Bürgern beitragen (falls diese überhaupt lernen wollen!), es könnte mit der Zeit auch das Wissen um die Welt dramatisch verbessert werden, und zwar für alle, jederzeit, auch für die Politiker. Die heute vielfach zu beobachtenden ‚Sololäufe‘ jenseits einer demokratischen Öffentlichkeit wären dann weder notwendig noch langfristig möglich.

ANMERKUNGEN

[1] Homepage: Varieties of Democracies [V-Dem], https://www.v-dem.net/en/

[2] Adam Przeworski (Professor of Politics, New York University): https://en.wikipedia.org/wiki/Adam_Przeworskihttps://as.nyu.edu/content; Private Webseite: https://as.nyu.edu/content/nyu-as/as/faculty/adam-przeworski.html

DAS OKSIMO PARADIGMA und Demokratie

UNIVERSELLE PROZESSPLANUNG
8.Aug 2021 – 6.Januar 2022
URL: oksimo.org
Email: info@oksimo.org

Autor: Gerd Doeben-Henisch (gerd@oksimo.org)

KONTEXT

Dieser Text ist Teil des BEGRIFFLICHEN RAHMENS ZUM OKSIMO PARADIGMA innerhalb des oksimo.org Blogs.

IDEE

Wie im Abschnitt DER OKSIMO WISSENSRAUM ALS DYNAMISCHER GRAPH auf der Startseite oksimo.org beschrieben wird, soll das zum oksimo Paradigma gehörige Wissen in Form eines dynamischen Wissensgraphen aufgebaut werden: Man startet mit möglichst wenig Einstiegspunkten (‚Wurzelknoten‘), und führt von diesen schrittweise in die zugehörigen nachgeordneten begrifflichen Räume. Natürlich kann es zu Querverweisen oder auch Rückverweisen kommen. Die minimale Logik eines solchen Wissensgraphen besteht darin, dass es keinen Wissensknoten ‚einfach so‘ geben darf: jeder Wissensknoten bedarf eines Vorgängers (ausgenommen die Wurzelknoten), und jeder Wissensknoten im Graphen erbt das ‚Wissen seiner Vorgänge‘, seinen ‚Kontext‘.

Im Fall des Themenknotens Demokratie ist der zugehörige Wissensraum aus heutiger Sicht (= 2021) ziemlich groß. In der zeitlichen Dimension kann man mindestens bis ins klassische Griechenland zurück schauen, also ca. 2500, oder weiter. Ein Blick auf konkrete Beispiele von Systemen, die mehr oder weniger dem ‚Ideal‘ einer Demokratie nahe kommen, wird viele Beispiele finden. In der begrifflichen Dimension, die sich über die verschiedenen konkreten Systeme aufspannen lässt, findet sich eine große Palette von Sichtweisen, die sich aus verschiedenen kulturellen Kontexten wie auch unterschiedlichen wissenschaftlichen Disziplinen herleiten: Staatsrechtler, Soziologen, Kulturanthropologen, Politikwissenschaftler, Historiker, …. wer Halt in den Verfassungstexten sucht, der wird im Prozess der Interpretation angesichts dieser großen Vielfalt an Meinungen schnell zum Stillstand kommen: Was ist es denn nun, was eine ‚Demokratie‘ auszeichnet?

Hier, im oksimo.org Blog geht es zudem nicht um die alles umfassende Theorie, sondern um die Frage, ob und wie das oksimo Paradigma einen Beitrag dazu leisten kann, dass das, was ‚Demokratie‘ genannt wird, konstruktiv unterstützt wird. Also, wir wollen uns nicht unbedingt mit dem ‚ganz Großen und Ganzen‘ beschäftigen, andererseits brauchen wir eine begriffliche Fassung, die von den meisten als das akzeptiert wird, was ‚wir‘ (= wer genau? Die Welt? Europa? Deutschland? Wer in Deutschland? …) unter ‚Demokratie‘ verstehen wollen.

Um die Diskussion im Beginnen ‚anfassbar‘ zu machen, soll der Phänomenbereich auf Deutschland und die aktuelle Deutsche Verfassung eingegrenzt werden. Möglicherweise ist diese nicht ideal, aber das ist die, die wir zur Zeit haben, und ob sie ideal oder nicht ideal ist, kann man nur sagen, wenn man sowohl die aktuelle Verfassung kennt als auch mögliche Alternativen, die man dann vergleichend abwägen kann.

Im Folgenden sollen in loser Folge Themen, Problemstellungen, Sichten genannt werden, die alle irgendwie mit dem Konzept und der Idee von Deutschland als Demokratie zu tun haben, anhand deren man versuchen kann, schrittweise eine gemeinsame Meinung zu entwickeln.

OFFENE THEMENLISTE [1]

  • ‚Gehacktes Parlament‘: Ein Parlament gilt als gehackt [2], wenn die gewählten Abgeordneten ihre Autonomie dazu benutzen, die Interessen vorwiegend — oder ausschließlich — in den Dienst von ganz von speziellen Interessengruppen zu stellen, gegen die Interessen der Allgemeinheit und gegen den Geist einer nachhaltigen Politik.
  • ‚Gehackte Finanzwirtschaft‘: die Finanzwirtschaft ist ursprünglich ein Teil der sogenannten ‚Realwirtschaft‘. Wenn sich eine Finanzwirtschaft regulativ immer mehr von der Realwirtschaft und einer demokratischen Kontrolle abgekoppelt hat, dann kann sie ganze Volkswirtschaften — oder gar die Weltwirtschaft — so massiv beeinflussen, dass die Realwirtschaft und die Politik eines Landes zum bloßen Spielball dieser Interessen werden.
  • ‚Gehackte Infrastrukturen‘: Es gibt wichtige Strukturen, die dem Erhalt und dem Wohlergehen einer ganzen Gesellschaft dienen (Wasser, Energie, Wohnen, Landwirtschaft, Gesundheit, Verkehr, …). Wenn die Erhaltung und der Betrieb dieser Infrastrukturen von staatlichen Behörden an private Betreiber ohne wirkliche Qualitätskontrolle abgegeben werden, dann degenerieren diese Leistungen dauerhaft und können eine Gesellschaft von innen zerstören.
  • ‚Erstarrtes Bildungssystem‘: in einer sich dynamisch verändernden Welt mit einer immer stärker ausdifferenzierten Wirtschaft und immer stärkeren Einwirkungen des Menschen auf das System Erde und sein Biom kommt dem Wissen in den Köpfen der Menschen eine strategische Schlüsselrolle zu: wenn eine Bevölkerung sich selbst, ihr eigenes System und ihre Umwelt nicht mehr hinreichend versteht, dann zerstört sich das System von selbst. Wenn die Kulturtechniken, die dazu beitragen sollen, dass ein hinreichend angemessenes Wissen in allen Köpfen verfügbar ist, für diese Aufgabe nicht mehr geeignet erscheinen, dann ist das Bildungssystem erstarrt und damit eine große Gefahr für eine nachhaltige Zukunft.
  • ‚Erstarrte Verwaltungen‘: Verwaltungen sind dazu da, dass das politische System seine politischen Zielvorgaben in einer komplexen Gesellschaft so umsetzen kann, dass die Ziele optimal zur Wirkung kommen. Wenn Verwaltungen aufgrund ihrer ‚Beschaffenheit‘ dazu wenig oder gar immer weniger in der Lage sind, dann bedrohen sie direkt den Fortbestand der Gesellschaft.
  • ‚Entfremdete Macht‘: Für alle gesellschaftliche Prozesse in einer ‚Demokratie ist es wichtig, dass die gemeinsam vereinbarten Ziele angemessen verwirklicht werden (dazu gehören auch Auffassungen von Menschenrechten, die hinreichend gewahrt sein sollen). Dazu bedarf es einer demokratisch legitimierte Macht. Wenn eine Macht nicht demokratisch legitimiert ist — entweder weil das demokratische System in sich gestört ist oder weil sie direkt von speziellen Interessengruppen gespeist wird — es meintendann können allgemeine und nachhaltige Ziele sehr schnell überlagert werden von speziellen Zielen, die nur einigen Menschen dienen und/ oder die nicht besonders nachhaltig sind.
  • ‚Zersplitterte Öffentlichkeit‘: Eine Demokratie benötigt für eine qualitativ gute Meinungsbildung eine funktionierende Öffentlichkeit, in der hinreichend viele tragfähige Meinungen und Erkenntnisse für prinzipiell alle in verständlicher Form verfügbar sind. Falls nicht, kann sich in einer Demokratie kein wirklich qualitativ guter Konsens ausbilden.
  • ‚Herausfiltern von Qualität‘: In allen Bereichen der Gesellschaft, ganz speziell in der Politik, braucht es auf allen Ebenen Gremien, die Ziele zusammenführen und in nachhaltige Prozesse umformen. Damit solche Prozesse eine hinreichende Qualität besitzen, bedarf es hinreichend vieler Kompetenzen in solchen Gremien. Wenn solche Gremien tendenziell Kompetenzen ausklammern, Diversität klein halten, dann kann sich dies unmittelbar auch auf die Qualität auswirken; sie wird dann immer schlechter.
  • ‚Der ausgesperrte Bürger‘: In der deutschen Demokratie hat die Verfassung das Instrument der politischen Parteien eingeführt, damit die Vielfalt der Erfahrungen und Meinungen der Bürger sich über politischen Parteien eine Stimme verschaffen kann, die dann in Gestalt von gewählten Abgeordneten in die Parlamente getragen werden. Wenn nun eine politische Partei sich aber nur als ‚Wahlverein‘ für Abgeordnete versteht, die dann als Gewählte ‚abgekoppelt von den Bürgern‘ ihre privaten Interessen verwirklichen, dann ist der Bürger real von dem politischen Geschehen ausgeschlossen. Es gibt keine weitere von der Verfassung unterstütze Möglichkeit, sich als Bürger substantiell Gehör zu verschaffen. Wenn man bedenkt, dass z.B. die Abgeordneten des Deutschen Bundestages ca. 0,0008% der Erfahrungen vertreten, die in der Gesamtheit der Bürger verfügbar ist, dann ist die weitgehende Ausklammerung der Bürger rein Wissenstechnisch sehr fraglich; der ‚Geist einer Demokratie‘ verlangt möglicherweise radikal andere Konzepte.

DISKURS -Fallweise

Es folgen hier in loser Folge Besprechungen von Artikeln, die das Thema im Sinne von oksimo beleuchten können. Das Format dieser Besprechungen kann eher ‚einfach‘ sein oder ’sehr anspruchsvoll’…

  1. Anmerkungen zu Wolfgang Schäuble „Das Prinzip der Repräsentation“ (Letzte Änderung 3.Juli 2021)
  2. Wie belastbar ist die Demokratie – Vorländer, FAZ, 9.Aug.2021, S.6 (Letzte Änderung: 12.Aug 2021; mit Herausarbeitung der speziellen oksimo Perspektive)
  3. OKSIMO PARADIGMA und DEMOKRATIE – Das V-dem Forschungsinstitut für Demokratie (Letzte Änderung: 28.August 2021)
  4. SUSTAINABLE DEMOCRACIES (Letzte Änderung: 23.Sept. 2021) /* In dem korrespondierenden Blog uffmm.org gibt es einen Beitrag vom 28.August 2021, der einen Zusammenhang skizziert zwischen der Idee von ’nachhaltigen Demokratien‘ (’sustainable democracies‘) und dem oksimo Paradigma. */
  5. BEDROHUNG VON DEMOKRATIEN DURCH MENTALEN VIRUS (Letzte Änderung: 14.Okt.2021)

ANMERKUNGEN

[1] Diese Liste enthält — noch nicht — Tatsachenbehauptungen, wie einzelne Leser zu verstehen meinten, sondern enthält Kurzbeschreibung von Phänomenen, die im Kontext von einer Demokratie wie Deutschland auftreten können. Falls sie auftreten, ist dies für die Demokratie mehr oder weniger schädlich. Allerdings kann der Autor dieses Textes sagen, dass er zu all diesen Phänomenen jeweils mindestens eine, meistens sogar mehrere, Dokumentationen gelesen hat, wodurch er überhaupt erst auf die Idee kam, diese Phänomene anzusprechen. Es wird Teil der weiteren Arbeit sein, diese Dokumentationen nach und nach einzuarbeiten. Zur Erinnerung: es geht hier nicht um Schwarzmalerei als solche oder ungute Stimmungsmache oder dergleichen sondern darum, dass sich Bürger aufgrund klarer Erkenntnisse von Fehlfunktionen in die Lage versetzen können, durch ihr Handeln den Fortbestand der Demokratie zu sichern bzw. die gemeinsame Demokratie dadurch vielleicht sogar zu verbessern. Ohne ausreichend gebildete und engagierte Bürger kann es keine Demokratie geben.

[2] Die Eigenschaft ‚gehackt‚ kommt ursprünglich aus dem Bereich der Computer-Software. Computer-Software besteht aus Unmengen von Befehlen, die mit Daten operieren können. Im Normalfall soll ein Computerprogramm ganz bestimmte Aufgaben erfüllen. Ein ‚Missbrauch‘ von Computerprogrammen kann in mehrfacher Form vorliegen:

  1. Der Einsatz eines Programms wird von anderen Personen mit beeinflusst, die dazu nicht vorgesehene sind; sie nutzen das Programm dann für ihre eigenen Zwecke. Solche Personen kann man allgemein als ‚Hacker‘ bezeichnen. Sie durchbrechen einen intendierten Verwendungszusammenhang.
  2. Hacker können such aber auch Zugang zum Programmcode selbst verschaffen und dort die Anordnung der Befehle und Daten abändern. Das kann dann bewirken, dass das Programm dann ‚äußerlich‘ noch so arbeitet, wie gedacht, aber im einzelnen Dinge bewirkt, die so nicht vorgesehene waren.

Wenn man Gesellschaft im allgemeinen und Kultur speziell als ein System von Regeln versteht, dann liegt es nahe, den Begriff des ‚Hackens‘ auch auf diese Regelsysteme zu übertragen. Einer, der dies ausgiebig gemacht hat, ist Bruce Schneier. Auf einer RSA Konferenz im Jahr 2020 hat er einen interessanten Vortrag gehalten zum Thema ‚Hacking Society‚. Anhand konkreter Beispiele zeigt er, wie man soziale (auch kulturelle) Systeme ‚hacken‘ kann. Ein prominentes Beispiel in seinem Vortrag ist das Finanzsystem, das von unterschiedlichen Gruppierungen ‚gehackt‘ wurde und damit seiner eigentlichen Bestimmung entfremdet wird. In diesem erweiterten Sinne wird der Begriff ‚gehackt‘ in der hier vorliegenden Verfassung benutzt.

[3] Bruce Schneier: https://www.schneier.com

[4] Bruce Schneier, 2020, RSA Konferenz, Hacking Society: https://www.youtube.com/watch?v=NVGtfVj_9Y0

UNIVERSELLE PROZESSE PLANEN – KOLLEKTIONEN VON ZUSTÄNDEN (S) UND VISIONEN (V)

UNIVERSELLE PROZESSPLANUNG
4.Aug 2021 – 4.Aug2021
URL: oksimo.org
Email: info@oksimo.org

Autor: Gerd Doeben-Henisch (gerd@oksimo.org)

KONTEXT

Dieser Text ist Teil des Themas UNIVERSELLE PROZESSE PLANEN – Wie geht das? im oksimo.org Blog.

KOLLEKTION(en)

Mittlerweile kann man in oksimo nicht nur Regeln zusammenfassen, sondern auch Visionen (V) und Zustandsbeschreibungen (S). Diese Zusammenfassungen heißen Kollektionen (‚collections‘).

Angenommen man hat verschiedene Visionen V1, …, Vn formuliert in separaten Texten, dann kann man diese jetzt unter einem Sammelnamen zu einer Kollektion zusammenfassen V1n ={V1, …, Vn}. Entsprechend mit Zustandsbeschreibungen S1, …, Sm S1m = {S1, …, Sm}.

Dieser Mechanismus ist dann hilfreich, wenn man eine Aufgabe bearbeitet, die sich nach Themen sortieren lässt und wo man zu jedem Thema verschiedene Teilaspekte benennen möchte. Man kann dann ein Thema zu einem Sammelnamen machen und dann entweder jedes Thema einzeln testen oder Kombinationen von Themen.

BEISPIEL EINES DREHBUCHS MIT KOLLEKTIONEN

Visionen (Zukünftige Zustände)

GERDV1 = {Gerd ist nicht hungrig.}

GERDV2 = {Gerd trifft Chris.}

Kollektion GERDV12 = {GERDV1, GERDV2}

(Anfangs-)Zustände

GERDS1 = {Es ist Mittag 12:00h.}

GERDS2 = {Gerd ist hungrig.}

GERDS3 = {Gerd ist in seinem Büro.}

Kollektion GERDS123 = {GERDS1, GERDS2, GERDS3}

Geplanter Verlauf

  1. S123 = {Es ist Mittags 12:00. Gerd ist hungrig. Gerd ist in seinem Büro.}
  2. Gerd beschließt 100% zur Pizzeria zu gehen.
  3. Gerd isst.
  4. Chris kommt auch in die Pizzeria.
  5. Gerd trifft Chris.
  6. Gerd ist nicht hungrig.
  7. Es ist Nachmittag
  8. Gerd geht zurück in sein Büro. Chris geht zurück in sein Büro.

REGELN für das Drehbuch

Rule: GERDZURPIZZERIA2

Conditions:

Es ist Mittags 12:00.

Gerd ist hungrig.

Probability: 1.0

Positive Effects:

Es ist noch Mittags.

Gerd beschließt zur Pizzeria zu gehen.

Negative Effects:

Es ist Mittag 12:00h.

Gerd ist in seinem Büro.

Rule: GERDINPIZZERIA3

Conditions:

Es ist noch Mittags.

Gerd beschließt zur Pizzeria zu gehen.

Probability: 1.0

Positive Effects:

Gerd ist in der Pizzeria.

Gerd isst.

Chris kommt auch in die Pizzeria.

Gerd trifft Chris.

Negative Effects:

Gerd beschließt zur Pizzeria zu gehen.

Rule: GERDNACHESSEN3

Conditions:

Gerd ist in der Pizzeria.

Gerd isst.

Gerd trifft Chris.

Probability: 1.0

Positive Effects:

Gerd ist nicht hungrig.

Negative Effects:

Gerd ist hungrig.

Chris kommt auch in die Pizzeria.

Rule: GERDNACHMITTAG3

Conditions:

Gerd ist nicht hungrig.

Gerd ist in der Pizzeria.

Probability: 1.0

Positive Effects:

Es ist Nachmittag.

Negative Effects:

Gerd ist in der Pizzeria.

Es ist noch Mittags.

Gerd isst.

Gerd trifft Chris.

RULE-KOLLEKTION

(Zusammenfassung mehrerer Regeln zu einem Regelblock)

DOC-GERDPIZZERIA1

GERDZURPIZZERIA2

GERDINPIZZERIA3

GERDNACHESSEN3

GERDNACHMITTAG3

DEFINIERE NEUE SIMULATION

Selected visions:

col GERDV12

Selected states:

col GERDS123

Selected rules:

doc DOC-GERDPIZZERIA1

Enter maximum number of simulation rounds

> 8

Your vision:

Gerd ist nicht hungrig.,Gerd trifft Chris.

Initial states:

Gerd ist hungrig.,Gerd ist in seinem Büro.,Es ist Mittag 12:00h.

Round 1

Rules:

GERDNACHESSEN3 not applied (conditions not met)

GERDNACHMITTAG3 not applied (conditions not met)

GERDZURPIZZERIA2 applied (Prob: 100 Rand: 22/100)

GERDINPIZZERIA3 not applied (conditions not met)

Current states: Gerd ist hungrig.,Es ist noch Mittags.,Gerd beschließt zur Pizzeria zu gehen.

0.00 percent of your vision was achieved by reaching the following states:

None

Round 2

Rules:

GERDINPIZZERIA3 applied (Prob: 100 Rand: 97/100)

GERDNACHMITTAG3 not applied (conditions not met)

GERDZURPIZZERIA2 not applied (conditions not met)

GERDNACHESSEN3 not applied (conditions not met)

Current states: Gerd ist hungrig.,Gerd ist in der Pizzeria.,Gerd isst.,Gerd trifft Chris.,Chris kommt auch in die Pizzeria.,Es ist noch Mittags.

50.00 percent of your vision was achieved by reaching the following states:

Gerd trifft Chris.,

Round 3

Rules:

GERDZURPIZZERIA2 not applied (conditions not met)

GERDINPIZZERIA3 not applied (conditions not met)

GERDNACHESSEN3 applied (Prob: 100 Rand: 75/100)

GERDNACHMITTAG3 not applied (conditions not met)

Current states: Gerd ist in der Pizzeria.,Gerd isst.,Gerd ist nicht hungrig.,Es ist noch Mittags.,Gerd trifft Chris.

100.00 percent of your vision was achieved by reaching the following states:

Gerd ist nicht hungrig.,Gerd trifft Chris.,

Round 4

Rules:

GERDINPIZZERIA3 not applied (conditions not met)

GERDZURPIZZERIA2 not applied (conditions not met)

GERDNACHESSEN3 applied (Prob: 100 Rand: 91/100)

GERDNACHMITTAG3 applied (Prob: 100 Rand: 25/100)

Current states: Gerd ist nicht hungrig.,Es ist Nachmittag.

50.00 percent of your vision was achieved by reaching the following states:

Gerd ist nicht hungrig.,

UNIVERSELLE PROZESSE PLANEN – Simulationen mergen (= kombinieren, vereinigen); Parallelprogrammierung als Standard

UNIVERSELLE PROZESSPLANUNG
3.Aug 2021 – 3.Aug2021
URL: oksimo.org
Email: info@oksimo.org

Autor: Gerd Doeben-Henisch (gerd@oksimo.org)

KONTEXT

Dieser Text ist Teil des Themas UNIVERSELLE PROZESSE PLANEN – Wie geht das? im oksimo.org Blog.

SIMULATIOINEN MERGEN (= KOMBINIEREN, VEREINIGEN); Parallelprogrammierung als Standardfall

In einem früheren Post ist schon ein einfaches Beispiel vorgestellt worden, in dem zwei verschiedene Simulationen zu einer einzigen Simulation vereinigt worden sind. Dazu wurden aus dem oksimo Menü

Welcome to Oksimo v0.11.aba5

MAIN MENU
1 is NEW VISION
2 is MANAGE VISIONS
3 is VISION COLLECTIONS
4 is NEW STATE
5 is MANAGE STATES
6 is STATE COLLECTIONS
7 is NEW RULE
8 is MANAGE RULES
9 is RULE DOCUMENT
10 is NEW SIMULATION
11 is MANAGE SIMULATIONS
12 is LOAD SIMULATION
13 is COMBINE SIMULATIONS
14 is SHARE
15 is EXIT SIMULATOR
Enter a Number [1-15] for Menu Option

die Option 13 is COMBINE SIMULATIONS benutzt.

Vorausgesetzt, man hat mindestens zwei Simulationen S1 undS2, dann kann man diese gegebenen Simulationen mit ‚combine‘ (‚kombinieren‘) zu einer Simulation vereinigen und unter einem neuen Namen abspeichern.

Getrennt trotz Vereinigung

In dem zitierten Beispiel war dies einmal die Simulation zeit1-SIM1 gewesen und die Simulation time1-SIM1. Im Prinzip waren diese beiden Simulationen sehr ähnlich. In zeit1-SIM1 ist der Hauptakteur allerdings ein Mann und die Simulation ist in Deutscher Sprache, und in time1-SIM1 ist die Hauptakteurin eine Frau und die Simulation ist in Englisch. Nach der Vereinigung beider Simulationen laufen beide Simulationen als eine Simulation ab. Man erkennt dies nur darin, dass sich der Deutsche und der Englische Text mischen. Die Abläufe der beiden Simulationen ändern sich aber ansonsten inhaltlich nicht.

Echte Interaktion = Parallelprogrammierung als Multithreading

Das Kombinieren von getrennten Simulationen macht allerdings erst richtig Sinn, wenn man mögliche Wechselwirkungen zwischen unterschiedlichen Prozessen sichtbar machen und ausnutzen kann. Wie im Abschnitt Simulatorkern beschrieben wird, bearbeitet der oksimo Simulator Prozesse grundsätzlich parallel, und zwar so, dass sich die Wirkungen überlagern können. Dies hat Vor- und Nachteile. Als nachteilig kann man empfinden, dass man als Drehbuchschreiber unerwünschte Überlagerungseffekte explizit neutralisieren muss. Andererseits ist es ein Vorteil, Überlagerungseffekte zu haben, da diese im realen Alltag den Normalfall bilden. Die bisherigen Experimente sprechen dafür, dieser Überlagerungseffekte als Vorteil zu sehen.

So kann man im folgenden sehr einfachen — Beispiel erkennen, wie zwei individuelle Prozesse jeder für sich eine Art normalen Ablauf haben. Vereinigt man aber beide Prozesse, so können sie unmittelbar eine Interaktion/ Wechselwirkung entfalten, einfach nur, weil sie simultan ausgeführt werden.

STORY für S1

  1. Es ist Mittags 12:00. Gerd ist hungrig.
  2. Gerd beschließt 100% zur Pizzeria zu gehen.
  3. Gerd isst.
  4. Wenn Gerd Chris trifft dann 100% redet er mit Chris.
    1. Wenn Gerd mit Chris redet, dann 100% haben beide neue Ideen.
  5. Gerd ist nicht hungrig.
  6. Es ist Nachmittag
  7. Weiter zu (1)

STORY für S2

  1. Es ist Mittags 12:00. Chris ist hungrig.
  2. Chris beschließt 100% zur Pizzeria zu gehen.
  3. PIZZERIA: Chris isst.
  4. Wenn Chris Gerd trifft dann 100% redet er mit Gerd.
    1. Wenn Christ mit Gerd redet, dann 100% haben beide neue Ideen.
  5. Chris ist nicht hungrig.
  6. Es ist Nachmittag
  7. Weiter zu (1)

Wie man unschwer erkennen kann, sind beide Geschichten nahezu gleich. Es gibt allerdings zwei verschiedenen Akteure (Gerd, Chris), die jeweils individuell, separat ihren Prozess leben können.

SIMULATION Story S1 alleine

dev GERD-PIZZERIA2-SIM1

Enter maximum number of simulation rounds

10

Your vision:
Gerd ist nicht hungrig.
Initial states:
Gerd ist hungrig.,Es ist Mittags 12:00.

Round 1

Rules:
GERDMEETSCHRIS1 not applied (conditions not met)
INPIZZERIA2 not applied (conditions not met)
GERDNACHMITTAG2 not applied (conditions not met)
ZURPIZZERIA2 applied (Prob: 100 Rand: 0/100)
GERDNACHESSEN1 not applied (conditions not met)
Current states: Gerd beschließt zur Pizzeria zu gehen.,Es ist noch Mittags.,Gerd ist hungrig.

0.00 percent of your vision was achieved by reaching the following states:
None

Round 2

Rules:
GERDNACHESSEN1 not applied (conditions not met)
ZURPIZZERIA2 not applied (conditions not met)
INPIZZERIA2 applied (Prob: 100 Rand: 13/100)
GERDMEETSCHRIS1 not applied (conditions not met)
GERDNACHMITTAG2 not applied (conditions not met)
Current states: Gerd ist in der Pizzeria.,Es ist noch Mittags.,Gerd ist hungrig.,Gerd isst.

0.00 percent of your vision was achieved by reaching the following states:
None

Round 3

Rules:
GERDNACHESSEN1 applied (Prob: 100 Rand: 64/100)
GERDNACHMITTAG2 not applied (conditions not met)
ZURPIZZERIA2 not applied (conditions not met)
GERDMEETSCHRIS1 not applied (conditions not met)
INPIZZERIA2 not applied (conditions not met)
Current states: Gerd ist nicht hungrig.,Gerd ist in der Pizzeria.,Es ist noch Mittags.,Gerd isst.

100.00 percent of your vision was achieved by reaching the following states:
Gerd ist nicht hungrig.,

Round 4

Rules:
INPIZZERIA2 not applied (conditions not met)
ZURPIZZERIA2 not applied (conditions not met)
GERDNACHESSEN1 applied (Prob: 100 Rand: 75/100)
GERDNACHMITTAG2 applied (Prob: 100 Rand: 27/100)
GERDMEETSCHRIS1 not applied (conditions not met)
Current states: Es ist Nachmittag.,Gerd ist nicht hungrig.

100.00 percent of your vision was achieved by reaching the following states:
Gerd ist nicht hungrig.,

Round 5

Rules:
GERDNACHMITTAG2 not applied (conditions not met)
ZURPIZZERIA2 not applied (conditions not met)
GERDNACHESSEN1 not applied (conditions not met)
GERDMEETSCHRIS1 not applied (conditions not met)
INPIZZERIA2 not applied (conditions not met)
Current states: Es ist Nachmittag.,Gerd ist nicht hungrig.

100.00 percent of your vision was achieved by reaching the following states:
Gerd ist nicht hungrig.,

Round 6

Rules:
ZURPIZZERIA2 not applied (conditions not met)
GERDMEETSCHRIS1 not applied (conditions not met)
GERDNACHMITTAG2 not applied (conditions not met)
GERDNACHESSEN1 not applied (conditions not met)
INPIZZERIA2 not applied (conditions not met)
Current states: Es ist Nachmittag.,Gerd ist nicht hungrig.

100.00 percent of your vision was achieved by reaching the following states:
Gerd ist nicht hungrig.,

Round 7

Rules:
GERDNACHMITTAG2 not applied (conditions not met)
GERDNACHESSEN1 not applied (conditions not met)
INPIZZERIA2 not applied (conditions not met)
GERDMEETSCHRIS1 not applied (conditions not met)
ZURPIZZERIA2 not applied (conditions not met)
Current states: Es ist Nachmittag.,Gerd ist nicht hungrig.

100.00 percent of your vision was achieved by reaching the following states:
Gerd ist nicht hungrig.,

Man kann aus den aktuellen Zuständen (‚current states‘) entnehmen, dass Gerd Mittags zur Pizzeria gegangen ist, weil er hungrig ist, dort gegessen hat und er dann nicht mehr hungrig war. Mittlerweile war es Nachmittag. Die andere Geschichte verläuft sehr ähnlich:

SIMULATION Story S2 alleine

Enter the name of the wanted simulation:

dev CHRIS-PIZZERIA2-SIM11

Enter maximum number of simulation rounds

10

Your vision:
Chris ist nicht hungrig.
Initial states:
Chris ist hungrig.,Es ist Mittags 12:00.

Round 1

Rules:
INPIZZERIA2b not applied (conditions not met)
CHRISNACHESSEN1 not applied (conditions not met)
ZURPIZZERIA2b applied (Prob: 100 Rand: 0/100)
CHRISNACHMITTAG2 not applied (conditions not met)
CHRISMEETSGERD1 not applied (conditions not met)
Current states: Chris ist hungrig.,Chris will zur Pizzeria zu gehen.,Es ist noch Mittags.

0.00 percent of your vision was achieved by reaching the following states:
None

Round 2

Rules:
CHRISMEETSGERD1 not applied (conditions not met)
CHRISNACHMITTAG2 not applied (conditions not met)
INPIZZERIA2b applied (Prob: 100 Rand: 20/100)
CHRISNACHESSEN1 not applied (conditions not met)
ZURPIZZERIA2b not applied (conditions not met)
Current states: Chris ist hungrig.,Chris ist in der Pizzeria.,Es ist noch Mittags.,Chris isst.

0.00 percent of your vision was achieved by reaching the following states:
None

Round 3

Rules:
CHRISMEETSGERD1 not applied (conditions not met)
INPIZZERIA2b not applied (conditions not met)
CHRISNACHESSEN1 applied (Prob: 100 Rand: 34/100)
ZURPIZZERIA2b not applied (conditions not met)
CHRISNACHMITTAG2 not applied (conditions not met)
Current states: Chris ist in der Pizzeria.,Es ist noch Mittags.,Chris isst.,Chris ist nicht hungrig.

100.00 percent of your vision was achieved by reaching the following states:
Chris ist nicht hungrig.,

Round 4

Rules:
CHRISNACHESSEN1 applied (Prob: 100 Rand: 12/100)
CHRISMEETSGERD1 not applied (conditions not met)
INPIZZERIA2b not applied (conditions not met)
ZURPIZZERIA2b not applied (conditions not met)
CHRISNACHMITTAG2 applied (Prob: 100 Rand: 81/100)
Current states: Es ist Nachmittag.,Chris ist nicht hungrig.

100.00 percent of your vision was achieved by reaching the following states:
Chris ist nicht hungrig.,

Round 5

Rules:
INPIZZERIA2b not applied (conditions not met)
CHRISMEETSGERD1 not applied (conditions not met)
ZURPIZZERIA2b not applied (conditions not met)
CHRISNACHMITTAG2 not applied (conditions not met)
CHRISNACHESSEN1 not applied (conditions not met)
Current states: Es ist Nachmittag.,Chris ist nicht hungrig.

100.00 percent of your vision was achieved by reaching the following states:
Chris ist nicht hungrig.,

Round 6

Rules:
ZURPIZZERIA2b not applied (conditions not met)
CHRISMEETSGERD1 not applied (conditions not met)
CHRISNACHMITTAG2 not applied (conditions not met)
CHRISNACHESSEN1 not applied (conditions not met)
INPIZZERIA2b not applied (conditions not met)
Current states: Es ist Nachmittag.,Chris ist nicht hungrig.

Round 7

Rules:
INPIZZERIA2b not applied (conditions not met)
CHRISNACHESSEN1 not applied (conditions not met)
CHRISNACHMITTAG2 not applied (conditions not met)
ZURPIZZERIA2b not applied (conditions not met)
CHRISMEETSGERD1 not applied (conditions not met)
Current states: Es ist Nachmittag.,Chris ist nicht hungrig.

100.00 percent of your vision was achieved by reaching the following states:
Chris ist nicht hungrig.,

Kombination von zwei Drehbüchern mit Wechselwirkung

Die Frage ist, ob diese beiden Prozesse, die isoliert ohne besondere Vorkommnisse ablaufen, bei Vereinigung neue (‚emergente‘) Eigenschaften zeigen? [1] – [3] Ein kurzer Test zeigt zunächst, dass dies der Fall ist.

Vereinigte Simulation S12 aus S1 und S2 herstellen

Enter the name of the wanted simulation:

> GERD-PIZZERIA2-SIM1

Enter the name of another simulation or leave empty to save:

> CHRIS-PIZZERIA2-SIM11

Enter the name of another simulation or leave empty to save:

>

Enter name for combined simulation:

> GERD-CHRIS-PIZZARIA-2

Saved!

Testen der neuen vereinigten Simulation S12

Enter the name of the wanted simulation:

> dev GERD-CHRIS-PIZZARIA-2

Enter maximum number of simulation rounds

> 15

Your vision:

Chris ist nicht hungrig.,Gerd ist nicht hungrig.

Initial states:

Es ist Mittags 12:00.,Gerd ist hungrig.,Chris ist hungrig.

Round 1

Rules:

CHRISMEETSGERD1 not applied (conditions not met)

INPIZZERIA2b not applied (conditions not met)

ZURPIZZERIA2 applied (Prob: 100 Rand: 73/100)

CHRISNACHMITTAG2 not applied (conditions not met)

INPIZZERIA2 not applied (conditions not met)

GERDNACHMITTAG2 not applied (conditions not met)

GERDMEETSCHRIS1 not applied (conditions not met)

CHRISNACHESSEN1 not applied (conditions not met)

ZURPIZZERIA2b applied (Prob: 100 Rand: 87/100)

GERDNACHESSEN1 not applied (conditions not met)

Current states: Gerd ist hungrig.,Chris ist hungrig.,Gerd beschließt zur Pizzeria zu gehen.,Chris will zur Pizzeria zu gehen.,Es ist noch Mittags.

0.00 percent of your vision was achieved by reaching the following states:

None

Round 2

Rules:

CHRISNACHMITTAG2 not applied (conditions not met)

GERDNACHESSEN1 not applied (conditions not met)

GERDNACHMITTAG2 not applied (conditions not met)

ZURPIZZERIA2b not applied (conditions not met)

GERDMEETSCHRIS1 not applied (conditions not met)

INPIZZERIA2b applied (Prob: 100 Rand: 73/100)

CHRISMEETSGERD1 not applied (conditions not met)

INPIZZERIA2 applied (Prob: 100 Rand: 20/100)

CHRISNACHESSEN1 not applied (conditions not met)

ZURPIZZERIA2 not applied (conditions not met)

Current states: Gerd ist hungrig.,Chris ist hungrig.,Es ist noch Mittags.,Gerd ist in der Pizzeria.,Chris ist in der Pizzeria.,Chris isst.,Gerd isst.

0.00 percent of your vision was achieved by reaching the following states:

None

Round 3

Rules:

GERDMEETSCHRIS1 applied (Prob: 100 Rand: 30/100)

INPIZZERIA2 not applied (conditions not met)

GERDNACHMITTAG2 not applied (conditions not met)

ZURPIZZERIA2b not applied (conditions not met)

CHRISNACHESSEN1 applied (Prob: 100 Rand: 78/100)

ZURPIZZERIA2 not applied (conditions not met)

CHRISMEETSGERD1 applied (Prob: 100 Rand: 57/100)

CHRISNACHMITTAG2 not applied (conditions not met)

GERDNACHESSEN1 applied (Prob: 100 Rand: 70/100)

INPIZZERIA2b not applied (conditions not met)

Current states: Gerd hat gute Ideen.,Chris redet mit Gerd.,Chris hat gute Ideen.,Gerd ist in der Pizzeria.,Chris isst.,Gerd isst.,Gerd redet mit Chris.

,Chris ist nicht hungrig.,Chris ist in der Pizzeria.,Gerd ist nicht hungrig.,Es ist noch Mittags.

100.00 percent of your vision was achieved by reaching the following states:

Chris ist nicht hungrig.,Gerd ist nicht hungrig.,

Round 4

Rules:

CHRISNACHMITTAG2 applied (Prob: 100 Rand: 81/100)

CHRISNACHESSEN1 applied (Prob: 100 Rand: 61/100)

GERDNACHESSEN1 applied (Prob: 100 Rand: 82/100)

ZURPIZZERIA2 not applied (conditions not met)

GERDNACHMITTAG2 applied (Prob: 100 Rand: 85/100)

INPIZZERIA2 not applied (conditions not met)

GERDMEETSCHRIS1 applied (Prob: 100 Rand: 86/100)

INPIZZERIA2b not applied (conditions not met)

CHRISMEETSGERD1 applied (Prob: 100 Rand: 42/100)

ZURPIZZERIA2b not applied (conditions not met)

Current states: Gerd ist nicht hungrig.,Gerd redet mit Chris.,Gerd hat gute Ideen.,Chris ist nicht hungrig.,Chris redet mit Gerd.,Chris hat gute Ideen.

,Es ist Nachmittag.

100.00 percent of your vision was achieved by reaching the following states:

Chris ist nicht hungrig.,Gerd ist nicht hungrig.,

Resultate

In Runde 3 geschieht etwas Neues im Vergleich zu den Einzelausführungen. Beide Akteure reden miteinander und haben gute Ideen.

Wie ist dies möglich?

Im Entwicklermodus (dev) zeigen Simulationen alle Regeln an, die jeweils angewendet oder nicht angewendet wurden, dabei fallen die folgenden vier Regeln auf:

GERDMEETSCHRIS1 applied (Prob: 100 Rand: 30/100)

CHRISNACHESSEN1 applied (Prob: 100 Rand: 78/100)

CHRISMEETSGERD1 applied (Prob: 100 Rand: 57/100)

GERDNACHESSEN1 applied (Prob: 100 Rand: 70/100)

Im Gegensatz zu den Einzelausführungen gibt es bei der simultanen Ausführung für jeden Akteur zwei Regeln, die zusätzlich ausgeführt werden. Diese nehmen explizit Bezug auf das mögliche Ereignis, dass der eine den anderen trifft.

Schauen wir uns beispielhaft eine Regel an:

Rule:GERDMEETSCHRIS1

Conditions:

Chris ist in der Pizzeria.

Gerd ist in der Pizzeria.

Probability: 1.0

Positive Effects:

Gerd redet mit Chris.

Gerd hat gute Ideen.

Negative Effects: —

Diese Regel besagt, dass wenn sowohl Gerd als auch Chris in der Pizzeria sind (Condition, Bedingung), dann soll mit einer 100%-Wahrscheinlichkeit der Fall eintreten, dass beide miteinander reden (= Positiver Effekt). Ein negativer Effekt wird nicht notiert.

Bei Einzelausführung tritt der Fall nicht ein, wohl aber bei kombinierter Ausführung.

Es liegt als beim Drehbuchautor, welche Fälle dieser vorsiehet, damit sie — wenn es dann soweit ist — aktiv werden.

Erinnert man die anderen Beispiele, die in diesem Blog schon vorgestellt wurden, dann kann man sich leicht vorstellen, wie man solche kombinierten Drehbücher sehr leicht weiter mit Komplexität vollpacken kann (unterschiedliche Wahrscheinlichkeiten, mehr Fallunterscheidungen, …).

ANMERKUNGEN

[1] Parallele Programmierung, Wikipedia [DE]: https://de.wikipedia.org/wiki/Parallele_Programmierung

[2] Multithreading, Wikipedia [DE]: https://de.wikipedia.org/wiki/Multithreading

[3] Wenn zwei Systeme S1 und S2 gegeben sind, die zusammen ein Phänomen P zeigen, das bei Einzelausführung nicht vorkommt, dann kann man dieses Phänomen P als ‚emergent‚ charakterisieren.